2. Abschnitt: Richtlinien für den Aufbau eines guten Kataloges „. . . die Bilder setzen wir einfach hierhin, dort kriegen wir den Text unter, und hier ist noch ein Raum frei, da können wir die kleine Bohrmaschine hin setzen, die wirauf Seite 17 nicht mit unterbringen konnten. So, die Seite hätten wir auch, jetzt die nächste." Nach diesem „Man nimmt"-Rezept kommen heute noch die meisten Industrie- Kataloge zustande. Wohl wird Seite für Seite, was Waren- und Preislisten anbelangt, genau zusammengestellt, wohl werden Nummern und Preise, Tabellen und Schlüssel worte mehrmals kontrolliert, doch die typographische Anordnung überläßt man seiner Druckerei, die schon jahrzehntelang immer dasselbe, „bewährte" Satzschema ver wendet. über eine moderne Satzanordnung, oder über die Abstimmung der ein zelnen Katalogseiten auf einen großen gemeinsamen Nenner, auf ein interessantes, den ganzen Katalog einheitlich durchziehendes Grundmotiv u. dgl., macht man sich wenig Kopfschmerzen. Durch automatisches Ausfüllen und Aneinanderreihen der einzelnen Seiten, wie eingangs beschrieben, kann kein festgefügtes, übersichtliches Katalogwerk entstehen, da von der Titel- bis zur Schlußseite kein System, kein Leitgedanke als roter Faden vorhanden ist. Aber auf einen solchen roten Faden kommt es an, denn die Haupt forderung, die an einen guten Katalog gestellt werden muß, ist Übersichtlichkeit und Einheitlichkeit Schiller kritisierte an Goethes Roman „Wilhelm Meister", daß er Einheitlichkeit des Ganzen, strenge Motivierung im einzelnen und eine „deutlichere Pronunziation der Hauptidee" vermissen ließe. Dies ist meiner Meinung nach der Hauptgrund, der 99 Prozent aller Gebildeten der Welt davon abhält, den „Wilhelm Meister" von A bis Z mit freudigem Interesse zu lesen. Manche lesen hin und wieder das eine oder andere Kapitel, aber meist nur aus dem einen Grunde, im Bilde zu sein, nicht in den Verruf zu kommen, ihren Goethe nicht zu kennen. Wie ganz anders verhält es sich mit dem Roman „Der grüne Heinrich" von Gott fried Keller! Denn dieser Roman des „großen Meisters der Prosa", der dem „Wilhelm Meister" gleichgestellt werden kann, wird mehr gelesen. Trotzdem die Schreibweise Goethes und Kellers manche Ähnlichkeiten aufweist (man spricht in der Literatur geschichte vom „goethisierenden Keller"), liest sich „Der grüne Heinrich" viel an genehmer, weil dieser Roman Linie hat, weil die einzelnen Kapitel einen roten, zu sammenhängenden Faden erkennen lassen, weil der ganze Aufbau übersichtlich und einheitlich disponiert ist. „über fünfzig Jahre liegen zwischen den Fundamentierungsarbeiten und dem Auf-