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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.11.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-11-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186011111
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18601111
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18601111
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1860
- Monat1860-11
- Tag1860-11-11
- Monat1860-11
- Jahr1860
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.11.1860
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5432 anerkannt. Schon habe man durch Wege ihn an zwei Seiten verkleinert; schließe «an ihn auf der deuten durch eme gerade wie mit einem Lineale gezogene Linie ab, welche in den Plan des Parkes nicht paßt, so zerstöre man damit seine Schönheit und ehe man diet thue, solle man doch bedenken, daß Leipzig außer seinen Promenaden fast keine öffentlichen Gartenanlagen besitze. Aber nicht nur auS Schönheitsrücksichten, sondern auch im In teresse der öffentlichen Gesundheitspflege müsse der Park geschont werden; in den letzten Jahren habe man förmlich Krieg gegen die grüne Vegetation geführt und dieselbe überall wo eS ging be seitigt; fahre man so fort, so werde man muthwillig die Zahl der Krankheit-- und Sterbefälle erhöhen. Schon jetzt hätten Brust krankheiten in bedenklicher Weise zugenommen, und wer abermals das frische Grün beschränken wolle, der möge zuerst erwägen, wie nachtheilig dies für die gesunde Luft einer dicht bevölkerten Stadt sei. Er halte jede unnöthige Verkleinerung der Pflanzenvegetation für eine Verletzung der Pflichten gegen unsere Mitbürger und deren Kinder. — Endlich liege auch zur Zeit noch kein Bedürf- niß einer Vergrößerung des AugustuSplatzeS vor, dessen Buden noch leeren Raum genug zwischen sich hätten, um eine Vermeh rung ohne Verkleinerung des Parkes zuzulassen. — Um jedoch dem Wunsche Derjenigen entgegenzukommen, welche in der vor ragenden Parkspitze eine Verkehrshemmung erblicken, schlage er vor: „den Park bis zu einer Linie abzurunden, welche von der Mitte des Lohsischen Hauses nach der Ecke des Postge bäudes gezogen, die Parkspitze durchschneidet," und stelle den Antrag: „nur ungefähr 40 Ellen von der gegenwärtigen äußersten Parkspitze zuzufüllen und daselbst das westliche Parkende ab zurunden." Der Antrag wurde unterstützt. Herr Prof. Bursian vermochte dagegen in dem Projekte des Raths keine Schmälerung der Promenaden zu erblicken. Die eigentlich schönen Partien am Schneckenberg und weiter nach dem Schwanentetch hin gingen dadurch nicht verloren. Früher oder später werde man allerdings dem Staube auf dem Augustusplatze durch Anpflanzungen entgegentreten müssen. Die veranschlagte gerade Linie entspreche zweckmäßig der geradeüberliegenden Gestal tung deS Museums und seiner Umgebung. Eine theilweise Zu schüttung, wie sie Herr vr. Reclam beantrage, befördere gar keinen Zweck, weder den der Schönheit, noch den des höheren Ertrags einer größeren Budenaufstellung. Gesundheitsrücksichten kämen übrigens nach seiner Meinung hier gar nicht in Frage. Herr Adv. Klein stellte die Möglichkeit der Aufstellung einer größeren Anzahl von Buden in den Vordergrund. Er erachtete die endliche Säuberung der Grimma'schen und Reichsstraße von Buden für dringend nothwendig. Ob mekr Buden auf den Platz in seiner jetzigen Gestalt gestellt werden könnten, wie Herr vr. Reclam behaupte, das wolle er dahingestellt sein lassen; er