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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.01.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-01-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188801143
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880114
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880114
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-01
- Tag1888-01-14
- Monat1888-01
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.01.1888
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Erscheint täglich ^ früh 6V, Uhr. Krdaclion unü Lrpkdition Johamiesgasse 8. 2-rrchkuuütu der Urdartiou: Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. ßllr »te Nticki.-dk nn,6«ndti rü-miicn»»« „cht ftch l» ülcdacuon »><tl vcrdu.tiu», «»nah«« drr für dir nüchstsolgenbe Nummer bestimmten Inserate au Wochentagen b>s 3 Uhr Nachmittags. aiiSann- »»Vlsesttagriisrilh bis'/,lkUvr. 2n drn /ilialrn für Ins.-Annahme: Ltto Klemm, Ilniversität-straße 1. Louis Lösche, Kalharioenstr. 23 pari, u, König-Platz 7, nur bis V,rt Uhr. tivrigtr.Tagtlilnit Anzeiger. Abonnementspreis vierteljährlich 4'/, Nik. incl. Bringerlohn 3 Mt., durch die Post bezogen ü Mt. Jede einzelne Nummer 20 Pi Belegexemplar 10 Ps. Gebühren sür Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gesalzt) ohne Bostbe arderuiig 00 Bll. uilt Postbesocöerung 70 Mt. Inlrrate 6qespc>Ucne Pctitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut uns. Preisverzeichnis,. Tabellariicher u. Zifferniatz nach höherm Tar>'. Uttlamrn unter dem RedactionSstrich die Sgespalt. Zeile 50Ps..vor denFamiliennachrichte» die Kgespaltcne Zeile 40 Ps. Inserate sind stet» an die t-rprSition zu senden. — Nalxttt wird nicht gegeben. Zahlung priremimerauüo oder durch Posi- nachnahme. ^ 14. Tonnabend den 14. Januar 1888. 82. Jahrgang Zur gtliilligen Vkachtung. Unsere Expedition ist morgen Tonntag, den LS. Januar, Vormittags nur bis N Uhr geöffnet. LxpeäMou äs» I.sIprlZer ^nxedlatte«. Amtlicher Theil. Vekanntmachnng, die Anmeldung Militairpflichtiger in die NecrutirungSstainmrollen betreffend. Nach der deutschen Wehr-Ordnung vom 28. September 1873 sind für jede» Ort Verzeichnisse aller MiUtairpflubtigen (NccruIirungöslammroUen) zu führen und eS liegt sür die Stadt Leipzig die Führung dieser Stammrollen der unter zeichneten Behörde ab. lieber die Meldefrist zu dieser Stammrolle enthält Z. 23 -er gedachten Wehr-Ordnung folgende Bestimmungen: 1) Nach Beginn der Militairpflicht (v. h. nach dem 1. Januar des Kalender-Jahre», m welchem der Wehr pflichtige da« 20. Lebensjahr vollendet) habe» die Wehr pflichtigen die Pflicht, sich zur Ausnahme in die RecrntirungS stammrvlle anzumelden. Diese Meldung muß in der Zeit vom 15. Januar bi- l Februar erfolgen. 2) Die Anmeldung erfolgt bei der OrtSbchörde desjenigen Ortes, an welchem der Militairpflichlige seinen dauernden Aufenthalt hat. Hat er keinen dauernden Aufenthalt, so meldet er sich bei der OrtSbehörde seines Wohnsitzes, d. h. desjenigen Or'eS, an welchem sein, oder sofern er noch nicht selbstständig ist, seiner Eltern oder Vormünder ordentlicher Gerichtsstand sich befindet. 