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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.03.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-03-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188803015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Ausgabe beschädigt
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-03
- Tag1888-03-01
- Monat1888-03
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.03.1888
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Vierte Vellage mm Leipziger Tageblatt und Anzeiger. «i. Donnerstag den 1. März 1888 82. Jahrgang Nachtrag zum politischen Tagesbericht, l * Die .Kreuzzeitung" schreibt: .In katholische» Kreisen ver- lLutet. bah der sürstbischöfliche Delegat Propst Aßmann »on ver HcvwigSkirche in Berlin zum Armeedischof au«» ersehen sei. Diese Drsignirung dürste mit der jüngsten An wesenheit de- Fürstbischofs Vr. Kopp au» Breslau in Ver bindung zu bringen sein. Man wird sich wohl erinnern, daß Atzmann, bevor er al» Propst an die Berliner Hedwig-kirche berufen wurde. Division-prediger mar.' — Die Stelle des »Armeebischos«", oder richtiger de» katholischen Feld- Propstes, ist seit dem, beim Beginn de» kirchenpvUtlschen Kampfe» entstandenen Eonflict mit dem damaligen Feldpropst Ramszanowskl unbesetzt. * Ueder die Stellung Rumäniens zur Tripel allianz wird der „Politischen Correspondenz" au» Bukarest, >4. Februar, geschrieben: Das gegen dir Nachricht des Barster „Figaro" in Betreff einer deatsch-romanischeu Allianz gerichtete Dementi de» Gesandten Rumänien« bet der französischen Republik, Herrn Alexandii, wird vielfach tn de« Sinne gedeutet, al- ob damit der Anschluß Rumänien««» di«deuisch.-sterreichisch.ungar,scheFrieden-liüa i» Frage gestellt wäre. Diese Deutung ist eine irrihüinliche und beruht aus einer Verkennung der Beziehungen, in weiche Runiäniea zu der aus El Haltung des Frieden» hmau-lausenden konservativen Politik der mitteleuropäischen kasterstaalen getreten ist. Bon einem Eintritte Rumäniens in die vorerwidnte Liga ist niemals die Rede gewesen und konnte auch wohl schon vermöge der Lage und der Berbältniffe Rumäniens gar nicht die Rede sein. Ueberhaupt hat jedes Dementi seia« Beiechiiguug, »elches sich gegen angebl ch von Rumänien eni- gelangen» Allianzen richtet. Doch schließt da» nicht au», baß Rumänien, soweit die- innerhalb seines eigenen Machtbereiche» gelegeu ist, die friedlichen Absichten der mitteleuropäischen G«oß- michte »ater der Bedingung zu unterstützen sich bereit erklärte, daß hieraus sllr dir Neutral tät de» Lande» uiid die Unverletzt,chleit seiner Grenzen kein Rachlbeil erwächst. Diele Bereitwilligkeit hat Rumänien in den beiden letzten Jahren durch die Dhat bewiesen. Boa Rumänien zu verlangen, daß es sich erkläre, welche Stellung es im Falle «ine» großen europäischen LonslirteS einzunelimea gedeuk«, ist insofern aussichlslose» Beginnen, al» Rumänien ganz und gar keine Ursache bat, durch eine solche, eia« priucipielle Partei nahme bedingende Erklärung das Hauptziel seiner Politik, seiae RrotrakilLt »Smlich. in Frage zn stellen. Die Politik o«r frei»» Hand", vou welcher in ossicösen rumünischrn Kaadgebunge» di« Red« ist, besagt aber nicht rlwa eine Politik des Abwartrns, um sich, je noch Umstände», ous di« Seite des Sieger» schlagen zu können, sondern ri»e Polllik der Ungebundrahrii. um das Jaterrffe und Srlbstbrstimmungerrchi Rumiaieus jedem Staate gegenüber zu wahre», von welchem daffrlb« gefährdet werden könnte. Ta seiten» Oesterreich-Ungarn» selbst sür den hoffentlich nicht eintretenden Kriegsfall keine Brr- anlaffuag vorliegt, Rumänien ou» seiner Neuiraliiti herauszubränge». diese Reutraltiät vielmehr den ganzen an Rumänien grenzenden Gebiet-theilrn der habsburglschen Monarchie zu Gute käme, so hat die Presse Oefterreich-Ungarn- auch gar keinen Grund, die Neu- traliiStsbestrebungea Runiäoien» als einen sür beu Lonsticissall anholidare« Standpuact zu bezeichnea. Genug daran, daß diele Reuirolität sich niemals gegen Oisterreich-Ungarn kehren kan» und wird und daß daher gerade das neutrale Rumänien auch ohne einen förmlichen Eintritt in die mittelrurovä sche Friedcn«liga voll- kommen in den Rahmen drr von dieser Liga aogestrebten Politik hiaeiapaßt. * Der kürzlich im Alter von 8V Jahren in Pest verstoß bene Koloman Ghiry war eine ver hervorragendsten Ge stalten des ungarischen öffentlichen Lebens. Im Jahre 1848 nahm er als Iiaalssecretair Aulheil an der Revolution und später an allen Bestrebungen zur Selbstständigkeit Ungarn«. Iu ver bewegten Periode de« Jahre» 1861 war er Präsident des Reichstage». 