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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 08.01.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-01-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188501085
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18850108
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18850108
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1885
- Monat1885-01
- Tag1885-01-08
- Monat1885-01
- Jahr1885
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 08.01.1885
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Zudem ist auch die Gebirgssahrt reich an Punkten, von denen aus dem Passagier ein pracht volles Panorama über das zwischen dem Erz- und Mittel gebirge sich ausbreitcnde Thal bietet; nicht minder interessant ist das Gebirge selbst, an welchem sich die Bahn emporschmiegt, sowie auch der Blick nach Sachsen. — Mit der Eröffnung des Kohlenbcttiebcs hat die Bahn ihren Charakter als Sekundär bahn (bis Klostergrab) verloren und sind die Wächterhäuser, Schranken:c. ihrem Zwecke vollständig übergeben." — Statistisches vom Königlichen Standes- amtc Freiberg. Im Monat Dezember des ver flossenen Jahres gelangten beim hiesigen Königlichen Standes- amre 95 Geburten zur Anmeldung (darunter ein Zwillings paar, Mädchen, und 4 Todtgeburten) und zwar 52 Knaben und 43 Mädchen. Von den 52 Knaben waren 47 ehelich (darunter 3 Todtgeburten) und 5 außerehelich, von den 43 Mädchen dagegen 36 ehelich (darunter 1 Todtgeburt) und 7 unehelich, unter letzteren gleichfalls 1 Todtgeburt. — Weiter wurden expedirt 20 Aufgebote, darunter 11 von auswärtigen Standesämtern. — Eheschließungen fanden 16 statt. Außer dem wurde in einem Falle Ermächtigung zur Eheschließung vor einem auswärtigen Standesbeamten crtheilt. — Sterbe- sälle gelangten 76 zur Anmeldung. Es starben 34 Personen männlichen und 42 Personen weiblichen Geschlechts und zwar 2s Erwachsene und 48 Kinder, unter letzteren 9 uneheliche. Bei Vergleichung mit Monat Dezember 18 83 sind 2 Ge burten, 4 Aufgebote und 4 Eheschließungen weniger, da gegen 21 Sterbefälle mehr zu verzeichnen gewesen. — Zu sammenstellung aufs IV. Quartal 1884: Zur Anmeldung gelaugten in dem letzten Vierteljahr des verflossenen Jahres 243 Geburten, darunter 11 Todtgeburten, 82 Aufgebote, ein schließlich 45 von auswärtigen Standesämtern, ferner 50 Ehe schließungen (hierüber eine auswärtige, auf Grund der Er mächtigung des hiesigen Standesbeamten), sowie 185 Sterbe fälle, darunter 2 Selbstmorde. — Bei der Vergleichung mit dem vierten Quartal des Jahres 1883 sind 7 Geburten und 10 Eheschließungen weniger, dagegen 28 Slerbeiälle mehr zu verzeichnen gewesen. Hinsichtlich der Zahi der Aufgebote, so ist dieselbe sich mit der Zahl der vorjährigen in demselben Zeiträume gleich gebliebeu. — Tic Zusammen stellung auf das zweite Halbjahr 1884 ergiebt 528 Geburten, darunter 18 Todtgeburten, 184 Aufgebote, einschließlich 83 von auswärts, serncr 105 Eheschließungen, sowie 401 Sterbe- sölle, unter letzteren 7 Selbstmorde und 1 Verunglückung. — Außerdem wurden zu 5 Eheschließungen vor auswärtigen Standesbeamten diesbezügliche Ermächtigungen rrtheilt. — Beim Vergleich mit dem zweiten Halbjahr 1883 sind 15 Geburten. 