30 sachlich ist freilich die Reizstimmung und damit der Reizerfolg stets von den vorausgegangenen Reizungen und Inductionen abhangig und so gut wie in der Lebensthatigkeit selbst sind also in jeder Reizwirkung ver- schiedene Roizursachen combinirt. Dass aber in der That unter Zuliilfenalime von Auslosungen eine un- absehbare Mannigfaltigkeit der Reactionsfahigkeit und der regulatorischen Lenkung eines Getriebes moglich ist, das vermogen auck die real be- nutzten und die denkbaren maschinellen Einrichtungen zu versinnlichen, und solche Erwagungen konnen nicht zweifelhaft lassen, dass ohne die innige Yerkettung und Yerwebung mit Reizvorgaugen die wunderbare Lenkung der Lebensthatigkeit gar nicht denkbar ware. Bei dem Yersuche die massgebendeu Fundamente der so unendlich vielseitigen Reizvorgange zu kennzeichnen, konnte natiirlich nicht auf Besonderheiten hingewiesen werden, deren Allgemeinverstandniss in conse quenter Yerfolgung des Gesagten moglich erscheint. Dahin zahlen u. a. die vielseitigen und merkwiirdigen Accomo- dationen, vrelche im allgemeinen ais das Resultat aus dem allmahlichen Uebergang in die neue Gleicligewichtslage, in Verkettung mit der selbst- regulatorischen Lenkung der Thiitigkeit anzusehen sind. Yermoge solcher Accomodation werden z. B. bei allmiihliger Inanspruchnahme Giftmengen ertragen und Gewichte getragen, welche zuvor Vergiftung beziehungsweise Zerreissung herbeigefiihrt hatten. Ein weiteres Beispiel bietet die Thatsache, dass die Pflanze, bei sparlicher Darbietung von Sauerstofi' odei' von Nahrung, in einiger Zeit in verlangsamte und okonomiscliere Thiitigkeit iibergeht. Mit solchen Beispielen ist zugleich demonstrirt, dass es durchaus nicht gleichgiltig ist, ob sicli der Wechsel der Yerlialtnisse plotzlich oder allmahlich vollzieht. Uebrigens ist bekanntlich in rein mechanischer Hin- sicht, also auch in Bezug auf Reizung, die Wirkung eines Stosses eine audere, ais die eines langsam anschwellenden Druckes und bei schnellem auoh jeder nieht nothwendige Eeiz ist fiir die gerade damit erreichte Reizstimmung zugleich. eine formale Bedinguug. In solchen Erwagungen diirfte auch wohl Herbst (Biolog. CentralbL, 1894 Bd. 14, p. 732) seine Bedenken fallen lassen.