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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 31.01.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-01-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189601311
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18960131
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18960131
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-01
- Tag1896-01-31
- Monat1896-01
- Jahr1896
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 31.01.1896
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Gt»„ (Neichw.) »och nnr Verschärfung der staatlichen KnntroKe für »nnfchenSwerth Mr. «da. vrdel (foj^> «einte, der Untergang der »Ade" hab« bewiesen, daß aas de« Schiff de« Norddeutschen Lloyd nicht Alle« in Ord«mg gewesen sei, nnd beschwerte sich über di« zahlreichen Selbst- «ord« nnter de« Sohlrnzieher» sowie über die Mißhandlungen «ns den Schiffen. Staatsminister v. Bötticher verlas da« UrtheU de« Seeamt« in Bremerhaven, au« de« hervorgeht, daß aus der „Elbe" Alle« in Ordnung gewesen sei und die Mannschaft ihre Schuldigkeit grthan habe. E« sei dafür Sorge getragen, daß in Zukunft nur leistungsfähige Personen al« Kohlenzieher verwendet würden : auch gegen die Miß handlungen auf Schiffen werde energisch eingeschritten werden. Abg. Lenzmann sfreis. Bolk«p.) bezeichnete die Angriffe auf die deutsche« Rhedereten auf Grund eigener Beobachtungen al« völlig unbegründet. Auf die nochmalige Erörterung de« Unfall« der „Elbe" durch den Abg. Bebel (sozd.) bemerkte der Abg. Lieber (Ttr.), daß die deutsche« Behörden bei dem beklagen«wertheu Unfall ihre volle Schuldigkeit grthan hätten. Oefterveich. Die „Politische Korrespondenz" erklärt die Auslassungen einer gewissen Presse des In- und Aus lände« über eine beabsichtigte Aenderung der Thronfolge ordnung al« Erfindungen und weist auf die völlige Grund losigkeit dieser Kombinationen hin, sowie auf das Unziemliche, da« in der tendenziösen Fortspinnung dieser Gerüchte liege. Die Behauptung vollends, daß Seitens de« Ministeriums de« Auswärtigen i l dieser Beziehung ein amtlicher Schrift wechsel mit den auswärtigen diplomatischen Vertretern Oesterreich-Ungarns geführt worden sei, sei ein täppischer Ver such, einer Unwahrheit durch eine andere Halt zu verleihen. Portugal- Als der König am Mittwoch in einem offenen Wagen sich auf der Rückfahrt besang schleuderte rin der anarchistischen Partei angehöriger Arbeiter Steine gegen den Wagen des Königs. Ein Stein traf den Flügel- adjutanten, welcher au« dem Wagen sprang und den Atten täter verhaften ließ. Dieser bracht« alsdann Hochrufe auf die sociale Republik aus. Infolge des Attentates wurden dem Könige zahlreiche sympathische Kundgebungen dargebracht. Türkei. Ei« besonderer Berichterstatter der „Köln. Ztg.", der gegenwärtig die armenischen Distrikte bereist, er zählt, daß' unter den zahlreichen Armeniern des russischen Transkaukasien« eine höchst unzufriedene und gereizte Stim mung herrscht, wozu namentlich das Einschreiten der russischen Regierung gegen die armenischen Kirchenschulen beigetragen hat. In Tiflis war sogar — meldet ein Drahtbericht — in den letzten Tagen eine armenische Erhebung geplant, die nur durch das besonnene Einschreiten der Priester und Be hörden vereitelt wurde. Zahlreiche Verhaftungen sind von den russischen Behörden vorgenommen worden. Auch ein Konstantinopeler Bericht der „Köln. Ztg." bestätigt, daß an verschiedenen Stellen der asiatischen Türkei, namentlich in Kurdistan, der Ausstand weiter um sich greift. In letzteren Distrikten sind die wilden Bergstämme in offener Empörung. Sie sind gut bewaffnet und mit zahlreichen, zumeist in