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Der Radfahrer : 01.04.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-04-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Universitätsbibliothek Leipzig
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek Leipzig
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1683812069-192704019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1683812069-19270401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1683812069-19270401
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDer Radfahrer
- Jahr1927
- Monat1927-04
- Tag1927-04-01
- Monat1927-04
- Jahr1927
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- Der Radfahrer : 01.04.1927
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Nr. 4. Der Radfahrer 58 Ordnung. Kreuzen sich zwei gleichartige Straßen, so hat derjenige die Vorfahrt, der von rechts- kommt. Eine andere Vorschrift der Verkehrsordnung handelt von dem Neben einanderfahren. Im allgemeinen dürfen Fahrzeuge nicht nebeneinander fahren, nur bei den Radfahrern ist eine Ausnahme zugelassen, und zwar dürfen zwei Radfahrer nebeneinander fahren, wenn dadurch der übrige Verkehr nicht gestört wird. Mehr wie zwei Radfahrer dürfen jedoch nicht nebeneinander fahren. Wie für das Rechtsfahrcn, so bestehen auch für das Ausweichen und Uebcrholcn besondere Bestimmungen. Da bei uns rechts gefahren wird, so muß auch nach rechts ausgewichen werden. Die Folge davon ist nun wieder, daß links überholt werden muß. Das Ueberholen wird gerade von Radfahrern oft falsch gemacht. Man kann beobachten, daß Radfahrer rechts überholen wollen, wenn der Raum dazu ausreichend erscheint. Auf Straßenkreuzungen ist das Ueberholen überhaupt venbotcn! Das Ueberholen der Straßenbahn ist ein wichtiges Kapitel. Grund satz ist, daß die Straßenbahn, die meist in der Mitte der Straße fährt, rechts überholt werden muß, im Gegensatz zu anderen Fahrzeugen, die wie eben gesagt, links überholt werden müssen. Es ist ferner ein Unter schied zu machen zwischen der fahrenden und der haltenden Straßenbahn. Zunächst die fahrende Straßenbahn. Von der Regel, daß die fahrende Straßenbahn rechts überholt werden muß, gibt es eine Ausnahme, und zwar darf die fahrende Bahn links überholt werden,wenn rechts neben der Bahn keine Fahrbahn vorhanden ist, wenn also die Schienen dicht an der Bordkante liegen. Die haltende Straßenbahn darf in der Zeit, in der Fahrgäste auf- bzw. absteigen, nur dann rechts überholt werden, wenn zwischen der haltenden Bahn und dem Fahrzeug (Radfahrer) mindestens 1,50 in Zwischenraum bleibt. Ist das Vorbeifahren unter diesen Umstän den gestattet, so darf allerdings nur in Schrittgeschwindigkeit vorbcige- fahren werden. Hierbei ist auf die Fahrgäste Rücksicht zu nehmen. Besteht die Gefahr, daß Personen gefährdet werden könnten, so ist zu halten und abzusteigen. Ist der Zwischenraum von 1,50 m nicht vorhanden, so darf keinesfalls links vorbeigefahrcn werden. Es ist zu halten, die Wciterfahrt darf erst dann erfolgen, wenn das Aus- und Einsteigen beendet ist. Auch beim Ausfahren ans Grundstücken oder beim Einfahren in Grundstücke sind besondere Vorschriften zu beachten. In diesen Fällen dürfen Radfahrer den Fußweg nicht überfahren. Sic müssen also, wenn sic ans einem Grundstück herauskommcn, ihr Rad über den Fußweg führen und können erst aufsteigen, wenn sie die Fahrbahn erreicht haben. Andererseits müssen Radfahrer, die in ein Grundstück hinein wollen, bereits auf der Fahrbahn absteigen und müssen dann ihr Rad über den Fußweg in das Grundstück führen. Ein sehr wichtiges Kapitel in der Verkchrsordnung behandelt die Zeichengebung der Polizeibeamten. Es ist aber nicht nötig, hier näher darauf einzngehen, da dieses Kapitel bereits in Nr. 11 dieser Zeitschrift vom 1. 