Sprachentwicklung. Gewiß beruhen die gesamten ältesten Sprach- und Schriftvorgänge auf einer gewaltigen Abstraktion (Ver geistigung), hervorgegangen aus einer ungeheuren Spannung Mischen dem Menschen und dem Weltall. Sind doch stets die ältesten Erfindungen die grundlegenden und größten gewesen, wie auch die materiellen Erfindungen des Feuers oder des Rades zeigen: So auch in der Seistesgeschichte! Diese ersten Sprach- und Schriftvorgänge zeugen von einer bewußten Anwendung kos mischer Susammenschau, und alle späteren erscheinen da gegen verblaßt, vernünftelt (rationalisiert), verdunkelt. Es mischen sich noch keine tierhaften oder vermenschlichenden Vor stellungen hinein, wie in der späteren Bilderschrift der fogenannton alten Kulturen Aegyptens und Babyloniens: das geschah erst mit dem Vordringen der Priesterschaft (wie es in Europa etwa die Druiden, in Asien etwa die Schamanen waren), während die älteste „Weisheit", die älteste Kultur in Händen der Priesterin, der „weißen Frau" am Dolmen lag, von der unsere Märchen noch zu berichten wissen. Oie Urelemente der Sprache und der Schrift zeugen von der Erundauffassung: daß die Sonne und der Sonnen lauf nur ein Gleichnis sind des Menschenlebens überhaupt. Und das führt uns noch einmal zur Frage des Urglaubens (U r - Monotheismus), dessen Erforschung heute beinahe eine Welt anschauungs- und Gegenwartsfrage größten Ausmaßes geworden ist. Der Urglaube des nordischen Menschen wurzelt in dem Glauben an den großen unsichtbaren Weltengott, wie ihn noch die Über lieferung der Eskimos, der Inder und laut Tacitus auch die Ger manen festgehalten haben. Unvorstellbar, jenseits von Zeit und Raum lebt Gott, aber er offenbart sich in dem Jahres- und Sonnen lauf seines Sohnes, des Menschen, jedes Einzelnen, der aus der „Mitternacht" oder dem „Mutterwasser" aufersteht, so oft und so lange die Sonne bei ihrer Umkehr in der Wintersonnenwende ihre ersten Strahlen entsendet. Das Mysterium der Wiedergeburt findet schriftgeschicht lich seinen Ausdruck in dem Eyr-2eichen dem „Sott, der in der Herbstzeit seine Arme senkt", der Gottessohn, der sich zum Sterben neigt, der beim tiefsten Stande des Lichtes in die „Mutternacht" eingeht, um daraus alljährlich wiedergeboren zu werden, der Gottessohn in dem letzten Monat des Jahres, der nach Durch gang durch die Wintersonnenwende als Mensch, als iVla-Ieichen V oder Ka-Ieichen V> als „Der-seine-Arme-Hebende", im Früh jahr „Auferstehende" erscheint. Man muß sich unter dem Ein fluß christlicher Vorstellungswelt von der Anschauung frei machen, als handele es sich bei diesem „Gottessohn", diesem in der Winter-