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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.03.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-03-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188803116
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880311
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880311
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-03
- Tag1888-03-11
- Monat1888-03
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.03.1888
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DM Beilage zum Leipziger Tageblatt und Anzeiger. A- 71. Tountag den 11. März 1888. 8L. Jahrgang vrr Eindntck der Kaiser-Todesbolschast im In- und Auslände. * Nicht nur da» deutsche Reich und unser Erdtheil. nein, die ganz« civilis,rte Wett ist von der Botschaft. die Kaiser Wrihelm'S Hinscheiden verkündete, aus da» Tiefste erschüttert. E» sei un» gestattet, dafür durch einige Mütheilungen Zeug, uiß abzulegen, die wir au» der Fülle eine» fast unüberseh baren Materiale- hervorheben. ^ Die osficiöse „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schildert den Verewigten mit folgenden Worten: Line tief schmerzliche Botschaft der Trauer durchzieht die deutschen Lande und findet ihren Widerhall in der ganzen Culiunveltl Kaiser Wilhelm ist nicht mehr! Nur eine kurze Spanne Zeit vor dem Tage, welcher vor NS Jahren Seiner Hochjeligen Iran Mutter, der unvergeßlichen Königin Luise, da» Lebe» gegeben, ist der Erlauchte Herrscher zu Seinen Lälern versammelt worden. t« ist schwer, unter dem gewaltigen Eindruck de« weltbewegenden Ereignisse« Zeugmß obzulegen, von welchem Schlage unser engere« »ad weitere« Baierland betroffen worden und wie tiefe« und schwere- Leid durch den Hintritt de« Monarchen, um der, un« alle Völker beneideten, jedem Deutschen widerfahren ist. Um den Verlust, der an« betroffen, ungefähr zu ermessen, dazu bedarf es im gegenwärtigen Augenblick, am Borabend de« St. GebnitSiagS, nur der Erinnerung und de« Hinweise« aus die Bedeutung, welche da« zu einem nativ- aalen Ehrentag gewordene Jahressest Kaiser Wilhelm'« hatte. Wie waren alle Kaue de« Vaterlandes wetteisernd bestrebt, dem erhabenen Wiederhersteller de« deutschen Reiche« den Zoll der dankbarsten Ver- ehrvug und Liebe darzudringen, wie wurde da« Andenken an die große» weltgeschichtlichen Thaten Seiner von (Sott reich gesegneten Regierung in Aller Herzen wieder lebendig! Aber nicht blo« durch d>e Erinnerung au die Idolen und Eriolge wurde die allgemeinste Begeisterung hervorgerufen, die einmüthige Huldigung der Naiion galt der Person de« verklärten Herrscher«, dem erhabenen Vertreter de« Löaigthum«, dessen Gedanken und Thaten noch im höchsten Alter der Förderung de« Bolkewohle« gemuht waren, der nach den größten Siegen und kriegerischen Erfolgen der Hort de« Welt frieden« wurde, der mutdig und vertrauensvoll dem von Ihm ge gründeten Reiche die Lösung großer socialer Probleme al« Aus gabe stellte und c« der Welt vor Augen sübrre, daß e« der Berus de« KönigthnmS ist, mildernd, versöhnend, au« gleichend i» den Kampf der socialen Gegensätze einziltreten. Alle Länder Europa« nahmen an diesen Gedenktagen de« Dahingrschiedenen den herzlichsten Autdeil. Fürsten und Abgesandte aller Höse und Staaten Europa« brachten dem greisen Monarchen auf dem deutschen Kaiserthro» ihre Huldigungen dar. Ni« war einem deutschen Fürsten eine größere Stellung zugesallen. Eia erhabener Repräsentant fürst licher Würde und Gewalt, stark an Machtmitteln und gefestigt im eigenen Denken und Wollen, so stand der Verewigte an Seinem Lcbeu-abend aus selten erreichter Höhe. Die Siege und der politische Aufschwung Seine« Volke«, die Klugheit und der Fernbl ck Seiner Rathgeber, die Tüchtigkeit Seiner Heerführer hatten Ihn ebenso wie die Standhaftigkeit keine» Lharakter« emporgesührt zu der Höhe, aus der Er stand! Sein Gerechtigkeitsgefühl, da« Jedem gab, wa« ihm gebührte. Seine Hingabe an da- allgemeine Beste erhielte» Ihn aus jener Höh«. Nicht zum erste» Male verzeichnet die Weltgeschichte eine über eia Bicrieljahrhundert umsassrnde Regierung eine-Monarchen. Aber eine siebenondzwanzigjährige Regierung, welche dem Lorbeer de« Feldherr, eine Kaiserkrone entsprießen ließ, hat sie noch nicht aus ihre» Tafeln verzeichnet. Ja, die Stellung de« Heimgegangenen kaiserlichen Herr» war eine einzige! Da« Alter, da« Er mit solchem Gleichmaß der Kräfte trug. Seine ungewöhnlichen Charaktereigenschaften. die Erfolge Seiner Regleruug, «utwickelnngrvoll und großartig umgestalieud im Innern wie keine andere» haben sich mit der ungetheilten Liebe und Treue Seines