16 Aufgebote und 36 Sterbefälle mehr, dagegen 9 Eheschließungen weniger zu verzeichnen. — Nach der Zusammenstellung aufs Jahr 1884 sind 994 Geburten, hierunter 42 Todtgeburten, 382 Aufgebote (darunter 173 von auswärtigen Standesämtern), 203 Eheschließungen und 768 Lterbesälle, incl. 9 Selbstmorde und 2 Verunglückungen zur 'Anmeldung gekommen. — Ferner wurden in dem abgelaufenen Jahre zu 10 Eheschließungen vor auswärtigen Standesbeamten Ermächtigungsscheine ausgesertigt. — Bei Vergleichung mit dem Vorjahre 1883 sind 11 Eheschließungen weniger, dagegen 5 Geburten und 73 Srerbciälle mehr zu ver zeichnen gewesen. — Tie Zahl der Aufgebote im Jahre 1884 ist sich mit der im Jahre 1883 gleichgeblieben. — Das Jahr 1885 ist ein gemeines mit 365 Tagen. Der Karneval hat in demselben eine Tauer von 43 Tagen, vom 7. Januar bis 17. Februar, Ostern fällt auf den 5. April, Pfingsten aus den 24. Mai. In diesem Jahre finden zwei Sonnen- und zivci Mondfinsternisse statt. In unseren Ge genden wird jedoch nur die erste Mondsinsterniß zum Theil sichtbar sein. Sie ist eine bedeutende partielle, bei welcher nahezu neun Zehntel des Monddurchmessers verfinstert werden: doch geht der Mond für Deutschland erst nach Mitte der Finsternitz aus. Tieselbe findet statt in den Nachmittagsstundcn des 30. März und dauert etwas über 3 Stunden: sie wird in Asien, Australien und im östlichen und mittleren Theile Europas und Afrikas zu sehen iem. 7 Friedeburg, 6. Januar. Gestern Abend 8 Uhr seierle der Verein „Wohlthat" die bereits angckündigt gewesene Christbescherung für arme Kinder des Ortes. Etliche zwanzig derselben konnten mit Kleidungsstücken und Stollen bedacht werden, alle Schulkinder aber erhielten Spielzeug, Aepsel, Nüsse und Pscsserkuchen. Sehr reichlich war der Verein von vielen Seiten unterstützt worden, und verdient es der Er wähnung, daß auch mehrere edeldenkende Kmdcrsreunde aus Freiberg in srcundnachbarlichcr Weise Gaben nach Friedeburg gesendet hatten, welche mit zur Venheiluug gelangen konnten. Tie Feier selbst ward von dem Vorsitzenden des Vereins, Herrn Bäckermeister May, durch eine kurze Ansprache eröffnet. Hierauf stimmten der Gesangverein .Harmonie" und die Schulkinder den Choral: .Ties ist der Tag, den Goll gemachl" an, und nachdem die zweile Strophe verklungen war, hielt Herr Lehrer Hennig I. die Festrede, welcher er die Worte zu Grunde legte: .Tie Äeihnachlssreude ein Silberblick im Menschenleben." Nachdem die obenerwähnten Sänger: „Tochter Zion, freue dich," von Händel, vorgelragen hatten, sprach eine Schülerin namens der Schulkinder dem Vereine Tank für die bereitete Bescherung aus und sangen daraus die Kinder noch: „Es kenn: der Herr die Seinen." An den freudestrahlenden Augen der Kmder und Erwachsenen bei Auslheilung der Gaben konnte jeder 'Anwesende eriehen, daß auch diese Feier ein Silberblick in dem Leben vieler Armen war. Brand, 5. Januar. Im letzten Monat des ver gangenen Jahres sind wiederum die Zahlen der hier durch reisenden Handwerker bedeutend gestiegen. Im November 170, un Tezember 206 und zwar: Brauer 15, Schmiede, Schuhmacher, Arbeiter verschiedener Art je 12, Fleischer I I, Schlosser 10, Maler 9, Bäcker, Maler je 7, Weber. Müller, Maurer, Zigarrenmacher je 6, Tuchler 5, Schneider, Tuch macher, Kuvierichmiede je 4, Ziegelmachcr, Drechsler, Kauf mann, Seiler. Töpfer, Bergmann, Buchbinder, Gärtner je 3, Barbier, Kellner, Böttcher, Glaser, Sattler, Bahnarbeiter, Lackirer, Kürschner je 2 und Schieferdecker, Korbmacher, Schilddreher, Färber, Bückstenmacher, Stellmacher, Brunnen