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Auerthal-Zeitung : 11.05.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-05-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189805119
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18980511
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18980511
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAuerthal-Zeitung
- Jahr1898
- Monat1898-05
- Tag1898-05-11
- Monat1898-05
- Jahr1898
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 11.05.1898
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Politische Uundscha». vom spanisch - amerikanische» Kriege. "Im wetteren Verfolg ihre» Sieges be schossen die Amerikaner Manila, da» bereUS am Dienstag übergeben wurde. Die amerikanische Flagge weht jetzt auf den Philippinen. Amerika will diese Insel in Pfand behalten bis M Deckung der Kriegskosten durch Spanten. * Infolge der Nachricht vom Falle Manilas drohten in Madrid Unruhen. Der Un wille deS Volkes richtet sich besonders gegen den Marineminister. Ueber Madrid wurde der BelagerungS-^i stand verhängt, der auf ganz Spanien ausgedehnt werden soll, wenn sich die Königin-Regentin nicht ent schließt, daS Ministerium Sagasta zu entlassen und ein patriotische« Ministerium aus Mitgliedern aller in Betracht kommenden Parteien bilden zu lasten. DteLage ist sehr ernst. * Immer fester greift die Austastung um sich, daß die Philippinen für Spanien verloren seien. Wa« mit ihnen geschehen wird, darüber gehen die Meinungen noch aus einander. "DaS spanische Atlantic - Ge- schwader, daS von den Kapverdischen Inseln abaedompst war und von dem man „große Ueberraschungen" zu erwarten berechtigt war — ist nach Cadiz (Spanien) zurückgekehrt, um sich mit dem dort gebildeten neuen Ge schwader zu vereinigen und sodann die Fahrt über den Ozean anzutreten. DaS bedeutet also eine etwa achttägige Verschiebung eines mög lichen Entscheidungskampfes zwischen den beiden gegnerischen Flotten. Die Zeit kommt den Amerikanern zur Vervollständigung ihrer Truppen mobilisation gut zu statten. * Mac Kinley hat sich dahin geäußert, daß der Krieg mit der Schlacht bei Manila keineswegs beendet sei. Amerika werde nicht «her in Friedensverhandlungen ein- treten, bis eS Cuba genommen habe. * Präsident Mac Kinley wird demnächst eine Proklamation erlassen, laut welcher in Amerika wohnhafteSpanier Namen, Beschäftigung und andere ihre Identifizierung bezweckende Angaben zu Protokoll geben müssen, widrigenfalls sie daS Land zu verlassen haben. *Jn Washington erwartet man inzwischen mit Ungeduld Nachrichten von der atlanti schen Flotte, die mit der spanischen Kapverdeflotte zusammenstoßen soll. ES erhält sich daS Gerücht, daß die Jnvafions- armee für Cuba erst nach' diesem Zusammen stoß abgehen wird. Die Krieg Skosten- bill hat der Senat ebenfalls angenommen. Auch jetzt wird von einem vergeblichen Versuch der Amerikaner berichtet, an der cubanischen Küste zu landen. Aber daS Feuer der Forts soll sie rasch vertrieben haben. Deutschland. * Während der Kaiser am Freitag wegen deS von ihm persönlich vorgenommenen Schlusses deS Reichstages und dem sich daran für die Reichstagsabgeordneten an schließende Festmahl im kgl. Schlosse inBerlin verbleiben mußte, bezab sich die Kaiserin nach Plön, um dort den Geburtstag des Kronprinzen Friedrich Wilhelm mitzufciern. *Die für diesen Sommer geplante Reise des Prinz-Regenten Luitpold von Bayern nach Bamberg und in die Rheinpfalz soll nach einer Münchener Meldung unterbleiben, da daS Befinden König Ottos zu ernsten Bedenken Anlaß gibt. "Durch kaiserliche Verordnung vom 27. v. ist Kiautschou als kaiserliches Schutzgebiet erklärt worden. Auf