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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 07.05.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-05-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192805076
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19280507
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19280507
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1928
- Monat1928-05
- Tag1928-05-07
- Monat1928-05
- Jahr1928
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 07.05.1928
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Riesaer O Tageblatt —uud tElbeblM uv) ^L)eigers. Postscheckkonti Unnmck «n öS Dar Niefa« ragebla« ist da« zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der «miryauplmannschaft »rökass«^ Postfach k» «S Großenhain, de« Amtsgericht« und der «mtsanwaltschaft beim Amtsgericht Riesa, de« Rate» der Stadt Riesa. »««f, Nr. LL des Rtnaneamir Rteta und de« Hauvtzollamt« Meißen bebördltcherseit« bestimmt» Blatt. 10« Rentag, 7. Mei 19L8, aberdS. 81. Jahr«. zahIung, für «inen Alonat S Mark S2 Pfennig ohn«"Züffeff!— redfibe.^ Mir den »all de» »tntreten» ,o« Prolmktiontvert»urrungen, Erhöhungen der Löhne und Materialienpreis« behalten wir un« da« Recht der Preiserhöhung und Nachforderung vor. Auzettz«» str die Nummer des Nu«gabetaae« stnd di« «Uhr vormittag« aufzugeben und im voran« zu bezahlen; eine Gewähr für da« Erscheinen an bestimmten Tagen und Plätzen wäd nicht übernommen. Grundpreis für di« t« mm breite, tz »»hohe Grundschrift.Z«u, (L Silben» Ri Eold-Pfennig«; di« Sb ww breit« Rtklamezeil« lüü Gold-Pfennig«; zeitraubender und tabellarischer Satz 50», Aufschlag, F«>"t« Taris«, vewtlliater Radar» erlischt, w«nn der Betrag verfällt, durch Klag« «tngezog«» werden muh oder der Auftraggeber in Kontur« gerät. Zahlung«, und Erfüllung«ort: Riesa. Achttägige tlnterhaltungtbeilage -Erzähurr an der Elbe*. — Im Kall, höher« Gewalt — Krieg oder sonstig« irgendwelcher Störungen de« vetriebe« der Druckerei, der Lieferanten oder der Beförderung««inrichtung»n — hat der Bezieher reinin Anspruch ans Lieferung »der Rachli«frrung der Zeitung oder aus Rückzahlung de« Bezugspreise«. Rotation«druck und Berlag: Langer L Winterlich. Riesa. Geschäftsstelle: Goethestratze Sö verantwortlich für Redaktion: Heinrich Uhlemann, Riesa: ittr Anzeigenteil: WilhelmDittrich, Riesa. illsiatim» lildek LeiMr tkiiMiM. )( Berlin. Im Lohnstrett der Leipziger Metall- indnstri« wurde von der Echlichtungtzkammrr, di« Nvter dem Vorsitz «ine» vom Reich»arbrit«minift«rium bestellten Schlichter« im Reichsarbeitsministerium tagte, «in Schied«. Wruch gefällt. Der Schiedsspruch seht die Ausgang«, »iffer sür die Lohnarbeit aus 84 Pfg. und für di« Akkord, dasis auf 87 Psg. fest. Der sogenannte Mittellvdn er- höht sich von 88 aus SS Vfg. Die Arbeit ist sofort wieder ouizunehmru. Mabrrgelungen au« Anlaß dB» Streik» ober ^^»«sprrrung finden nicht statt. Di« »rklSrungllrist l»E bi» uu» 8. Mai »ithgM M Ust». MWWMMWm. Da» Budapester Blatt „Nemzeti Ujsag" hat mit Ent- HÜIkungen über die Friedensvermittlung de» Prinzen Sir- tu» begonnen. Bon besonderem Interesse ist dabet die Rolle, welche Italien spielte und an dessen Widerstünden die Bemühungen Oesterreichs letzten Endes scheiterten: Die Verhandlungen, die auf Gerte Englands mit Llyod George, Balfour, Lord Curzon und Lord Millner, auf Seite Frank- reich» mit Poincars und dem an Stelle Briands neu ernannten Ministerpräsidenten Ribot geführt wurden, waren bis Mitte Avril 1917 streng geheimgehalten wor- dem Am 14. April traf Ribot mit Lloyd George in Boulogne zusammen, wobei letzterer die Auffassung ver- trat, auch Sonnino in die Verhandlungen