6 Die Folgen der Geldnot und Teuerung für die Armee. die Akten selbst gelesen 1 ) zu haben. Es ist eine vollständige Verkennung der Tatsachen, wenn Friedrich II. von Preufsen behauptet, dafs die Unerfahrenheit und Jugend des Kurfürsten sich bei allen seinen Handlungen zeigt 2 ). Er ist durchaus nicht „faible, timide et irresolu“, und ein Spielball 3 ) seiner Umgebung. Friedrich August III wufste, was er wollte, vor allem das Wohl seiner Landeskinder, und von diesem Ge danken allein liefs er sich bestimmen und leiten. Die Geldnot und Teuerung in Sachsen und ihre Folgen für die Armee. Es war zu erwarten, dafs der Kurfürst die radikalen Mafsnahmen seines Oheims nicht in vollem Umfange billigen würde, und so hob er schon am 14. September 1769 4 ) die erst 1767 vom Administrator eingeführten Imposten auf ausländi sche Erzeugnisse und Waren wieder auf. Dieser Widerruf der von seinem Oheim getroffenen Anordnungen war ganz bezeichnend für das neue Regierungssystem, wo das erste Gesetz zu sein schien: Alles für das Volk. Bei den damaligen Geldkalamitäten war dies zweifellos ein verhängnisvoller Schritt, denn mit den Einkünften aus den Imposten wurde von allen Kassen gerechnet. Zahlungs schwierigkeiten waren die logische Folge, und Ersparnisse 5 6 ) die unbedingte Notwendigkeit. Der Kurfürst mufste bald einsehen, dafs die Landes einkünfte zur Erhaltung einer so starken Armee, wie sie ihm übergeben wurde, nicht ausreichten 8 ). So entschlofs er sich, eine Kommission einzusetzen, die über die Verbesserung der Einnahmen und die Ersparung der Ausgaben bei dem kur fürstlichen Militäretat beraten sollte. Im folgenden Kapitel wird darüber noch ausführlicher gehandelt werden. 2 ) Politische Korrespondenz Friedrichs des Grofsen, 29. Band, p. 280. 3 ) Politische Korrespondenz Friedrichs des Grofsen, 29. Band, p. 280, und 30. Band, p. 48. '•) Codex, Aug., Cont. 1, II, 1098. 5 ) Hier kommen nur die Ersparnisse hei der Armee in Betracht, über die übrigen gibt Aufschlufs Gretschel-Bülau III, p. 268. 6 ) Loc. 431, p. 43.