13 9. Dezember 1905 besiegelte das künstlerische Bündnis zwischen Strauss und Schuch. Natürlich ging die Zusammenarbeit nicht ohne Widersprüche, die Briefe sprechen da eine deutliche Sprache. »Elektra« (1909), »Rosenkavalier« (1911) - die Uraufführungen müs sen ungeheuren Glanz ausgestrahlt haben. Der Ruhm der Dresdner Oper war in aller Munde. Das äußere Erscheinungsbild des Dirigenten Ernst von Schuch ist durch Robert Sterl in einer Vielzahl von Zeichnungen und Gemälden festgehalten, und diese Darstellungen strahlen auch jene Faszination aus, die von dem Dirigenten ausgegangen sein muß. Die Faszination seiner Persönlichkeit war es wohl auch, die das glänzende Solistenensemble zu einer unvergleichlichen Homogenität zusammenschweißte, den Opernchor zu Höchstlei stungen animierte. Die klangliche Leuchtkraft der Kapelle unter Schuch, ihr klangliches Differenzierungsvermögen und ihre Spielkultur müssen unvergleichlich gewesen sein, das »Dresdner Musterorchester« nannte sie Richard Strauss. Doch freilich, wir wissen das alles nur aus Beschreibungen der Zeitgenossen, und Beschrei bungen, seien sie noch so poetisch und prägnant, ersetzen nicht die musikalische Wirklich keit. Es gibt keine Tondokumente. So bleibt die Legende von einer der glanzvollsten Epo chen Dresdner Musikgeschichte, die Legende der Ara Schuch. Wenige Wochen vor seinem Tod, am 24. März 1914, brachte er noch den »Parsifal« zur Dresdner Erstaufführung, am 26. April steht er zum letzten Mal am Pult, am 10. Mai stirbt er nach kurzer Krankheit in seinem Haus in Kötzschenbroda. Die Ära Schuch ist zu Ende, ihr Ruhm tönt jedoch bis in unsere Zeit. »Ich glaube nicht, daß es viele Menschen gibt, denen Schuch das gewesen ist, was er mir war ... Was er der deutschen Oper allgemein, was er dem Dresdner Königlichen Institut war, hat man ja dieser Tage in allen Zeitungen lesen können. Was er mir war? Ich mag heute noch nicht darüber sprechen. Freund, Förderer, Schützer. - Meinen Werken ist er ein Mitschöpfer geworden durch die unbegrenzte Einfühlung, die er ihnen bei der Einstu dierung angedeihen ließ ...« schrieb Richard Strauss in seinem Nachruf; der letzte Satz des Nachrufs hat wohl Allgemeingültigkeit, er macht zumindest ein Besonderes der Schuch- schen Interpretationen deutlich. Quellen Arnold, Hans-Rainer: Ernst von Schuch als Interpret, ln: Schriftenreihe der Hochschule für Musik »Carl Maria von Weber« Dresden, 13. Sonderheft, 1989 Schnoor, Hans: Dresden — 400 Jahre deutsche Musik kultur. Dresden 1948 Schuch-Heft der Dresdner Revue, Mai 1914 Ernst von Schuch und Dresden. Anläßlich seines 75. Todestages. Hrsg. Staatsoper Dresden 1989 Seeger, Horst: Ernst (von) Schuch. In: Semperoper Heft 10 1992/93, Heft 26 1993/94 Strauss, Richard, Dokumente. Hrsg. Ernst Krause, Leipzig 1980