Volke« vereinigt, Ihm eine seltene Würde zu geben. So wie Ihm ist keinem deutschen Kaiser von ollen Stämmen gehuldigt worden. I» der Verehrung und Hingabe, die Ihm gewidmet war, löste sich jeder Gegensatz der Parteien, jeder Zwiesoalt der Mei- nungen, jede Stammesvrrschiedenheit. Keine politisch« Fractio», keine Religionigenoffenschast, kein Stamm durste sich rühmen, de» Kaiser mehr zu lieben al« die anderen. In Seiner Bescheidenheit und Dcmuth »ahm Kaiser Wilhelm für Sich niemal« eia Verdienst um die unter Seiner Regierung erzielte» herrlichen Erfolge in Anspruch. Er gab Gott allein die Ehre und wie« daneben dankend immer nur aus die Lpsersreudigkeit de« Volke«, die Thätigkei» de« Heere« und Seiner bewährten Rathgeber hin. Aber die Geschichte hat den entscheidenden Autheil de« Kaiser« an jenen Errungenschaften Preußen« und Deutschland« offenkundig gemacht. Darum trauert o» Seiner Bahre, tief ergriffen von ernstem Wed, Sein Volk, ja man kann sage», der weit« Kreis der Nationen, die in dem dahingeschiedenen Helden den Bürgen für die Erhaltung und Förderung aller auf die Wohlfahrt der Völker gerichteten Be- strebungea, vor Allem de« Frieden-, erblickten. Ja den trüben Augenblicken der Gegenwart ist die Liebe und Berehruug. welche da« deutsche Volk für da« angestammte Herrscher hau« empfindet, eia Lichtblick und ein Unterpsand für die Besin- uuagen unwandelbarer Hingebung au unser Erlauchte« Fürsten geschlecht. Und ml» der Därme der Empfindung, die unserer Nation eigen, wendet sich diese Gesinnung dem Sohn und Nachfolger de« Ber- ewigteu »u. welcher e« in so hohem Grade verstanden, Sich die Herzen Seine« Volke« zu gewinnen und Sich dieselbe Lieb« und Verehrung zuzuwrnden, die Seinen au« dieser Zeitlichkeit abberufeueu Kaiserlichen Herrn und Vater umgab. Ei» ritterlicher Held >m Kriege, ein wohlwollender Beschützer der Werke de« Frieden«, ein leuchtende« Vorbild in alle» hüu«Iichen Tugenden, erscheint der nunmehrige Herrscher al« der berufenste Vertreter und Träger der nationalen Kaiseridee. die in Ihm ihre» glorreichen Repräsentanien findet. Und al« solchem rust Ihm Sein gesammle«, da« Geläbniß der Treue erneuernde« Volk inmitten der Trauer, in welche da«Vaterland heule versenkt ist, sein laut schallende« ,,E« lebe der Kaiser!" entgegen. Die..Nationalliberale Eorrespondenz" schreibt Heute früh ist der Kaiser heimgegongen! Schon iu den gestrigen Abendstunden war die Trauerkunde von der bereit« eingriretenen Katastrophe in so bestimmter Weise und ia so hochgestellten Kreisen verbreitet worden, daß ein Zweisel an deren Wahrheit nicht auskowmru konnte. Judrsseu liesen diese Gerüchte doch der erschütternden Wahrheit voraus. ES schien sogar ia den späteren Abendstunden eine leite Wendung zum Besseren einzw treten, welche der Hoffnung aus Erhaltung de« theueren Leben« wieder einigen Raum gab und Trost in die bekümmerten Herzen goß. Allein Gotte« Ratbschluß war ein anderer. Heute früh ist da« Leben unsere« ehrwürdigen Kaiser« erloschen. Sanft ist Er zum ewigen Frieden eingegangen, in tiefster Trauer sein Volk, ja die ganze Welt znrückloffend. Nie bat ein Herrscher in häberem Grade die wahrhaste innige Liebe iemrS Volke« besessen al« die ehrwürdige Gestalt uniere» greisen Kaiser« Wilhelm, an besten Namen für ewige Zeilen die Wiederavfrichtiing der deutichen Nation geknapst ist und dessen Andenken in alle Zukunft in jedem deutschen Herzen sortleben wird. Mild and gerecht, onermüdlich in der Sorge lür seine« Volke« Wohl,, in der Erfüllung seiner hohen Pflichten, bei aller Macht, welche die Vorsehung aus sei» Haupt gehäuft, schlich» und einfach, friedliebend bei allem kriegerischen Rahm. Liebe und Edrsurcht einstößend, wo immer man sein Walken sah. so wird da« Bild de« ersten Kaiser« de» neuen Reich« sortleben. In den Tagen der tiefsten Erniedrigung unsere« Baterlande« geboren, hiaterließ er, au» der Zeitlichkeit scheidend, eine ruhmvolle, einige und mächtige Nation, deren jahr- handert'ange« Sehnen and Träumen in herrliche Erfüllung gegangen war. Er hatte, wie deute der Reichskanzler ia seinem Nachruf hervsrhob. noch in den letzten Wochen seiner irdischen Lansbahn die freadige Grnugthuung, daß auch die Nation durch ihre Vertretung in der eiuuiüthigtn Bewilligung der zur Sicherung ber Wehrkraft ersorderlichen Maßregeln den festen Enlichluß kundgab, Gut und Blut b « zum A'ußersten an die Ehre und Unversehrtheit de« Vaterland»« zu setzen. Rührend «ad ergreifend find die Züge, w'lche Zengniß oblegen. wie der Kaiser noch aus dem Sterbelager seine Fürsorge süc Staat und Volk belhütigte, dem Gebote der Pflicht, da« sein ganze« Thun bestimmte, bi« an die