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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.01.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-01-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187701100
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18770110
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18770110
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1877
- Monat1877-01
- Tag1877-01-10
- Monat1877-01
- Jahr1877
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.01.1877
- Autor
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früh 6'/, Uhr. TetaNIo» ,,» LrpeUtio, JoharmiSgasse 33. Lorechßuriden irr Rctacttoa: BormittaqZ in—12 Uhr. Nachmittags 4—S Uhr. Annahme der für dir nächst- tolaende Nummer bestimmte« Äußerste an Wochentagen dir »Uhr Nachmittags, an Tonn- and Festtagen früh bis '/.st Uhr. z« öe»FiIi«tt« str Zus. Zunahme: Ott« Klemm, Univrrsitätsstr. 22, LouiS Lösche, Katharinenstr. 18, p. «ur dis '/,8 Uhr. Anzeiger. ÖMn für Politik, Lvcalgcschichte, Handels- vnd Geschäftsverkehr. M1«. Mittwoch den 10. Januar 1877 U,««ie 14.S00. Lkoo»r»e>»^rri§ viertelt. 4^Mk., iaU. Bringerlohu L Ml., dnrch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer »» Pst Belegexemplar 10 Vs Gebühren für Erttabeilage» ohne Poftbesbrderung :u; Mk. mit Postdcsbrdcrung 4L Ml. Zastrate «aesp vouraeoiSz. 2oPf. Grhhere Echnsleu laut unsere» Prrisverzeichuiß. — Tabellarischer Satz nach höherem Tarif. Lettauiku »ater dem vrtarttovBnch di« Spaltzeile 40 Ps. Inserate find stctü and.Lrprlüi»» zu senden. — Nabatt wird nicht gegeben. Zahlung pr»«-uuwvr»u«tll ober durch Postvorschuß. 71. Jahrgang. Bekanntmachung. Da- dom StiftSrathe vr. Johau» Frauz Buru für einen in Leipzig geborenen, die Rechte ftudirenden Sohn n. eine- Beisitzer- der hiesigen Iuristensacultät, oder, da deren keiner vorhanden, d eine- Beisitzer- de- vormaligen hiesigen SchöppenstuhIeS, oder, da ein solcher auch nicht wäre, c. eine- Rath-Herrn allhier, und wenn deren ebenmäßig keiner zu finden, ck. eines hiesigen Bürger- gestiftete Stipendium im Betrage von jährlich 41 Thlr. 3 Gr. 3 Pf. — 123 33 ^ ist auf die Jahre 1877 und 1878 zu vergeben. Der Empfänger diese- Stipendii hat jede- Jahr am 12. Juni über ein „Li-xnnwntmn jnrickiemn" zu peroriren und diese Oration schriftlich nebst einem auf deS Stipendiaten Kosten zu druckenden Programm de- Herrn Ordinarius der Jnristenfacultät bei unS einzureichen. Wir fordern diejenigen Herren Studirenden, welche auf obiges Stipendium Anspruch machen wollen, hierdurch auf, sich unter Bescheinigung ihrer stiftungsgemäßen Qualifikation bi- zum 1. Marz d. I. schriftlich bei unS anzumelden, widrigenfalls sie dieSmal unberücksichtigt bleiben. Leipzig, am 5. Januar 1877. Der R-r-v »er adt Leipzig. l. > c r gi. Mesferschmidt. Bekanntmachung. Rach den Messungen des Herrn Geh. Rath Prvsessor Dr. Kolbe war die Leuchtkraft des städtischen Leuchtgases in der ersten Hälfte des Monats December 1878 dieselbe wie im Monat No- v.mber; sie betrüg das 15sache von der Leuchtkraft der Normalwachskerze. Gegen Ende deS MonatS war die Leuchtkraft etwas geringer. Leipzig, den 8. Januar 1877. DeS RathS Deputation zur GaSaustalt. Bekanntmachung. Als techutscher Dirigent unsere- J»ge»ie«rb»rea«< soll eia Ingenieur, welcher eine höhere Staat-Prüfung für da- Jngenieurfach im engeren Sinne bestanden hat, mit v-m Titel Ober-Ingenieur und einem jährlichen Gehalt von 5400 angestellt werden. Dem Anzustellenden liegen die Leitung der Geschäfte in der Ingenieur- und Tiesbau-Abtheiluog unsere- BauamteS, sowie bez. die Projectirung, Bearbeitung, Ausführung und Uebernxrchung von ParcellirnngS- und Bebauungsplänen, der sämmtlichen Straßenbauten einschließlich der