einzuweihen. Prinz Sixtus wies daraus hm, daß eine Mitteilung an Italien den Erfolg der ganzen Aktion gefährden könne und machte auf die scwveren Folgen einer Indiskretion aufmerksam. Damals erklärte Ribot: „Wir spielen alle mit unserer Ehre." Am 19. April 1917 traf Ribot mit Sonnino zusammen. Schon damals machte die Haltung Italiens den beiden Verbündeten schwere Sorgen Man hoffte nur, Italien mit Rücksicht auf die Ereignisse in Rußland zu einer Mäßigung feiner Forderungen zu be wegen. Am 20. April traf Prinz Sixtus mit Lloyd George zusammen, der inzwischen gleichfalls mit Sonnino ver- handelt hatte. Sonnino erklärte, daß Italien ohne die Verwirklichung seiner Kriegsziele keinen Sonderfrieden mit Oesterreich schließen weroe. Auf die Frage des Prinzen, welches die Ansprüche Italiens wären, antwortete Lloyd George: Sehr viele, das Trentino, Dalmatien, sämtliche Küsteninseln, vermutlich auch Triest. Ribot sah die Sacke noch viel schwärzer, er gewann aus seiner Unterredung den Eindruck, daß die Monarchie kein? Vorschläge machen könnte, die Sonnino befriedigen würden. ..Dieser gehe in seinen Forderungen weit über die Wüpsche des mit der Wirklichkeit rechnenden italienischen Volkes hinaus und wolle mit einem Schlage ein großes Jtälien schaffen. Am 22. Slpril wurden die Ssterreichisckien Friedensvorschläge von Seiten Frankreichs mit der Begründung abgelehnt, daß ohne Berücksichtigung der italienischen Ansprüche eine Basis für weitere Verhandlungen nicht gegeben sei. Aus den Verhandlungen mit Sonnino gehe hervor, daß die ita lienische Regierung nicht geneigt fei, auch nur auf ein ein ziges ihrer Kriegsziele zu verzichten. Ein Erfolg der Be mühungen uin einen Sonderfrieden könne nur erzielt werden, wenn man den italienischen Ansprüchen auf das Trentino und auf Triest Rechnung trage. Kaiser Karl verwies darauf, daß Italien erst vor drei Wochen den Frieden gegen Abtretung des Trentino angeboten habe. Er habe aber das Angebot abgelehnt, weil er es nicht für korrekt halte, neue Verhandlungen zu beginnen, solange die Verhandlungen mit Frankreich dauerten. Im sogenann ten zweiten Stxtusbrief betonte Kaiser Karl ausdrücklich, daß Italien seine Wünsche nur auf das italienisch« Sprach gebiet Tirols bezogen habe. Eine Entscheidung könne er jedoch erst nach Einlangen der endgültigen Antwort von Seiten Frankreichs und Englands treffen. Aus die Frage Ribots nach der Form, in welcher das italienische Frie densangebot gemacht worden sei, erklärte Prinz Sixtus, daß ein Abgesandter des Königs von Italien und General Cadornas auf der deutschen Gesandtschaft in Bern er schienen sei und Deutschland ersucht habe, Oesterreich- Ungarn mitzuteilen, daß der König von Italien gegen Ab tretung des Trentino zum Friedensschlutz bereit sei. Ribot erklärte dem Prinzen, er glaube an bas italienische Frie densangebot nickt. Am 27. Mat 1917 traf Prinz SixtuS neuerlich mit Lloyd Georg« in London zusammen. Im Laufe der Unterredung wurde beschlossen, die österreichi schen Friedensvorschläge einer Konferenz der Staatsober häupter zur Entscheidung vorzulegen. London und Part» erklärten sich zu diesem Schritte bereit. Rur Italien blieb die Antwort schuldig. Später (am 12. Juni) betonte Jules Cambon dem Prinzen gegenüber ausdrücklich, daß Lloyd George die Aktion energisch in die Hand genommen habe, daß aber jeder Versuch an dem Widerstande Sonninos gescheitert sei. Am 25. Juni kehrte der Prinz zu seinem Regiment zurück und der Krieg ging weiter. Die Veröffentlichungen tragen jedenfalls dazu bet, jenes Märchen zu zerstören, welches der Faschismus heut« der öffentlichen Meinung des Ausland«» auftischt, daß zu den Kriegszielen Italien» auch d»e Annexion