Grenzen der Natur zu genügen bestrebt war. Tieferschüttert and gramg-deuqt steht die Nation an der Kaüerbabre, »nd durch di« gaaze Welt gehl lrau-r»dk The>l nhme an dem großen Schmerz. Nicht nur wir Deutiche fühlen e« in «iesster Seele, wat wir «» diesem Herrn verlöre» Hobe», weithin durch die Welt geht eine Ahnung, daß die gelammte Menschheit einen unersetzlichen Verlust erlitten. Unendlich erschütternd ist der Heimgang de« Kaiser« in einem Augenblick, wo auch der Erbe des Throne« vo.» schwerer Krankheit ergnsfen ist. Es sind Niederdrücke»» schwere Pcüsungen, die in dielen Tagen über unser Herrich rhau« und über unser Volk ergehen. Ader da« Band der Liede und Treue zwischen Beiden wird unter diesen SchicksalSichlägeu nur um so fester geschlungen werden. Die .National-Zeitung" bemerkt am Schluffe ihre» Nekrolog«: Ja, e« war eine Freude, unter Kaiser Wilhelm zu leben. Unwill kürlich, in guten und schlimme» Tagen, blickten Alle zu ihm al« dem Stifter und Erhalter diese« Glück.« aus. Jeder empfindet, daß er e« war, der noch vor welligen Monaten die drohende Krieg-iurie mit mächtigem, bannendem Worte fesselte; daß er. wie sein großer Vorfahr, Friedrich der Einzige, der Schied-richier Europas war. Denn ehrwürdiger noch al« sein Aller und sein Ruhm machte ihn seine Selbst- lvsigkcit. stärker al« 'eine Kaffe» seine Gerechtigkeit. Völker und Fürsten ehrten die einzige Stellung, die er innehatte, ebeniowohl durch lein Glück wie durch seine« Charakter. Bewußt den Wenigen, »»bewußt Allen, verkörperte sich in ihm die monarchiiche Idee, io. wie sie frühere Zeiten zugleich von einem starken, wie von einem wohlwollenden K ön>gthum, von einem Helden und einem Weisen aus dem Thron, von den Idcal- gestalten Marc Aurel'« und Friedrich de» Großen sich g'dildet halten. Je schatienhaster »a der demokratischen Bewegung und Stimmung der Menschen der mystisch« Schimmer, der da« Königihum um- schwebte, sich zu verflüchtigen droht, um so großartiger und moje- tälischer ragte unter un« die Gestalt Kaiser Wilhelm'« I. aus. Nicht« Kleine« war an diesem Könige, sondern Alle«, leiblich und geistig, edel «nd würdig. Die« war ein Cäsar, und dem Geringsten im Volke dämmerte e« auf, wenn er ihn au« weiter Ferne sah oder von ihm bSrte. Der Glanz seiner Würde und der Lorbeer um seine Schläfe erl öbte nur einen gulen, hilfreichen Menschen. Der Adel einer Gesinnung, der sich in so vielen allbekannten rührenden Zügen ausgesprochen, und die Dankbarkeit leine« Herzen» schienen gleichsam mit seinem Ruhme und ieiner Größe zu wachsen. Nun ha» idn da« Schicksal erreicht, dem nicht« Irdische« entflieht, und jene tragische Nemesis. der gerade da« höchste und verdienteste Glück seinen Zoll entrichten muß. Wa« er bi« in sein letzte« Jahr mit seiner Glückthand berührte, war >hm gelungen; w.e er den Frieden ousrecht gehal'en, batte er noch einmal in dem Herzen seine« Volke» einen uiwrmeß ichen Sturm der Begi isternng hervorgerufen, al« c« galt, die letz!- große Rüstung zn vollenden. Nur zögernd und mit einem Blick schmerzlicher Trauer schien sich da» Glück von Dem zu trennen, dem e» so lange zur Seile gegangen. Die Krank- heit dc« theueren Lohne«, der jäbe Tod de« blühenden Enkel« be- trübten und erschütterten die« sturmgrprükle Köniaeherz b « in se>ne Tiefen. Bitterer noch al« der Fürst ward der Mensch von diesen Echicksalsschlägea getroffen: dem Schmerz und dem Alter erlag, beinahe ohne Leiden und ohne Kamps, der Sieger in so vielen Schlachten, der Cäsar, wie wir keinen Wiedersehen werden. Seine Tboten werden bi» in die seruste Nachwelt der Geschichtschreibung und der Dichtung den würdigst-», eine» unerichöpslichei, Ltoff bieten; langsam wird seine Gestalt in da« Heroische und Mtzihiiche hin. überschweben und zu einem führenden Geniu« unsere« Volke« aber wissen e«, doß mit ihm da- neun- Rüste gegangen ist und eine neue Z-it werden. Wir Lebenden zehnte Jahrhundert zur dämmernd emporsteigt. Der Telegraph de» In-> und Auslandes berichtet un» über die Ausnahme der TodeSbolsckaft Folgender * Köln, 9. März. Die ganze Bevölkerung ist in tiefernster Stimmung, von den Tomthürmen weben Trauerflaggen, alle Schiffe haben halbmast gehißt, an vielen Häuser» werden Trauerdecora tionen angebracht. * Brounschweig, 9 März. Ia der heutige» Sitzung de« Landtags gedachte der Präsident des Landtag«, v. Veltheim, in lielergreisenden Worte» de« Ableben« de« Kaiser«. Der Land- lag beschloß eine BeileidSadresse an Se. k. Hoheit den Prinz-Regenten und vertagte sich darauf. Da« Hsstheater ist bi« auf Weitere« geschlossen. Ia den Schulen wurde der Unterricht für heule oll- gesetzt.