Pflasterung und Chaussirung, der Schleußen-, Brücken-, Uferbauten, und zwar sowohl der Neu- al- der Repa- raturbauten, der Nivellement-, Vermessungen und deral. Arbeiten ob. Bewerber um diese Stelle werden veranlaßt, ihre Gesuche unter Beifügung ihrer Zeugnisse, insbesondere über ihre bisherige Thätigkeit und Leistungen btS z«» 18 Januar 187? bei uns eiuzureichen. * Leipzig, am 22. December 1876. Der Nath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Messerfchmidt. Bekanntmachung. In Folge Wohnungswechsel- ist Herr Advocat vr. Fiediger au- dem Kirchenvorstande zu St. Petri ausgeschreden und an dessen Stelle auf Grund von 8-17, Absatz 3 der Kirchenvorstands- unb Synovalverordnung für die evangelisch-lutherische Kirche in Sachsen vom 30. März 1888 Herr Commerzienrath Friedrich August Saul Beuudorf vom Kirchenvorstande »»gewählt worden. Derselbe har die Wahl augeuo««e». Solche- wird in Gemäßheil der Ministerial-Bekanntmachung vom 10 Februar 1870 und zur Ergänzung unserer Bekanntmachung vom 25. September 1878 tuerdurch bekannt gemacht. Leipzig, den 8 Januar 1877. Der Kirchen Dorstaud zu St. Petri. v. G. Fr icke. Leipzig, 10. Januar. Aus zur Wahl! Der Ruf erklingt durch ganz Deutschland Der Tag der Entscheidung ist da Heraus, ihr Männer alle, zum Kampfe! Da- Vaterland hält Muste rung; eS zählt seine Söhne und es zählt auf sie. Auf zur Wahl! das sei heute der erste Gedanke jede- deutschen ManneS. und der zweite sei: für Kaiser und Reich! Auf zur Wahl! rufe Einer dem Andern zu, und die Antwort aus den Zuruf laute: für Kaiser und Reich! Die Feinde der deutschen Entwickelung und Diejenigen, die gleich gültig und grämlich daneben stehen, sie mögen erfahren, daß in dem wieder erstandenen Deutsch land kein Raum mehr ist für Parteien, deren voerfteS Gesetz nicht die Größe und Ehre des VaterlandcS ist Schmach über die verlorenen Söhne, die eS über sich gewinnen, die Ebre ihrer Mutter zu beflecken; aber auch Die treffe unsere Verachtung, unser Mitleid, die im Stande wären, für diese Ehre einzutreten, die aber so pflicht vergessen und träge sind, eS zu unterlassen. Wer ein treuer Sohn sein will und ein Mann, der trete vor und zeuge für sein Vaterland; er vereine seine Stimme mit denen der Gleich gesinnten, und ein Chor von Tausenden nnd Aberlausenden von Stimmen brause dahin, die treulosen Brüder beschämend, da- aufhorchende Ausland belehrer.d, die Feinde Deutschlands riieder- bonnernd! Auch unser Leipzig haben die Vaterland-losen zum Kampsfelde erkoren, dasselbe Leipzig, das seit langen Jahren seinen Stolz darein setzt, die nationale Fahne voranzutragen, dasselbe Leipzig, das noch vor wenigen Monaten dem ehrwürdigen Träger des nationalen Gedanken-, unserem Kaiser, zu jubelte und so liebe Worte herzlicher Zuneigung von ihm vernahm. Wird Leipzig seiner Geschichte untreu werden, seinen schönsten Ruhm mit eigener Haud vernichten, daS Vertrauen seine- kaiserlichen Gastfreundes täuschen? Nimmermehr! Es wird den heutigen Tag an die schönen Tage des September reihen; eS wird seiner patriotischen Begeisterung, die beute dieselbe ist wie damals, von Neuem einen überwältigenden Au-druck geben. Auf denn zur Wahl! Kort mit den Socialisten, die da- Reich in eine rauchende Trümliierftätte verwandeln wollen, und fort mit den Männern der „deutschen Fortschritt-Partei", die in letzter Heit weiter und weiter von der deutschen Idee fortgeschritten ist! Diese Partei fühlt sehr wohl, daß sie bei unS keinen Sieg erringen kann; aber sie will den unseren zu Schanden machen, da- Gewicht der socialisttschen Stimmenzahl durch Zersplitterung der Liberalen stärken. Darum lasse sich Niemand, dem da- Reich, dem der Ras Leipzigs lieb, durcb noch so schön klingende Redensarten irresühren! Wiege sich