bauer, Gerber, Trommeldreher, Meralldrücker, Trucker, Gürtler, Messerschmied, Stemdrucker. Siebmacher, Zeugichnüed, Papier- macher, Hutmacher, Trehcr, Porzellanmaler, Instrumenten macher, Schriftsetzer, Buchdrucker, Zeilenhauer, Schreiber, Spielwaarenschneidcr, Zimmermann, Fabrikarbeiter, Tachdecker Steinmetz je 1. Im gelammten Berzeichmß des beendeten Jahres 1884 sind 2053 Turchreiiende registrirt. — Bon dem Gesammtüberschuß des Sylvester-Kränzchens beim Mckitär- l verein für Brand und Umgegend wurden zwei kranke Kame ¬ raden aus Brand, ein Kamerad aus St. Michaelis, einer aus Erbisdors, einer aus Langenau und zwei arme Wittwen aus Linda mit Keinen Geldspenden unterstützt. Brand, 7. Januar. Tas gestern Abend im Saale zur Stadt Tresden abgehaltene zweite Konzert der Zwerg geschwister Künzel war außerordentlich stark besucht; weit über 100 Personen mußten umkehren, weil sie nicht Platz sanden. Tic kleinen Herren verstanden das Publikum aus's Angenehmste zu unterhalten. Neben den musikalischen Vor trägen zeigten Johann und Wolsgang eine große Fertigkeit im Kugellausen, Jongliren und Balanciren. Voraussichtlich wird später noch eine dritte Aufführung veranstaltet werden. 7 Weißenborn, 5. Januar. Bei dem hiesigen Königl. Standcsamte -gelangten in der Zeit vom 1. Januar bis mit 31. Tezember 1884 zur Anzeige: u) Geburten: 61, nämlich 34 Knaben und 72 Mädchen, worunter 6 Uneheliche und 1 uneheliche Todtgeburt sich befinden; k) Aufgebote: 8; o) Eheschließungen: 8; ck) Stcrbefälle: 34 Personen, nämlich 13 männlichen und 21 weiblichen Ge schlechts. 4 Nossen, 5. Januar. Ter Eröffnungstermin der hiesigen Gewerbeausstellung ist auf Donnerstag, den 25. Juni, festgesetzt, der Schluß soll dagegen am 15. Juli ersolgen. Obgleich bereits zahlreiche Anmeldungen eingcgangen sind, hat der Ausschuß den laut gewordenen Wünschen Rechnung ge tragen und sür die in Nossen wohnenden Aussteller den An- melde-Termin bis zum 15. Januar verlängert. Hainichen, 5. Januar. Für den vorgestrigen Vor tragsabend des Arbeiterbildungs-Vereins hatte Herr Schul direktor Geiell aus Chemnitz einen Vortrag zugcsagt. Redner, welcher hier als solcher gut bekannt ist, verbreitete sich in sehr klarer und leichtsaßlicher Weise über das Thema: „Warum muß Deutschland Kolonialbesitz erwerben?" Tas sehr zahl reich erschienene Publikum solgte den Worten des Herrn Geiell mit großem Interesse und belohnte denselben durch leb haften Beifall. Ten zweiten Theil des Programms bildete der Gesangsvortrag des Männergeiangvcrcins: „Eine Nacht auf dem Meere" von Tschirch. Am Montag Mittag fand in Dresden vor ver sammelten! Ralhe und in Gegenwart einer Deputation der Stadtverordneten die feierliche Verpflichtung der im Lause des vorigen Jahres wieder gewählten drei Stadträthe, der Herren l-r. Nake, Dr. Meng und Kaiser, sowie der zum ersten Male in das Rathskollegium emtretendeu Herren Kuhn von Frankenberg, Leupold von Zittau, Hollstein, Lingke, Schröter, vr. Höckner und Bösenberg aus Tresden durch Herrn Oberbürgermeister Oe. Slübel statt. — Ter Präsident des Königl. Landgerichts zu Plauen i. B-, Bernhard Oskar 'Neumann, ist plötzlich in Tresden verstorben. Erst im Alter von 51 Jahren und in voller Blüthe der Mannestrast stehend, reiste er am Sylvester nach der Residenz, um daselbst seinem König und Herrn seine Huldigung darzubringen. Am 2. Jan. Mittags, nachdem er noch unmittelbar vorher an der Zentral stelle der Sächsischen Justizinteressen im Königl. Justizmini sterium