1874 übernahm er daS Portefeuille de« Finaazminlsteriums. Es ist bekannt, welch großartige An strengungen er machte, um i» den schwersten Zellen die ungarischen Ainanznölhr zu heilen. Er scheiterte und trat zurück. Er gehörte zu den Gegnern TiSza'S, besten intimster Freund und Parteigenoste er vordem gewesen war. Gleich wohl ließ ihn Tisza zum lebenslänglichen Mitglied« de« Ober Hauses ernennen. Eine active Rolle spielte Ghizy nicht mehr, aber er genoß wegen seiner Vergangenheit hohe Achtung, namentlich wegen de» Heroismus, mit den, er sich 1874 von den Bänken der Opposition direct aus die Ministerbank begab, wo er eine Reihe der gehässigsten Steuererhöhungen durchsetzte und feine ganze Popularität in die Schanze schlug, um die Finanzen zu ordnen. * Wie auS Riga geschrieben wird, ist bezüglich der Privat Mittelschulen mit deutscher UnterrichlSlprache in den russischen Ostsee-Provinzen eie Versitzung ge trosten worben, daß mindesten» eia Lehrgegensland in russischer Sprache vorzutragen ist. Jur Fürsorge für die Epileptischen. Man schreibt unS: Der ablehnende Beschluß, welchen die Mehrheit der betreffenden Deputation derZweitenKainmer hinsichtlich de-Vorschlages der Regierung. dieFürsorge für die Epileptischen in Sachsen in die Hände de» Lande«' Vereins für innere Mission zu legen, gefaßt hat, dürste dem genannten Vereine eine große Sorge abnehmen. Auf der letztqz Jahresversammlung de« Verein« wurde über diese Frage verbonvelt. Rach der wissenschaftlichen Begründung de« Bedürfniste» durch Herrn Geb.Medicinalralh Itr. Fiedler, trat der derübmte Pastor v. Bodelschwingh. der Leiter der größten Colonie sür Epileptische in Bethel bei Bielefeld, ous und schilderte in begeisterten Worten, wie seine umsang reiche Anstalt von der warmen Liebe ganz Westfalen« getragen Werve. Seine Ansprache machte einen tiefen Eindruck und führte zu dem Beschlüsse, daß diese Fürsorge von der inneren Mission als ein Werk freier Liebe unter Beihilfe de» Staat«, Welche der anwesende Minister de« Innern in Aussicht stellte, aufgrnommen werden sollte. Inbcß mochten doch auch Manchem bei dem Vergleiche westfälischer und sächsischer Der HLltuiste gewichtige Bedenken aussteigen. Namentlich gegen über der Behauptung v. Borelschwingh'-. „daß in seiner Gegend Bedauern ausgesprochen werde, wenn einmal ei» Sonntag ohne besondere Eollecte bliebe", gedachte Mancher drr Schwierigkeiten, mit denen der Verein bei ver schiedenen seiner Unternehmungen, dem Diaconiffenbauie, der Brüderanstalt Gorbitz, namentlich aber der Arbritercolcnie in Schneckengrva zu kämpfen bat. wie bei allen Beniübungen, das Werk der inneren Mission und seine segensreiche Thätig. leit bekannter zu machen, doch die Opserwilligkrit immer noch »»zureichend ist, — und nun sollte ei« derartiges umfassende« Unternehmen, wie eine Eolonir sür Epileptische al« Werk srrier Lude, zum großen Theile doch aus ziemlich ungewisse freiwillige Beiträge beqründct werden! Eine sehr wichtige Frage bildet hierbei, daß die Leitung der Anstalt in geeignete Hände gelegt wird. Männer, wie v. Bodelschwingh. sind selten genug, darum ist es aber doch fast unerläßliche» Ersorterniß. daß die Existenz de» Leiter» und seiner Beamten sicher gestellt werde. Sollte es sich nicht hinsichtlich der Wirksamkeit an sich völlig gleich bleiben, ob der Leiter im Dienste de» Staat» oder drr inneren Mission stebt. wenn er nur sonst drr rechte Mann für sein Amt ist und ihm eine gewisse Freiheit der Entschließung gestattet wird? Ja. wirb sich seine Wirksamkeit Nicht u« so segensreicher entfalten, je weniger dieselbe von »irthschastltche« Fragen sür seine Anstatt, wie für seine Person beeinträchtigt wird? Luch iu der Hand des Staates kann die Fürsorge für die unglückliche» Opjrr der Epilepsie sicher und erfolgreich ausgrüdt »erde», und daß die Regierung alle» «ufbietr» wird, sür den schwierigen Posten einen tüchtigen und Msm» g» finde», daraus vors m^n deck u.it XII. (König!. sächsisches) Armeekorps. s Dresden, 29, Februar. Srlne Majestät der König habr» Allergnädigst geruht, nachstehende Personal-Beränberuagen in der Armee zu geiiehmiaen. Die B sürderung dr» Prcmier- lieutenaiil» im Filtz-Ariillerie.Req,niknt Nr. 12 von Zobel zuin Hauvtman» und Compagnie > Lhes; die Brsürderung de» Seconde- lii'uleiiai»» in demielben Regime,ile Cngelke zum Preinierlieulenaiit; die Verleihung de» Eharakier» al» Preinikrlieuitiiaiii ou den Secondc- lieutettaiit