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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 09.01.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-01-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192801092
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19280109
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19280109
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1928
- Monat1928-01
- Tag1928-01-09
- Monat1928-01
- Jahr1928
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 09.01.1928
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Logedlatt Rtts«. 8«rnr«s Nr. Ä», Voftsoch Nr. »L «nv Anzeiger iClbeblatt oni Än)«iger). Da« Riesaer Tageblatt ist da» zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtthauptünmnschast Grebenhain, de» Amtsgericht« und der Amttanwaltschaft beim Amtsgericht Mesa, de« Rate« der Stadt Mesa, des Finanzamt« Mela und de« Hauvttollamtt Meißen behördlicherseits bestimmte Blatt. Postscheckkonto« Drieden lUL Girokaff« Riesa Nr. Sst, 7. Montag, v. Januar 1Sä8, abends. 81. Jahrg. Dtt^iesä^^ägeN«8^«i5»t»^^««»^äe^^enk^^e^r^8^u«näh»^d«^öm»!^mrF«fttäge^B^»ä«PreiA^«grn^lorau«zahluna, itir «inen Monat 2 Mark L> Psrnnq-, durch Post oder durch Bote». Kür den Kall de« Eintreten» oon Produkttonlverteuerungen, Erhöhungen der Löhn« und Materialtenpreis« behalttn wir un« da» Recht der Pr«it«rhübung und Nachsorderuns vor Lnzetaen für di« Nummer de« Lutgabetag«« sind btt v Ubr vormittag» aufzug«ben und im vorau» zu bezahlen: ein» Gewäbr für da« Erscheinen an bestimmten lagen und Plätzen wird nicht übernommen Grnnbvrei» für die öS «w breite, ö mm hohe Grundschrist-Zetle (S Silben) 25 Gold-Pfennige: die öS mm breit« Reklamezeil« KX) Told>Pf«nnig«: zeittaubender und tabellarische Satz 50', Aufschlag Fest» Tarif» Bewilligter Rabatt erlischt, wenn der Bettag verfällt, durch Klage «ingezoaen «erden mutz oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Zahlung«, und Erfüllungsort: Rie'e Achttägig» tlnteryaltungsbeilag« -Erzähler an der Elbe". — Im Falle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgendwelcher Störungen de« Betriebe« der Druckerei, der Lieferanten oder der Beförderung»«,nrichtungen hat der Bezieh«, Vttmm Anspruch aus Lieferung »der Nachlieferung der Zeitung »der aus Rückzahlung de« Bezug«preise«. «otatimttdruck und Verlag: Langer ü Winterlich, Ries» GesckistSll,«» üt-ettestratt» SU verantwortlich für Redaktton: Heinrich Uhlemann, Riesa für Anzeigenteil: Wilhelm Dittrich Rieka. M « WWMMW i« MU MI Alk, W MMUlk. 3WliW-nWe UMkkiiU I« de« jahrelangen Wirren des chinesischen Bür gerkrieges und des Eingreifens der Sowjets in China, ist die Haltung Tokios niemals klar und prägnant in Erscheinung getreten. Zum Teil sah sich Japan ge nötigt, an die Seite der Engländer und Amerikaner zu treten, zum Teil machte es auch wiederum keinen Hehl aus feinen Sympathien zu Rußland. Insofern scheint jetzt die japanische Politik Rußland gegenüber in ein entscheidendes Stadium zu treten, als einer der ange- sehendsten japanischen Staatsmänner, Graf Goto, sich zur Zett in Moskau befindet, um dort zu versuchen, gewisse recht großzügige Pläne Tokios zu realisieren. Wenn man sich ein Bild von den japanischen Absichten machen will, vergegenwärtige man sich zunächst einmal die historische Entwicklung der Beziehungen Japans zu Rußland in den letzten Jahrzehnten. Die japanische Politik hat von jeher ihre Orientierung entweder aus dem Verhältnis Tokios zu London, oder aus dem Ver hältnis Japans zu Rußland gefunden. Auch damals, als zu Beginn dieses Jahrhunderts das englisch-japa nische Bündnis