da« Kiantichougebiet finden durch eine wettere Ver ordnung vom selben Tage demgemäß die ge setzlichen Bestimmungen Anwendung, welch« ftlr die Rechtsverhältnisse der deutschen Schutzgebiete gelten. "Der preuß. Landtag soll, wie die ,Berl. Pol. Nachr.' offiziös schreiben, jedenfalls vor Pftngftenaeschlossen werden. Nötigen falls würden die bis dahin unerledigteu Sachen dem neuen Landtag vorzubehalte« sein. "In EiSleben ist am Dienstag der Ober berg- und Hüttendtrektor, Geh. Bergrat Ernst Leu schner, der am 23. Februar sein 72. Lebensjahr vollendet hatte, gestorben. Leuschner gehörte dem preuß. Abgeordnetenhaus« fett 187V bis zur vorigen LemLlaturperiode, dem Reichstage seit 1882 an. Er vertrat den ManSfelder Kreis, zählte zur steikonfervatiden Partei und war eine Autorität im Bergwesen. Oesterreich-Ungarn- "Nachdem sich im österreichischen Reichsrate auch die katholische BolkSpartei für Auf hebung der Sprachenverordnun gen ausgesprochen hat, find die Deutschen in der Mehrheit! "Ministerpräsident Graf Thun erklärte einem fortschrittlichen Abgeordneten, er werde die Sprachenerlasse nicht aufheben, ehe nicht eine Verständigung zwischen Deutschen und Tschechen erfolgt ist. Frankreich. * Der oberste Landwirtschaftsrat hat sich auf Befragen deS Ministerpräsidenten Meline für Aufhebung der Getreidezölle bis zum 1. Juli d. ausgesprochen. Der Minister rat hat dementsprechend beschlossen. «nglan». * Im Unterhaufe fragte Abg. Hedderwick an, ob daS Gerücht begründet sei, daß die Regie rung eine Abtretung Sansibars an Deutschland erwäge. Der erste Lord deS Schatzes, Balfour, erwiderte, er habe von diesem Gerücht keine Kenntnis; er müsse jedoch gestehen, dasselbe sei sehr albern. Aralie» " AuS verschiedenen Provinzen kommen neue Nachrichten über Ruhestörungen aus Anlaß der Brotteuerung. Der Minister rat hat die Ermächtigung zur eventuellen Ein berufung einer Jahr sklasfe der Reserve erteilt; man hält jedoch dafür, daß die Not wendigkeit dazu nicht ci,«treten werde. L: aurnt. "Die Lage in Madrid und in ganz Spanien ist sehr ernst. Die Ver hängung deS Belagerungszustan des konnte zur Beruhigung der Gemüter so wenig beitragen, wie das Verbot, andere als amtliche Kriegsnachrichten zu ver breiten. Auch die Telegraphenzensnr ist strenge. Es sollen mehrfache antidynastische Kundgebungen stattgefunden haben und in den baskischen Provinzen bewaffnen sich die Kar listen. Mehrere Madrider Blätter befürworten, Weyler zum Diktator auSzurufen. Von den Seiten, auf denen man die Sache nicht so schwarz auffaßt, wird dennoch der Rücktritt der Königin-Regentin und ihr Ersatz durch eine Regentschaft, die auS volkstümlichen Persönlichketten bestehen würde, für wahrscheinlich gehalten. Kommt aber der Stein erst einmal soweit ins Rollen, dann kann niemand sagen, wo er wieder zum Ruhen gelangen wird. Stustland. * Die ,N. Fr. Pr.' berichtet auS Petersburg weiteres über die Entdeckung eines An schlages gegen den Zaren. Unter dem Fußboden der neuen Kathedrale in Zarskoje Selo sei von der Baukommisston eine Minen anlage entdeckt worden. Da der Zar der Ein weihung der Kirche beiwohnen wollte, so sei jedenfalls ein Attentat auf das Leben des Zaren beabsichtigt gewesen. Der bauführende Architekt, sowie dessen gesamtes Arbeitspersonal seien in aller Stille verhaftet worden. «sie«. * Me ein Telegramm auSPeking meldet, ist der Prinz Kuna gestorben. Prinz Kung «ar der Vorsitzende deS Tsung-li-Iamen, des chinesischen Auswärtigen Amtes, und bat bei den Verhandlungen mu den Mächten eine hervorragende Rolle gespielt. ES ist nicht aus geschlossen, daß der Prinz, der bei Hofe viele Feinde hatte, keine- natürlichen Tode- ge- Der Reichstag