87 dann den Warenhandel auf den Import von Sil ber-, Kupfer-, Kolonialwaren und den Export sächsischer Wirk-, Web- und Strickwaren aus. Vor allem aber stärkte er die Bank durch die Abwicklung respektabler Staatsgeschäfte. Eine vollständige Emanzipation vom Warenhandel vollzogen allerdings erst seine - evangelisch ge tauften - Söhne Carl (1798-1874)” und Julius (1802-1862), die vor allem über die (Mit-)Finan- zierung von Aktienbrauereien und Eisenbah nen in den Industrialisierungsprozeß eingriffen. In der Folgezeit forcierten sie unter Beteiligung weiterer Privatbankiers die Gründung einer gro ßen Aktienbank, die 1872 unter dem Signum »Dresdner Bank« mit 30 Angestellten im Kaskel- schen Bankhaus eröffnet wurde. Als ihr unbe stritten führender Kopf etablierte sich der junge, hochmotivierte und ausgesprochen fähige Dresd ner Bankierssohn Eugen Gutmann (1840-1925), der das Projekt offenbar entwickelt und den Kaskels erfolgreich unterbreitet hatte. 10 ’ Nach der 1881 erfolgten Gründung der Niederlassung in Berlin verlagerte sich der Schwerpunkt des neuen Unternehmens schnell in die Hauptstadt. Gustav Felix Freiherr von Kaskel um 1870 Dresden behauptete sich unter Leitung Gustav v. Klemperers (1852-1926) als wichtige Filiale; die Dresdner Bank aber wandelte sich von einer »Bank für Sachsen« zu einer »Bank für das Reich«. 11 ’ Auf anderem Wege, als dies bei den Kaskels der Fall war, »verschwanden« im Kaiserreich noch zwei weitere traditionsreiche jüdische Privatbanken. Zum einen betrifft dies das Bankhaus M. Schie, das der langjährige Judenälteste Mendel Schie (1782-1848) zu einer ersten Blüte ge führt hatte. Weitergeführt wurde das Geschäft von seinem Sohn Wilhelm Schie (1805-1861) 12) , der sein einziges Kind Auguste 1846 mit Joseph Bondi verheiratete. Da die Ehe geschieden wurde, ließ sich so der Fortbestand des Bankhauses nicht garantieren. Nach dem Tode von Wilhelm Schie, der 1857 zu den Begründern der Dresdner Börse gehört hatte, wurde M. Schie Nachf, da her von den ehemaligen Prokuristen Louis Lesser, Alfred Wolf und Oskar Lesser geleitet. 1891 er folgte schließlich die Liquidiation der Firma und die Übernahme durch Gebt. Arnhold. Auch Philipp Elimeyer (f 1860), der sein Dresdner Bankhaus 1829 begründet hatte und der Dresdner Börse in deren Anfangszeit sogar »Unterschlupf« in seinem Hause (Jüdenhof 1) ge währt hatte 13 ’, plagten Sorgen um den Fortbestand des Unternehmens. Sein Schwiegersohn Carl Mankiewicz übernahm die Bank 1860 und ernannte 1871 seinen Stiefbruder Max Chram- bach zum Teilhaber. Im Jahre 1872 wurde Mankiewicz im Gründungskonsortium der Dresdner