- reinen, S. März. Von allen Tbürmen der Stadt ertönt Trauergeläute, ans den StaotSgebäudea und den Privalhäusern sind die Flaggen halbmast gesenkt. Bei der Eröffnung der Börse der Präsident der Handelskammer, Gustav Pagenstecher, der tiefen Trauer um den vielgeliebten Heldenkaiier und Hort de« Frieden«, der bi« zum letzicn Alhemziige nur für da« Wohl de« Volks gewirkt, beredten Ausdruck; die Börse wurde daraus sosort geschlossen. München, 9. März. Die Nachricht von dem Hinscheiden Kaiser Wilhelm'« verursachte tiefe Trauer ia allen Kreisen. Ter Prinz-Regent äußerte sich bei dem Empsang der Deputation der Stadtbebürdeu anläßlich seine« Geburl-lage« aus die Ansprache de« Bürgermeister« Widemeier sehr bewegt und voll Trauer über den Kaiser, besten Verlust von der Nation aus da« Schwerste ein psuuden werde. * München, 9. März. Abgeordnetenkammer. Indem sich die Abgeordneten und alle Minister vo» den Sitzen erhoben, gedachte der Präsident von Ow mit ergreifenden Worten de« Hin scheiden« de« Kaiser«, der al« Re ch-begründer durch alle Jahrhunderte fortalSiiz-n werte. Der Präsident sprach seine Wünsche und Hoffnungen für Kaiser Friedrich mit warmen Worten au«. Die Sitzungen der kanimer wurden dann bl« nach der Beisetzung de« Kaiser« vertagt. Nach Mittheilung de« Präsidenten wirb die Feier de« G-burt-tage« de» Prinz-Regenten auf kirchliche Feiern beschränkt. Cämmtliche Lust barkeiten und Theatervorstellungen sind bi« zur Beisetzung der kaffer licheu Leiche eingestellt. * Stuttgart, 9. März. Der „SlaatSonzelger" veröffentlicht die königliche Verordnung, betreffend die Landestrauer. E« werden olle öffentlichen Lustbarkeiten bi« zum Beffetzung-ioge de« bochseligen Kaiser« untersagt und da« Glockengeläut« in sämmtlichen Kirchen de« Lande« angeordnet. Da« schwarz umränderte olficielle Blatt widmet dem Kaiser und Könige einen Nachruf, in welchem die Herrscher, lugenden de« Feldherrn, sowie de- FriedcuSsürstcn geprieien und die Verdienste um da« Balerland hervorgchoben werden. Der Schluß lautet: „Die Saat, die der bochseligc Kaffer und König au«gestreut hat, wird keimen und wachsen, da« Gestirn Deutschlands, welche« mit dem Kaiser Wilhelm I. aufgestiegen ist, wird nicht erbleichen. Der unermeßliche Beilust muß da« Band zwischen dem Kaiserhaus« und dem deutichen Volke fester knapsen. Die gemeinsame Trauer einigt die Herzen «nd richtet den Blick aus da« Balerland. von dem wir hoffen, daß e« unversehrt au« dieser schweren Piüsung hervor- gehen wird." * Straßburg t. E.. 9. März. In der hentigen Vormittag« sitzung de« LandeSau-schusse- verla« der Präsident Schlum- dergcr die Miltheilung de« Statthalter« über da« Ableben Seiner Majestät de« Kaiser«. Der Laude«auSichuß ermächtigte da» Piäsidium einstimmig, die geeigneten Schritte zu thun, um der tiejen Tdeib nähme der LandeSverlretung an dem schmerzliche» Ereignisse An druck zu geben. Die Sitzung wurde alSdan» aufgehoben. " Wien, 9. März. Anläßlich de« Ableben« Sr. Majestät de« deutschen voiier« erschien Mittag« der Kaiser bei dem deutschen Botschafter Prinzen Reuß. um sein tieiste« Beileid auszudiücke»; außerdem condolirteu noch persönlich Erzherzog Albrech». der sran zösische und englische Botschafter, der Ministe, prästvent Gras Taaffe und der Präsident de« Herrenhauses. — Aus Befehl de« Kaffer« bleiben beule beide Theater geschloffen. * Wien, 9. März. Bet dem deutschen Botschafter Prinzen Neuß statteten heute der Minister de, Ao«wärtigen Gras üalnoky Frage in die Bahn der Reform jührte. Stolz mag jeder Deutsche lagen, „Er war ein deutscher Mann; ch werde »immer leine« Gleichen sehen." Die „Wiener Abendpost" schreibt: „Der tiefe Schmerz de« de»tichen Volke« wird auch hier miiempsuade» ini A»deuken an die per'üiiliche und politische Freuiidlchast, we.che den verstorbenen mächtige» Fürste» mit uuierem Monarchen durch jo viele Jahre hindurch verband." "Wien,9 März. Abaeordnetenbou«. Präsident Smolka Hau« erhebt sich.) „Ich Hobe dem Hause eine lies erschütternde Mitibcilung zu machen. Se. Mnjest.it der deutsche Kaiser und König vo» Picuße» ist heute Morgens '/,9 lltir ve, schieden. D e Trauer botschaft, die in diesem Augenblicke da« große besreundere und ver bündete Nachbarreich durcheilt, wird auch innerhalb der österreichischen Grenzen de» schmerzlichste» Widerhall >». cken. Eindrucksvoll, unser- w schbar schweb» uns ca« Bild deS hohen Verewigten vor, wie e« sich in den, lctzten bcdeutungsrollrn Zeitraum >n jedem Jahre deutlicher unserem Gedäckft'iiß eingeprägt hat — da- Bilo de« getreuen Verbündeten unsere« Allergnädigsten Kaiser» und Herrn, den wir gewohnt waren, nl« jährliche» Gast unsere« schönen Vaterlandes