für die ihm unterstellte Behörde gewirkt hatte, traf ihn ein Schlaganfall. Trotz der sofort erlangten ärztlichen Hilse und trotz der sorgfältigsten Pflege erlag er bereits am 3. Januar Abends 8 Uhr in der Tückonissenanstalt der zwar j plötzlich ausgetretenen, aber nach ärztlichem Ausspruch ihm ' lange vorher drohenden schweren Krankheit. Gestern erfolge „Nein — sie schien sich in das Unvermeidliche zu sügen." Tante Karoline lachte spöttisch. Sie schien immer von emcr seltsamen, nervösen Unruhe ergriffen, wenn das Gespräch aus diese Frage kam. „Und Tu kannst nur glauben, daß dies in der That der Fall ist? Kennst Tu sic so wenig? Gerade dieses Fügen ist mir ein Beweis, daß sie 'chwer getroffen ist. Tu hast sie hintergangen, eine Entschuldigung hierfür giebr's in ihren Augen nicht, sie wird me daran denken, daß sie Tich durch ihre Harre gezwungen hat, selbst einen Ausweg zu suchen. Nun >ei auf Teurer Hut, Helene. :ch fürchte, daß sich ein drohendes Unwetter über Teinem Haupte zusammenzieht. Aber Eines muß: Tu nur verivrechen: wenn es sich entladet, io wirst Tu bei mir Schutz und Beistand suchen. Willst Tu?" „O. Taute Karoline, wo könnte ich Schutz und Beistand beffer suchen, als bei Dir ?" In Helenens Augen glanzten Thränen und Tante Karo- lme schlang ihre Arme um den Nacken des jungen Mädchens und küßte es innig auf Stirn und Mund. In demselben Augenblicke beugte Helene sich nieder, etwas von dem Fußboden aufzunehmen, und bei dieser Gelegenheu glrtt ein Gegenstand an eurem Bande aus ihrer Halskrause hervor, ohne daß sie es bemerkte. Als sie dann aber wieder seitwärts von der alten Dame ihren Platz eingenommen hatte, siel das Licht ans die rochen Sterne, welch« das Medaillon umgaben, das sie m dem kleinen Koffer m der Rumpelkammer ans dem Boden des Schlaffes gefunden hatte. Tante Karoline udr erbleichend zurück, als sie die rothen Sterne ftmüeln sah. und besorgt blukre Helene auf Äre alte Dame. mit halbgeöffneten Lroren und vorgestrecktcn Händen rdr gegenüber'nß. ohne auch nur ernen Laut hervorbringen zu können. .Helene — woher hast Tu das Medaillon?" kam es endlich mft sirrchtdarer Anstrengung über ihre L oren. Bestürzt lang» das junge Mädchen nach Lem Gegen stände. den es 'escher -orz-ilrcg jedem menschlichen Auge ver- bor-Zen hatte. (Fortsetzung folgt.) sie nicht eine Erbschleicherin nennen, und mit vollem Recht? Tas alte Fräulein war eine leibliche Tante des jungen Frei- Herrn, ohne Zweifel war er der Erbe ihres Vermögens, und sie sollte denselben berauben. „Tante Karoline, Tu siehst, Deine Worte erschrecken mich, und gewiß nicht grundlos," sagte sie nach einer Pause traurig. „So sehr ich auch diesen großen Beweis Deiner Liebe und Zuneigung zu schätzen weiß, so würde es mich doch tief be ttüben, wolltest Tu Deinen Vorsatz zur Ausführung brmgen, und ich würde mich gezwungen sehen. Dem großmürhiges Geschenk zurückzuwcisen. Niemals kann ich den Vorwurf auf mich laden, einen wenig löblichen Weg gegangen zu sein, um mich in den Besitz eines Vermögens zu setzen, das mir nicht zukommt." Mit alle» Zeichen der größten Verwunderung Ivar die alte Dame den Worten ihres Schützlings gefolgt. „Helene — Tu könntest Ihöricht genug sein, den Rcich- thum auszuschlngen, mit dem ich Deine Treue und Anhäng lichkeit nur thcilivcisc belohnen möchte? Hast Tu bedacht, welcher Zukunst Tu entgegengehst, wenn Tu nicht die Mittel besitzen wirst, Tich Verhältnissen zu