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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.04.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-04-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188804202
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880420
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880420
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-04
- Tag1888-04-20
- Monat1888-04
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.04.1888
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iUrs«het«t täglich früh «'/, Uhr. ArRuIi«« »nt LrPkditiio Ioha»ue«gaffr 8. chrrchitnate» trr Let«rti«»: vormittag« 10-1» Uhr. Nachmittag« b—6 Uhr. - - ' - tk«»«tz«e »er f»r »t« «tchftf»«^»», »»»«er »eftt»»te« J,«,r«I« a» Sech rotier« »t« S Uhr NachmtN«^, ,,r«uu- »«»-rktteeensrit» »t«'/,»Utze. Z« drn /ilialkn sSr 2»s.-Lni»«h«r: ktt» Rle«». Uuiversititsflraße 1. Laut« Lisch». lkitharianistr. 28 pari v. LSaig«platz 7, »«r bi« /,8 Uhr. NMM TllgtbM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Abonnement-pret- vierleljäbrlick 4»,', Mk iocl. Bringerlohn k> Mk.. durch dir Post drzoaen 6 Mk. Jede emrelnr Nummer 20 P» Belegexemplar 10 Pi. Gebühren für Eptrabrilaaeu sin laaedlatt-Format acsolzi) ohne Pvstbe-ördcrung M Mk. m>t Postbesörderung 70 Mk Znlrretr ügespaltnie Petitzeile N0 P'. Gröbere Schriller, lau» ,»k. Prel «verzeichn,»: Tudellonscher u. 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Geschoß Zimmer Nr. 107, zum Abholen bereit, wa« hiermit zur Kciintniß der Betheiligten gebracht wird. Leipzig, de» 17. April 1888. X. LI. 3858 Der Rath der Stadt Leipzig. I)o Georgi. Lainz Lamprechl. Vekanntmachung. 2m städtischen Krankenhauje z»» Lt. 2acob sollen die Laracken rc. neu abgepotzt und mit Oelsarbe bestrichen werden. Dir wollen diese Arbeiten in öffentlicher Submission vergeben und fordern etwaige Bewerber aus. die nölhigen Unterlagen gegen Bezahlung von 0.80 >ck auf unserem Banamke, Hochbau- Perwaltuiig, Rathhaus. II Obergeschoß, Zimmer Nr. 5, zu entnehmen und lyre Offerte» ebendaselbst bi« zum 8. Mai er. Abend« 5 Udr niil der Äusschrist: „Äbvutzarbetten re. Rraukeuha»«" versehen in geschloffenem Couvert abzugebe». Leipzig, den 17. April 1888 v> 14S4. D»« Ratb« Baudeputatton. Vetlaniltmachung. Dir baden beschlossen, cie AuSsührung de« Neubaue« einer Vlll Bürgerschule noch um 1 Jahr zu verschieben. E« werden daher die Bieter aus die im Januar d«. I«. zur öffeiillichen Submission ausgeschriebenen Erd-und Maurer-, Zimmer», Eisen«, Steinmetz- und A-vhall- und Dackpappen- Ardeiten slir gedachten Neubau hiermit ihrer Angebote eatdunden Leipzig, den 18. April 1888 Id. 1285 446. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georg», vr. Krippenvorfs. VekaWmlichung. Nachdem Herr Lantgcr'.chls Llreclo, Max Gustav Hallbauek/ Kaiser Wilbelmstraße 15, III., die aus ihn ge- sallene Wabl zum Armenpsleger im 26 Tistricle angenommen hüi, ist derselbe am 13. April d. I. durch Herrn Districls- dorsleher Kaufmann Gustav Gllttner in diese« Amt ein- grwiesen worden. Leipzig, den 17. Avril 1888 Da« Armendtreetortu«. 4, k 323. L u divig-Wols. Ar tu«. ManntmachW Nachdem Herr LLitdelm Ein»! Otto Kuaur in Firma: Th. Knaur (Buchbindercigeschäfl und Berlagsbuch Handlung), Brandvorwerkstraße Nr. 24, Part., die auf ihn gesallene Wahl zum Armenpsleger im 26. Distrikte ange nommen hat. ist derselbe am 13. April d. I. durch Herrn Districtsvorstebcr Kaufmann Gustav Gllttner in diese« Amt riagewlisrn worben. Leipzig, de» 17. April 1888. Da« Aruaeudtrectortu«. ch. k 323. Ludwig-Wolf. Artus Vtgesptrrung! vegea I»ftandse«u>,i o--s s«nnrwitz»Gtltterttzer A««» »u»ic>lt>on«»ege« wirs