11. 1926 ausführlich behandelt worden ist. Im eigenen Interesse wird jedem Radfahrer ans Herz gelegt, diesen Artikel nochmals recht auf merksam zu lesen. Es ist unbedingt notwendig, daß jeder am Verkehr Beteiligte die von den Polizcibeamten gegebenen Zeichen genau kennt, denn zahlreich sind die Unfälle, die durch diese Unkenntnis verursacht werden. Im Rahmen der vorstehenden Abhandlung konnte leider noch nicht alles das besprochen werden, was für den Radfahrer wissenswert ist, denn der Platz ist beschränkt. In einem weiteren Artikel soll dies aber noch nachgeholt werden. l>adsporMcke Crinnerungen. Von Siegfried Docrschlag. (Zum Abdruck freundlichst überlassen von der Firma Fichtcl L Sachs, Schweinfurt.) Lange Jahre sind es her, daß ich Sonntag für Sonntag mein Renn rad bestieg, um ab Ende März bis zum späten Oktober Wanderfahrten zu bestreiten. Und lasse ich heute die Erinnerungen an jene lustige, sport frohe Jugendzeit Revue Passieren, so komme ich zum Schluß: cs waren meine schönsten Jahre, es war die sorglose, lachende Jugend! Leipzig—Breslau war mein erstes Rennen. Ich war damals noch keine 16 Jahre . . . war wohl überhaupt der jüngste aktive Nadrenntcil- nchnicr, den cs sc gegeben hat. Die 365 km Fabrt begann am Spätnach- mittag in Leipzig mit Einzelstart. Es war ein sonnenklarer -Herbsttag. Bis Anbruch der Dunkelheit habe ich mich ziemlich weit vorgearbeitct. In dem Dorf Seehansen, zwischen Leipzig und Dresden, wurde ich auf geschrieben und mußte „wegen zu schnellen Radelns" 6 M. Geldstrafe zahlen. Ich sandte die 6 M. dem Dorfschulzen mit der Bemerkung, „daß ich mich künftig bemühen werde, bei Wettfahrten langsam zu fahren". Auf der Nachtfahrt gab's Reifcnschädcn. In Bunzlau verfuhr ich mich. In Liegnitz, beim Morgengrauen, lag ich an 4. Stelle. Die drei vor mir Gestarteten waren nicht mehr einznholcn. Kurz vor Breslau Frcilanf- zahnkranz, damals als Neuheit, Lebewohl. Derselbe trat sich nach vorn durch, und ich kam durch die Tücken dieser Einrichtung um meine Chance, die vor mir liegenden Fahrer doch noch aufzuholcn. Trotzdem passierte ich als 4. das Ziel. Die 365 km hatte ich im 29,4-km-Durchschnitt ge schafft — mit meinen 15^ Jahren war ich sehr stolz auf den Erfolg. Rund durch das Spreegebict, 573 icm, war mein längstes Rennen. Am Sonnabcndnachmiitag wurde in Berlin - Martendorf gestartet — 23 Stunden 23 Minuten später war ich am Ziel. Die Strecke war Berlin — Dresden — Görlitz — Cottbus — Berlin. 73 Fahrer waren am Start — 5 am Ziel. Es war eine Siegcsfahrt des braven Adolf Huschkc. Vor Dresden gab's bei Anbruch der Dunkelheit einen schweren Massen sturz, weil naive Landgendarme in die Kolonne sprangen, um zur Be leuchtung der Lampen zu zwingen. Vom „Weißen Hirsch" ab fuhr ich mutterseelenallein durch die stockfinstere Nacht. Wurde müde. In einem Wald zwischen Bischofswerda und Bautzen schlief ich im Fahren ein. Trudelte mit der Maschine in den Chausseegraben und wurde durch den Schreck so munter, daß ich in großem Tempo der Kolonne nachsetzte. Nur Huschkc, Wberger und Suter lagen an der Spitze. Beim Massensturz vor Dresden waren sie abgerückt. Zwischen Görlitz und Muskau begann ein verheerender Hagel. Das Fahren wurde zur Qual. Dennoch: cs gab kein Rasten. Erst ab Cottbus wurde mir das Fahren anstrengender. Tas Sitzen tat weh. Am Berliner Ziel große Begeisterung, als ich jüngster von allen die 573 icm beendete. Bis 9 Uhr abends habe ich getanzt. Dann brachten mich Freunde in einer Drofchke ms Hotel. Ich schlief unterwegs ein, und habe nicht gemerkt, wie ich aus dem Wagen getragen wurde. Nach vierzehnstündigcm Schlaf wachte ich auf. Noch einmal vermasselte mir ein englischer Frcilauf meine