Ruß land gekauften Gewehren versehen. — In Konstantinopel wurden 25 Armenier al« Verfasser und Ueberbringer von Drohbriefen an armenische Notabel« verhaftet. verüiches «n» Sächsisches. Riesa, 31. Januar 18S6. — Berichtigung. In dem gestrigen Berichte über die Stadtverordnetensitzung muß es Zeile 13 von unten an statt io»/,«/« 8'/,°/o heißen. — Der Landesobstbauverein für das Königreich Sach, sen läßt Mittwoch, 5. Februar, den zweite« Theil des Obst- verwerthungSkursus in der ObstverwerthungSanstalt des Rit tergutsbesitzers Dcgenkolb in Rottwernsdorf bet Pirna ab halte«, wobei die Kellerarbciten bei der Obstweinbereitung, das Abziehen und Klären derselben praktisch vorgesührt wird. Dr. Klöppel, Lehrer an der Landwirthschaftlichen Schule in Meißen, wird dabei praktische Demonstrationen über Bestim mung d.s Säure- und Zuckergehaltes beim Most mit Be rechnung des Wasser- und Zuckerzusatzes auf Grund dieser Bestimmungen, sowie des Alkoholgehalts im Wein mittelst Destillation unter Zuhilfenahme des Aräometers vornehmen. Diese Demonstrationen finden nach Ankunft des Vormittags Uhr L Min. von Pirna abgehenden Zuge« im Bahnhofs- restaurant zu Roltwernsdorf statt. Die Theilnahme an diesem nur einen Tag dauernden Kursus ist kostenfrei und Jedermann gestattet. — Die gestillten Hyacinthe«, jene stark duftenden Kinder- Floras, erfreuen jetzt wieder unser Auge. Sinnig schmückt man mit ihnen im Winter, wenn Vie Natur draußen noch schlummert, die Fenster, und von Neuem wird täglich die Hoff nung auf den kommenden Frühling erweckt. Der Sage nach verdankt die Hyacinthe ihr Dasein dem Sonnengotte Apollo, der sie schuf, als er im neckischen Spiele seinen Liebling Hya kinthos getödtet hatte. Erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts ist die Hyacinthe aus der Gegend von Bagdär nach Konstantinopel und erst im 17. Jahrhundert weiter nach Westeuropa gebracht worden. Nachdem in Holland die Tulpe aus der Mode gekommen war, trat sodann die Hyacinthe an ihre Stelle. Neben der Anerkennung einer vorzüglichen Kultur der neuen Modeblume gebührt den Holländern auch der Ruhm, die ersten gcsülllen Hyacinthen gezogen zu haben. Mit diesem glücklichen Erfolge hatte cs aber folgende Bcwandlniß. Peter Voerhelni, einer der berühmtesten Bluinistcn in Harlem, hatte mehrere Zwiebeln der neuen seltenen Blume gepflanzt und er beobachtete und bewachte seine theuern Lieblinge zur Zeit der Entfaltung ununterbrochen. Jedes Krämchen wurde sorgfältig auSgezupst, aber auch ebenso jede abweichend gesonnte Knospe unbarmherzig entfernt. Zu feinem große-: Leidwesen aber brachte eine der Zwiebeln, die er ganz besonders gepflegt, fast lauter unregelmäßig gebildete Knospen, die dem Abrupfen zu fällig nup dadurch entgingen, daß während der Blüthenemfaltung den besorgten Gärtner da« Zipperlein (Gicht in Händen und fußens eine ganze Woche lang unbarmherzig an» Bett fesselte, odaß er seine theuern Pfleglinge auch nicht einmal zu Gesicht bekam. Wie freudig aber war er überrascht, al» er nach seiner Genesung sie alle in voller Blüthe sand, und wie sehr erstaunte er erst; al» jene LieblingSzniebel mit den abnormen Knospen — die schönsten gefüllte» Blüthen entfaltet hatte, die der frühen Vernichtung nur durch seine dazwischen gekommene Krankheit entgangen waren! Außer sich vor Freude, taufte er daS neue Blumenkind auf den Namen „Mary*. Leider ging sie schnell ein und zwei andere gefüllte dazu. Erst beim dritten Male gelang es, das neue Blumenwunder zu erhalten und die Zwiebel zu vermehren. Letztere erhielt den Namen „Livß ok xrsrrt Lrttain^, und sie gilt noch heute al» der Stammvater aller gefüllten Hyacinthen. — Vom Landtage. Die Erste Kammer bewilligte