derselbe lür allen Fährverkehr p«« rr. April bl» r. Mal lause»»«» Jahre« »esperrt. Loniiewi». de» 17. April 1888. Der Ge«et»»e,v«rAau». Lulensteia. Nichtamtlicher Theil. Ver Zusammentritt der franMscheu Lämmern. In der kurzen Spanne Zeit, welche zwischen dem 4. April, dem Tage der letzten Sitzung der französischen Deputirten. kammtr. und dem 10. April, dem Tage der Wiederaufnahme der parlamentarischen Thätigkeit. liegt, haben di« verbältniffe m Fraak-eich eine ivesenlliche Beränberung erfahren. Boulanger. der vor Kurzem abgesetz'e und wegen seiner politischen Tbätigketl au» den Armeclisten gestrichene General, ist in zwei Departement«, in Perigurux und in Lrlle (Dordoqne uid Nord), mit großer Mehrheit zum Abgeordneten gewählt »nd wird allgemein al« der Mann angesehen, welcher der Ziikunit Frankreich« eine n-ne Wendung geben wird. Bou- langrr sieht nicht nur dem Eabinrt, sondern auch den Kammern und dem Präsidenten der Republik seindliöz gesnillber. er hat sich seinen Wählern verpflichtet» die Aus l«lmig der Kammern und die Wahl einer constituirenden Lev saumluiig zun. Zweck der Revision der Verfassung Herbei,«führen, und e« in bekannt, daß ia der Deputirlenkommer viele Ab geordnete >'itz-n. welche die gleichen Ziele anstreben. Erklärte d»ch da» M lglied der Rechten Dugut de la Fauconaeri« schon in »er Sitzung vom 3t. März, unmittelbar nach dem Sturz de« Ministeriums Tirard. daß der Kammer angesicht» der herrschenden Verwirrung, welch« da« Land mit tiefe« Widerwillen erfülle, nicht« Andere« übrig bleibe, als ausein- anderzugrhcn. Der Präsident der Republik bat Viesen Win! unbeachtet gelassen, und da« Ministerium Floquel hat ge» »la^t. wie seine Borgäager mit der üblichen Programm- schablcne ciuekommen zu können. Don Reformen, denen eine eingehende Prllsuag voranqehe« muß. will aber da« Land gezeawLrlig „ich«« wissen, e« besteht dielmebr bei allen Parteien, len di« Opportunisten, «in tiefgefühlte« Bedürfmß nach einer Neugestaltung der Berhälkniffe von Grund au«. Die bi«h«rige Entwickelung legte den Schwerpunkt de» laatlichen Leben» in da» Parlament, da« Land sehnt sich aber nach einer starken Epecutidgewalt. Die Forderung noch 1 luflöfung der Abgeordnetenkammer wurde schon unter der srästdentschast Grevy'« laut erhoben; sie blieb unerhört, und daraus ergaben sich die bekannten unerquicklichen Verhältnisse, welche Grevy zum Rücktritt nvlhigten. Carnet verdankte seine !Labl einer augenblicklichen Regung der Republikaner, ver anlaßt durch da« Bewußtsein, daß die Republik iu Gefahr sei, wenn die Lücke, welche der Rücktritt Grevy'« gerissen, nicht chnell und durch eine einheitliche Ku»dgeb»»g der Anhänger der Republik ausgesllllt werde. Aber die Voraussetzung der Wahl Earnol'S war, daß er die aus ilm gerichteten Hoffnungen erfülle» und einem neuen gesundere» Zustande durch Auslösung der Ab geordnetenkammer die Babn öffnen werde. Carnot hat dieser Er wartung nicht entsprochen, sondern sich daraus beschränkt. Alle« im alten Gleise zu belasten. So kam e«, daß Tirard der Nvth de« Augenblicke« genügte und die Geschäfte der Republik mit Mühe und Anstrengung vier Monate lang weilersühtte, und daß 'sloquel nach der Abnutzung seine« Vorgänger« den Schritt n« Ungewisse mit Bildung eine« neuen Cabinct« wagte. Daß Ftoqurt der schwierigen Lage, in welcher sich Frank reich besiiivrl. nicht gewachsen ist, hat er schon durch Ueber- nahme de« Aufträge« der CabinetSbildung bewiesen, ohne die Auslösung der Abgeordnetenkammer zu verkünden. Bei dem heutigen Stande der Tinge kommt die Person de« Minister- wäsivenle» gar nicht in Betracht, sonder» lediglich seine Entschlußfähigkeit. Wer in einen» solchen Augenblick