3) Wer innerhalb dcS NeicbSgcbielS weder einen dauern den Aufenthalt noch einen Wohnsitz hat. meldet sich in feinem GeburlSorl zur Stammrolle, und wenn der Geburtsort im AuSlande liegt, i» demjenigen Orte, in welchem die Eltern oder Faiuilieuhäupicr ihren letzten Wohnsitz hatten. 4) Bei der Anmeldung zur Stammrolle ist das GeburtS- z-ugmß*) vorzucegen, sofern die Anmeldung nicht am GeburtS ort selbst erfolgt. 5) Sinv Mililairpflichtige von dem Orte, an welchem sie sich nach Nr. 2 zur Äammrolle aiizi'.melden haben, zeit» abwesend (aus der Reise begriffene HanvlungSdiener. a» See befindliche Seeleute :c.), so haben ihre Etter». Vormünder. Lehr-, Brot- over Fabrikherren die Verpflichtung, sie zur Stammrvlle anzumelccn. 6) Die Anmeldung zur Stammrolle ist in der vorstehend vorgeschri.-beiicn Weise seitens der Mtlitairpflichliaen so lange alljährlich zu wnocrholen, bis eine endgütige Entscheidung über die Dienstpflicht durch die Ersatzbehörden erfolgt ist. Bei Wiederholung der Anmeldung zur Stammrolle ist der im ersten Mililairpflichljahre erhaltene Loosungsscheiu vor zulege». Außerdem sind etwa eingclrctene Veränderungen (in Belref des Wohnsitzes, dcS Gewerbes, des Standes rc.) dabei an zuzeigc». 7) Von der Wiederholung der Anmeldungen zur Stamm rolle sind nur diejenigen Militairpflichlige» befreit, welche siir einen bestimmten Zeitraum von den Ersatzbehörde» ausdrücklich hiervon entbunden oder über das lausende Jahr hinaus zurückgestcllt werden. 8) Mititairpsiichtige, welche nach Anmeldung zur Stamm rolle im Lause eines ihrer Mttitairpslichljahre ihren dauernde» Aufenthalt oder Wohnsitz nach einem anderen Aushebung- bezirk oder Musterunqsbezirk verlegen, haben dieses bclmfs Berichtigung der Stammrolle sowohl beim Abgänge der Be hörde oder Person, welche sie in die Stammrolle ausgenommen hak, als auch nach der Ankunft a» dem neuen Ort derjenigen, welche daselbst die Stammrolle führt, spätestens innerhalb dreier Tage zu melden. 0) Verfäumniß der Meldefristen (Nr. 1,6, 8) entbindet nicht von der Meldepflicht. 10) Wer die vorgeschriebe»«» Meldungen zur Stammrolle oder zur Berichtigung derselben unterläßt, ist mit Geldstrafe bis zu dreißig Marl oder mit Hast bis zu drei Tagen zu bc strafen. Ist diese Dersäumniß durch Umstände herbeigesührt deren Beseitigung nicht in dem Willen keS Meldepftichtigen lag, so tritt keine Strafe ein. Wir fordern demgemäß unter Hinweisung aus die an gedrohten Strafen alle obenerwähnten Militairpslichligcn soweit sie im Jahre 1868 geboren, resp. bei frühere» Musterungen zuruckgestelll worden sind, beziehentlich im Falle der Abwesenheit deren Eltern. Vormünder, Lehr-, Bros- ober Fabrikherren hiermit zur Befolgung der in, tz. 23 enthaltenen Bestimmungen, insbesondere aber dazu aus: in der Zeit vom 15 Januar bis 1. Februar künftige» Jahres. Obstmarkl Nr. 3, 2. Obergeschoß. Zimmer Nr. l06/l07 im Ouarticramte, >» den Stunden von Vormittag» 8—12 Ubr u»d Nachmittag» 2 — 8 Udr unter Vorzeigung der Geburt»- resp LoosungSscheine die vorgeschriebene Anmeldung zu bewirken. Gleichzeitig bringen wir zur Kenntniß, daß Reclamationen bei Verlust derselben einige Zeit vor der Musterung und spätesten» im MusterungSiermme und Lurch obrigkeitlich be glaubigte Urkunden oder Stellung von Zeugen unv Sachver ständigen zu bescheinigen sind. Diejenigen