Niemand in allzu große Sicherheit! Bedenke ein Jeder, daß e- auf ihn. vielleicht gerade nur auf ihn ankomme! Sei ein Jeder am Platze mit dem Rufe: Für Kaiser und Reich! und mit dem Stimmzettel für den entschieden reich-treuen Vertreter Stephaut! Der Wahlaufruf str Lebe! iß in dem gestrigen Blatte bereit- gebührend ge- w.irvigt worden; aber auf einen Punct möchten wir die Aufmerksamkeit noch etwa- ausführlicher lenken: da- ist der wirthscbaftliche Theil de- Ausruf-. Der Wahlkamps, in welchen da- deutsche Volk bei der Wahl für die nächste Periode de- Anch-tag- eingetreten ist, mußte ein besondere- Interesse auch de-halb erwecken, weil man Mvarten durste, daß die socialdemokratische ^ Partei die Verpflichtung fühlen würde, dem - . deutschen Volke nicht länger nur allgemeine Ver sprechungen und Zielpunkte, sondern eine klare Darstellung ihrer Mittel und Wege zu geben. WaS bisher über die Reden ihrer Führer in den Wahlversammlungen verlautete, schien zu beweisen, daß man sich in dieser Er wartung getäuscht habe. Um so mehr mochte man begierig fein, ob die Partei nicht wenigstens in Leipzig, dem Sitze ihrer Organisation, in ihrem Wahlaufrufe für einen ihrer hervorragendsten Führer sich herbeilaffen werke, über ihr wirth- schaftliches Programm etwa- Positives, Gemein verständliches zu sagen. Der Wahlaufruf für Bebel ist erschienen, und in allen Häusern unsrer Stadt vertbeilt worden. Er enthält zwei kurze Abschnitte über daS wirthschastliche Programm der Socialdemokratie, aber was hier geboten wirb, ist ärmer als arm. Dennoch muthet der Ausruf den Wählern deS 12. Wahlkreises nach diesen ebenso kurzen alS dunkeln Sätzen zu: „Wenn Euch die gegnerischen Parteien sagen: die Social- Demvkratle will das Eigenthum, die Ehe, die Familie zerstören, so werft ihnen die Bezeichnung Lügner und Verleumder inS Gesicht." Prüfen wir, wie weil oieseS kühne Wort gerechtfertigt ist. DaS Programm enthält in Bezug aus die Arbeit nur folgenden Satz: „Der Großbetrieb in Ackerbau und Industrie.... soll zum Vortheile Aller aus die gcsammte VolkS- arbeit übertragen werden. Der Staat, d. h. die Gesammtheit der Staatsbürger, die den Staat bilden, soll die Organisation des Großbetriebs in Ackerbau, Industrie, Handel und Verkehr in die Hand nehmen und sich selbst regieren." Wie ist aber die Organisation, die der Staat in die Hand nehmen soll, wie soll er sie in die Hand nehmen? Darüber bewahrt der Aufruf ein undurchdringliches Schweigen Sehen wir unS nach anderen, klarer sprechenden Quellen um. Eines der wissenschaftlich reifsten Erzeugnisse der geistigen Arbeit der Socialdemokratie ist daS „Communistische Manifest", verfaßt von Marx und Engel-, welche- unter dem Motto: „Prole tarier aller Länder vereinigt Euch" im Februar 1848 in London erschienen ist. Dasselbe ist abge druckt in dem von Liebknecht, Bebel und Hepner selbst bearbeiteten ausführlichen Bericht Über den „Leipziger Hochverrath-proceß" wider die Ge nannten, S 97 fg. Liebknecht hat darüber — S. 130 — au-gesagt, daß er e- seinem Gesammt- inhalte nach noch heute unterschreibe; er hat aller dings bemerkt, daß seit 1848 Biele- in der Welt ander- geworden sei, aber e- läßt sich nicht an nehmen, daß er diese Aeußerung aus die grund legenden Gedanken d«S Manifeste- bezogen habe, und wer die socialistische Presse etwa- verfolgt hat, der weiß auch, daß die Gedanken de- Mani feste- von derselben noch heute festgehalten, ja häufig mit wenig umschriebenen Worten de- ManifesteS vorgetragen werden. In diesem Manifeste nun beißt eS (S. 106 fg.): ,WaS den EommuniSmuS au-zeichnet, ist nicht d«e Abschaffung deS EigenthumS überhaupt, sondern die Ab schaffung de- bürgerlichen Eigenthums Aber da- moderne bürgerliche Privateigenthum ist der letzte und