gleickffam Hand in Hand Mit dem erhabenen Herrscher Oesterreich« zu sehen — eine lebendige, leuchtende Verkörperung der innigen Beziehungen zwischen beiden Staaten »nd zugleich de« mäckliusten. heilsamsten Frieden«, dunde«, deu unsere Zeit erblickt hat. Im glaube, meine Herren, ia Ihrem Sinne zn sprechen, wenn ich der ausricht gstcn, herzlichsten Theilnahme de« Hause« anläßlich de« Ablebens de« verewigten deutschen Monaichen, Le- Alliirtea Oesterreich« Ausdruck gebe, welche Sie, meine Herren, damit kundgaben, indem Sie sich von den Sitzen erhoben h„ben; ich glaube auch in dem Sinne Ihrer Gefühle zu handeln, wenn ich Angesicht« dieser Trauerbotschast die Sitzung schließe. Ich erkläre die Sitzung für gelchlossen." * Wien, 9. März, ( Poü".) Einen bewegteren Abend, wie den gestrigen, bat Wien seil Jahren nickt durchgemacht. Nachdem Exlrabläffer irrige Nachrichten über den Tod de« Kaiser« verbreitet und eine ungeheure Aufregung verursacht hatten, kamen später Depeschen, die eine Wendung zum Besseren ankünd'gten. Die Kaffee! äuier und Telegraphenäniter waren bi« zum Morgen von Leuten besetzt, die der Nachrichten au« Berlin harrten. Eine Schaar junger Leute unter Führung de» Abgevidneten Schoenerer begab sich in die Redaktion des „Neuen Wiener Tagblatte-", die al- Ver breiter der irrigen TokeSnachr cht angesehen wurde, und versuchte die anwesenden Redacleure zu rnsulliren. Noch um ein Uhr Nacht« erschienen üxiradläiter mit der Meldung, daß Kaller Wilhelm sich erbost und Nahrung zu sich genommen habe. Der frohe Eindruck dieser Nachricht wurde durch das olficielle Bulletin von heute Morgen wieder geliübt. Allüberall zeigt sich innigste Theilnahme iür da« beutlche KaiierhauS. Kaiser Franz Ioles erhielt von Stunde zu Stunde Teleorainme über da« B>finden de« Kaiser« Wilhelm E« verlautet, daß der Kronprinz Rudolf leinen Aufenthalt in Abazia obbrechcn und daß Kaiser Franz Ioles vielleicht demnächst eine Reise in« Ausland antreten werde. Vielleicht ist damit aus eine Reise nach Berlin unter gewissen Umstände» hingedculet. Auch der König Leopold von Belgien, der bereit« im Begriffe war, nach London obzureisen, soll diesen Plan vorläufig verschoben haben. — Au« San Remo liegt die Nachricht vor, daß der Kronprinz durch Berliner Nachrichten sich tief niedergedrückt südie. Die Aerzte seien uriprüng lich gegen die Reise noch Berlin grwosen, haben aber angesicht» der Umstände »achgegeben. S« sei beschlossen, die Reise ohne Unter, breckung an irgend einer Station zu machen. * Pest, 9. März. Die ungarische Regierung beeilte sich so- fort, nachdem sie von dem Ableben Sr. Majestät de« deutschen Kaiser« Kenntniß erhalten hatte, ihrem Beileide Ausdruck zu geben, erluchte zunächst aus telegraphischem Wege den gemeinsamen Minister de« Auswärtigen, Grasen Kalnoly. bei der deutschen Regierung der tielsten Vetrübniß und dem aulrichtigsten Beileide der ungarischen Negierung über da« Hinscheiden Sr. Majestät de« deutschen Kaiser« Ausdruck za verleiben. zugleich wurde ei» Telegramm gleichen In halt« an den Botschafter dc« deutschcn Reiche« iu Wien, Prinzen Reuß. gerichtet. * Pest, 9. März. Die gesammte Preise ohne Parleianlerschied bespricht in Worten der »leisten Theilnahme da« Hinscheidea de« deuischcu Kaiser«. Die ganze Welt «hcile die Iraner der deutschen Nation, welche uulcr dem epochemachenden Regime de« Verblichene» «roß und mächtig geworden sei. Die Blätter drücken zugleich die Hoffnung au«, die Zukunft werde da« Werk, welche« der Kaiser ge schaffen, stark, fest und unerschütterlich sehen und Europa darin seine besten Garantien erblicken. * Rom, 9. Mär». Devutirten kämme r. Ministerpräsident Cri»pi theilte der Kammer da« Ableben de« Kaiser« Wilhelm mit und betonte dabei, daß die zwischen den beiden Dynastien und den beiden Nationen bestehenden Bande und die gleichmäßigen Interesse», welche beide Länder und Nationen verknüpften, der Kammer »u den nämlichen Trauergesüblen Anlaß gebe» würden, welche Dcuttchland über da« Ableben eine« so glorreichen und nationalen Kaiser« empfinde. Er schlage vor, daß die Kammer ihr Präsidium beaus trage, dem neuen Kaffer Friedrich ihr oiisrichtigste« Beileid und die besten Wünsche für die Wohlfahrt und Größe de« deutschen Kaiser, reich« au«zusprechen. (Lebhafte Zustimmung.) Der Präsident theilte der Kammer mit, der deutsche Botschafter Hobe ihm einen Besuch gemacht »nd ihm im Austroge Sr. kaffer!, und königl. Hoheit de« Kronprinzen dessen Tank und lebhafte Befriedigung wegen der jüngsten Kundgebung der Kammer au-gesprocken. Der Kronprinz habe in seiner bezüglichen Mitkdeilung an den deutschen Botschafter hinzugelügt, wie