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Lieder mit Pianofortebegleitung von J. Brahms, gesungen von Frau Lehmann-Kalisch. a) Ein Wanderer. Hier, wo sich die Strassen scheiden, Wo nun geh’n die Wege hin? Meiner ist der Weg der Leiden, Dess ich immer sicher bin. Wand’rer, die des Weges gehen. Fragen freundlich: Wo hinaus? Keiner wird mich doch verstehen, Sag’ ich ihm, wo ich zu Haus. Reiche Erde, arme Erde, Hast du keinen Raum für mich? Wo ich einst begraben werde, An der Stelle lieb’ ich dich. C. Reinhold (Köstlin). b) Am Sonntag Morgen. Am Sonntag Morgen zierlich angethan, Wohl weiss ich, wo du da bist hingegangen, Und manche Leute waren, die dich sah’n Und kamen dann zu mir, dich zu verklagen. Als sie mir’s sagten, hab’ ich laut gelacht Und in der Kammer dann geweint zur Nacht. Als sie mir’s sagten, fing ich an zu singen, Um einsam dann die Hände wund zu ringen. Nach dem Italienischen von Paul Heyse. c) Frühlingstrost. Es weht um mich Narzissenduft, Es spricht zu mir die Frühlingsluft: Geliebter, Erwach’ im rothen Morgenglanz, Dein harrt ein blüthenreicher Kranz, Betrübter! Wir sind dir Alle wohlgesinnt, Du armes, liebebanges Kind, Wir Düfte! Warst immer treu uns Spielgesell, Drum dienen willig dir und schnell Die Lüfte. Nur musst du kämpfen drum und thun Und länger nicht in Träumen ruh’n; Lass schwinden! Komm, Lieber, komm auf’s Feld hinaus, Du wirst im grünen Blätterhaus Ihn finden. Zur Liebsten tragen wir dein Ach Und kränzen ihr das Schlafgemach Mit Blüthen. Wir wollen, wenn du von ihr gehst Und einsam dann und traurig stehst, Sie hüten. Erwach’ im morgenrothen Glanz, Schon harret dein der Myrthenkranz. Geliebter! Der Frühling kündet gute Mär’, Und nun kein Ach, kein Weinen mehr, Betrübter! Max von Schenkendorf.