Klaus Mauersberger Große Köpfe Dresdner Ingenieurwissenschaften Will man den Weg der Technischen Universität Dresden von den bescheidenen Anfän gen als Technische Bildungsanstalt bis zur heutigen Volluniversität nachzeichnen, so fällt einem als Metapher für den bemerkenswerten Aufstieg zu einem akademischen Großunternehmen der Gegensatz zwischen jenem kleinen Pavillon auf der Brühlschen Terrasse (Titel Rückseite, vor der Hofkirche), welcher gewissermaßen die historische Keimzelle verkörperte, und dem riesigen Areal des heutigen Campus in der Südvorstadt ein. Doch die Geschichtlichkeit einer Universität ist nicht vordergründig aus ihren Bau ten und Einrichtungen zu begreifen, sie ist auch nicht in der üblichen institutionellen Entwicklung oder gar im Fortschreiten der Wissenschaftsinhalte allein zu fokussieren. Die historische Ausstrahlung einer Universität lebt zuvörderst von den Wissenschaftler persönlichkeiten, die ihren Werdegang getragen und geprägt haben. Gleich den alten Adelsgeschlechtern zeigen die ehrwürdigen Universitäten gern die Ahnenreihe ihrer berühmten Gelehrten vor und zieren damit die Wände von Aula oder Senatssaal. Die Ingenieurausbildung als jüngstes Glied akademischer Gelehrsamkeit ist in Dresden noch nicht einmal zwei Jahrhunderte zu Hause, sieht man von den im voranstehenden Beitrag erwähnten Vorläufern einmal ab. Sie hat aber gleichwohl bedeutende Köpfe hervorgebracht, die weit über Hochschulgrenzen ausstrahlten und Reputation erlang ten. Gerade das enorme Potential an Kreativität, Sachkenntnis und Lehrbegabung machte die Professorenschaft zum eigentlichen Gestalter ihrer hohen Schule. Das, was man heute in ökonomisierter Weitsicht zum »Humankapital« zu verkürzen pflegt, war die Voraussetzung für jene Dynamik, die in den Ingenieurwissenschaften des ausgehen den 19. Jahrhunderts geradezu zu einer Wissensexplosion führte, welche der Technik zu jener Stellung verhalf, die sie in der industriell geprägten Moderne zu einem exklusiven Feld von Lehre und Forschung heranreifen ließ. Ingenieure und Technikwissenschaftler prägen noch immer das Bild dieser Technischen Universität, doch haben sich wissen schaftliche Inhalte, Methoden und Profession seit der Zeit der Frühindustrialisierung gründlich gewandelt. Der Ingenieurstand hat in einer beispiellosen Emanzipationsbewe gung gesellschaftliches Ansehen erlangt. Insofern spiegeln die Lebensläufe bedeuten der Wissenschaftler gleichsam ein Kapitel Wissenschaftsgeschichte mit all ihren sozialen und kulturellen Implikationen. Die Ingenieurwissenschaften als ein junger Wissenschaftszweig entstanden im Gefolge der Industrialisierung, wenngleich ihre Wurzeln sehr weit zurückreichen. Insti-