vollendetste Au-druck der Er zeugung und Aneignung der Produkte, die auf Classengegensätzen, die auf der Ausbeutung der Einen durch die Anderen beruht. „In diesem Sinne können die Communisten ihre T-eorie in dem einen Ausdruck: Aufhebung de- Privateigenthum- zusammenfassen." Run, wenn die gegnerischen Parteien den Socialisten Aushebung des EigcnthumS vvr- werfen, so meinen sie natürlich Aushebung deS P r i v a t eigenthums, v. h. deS EigenthumS der einzelnen Bürger, denn daS Eigenthum des Staates allein ist kein Eigenthum mehr. DaS Manifest gesteht auch weiterhin unumwunden ein, daß dies e Aufhebung daS Ziel der kommunistischen Partei sei, es rechtfertigt sie nur damit, daß daS Eigen thum in den Händen von */,g der Gesellschaft sei; eS sagt: „Iyr entsetzt Euch darüber, daß wir daS Privat eigenthum ausheben wollen. Aber in Eurer be stehenden Gefells Haft ist da- Privateizenthum für 9 Zehntel ihrer Mitglieder aufgehoben; eS e^stict gerade dadurch, daß es für 9 Zehntel nicht existirt. Ihr werft unS also vor, daß wir ein Eigenthum aucheben wollen, welche- die EigentbuinSlostgkeit der ungeheuren Mehr zahl der Gesellschaft al- nothwendige Bedingung vorauSsetzt. Ihr werft unS mit einem Worte vor, daß wir Euer Eigenthum aufheben wollen. Allerdings daS wollen wir" Nur eine Beschränkung ist angebracht in folgen den Worten: „Was also der Lohnarbeiter durch feine Thätiq- keit sich aneignel, reicht blos dazu hin, um sein nackteS Leben zu erzeugen. Wir wollen diese persönliche Aneignung der Arbeitsprodukte zur Wledererzeugung deS unmittelbaren Lebend keines wegs abschaffen, eine Aneignung, die keinen Rein ertrag übrig läßt, der Macht über fremde Arbeit geben könnte." Also so viel persönliche Aneignung, alS zur Wiedererzeugung deS unmittelbaren Leben- nothwendig ist; waS darüber hinaus ist, nimmt der Staat; wie viel das ist, bestimmt der Staat. Ueber Liebknecht'S persönliche Stellung zu der EigenthumSfrage giebt VaS erwähnte Buch noch mehrfach Ausschluß. Auf dem Congreß deS „Internationalen Arbeiter bunde-" in Basel im Jahre 1889 ist bekanntlich die Resolution gefaßt worden: „Der Congreß erklärt, daß die Gesellschaft daS Recht hat, da- individuelle Eigenthum an Grund und Boden abzuschaffen, und den Grund und Boden in Gemeinergenthum zu verwandeln. Der Congreß erklärt auch, daß eS nothwendig ist, den Grund und Boden zum Collectiveigenthum zu machen". Liebknecht nun, der sich au-praktischen Gründen gegen die Resolution bereits in Basel ausge sprochen hatte, schrieb darüber an Bracke (S 12l): „Die Volksparteiler verlangen ein DeSaveu der Baseler Beschlüsse. Ich selbst bin Commu- nist, also principiell mit dem Beschlüsse einverstanden, bedanre aber auS praktischen Gründen, daß er in dieser Form gefaßt worden. Die Grundelgenthumsfrage kann den Bauern nur nach und nach klar gemacht werden. Wir brauchen die Bauern nicht, um eine Revolution zu machen; aber keine Revolution kann sich halten, wenn die Bauern dagegen sind". Ferner heißt e- in dem aus Antrag der Ver teidigung selbst verlesene» Protokolle über den Baseler Congreß (S. 108): „Liebknecht beantragt, über den EccariuS'schen Antrag abzustimmen; eS werde sich dann Heraus stellen, daß ein Theil Derer, welche mit Nein (über den Antrag der Commission auf Beseitigung deS Erbrecht-) stimmten, eS nur deshalb gethan haben, weil sie, wie Redner selbst, princi- pielle Gegner deS PrivateigenthumS überhaupt sind." DaS sind klare, unzweideutige Zeugnisse, deren Echtheit durch die Veröffentlichung der Partei selbst außer Zweifel gestellt ist, Uber die Stellung der Führer unserer Socialdemokratie zur EigenthumSfrage. Und nun. lieber Wähler, wenn di» nach Anleitung deS Wahlaufruf-Dem, der da sagt: „die Socialdemokratie will daS Eigenthum