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Dresdner Geschichtsblätter
- Bandzählung
- 9 = 36/45.1928/37,2
- Erscheinungsdatum
- 1928/37
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. 4. 3339.b-36/45.1928/37
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id31079191Z5
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id31079191Z
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-31079191Z
- Sammlungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ausgabebezeichnung
- 41.1933
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- Titel
- Dresdner Geschichtsblätter
- Autor
- Links
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Setzen wir unsere Original-Sammlung fort, hoffent lich nimmt mir's niemand übel, wenn ich den unsterb lichen Meister Richard Wagner, der Schulden halber — um zu sparen —- von 1847—49 auf der Friedrich straße Nr. 39 wohnte, hier einreihe. Die wildgewordenen Vaterlandsvereinler Bakunin (— Or. Schwarz), Rök- kel, Wagner, namentlich letzteren, den berühmten Hof kapellmeister, kann ich mir nicht anders als einen höchst „exaltierten" Menschen denken, der schon durch seine Kleidung jedem auffallen mußte. Doch nun zu den gewöhnlichen Sterblichen. 1860 er richtete Ehr. M. Baumann am Ausschiffungsplatze eine Sommerwirtschast, die spätere O n k e l T o m s h ü t t e. Als am 3. Februar 1862 ein Hochwasser die Elbaue über flutete, blieb der Wirt mit einem Burschen auf dem Dache seiner Siedlung und konnte nur mit großer Mühe am Abend von der Neustädter Seite aus gerettet werden. Er wollte lieber mit seiner Bude abgehen, als sie verlassen. — Am dieselbeZeit (1864) begann Frau verehel.Arrighi an der Weißeritzbrücke (jetzt Nordende der Markthallen- insel) ihren Ausschank. Da hier manche Schwänke aus geheckt und durchgeführt wurden, so formre der Volks mund den fremden Namen um in die bedeutungsvollere Firma: Bei der „Ach Herr Ieje'n". Einer der treuesten Stammgäste war der letzte Kastrat der Hofkapelle Ca stelli, der hier stets eine Anzahl Musiker um sich sah und lächelnder Zeuge von allerlei ulkigen Streichen wurde. Drei mächtige Schwarzpappeln, die letzten ihrer Art, verbreiteten in der Gegend einen oft wohltätigen j Schatten. Am die Mitte des vorigen Jahrhunderts war wohl das bekannteste Original in ganz Dresden: Johann Karl Gottfried „Rehahn* mit dem Bildersacke", Handels mann, Ahrenflicker, Dichter, Wahrsager und noch mehr. Er wohnte am hohenthalplatz in der jetzigen Holzspal terei, auch „Pfängspittel" (Pfennigspital nach dein dor tigen Stundenlohn) oder „Arbeitergymnasium" genannt, und starb am 12. August 1865 (geb. 15. April 1793) in einem Hause der Schäferstraße. Sein Begräbnis war ein Ereignis (s. Bild im Stadtmuseum). Zeitgenossen von ihm waren: Dapperitz, der Feuerfreffer, Hennig, der Oberlauter (Glöckner), der Advokat Hauschild, der nie ohne Stock und Aktenmappe ausging, der alte häl- * Der Anfang seines Vogelwiesenliedes wird jeden Dresd ner immer wieder erfreuen: „Schon die Ziegelgaß' hinunter sputen Sich die Pilger, Mann an Mann gereiht; Muß auch drum ein warmer Rock zum Juden, Sommer ist es, Vogelwiesenzeit. Seht, dort liegt geschmückt zum Theil mit Reisern, And von bunten Fähnlein überweht, Die geliebte Stadt von Linnenhäusern, Drüber schwebt des Vogels Majestät! ..." sig, der sogar im Winter in der Elbe badete und Adern wie Dreierfftricke hatte, Gliemann, der Schneesieber (von den Scheunenhösen). In neuerer Zeit bestaunte man „Freßpietschen" und „Pfeifenköhlern", einen jeden in seiner besonderen Kunst. Der alte Mäbert führte in den Theaterstücken, in denen Hunde „mitwirkten", die Meute und erhielt oft Lob gespendet für die „vollendete" Vor stellung, namentlich des Wilhelm Teil. Der Tischler Albrecht war wütender Antisemit zu Ahlwardts Zeiten und schwang oft seine beiden Krücken, um Israel zu zer schmettern. Der Ruf: „Meine herr'n, der Fischmann is da", löste bei den feuchtfröhlichen Friedrichstädtern allemal großes hallo aus. Nachdem man seine „hausschlachtenen Rullmäpse" (Rollmöpse) schlecht gemacht und seine dünnen Aale „Regenwärmer" getauft hatte, aß die Tafelrunde gewöhnlich sämtliche eingelegten Zwiebeln auf, was natürlich nicht ohne Folgen blieb. „Motten- karl" mit seinen Mottenkugeln und Fliegentüten, trug seinen Laden in Gestalt einer leeren Zigarrenkiste am Bindfaden um den hals. Der „dreckge Emil", Gelegen heitsarbeiter in der Markthalle, trug einen blauen Klem mer mit starker Schnur, schon mehr Leine, und hatte an jedem Finger soviel Talmiringe wie nur drangingen und dabei Hände dreckig, klebedreckig. „Die mußte emäl mit verdinnter Schwefelseire (-^ säure) und Glassplittern waschen, sonst geht de Kruste nich ab!" Befolgt hat er den Rat wohl kaum, aber schimpfen konnte man ihn daraufhin hören in Ausdrücken, die kein Wörterbuch verzeichnet. Die Bekanntschaft mit den Herren konnte man natür lich nur in den Schankwirtschaften machen, von denen Friedrichstadt außer den schon genannten eine große An zahl besaß. Die vornehmste war der „Schwarze Adler", Ecke Schäferstraße und Adlergasse, im Volks - munde „Gake" genannt, hier verkehrten außer den Bür gern namentlich Lehrer und Musiker, Kantor Gast, hof- organist Zocher, Opernsänger Lorenzo Riese, der ost sein Spielhonorar draufgehen ließ, u. a. m. Ein gern ge sehener Gast war ein reicher Bauer aus Briesnitz, der stets mit einem feinen Geschirr vorgefahren kam und deswegen „Herr Varon" hieß. Infolge einer Wette holte er einmal sein „gelehrtes Pferd" in die Gaststube, das nur niit Mühe wieder hinausgebracht werden konnte. In der „Neuen Gake" an der Schäferstraße, jetzt Volks- wohl, „nächtigten die Sterngucker", ein Wohltätigkeits- und Geselligkeitsverein, der alle Weihnachten einer An zahl armen Kindern bescherte. Nach der Feier folgte bei Bier und Gesang eine Fidelitas, die bis zum Morgen währte. Auf der Schäferstraße konnte man u. a. noch besuchen „die vierte Ecke" — 4 Kneipen an der Straßenkreuzung der Peterstraße, den Brabanter
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