gestern nach dem Regiftrandenvortrag die Kap. 22 bi« 24 und Kap. 27 bis 31 des Staatshaushalts, Livilliste, Schatullenbedürf- Nisse rc. Ihrer Majestät der Königin, Apanagen, Sammlungen für Kunst und Wissenschaft, auf Staatskassen ruhende Jahres renten, Ablösung von dem Domänenetat nicht angehörigen Lasten, Landtagskoften, Stenographisches Institut und allge meine Regierung«- und VerwaltungSangelegenheiten betreffend, nachdem zu Kap. 24, König!. Sammlungen, Kammerherr v. Schönberg einigen Wünschen Ausdruck gegeben und der Re- gierungskommissar Geh. Regierungsrath Dr. v. Seidlitz er widert hatte. Einem zu Kap. 31 ausgesprochenem Wunsche de« Herrn Oberbürgermeister« Dr. Dittrich gegenüber ant wortete Se. Exzellenz der Herr StaatSminister v. Watzdorf in entgegenkommendem Sinne. Hierauf ließ die Kammer auf Antrag der vierten Deputation die Petitionen der Auguste Fichtner in Hof, die Gewährung einer Unterstützung aus dem sächsischen Landarmeao.rbande betreffend, der Gemeinden Wildbach, Langenbach, Zschocken rc. um Aufhebung des 8 11 des ParochiallastengesetzeS, de« Privatmannes Heinrich Dietz in Leipzig, Ausschließung aller Personen, welche den Mani« sestationseid geleistet haben oder erfolglos ausgepfändet worden sind, von der Wahlberechtigung rc. betreffend, auf sich beruhen und nahm schließlich die Anzeige der vierten Deputation über zwei für unzulässig erklärte Petitionen entgegen. — Die Zweite Kammer beschäftigte sich zunächst mit dem Deputations bericht über den Gesetzentwurf, betreffend die ärztlichen Be zirksvereine. Die Deputation beantragte, den Entwurf mit einzelnen, von der Regierung gebilligten Abänderungen an zunehmen. Gegen das ganze Gesetz sprach Abg. Geyer. Abg. Dr. Schill tadelte die Art, wie man die Uebereinstimmung der einzelnen Ehrengerichtsordnungen zu erreichen gedenke. Se. Exzellenz der Herr Staatsminister v. Metzsch verwahrte sich gegen den Vorwurf des Abg. Geyer, daß es an der Regierung läge, wenn der Kammer nicht ebenso, wie der Deputation, nähere Unterlagen für die zu schaffende St.»des« ordnung gegeben worden seien. Herr Geh. Regierungsrath Dr. Fischer wendete sich gegen den Abg. Dr. Schill. Nach dem noch Vizepräsident Streit, die Abgg. Opitz, Dr. Minck« Witz, Goldstein, Stolle-Gesau, RostoSky, Steiger und Behrends gesprochen hatten, wurde der Gesetzentwurf mit den von der Deputation vorgeschlagenen Aenderungen angenommen. Hier nach wurde der Antrag Rüder und Genoffen auf Einführung einer Umsatzsteuer für den von Erwerb«- und Wirthschaftsgenosseuschaften rc. getriebenen Detail handel durch die Abgg. Rüder und Huste begründet. Gegen die Fassung des Antrags sprach Abg. Dr. Schill. Vizepräsi dent Streit und Abg. Schubert-Chemnitz waren mit Ueber- wersung des Antrags an die Gesetzgebungsdeputation einver standen. Die Abgg. Opitz und Wetzlich rechtfertigten ten Antrag. Gegen ihn sprachen die Abgg. Postelt, Seifert und Stolle-Gesau. Abg. Rüder - Roßwein gab schließlich seiner Freude Ausdruck, daß der Antrag, abgesihen von den Sozial demokraten, im Allgemeinen beifällige Ausnahme gefunden habe. Redner rechtfertigte dann noch einmal die Einbringung des Antrages. Ob derselbe von der Beschwerde« oder Gesitz- gebungsdeputation behandelt werde, sei an sich ganz gleich. Er ändere daher seinen Antrag dahin ab, daß er bitte, den selben nicht der Sesctzgebungsdeputation, sondern der Bc- schwcrde- und Pelitionsdeputation zu überweisen. L ieser Antrag wurde gegen die Stimmen der Sozialdemokraten angenommen. * Leutewitz. Bei der am vorigen Dienstag stattge- ft.ndenen Neuverpachtung ist die hiesige Jagd dem jetzigen, für Herrn Hauptmann Brunner eingeiretenen Jagdpachter, Herrn Amtmann