„Deutsche Wacht". 30. Mai 1895. Alts Dresdner Knnstansstellnngen. Eine recht interessante Ausstellung von Gemälden, welche zumeist der Frühjahrsausstellung der Münchener „Sezession" entnommen Und. lockt gegenwärtig die Kunstfreunde noch der Ernst Arnold'schen Se.zessionisten-Ausstellnng om Altmarkt. Anch hier tvieder, wie so vkt, kann mau wahrnehme», daß es die Berührung mit der ewig jnngeu und frischen Erde, die stets erneute Naturbeobachtuug vor allem in der Landschafts-.und Porträtmalerei ist, was der modernen Richtung die Antäuskraft verleiht und die moderne Bewegung immer wieder sich erucnen und verjüngen läßt. Die Eigenheiten der Volksstämme, die besonderen Anschauungen der verschiedenen Ländergaue bilden mit dem spezifischen Klima hier ein weiteres, gar niemals versagendes Judividuali- urnngsmoment. das nns jenen kräftigen Erdgcruch athmen läßt, ohne welchen, als ihre tüchtigste, natürliche Wurzel, eine versönliche Kunst ja überhaupt gar nicht gedacht werden kann. Speziell in den hier aus gestellte», zahlreichen Landschaftsbildern tritt dergleichen sehr deutlich zu Tage. Die „Dachauer Schule" z. B. lRöthlichgelb, versetzt diesmal aller dings mit einem intensiven köstlichen Blaui har man noch kaum je io charakteristisch und blendend vertreten gesehen, als dies hier auf dem Bilde „Aus dem Dachauer Moos" von Kaiser geschieht, bei dem die durch die Spachlelarbeit im Vordergrund noch unterstützte Eindringlichkeit des Vortrages eine ganz erstannliche Wirkung erzielt. Eine anziehende Reihe herrlicher nnd stimmungsvoller Landschaftsgebilde anderer Künstler hinwiedetunt zeigt den von oberbaperjschen Landschaftern neuerdings so gern iestgehalteuen, dem Land selbst eigenen, braungrünen nnd violetten Dunkelten, der die Anschauung selbst bei gläuzeudcn Abendbelenchtnugeu niemals völlig verläßt, wo dann namentlich der Gegensatz zwischen dem von der Dämmerung bereits umschatteten dämmerigen Vordergrund und dem in Weibern noch strahlend sich spiegelnden Himmelshorizoui mit der scheidenden Sonne oft sehr glücklich heransgestcllt wird — ich er innere hier u. a. nur au Ulm er's feinsinnige Natur-Aufnahmen eines „Abends am Weiher" und „Im letzten Mendlicht", an Pepino's schon früher von uns genannte Bildern „Dbcrbaherisches^Dorf" nnd „Blick ans München", denen sich neuerdings noch eine gelungene „Schnec- laudschaft" angereiht hat, au Ubbe'lohdc's „Verlassenen Steinbruch". Böne»roth's verschiedenartige und in sich doch so einheitliche Natur- stimmungeu und Knmpman»'s kleine, in breitem Silberrahmen weich fluchende „Sommernacht", endlich an Hänisch' dem Auge so wohl- thmmden „Sommcrabcnd". Auf diesem letzte» Bilde ist die Sonne, ob wohl schon längst nntergegangeu. doch noch immer herrlich wirksam, während sie auf dem Groeber'schcn „Sonnenaufgang", so lange i ch wenigstens vor dem Bilde stand, noch immer nicht aufgegange» war! Will man weiterhin der spezifische» Eigenthümlichkeit schwäbischer, besonders württembergischer Landschastskimst näher trete», so wird man kanm cinen geeigneteren Vertreter als de» hochbegabte» Sttlttgarter Reiniger finden können. Wer seine köstlichen „blühenden Bänme am Abend" znm ersten Male sieht nnd die besonderen Reize des württembergischen Hügellandes nicht tl t.