abgeschlossen wurde, war es das ernst hafteste Bestreben der Regierung in Tokio die bestehen den russisch-japanischen Gegensätze möglichst zu be seitigen. Diese Bemühungen schlugen fehl. Es kam dann bekanntlich zu dem russisch-japanischen Krieg, der Pe tersburgs Macht in der Mandschurei und in Korea ein Ende bereitete, somit auch letzten Endes eine restlose Klärung der japanisch-russischen Frage, und zwar in einem günstigen Sinne für Tokio erbrachte. Als eine recht auffällige Erscheinung ist es zu bezeichnen, daß unmittelbar nach -er Beseitigung -er russischen Gefahr die Bindungen Tokios zu London merklich nachließen, sie schließlich ersetzt wurden durch eine merkliche An näherung Japans an Rußland und an Deutschland. Diese Abkehr von London war schließlich auch eine Folgeerscheinung der großen japanisch-amerikanischen Gegensätze, die durch die rigorosen Einwanderungsbe stimmungen der Bereinigten Staaten immer mehr an Intensität zunahmen. Da man in Tokio die inneren Zusammenhänge -er angelsächsischen Völker, England unb Amerika erkannte, besonders nachdem es Washing ton gelungen war, die Kündigung des englisch-japa nischen Bündnisvertrages durchzusetzen, so mußte es auch die ernsteste Aufgabe -er Politik Japans sein, ei» Gegengewicht gegen diesen angelsächsischen Block her- zustellen. Daß man damals in Tokio dieses Gegen gewicht in einem Mächteblock Rußland—Japan- Deutschland erblickte, steht außer Frage. Somit war der Ausbruch des Weltkrieges und -aS Eintreten Ja pans für die Ententemächte auch eine Enttäuschung für Tokio, eine Enttäuschung, die nach Kriegsende durch die erzwungene Räumung Tsingtaus und schließlich auch durch die Isolierung Japans auf der Washing toner Abrüstungskonferenz eine recht deutliche Ver sinnbildlichung erhielt. Das Verhältnis der japanische» Regierung zu den Moskauer Sowjets ist durch -en im Januar 1925 ab geschlossenen japanisch-russischen Vertrag auf eine feste Grundlage gesetzt worden. Hätte Moskau in den chine sischen Wirren nicht eine so ausschlaggebende und aktive rstolle gespielt, und zwar eine Rolle, die eS sehr ost in eine» Gegensatz zur Politik Japans führe» mußte, so hätte die im Jahre 1925 in die Wege geleitete neue An- näherungspolitik zwischen Tokio un- den Sowjets sicherlich schon für beide Teile günstige Früchte ge zeitigt. Man kann es daher nicht als einen Zufall bewerten, wen» gerade jetzt, nachdem die Sowjetpolittk in China restlos zusammengebrochen ist, einer -er führendsten Männer Japans sich mit einer höchst wich tigen politischen Mission nach Moskau begeben hat. Die Vorschläge, die Graf Goto der russischen Sowjetregie rung unterbreiten wird, sind in ihrem Inhalt zwar nicht bekannt. Vieles spricht dafür, -aß jetzt nach -er Liquidierung -er russischen Politik in China, Japan gesonnen ist, sein ganzes Verhältnis zu Rußland auf eine neue Grundlage, das heißt vermutlich auf ein neues vertragliches Abkommen zu setzen. Daß in die sem abzuschließenden Vertrag die ostasiattschen Inter essen der beiden Völker genau gegeneinander abge grenzt werden müssen, versteht sich von selbst. Sehr nahe liegt auch die Vermutung, daß die Besprechungen des Grafen Goto sich mit dem von Japan geplanten Aus bau der Eisenbahn in der Süd-Mandschurei befassen jj Berlin. Gestern vormittag ereignete sich in einem chemischen Laboratorium in Dahlem eine schwere Explosion, durch die der Seitenflügel des Hauses uud die aufchließeude Garage i« die Lust gesprengt war, den. Zwei Personen wurde« getötet, acht schwer »er» letzt. )( Berlin, 8. Januar. Während ganz Berlin noch unter dem tiefen Eindruck der schrecklichen