im 1. Feld-Arlillcrie-Reaiinknie Nr. 12 Weigel; die Stellunq zur Disposilion de» Niiimeister» o. D. Freiherr vou Spörcken. untrr Forigcwädrung her gesetzlichen Pension und ualer Erideiinng der Erlandniß zum serneren Tragen der Uniiorm de» . Ulanen-RegimenleS Nr. 18 mii den vorgeschriebene» Abzeichen; die erbetene Berabschiedung de» Oberstabsärzte» 1. Llasse z. D. vr. Drulchky, diesen unler Forlgewädrulig der gesetzlichen Pension und mit der Erlandniß zum Forilragen der d S> herigen Uuisorm mit den vorgeschriebene» Abzeichen, de- Stab»- arzte» der Reserve vr. Loer mann des 2 Bataillon- (Zittau) 8. Landwrdr. Regiment« Nr. 102 und de» Assistenz-Arzie» I. Llasse der Reserve vr. Rotb de» I. Bataillone (I. Leipzig) 7. Land- webr-Regimenl» Nr. 106 au» Allerhöchsten Krieg-'die, st,-n; die Ent lassung de» Alsistenz-Arzies 1. Classe Vr. Wa I ihr r te« 1. Bataillon» (Plauen) 5, Landwehr-Regimen!» Nr 104 aus ave» Mililair-Ver hältnisse»; die Berlrtznng de» Assistenz-Arztes 2. Classe vr. Sommerey des Schutzen. (Füsilier-) Regiments „Prinz Georg" Nr. 108, unter glrichzciiiger Co »mandirung als Hilwarbeiler zur anitäts-Tirect'on, zum 4 Insanterie-Regiiiiente Nr. 103; die An stellung des Assistenz-Arzte» der Reserve 2. Classe vr. Lnsst de» Reserve - Landwehr-Bataillon- (1. Dresden) Nr. 108 im active» Sannäts - Olsiciers - CorpS und zwar Krim Carabimrr - Regnmiite Garnison Borna): die Besörderung der llmtrarzie der Rrirrve vr. Linz, vr. Große, vr Reuter de» 1. Baiaillons (t. L ipzig) 7. Landwehr - Regiment» Nr. 106 zu Assistenz-Arrzten 2. Classe brr Rrservc. Sachsens Soldatenknaben - LrMiungsanstalt. Eine Wanderstudit von Max Diitrich DaS große Militair-WaiienbauS zu Potsdam ist im ganzen deutschen Reiche bekannt. Diiss lde besteht schon über hundert Jahre. E» wurde am l. November 1724 vo» König Friedrich Wilhelm l. von Preußen sür eitern- oder vaterlos« Söhne und Töchter verstor bener MilitairS. im Alter von 6 bi» 12 Jahren, gleichviel ob evangelischer ober katholischer Confessio», in» Leben geruien; seit 1829 sind aber die Mädchen nach Schloß Pketzich im Kreis Witte» derg gekommen und in Potsdam nur noch Knaben, in-gesammt etwa 750, Auch daS Königreich Sachsen besitz! eine ähnliche Anstalt, indeß ist dieselbe in weiteren Kreisen wenig de. und Iheilweise sogar verkannt, wa» seine» Grund wohl auch mit darin haben dürste, daß über dieselbe, ihre Zwecke und Ziele, ihre Einrichtungen und ihre Erkolge bisher nur seltene und iväiliche Mitlbeilungen i» die Oeffentlichkeit gedrungen sind. E» ist die» die Soldatenknaben Erziehungsanstalt zu Kleinstruppen bei Pirna. Heutzuiage nun, wo in de» meistr» Kreisen der Bevölkerung der Werth und die Wichtigkeit der Erziehung des Volke» von oben bis »nten im militainichen Sinne, da» heißt vornehmlich zn Gehorsam und Ordnung, völlig anerkannt w rd, gleichwohl aber jene wohl Iliätige und für daS ganze Land bestimmte Schöpfung des sächsische» Königshauses nur in der nächsten Unigebung genau bekannt und geschätzt ist, darum auch ihre Zöglinge zu», weitaus grüßten Theile au» der Gegend von Dresden erhält, während entserniere Districte des Königreich-, z. B. der Leipziger Pflege, so gut wie nie einen Knaben senden, ist es vielleicht zeitgemäß und nütz ich. jene Anstalt einmal durch die Tagespreise iür weitere Kreise aui'zuschließen, wo durch zugleich eine Pfl chi der Dankbarkeit endlich einmal erfüllt wird, welche, wie dein Verfasser gegenüber bereits mehrfach geäußert wurde, vielen alten Struvpenern am Herzen gelegen hat schon Jahre lang. Dir deutschen Soldatenknaben-ErziehungSanstalten bilden leuchtende Denkmale landeSväicrlicher Fürlorge, denn in trüberen Zeile», wo sür den abgedankten Soldaten keineswegs so gut gesorgt ward, wie in unsere» Tagen, war das Elend in de» Familien solcher Leute oft sehr groß Wenn dann aber gar der Vater auS dem Leben schied und der Mutter allein fiel die Erhaltung der Kinder zugleich mit Erziehung und Unterricht zu, so erblühte diesen selten ein freundliche« LooS. Jene Anstalten schuse» Wandel. In Sachsen wurde 14 Jahre spater ein gleiches Institut durch den Lanor». berrii begründet, wie in Preußen. Ter Sohn August des Starken, Friedrich August lI1„ war drr Stifter. Sie wurde am 21 November 1738 sür 700 Kinder in der Ka'erne z» Neustadl-Dresden eröffnet, 1754 aber aus 300 protestanrilche und 100 katholische Kinder beschränkt und 1762 mit 250 unisorinirte» und militairisch geschulten, ei» Bataillon bildenden Zöglingen in das große kursürstliche Schloß nach Annaburg