Militairpflichtigen. ivrlche al« Stütze ibrer Eltern reclamirt haben, müssen Letztere in der Regel im Musterungstermiae vorstellen. Leipzig, am S. Deren, der >887. X Il 84 lS Der Nath -er Lta-t Leipzig vr. Georgi. Lawprecht Nelrrrnnsmilär»««»' I wie s"b die russische Regierung diese Lösung denkt, unv wenn VlNUlllltUlllUjllllA« I sie der Meinung ist, daß sie mit Httse Deutschlands einen Tie im Jahre I8ätzi gelöiicn Dvppelgrä-er, ferner j gemeinsamen Schrill der Vertrags»,ächte zu Wege dringen die im Jahre I87I mit Vrtvac-senkn unv die im Jahre sann, durch welchen Prinz Ferdinand zur Abdankung gcnöthigt 1878 mit Bindern besetzten ttzräber aus dem neuen IobanniSsriedbose kommen tm lausenden Jahre zu»n Verfall, jedoch nicht erst am Jahresschlüsse — wie vielfach irrlhümlich angenommen worden ist — sondern mit dem Tage, an welchem die ConcessionSzeit ablaust, und es kann ihre Erneuerung nur nach Beibringung der bonccssivnSscheine bei nnjerer Fnebhosscasse, Schloß- gasie Nr. 22. !. erfolgen. Leipzig, den 10. Januar 1388. Der Rath der Ltadt Leipzig. Or. Trönblin. Kretschmer. Bekanntmachung. Nach Z. 6 der orisslalutarijchen Beuimmungen über den LchulauSschuß der Slabl Leipzig haben in letztere» all- jävilch L ständige Schulmänner, unter denen mindestens 2 Direktoren fern muffe«, neu einzu- treien und c« sind diese 4 Milglieder von de» Direktoren und sämmtlichen ständigen Lehrern unv Lehrerinnen der hiesigen iäviischen Volksschulen zu erwählen. Inden, wir hiermit die Wavl sür da» Jahr 1888 auf Sonnabend, den >4. diese« Monat«, Rachmittags von kt bis 4 Uhr anberaumen, eisuchcn wir rie Herren Direktoren und ständige» Lehrer unv Lehrerinnen der hiesigen städtischen Volksschulen, die Stimmzettel in der genannten Zeit tm Saale der I. Bürgerschule persönlich abzugebcn. Leipzig, am 2 Januar 1883. Der Schulausschust der Stadt Leipzig. Walter. Lehnrrt. Wranclion. Montag, den 22 Januar 1888, sollen im Forst reviere GraSdvrf von Vormittag U Uhr an 32 Abraumdausen, 89 Langbausen, 7 R»tr. Vreanscheite und 43 LDurzelhanfen unter den im Termine öffentlich anshänqenden Bedingungen und gegen die übliche Anzahlung meistbietend an O»t und Stelle verkauft werden. Husammenkunst: in oer Rabe -er Seegeritzrr Muhle in der sogenannten Hölle. Leipzig, am 10. Januar 1888 DeS RarhS Forstdeputatio«. NklUMlilaflilUl. (Sidomenslr. 50.) AnmrlSnnae» zur Osterausnahnie werden Donnerstag. drn IS., und Freitag, de» SV. Januar 1888, Vormittags von 8—11 Uhr und Nachmittags von 2—5 Uhr von mir entgcgeagenommen. Bei der Anmeldung sind baS GeburtSzeugniß, der Impfschein und die letzten Schnlcensnren des anfzunehmenden Schüler» vorzu- legen. Leipzig, am 12. Januar 1888. Giesel. Rector. Höhere Lchule für Mädchen. Anmeldung-» zur Ostkrausnahme nehme ich von Mittwoch den 18. biS Sonnabend den 21. Januar von 11—12 Uhr an. Geburtsschein, Jmpsicheia und Schulzeugnisse bitte ich mitzu- bringen. Leipzig, de» 12. Januar 1888. vr. W. NSldeke. Nichtamtlicher Theil. Zur bulgarischen Frage. Der Handstreich gegen BurgaS hat eine ganz andere Wirkung gehabt, als seine Urheber u»d die öffentliche Meinung erwarteten. Daß die Unternehmung mißlingen könne, »ilißlen auch die Aiistifler in den Krc>- ihrer Berech nungen ziehen, aber die