die Trennung der Kirche vom Staat und die Einführung der welt lichen Gerichtsbarkeit für die kirchlichen Angelegenheiten al« geeignete Mittel zur Beruhigung der vorhandenen Auf regung betrachtet, bat kein Berständniß für den Pulsschlag der Zeit und kann sich nicht wundern, wenn die Ereignisse über ihn zur Tage«ordnung übergeben. Die Regierung war auch durch da« Wahlergebniß vom 15. April noch nicht darüber belehrt, daß »ine neue Zeit die Herrschaft ange- trelen hat, welche sich um da« Programm de« Ministerium« toquek nicht bekümmert, sondern au« dem Betürsniß ent- anden ist. Frankreich aus neue Grundlagen zu stellen. Die Minister haben vergeblich über Mittet und Wege bc- rathen, eine Vertrauendkundgebung der Kammer herbeizusubren; sie sind zu den, Schluß gelangt, daß e« sich in der Kammrr- ätzung vom 18. April darum bande n werde, ob ein Aue- schuß zur Prüfung der Frnge der BersasiungSrevision z» er nenne» sei. Diese Annahme zeigt die völlige Ralhlosigkeit des Ministeriunis der gegenwärtigen Lage gegenüber, denn e» ist klar, daß die Revision der Verfassung nicht von einer Kammer vorgenommen werden kann, in welcher die Mehr heit wechselt, wie La« Welker im April, sondern daß e« dazu einer neuen, eigen« zu diesem Zwecke gewählten con stituirende» Versammlung bedarf. Die bisherige» Cinrich lunqen der französischen Republik haben sich innerhalb der verflossenen 17 Jahre, während welcher sic in Geltung sind, al- völlig unzweckmäßig und unziireichrnv erwiese», und des halb macht sich da« Bevürsniß „ach Herstellung einer neue», festeren Grundlage gebieterisch gellend. Je länger man mit der AuSsuhrung imerläßlichcr Neuerungen zögert, desto radi- caler ist der Umschwung, der dann da« Bestehende ver ändert. Am S. Decembrr hätte die Auslösung und Neuwahl der Kammer dem ReucrungSbedürsniß der Franzose» noch genügt, heute ist die Fortführung der Geschäfte der Republik durch eine neue Kanimcr bereits ei» überwundener Staiid- punct, Boulanger sordert im Einverstänkniß mit Casiagnac und Baudry v'Affon einerseil«, mit Rochesort und Laguerre andererseit« «ine constikuirende Nationalversammlung, welche an Stelle der bestehenden Verfassung eine neue setzt. Diese Veränderung vollzieht sich ohne die Initiative de- Präsidenten der Republik, obwohl sie bei regelmäßiger Entwickelung ihre» Anstoß von dem Träger der Executivgewall erhallen müßte, und dadurch wird einem Revolulionair und Usurpator vom Schlage Boulanger'« eine Macht in die Hand gegeben, die er bei zielbrwußter Leitung de« französischen Staat-wesen- vurch drn Präsidenten der Republik niemal- Kälte erreichen können. Die Macht Boulanger'«, die vor vierzehn Tagen noch unbedeutend und den Launen de« Zufall« preiSgrgeven war. ist heute zu einer gefährliche» Höhe emporgemachsen, der abgesetzte und au« de» Armeeliste» gestrichene General, über den Kammer und Negierung noch in den letzten Märztagcn triuinpbirten, ist beule die tonangebende Kraft in Frankreich, die Wähler wetteifern um die Ebre, ihn zu ihrem Vertreter zu mache», und Ministerium und Kammer, Senat und Präsident der Republik sehen mit Besorgniß dem verlaus der Kammer sitzung vom 18. April entgegen, in welcher Boulanger zum ersten Mal al« Vertreter de- sranrösischen Volk« erscheinen und den angeblichen Wünschen desselben Ausdruck geben wird. Diese Sitzung wird über die Zukunft Frankreich« entscheiden, sie wird zeigen, ob die bestehfnden Gewalten noch über di« nöthige Lebrn-kraft verfügen, um ihr Dasein trotz Boulanger weiter zu führen, oder ob sein Machtwort genügt, um sie zu Paaren zu treibe». Boulanger tritt der Regierung und Kammer nicht in der Eigenschaft eine« gewöhnlichen Abgeordneten gegen über