er da« feste Vertrauen Kege, daß die lebhafte Zu neigung, die er für Italien und für die Dynastie Savoyen empfinde, ein sicheres Unterpsand beständiger Freundschaft zwischen Deutschland und Italien sein würde. (Lebhafter Beifall.) Die Kammer — fuhr der Präsident fbrt — werde mit dem ausrichligsten Schmerze die Nachricht vom Tod« de« Kaiser« Wilhelm vernommen haben, die Kammer sei der Dolmetscher der Gesüble der italienischen Naiion, wenn sie bei einem so schweren Trauerfalle ihrem tiefsten Schmerze Ausdruck gebe und der Trauer de« deutschen Bolle« sich anschließe. Er beantrage daher die Vorschläge, welche EriSpi gemacht habe. (Lebhafte Zustimmung.) Die Kammer genehmigte den Antrag und vejchloß, zum geiche» der Trauer die Sitzung auszuheben uud di« nächste Sitzung erst am Montag abzubalteu. (Wiederholt.) Rom, 9. März. Senat. Nach einer Rede Cri-pi't analog seiner Rede in der Kammer nimmt der Senat einstimmig, wie die Kammer, de» Antrag an, daß der Präsident ein Beileid« telegramm an Kaiser Friedrich sende und sich dann bi« Donnerstag vertage. — Die Einschreibungen aus der deutschen Botschaft und der preußischen Gesandlckaft bei dem Vatikan sind sehr zahlreich. * London, 9. März. Da« Ableben de« Kaiser« Wilhelm ries hier die tiesfte Bewegung und Theilnahme hervor. Massen von Mensche» umstanden die ZeitungSbureaux ia Fleetftree», sowie die RegieruagSgebäude in Whiteholl, welche die Fahne» halbmast gesteckt hatten. * London. 9. März. Der hiesige H o s legt anläßlich de- Lode« de« Kaffer« Wilhelm eine rtnmonalige Trauer an. Der Prinz von Wale- machte kurz nach 10 Uhr der Königin einen Besuch Sonntag findet in der deutichen Capelle nahe dem St. Jame»- Palast ein besonderer Trauergotle-dienst statt. * London. 9. März. Unterbau«. Der erste Lord de« Schatze«, Smith, gedachte de« Tode« de« Kaffer« Wilhelm und hob hervor, er sei überzeugt, daß da» Hau« wie da» ganz« Land den allgemeinen Kummer »heilen werde, von dem da« deutsche Volk, da« mit England verbrüdert und befreunde», infolge de« lode-soll« erfüllt sei. Harcourt erklärte, iu Abwesenheit Gladstone'« wünsche er onr die volle Uebereinstimmnng der Opposition mit diesem Ge. fühle ou«zulvrechen. " London, S. Mörz. Die „Pall Mall Gazelle" zollt der dahingeschiedenen Kaiser« Wilhelm die aus. * Kopenhagen, 9. März. Im Folkething «öffnete der Präsident die Sitzung mit der Miiiheilung von dem Ableben Sr. Majestät de« Kaiser-Wilhelm und fügte hinzu: „Für da« dänische Volk sind schwere Erinnerungen an die Beziehungen Dänemark« »u dem mächtigen Nachbar während de« letzten Menschenalter« geknüpft. Wie jedoch die« unsere Anerkennung einer weltberühmten Persönlich keit uicht hindert, so erhoffen wir, daß da» stet« wachsend« Ein- verftäildmß mit dem Kaiser und dem Volke Deutschland« die Wunden einer trüberen Zeit heilen möge. Tie Versammlung erhob sich zam Zeichen der Zustimmung. Im LandSthing zeime der Präsident in ähnlicher Weise da« Hinscheiden de« Kaiser« Wilhelm an und gedachte sodann mit Theilnahme de» schwer geprüften Kaiser« Friedrich. * Bukarest, 9.Mär,- Die Kammer nahm einen Anirag an, die Regierung zu ersuchen, dem Kaiser Friedrich ihr Beileid anläß lich de« Ableben« de« Kaiser« Wilhelm auSjudrückea. ' Pari«, 9. März. (..Vossische Zeitung".) Um 7 Uhr Abend« tras hier gestern eine Lbiffredepeiche an die „Hava«"-Ageut«r eia, weiche meldete, der Kaiser sei um ü Uhr Lö Minuten gestorben. Botschafter Herdctte »elegraphirt« «»gesthr gleichzeitig an Flouren«, daß in Verl», Extrablätter mit der Todesnachricht au-gegeden werden. Cor not. hiervon sosart verständig», schickte Ixinea AdlUtantea Oberst Lichlenstei» zum Grasen Münster, am sei» Beileid a»«zudrücken, er- sudr jedoch, daß man auf der Botschaft vo» der Katastrophe noch nicht« w sie. Eiwa eine Stunde später telegrovhirte Hrrbette, die TobeSnacheicht sei falsch, wovo» die deutsch« Botschaft ebensoll« un verzüglich verständig» wurde. Bi» Mitternacht wurde die Botlchast von Zeitungsberichterstattern bestürmt, welche die neuesten Nachrichten bade» wollten. Beim Thürhüter lag eia Zettel au» mit den ein fachen Worten: „Zustand sehr bedenklich." Gegen 8 Uhr begannen die fliegenden Zei»ung«HSndler mit dem Ruse: .