Folgen, welche das Mißlingen gehabt bat. werden sie schwerlich erwartet haben. Es ist das erste Mal. daß sich ein Organ der russischen Regierung über einen gegen Bulgarien gerichlelcn Ausstancsvcrsuch mißbilligend aus gesprochen hat. Das .Journal de Sk. PvlerSbourg", welches kein Wort de- Tadel» über den Aujsiand in Sofia vom 2l. August 1886 gesundcu hal, welcher die Abdankung des Fürsten Alexander einleilele, welches die Leiter der Verschwö rungen Von BurgaS, Silistria und Nustschuk stets gegen die bulgarische Regierung i» Schutz genommen »nd >cdc Exekutiv» gegen die »»t den Waffen i» der Hand ergriffenen Uuri.hc- stifler unv Meuterer als eine Art von Verbrechen gebrauk- uiarkl hal, sinket heute plötzlich Worte, um die Landung der Verschwörer von BurgaS am 3. Januar als einen RechlS- bruch zurück;»weiscn. der andere Ncchisvcrletzungen Hervorrufen könne. Durch dergleichen Haiitslreicde könne die bulgarische Frage nicht in eine gesetzliche Bahn gelenkt werde», waS doch ca» einzige im Interesse dcS Lande» erstrebcnSwerthe Ziel sein könne. Man erkennt aus diesem Tadel, daß Dragan Zankow und Nabokow, die Urheber de» neuesten AusstandSversuchS, wahr scheinlich i» de», vorliegenden Falle nicht im Austrage oder im Einverständnisse mit Rußland gehandelt haben, daß im Gegenlbeil durch diese- Unternehme» die Absichten der russischen Regierung in unliebsamer Weise durchkreuzt worden sind. Die Richtigkeit dieser Auffassung wird noch durch andere Thatsachcn unterstützt, welche kaum einen Zweifel übrig lassen, daß der Handstreich in BurgaS in St. Peters burg unwillkommen gewesen ist. Fürst Nikita von Monte negro hat die türkische Regierung davon unterrichtet, daß etwa» gegen Bulgarien im Werke sei, und die Pforte hat deshalb die Gouvkrneure von Adrianopel und Salonichi an gewiesen, alle beschäftigungslos in ihren Provinzen herum streichenden Montenegriner scstzunehmen. Die meisten der geplanten Unternehmungen gleicher Art sind dadurch vcr- bindert morden, nur die l>ei BurgaS gelandete Bande hat die Aufmerksamkeit drr türkischen Regierung zu täuschen vermocht, und die Mitglieder dieser Bande sind zum großen Theil von dem verdienten Schicksal ereilt worden. AuS der veränderten Stellungnahme der russischen Regierung ist zu entnehmen, daß sie die Hoffnung hegt, dir bulgarische Frag« auf srirdlntzem Wege zu lösen, st» kommt darauf an. wird, so darf man diese Hoffnung nicht als von vornherein aussichtslos bezeichnen. So weit sind die Dinge freilich noch nicht gediehen, wie sich die „Times" aus Berlin melden läßt, daß die BerlragSmächte übereingekommcn sind, den Prinzen vnrch Vermittelung der Pforte zur Ausgabe seiner usurpieren Hrrrscüast zu veranlassen, aber cs wäre nicht unmöglich, daß diplomatische Verhandlungen zu diesem Zwecke im Gange wären. Wenn kaS wirklich der Fall ist, kann müßten der russischen Regierung Versuche wie der von BurgaS mindestens als überflüssig, wahrscheinlich als zweckwidrig erscheinen, unv daraus wäre dann die veränderte Haltung deö .Journal de PclerSbourg" binreichend erklärt. Bei diesem Anlaß hat sich aber auch zugleich gezeigt, daß die bulgarische Regieiung die Augen offen hat und daß die Truppe» nicht so leicht zur Meuterei gegen den von der Sobranjc