de» deutschen Südtirol gehört habe. Für diese Forderung ist kein ita lienischer Soldat in den Krieg gezogen, hat kein« BolkZ- bewegung die italienische Negierung zum Kriege veran laßt. Südtirol war sür Italien niemals weder ein natio nales noch ein territoriales Ziel. Auch dem Faschismus .jst der Appetit erst mit dem Essen gekommen. Ak WUMstiM m WM«. M MmWW 0« ßdnMkMWwr M Stnfmm M MM« SLmm. ft Seidelberg, S. Mat. Das Interesse der ganzen Stadt konzentriert sich heute auf den feierlichen Akt der Ehrenpromotion de» Leiters der deutschen Außenpolitik und de» amerikanischen Botschafter» in Berlin. Die Gemeinsam keit beider Akte wirb durch den Flaggenschmuck betont, den die Stadt bei herrlichem Wetter angelegt hat. Auch auf dem »Europäischen Hof", in dem beide promovierenden Gäste ob- aesttegen stnd, wehen die deutsche und bi« amerikanische Flagge nebeneinander. Bereit» um Nil Uhr war der grobe Festsaal der Universität bi» auf den letzten Platz gxfüllt. Zahlreiche Vertreter der in- und ausländischen Presse woh nen dem Akte bei. M Aikl is MIM ft Heidelberg, 5. Mai. In einer Ansprache betonte der Rektor der Universität Heidelberg Prof. D. DibeliuS, daß die heutige Feier herauStrete au» dem üblichen Rahmen der PromottonSehrungen. Denn sie empfange ihren beson- deren Charakter durch zwei Männer de» StoatslebenS: den Leiter der auswärtigen Politik unseres Vaterlandes und den Botschafter der großen Nation jenseits des Ozeans. Im Verlaufe seiner Rede erklärte D. DibeliuS u. a.: Herr Reichsminister Dr. Stresemann! Dieser Tag bekundet vor der Oeffentlichkcit ein Vertrauen zu Deutschlands Zu kunft und bekundet darum über politische Meinungsverschie denheiten hinweg eine Dankbarkeit für die Entwickelung, die unser Vaterland aus der KrisiS von IMS wieder zu einem nicht sorgenfreien, aber beruhigten Dasein geführt hat, in jenen fünf Jahren, in denen Sie die auswärtige Politik bisher geleitet haben. Es ist das Resultat jener sünsjährigen Entwickelung, baß wir hier mit beruhigtem Gewissen zu fest licher Tagung und zu dieser Doppelehrung zusammentreten. Hiernach überreichte der Rektor die Ehrendoktordiplome. Der Dekan der philosophische« Fakultät Dr. Andreas führte in seiner Ansprache an Botschafter Dr. Shnrman unter anderem auS: Mit besonderer Freud« nimmt die philosophische Fakultät Sie in Ihren Kreis auf, find Sie ihr doch seit den Tagen verbunden, da Sie durch Kuno Fischer in daS Fach der Philosophie eingeführt wurden, waS Sie später so erfolgreich in Ihrer heimatlichen Universität vertreten haben. Ein halbes Jahrhundert ist verflossen, seitdem der Name Shurman in der Matrikel der Universität verzeichnet wurde. Ein Wirbelsturm von Erlebnissen und Schicksalen ohnegleichen ist in dieser Zeitspanne über die Welt dahin gebraust. In beiden Erbteilen sind einsichtige und hervor ragende Männer am Werk, die verhängnisvollen Nachwir kungen in der Seele der beiden Nationen zu heilen und Miß verständnisse und Gegensätze aufzulösen. Und baß Sie, Herr Botschafter, mit großherzigem Eifer Ihre Kraft dafür ein setzen, dazu beglückwünschen wir uns nicht nur al» Deutsche, sondern auch als Bürger der Welt und mitverantwortliche Träger von Kulturwerten. Dem abgeklärten Staatsmann, der durch die Schule Kants hindurchgegangen ist und zu den Bewunderern seiner Schrift vom ewigen Frieden gehört, steht diese Haltung wohl an. Denn sie beruht auf einer wahr haft philosophischen Gesinnung und der sittlichen Achtung vor den Nationen als gleichberechtigter Glieder -er Menschheit. Wir heißen Sie in dieser Stunde herzlich will kommen in unserer Gemeinschaft. Botschafter Dr. Shurmau erwiderte mit einer Rede, in der er seiner Studentenzeit in Heidelberg, Berlin und Göttingen gedachte und mit großer Dankbarkeit von seinen Lehrern und dem Einfluß der Füh- rer de» deutschen Geisteslebens sprach. Mit begeisterten Worten rühmte der Botschafter die Schönheit Heidelbergs, da» seine erste deutsche Universität und auch feine erste Liebe gewesen sei, und »erlaS eine eigene englisch« Uebersetzuug des Scheffelsche« LiedeS .