wolle nicht darüber urtheilen, weil er eS nicht verstehe, und es Denen überlassen, die eS verstehen, aber das wundere ihn, daß trotz des vielseitigen Verlangens, die während der Messen mit Buden be standenen Straßen zu räumen, der Rath nicht schon früher mehr Buden hingebaut habe, wenn die Gelegenheit gegeben sei, und der Rath müsse eS doch besser verstehen, ob er mehr Buden hinstellen könne, als Herr vr. Reclam, welcher eS nur behaupte. Auch Herr vr. Heine empfahl die Annahme deS Mehrheits- gutachtenö. Allerdings habe er früher einer zu schnellen Aus führung der auf Regulirung des Platzes gerichteten Projekte des RathS möglichst Einhalt zu rhun gesucht. Habe man aber da mals die Notwendigkeit der Beschaffung von Räumen für den Meßverkehr anerkannt, so dürfe man jetzt einem Plane nicht entgegentreten, der solchem Zwecke diene. ES stelle sich heraus, daß geradlinig bebaute Plätze nicht zu gebogenen Parkanlagen passen. Dabei wünsche er freilich, daß die vom Rath gezogene Linie in etwa- und so geändert werde, daß die Anlagen möglichst wenig angegriffen würden. „Er beantragte, daß die vom Rath empfohlene Linie, bis zu welcher er den Platz erweitern will, vom westlichen Endpunkte um 20 Ellen südlich gezogen und dann von hier au- auf die nordöstliche Ecke des PoftgebäudeS zurückgeführt werde. „Dieser Antrag fand Unterstützung und wurde vom Ersatzmann Herrn Gottlieb bevorwortet, welcher besonder- darauf hinwies, daß die einzelnen Waarenbranchen auf dem Augustu-platze bisher zusammengestellt worden und durch Verweisung der in dm Straßen befindlichen Meßbuden auSeinandergerissen werden würden, was weder im Interesse der jetzt auf dem Augustu-platze feil haltenden, noch in dem der dorthin zu weisenden Händler liegen könne. „In diesen Bemerkungen fand Herr vr. Reclam eine voll ständige Widerlegung der von Herrn Adv. Klein gemachten Be, merkungen. Er erblickte in dem Plane des RathS allerdings eine Beeinträchtigung der Schönheit des Platze- und der ihn begrenzen den Anlagen und konnte sich nicht mit dem, wie es schien, jetzt angenommenen Grundsätze einverstanden erklären, überall, wo eS gehe, den Schmuck der Bäume zu beseitigen. Erinnere man sich doch, wie aus unbekannten Äründen die schönen Linden vor der Stadt Dresden in der Dresdner Straße, — die in dek Linden straße, — die kräftigen jungen Bäume zwischen Museum und Bürgerschule beseitigt worden Wien und jetzt wolle man die kräftigen Linden vor dem Becker'schen Grundstücke neben der JohanniSgasse weghacken! An Sandflächen und Staub sei in Leipzig kem Mangel, wohl aber an Hülfe gegen diese Feinde, deshalb möge man des Parkes schonen soviel als möglich. „Nachdem Herr Adv. Klein seine Bemerkung, daß der Augu- stuSplatz in seiner jetzigen Gestalt keinen weiteren Raum für Bu den bieten dürfte, trotz der entgegengesetzten Behauptung des Hrn. vr. Reclam aufrecht erhalten hatte, empfahl Herr Adv. Helfer die Annahme deS Reclamschen Antrag-, welcher allen billigen Anforderungen genüge." „Herr vr. Heine bevorwortete nochmals seinen Vorschlag; Herr Adv. An schütz war entschieden für den Antrag der Aus schußmehrheit, weil damit dem Pärke kein Eintrag geschehe, durch den Heineschen Vorschlag aber nicht- gewonnen werde. Die Ent fernung der Buden aus den Straßen sei vor Allem im Auge zu behalten, ihre Stellung auf dem Platze werde sich von selbst regeln." „Der Herr Berichterstatter Fecht bemerkte zum Schluß: Die Mehrheit habe geglaubt, die ästhetischen Rücksichten bei Seite