Leendete am Dienstag die zweit« Lesung der Novelle zur Zivilprozeßordnung. Di« vom Etat übrig gebliebenen Resolutionen Pachntcke (fr. Vv) und Lieb« (Zmtr.» betr. Sicherung der Koalitionsfreiheit wurden gleichfalls angenommen. Petitionen betr. tzümlhxung de« BefähiguugSnach- weise» im Baugewerbe wurden bin Negierungen zur Berücksichtigung überwiesen. Der Nachtragsetat wurde in zweiter Lesung nach unerheblicher Debatte angenommen. Am 4. d. gemhmigt da» Hau» zunächst in dritter Lesung die international« Sanität»- Konventlon und erledigt eine Rechnungssacht. E» folgt di« dritte Lesung der Mtlttkrstraf- prozetzordnung. E» liegen hierzu die Kom- promitzanträge de» Abg. Prinzen Arenberau. Gen. (Zentrum, beide konservative Parteien und National- liberale) vor. In der Generaldiskusston erklärt zunächst Abg. v. Levetzow (kons.): Seine Freunde feien in ihrer großen Mehrheit bereit, für die Vor lage zu stimmen, unter der Voraussetzung allerdings, daß sämtliche Kompromißanträge in der Spezial- diskusfion zur Annahme gelangen. Abg. Frohme (soz.) benreitet, daß die Be schlüsse zweiter Lesung und die Annahme der Kom- promißanträge dem Militärstrafprozeß ein andere» Ansehen w edcr geben können. Der Entwurf habe seinen reaktionären Charakter behalten, derselbe werde noch weiter verschärft durch die' Kompromißanträge. Das deittsche Volk werde mit eiüer solchen Vorlage nicht einverstanden sein und die Antwort auf ein solche» Gesetz nicht schuldig bleiben. KriegSmiuister v. Goßler: Abg. Frohme habe die Rebe offenbr nur gehalten, weil seine Partei sich in großer Verlegenheit befinde. Da» Gesetz enthalte eben wesentliche Fortschritte, deshalb werde auch der Appell de» Vorredners an da» Volk ohne Wirkung bleiben. Das Volk werde eben von neuem sehen, was es von einer Seit« zu halten hat, deren Pro gramm e» nicht zuläßt, daß sie einem Fortschritt in der Gesetzgebung zustimmt. Abg. Bassermann (natl.) erklärt, seine Freunde würden dem Gesetze zustinimcn, und gibt seiner Befriedigung darüber Ausdruck, daß nun auch die Konservativen der Vorlage zustimmen wollten. Abg. Haußmann (südd. Vp.) will nicht ver kennen, daß die Vorlabe einige Fortschritte bringt, die nicht ohne Belang sind. Aber da viele Forde rungen der Bevölkerung unerfüllt bleiben und nun auf Jahrzehnte hin deren Erfüllung vertagt werden solle, könnten seine Freunde der Vorlage nicht zu stimmen. Abg. Gröber (Zentr.): Auch Abg. Haußmann habe ja anerkennen müssen, daß die Vorlage wesent liche Fortschritte bringe, diese Fortschritte solle man nun aber doch nicht auf» Spiel setzen, indem man die Vorlage zu Fall bringt. Er werde für die Vorlage stimmen, die eine einheitliche Grundlage für den Militärstrafprozeß im ganzen Reichsgebiet schaffen will. Abg. Graf Limburg-Stirum (kons.) er kennt allerdings an, daß da» Gesetz einige Vorteile gegen den bestehenden Zustand bringe, aber er sei doch sehr zweifelhaft darüber, ob es nötig gewesen sei, ein so hohes Maß .von monarchischer Autorität, wie es in der preußischen Militärstrgsgcrichtsorduung gegeben war, um dieser Vorteile willen preiszu geben. Er und ein Teil seiner Freunde wollten daher die Verantwortung für dieses Gesetz nicht mit übernehmen. Abg. Frhr. v. Hodenberg (Welfe) verweist auf das Vorgehen der braunschweigischen Behörden gcgenReserveoffiziere, die vaterländischen Vereinigungen angchörten, wird aber vom Präsidenten unterbrochen. Abg. Richter (frs. Vp.) erklärt, die Vorlage erfülle bei weitem nicht alle Wünsche seiner Freunde, sie bringe aber unzweifelhaft Vorteile gegen das geltende Recht. Diese Vorteile könnten seine Freunde in ihrer Mehrheit nicht von der Hand weisen, und sie würden daher für die Vorlage