Fuhrmerster, wieder zugeschlagen worden. * Roda, 30. Januar. In der heut gen 3 Morgen stunde brannte hier das Hatramsche Grundstück bis auf die Umfassungsmauern nieder. Am Brandorte war die Freiw. Feuerwehr zu Nünchritz mit ihrer Spritze als erste anwesend. H Dresden, 31. Januar. Unter den 18 Mrlitärab- senken, die heute vor der 4. Strafkammer des Kgl. Land- gerichts zu Geldstrafen von je 300 M. ev. 30 Tagen Ge- fängniß in eontuWsoism verurtheilt wurden, befand sich der zuletzt in Riesa aushältliche Handarbeiter Kranz Robert Riemczyk. Es handelte sich um Hinterziehung der Wehrpflicht gemäß 8 140 des RcichSstrafgesctzbuches und hiernach hielt der Gerichtshof für erwiesen, daß fämmtliche Angeklagte in der Absicht, sich dem Dienst im stehenden Heere oder der Flotte zu entziehen, da« deutsche Reichsgebiet verlassen haben, resp. ohne Lrlaubniß im AuSlande aushalten. Die meisten der Angeklagten scheinen sich in Amerika aufzuhaltcn und einige derselben sind s. Z. nach Afrika ausgewandert. Aus dem Elbthale,30. Januar. Die eingetretene scharfe Kälte hat den Steinbruchbelri» b natürlich wesentlich beschränkt; eine vollständige Einstellung ist aber immer noch nicht crwlgt. Th urocis betreibt man während der Tages stunden in verschiedenem Brüchen das „Hohlmachen"; anderer- srits wird in Bezug auf sog. kleinere Arbeit Vorrath be- schafft. Im nächsten Frühjahr dürfte die Förderung dann wieder große Dimensionen annehmen, da e« an Bestellungen nicht fehlt und außer der Residenz Dresden sowie der Reichs- hayptstadt namentlich auch verschied«« norddeutsch« Städt« bedeutend« Bedarf an Sandstein habe». Da eine Reihe von Brüchen «« eröffnet wurde, ist für di« Erfüllung d« obwaltenden Bedürfnisse« ausgiebig gesorgt. Au« der Lößnitz. An de« umntttelbar bei de« Bahnhof Kötzscheabroda belegen« Bahnübergänge ereignete sich am Mittwoch Abend ein beklagrnswerther Unglücksfall. Eben war der S Uhr 4 Minute» hier abgehende Persoueu- zug nach Berlin beim Slation»gebä«de vorgefahren und in der Erwartung de« zu gleicher Zeit von Leipzig her die Station vassirenden Schnellzuge» die Uebergangsbarriere herabgrlassen worden, al« ein Fremder, Herr Weinhändler Görlitz au» Oschatz, vom Orte her an dem Bahnhof in voller Eile anlangte und in der Meinung, daß der haltende Zug derjrnig sei, welchen er benutzen müsse, sich mit Gewalt durch die Balken der Barriere zwängte, um über die Gleis anlage nach der anderen — der Perron-Seite — zu ge lange». Da sauste plötzlich an dem Personrnzuge vorüber der Schnellzug heran, erfaßte den Mann und überfuhr ihn derart, daß er sofort getödtet wurde. Chemnitz, 2S. Januar. Der i« 23. Lebensjahre stehende Fabrikarbeiter Kühnert in DiethenSdorf bei Burg städt beabsichtigte am Morgen de« 15. Dezember v. I. die krankgewordene Hauskatze zu erschießen, und legte sie zu diesem Zwecke unter einen Baum, während er unweit der . HauSthüre sich aufstellte. In dem Augenblick, wo der Schuß losging, sprang oer 5 jährige Bruder des Kühnert aus dem Hause auf die Katze zu. Der Knabe erhielt einen Schuß in den Kopf, an dessen Folgen er am anderen Tage gestorben ist. Der unglückliche Schütze, der nach der That in der Ver zweiflung einen Selbstmordversuch beging, stand jetzt vor dem hiesigen königl. Landgericht, daS ihn in Anbetracht der Ver hältnisse zu der Minimalstrafe von einem Monat Gefängniß verurtheilte. Aus dem Vogtland«, 30. Januar. Nach den Er mittelungen, welche über den Umfang der Haus- und Ge- Heimmittel-Jndustrie im Vogtland« und Erzgebirge angestellt worden find, hat sich ergeben, daß seit Einführung der gesetz lichen Krankenversicherung diese Industrie erheblich zurückge« gangen ist. Die Gewährung der Arzt- und