guten Aussichten. Das war bei Wien—Berlin 1912. Da gerieten Adolf Huschkc und ich kurz vor der deutsch-böhmischen Grenze in eine .Hammelherde In der größten Not ein Tritt auf die Rücktrittbremse — ein Knacks — der Frcilauf war defekt. Huschkc stürzte, brach die Lenkstange, mußte gleichfalls aufgeben. Nach dieser Erfahrung ging ich zur Torpedo- Frcilaufnabe über — sie hat Rennen und Training, Brockcnfahrtcn und Alpensteilstraßen unverdrossen standgehalten, und höchstens ein Mantcldcfckt konnte mir für die Zukunft meine Chancen im Wettbewerb zunichte machen. Als ick, 1911 Breslau —Obcrschlcsicn —Breslau gewann, gabs cm Stückchen Sporthnmor. Ausgangs Brieg ivaren wir eine Spitzengruppe von drei Mann: Herbert Ernst (der bekannte Motorradssportsmann und Motorenkonstrnkteur, damals noch Straßenrcnnfahrerf, ein oberschlesischer Neuling und ich. Bei Schnrgast begann ein Wolkenbruch. Wir be schlossen kurze Rast in einem Restaurant, um dann evtl. Terrainvcrlnst wieder aufzuholen. Plötzlich bemerkte Ernst, daß unser dritter Mann fehlte. Er war heimlich abgcrückt. Wir hetzten ihm nach, aber bis zum Wendepunkt lGroß-Strehlitzs war er nicht cinzuholen. Erft wenige Kilo Meter vorm Ziel hatten wir den Ausreißer. Im Endspurt wurde er immerhin Zweiter vor Ernst. Während meiner Internierung im Astrachaner Gouvernement hatte ich mir 1917 ein Fahrrad geliehen, nm in entfernten Steppendörsern und Siedlungen Lebensmittel zu kaufen, die es in der Stadt nicht mehr gab. Das Verlosten unseres Jntcrnierungsortcs war verboten. Dennoch: eine unberechtigte Rotc-Krenz-Bindc am Arni, einen Rucksack auf dem Rücken, so fuhr ich hinein in die Kalmnckensteppc. Als am Spätabend die Dämmerung an-brach, wurde ich von zwei Kosaken auf freier Steppe entdeckt. Ich trat an und fuhr drauflos, denn cs ging ja nms Ganze. Der Steppenfad war trocken und fest, also konnte ich ein 35-lcm-Tempo trotz schtver gefülltem Rucksack innchalten. Mir entgegen kam eine Kamclkarawane. Die Kosaken winkten, man solle mich anfhalten. Ich hielt dessen ungeachtet, weil ja kein anderer Weg fahrbar war, schnur stracks auf die Karawane zu. Und der Erfolg: als ich etwa 60 Meter vor dem Leitkamel war, sprang cs crschrcckt zur Seite zog an und raste in die Steppe hinein. Die Gcsamtkolonnc hinterdrein. Der erste Wagen schlug nm — cs gab einen Massensturz der Tiere, Wagen und Mcnsclicn. Die Kosaken wurden dadurch anfgchalten, leisteten Hilfe, und ich war mit großem Borsprung davon und landete die 40 Pfund Mehl, 40 Eier, Fett und Fleisch im Kreise meiner Lagcrkamcraden. Dieser Sieg über Pferde kraft aber war mein ivertvollstcr Sportersolg. Denn mit Kosaken lvar in Rußlands Steppennncndlichkeit wahrlich nicht zu spaßen Bald kommt der Frühling ins Land, und mögen dann auch die Tage noch feucht und kühl und die Straßen naß und schlüpfrig sein — dem Sportsmann ist das gleich! Sich im Sport bewähren und im Leben dnrchkämpfcn — das find Parallclcntwicklnngen im Werdegang des Men schen. Die Pioniere der Antomobilindnstrie, viele der Größen ans dein internationalen Auwsport, bekannte Führer der Technik — sie haben einst in ihren jungen Jahren im Radsport sich gestählt und erprobt. Viag Strescmann über die Sechstagerennen und Ucbersport sagen, was er will — der Radsport, als Sport ansgenvt, bleib« einer der köstlichsten Sportzweigc, die cs gibt. Er verbindet Sport mit Natur und Kultur. Wenn drum die Märzsonne lachi und der Lenz ins Land tritt, mögen unsere jungen Leute, gleich, ob sic noch ans der Schulbank sitzen, in die Lehre gehen oder schon in Bernsen verankert sind, ihre Maschinen satteln und hinausfahrcn in die frisck-e, frol-c Welt, ihrer Gesundheit zum Nutzen und sich zur Freude!
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