gewählten Fürsten zu bewegen sind, wie Dragan Zankow und mit ihm wohl auch viele Russen geglaubt haben mögen. Man hat in den letzten Wochen die größten An strengungen gemacht, um die Stellung LeS Prinzen Ferdinand als untergraben darznstellen, alS ob er durch hocbsahrendeS und ldöricdlkS Auftreten die Zuneigung des Volkes und die Treue der Truppen vollständig verscherzt hätte. Der Verlaus der Unternehmung von BurgaS hal daS Gegcntheil bewiese», unv Nachrichten auS Sosia besagen, daß der bnlgarische KriegSrath beschlossen habe, da» Land gegen jcoen Angrijs zu veribkirigen. er komme, von welcher Seile er wolle. Dieser Entschluß dient zugleich der Türkei als Fingerzeig, da» Zer würfniß mit Bulgarien nicht allzu bereitwillig berbeizusühren weil der Fall eintrrlen könnte, daß Bulgarien selbst einer gemeinsamen Kundgebung der Mächte gegenüber an dem ge wählten und durch seinen Eid verpflichteten Fürste,, seslhielte, wenn anch die Bestätigung desselben gänzlich aussichtslos ge worden sei» sollte. Schon an» diesem Grunde ist eS sehr unwahrscheinlich, daß ein europäischer Auftrag an die Türkei zu Staude kommen könnte, bevor der Erfolg, nämlich die rwanglosc Entsagung VcS Prinzen Ferdinand und eine Einigung »nt Bulgarien über den Nachfolger, sichergestellt ist. Die russische Negierung würde eS offenbar sehr gern sehen, wenn die Ereignisse eine solche Wendung »äbmen, weil si- dann ihr Urbergewickt bei Entscheidung dcS fernere» Schicksals Bulgariens zur Geltuncz gebracht hätte, aber e» läßt sich nicht verkennen, daß einer solchen Entwickeln»» der Dinge die größten Schwierigkeiten entqegenstehen. Gegenwärtig bcst-bl eine friedliche Strömung in Europa, und Rußland nimmt die Miene an, «IS ob eS der eifrigste Vertreter des FriedenSgedankens sei; trotzdem säbrt eS fort, Truppen nach der Westgrenze zu senden, und kündigt die Ausführung dieser Absicht sogar ganz offen an. Im ungarischen Reichstage traut man dem Frieden mit Rußland nicht, wie die Inter pellation der Abgeordneten Helft) und Perczel beweisen. Der ungarische Reichstag hat von jeher da» Recht für sich in An spruch genommen, mit der Thür inS Haus zu fallen und in ganz undiplomatischer Welle Dinge zur Sprache zu bringe», weiche in jedem andern europäischen Parlament mit größter Zurückhaltung bcbanvelt zu werden pflegen. So hat denn auch am l l. Januar Heljy die Frage gestellt, ab das Auswärtige Amt bei der russische» Regierung Aufklärungen über die unerwar tete» Rüstungen verlangt, ob die Regierung an ihrem schon im J.ihre >886 verkündeten Programm in der bulgarischen Angelegenheit scsihatte, ob eS sich nicht empsehlc, eine inler- »ativnate Confcrcnz zu berufen, und ob Oesterreich-Ungarn im Kriegsfälle aus Deutschland rechnen könne. DaS sind allerdings Fragen, die sich au» der Sachlage mit ganz uii- zweiselhastrr Logik ergeben, aber die im gegenwärtigen Augen blick von letticm Ministerpräsidenten, auch von TiSza nicht, beantwortet werden können unv deshalb besser nicht gestellt worden wären. Die „Neue Freie Presse" nennt die Anfragen eine Ungezogenheit, aber ähnliche Ungezogenheiten kommen im ungarischen Reichstage in jeder Session vor, unv manchmal haben sie schon recht gute Wirkungen gehabt ES ist Vielleicht sür Oesterreich-Ungarn