entreißen, die so drückend auf Dir lasten? Niemand wird wagen, Tich mit einem Ver dacht zu beschmutzen, der so jeden Grundes entbehrt. Und das eine wenigstens lasse Dir gesagt sein: Kein Glied der Familie dieses Freiherrn von Birlenweiler wird jemals einen Heller meines Vermögens ererben: eher — ja weit eher würde -ch meine Schätze dort unten im Flusse versenken und sich den rothen Strom darüber hmwegwälzen taffen." Tante Karoline hatte seltsam erregt gesprochen und in ihren Augen leuchtete es einen Moment dämonisch aus. Toch gleich darauf war ihr Gesicht so freimdlich und ruhig wie immer, und ohne das leiseste Beben ihrer Stimme fuhr sie fort, indem sie Helenens weiches Haar glättete: „Tu bist ein thörichtes kleines Ting und hast mich durch Deinen Unverstand in eine unnütze Aufregung verletzt. Mein Ville ist unerschütterlich, und wenn Tu es denn eines Tages mit Teinem Gewißen vereinbaren kannst, ein Erbe auszu schlagen, das Dir eine Frau zugewendel, die Tir nach besten Kräften die Mutter ersetzt hat und der Tu eine Tochter ge- wcim bist, so kann ich nur dagegen cinwendcn, daß Tu ein großes Unrecht begehen würdest. Toch nun wollen wir die ganze Angelegenheit ruhen lasten. Ich habe Tir me ne un umwundene Meinung gesagt und hoffe, Tu bist verständig genug Teine eigene Thorheit einzuiehen." Helene hätte noch Manches entgegnen mögen, aber sie fügte sich schweren Herzens dem Wunsche des Fräuleins und saß dann einige Augenblicke m tiefes Sinnen verloren. Ein drohendes Unwetter zog sich über ihrem Hamue zusammen, und so sehr fürchtete sie die niedere Gesinnung der Freiherrin, daß der Gedanke an den Moment, wo man aus Bukenwecker die Entdeckung machen würde, daß sie im Zusammenhang mit Ler Klause gestanden, sie mit Angst und Enneyen erfüllte, die sie nur mit Mühe den Augen des Fräuleins verbergen, konnte. Helene hatte niemals geklagt, nie auch nur von den mancherlei Temüthigungen gesprochen, womit man sie :m Schlosse überhäuft. Sic würde sich selbst für eme Undank bare gehalten haben, wenn sie mehr verlangt Hane, als man ihr gab, wenn sic auch manches Mal m der Bitterkeit ihres Herzens sich sagte, daß solche Wohlthaten eigentlich keine seien. Heute aber konnte sie doch nicht unterlassen, dem alten Fräulein zu sagen, daß die Freiherrin von ihrer geistigen Ausbildung erfahren habe. Tante Karoline schien sehr erschreckt. „Es war sehr unvorsichtig, Helene, Tich beim Lesen emes sranzösischen Buches ertappen zu lasten," sagte sie mit leisem Vorwurf. Helene erzählte ihr die näheren Umstände. Es 'er so viel zu thun gewesen und der längere Aufenthalt auf Ser Bleiche in der irischen Lust habe sie müde gemacht. Dennoch hätte sie gern eine halbe Stunde geistige Erholung suchen wollen und sei so über ihrem Buche em geschlafen, wo Margot sie gesunden und es ihr dann entrissen hab«: „Und was sagte die Freiherrin?" „Frau von Birkenwecker war zuerst furchtbar aufgebracht und schalt mich eine Schlange, die sie groß gezogen. Ich mache mir ost selbst Vorwürfe. Tante Karoline, ob och recht handelte, indem ich dem Villen Ler Frecherem entgegen eme Bildung suchte, die sich nicht mit einer niederen Stellung vereinigt." „Darum sorge Tich nicht, Helene," sagte dir alte Dame, und ihre Stimme hatte einen harten Klam^ „Ich kenne die Freiherrin und — doch nem, lasten wir das. Also nur zuerst war ne furchtbar auchebracht —chater nicht mehr?*
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