stellen und mehr den praktischen Rechnung tragen zu müssen. Es sei dem gemischten BauauSschusse in Folge von ihm veran- laßter Erörterungen die Versicherung gegeben worden, daß beson der- für einzelne Branchen der Raum deS AugustuSplatzeS nicht mehr hinreiche. Dies ergebe sich zum Theil aus der nothgedrun- genen heterogenen Aufstellung einzelner, eigentlich nicht zusammen gehöriger Branchen." „Anlangend die vom Rathe gezogme Linie, so beruhe sie auf dem Vorschläge des technischen Sachverständigen, de- Rathsgärt- nerS, und sei in der Absicht gezogen worden, den Anlagen mög lichst wenig zu nahe zu treten. Der Augenschein lehre, daß der Heinesche Vorschlag die Schiefheit der Längenseite noch greller hervortreten lasse, wie deren Abweichung von der Parallele der über den Platz führenden Straße deutlich ergebe. Daß übrigens die Aufstellung der Buden in den Hauptstraßen außerordentlich lästig und hemmend sei, werde anerkannt und dies müsse man hier hauptsächlich im Auge behalten, man möge nur erst den Platz beschaffen, dann werde sich die Beseitigung jenes Uebel- standes schon von selbst finden. Er müsse daher die Annahme des Ausschußgutachtens dringend empfehlen." „Der Antrag der Ausschußmehrheit wurde darauf mit 31 gegen 27 Stimmen abgelehnt, der Antrag des Herrn vr. Reclam mit 34 gegen 24 Stimmen angenommen. Dadurch erledigte sich der Heinesche Antrag." lFortsetzung folgt.) Die Siirgschaften -er hundertjährigen Schiiterfeier. Festrede im hiesigen Schillerverein am 10. November gehalten von Albert Traeger. Gewiß Jeder von uns, hochverehrte Anwesende, hat mit einem eigenthümlichen Gefühle diese festlich geschmückten Räume heute betreten. Wenn jemals eine überwältigende Erinnerung die Stimmung der Gegenwart niederzudrücken im Stande, so ist dies jetzt der Fall. Und kaum vermag man es eine Erinnerung zu nennen, wenn in diesem Augenblicke vor unserem geschäftigen Gedächtniß das kurze Jahr verschwindet, welches uns von der letzten Schiller-Feler trennt. So erklärt es sich denn, daß die aufs Neue heraufbeschworenen Eindrücke jener unvergeßlichen Tage den überwundenen Zwischenraum nicht größer uns erscheinen lassen, als die Scheidung von Heute und Gestern, daß unsere gegen wärtige Verfassung der am Morgen nach einem großen, berauschenden Feste gleicht, und daß jene- eigenthümliche Gefühl, dessen wir uns nicht zu erwehren vermögen, auf Anwandlungen von Ab spannung und Zweifel sich zurückführt. Zum ersten Mal kehrt heute der Tag wieder, an dem vor einem Jahre die Begeisterung eines ganzen Jahrhundert- sich entlud in einem einzigen gewaltigen Judelschrei, der noch in unserem Innern wiederhallt, an welchem der von den Geschlechtern dreier Menschenalter aufgehäufte Zündstoff zum Himmel lohte, eine endlose Flamme, deren Schein noch immer unser Auge blendet. Darf eS nach solchen Ausbrüchen wohl befremden, wenn unsere heutige Abspannung im Voraus darauf verzichtet, AehnlicheS auch nur anzustreben; ist der Zweifel ganz ungerechtfertigt, der uns zurückhalten möchte, klein wieder fortzufahren, nachdem das Größte bereits erreicht und geleistet?! Vor einem Jahre tagten wir angesichts und inmitten der hingerissenen Gesammtheit, keine Mauer war stark genug, unS gänzlich von der geräuschvollen Freude abzuschließen, aus der wir uns für einige Augenblicke ruhiger, ernsterer Sammlung getrennt hatten. Ring- um unS bleibt heute Alles stumm, vor der allgemeinen Stille hat sich
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