verlegt. Dasselbe kam 1815 durch den Wiener Frieden, '"clcher die Thkilung Sachsens de stimmte, an Preußen und m> .im auch gedachte Anstalt, welche noch heute besteh«. D«e o, llen Adschiedsworte bei der Ueder Weisung an daS preußische G.neralgouvernement deS HerzogthuinS Sachsen lauteten also: „Di- Kriegsverwaltungskammer trennt sich nur mit den schmerzlichsten Gcsüdlen von einem der wichtigsten und woblthäligsten Erziehungsanstalten untere» Vaterlandes, das so viele nützliche und gute Bürger auS derselben erhielt". Einige sächsische Zögling» verblikbrn grgen entsprechende Vergütung zwar noch in Annaburg, aber da» durch die Napoleonischen Kriege eingriretene große und dringende Bedürsniß war damit bei Weitem nicht befriedigt. Deshalb veriügte ein Rcscöipl deS Königs Friedrich August de» Gerechten vom 13. Februar 1819, daß der in den Jahren 1816, 1? und 18 bei dem sächsische» Contingente drr OccuoalionSarniee in Frankreich gebilvete Fourage-Ersparnißsond- tkeilweiie zur Er richiung einer Anderen Erziehungsanstalt für Solvaienkinder ver Wendel werden sollte. Es wurde sür diesen Zwrck das auf einer Anböbe zwischen Pirna nnd Königstein anmuidig und geiund 248m übe- d m Spiegel der Ostsee gelegene Rittergut Kleinstruppe,, im Juni 1822 vo» der Familic von Raiskh angekaust, eingerichtet nnd am 4 November desselben Jahres die Anstalt mlt 26 Knaben seierlich eröffnet. Der erste Diiecior und nachmalige O-koiiom>e Jn'peclor war der Sohn deS Pastors Nicolai in Lobmen, sein Gehilfe der Sckiulamtscandidat Moritz. Außeldem wurde» noch angestellt ein Schneider Namen» Kleber und ein Schuhmacher Namen» Schmidt D,e ärztliche Behandlung der Zöglinge wurde i» die Hand de» praktischen Arzie» Becher in Pirna gelegt. D,e Anstalt lollie nach drr Bestimmung de» Stiller» da» Bild einer großen christlichen Familie darstelle», die Zöglinge eine» sorgfältige» Elementar Unterricht, sowie Anweisung zu Garten-, Feld« und Hausarbeit oller Art erhalten, einfach beköstigt und gekleidet, christliche Zucht und Sitte ihnen beigebrachl werden. Fünsundsrchzig Jahre besteht gegenwärtig die Anstalt und ist in dieser Zeit viele» Hunderten Kleinstrupvei, zum unvergeßlichen Vater Hanse gewoiden. Mehriach wurde» daselbst auch die Söhne unbe min,lrer Ol'fic ere erzogen und viele drr Zöglinge hoben sich durch Talent und Fleiß und unterstützt von den Gliedern drS sächsischen Königshauses vier der Ltaalsregicrunq zu ausgezeichneten Lebens stellungen empor gearbeitet. Ter Gesunbheiiszustand in der An stalt ist in jener Zeit stet» vorzüglich gewesen und die Zobl der T'teSsälle daselbli betrugen, trotz mehrmaligen Austritt»» von Ev« einten, noch nicht 1'/« Prccent. In große,» Segen wirkte an der Anstalt und zwar rin ganze» Mcuschrnalk-r lang Johann Gott sried Braun, welcher von 1824—35 da» Amt eine» Ledrers uno Erziehers und von 1835 bi» zn seinrni Tode am 15 Juni 1867 l assen ge de» Direktors bekleidete. „Vater Braun", nicht minder der orign ekle aber »restliche „Siruppener Diogenes" AiistaltSaiisieher Schneider Kleber, welcher sich iür einen Nesse des französisch n General» Kleber hielt, da ein Mitglied seiner ous Divvoldiswalöe stainmenden Familie al» Handwei ksbursche nach Frankr ich gegangen, zuerst in Straßbnrg grarbritet batie und seil der Revolution 1780 verschollen war, leben noch heutigen Tages in der Erinnerung oller olle» Siruppener Zöglinge fort und darum wurde ihrer auch in diesen Zeilen kurz gedacht, sind ibrr Namen doch eine lange, lange Reihe von Jahren mit den Geschicken der Anstalt eng verknüpft. Kleber starb ansaiigS September 1863. Die Siruppener Knaben waren gleichsam al» Kinder der Armer von Eiöffnunq drr Anstalt an dir besonderen Lieblinge der Hoden Oisiciere, welchen die Oberanssicht über Kleinstrupven übeitrogen wurde und auch der jeweilige Lommandant der Festung Königsteiu bezeigte sich stet» al« „generier Nachbar" dir Anstalt. Wie der erste sächsnche Krtegsminister General von Zezschwitz (geb. 1. März 1779, arst 3.Mai >845 als Commoudani der Festung Königstein) die Anabra- Erziedungsanftal« in Siruvpen ganz b,sonders I,eb holte, so ist sie auch deute noch dem kriegsmioifter General Gros Fabrice überaus sest an- Hrrz gewachsen und der Hobe Herr läßt es sich nicht nehme», über Alle», wa» die Anstalt angeht, sich sorilauscnd aus» Eingehendste zu „isormircn und i» allen sie angehrndca Angelegen- heitrn da» letzte eniicheidcnde Wort selbst zu sprechen. Nicht »linder hat die Anstalt stet» die Huld der regierende» Könige beßssen und mchrsach