Das karierte Bild ist das Generalrezept, das den zeichnerischen Laien von allen Seiten angeboten wird, wenn es um eine bildliche Darstellung auf dem Plakat zu tun ist. Wir wollen diesem Ratschlag mißtrauen. Es sprechen viele Gründe gegen die Unsitte, durch Übertragen mittels Vierecke, die erst über die Vorlage gezogen werden und nach her in verkleinertem oder vergrößertem Maßstab auf das Plakat zu bringen sind, eine Zeichnung zu stehlen. Erstens, weil sie eben nicht unser Eigentum ist, und zwei tens, weil diese Art des Kopierens denjenigen jungen Kräften unter uns, die eine zeichnerische Anlage haben, leicht den Weg verbaut und sie verbildet. Kopieren ist schon schlimm, aber dieses mathematische Übertragen ist charakterlos; zudem bringt es kaum jemandem Vorteile. Damit haben wir uns natürlich nicht entschlossen, für immer auf die zeichnerische Darstellung zu verzichten. Die Zeichnung ist dafür ein viel zu wirksames Werbe mittel. Wir wollen vielmehr versuchen, ganz langsam in das Gebiet der Zeichen kunst vorzudringen, so daß wir wenigstens in der Lage sind, ganz leichte flächige, elementare oder umrißartige Formen zu verwenden. Wir können Kurse besuchen und uns selbst fleißig weiterbilden, denn Zeichnen lernt jeder Mensch, verschieden sind nur die Grade der Vollkommenheit, die wir zu erreichen vermögen. Bei den Vorwürfen nehmen wir uns erst einmal unsere eigenen Waren vor, die wir im Anfang noch in einfachen Formen wiederzugeben versuchen. Nicht so sehr die vielen Einzelheiten sehen, sondern das große Ganze! Haben wir zum Beispiel ein Plakat für Konserven zu entwerfen und wollen die Schrift durch Zeichnung unterstützen, werden wir die Büchsen nicht mit dem Schild in Originalform oder möglichst noch mit Inhalt aufmalen, sondern viel, viel elementarer. Eine perspek tivische, ovale Aufsicht für drei oder fünf Dosen, die Körper dann in einer farbigen Fläche darunter malen — das haben wir in gut zehn Minuten ohne jede Vorkennt- 86