gar nicht so unbedingt von der Hand zu weise», daß eS eine Stelle giebt, von welcher c>»8 die öffentliche Meinung de» Lande! oder einer TheilcS desselben in der ursprünglichsten naivste» Weise zum Ausdruck gelaugt. DaS wisse» die Herren Hclsv. Perczel, Iranyi und d,c übrigen gewohnbcitSmäßigen Inkcrpell.inte» de» ungarischen Reichs tage« sehr gut, daß sie die europäische Entwickelung nicht am Gängclbande leiten können, aber sie nehmen eS al» ihr Recht in Anspruch, Europa bann unv wann und auch oft sehr zur Unzeit in ihrem Sinne die Wahrheit zu sagen. schrittlicher Blätter folgende- Ende: Herr Ewald, der social- demokratische Gegenkandidat vom vorigen Jahr, beleuchtete die Haltung der deutschfrcisiniiigen Partei bei früheren Ver längerungen de- SocialistengesctzeS. Seine AuSsührungen wurden insbesondere aus den Galerien von den Socialveuiv- kratcn mit lebhaftem Beifall begleitet. Während die erste Rete dcS Herrn Rickert keinerlei Störungen erfahren batte, wurde derlclbe bei der nun folgenden Erwiderung aus die Aeußcrungen des Herrn Ewald fortgesetzt so heftig unter brochen und gestört, daß er schließlich daraus verzichtete, Herr» Ewald cingel'-nder zu anlworlen, und e» den anwesenden Arbeitern selbst überließ, über da» Vorgehen drr Störenden zu urlbcilcii. So verlausen dculschsreisinmge Versammlungen u»lcr der HcrrschaU keS SocialistengeietzcS. W>r mochten einmal sehen, wie Herr Rickert die Socialdemokraten nach Aushebung diese» Gcs.tzcS „belehrt". * Die Zahl der Thierärzte in Preußen ist nach der medicinalstalislischen Ausnahme vom 1. April 1887 per- bällnißniäßig lw'ir und zeigt gegen 1876 eine in der Zeit der Ueberjülliing aller Berufe überraschende Abnahme, die zurückgcftlhrt wird aus die inzwischen vor sich gegangene Ver minderung der ElalSzabl der Militair-Roßärzte. ES wurden gezählt 1633 Tliierärzle gegen l68l im Jahre 1876. Im Vergleich ;»m Viehbestand kam ein Tbierarzt aus l 180 (1876 aus 1358) Pft-rd- und aus 333l (5110) Elück Rindvieh, ein Vergleich znm Flächeninhalt ergiebt, daß >887 auf 2l3 (1376 aus 207l Oiiadralkilometer ein Tbierarzt entfällt. Man sollte meinen, daß hier noch ein Feld sür manche junge Kraft wäre. Aus die einzelnen RegiernngSbezirke verlheilen sich die Tbierärzte ft-br verschieden; die meisten sind vorhanden >m Reg.-Bez. Schleswig (I G); kann folgen der Rez.-Bez. Potsdam mit 122 unv kcr Stadtkreis Berlin mit 107; ferner Merseburg mit 70, BrcSlan mit 69, Magdeburg mit 66 und Tüsselvors mit 61 Letzterer Bezirk zeigt im Vergleich zur Fläche, abgesehen von Berlin, das günlttgste Verhältniß, ca dort bereits aus 86 Onadratkilomctcr ein Thierarzc kommt, während in 6 östlichen Regierungsbezirken erst aus mehr als 100 Quadratkilometer und in Marienwerter aus 566 Qnadratkilomeler »in Tbierarzt entfällt. Im Vergleich zum Pserdebestande sind die Verhältnisse am besten in Berlin (1 Tbierarzt aus 304 Pferde), Wiesbaden (509) und Sigmaringeu, am ungünstigsten in Marienw-rder (3980). Gumbinnen (4215) »nd Königsberg (498t); im Vergleich zniii Rinkvichbestande ain günstigste» rn Berlin (t Arzt aui 28 Slückl), Hildesheim (1848) und Hannover (2448) am ungünstigsten in Oppeln (lO,27l), Königsberg (10,798) und Koblenz (ll,875). * An Stelle de» Abg. Ha sc »clever, dessen Entmündi gung in den nächsten Tagen bcvorsteht, wird al- socbrl- dcniokratlschcc Eankidat im 6. Berliner Reich St ags- wablkrcise „Genosse" Lieblnecht ausgestellt werden. Der Wahlkreis »st seit l87t im Besitz der Socialdemokraten und keine Aussicht korbaude», denselben für eine andere Partei zu gewinnen » » * AuS Böhme» wird uns geschrieben: Die Lzechen haben den KrönuugSmantel angezogen und sich aus den Thron gesetzt, um von dort als „Staat-voll" die Dinge für das ganze Wenzelsreiih mit ihrem Machiiprucke zu ordnen. Sie kommen n»S der Herrsche'stimmung laicht heraus und können sich al'o Verhandlungen mit den Deuti'chen nach dem Grundsätze „Gleich und Gl-ich" gar nicht vorstellen. Sie haben stets da» de» ihnen in die Wett gesetzte BevölkerungSverhaltuist der Deutsche» zu den Ezechen in Böhmen wie t:2, welches sich in Wirklichkeit als 2:3 darstellt, im Auge, und so kommt der Fürst Lodkou-itz zu dem »icikwurdigcn Vorschlag-, baß sich acht Ezechcn mit vier Deutschen über die AukglcichSftagen besprechen mögen. De»» die vier Groß grundbesitzer stiio in der That ebenso Gegner der deuis.hen Ansprüche, wie die vier Nationnlczcchen. Könnten sich die Czechcn in das „Gleich »nd Gleich" hinenidenken, so hätte,, sie wobt vier Deutsche und vier Czechen oder acht Deutsche und acht Cze> ,en jür diese Be sprechungen oorgejchlage». Aber aus da» llebergewicht der Mehr heit wollen sie miler keinen Umständen verzichte», und selbst bei so nicht 1 entscheidenden Besprechungen, wie sie vorgescklagcn wurde», soll diese Mehrheit zum Ausdrucke kommen. Solch- Stimmung bei den Tzechen ist offenbar einem ehrlichen Versuche, zn einem Ausgleiche zu gelangen, durchaus nicht günstig. Der Feudaladel, die Geistlichkeit, welche gleicherweise wie die Czechen ihren Einfluß über daS ganze Land sesthe-tte» wolle », unterstützen die Czechen redlich in dem Bemühen, einer Ausgleich eher zn hindern als zu sörderi». Wer mit solchem Machtbe 'Ulßllei» vor den Gegner tritt, der wird sich kaum enischiießen, von den Vor- thcileu, welche ihm der Augenblick in die Hand gelegt hat, auch n„:' einige sreiwillig auszugeben. Ec wird im Gegenlheil bemüht sem. diese Vorthcile nur noch fester zu halt n und sic thunlichst auSz»- iiübeii. Vielleicht sind sich di- vereinigten Gegner der Teutschen dieser Stimmung gar nicht bewußt. In ihren FriedknSanbebole» kommt sie jedoch deutlich erkennbar zu Tage. DaS „Gleich und Gleich" komm! ihnen gar nicht in den Sinn. Die Deutschen sinn keine Handelsleute, welche überbicten und nach einigem Handeln aui die Häisle hcrabgehe». Die Deutschen verlangen, was sie sür ihre srcie Entwickelung, sur ihr Volkslaum und sür den Bestand de.- Neiches als nothwcndig erachten — davon können sie nicht adlasseu. Wenn also ihre Gegner vermeinen, sie würden die Deutschen durch Besprechungen, Verhandlungen, durch Zähigkeit und Ausdauer dam» bringe», ihre Ansprüche herabzusetzen, so befinden sie sich ein sur allemal im Jrrihuni. * Zur auswärtigen Lage wird der ..Kölnischen Z .» tung" a»S Berlin geschrieben: Die russischen Blätter erörtern noch immer die deutsche Veiöffentlichung d-r getälichten Schriftstücke und vor Allem die leikenden wichtigen Bemerkungen de- „Neichs-Anzeigers" dazu. H>e Mehrzahl