da» Glück gehabt, sie und andere Glieder der Nkg'Ntriisamilie in ihrrn Mauern zu ichen, oder sie auswärt» durch die .kleine Garde", wie König Friedrich August II, gelegentlich der Manöver in brr Gegend von Struppen im September 1846, während deren der König »itt Gesolqe niedrer- Tage in drr Anstatt Onanier genommen hatte, die Zöglinge nannte, begrüße» zu dursen. Letztere» geschah beispiklsweiie am 22. Juni 1853 vor den Thorr» drr Festung Köni.strin, al» diesrlbr von kein wenige Tage vorder Neuvermählten sächslichen Krvnvr nzeiipaar, die deute regierende» Majestäten, in Begleitung drr ganzen königlichen Familie besucht wurde. Die neue Zeit, welche so viele und gewaltige Veränderungen aus dem mili- laikischen Gebiete Sachsen» mit sich brachte, Hai auch ber Soldat-n- knaben - Erziehnngsaustalt Kleinstrupven, deren Zöqlingszahl 1864 weit über 100 betrug und damals aus 200 bi» 300 erhö. t werden ollie, vielfache Neuerungen gebracht, vornehmlich veränderte die 1872 rrso gie Ernchiung einer besonderen sächsischen Unierosfizier- schule, die bi» 1. October 1873 mit in Klrinstruppen blieb und dann nach Marienberg verlegt wuide, de» Eliarokier und d e Bedeutung der Anstalt insosern wesentlich, al- bi» dahni Viele der Siruvvencr gleich von dirr au» i» die Armer übrrgeiretrn waren, wa» sorta» erst von Marienberg aus rriolgen konnte. Soviel über Enistebung und ursprüngliche Einrichtung drr ichsischcn Soldatenkiiobeii-Erziebungsansiali, sowie ibrc Vorgeschichie. Wie «st dieselbe nun heutzuiage beschaffen, eingerjchici und geleitet? Die Anstalt, welche seit dem Tode von Vater Broun verschi bene D rectoren gehabt bat, steht gegenwärlig und zwar seit dem Jahre 1882 uiitrr der Leitung de» D reciors August Ulbricht, eines «in Wa senbanS und i» der Untervsficiersschnle 1» Marienverg snr seine j-tz'ge Stellung iressuch vordereiiete» Padago.r» und Erziehers, dessen milder Sinn des srstei» und enrrgiichei» Auslreie» und große Umsicht ihn ganz besonders z» seinem jetzigen Amte qualificirl und die Herze» der Siruppener Knaben zu gewinnt» »nd zu lenke» weiß. Ihm zur Seite stehe» »och zwei Lehrer, ei» dir Bekleidung», und Meiiagercrwaltung beiorgrnder Hausivlpector und zwei Aufseher. Vo» letzteren ist der eine Schneider von Prosession »nd hat den Zöglingen mit Anweisung >>» Ausdcsi rn u»d Jmsta -dhalten ihrer Kleidung zu geben, ver ondcre oder war srUher Oherlazorethgrhilse bei dem Gardereiter-Regimeiit und ist darum im Stande, bei Krank- beitsiälle» die ersten uoihwendigsten Handreichungen i» zweckmäßiger W-ise zu leisten. Die ärztliche Pflege der Aiistair ruht >» d n Händen des O rrstabsarzics Dr N rolai von der in Prrna garni- somrendru I Ahldkitting de» 2. Feltarlillriir-RegimciitS Nr. 28 Sän'mtl che Angeftrlltt vo» Kleinstrlivve» besitzen den Charakter al» Rcichsdeamtr. Zöglinge bat die Anstalt gegenwärtig 83. von denen drei au» vorhandenen Stillungen erhalten werden. Ma» beabsichtigt jedoch on zuständiger Stelle, den ZöglingSetat »»t der Z-,r aus 100 zu erhöhen. Für eine» in der Anstalt untergebrachlen Knabe», welcher nicht in den Besitz einer der vorhandenen Freistellen gelangt, sind pro Monat 3 z» zahlen. Dafür erhält derselbe vom Ei» tritt an vollständige Beköstigung und Kleidung. Bei der Ausnahme hat er nur mitzubringen: 2 gute Hemden, 2 Paar Unterhose», 2 Paar Socken, 2 dunkelfarbige Tascheiuücher und 1 Paar nrue rinb»- ledernc Siiesekn. Jene» MonaiSge(d von 3 wird sür jede» Knaben gespart und ihm uni Zins und ZinscszinS eiiigrhäiidigt. so bald rr miindig geworden ist. oder vv» der Uiiterossiciersschule in die Armee Übertritt; e» sind dann steis über 100 -si grworden. Ausgenommen werben i» Kleinstrupven nur eheliche Söhne von noch im active» Dienste befindliche» oder mit Juvalibeuvcrsorguiig beziehentlich CivilanstellungSschein entlassene,, Miliiaiiprrsonen vom Feldwebel adwällS cvangelisch-lulherischer Eonscssion »ach ersülltei» 12. Lebensjahr. Nächst den Söhnen noch dienender MiliianS werden vor Allem ganze und halbr Waisen bei der Auswahl durch das königl. Kr egsministerinm berücksichtigt. Die Ausnahme ersolqt siel» z» Michaeli», Anmeldungen dazu sind an genannte Behörde im vorhergehenden Juli z» richten und demselben solgende Papiere bei zusügen: Tons- und ärzlücheS Zeugmß, Impfschein, Schulzeugnis;, MililOirabschied de» Vater», wenn dieser nicht mehr dient, Trau schein oder Todteiischelu der Elter», behördliche» Zeugnis; über d-e Mittellosigkeit der Ellern und der Unlrrstützungsgeider au» Cassen, welche der Knabe etwa