Explo- stonskatastrophe in der Landsberger Allee steht, hat sich bereits ein neues Unglück ereignet, das nur deshalb nicht dasselbe Ausmaß angenommen hat, weil es sich um ein Billengrundstück handelt, in dem nur wenige Personen wohnten. Die Unglücksstätte befindet sich auf dem Grundstück Parkstraße 40/42 in Dahlem, das den beiden Chemikern Dr. Weingärtner und Stammer gehört, die sich mit der Herstellung von Lebenselixteren, Magnesiumfackeln und ähnlichen chemischen Präpara ten befaßten. Heute vormittag befand sich der Chemi ker Max Stammer in dem im Kellerraum -es Seiten flügels der Villa befindlichen Laboratorium, um dort Versuche zu machen. Plötzlich, gegen 9.30 Uhr, erfolgte eine furchtbare Explosion, durch welche das Seitenge bäude sowie die sich anschließende Garage in die Luft gesprengt un- vollständig zerstört wurden. Auch -er Garten, der mit hohen Tannen bestanden ist, bietet ein Bild der Verwüstung. Ueberall liegen Stein- un sonstige Trümmermassen umher. Welche Gewalt die Explosion gehabt hat, ersieht man auch daraus, -aß Betten un- Möbelstücke in die Höhe geschleudert und in den Wipfeln der hohen Tannen hängengeblieben sind. Die auf den Alarm herbeigeeilte Feuerwehr und Polizei konnte zunächst die fast vollständig zerrissene Leiche des Chemikers Max Stammer berge» sowie die Leiche des Hausmädchens Martha Schönfelder. Ferner find in schwerverletztem Zustande geborgen worden: der SLjährige Portier des HauseS Max Deter, der schwere Kopfverletzungen davongetragen hat, seine drei Töchter, sowie das Hausmädchen Annie Bageuda, der Hausdiener Walter Meine!, die Köchin Frieda Mnschert. Während der Aufräumungsarbeiten stieß man auf die Ehefrau des Portiers, Emilie Deter, deren Unterkörper vollständig eingeklemmt war. Sie konnte gegen ein Uhr befreit werden und wurde, wie die übrigen Verletzte», nach einem Krankenhaus transportiert. Ei» Untermieter der Billa, Dr. phil. Blanke, dessen Ztmmer sich in -em vollständig zerstörten Seitenge bäude befand, hat sein Leben nur dem glücklichen Zu fall zu verdanken, daß ihn gestern abend in Berlin ge schäftliche Besprechungen so lange aufhielten, daß er eS vorzog, die Nacht über in Berlin zu bleiben. Auch der Mitbesitzer -es Hauses Dr. Weingärtner ist unver sehrt -avongekommen. »ei« die LIM -er ExplostonSkatastrophe in Dahlem gehen die Mei nungen vorläufig noch auseinander. Die Kriminal, poltzei, die gleich nach der Feuerwehr erschien, hat eine Kommission von Sachverständigen herbeigerufen, die sich aus Prof. Lenz vom Chemisch-Technischen Reichs institut und Prof. Gernegroß vjsn der Technischen Hochschule und ihren Assistenten zusammensetzt. Mit welchen Stoffen Dr. Stammer das Experiment vorge nommen hat, -em die Explosion folgte, läßt sich natür lich nicht mehr feststellen. Die Explosion hätte noch wett schrecklichere Folgen haben können, da noch wei tere Räume -er Billa als Versuchs- und Borrats werden. Bis jetzt haben die Sowjets diesem Projekt Japans den energischsten Widerstand entgegengestellt. Da Japan schließlich nicht nur als Fordernder auftritt, sondern auch für Moskau sehr Wertvolles zu bieten hat, so ist es nicht ausgeschlossen, -atz diese Aussprache in Moskau doch noch zu einem Abkommen führt, das neben der wetteren Annäherung der beiden Völker auch eine für Japan günstige Lösung -er Bahnfrage festlegt. Diese Besprechungen in Moskau haben für uns insofern ein großes Interesse, als cs im Sinne der räume für die chemischen Experimente eingerichtet worden waren. Das durch die Explosion entstandene Feuer hat jedoch zum Glück nicht auf diese Räume übergegriffen. U. a. ist das Laboratorium in -er Villa