^kaffer Wilhelm'« Tod!" über den Boulevard zu schwärmen, »o di« Nachricht mächtigen Eindruck machte. Die Blätter waren im Ru «»«verkauft, überall bildeten sich Gruppe», welche da« angebliche Ereigniß besprachen, und olle Aeußerungen, die hierbei fielen, waren di» der Ehrerbietung und der Hoffnung, daß e« dem Kronpriuzen gegönnt sein möge, den Thron zu besteigen und die Frieden«politik seine« Heldeovoter« sortjusetzkn In vertraulicher B sprechung mit Floquet» die spät Abend« stattsand, wurde vereinbart, daß, wenn »tn» vechängnißvolle Nachrichl während einer Kammrrsitzuag eintreffe, diese zum Zeichen der Iraner onsgehoben «erden solle, wie beim Tode de« Zaren Alexander ll.. daß sie dagegen abgehalte» werde, wenn die Nachricht außerhalb derSitzungszeit eintreffe, wie beim Tode Pius' IX. Einige der heutigen Morgendlätter bringen verfrühte Nekrologe, welche Hochachtung au«drückeu: daß Blätter, wie „Lauterne" und „Iniransigeant" ander» Täne anschlagen, kommt nicht tn Betracht. „Gauloi«" sagt: „Frankreich zeigt, daß e« angesicht« de« Unglück« erlittene Leiden vergißt. Frankreich kann »ich» hasse» «nd verdient de«halb geliebt zu werden; man wird ihm sein« Haltung angesicht« zweier Sterbenden anrechnea. Dies« Haltung ist geeignet, den Frieden zu befestige», wenn der Krieg zwischen beiden Volker» nur irgend vermeidlich ist. Eineu Gegner, der sich vor dem Schmerze des Gegner« so verneigt, kan» man ehrlich bekämpfen, aber «kcht unmeiffchlich zerreißen". * Pari«, 9. März. („Frankfurter Zeitung") Die „France" pnblicir» einen Leitartikel. in dem fie den Tugenden Kaiser Wilhelm'« gerecht wird. Sie führt «ine maßvollere und würdigere Sprache, als man an ihr gewohnt ist. ja sie pcoteftirt sogar gegen den Verkauf von cynischen Earieaturen, da« Leichenbegängniß de« Kaiser« darstellend, die aus den Boulevard« feilgebolen werden und deren Berkous, wie ich soeben erfahre, durch die Regierung verboten wurde. Au« dem Artikel de« „National" dagegen ffpricht Haß und Rachegesühl gegen den Verstorbenen, während er de» neuen kranken Kaiser als FriedenSsürstea begrüßt. Der Leitartikel de- „Part«" ist eine Variation über den Satz: „Gedenket bet diese« Kaiser« Tode der Tobten ans den Schlachtfeldern von Metz und Sedan." Die Biographien, weiche die Zeitungen bringen, strotzen von historischen Irrthümern und bekunde» zum Iheil, wie die de« „Radical'', eine Gesühlc-rohheit ohne Gleichen. Am würdigste» sind die Artikel de« „Petit Journal", de« „Soleil" und de« „XIX. SiScle" gehalten. Die Welt weiß «» längst utid sie Hot «S auch durch diese Kundgebungen de- Beileid» bezeugt, daß Kaiser Wilhelm ru den größten Monarchen nicht nur de» deutschen Volke«, sondern der Geschickte überhaupt zählt. Wenn aus einen großen Mann da- Wort Goethe - anzuwenden ist, so ist rS aus Ihn: ES wird die Spur von seinen Crdetagea Nickt in Aeonen uutergehn! Eharaktergräße de« dahinneschiedenen Kaiser« W>ldelm die und der Obersthoimeistcr Prinz zu Hohenlohe Loudolenzbesuche ab. I richtigste Huldigung, für alle modernen Monarchen sei Kaiser Wil * Wien, 9. März. Sämmtliche Abendblätter enthalten i Helm da« Musterbild fleckenloser Ehrenhiffligkeit, hoher Rechtschaffen Nachruse und Biographien de« verstorbenen Kaiser« Wilhelm I heit, unermüdlicher Arbeitskraft gewesen: er lasse da« deulsche Reich Alle sind darin einmüthig. da« glorreiche, geichichtlich ewig unser geßlich» Andenkea bervorzukeben und die Friedensarbeit de- Kaffer« nach den siegreichen Woffenihaten zu rühmen, ebenso wie sein edle» Herz, sein milde« Wesen und die nie rostende Güte. Da« „Fremden bl-tt" schreib«: „Ohne Bitterkeit erinnern wir un« der Tage, da Kinig Wilhelm gegen un» »» Felde stand; die einstige Gegnerichas» ist vergessen unter dem erhebenden Emdrucke de- einige« Kunde« freundlichen Bcrdällnffse«. Die Polit.k bleibt unberührt in diesem Wechiel, da« Scevter de« Reiche» bleibt in der Hand eine« Friede»« surften, der die geschaffene Grundlage der Reich'Politik achtel und sestdält." Dl« „Neue Freie Presse" sagt: „An dem Friedenstaffer Wilhelm verloren wir einen mächtigen Verbündete» und einen treue» Freund, besten Hingang wir mit ehrlicher Trauer beklagen; der »ene Kaffer ist der würdigste Nachfolger de« rudinreichen Vater«, ein Freund de« Vür -eril um» uud de« Friedens; er übernimmt da« Rcich ans dem Givftl der Macht, gesestel durch die 2:ä k: de« un- vergl schlichen H ere«. Tie Paladin« re« »affei» Wilhelm stehen ihm ooch zur Leite." Die „Presse" weist nach, wie Kaiser W Ihelm die uationalen Pflichten im gr-ßten Stile ersüllte, wie er die sociale in einem Zustande der Sicherheit und höchsten Auiehen«, wie Fried rich der Große nie geträumt hätte — Der „Globe" jchließt sich den Gefühlen de« Schmerze« und der Trauer an, welche die deutsche Ration über da« Dahinlcheiden de- Kaffer« empfinde. Die Anbäng lichkel« de« deuiscken Volle» -n ihn, der gerechte Stolz, mit welchem man in Deutichland ouj ihn blickte, war eine große Garantie der dcutlchen Einheit. — Die „St. Iame« Gazelle" sieh» in dem Kaiser die Verkörperung de- deutschen Charakter« in seinen