bezieht. Knabe» mtt Brüchen oder anderen Schäden, welche sie nicht befähigen, am Turnen, Schwimme» und Ex-rciren Theil zu nehmen, werben bei der Auinabmepiüsung ebenso zurückgewielen, wie solche, welche mit der unterste» Classe nicht Schritt halten würde». Bei «chlectiter Führung kann sofortige Ent lassuiig erfolgen. Die Knaben die ben bi» zu ihrer Lonfirmalio» in der Anstalt und treten dann bei körp rlicher Tüchogkcll m d«e Unieroiflliersschule über, andernfalls aber werden sic ihren Ellern oder Heimaihsbehörden zurück gegeben. Tie Zöglinge der sächstschrn Soldatenknabrn-Erziehungsanstalt, welche Mililairmützen, schwarze Beintlelder und eine Jacke von blauem Tuch, sowie einen Tuchmanirl, im W,mer, trage», erhalten eine sorgfältige Ausbildung de» Körpers wie de» Geiste». Der Unterricht ist gleich demjenigen einer mittleren Volksschule, doch werden in der obe-sten der drei Classen auch französische Lrclione» an der Hand de» I. Plötz gegeben, Quadrat- und Cudikwurzeln au»- gezogen und leichte Gleichungen gerechnet. Einige Stnuben de» BeschästigungsplaiieS sind auch sür Beibringung militairischen An staubt», nicht minder zur Musterung der Effecten der Einzelnen rrservirt, wodurch der Sinn sür Ordnung und Reinlichkeit geweckt und geschärft wird. Gemeinsame Kuchgänge. Morgen-, Mittag- und Abendgebete, von denen letztere im Sommer bei schönem Wetter unter sreiem Himmel abgehalten werde», sorgen sür Gewinnung der jungen GiMüther in christlichem Sinne und Geiste, Freude und Ehrfurcht vor der Natur lehre» den Knaben nicht allein ,»> Großen die Kleinstruppe» uiiischließendcn londschaiilich!-» Schöiiheitrn, sondern auch ii» Kleinen ihr eigen bescheiden Gänchen mit seinem Keimen, Blüben und Reisen. Jeder Knabe erhält IV, gm Gartenland, das er ganz nach eigenem Belieben bebauen und bepflanzen kann. Die jugendliche» Kö per werden gekrüitigt und gestählt durch fleißiges Turnen und Exerciren mit Eiienstäbe», ferner durch mög lichsl viel Brschasiigung mit Handarbeit in der freien Luit und endlich durch regelmäßige» Baden, wozu noch „n Sommer Schwimmen in dem Eibbod der Festung Känigstein kommt. D,e Resuliaie sind übel raschend, wie die» die Ziffer» des Proiolollbnch, » documentireii welches über die allmoiiallich vorzunehnienücn ärztlichcn Wägungen und Messungen der Zöglinge geiührl wird. Die sreir Ze,i wird ansgesüllt mit grmeiiischafthcheii Spielen aller Art. Im Sommer tummeln sich die Knabe» aus dem großen Spielplätze oder in dem auSgedehnlen Obstgarten umher und benutzen fleißig den Kegelschub Au» wird einmal rin Vogelschießen mit de» vorhandenen Schneppern abgclialte», zu dem sich die Knaben den Vogel selbst verstellen und die Sonniage werden unter Fübrung der diensthabenden Beamten zu gi äßeren und kleinere» Äucsiügen in die Umgegend benutzt. Ganz besonder» gern wird hinaus ous die Festung Königstein marschirt, dessen Lommandant Oberstiieuleiiaiit von Lossow die lleiiic Garde ou» Struppen jede» Sommer ein oder mehrere Male einladet zum B such de» allberühnite» FelsennefteS und den Knaben dann gewöhnlich Kaffee und Kuchen rrich-n läßt. Im Winter wird aus dem InftilntSteich Schlittschuh gelaust» und der wette Plan um die Anstalt sich! manche Schnrebataille, sowie ben Ausbau von Schneedurgen und Schneegiganten. Bei schlechtem Wetter beschäs- tigen sich d,e Zöglinge mit Domino, Dame und Puff, die begabteren auch mit Schachspiel, oder aber mit Holz-, Papp- und Popier- arbeiten. WaS wird ta nicht clle» zusammen gepästelt: Bergwerke und Windmühlen, Nähkäüchen und Sch>e>bzeuge, Burgen. Haupil wiche» und Schlösser. Am fle-ßi 'stei, wird vor Weihnachten in diese» Artikeln geardeilet In die Freizeit ist zugleich die Fort- bildnnq der besähigsten Zöglinge in deren Likbliiigssächerii verlegt und w«rd daher in derie.bcn auch Musik, Latein, Sienogravhie, Botanik und andere» getriebcn. Die Ihcilwei» beschränkte Hmdardrit im Freien wird zur Winterszeit durch Anleitung und Uibung ii» Nähe», Stricken und Stopfen ersetz.. Zu dem vorerwähnten körperlichen Gedeihen der Siruppener Zögling» trägt auch die rinsache, aber kräftige Nahrung, sowie die L beiiSweije bei. Die Knabe» erhallen: Morgen» eine Weiz'iiinkhI. uppe mit Milch, M-tiaqs ein warm s »ährende« Gemüse und drei Mal in drr Woche, iow e zu hohen Festen kirchlicher oder valer- ländischer Natur Fleisch, Niend» eine Gemuiesupve Außerdem be kommt Jeder täglich I Piund Brod au» der Militairdäckerei in Dre»den. wozu e« zur Besperzeit Butler ober Obst giebt. Sonntag« wird stall der Morgeni'nppe und de» Psnndbrvde» gegeben: Kaffee. 