stimmm. Damit schließt die Gencraldebatie. In der Spezialbcratung gelangen die §8 1—7 ohne wesentliche Diskussion zur Annahme. ß 8, der in zweiter Lesung gestrichen worden war, hatte die Kompetenz der Militärgerichte ausge dehnt auf bereit» au» dem Militärverhältni» Au-Z- geschiedene hinsichtlich der Beleidigungen rc. früherer Vorgesetzter. Gemäß einem Kompromißantrag Arcn- bcrg soll diese Vorschrift hinsichtlich persönlicher Be leidigungen und Beleidigungen militärischer Behörden wiederhergcstellt werden. Der Antrag wird bekämpft durch die Abgg. Beckb, Haase, befürwortet durch Minister v. Grßler und die Abgg. Graf Bernstorff-Laueuburg und Gröber. In namentlicher Abstimmung wird sodann der 8 8 in der Fassung deS Kompromißantragcs ange nommen mit lüO gegen lol Stimmen. i Debattelo» wird ferner Pt» Vorlage darin wiedcrhergestellt, daß dimMABsanchten, abgesehen von besonder» schwere«Höll»«, pur rin (stütt zwei) KrteaggerichtSrat al» Richter augehört. Ebenso wird nach kürzer Debatte die Vorlage auch darin wiederhergestellt, daß ein Offizier rn Uniform der vorläufigen Festnahme auf frischer That nm unterliegt, wenn e» sich um ein Verbreche» hemdett, also nicht auch dann, wenn e» sich um ei» mit Verlust d«r bürgerlichen Ehrenrechte bedrohte» Vergehen handelt, me in zwRter Lesung hinzugefügt worden war. Bei dem Abschnitt Verteidigung wird ebenfalls der Kompromißantrag angenommen, welcher die Be fugnisse von Rechtsanwälte», vor dem Militärgerick zu verteidige», insoweit e» sich um bürgerlich Verbrechen oder Vergehen handelt, auf «ine gewisse Reihe von Delikten beschränkt. Auch der Rest de« Gesetze» wird mit einige» minder erheblichen Aenderungen gemäß dem Kom- promißantrag angenommen. Ohne Debatte tritt da» Hau» dann einer Reso lutton Bassermann zu Gunsten der Sstiführung der Berufung auch in Strafsachen vor bürgerlichen Ge richten bet. Von dem dann zur Beratung gestellten Ein- führungSgefetz gelangen die 88 1—32 ohne Erörterung zur Annahme. Bei 8 33, der die Aus nahmestellung Bayern» hinsichtlich de» obersten MilitärgcrichtShofes behandelt, erklärt Abg. Lieber (Zentr.), in dieser Frage würden seine Freunde au» Bayern sich von der Mehrheit der Partei trennen. Er hoffe aber, daß e» bald gelingen werde, auch den bayrischen Wünschen Rech nung zu tragen. Reichskanzler Fürst Hohenlohe erwidert, er hoffe ebenfalls, daß diese Verständigung erzielt werde. Die Verhandlungen zwischen den beiden Kontingents herren hätten seit seiner letzten Erklärung einen im Sinne der Verständigung wesentlich fortschreitenden Charakter angenommen. 8 33 wird darauf unverändert nach den Be schlüssen zweiter Lesung angenommen. — Ebenso debattelo» der Rest de» EmführungSgesetze» und demnächst da» Gesetz betr. die Dienstvergehen der richterlichen Militärjüstizbeamten. In der dann folgenden Gesamtabstimmung wird schließlich die Militärstrafgerichtsordnung in nament licher Abstimmung mit 177 gegen 88 Stimmen an genommen. Dagegen stimmen die Sozialdemokraten, die süddeutsche Volkspartei, ein Teil der Konserva tiven, die bayrischen Mitglieder de» Zentrum» und der freisinnigen Volkspartei, die Welsen sowie die Abgg. Schmitt-Mainz (Zentr.) und Sigl «wild). ES folgt die Fortsetzung der zweiten Beratung de» Antrages Paasche bezw. des von der Kommission beantragten Gesetzentwurf» über die künstlichen Süßstoffe. ES ist zunächst die Abstimmung über 8 1 zu wiederholen. Die Annahme erfolgt fast einstimmig. Beim 8 3 beantragt Abg. Herme», den Zusatz von Saccharin wenigstens beim obergärigen Bier zu gestatten. Der Antrag wird nach kurzer Debatte abgelehnt und der Rest de» Entwurf» genehmigt. Pr-uyisch-r gandtag. Am Dienstag beriet da» Abgeordnetenhaus