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Adorfer Wochenblatt : 22.05.1850
- Erscheinungsdatum
- 1850-05-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1838560793-185005229
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1838560793-18500522
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1838560793-18500522
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAdorfer Wochenblatt
- Jahr1850
- Monat1850-05
- Tag1850-05-22
- Monat1850-05
- Jahr1850
- Titel
- Adorfer Wochenblatt : 22.05.1850
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-Si ¬ er zuweilen im Herbst noch auf eintge Tage hervor unv sein Sebnen ist gestillt. Das ist aber aucb der Grund, warum cs dann nicht mehr sö lieblich duftet als bei seinem ersten Erblühen. Nun seht Ihr, so geht es im Frühling zu, nahm die Mohnblume ihre Erzählung wieder auf, und ahn. lich so ging eS auch bei der Schöpfung. Eine Blume kam nach der andern. Zu der Zeit aber, in die meine Sagen reicke,», waren schon die meisten versammelt, und es war gar schön auf der Erde, denn überall herrschte Freude und Eintracht. Thiere und Mensche» wohnten friedlich bei einander, und da war nichts a>Sr Jubel vom Morgen bis zum Abend. Ein Wesen nur, das einzige in der weilen, weilen Schöpfung, lhcilie nicht dies allgemeine Glück und wandellc traurig über die junge Erde: cs war die Nacht. Warum sie trau rig war, werdet ihr fragen. Ja sehr, sic we.r einsam in dicscr Welt, wo jedes andere Wesen einen Ge fährten hatte, und gibt es ein Glück, wenn wie es nicht millhcilcn können? Dazu kam noch, daß die Nacht mehr und mehr empfand, was sic sich 1» gerne verheimlicht halte: daß sic das einzige Wesen war, dem die andern sich nicht liebend nahen mochten. Denn wie sie auch ihre freiwilligen Lämpchen anzündete, sie mußte doch den Menschen und Thieren die Schönhei ten der Erde verbergen, und das wendete Alle von ihr ab. Nicht, daß sie ihr in's Angesicht geklagt hat ten, aber mit dem Jubel, mit dem die Morgensonnc begrüßt wurde, sprach es sich deullich genug aus, wie wenig man der Nacht zugcthan war. Das betrüblc sie natürlich, denn sie war gut und liebevoll, und sie hüllte ihr Haupt in den dichtesten Schleier, um ihren bitter» Lummer auszuweinen. Das rührte nun uns mitleidige Blumen gar sehr und wie sich alles von ihr wendete, suchten wir, wie wenig wir auch ih ren Schmerz stillen konnten, ihr Freude zu machen, soviel es unsere Kräfte erlaubten. Aber wir haben nicht- zu dielen., als nur Farben und Düfte und an den Farben hat die Nacht seit jeher keine groß« Freu de gehabt. So sparten wir für sie unsere schönsten Düfta auf; ja einzelne, z. B. die Nachtviole, dufteten bei Tage gar nicht, um alle ihre Wohlgerüche der Nacht darzubringen, und diese Gewohnheit hat sie denn auch, wie bekannt, seitdem bewahrt. Doch Al- les daS konnte die Traurcnde nicht trösten, und sie warf sich in ihrem Schmerz vor den Thron deS Schöpfers. ' Allmächtiger Vater, Hub sie an, du siehst wie Al les glücklich ist in deiner Schöpfung, ich allein zieh« freudelos einsam und ungeliebt über die Erde und habe k-in Wesen, dem ich mich in meinem Kummer anscdlicßen kann. Der Tag stiebt vor mir, wie sehne sücbtig ich ihm auch Nacheile, lind wie er, wenocn sich alle Geschöpfe von mir ab. Darum, allmächtiA« ter, erbarme du dich meines Schmerze» und gied mis eine» Gefährten! Da lächelte in Mitleid der Schöpfer, erhört« das Gebet der Nackt, schuf den Schlaf und gab ihn ihs zum Genossen. Erkennt man es nicht, daß der Schöp fer ibn lächelnd schuf, daran, daß er nur geliebt ist, Nur Segen austkeilt; nur Glück und Trost? Die' Nacht nahm den Freund in ihre Arme und nun ging eine ganz andere Zeit fü? sie an. Nicht allein, daß sie nickt mehr einsam war, sondern es wurden ihr such' die Herze» aller zugcthan, seit der Schlaf', der Lieb» ling aller Lebenden, mit ihr kam, wenn sie den Tag von der Erde verscheuchte. . Bald finden sich noch an- dere freundliche Wesen in ihrem Gefolge, die Kinder der Nackt und des Schlafes — die Träume. Die zogen mit den Ellern über die Erde nnd hatten bald Freundschaft mit den Menschen geschlossen, die damals auch »och in ihrem Herzen wie Kinder waren. Aber leider änderte sick das bald. Leidenschaften erwachten in dem Menschen, und in ihrem Gcmülh wurde es trüber und trüber. Kindar verderben leicht in böser Gesellschaft, und so kam es Henn, daß auch einzelne Traume durch den Umgang mit den Menschen leicht sinnig, trügerisch und unfreundlich wurden. Der Schlaf bemerkte diese Beräiiderung seiner Kinder und wollte die ungerathenen schon aus seiner Gesellschaft äusstv- ßen, da baten die Geschwister für sie und sagten: Lass' uns die Brüder, sie sind nicht so schlimm, als sic scheinen, und wir versprechen dir, nach Kräften wieder gut zu machen, wo sie sich in ihrem Muchwillcn ein mal vergehen! Der Vater erhörte den Wunsch seiner guten Kinder und so blieben auch die bösen Träume in seiner Gesellschaft, die aber, wie die Erfahrung ge lehrt hat, sich wunderbarer Weife immer am meist«» zu den bösen Menschen hingezogen fühlen. Mit dem Menschen wurde eS jedoch schlimmer und schlimmer. Einst lag ein Mann in einer herrlicher Nacht , auf dem duftenden Rasen und der Schlaf und die Träume waren zu ihm getreten, über die Sünde ließ sie nicht Macht über ihn bekommen. In seiner Seele ... stieg ein furchtbarer Gedanke auf, der Gedanke an L>rudermord. Vergebens schüttelte der Schlaf aus seinem Zauberstab die beruhigenden Tropfen auf ihn such vergebens umgankelten ihn die Träume mit ihren bunten Bildern, immer wieder entzog er sich ihrer sanften Herrschaft. Da rief der Schlaf seine Kinder
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