Londerabdrnrk aus dem Dresdner Anzeiger vom 8. October 1896. ^usIMlillg von Lilllldmchmmgttt bei Hrnst Arnold, Königt. Kof-Kurrstläcttrdkung, Dresden, Wilsdruffer Stratze 1, I. Eine Ausstellung von Handzeichnungen lebender Künstler, wie sie die Ernst Arnoldsche Hofkunsthandlung gegenwärtig in ihrem Kunstsalon veranstaltet hat, ist jedenfalls ein künstlerisches Unter nehmen besonderer Art. Es verlangt schon ein intimeres Ver- hältniß zur Kunst, wenn man dieser Ausstellung gerecht werden und in ihr den Genuss finden will, den man von Kunstwerken er wartet. Die Handzeichnungen haben mit der Plastik gemein, daß «in breiteres Publikum ihnen nur in Ausnahmcfällen zu theil wird, da die große Menge dafür kein Auge hat. DaS erklärt sich in beiden Fällen aus der größeren Abstraktion von der Wirk lichkeit; bei den Handzcichnungen kommt noch hinzu, daß sie in vielen Fällen unfertig sind, für den Künstler nichts weiter bedeuten, als die rasche Niederschrift eines verhuschcnden Augenblicksbildes, das Notiren eines Eindrucks. Derartige Handzcichnungen sind der echteste Ausdruck des Grundsatzes, daß die Kunst lediglich sich selbst Zweck sei (k'nrt pour l'art); die Künstler geben in ihnen meist nur das, was ihnen das künstlerische Gewissen diktirt, ohne ängstliche Bedenken, wie diese Ausströmungen ihres instinktiven Dranges wirken, was das Publikum dazu sagen könnte, ob sich ein Käufer dazu finden werde u. s. w. Gerade deshalb aber finden die Handzcichnungen jetzt wieder eine erhöhte Werthschätzung bei den Sammlern und Kennern, denn eben das Persönliche, das Individuelle, das in ihnen am reinsten zu Tage tritt, gilt jetzt am meisten — wir brauchen hier nicht zu erörtern, wie weit mit Recht. Daß die Handzeichnungcn und Studien meist mehr Un mittelbarkeit enthalten, als die angeführten Kunstwerke, ist eine ur alte Erfahrung, die jedes künstlerische Zeitalter bestätigt Die Inspiration, die Begeisterung ist meist mächtiger, als die anhaltende Kraft, Lie ein mühsames langwieriges Ausfuhren erfordert. Der Führer der französischen Romantiker, Eugen Delacroix, dachte oft darüber nach, ob cs gut fei, ein fertiges Bild zu malen. Er meinte, während der Ausführung verblasse die ursprüngliche Ein gebung mehr und mehr. Hand und Pinsel folgten dabei mehr und llt.