Nr. 1 1S. Jahr-au- Beilage zum General-Anzeiger Januar 193- Von Äer brl8Lett Mr HliUeleurvpäl8eüen Leit. Fünf Minuten zu früh kamen im ersten Jahre des Bestehens der Eisen bahnstrecke Dresden—Leipzig die Züge in der Pleißestadt an, wenn sie pünkt lich" eintrafen, — wenigstens mußte das der Reisende glauben, der die im Fahr plan verzeichnete Ankunftszeit mit der der Leipziger Bahnhofsuhr verglich» Aber auch heute gibt es noch solche „Fahrplanwunder": Denn ein Verkehrs flugzeug, das Köln um 15 Uhr verläßt, trifft bereits um 14.55 Uhr in Brüssel ein. Doch ist des Rätsels Lösung nicht schwer. Da bekanntlich in Westeuropa die Uhren im Vergleich -u unserer Zeit eine volle Stunde nachgehen, können wir die Flugzeit von Köln nach Brüssel immerhin mit 55 Minuten errechnen. Wenn wir auch heute noch den Zeigerstand unserer Uhren bei Reisen nach Ost- und Westeuropa ändern müssen, so war dies im Jahre 1839, als die Eisen bahnverbindung zwischen Dresden und Leipzig eröffnet wurde, sogar auf dieser kurzen Strecke erforderlich, denn jeder Ort verfügte damals über seine eigene Zeitrechnung. Es war 12 Uhr mittags, wenn „die Sonne durch den Meridian ging", und dieser für die Zeitbestimmung so wichtige Augenblick vollzieht sich eben in Leipzig fünf Minuten später als in Dresden. Verhältnismäßig schnell wurden in Sachsen die Schwierigkeiten, die die verschiedenen Ortszeiten insbesondere für die Umrechnung des Fahrplanes auf den einzelnen Unterwegsstationen mit sich brachten, behoben. Denn schon am 1. Mat 1840 führte König Anton auf Anregung des damaligen Leiters des Mathe matisch-Physikalischen Salons zu Dresden, Inspektor Lohrmann, trotz „schwer wiegender" Bedenken einzelner Gemeindeoberhäupter für das Land Sachsen eine Normalzeit ein. Die Vorteile der neuen einheitlichen Zeitrechnung waren so erheblich, daß kaum noch jemand ernstliche Etnwendunegn geltend machte, al- 53 Jahre später, am 1. April 1893, an ihre Stelle die Mitteleuropäische Zeit trat. Mit der Ueberwachung der sächsischen Normalzeit war damals der Mathe matisch-Physikalische Salon beauftragt, -er zu seiner Zeit weniger ein Museum,