der Blätter komm! zu dem Schluffe, baß letzt aller Arg wohn in Bezug ans die Zweideutigkeit drr Politik deS Fürsten Bismarck von selbst hinfällig geworden sei. Es klingt dabei aller dings seltsam, wenn beispi l 'weije versichcri wird, hinfort habe weder der Prinz Ferdinand vo» Coburg, »och seine Partei ein Recht aus d:e Unterstützung Deutschlands. Als wenn diese je von deutscher Leite zum Glauben an eine solche Unterstützung ermnlhigt worden waren I lind ebenso selisam ist eS. wenn russischerseit» betont wird, in drr Milthcilung deS „Reichs Anzeigers" sei Deutsch lands Verpflichtung enthalten. in der bulgarischen Frage mit Rußland Hand i» Hand zu gehen Vorläufig müßte doch zunächst Rußland sich überbaut» erst zum Gehen in einer Richtung ent schließe,, uad davon scheint es noch vorläufig recht weil entfern» zu sein. Deutschland Hot von je her die Regierung d«S Prinzen Ferdinand als ungesetzlich anerkannt; aber bevor es der Ans- sorderung drr russischen Blätter solgen kann, gemeinsame Schritte zur Wiederherstellung des Berliner Vertrages ans der Balknnhalb tnsel zu Ihn» muß es doch zunächst Wilsen, welche einzelne Schritte die russiiche Regierung, al- die a,u meisten bei Regelung der du!- «arischen Frage ketheiligte. emzuschlagen willen» ist, um jene» dichter en Leipzig. 14. Jimnnr 1888. * Am heutigen Tage beginnt daS parlamentarische Leben in der Reich« Hauptstadt wieder, indem zunächst daS preußische Abgeordnetenhaus an seine Arbeit geht. Es ist die letzte Session der lausenden Legislaturperiode, und nach Allem, WaS bisher über den Arbeitsplan verlautete, wird man einer kurzen und glatt verlausenden Tagung ent gegensetzen können. Von größeren Gesetzentwürfe:: sind außer dem Etat bisher nur die DerwaliungSresormvorlageu sur Schleswig»Holstein und eine neue Secunbärbahnvorlage in Aussicht gestellt. Von einem neuen kiichenpolikiichen (besetz verlautet nicht-, und man wird hoffen dürfen, daß auch die StaatSregierung die Revision jetzt sür abgeschlossen hält. Noch sehr unklar und widerspruchsvoll lauten die Angaben über daS. wa» au- dem Finanzministerium zu erwarten ist. Einer größeren Steuerresormvorlage wird man wohl nicht entgrgenzusehen haben, und Uder die beabsichtigte Verwendung der an Preußen fallenden Zuschüsse au» dem Reich sind zu verlässig» Nachrichten noch nicht bekannt geworben. Au» der Mitte des Hause- ist von wichtigeren Anträgen vielleicht ein solcher auf Verlängerung der Legislaturperioden zn erwarte». Sollte dieser beschränkte Arbejl-stvsf nicht noch im Laufe der Session eine bedeutende Erweiterung erfahren, so wird man einem frühzeitigen Schluß de» Landtag» entgegensetzen können. Ob sich derselbe freilich schon an Ostern crmöglichrn läßt, muß dahingestellt blcibeu. * Der Abg Rickert, der mit H>ls« der Sorial» demokraten in Brandenburg zum Reichstags- abgeordnelen gewählt ist. hielt am vorigeTienSlaz Die socialdc.uokr-tische,.aj., ^ „reichen. B-rl-ustzft darüber noch em dich- Wähler de« d.utsch,rnftnn,gen Abgeordneten waren zahlreich « Der ..Sw,e«' allein ,st n»t den bc-her,g< vertreten und der Vortrag nahm nach den Berichten fort-' Miriheilnngen der qesälschien Lchriltstucke noch nicht zufrieden;
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