««Heidelberg". Darauf gab Dr. Shurman seiner stolze« Freude AuS- druck, zugleich mit dem deutschen Außenminister Dr. Gtrese- mann, seinem guten Freunde und einem der allerersten auf- bauenden Staatsmänner der Welt, da» Diplom in Empfang nehmen zu können und kam bann auf den von Staatssekretär Kellogg überreichten Entwurf eine» vielseitigen Vertrage» zur Aechtung de» Kriege» zu sprechen. Der Fortschritt der Wissenschaft ist so »eit gediehe», sagte der Botschafter, daß e» in Zukunft keiner Ratio« erlaubt sei« bars, in» Kriege die Kräfte der Rat«r -« verwende«, die die Menschheit dnrch die Wissenschaft gelernt ha», zu beherr, sche»M«d für ihr« Zweck« auszunußen. Wen« die »««schliche Zivilisation «nd K«lt«r fortbeftehe« solle», muß der Krieg geächtet »»erde«. Während der drei Iah«, die ich als Bo«, lchaster der Bereinigte« Staate» i» Deutschland bi«, »in ich t« immer steigendem Maße non der «ehnllchkeit der grnnd, legende« internationale« Ideale der Regier»«ge« »ud der Böller ««serer beide« Länder durchbrung« morde«. u«d jetzt ist die Identität ihrer Stellungnahme z« der große» Krag« der Aechtnng d«S Krieges «i« weiteres Beispiel ««» eine »eitere Bestätigung dieser internationale« Kamerad schaft. Deutschland «nd die Bereinigten Staate« marschieren v»r»ärtS in einem groß«» «nd edle« Abenteuer für die Sache der ««»schlichen Knltnr. Ich hoff« ernstlich «nd er wart« anch zuversichtlich, daß all« Ratio««« der Welt sich bald diese« glorreiche« Znge auschlicßen werde«. Untversev« Z«, sammmiarbeit i« der Sach« »es Friedens wird sich äu nnd sür sich schon «IS schöpferisch und fördernd für die internationale» Frenndlchakte« erweise«. Ae Me Sr. MkMM. ft Heidelberg. Bei der Ueberreichuug des Ehren, doktordiploms der philosophischen Fakultät an den deutsche« Neichsaußenminister und den amerikanischen Votschaster Dr. Shurman hielt Dr. Strescmaun eine Rede über das Thema: .Rene Wege zur internationale« Berstäudiguug", der wir folgendes entnehmen: Ich erblicke in dem Beschluß der staatswissenschaftlichen Kommission der philosophischen und juristischen Fakultät nickt nur eine von mir mit besonderer Tantbarteit empsundene Anerkennung außenpolitischen Wirlcns, sondern darüber hinaus ein Bekenntnis der Wiiienschakl zu dem Glauben an di« Idee als entscheidchrb-r Faktor im geschichtlichen Leben der Völker. Aus zwei große Ideen weist die Urkunde hin, in der die Kommission ihren Beschluß begründet hat, .das Recht der Nationen auf Leben nnd Freiheit" und »di« geistige Auuäheruug »nd friedliche Verständigung der Völker". Damit ist ausgesprochen, daß diese beiden Probleme nickt im Gegensatz zueinander stehen, sondern einander ergänzen, je einander geradezu bedingen. Es ist unseliges Mißoerständ- niS, da» Nationale und daS Internationale als Gegensatz hinzustellen und mit dem Begriff des Internationalen den Vorwurf des Nicktnationalen zu verbinden. Damit möckte ich in keiner Weise jene» politischen und geistigen Ströninn- gen daS Wort sprechen, die sich aus der Ansicht ausbauen, daß da» Internationale daS Höhere der Gestaltung des mensch lichen Daseins darstelle nnd die in dem Nationalen nur eine vorläufige Form siebt. Tas ist ein schwerwiegender Irrtum. Auch bei höchster geistiger Entwicklung wird der Mensch sich niemals non de« Blntströme« löse«, die sein eigen sind ouf Grund der