zerstören" die Bezeichnung: „Lügner" inS Gesicht wersen willst, so Überlege zuvor, ob da- Wort „Lügner" nicht zurücksallen könnte Und ähnlich stebt e4 mit der Beschuldigung, daß die Socialdemvkratie die Ehe und Familie zer stören wolle. WaS der Aufruf in dieser Beziehung sagt, sind wieder nur allgemeine Phrasen: „Aut gegenseitiger Liebe und Ächtung" wollen gewiß alle Parteien die Ehe begründet sehen; wir be haupten nur, in dem kommunistischen Staate ist die Familie gar nicht möglich, und darum verliert auch die Ehe ihren sittlichen Charakter, weil sie der sittlichen Freude« wie der sittlichen Pflichten entbehrt, die in der Familie liegen Das erwähnte Manifest ist auch in dieser Beziehung offener und klarer; e- sagt: „Woraus berudt die gegenwärtige, die bürger liche Familie? Auf dem Capital, aus den« Privat erwerb. Vollständig entwickelt existirt sie nur für die Bourgeoisie, aber sie findet ihre Ergänzung in der erzwungenen Familienlosigkeit der Prole tarier und in der öffentlichen Prostitution. „Die Familie der Bourgeois fällt natürlich weg mit dem Wegfall dieser ihrer Ergänzung, und beide verschwinden mit dem Ver schwinden deS Capital-." Ganz folgerichtig ist hier erkannt und zuge standen, daß die Familie nur denkbar ist mir Privateigenthum, und daß die Beseilignug des letzteren auch die Beseitigung der ersteren zur Folge haben muß. Man sucht die Sache nur weiterhin durch die Infamie zu rechtfertigen, daß die bürgerliche Ehe schon jetzt „die Gemeinschaft der Ehefrauen" sei. Die Familie ist dem Commu nisten aber auch darum verhaßt, weil sie die Er ziehung in den Händen der Eltern läßt. „Oeffent- liche und unentgeltliche Erziehung aller Kinder" ist eine der Hauptforderungen deS CommunismuS (S. 111 a. a. O ), weil die Er ziehung dem Einflüsse der herrschenden Claffe ent zogen werden soll. WaS ist aber eine Familie, der die Kinder durch den Staat geraubt werden? Also auch DaS halten wir nach den socialistischen Schriften, wie nach den unvermeidlichen Conse- quenzen ihre- Systems fest: die Socialdemo kratie zerstört dieEhe, die Familie!Und wenn unsere Socialisten Dies nicht eingesteheu, so können sie dazu nur durch die „praktischen Gründe" bestimmt werden, au- denen Liebknecht gegen den Baseler Beschluß über Aufhebung vcS GrundeigenthumeS sich erklärt hat. Es ist aber traurig, daß da- deutsche Volk diese Geheimnißthuerei länger dulden zu wollen scheint. Reißen wir hier ihnen wenigsten- die Ma-ke ab! Da- erwähnte Manifest schließt mit den Worten: „Die Communisten verschmähen e-, ihre Ansichten und Absichten zu verheimliche» Sie erklären es offen, daß ihre Zwecke nur erreicht werden können durch den gewaltsamen Umsturz aller bisherigen Gesellschaftsord nung." DaS ist da- Ziel der kommunistischen Parte?, daß sind die' Gedanken, die Liebknecht noch heute unterschreibt, und da- ist da- ZiÄ, lieber Wähler, für da- Du wirkest, wenn Du Deine Stimme für Bebel abgiebst, da- Ziel, da- unfern Socialisten, weniger offen al- ihre Meister Marx und Engel-, mit schönen Worte« zu verhüllen suchen. Das Traurigste aber für Dich, lieber Wähler, der Du vielleicht aus Unzufrieden heit mit Deiner wirthschaftlichcn Lage bei dem jetzigen allgemeinen Daniederlieqen der ErwerbS- thäligkeit geneigt bist, Deine Stimme Bebel zu geben, ist, daß Du dadurch Deine Lage nur noch verschlimmern kannst. Arbeitslosigkeit und Elend sind allezeit da-Gefolge von politischer Unruhe oder gar gewaltsamem Umstürze gewesM. Gegenwärtig kommt Alles daraus an, daß daS Vertrauen in die Erhaltung de- Frieden- gesichert bleibe, dann wird auch da- geschäftliche Leven wieder erwachen Der Friede für und kann aber nur erhallen werden, wenn wir den Frieden in un- er-
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