13 § 2. Aufgabe der Physiologie. In den vorausgegangenen Betrachtungen sind bereits die Ziele der Physiologie gekeunzeichnet. Diese laufen im aUgemeinen darauf hinaus, die Lebenserscheinungen ais solche zu studiren, sie auf die nalieren und ferneren Ursachen zuriickzufuhren und in ihrer Bedeutung fiir den Organismus kennen zu lernen. IIit jedem Geschehen und Gestalten ist natiirlich eiu physiologisckes Problem verkniipft. Doch ist die physiologische Einsicht in gar manche in morphologiscber Hinsicht bekannte Erscheinungen zur Zeit so liicken- haft und gering, daSs an eine wirklich physiologische Behandlung nicht gedacht werden kann. Aber auch nicht alie Yorgange, in welche die physiologische Forschung bis zu einem gewissen Grade vorzudringen vermochte, konnen Beriicksichtigung finden, wenn nur die aUgemeinen Kenntnisse uber Stoffwechsel und Kraftwechsel, iiber Ernahrung und Arbeitsleistungen der Pflanzen behandelt werden sollen. Eine solche allgemeine Physiologie hat insbesondere nach dem Zu- sammenhang und nach dem Wesentlichen in der Mannigfaltigkeit der Erscheinungen zu suchen und so zugleich nach Gewinnung der Funda- mente zu streben, die wiederum zur Orientirung in der Mannigfaltigkeit unentbehrlich sind. Wie z. B. die allgemeine Physik die Eigenschaften des Dampfes oder der Elektricitat, aber nicht alie die iiberaus mannig- fachen Leistungen zu schildern hat, die mit jenen in der Natur oder in der Hand des Menschen erreiclibar sind, so soU und kann es auch nicht Aufgabe der aUgemeinen Physiologie sein, die Eigenheiten einzelner Pflanzen und Pflanzengruppen ausfiihrUch zu schildern. Solches zu thun ist und bleibt Aufgabe monographischer Bearbeitungen und wir wiirden unseren Zweck verfehlen, wenn wir z. B. auf die Einzelheiten im Stoff wechsel und Kraftwechsel der Bacterien eingingen oder speciell die Ent- wicklungsmechanik beleuchteten, die soweit sie physiologisch ist, auch ihre Fundamente in der aUgemeinen Physiologie findet. Das gUt ebenso fur die Sexualvorgange. Und da wir zunachst mit den derzeit gegebenen