Traditionen seines Bolkes. Die größte« Denker «nd Dichter, die alle» Völkern Großes «ud Mächtiges z« sage» hatten, habeu dos Höchste ihre» Kraft nur da gegeben, wo sie im natio nale« Boden wurzelte». Shakespeare ist ohne England, Goethe ohne Deutschland, Tante ohne Italien und alle ohne die Zeit, in der sie lebten, nicht zu verstehen. Ebenso wird niemals eine Weltorgani sation aufzubauen sein, ohne die feste natürliche Grundlage; die in den zu nationalen Staaten zusammengeicklostenen ein zelnen Völkern besteht. Sowie die Wurzeln -er Kraft der einzelnen Staaten in der Krast der ihnen angehörcnden ein zelnen Persönlickkeiten liegen, so werden die Wurzeln des mteruatiouale« Lebens in der Gesundheit der einzelne» Staat«» der Weltgemeiuschast liege», und daS Völkerrecht wird, wie Kaut auSspricht, nur auf eine« freie« Föderalis mus der Bölker aufgebaut werden könne«. Wer die Ver einigten Staaten von Europa aufbanen will ans irgendeinem Menschheitstypus, der seinem theoretischen Deuten vor schwebt, der verkennt die realpolitische Entwicklung der Dinge und stöbt diejenigen zurück, die in der wirtschaftlichen und politischen Verbundenheit selbständiger Völker einen Fortschritt zu sehen vermögen. Gleichwie die Persönlichkeit nicht- von sich ausgibt durch Einordnung in die Volksgesamtheit und in die Ordnung des Staates, sondern wie dadurch erst der Impuls sich entfaltet zur Konzentrierung aller Kräfte und zu der eigentlich sitt lichen Betätigung, die nur in dem Streben nach einem höhe ren Ziele liegen kann, so gilt dasselbe sür die Einordnung der Bölker in die organisierte Gesamtheit der Kulturwelt. Freilich ist noch sicht zwische« de» einzelnen Staate» der jenige Ausgleich erfolgt, de» die Ratnr der Dinge gebietet und der ei« gleichberechtigtes Rebeueiuauderlebe« gewähr leistet. Ebenso müsse« die Forme« für de« internationale« Znsammenschlnß selbst noch gesunde« werden. So ergibt sich die Aufgabe für die internationale Politik und in besonderem Mabe für die deutsche Politik: Die Sicherung eiueS freie«, gleichberechtigte« Dcutsch- la»dS mit alle» andere« Staate« zusammen in einer stabil« international« Form. Es ist eine ungeschichtliche Betrachtungsweise, die For men der zwischenstaatlichen Beziehungen, wie sie waren, als etwa» schlechthin Unabänderliches hinzunehmen. Kaum eine Generation hat so unerhörte Umwälzungen menschlicher Borstelluugskreise erlebt, wie die unserige. Ich brauche hier nicht näher auszuführen, wie tiefgehende Pläne sür die For men internationalen Zusammenlebens innerhalb verhältnis mäßig kurzer Zeit entworfen worden sind. Man braucht fick nur zu vergegenwärtigen, aus welch verschiedener Geistes verfassung heraus die Bölker zu verschiedenen Zeiten einan der bekriegt haben, um sich darüber klar zu werben, baß auch da» friedliche Verhalten der Völker zueinander einem tief gehenden Wandel unterworfen sein muß. Noch in srideriztanischer Zeit war die Armee dem Staate fremd. Erst später bildete sich ans jenes soldatische EthoS, dem «in so skeptischer Geist wie Lessing in der Figur seines Tellhetm ein unvergleichliches Denkmal gesetzt hat. Zum bewußten Aufeinanderprallen von Ideen, die schon ein friedliches und glückliches Zusammenleben der Nationen als Ziel zusammenfaßtcn, wurde dann die europäische Krieg führung in dem Zeitalter der französisch«« Revolutio« «nd der heiligen Alliance. Freilich glaubten die damaligen Staatsmänner ein solches System nur aus der Gemeiusa«- keit »er dynastische» Interest« aufbauen zu können. So war eS ein« geschichtliche Notwendigkeit, baß diese» Problem in »em Augenblick scheiterte, al» wieder um die innerpofttifcheG
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