über den Antrag Gamp betr. Milderung der Bestimmungen über die Sonntagsruhe und SonntagSheiliaung. Minister Brefeld führte aus, Klagen über die Hand habung der Bestimmungen der Sonntagsruhe seien nur au» Handelskreisen laut geworden und haben neue Erhebungen veranlaßt. ES ist namentlich ge wünscht worden, die fünfstündige Verkaufszeit anders zu legen und sie den Bedürfnissen unzupassen. Bei den Behörden gehen die Meinungen auseinander, welche Forderungen zu stellen seien, vielfach wider sprechen sic sich. Ein Bedürfnis für den Antrag liege nicht vor. Im Abgeordnetenhause stand am Mittwoch die Vorlage zur ersten Beratung, die zum Bau von Mietswohnhäusern für in staatlichen Betrieben stehende Arbeiter und Beamte fünf Millionen fordert. Finanzminister von Miquel sprach d.e Erwartung aus, daß sich daS Anlagekapital mit 3 Pvozend verzlnsen werde, andernfalls müßten die Betriebs verwaltungen, denen diese Wohnungen zu gute kämen, Zuschüsse leisten. Sämtliche Redner, die zu der Sache da» Wort nahmen, äußerten sich zu stimmend. Ci» folgte der Bericht über Eisenbahn- Bauausführungen; sodann wurden noch Petitionen erledigt. U*rr Uah «ad Fer*. Wiesbaden. Ein Gustav Freytag-Denkmal soll in Wiesbaden errichtet werden. Der Ver such geht von den engeren Landsleuten deS Dichters, den in Wiesbaden ansässigen Schlesiern, auS. In einer Versammlung wurden dieser Tage alle Schritte zur Bildung eines großen Komitees durchberaten. Der verstoßene Sohn. 8j AuS dem Englischen von Julie Düngern. (Fortsetzung.! Lange stand Georg noch da und blickte da« Parkhäuschen an, vielleicht hoffte er, am Fenster noch einmal die liebliche Erschei nung zu erblicken. Dann trat er langsam den Rückweg an; die Beute von hundert verschiedenen Gedanken, Liebe und Stolz, Hoff nung und Furcht stritten sich in seiner Seele. Er kehrte in daS Wirtshaus zurück, wo seine Zerstreutheit und Wortkarghett selbst von Mr. Page und den Kellnern bemerkt wurde. Am Wend erhielt er eine Botschaft seiner Mutter, eS waren nur wenige freundliche Zeilen, worin sie ihn bat, am nächsten Montag (heute war Samstag) in dem Wäldchen nahe dem Schloß an einem bestimmten Platz zu erscheinen. AuS dem Briefchen ersah er, daß sie das Geld für die Juwelen erhalten hatte, und Georg gab sich also der Hoffnung hin, seinem Freund die Summe bald wieder erstatten zu können. Miß Carter wurde, nachdem sie ihre Kom mission am Barktbore abgemacht, von ihrer Tante äußerst liebevoll empfangen, nur wunderte sich die Dame darüber, daß Klara zu Fuß und ohne alles Gepäck angekommen war. Dies sollte am Nachmittag folgen, mit demselben kam auch Sir Lancelot, welchen ein Groom gebracht; daS schöne Tier schien Miß Carter das grüßte Interesse «Inzuflößen, denn sie streichelte zärtlich seine silberne Mähne und flüsterte ihm zu: „Er hat auch nack dir gefragt, wann, lieber Lancelot, werden wir ihn Wiedersehen?" Unter den mit der Abendpost angekommenen Briefen fand sich einer von Mr. Carter, der seine Frau bat, chn am folgenden Dienstag mit Klara in London zu treffen. Als die beide« Damen an diesem Wende in dem Wohnzimmer beim Scheine der Lampe saßen, kam sonderbarerweise nicht das kleinste trauliche Zwiegespräch zwischen ihnen zu stände; jede derselben war mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt, und während MrS. Carter ihre Arbeit nur zum Scheine in der Hand behielt, trat Klara ans Klavier und ließ ihre Finger achtlos über die Tasten laufen, ohne eine Melodie fortsetzen zu wollen. Ihre Tante hatte inzwischen ihr Notizbuch ergriffen, um etwas darin nachzusehen, ein schmaler Streifen Papier fiel heraus, ohne daß sie eS bemerkte. Nach einer kleinen Weile stand sie