selbst, wo zahlreiche Flaschen und Behälter mit Che mikalien aller Art in Realen und Schränken aufge stellt waren, intakt geblieben. Die beiden Inhaber -er Chemischen Werke Weingärtner u. Co, die haupt sächlich kosmetische Mittel herstellten und auch Fabri kationsräume in Neukölln besitzen, beschäftigten sich u. a. mit der Erprobung neuartiger Knallsignale für die Eisenbahn. Ohne Wissen -er Polizei bewahrte» sie größere Mengen hochexplosiver Stoffe in de« Labora torien un- in der Vorratskammer auf. Hier lagerten außerdem zwei gefüllte große Fliegerbomben, die je doch ohne Zünder waren. )( Berlin. Wie wir erfahren, haben sich di« Verletzungen des Portiers -es Unglückshauses in der Parkstraße in Dahlem, Max Deter, und zweier seiner drei Töchter als leichter herausgestellt, so daß sie im Laufe des Tages bereits ans dem Krankenhaus ent lassen werden konnten. Neber den Zustand der übri gen fünf Verletzten wird uns mitgeteilt, -aß Lebens* gefahr für sie nicht besteht. )s Berlin. Bei der oben gemeldeten Explo sionskatastrophe in Dahlem hat sich der merkwürdige Umstand gezeigt, -aß in der näheren Umgebung der Villa, abgesehen von -en nördlich und südlich unmit telbar angrenzenden Gärten, die von der Trümmer- garbe -er Explosion betroffen worden sind, das Un glück sich weniger bemerkbar gemacht hat als im wei teren Umkreis. So ist in der Umgebung des gut SU Minuten entfernten Fehrbelliner Platzes eine ganze Reihe von Fensterscheiben zertrümmert worden. Auch Dachziegel wurden heruntergeworfen, so daß aus die ser Gegend überhaupt der erste Alarm an die Feuer- wehr kam, da man dort an eine Explosion in einer der zahlreichen Garagen in der Nähe des Platzes glaubte. Im ganzen Westen, Südwesten und selbst im Süden Berlins, wie zum Beispiel in der Polizeikaserne am Tempelhofer Feld wurde die Detonation so heftig ge spürt, -aß unter der Bevölkerung dieser Stadtteile große Unruhe herrschte. In Wilmersdorf zitterten vierstöckige Häuser sekundenlang, während die Fen sterscheiben klirrten. Sehr schwierig gestaltete sich die Bergung -er 62jährigen Portieröfrau Deter, die im Souterrain des zusammengebrochenen Flügels im Bett lag. Während der Oberkörper durch einige Bal ken, die sich im Sturz schräg gegen die Wand gelegt hatten, geschützt worden war, waren die Beine völlig unter den Trümmern begraben. Ein Sanitätsgehilfe wurde in die Höhlung hinabgelassen und versah sie mit Morphium und Stärkungsmitteln. Trotz fieberhafter Arbeit dauerte eS mehr als anderthalb Stunden, bis die alte Fra«, die schwer verletzt ist, vorsichtig befreit werden konnte. M WMiriM LrWslMW. )< Berlin. Wie die städtische Baupolizei z». -em Unglück in Dahlem mitteilt, werden bei Labora torien, die Feuerwerkskörper oder Explosivstoffe Her stellen «der verarbeiten, besondere baupolizeiliche An forderungen gestellt, zum Beispiel müssen sie eine ge wisse Entfernung von den Straßen und Nachbargren zen haben, außerdem auch von bewohnbaren Räumen. Schließlich werden in Billengebieten wie Dahlem An lagen solcher Art überhaupt nicht zugelassen. japanischen Politik liegen muß, die Annäherung an Rußland auch in eine Annäherung an Deutschland ans- zudehnen. Der russische Faktor könnte in -er japa nischen Rechnung niemals eine große Rolle spielen, wenn das Verhältnis Moskaus zu Berlin nicht in einem durchaus friedlichen Sinne geregelt wäre. Ohne diese politische Rückenfretheit würde Tokio Sowjetruß- land wohl kaum als bündnisfähig bezeichnen. Dies besagt, daß auch wir mit großem Interesse die Ent wicklung zu verfolgen haben, die sich hier ausptnnt.
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