1 Weizenbrödchen und V.Psuudbrod. Jni Sommer wird b'/„ ii» Winter um 6 Udc aulgeslanöen. Nachdem die Betten gemacht sind, geht» ia« Waichzimnier, hieraus wird geirüdstückt. Nach der dann lolgendeii Musterung durch den Aulleder beginnt der Unterricht und die Beschäftigung ber Zöglinge, wie es der Plan vorschreibt. Nach dem Mittag- und Abendessen, sowie zur Zeit deS zweiten Frühstück» und des Vesperbrots haben die Knaben längere oder kürzere Pausen frei. Um 9 Uhr im Sommer, V«9 Uhr im Winter wird zu Bett gegangen. Der Gksaniliitkötus der Zöglinge ist in sechs Sektionen einge- theilt, mit je einem Sectionsäliesten an der Spitze, welcher bei den Makizeilen als Speiscnieister sungirt und da» Essen ausiheilt. auch, sobald die Reihe ihn trifft, da» Gebet spricht. Bei besonder- guten Leistungen w rden die brtreffende» Zöglinge zu Ausgezeichneten «r- > a»nt Das Abzeichen derselben ist eine weiße Litze, dasjenige de« Sectionsältcsten eine gelbe Treffe am rothen Kragen. Zu jedem Lehrer wird ein Zögling als Famulus, in die Küche wrrdr» zwei als Gehilfen des Kochs, eines Soldaten vom Insanterie-Regiment Nr. 102 und als Ordonanzen ebenfalls zwei commandirt. Letziere wandern täglich nach Pirna und sind die Postbole» der Anstall; bei schlechlem Wetter versehen sie diesen Dienst aber nicht. Zum Schluß noch eine kurze Beschreibung der Anstalt selbst. Drei Gebäude gehören zu derselben. DaS alte nach Professor Steche iu der zweiten Halste deS 15. Jahrhunderts erbaute durgartige Herrenhaus mit seinen meterstarken mächtigen Grundmauern, den mehrstöckigen K ller» und breiten Bogengewölben ist daS erste. Am Eingang >t» von flüsteren Zöglingen der Anstalt das Medaillonbtld des Direcior» Braun rn der Mauer angebracht worden; sei» Leib schläft aus dem in unmittelbarer Nachbarschast befindlichen Dorskirchtios. Im Erd geschoß brfiuder sich dtt freundliche Wohnung des Direktors; die Au-sicht von den Fenstern derselben ist durch die bemerkenSwerlhistea Zacke» der sächsisch töiimischen Gebirgskette malerisch abgeschlossen, in nächster Nähe grüßt Königstein und Lilicnstein herüber. Auch das Conseren;zimmer befindet sich hier mit Len vielen und trefflichen in großen Schränken unlergebrochtea Lehrmitteln sür Physik, Geschichte. Naturkunde und andere Fächer. Ein Stock höher liegen die drei Lehr- und das Biblioihekzimmer, sowie die Wohnung des Hausmanns. Das erste Lehizimmer mit einer klrinen Orgel, de» Bilbnissen sächsischer Könige, Lulher'S und zweier Dirretoren geschniücki, dient zugleich als Fcstsaal. Die Bänke sür je zwei Schüler bestimmt, sind so in Reiben gestellt, daß die Knaben beim Antworten au- der Bank herauStretrn und die Lehrer ihre Körperhaltung mustern können. Die Einrichtung oller Lehrzimmer iii gleich. Einen Büchsenschuß entfernt von diesem alten Gebäude, in welchem von 1872—1873 die rrftea Uiiierosficiersschüler untergebrachl waren, steht das eigentliche Aiistattsgeväude, welche» in der R-gicrungszett König Auio» des Güiige» erbaut wurde und ursprünglich zur Ausnahme von Mädchen bestimmt war. Die Grund- sttuilegiing zu diesem Gebäude ist am 8. Mai 1829 ersolai; Mädchen haben daselbst aber nie ein Asyl gesunden. Das Hau» ist dreistückig, und äbnelt einer woknliche» Kaserne. Im Erdgcschoß liegen Vor- rathSräume. Küche, Waich- und Badezimmer; alle zeigen praktische Einrichtungen. Im ersten Stock befindet sich der große Speisesaal, wobi» die Speisen mittest Auszugs gelangen, sowie eine Lehrerwohnung, wie überhaupt in jedem Stockwerke ein Beamter mit den Seinigen wokni. eine Einrichiung, welche den samiliären Eharakler der Anstalt wahrt. Im zweiten Stockwerke liegen die grobe» Wobu- u»d Arbeilszimmer der Zöglinge, im dritten Stock die jreundlicheu Schlasiäle mit den prakoichen Briten, bestehend aus Strohjack und Roßhaaikopskisscii, Fußbrel sowie mehreren der warmen weißen Friesdcckcn, wie sie i» alle» Kasernen zum Zudecken dienen. In der zweiten Ablhcilung bcS SchlajsaaleS befindet sich das mit Guck- t -»»»,, versehene Ausseher-Schlascabinet. Die Wohnzimmer der ', „ ,!ad mit deren verichließbaren Schränken und eiusachem Kaseriien-Mobsliar gefüllt. Hinter diesem Gebäude liegen die Wirlhichastszwecki-n dienenden Häuser. In demjenigen der linken Seile beffnvc» sich Lehrerwohnuugen, die «raiikenftube und Apotheke. Ausgedehnte Garienanlagen, an welche sich ein großer Obstgarten schließt, süllen den umiäiiglichen Raum auS zwischen den beiden Anstallsgebäudcn; einen malerischen Anblick gewähren nameuilich