auf, packte die angekommenen Briefe zu sammen und verlieb da« Zimmer. MS Klara ihre Tante nicht wiederkommen sah, stand sie vom Piano auf und setzte sich an den Kamin. Halb in ihre Träume verloren, traf ihr Blick auf den Zettel am Boden; sie hob ihn auf und laS ibn, ohne etwas zu denken. Wie groß war aber ihr Erstaunen, als sie den Namen „Paul Mark" auf dem Papier laS. ES war der selbe Zettel, welchen Georg Stainberg feiner Mutter eingehändigt hatte. Klara war geradezu verblüfft, sie konnte sich nicht erklären, wie ihre Tante Mr. Mark kennen sollte, und dennoch mußt« eS so sein. „ES ist chr Geheimnis und seines," flüsterten deS Mädchens Lippen, „und e» soll mir heilig sein." Plötzlich durchzuckte ein Freudenstrahl ihr Herz bei dem Gedanken: „Wenn die Tante ihn kennt, so habe ich auch Hoffnung, ihn wiederzusehen. ES muß eine Zett kommen, welche mir für dies alles eine Erklärung bringt." ' Klara ließ das Papier wieder auf den Platz fallen, von dem sie eS genommen, und als MrS. Carter ins Zimmer wat, hatte sie den früheren Platz am Piano wieder eingenommen. v. DaS Netz wird zugezogen. Georg erwachte m jenem Morgen, wo er seine Mutter treffe« sollte, mit dem Gefühle einer großen Herzenserleichterung, well er daran dachte, daß der Abend ihn frei von seinen Verpflichtungen finden würde, und als er dann sich auf den Weg machte, wirkten der Sonnen schein und die herrliche Luft so günstig auf sein Gemüt, daß die Erlebnisse der letzten Jahre beinahe auS seinem Gedächtnisse geschwunden waren. Mit vollem Herzen genoß er die Schön heit der Landschaft, die er durchschritt. Seine Seele war mit Dank gegen seine Mutter erfüllt, die ihm das Opfer ihres Stolzes brachte und eine unrechte Handlung beging, um ihr Kind vom Verderben zu retten. Er dachte der Tage nach seines Vaters Tode, die er mit ihr verlebt, und wo noch kein Gedanke Mr. Carter betraf und — seine Nichte. Ja seine Nichte! wie verschieden war die herzige, «frische Natur derselben von der gespreizten, selbstzufriedenen und hochmütige« deS OheimS,-«telchen Georg nicht umhin konnte, aüß voller Seele zu hassen. Diesen Gedanken nachbängend, schritt er Wetter, als er plötzlich erschrocken stehen blieb,, denn er sah auf dem Fahrwege einen Lagen daherrollen, und in demselben saß Mr. Carter, welchen er fern glaubte, Mr. Carter mit seinem weißen Backenbarte, seiner goldenen Brille, wie er die schöne Natur um sich her mV einer Pro tektormiene betrachtete. Georg hatte sich hinten das Gebüsch versteckt und sah, wie der Wagen die Allee hinauffuhr und an der Terrasse Halt, machte. „WaS -um Kuckuck bringt den elenden alten Burschen hierher?" murmelte Georg in höchst unrespektabler Weise, „jedenfalls wußte meine Mutter nichts von seiner Ankunft, sie würde mich sonst nicht hierher bestellt haben. Doch will ich mich in das kleine Wäldchen begeben, eS wäre leicht möglich, daß sie Gelegenheit fände, mich dort aufzusuchen. Dem Worte folgte die That und Stainberg bog in das Wäldchen, eine Art Baumschule, ein, wohin, wie er wohl wußte, weder die Herren noch die Gäste deS SchloffeS, sondertt höchsten« me Gärtner und niedere Bedienstete dringen würden. Er ließ sich auf einer kleinen Bank nieder, wo er von den Bäumen halb ver steckt, doch den Blick auf daS Schloß frei hatte, und bald sah er eine weibliche Gestalt daher kommen, welche keine Sehnlichkeit mit der schlanken Figur seiner Mutter besaß. MS sie näher kam, erkamtte er die alte Ellen, die ihn jetzt auch gesehen hatte. „Sie werden mich nicht gen» sehen, Mr. Georg," sagte di« Alte und gab ihm die Hand, „die gnädige Frau konnte aber nicht kommen und hat mich gesendet." ,
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