Apothekerkosten durch die Krankenkassen hat die früher vielfach angewendetcn Kräuteraufsätze und Hausmittel verdrängt, und die immer weiter fortschreitende Ausbreitung des Naturheilverfahrens schränkt ebenfalls die Anwendung solcher Hausmittel erheblich ein. Immerhin wird die Johannisblume (H.rnios), das Lungenmoos (Stiets), das Feld-Stiefmütterchen (Viola tri- eoloi») und Anderes von Kindern und Erwachsenen fleißig eingetragcn und bei allerlei Gebresten des Körpers ange wandt. Neben diesen wildwachsenden Hausmitteln wird in der Bock iuer Gegend und neuerdings auch im oberen Vogt lande die Angelikawurzel oder „Engelwurz" (LnksUea sa- tivs) im Großen angebaut und aus derselben ein magen stärkender Trank hergestellt. Auf Spiritus gesetzt, giebt die Angelikawurzel ein Destillat, welches auch äußerlich bei Läh mungen, Gicht und Rheumatismus gute Dienste thut. Der Centner Angelikawurzel wird jetzt mit 60 bis 70 Mk. be zahlt, ihre Vcrwerthung erfolgt jedoch aus den oben ange führten Gründen lange nicht mehr in dem Umfange, wie in den früheren Zeiten. Glauchau. In einer hiesigen Eisengießerei sprang vorgestern Nachmittag, nachdem Alles zum Gießen vorbereitet war, der sogen. Luftanblaser — eiserner Kolben, so da.i die schweren eisernen Deckplatten in den Hof geschleudert wur den. In Folge der heftigen Detonation wurden viele Be wohner, die ein Erdbeben befürchteten, aus den Häusern auf die Straße gescheucht. Drei in der Nähe des Gicßofens stehende Arbeiter wmden durch den gewaltigen Luftdruck auf die Seite geschleudert, blieben aber unverletzt. Im Gebäude selbst wurde eine Anzahl Fensterscheiben zertrümmert. Leipzig. Der Siedemeister einer hiesigen Seifenfabrik hatte eines Sonntags zwei Meister aus Concurrenzsabriken in den Fabrikati'onsräumen seines Chefs herumgesührt und hatte dem Letzteren versichert, daß es zwei „durchreisende" College» seien. Da sich diese Angabe als unwahr herausstellte, entließ der Prinzipal den Siedemcister sofort wegen Verraths von Ge schäftsgeheimnissen und das angerufene Gewerbegericht sand die Haltung des Chefs auch deshalb correct, weil der Siedemcister die Unwahrheit gesprochen habe, als er die Angestellten anderer Firmen als „Durchreisende" bezeichnete. — Wie das „Leip ziger Tageblatt" erfährt, hat die Königliche Amtshauptmann schaft den Rekurs des Theater-Direktors Meßthaler gegen das von dem Leipziger Polizeiamte verfügte Verbot der Aufführung von Gerhardt Hauptmanns „Weber" abschläglich beschicken. Die Aufführung des Stückes in Leipzig wird also definitiv nicht stattfinden. Bremen, 28. Januar. Ein Opfer seines Berufs wurde der am Kindcrkrankenha. ü thätige Arzt Dr. med. Hurm. Bei der Operation eines Kindes gerieth vermulhlich giftiger Eiterstoff in eine kleine Wunde an seiner Nase, die schnell anschwoll. Alle operativen Eingriffe der Aerzte halfen nichts; nach furchtbaren Qualen erfolgte heule der Tod. Frankfurt a. M. Die Fahrkarten-Angelegenhcit hat eine sensationelle Wendung genommen und droht der Ham burger Fahrkarten-Affäre vor einigen Jahren ähnlich zu werden. Der Kartenfchwindel soll nach authentischen Mit theilungen schon jahrelang betrieben worden sein. Mehrere Schaffner sollen auch wegen Kuppelei in Untersuchung ge zogen und schwer belastet sein. Schaffner, Zugführer, Packet- meister und Bahnstetgschaffner betrieben seit Jahren gemein sam das „Geschäft". Selbst die Zugrevisorcn sind schwer kompromittilt. Bochum. Wegen unrichtiger Selbsteinschätzung wurde der Hotelbesitzer 'Neubauer Seitens der Strafkammer zu einer Geldstrafe von 1136 Mk. verurtheilt. Er hatte seine Einnahme statt mit 15000 nur mir 13 000 M. angegeben.
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