zwei inachuge an einen militairischen Doppelposten jcaer „laagen Kerlr" aus der Zeit deS preußischen Soldaie,Königs und BclerS Friedrichs de» Großen gemahnende prächtige Tannen, seilwärs vor den, Eingänge zu dem allen schloßarttgcn Gebäude und unweit davon ein haushohes selten schönes Exemplar von Lalir-dakxlonic», grpsliiizt I84l bei Aiissullung drr bis dahin an vieler Slclle de in,blich gewesenen Listerne und als die Trauerweide vou Struxpc» schon hundertfach durch Zeichnungen bekannt geworden. In ländlicher friedlicher Sülle, srrnab vo» allem großstädtischen Gehaste und Gewühl liegt die Soldatenliiaben-Erziehuiigsanstalt Klein» sirupp-n und selten nur erhält sie Besuch von Fremden. Still und friedlich, einsach »nd prunklo» ist auch daselbst das Leben der übrigens alljährlich drei Mal und zwar zu Pfingsten aus 8, im Hochioinuicr aus 3 Wochen und im Herbst aus 10 Tage Urlaub nach Haust er. haltende» Zöglinge, wie Derjenigen, welche ihr Können und Ver mögen in de» Dienst der Erziehung sächsischer Soldatenknaben ge stellt haben. Aber es weht um das alte, so Bielrn im Lause der Zeit lieb und theuer, ja unvergeßlich gewordene Struppen wie in seinem Inner» ei» frischer, von den geistigen Miasmen unserer Zeit völlig sreier Luftzug, welcher Leib und Seele gesund erhält und die lunqen Mlnicheiiseelc» stählt und kräftigt zum harte» Kampfe ums Dasein, indem sic dort an Einsachhe-tt und Genügsamkrit, Gehorsam und Ordnung, Pünktlichkeit und Pflichttreue gewöhnt werben. Ckorakle,e>ge»schasttn. die gerade dem ;ungea Geschlechle unserer Zeck vielfach dringend Nolh «hunl Musik. Bccthoren'S v<1ur-Messe op. 123. Diese« Werk wurde in den Jahre» 1818 bis 1822 (neben verschiedene» andere» Werken, z. B. den Pianosortesonaten op. 109, IlO, lll) geschrieben, also vor70Iahren begonnen. E ne thcilweise Ausführung kam am 7. Mai 1824 zusammen »nt der 1822 — 23 entftandenen S. Symphonie in einer „Akademie" im Wiener Kärnlhnkrthcrlhealer zu Stande. In diesem Eoncert war r«, Ivo Beethoven seiner Taubheit wegen nicht« vo» dem Beifall nicrklc, drn da« Publicum ihm spenkcle. Frau Unger-Sabatier. die al« Solistin milwirkle, sagte den Meister an der Schulter und drehte ibn drn Hörern zu. weiche durch diese Wendung an da« sterbe Schicksal de« hehren Toiisck'öpser« erinnert wurden und voll Rührung ihren Bett'allsjnbrl verdoppelten. Durch die großen Verhältnisse, sin welchen da« Werk an' gelegt ist. wurde die ursprüngliche Absicht zu Nichte, dasselbe bei der Installation Le« Erzherzog« Rudolf von Oesterreich, eine« Schüler« und Gönner« von Beethoven, aussührrn zu lassen. Weil über alle liturgischen Schranken binauSgehend, benutzte Beethoven den Text der Messe al« Unterlage zu einen: Oratorium und bcleuchtcle ihn. seiner ungemessenen Phantasie folgend, von allen Seilen. „Vom Herzen möge ?S wieder zu», Herzen gehen", so schrieb der Meister selbst Uber den Aiisang seiner Eomposition. „Die Messe ward ihm da« Gesäß, in dem er Alle«, wa« von Andacht in ibm längst lierausivogte, wa« von Anschauung jener gcwrihten Glaubens- Worte in ihm cinporgestiegen war. als cm würdig' Opfer darbringrn wollte. Mit hohem Ernste ging er an da« Werk." (Marx.) Gleich vom Beginne an .schien sein ganze« Wesen eine andere Gestalt angenommen zu haben, niemals vor und niemals nach jener Zeit wurde er in einem solchen Zu stande absoluter Ervenentrückiheit gesebcn. al- vorzüglich im Jahre 1810". Er nannte selbst die Messe sei» größtes und gclnngensr-s Werk. Im ersten Satz, dem Xy rlv, hat Beethoven drn AuSsührcn» den vorgeschriebe,! „mit Andacht". Andacht ist auch die Grund- siimmung. ab -r Beethoven beschränkt sich nicht aus bald mächtige«, bald innige«, oft leise verhallende« bemulbvolle« Flehe», er wirb auch drängender im Mitlrlsatz, dem l'drlsto eleison, und beinahe leidenschaftlich im zweiten L^rio, welche« im Wesent liche» die Tdcnien de« ersten sizriv wieder durchführt. Fünj Satze sind es. in welche Beethoven gleich ben meisten „eueren Tonscyern die Messe zerlegt; nach Breite und Groß artigkeit ragen der zweite und dritte Satz, da« Klar in und und da» Orecko mächtig empor. Bride Sätze werden mit gewaltig ausgedehnten Schlußsugen gekrönt, welche beide nach der ersten großen Durchführung in ein immer lebhaftere« Zeitmaß hineingerathen. «Der höchste Glanz und die größte Macht, wie seit Händel nur Beethoven e« vermochte, umstrahlt da« tzuomum tu solo» Luoctu» Der Schluß In glori» ckoi putri» rollt in wul und reich- X ' -M
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