20 Offenbar als Strickerei begann die Herstellung von Strümpfen, sie ist in Chemnitz 1671 t belegt und weitete sich dann zu einer Gewerbelandschaft aus, die in Thalheim, Stollberg, i Limbach, Hohenstein und Penig feste Zentren besaß. Noch immer ist indessen ungeklärt,i wann sich der Übergang zur Wirkerei vollzog. Wenn die Chemnitzer Lade 1736 bereits 180 einheimische Meister und 150 Strumpfwirker aus 33 Orten der Umgebung vereinig- ^ te, kann sich der technisch-technologische Wandel durchaus schon im 17. Jahrhundert vollzogen haben. 22) Gewerbelandschaften 231 von besonderem Zuschnitt bildeten sich auf der Grundlage des > erzgebirgischen Holzreichtums und z.T. in unmittelbarem Zusammenwirken mit den böhmischen Exulanten. Während sich im Gebiet von Grünhainichen—Waldkirchen und ( Seiffen-Olbernhau eine ausgedehnte Spielwarenproduktion etablierte, die ihre Erzeugnisse : sowohl über Leipzig als auch über Nürnberg absetzte, entstand im Raum Klingenthal- i Markneukirchen ein Zentrum des Musikinstrumentenbaus, wo sich 1677 die ersten 12 « Geigenbauer zu einer Innung zusammenschlossen. 24 * Diese Wirtschaftsbereiche stellten mit ihren hohen heimgewerblichen Anteilen eine wert- i volle Ergänzung der sächsischen Textilproduktion dar. Mit Cramer von Clausbruch, der seit 1579 bei Meuselwitz auf neue Art Tuche produ- i zieren ließ, setzte in Obersachsen die Manufakurentwicldung ein. Dieser Prozeß vollzog ' sich während des 16. Jahrhunderts eher schleppend, entstanden doch bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts etwa 10 dieser Unternehmungen; während der darauffolgenden 50 Jahre ! bis 1700 lassen sich bereits 20 manufakurelle Produktionsstätten nachweisen. 25 ’ Auch i wenn es angesichts der nicht eindeutigen Terminologie in den Quellen schwierig ist, Handwerksbetriebe von diesen neuen Organisationsformen der Produktion klar abzugren- ; zen, ist die Entwicklungstendenz eindeutig: Nach dem Dreißigjährigen Krieg nahm die t Gründung von Manufakturen auffallend zu. Zugleich ist erkennbar, daß die Herstellung i von Textilien in den Blick derer rückte, die beim Landesherrn um entsprechende Privile gien nachsuchten. Das war durchaus ein neuer Ansatz. Leipzig und Dresden zeichneten sich als Standort»schwerpunkte« l2) ab. Ein markantes Beispiel für den Typus des Manufakturisten jener Jahrzehnte ist der Dresdner Kauf mann Johann Daniel Krafft, der 1674 in Ostra, nahe der Residenz, eine Seidenmanufak tur einrichtete und ihr kurze Zeit später noch eine manufaktureile Produktionsstätte für Wollwaren anfügte. 261 Dieser Betrieb vereinigte viele Merkmale, die auf das Manufaktur wesen des 17. Jahrhunderts in Sachsen generell zutrafen: Man war auf das wirtschaftspo litische Wohlwollen der Obrigkeit angewiesen (Privilegierungen, Finanzhilfen), kam viel fach selbst aus dem Handel, woher das Startkapital stammte, benötigte außerhalb der Stadtmauern Betriebsareale, zog ausländische Spezialisten bzw. Fachkräfte heran, muße sich mit der zünftigen Konkurrenz und der großen Zurückhaltung der Kaufleute aus einandersetzen, so daß Zugänge zu wichtigen Märkten meist fehlten. Diese Umstände brachten der sächsischen Manufaktur erhebliche Schwierigkeiten, die auch durch die In anspruchnahme billigster Arbeitskräfte - etwa aus dem Waisenhaus, nach 1700 aus den Zucht- und Armenhäusern - nicht rasch zu kompensieren waren.