25 französische Vorbilder in Chambord und St.-Germain-en-Laye. Aber ein Baumotiv wie die viergeschossige Loggia vor dem großen Wendelstein kann keineswegs als eine Art Abbrevia tur von italienischen, alpenländischen oder süddeutschen Arkadenhöfen bewertet werden. Zum Verständnis der Eigenart des Dresdner Moritzschlosses ist vielmehr die Tradition der wettinischen Schloßanlagen seit der Meißner Albrechtsburg von Bedeutung. Die Mittelbeto nung der Hofansicht durch einen Wendelstein wie in Meißen und Torgau verbot sich in Dresden durch den mittelalterlichen Baublock des Hausmannsturmes, der eine entsprechen de Erschließung von Räumen unmöglich machte. Längst waren aber Treppenhäuser als von Loggien umgebene Baukörper auch zum Hofraum hin offen, konnten als Zuschauerbühne für Turniere und Festaufzüge im Hof genutzt werden. Sowohl der Große Wendelstein als auch der doppelgeschossige Arkadenumgang vor dem Hausmannsturm in der Südostecke des Hofraumes des Schlosses Hartenfels in Torgau dürften die unmittelbare Anregung für die Dresdner Lösung gegeben haben. Eckwendelsteine wurden schon am Schloß Wittenberg symmetrisch entsprechend in den Hofecken angelegt, wenngleich noch mit spätgotischem Formenvokabular. Mit dem Dresdner Schloßbau wurde also vor allem ein Fazit aus einer achtzigjährigen Tradition wettinischer Schloßbauten gezogen. Daß diese Tatsache nicht so leicht erkennbar ist, darf den neuartigen Dekorationsformen der Renaissance, vor allem dem skulpturalen Bauschmuck und dem Kleid der einst den ganzen Bau umziehenden Sgraffito- Dekorationen zugeschrieben werden. Der Skulpturenschmuck an den nördlichen Treppentürmen und an dem ersten Geschoß der dem Hausmannsturm vorgelagerten Loggia - in Sandstein ausgeführt - ist von besonderer Qualität, die sich an den erhaltenen Resten noch ablesen läßt. Teils besitzt er dekorativen Charakter. So überspinnen Groteskdekorationen von erstaunlicher Vielfalt die Pilaster der Wendelsteine. Teils finden sich Figuren als Tragefiguren, so am nordöstlichen Treppenturm, biblischen Charakters. Am nordwestlichen sind es manieristische Karyatidenhermen, soge- ,h n ui je**« imia* ra it » Aufzug der Zeit und der sieben Planeten am 28. Juni 1613, Ölgemälde von Daniel Brettschneider