66 den, prägte es selbst mit. Als 1906 auf der Dresdner Kunstgewerbe ausstellung das Maschinenmöbel programm seines neuen Gestalters Richard Riemerschmid den künst lerischen Erfolg mit Aufträgen un termauert, entschließt sich Schmidt zum Bau eines neuen Fabrikgebäu des. Schmidt, schon längst durch drungen von weiterreichenden Reformideen, träumte von einem deutschen Gegenüber, einer Ein heit von Arbeit, Wohnen, Leben. Nun bot sich die Chance - ein Mann baut eine Stadt. 140 Hek tar Land werden vor den Toren Dresdens erworben, zwischen 1906 und 1908 liefert Riemerschmid, der Münchner Architekt, die Ent würfe für Möbelfabrik, Kleinhaus viertel, Villenbereich und öffentli- Otto Dix, Bildnis Karl Schmidt-Hellerau, Gemälde 1942 cHe Einricht “ n ge n - Im Sommer 1909 beginnt der Fabrikbau, und schon im April 1910 werden die durch technische wie soziale Neuerungen geprägten Werkstätten bezogen. 60 Familien leben zu diesem Zeitpunkt in Hellerau. In frappierender Schnelligkeit wächst die Stadt. Mit Wolf Dohrn kommt Hellerau zu seinem eigentlichen inspirierenden Kopf. Dohrn, Schüler des Begründers des sozialen Liberalismus Friedrich Neumann, entwickelt den Gar tenstadt-Gedanken von Schmidt und Riemerschmid ins Universelle. Aus einer wohlhaben den, kultivierten Familie stammend, widmet sich Dohrn mit Enthusiasmus und seinem ganzen Vermögen den neuen Ideen. Stadtreform und Lebensreform fließen in seinem Pro jekt zusammen. Inzwischen sind zwei weitere prägende Architekten für Hellerau gewon nen: Hermann Muthesius, der neuartige Reihenhausentwürfe einbringt, und der junge Heinrich Tessenow, dessen provozierend karge Bauten im Kontrast zu der noch vom Jugendstil beeinflußten Baugesinnung Riemerschmids stehen. Tessenows Arbeit für Helle rau legt einen Grundstein für die weltweite Versachlichung in der Architektur, die später das Bauhaus so nachhaltig erprobt. Schon früh entsteht im Kreis um Hellerau der Plan einer umfassenden Musikalisierung der Gemeinschaft. Erst die Bekanntschaft Dohrns mit Emile Jaques-Dalcroze gibt 1909 dem Gedanken praktische Kontur. Dohrn ist begeistert von der rhythmischen Gymnastik des Schweizer Tanzpädagogen. Harmonie von Körper und Geist, einer der Losungsworte