besten Seilen, durch ihn hätten die langen und hrroi che» Kämpfe der Hoheuzollera de» ihnen gebührenden Lohn gesunden. * Brüssel, 9. März. Tie Kammer erhebt sich, ol« der Präsident da« Wort ergreift, um du» Hinscheiden de« Kaiser« Wilhelm mi<z»the,le». Er glaube der Jntervret der einstimmigen Gesinnniig der Kammer zn sein, indem er Namen« der Kammer de» «ntheil ausipreche. den fie an der Trauer der kafferlichen Familie nebme. Ter Minister de« Auswärtigen ichlicß! sich den Worten de« Präsidenten a» und ist überzeugt, doß das ganze Volk den Au«br»ck der Sympathie bestätigen wird, welch der belgische Gesandte in Berli» bereu« der kaiserlichen Familie knndgegebea habe. Leipzig 11. März 1888. ' Mit dem Tode Kaiser Wilhelm'« ist die preußische König-- und deutsche Kaiserkrone auf den bisherigen Kronprinzen, nunmehrigen Kaiser Friedrich übcrgegangen. Von den, Fall der Stellvertretung Handel» die Art. 5l> und 57 ber preußischen Verfassung, welche besagen: „Wenn der König minderjährig oder sonst vcmerud verbinvert ist. selbst zu regieren, so übernimmt derjenige volljährige Agnat, welcher der Krone am nächsten steht, die Regentschaft. Er hat sofort die Kammern zu berufen, die in vereinigter Sitzung über die Nolhwendigkeit der Regentschaft beschließen. — Ist kein volljähriger Agnat vorhanden und nicht bereits vorher gesetzliche Fürsorge für diesen Fall getroffen, so hat daS SlaalSministerium die Kammern zu berufen, welche in vereinigter Sitzung einen Regenten erwählen. Bi» zum Antritt der Regentschaft vo» Seiten desselben führt da- Staat-Ministerium die Negierung." — lieber die Thatsrage der Behi nderu ng hat. wir e- aus der Hand liegen dürste, der König vorerst selbst seine Entscheidung abzugeben. — Bon der Stellung des Königs von Preußen im Reich handelt der Artikel N der Reich» Verfassung. Derselbe stellt fest: „DaS Präsidium tc» Bunde« steht dem Könige von Preußen zu. welcher den Namen »Deutscher Kaiser" führt." An Regierung«- unv VcrwaltungSbesugnisscu sind dem Kaiser insbesondere übertragen die völkerrechtlich« Vertretung de» Reiche», die Kriegserklärung, welche, abgesehen von der Abwehr eines Angriffe?, die Zustimmung de» BundeSrathe» erfordert, uud die FriedenSschließung, die Berufung uud Schließung des BuneeSralheS uns de» Reichstage», die VerkUnvigung der NeichSgesetze und die Ueberwachung ihrer Ausführung, die Ernennung und Entlassung der RcichSbeamten. die Organi, sation de» Heere» und der Marine, der Oberbefehl über beide und dir Ernennung der Osficiere und Beamten, die obere Leitung der Post» und Telegrahen-Verwaltung und da- Begnadigungsrecht in Fällen erstinstanzlicher Entscheidung deö RclchSgericktS." — Ueber dm Namen, welchen der neue Kaiser führt, bemerkt die .Weserzeitung": Der neue Kaiser nimmt, wie Fürst VKmarck i« Reichstag an kündigte, de» Namen Friedrich III- an. E« liegt dari» rin be- achteo-wertber geschichtlicher «ad politischer Fiugerzeig. Einen Friedrich III. hat e« unter den deutschen Kaisern de« ehemaligen Reiche« schon gegeben. Ec flammt« au« dem Haus« Hadttburg, regierte von 1140—1493 und war der Rater Maximilian« I. Er war einer der schwächsten deutschen Koffer und ia seiner lange» Regirrung-zrit kam die deittsche Kaisermacht, die unter Sigismund schon zuriicktkgiingkn war, noch mehr herunter. Sollte da« neue deutiche Kaiseribum an da« alte „römische Kaiserthum deutscher Nation" wieder anknüpsea, so mußte der neu« Kaiser sich Friedrich IV. nennen. Aber nicht Io ueant er sich, sonder» Friedrich III., wie e« der Reihenfolge der preußisch«, König« entsprich«. Er schließt sich damit dem berühmten Schöpfer der Grüß« Preußen« an und schneidet di« Erin»er»ag au da« alte Kaiser- thum ab In dem neuen Namen liegt der Hiawe,« aus da« preußisch« Königtbum al« den Quell der jetzigen deutichen Kaiser» macht; e« spricht sich darin die geschichtliche Idee der jüngste» ver. gangenheit au-, die Idee, daß Preußen« unbedingte« Uederg,wicht der Legen de« neuen Reiche« ist, eine Idee, der unser Blatt stet« mit Leib unv Seele angehaoge» hat. Der neu« Rame mag o-ch in O sterrcich angenehm berühren, weil er «men Verzicht ons die Au«bre»ling der deiffichen Kaisermacht über Oesterreich enthält. viel angenehmer berühr» e» aber noch ,a Deutschland, daß auch bei dieser Gelegenheit die staatliche Ablösung von Oesterreich, di« Absage von den Tendenzen de« alten rumisch.teutsche» Kaiserreich« nicht veriuumt wird. Da« alte Kaiserlhum ist, seitdem di« glänzenden mittelalterliche» Erscheinungen vergangeu waren, für Deutschland ei» Fluch gewesen, da« neue ist unser Segeu. UiMMUSl
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