sondern al« Bahnbrecher einer neuen Zeit, al« der Apostel der Auslösung der Kammer, de« Sturze« der Regie rung und der Wahl einer Constituante. welche unter seiner Leitung Frankreich einer neuen, besseren Zukunft entgegen fübren soll. Bcalanger hat die Franzosen über seine sichten nicht im Dunkeln gelassen, er hat sein Programm vor seinen Wählern klar und deutlich entwickelt, er hat ihnen ge sagt, wa« ihnen fehlt, und hat versprochen, daß er da« Fehlende ersetzen werde, er verbeißt ihnen eine Republik der Republikaner mit starker Erecutivgewalt und militairischer Spitze, damit Frankreich seinen Rang unter den Völkern Europa« behaupten könne. Durch diesen Köder hat er die Anhänger de« Kaiserthum« und Königthum«, wie der fort geschrittenen Republik und de« Socialism»« und Communi« muß gleicherweise um seine Fahne gesammelt, und wenn ihn all« dies« Leute al« Mittel für ihre Zwecke betrachten, so entschädigt er sich dadurch, daß er sie in gleicher Absicht de nutzen will. ' » « * Die verurtheiiung Boulanger'« in Iulc Kerry'« Rede zu Epinal lautet der Hauplsacke nach: Der wagt, mit gutem Glauben zu behaupten, taß da« allgemeine »nd directe Wahlrecht lür alle Möglichkeit»» genügend, dnh e« gut und unfehlbar sei. und daß e« unnöllüg sei, Maßregeln gegen die plötzlichen Vewe-uugea der öffentlich«,, Meiuvnq zu regreifen. t,e in unserer Geschichte mebr al« emmal n it einem Sprung »i dis llubekauutr, 1, di« Fiusternltz endete,, ? Wer hätte den Mulh, zu be- »aupten, daß wir heute nicht vor eiuer solchen gefährlichen u d enl- cheidenden Stunde steden? Wird die Ersatirung der Vergangenheit uur Deaeu zu Gute kvmmrn. denen unmittelbar »lese blutigen Lepren erlhellt »erden? Ist eS Nicht ein Abklatlch de« 2. Deceniber. der vor unsere» Lugen sich rutsaltet, nicht dieselbe deuchlerilche. arglistige Sprache, dieselbe brobendr Iweideutigkcit? Aber nein, diesmal werde» wir nicht mtterliegen Die T.nrichlui'gen. die Frankreich sich gegeben, werden e« vor den Mesabre» wie der Schmach der Dirtaiur retten. Der Berroth bat sich nicht, wte vo: 40 Iadren, im Elyiöe eingenlftet; wir baden einen für sieben Jahr, gewählten Präsidenten, der nicht geneigt ist, leinen Sitz Drnen zu überlassen, denen darnach elüstet, einen Senal, der in unser» :Ilegier»ngSeinr.chi»ngen die lieise de« Alter«, die Besonnenlieit vertritt, und der, verzeihe» Sie mir den Ausdruck, lick quer legen würde, falls man ihn verschlinge» wollle. Wäre die Plebiscitbewegung mir eine innere Gefahr, so müßte man sie, wie Dhier« sagte, rrnstbast, aber nicht tragisch nehmen. In der inner» Politik eine« Lande« giebt es nichts, da« sich nicht wieder gut machen ließe, aber der Ernst der gegen wärtigen Krisi« besteht darin, daß sie die wichtigsten Interessen de« vaterlande-, unsere Lage In Eurova. die Größe »nd die Sicher beit des Lande« berührt. Die Rückkehr zum LSiariSmuS. die Wiederherstellung der Mililairdictaiur unier irgendeiner Form ist — kei» Maiin von Ueberzeugung kann daran zweifeln — der Krieg, der Krieg ia kurzer Frist, der Krieg ohne veibündete, rin Krieg, in dem die öffentliche Meinung der Welt gegen un« stehen w rd Man ist von der friedlichen Natur unserer Einrichtungen überzeugt, man laubte auch, daß wir von dem cäsariichen Gisie gekeilt seien: wenn lsrunkreich aber plötzlich ohne ernstlichen Grund in eine,» Ansall von Laune binnen wenigen Wochen das in langen Jahren ange- häufte Capital seine« guten Ruic« und letitti- politischen Klugheit verausgabt, wenn e« de» Laschem erweck! als ob es Nicht« gelernt und alle- vergessen bade, wenn man sagen kann, daß seine Regierung der Gewalt der Schreier der Straße oder einer ZeituiigS- lesellschost ist. welche die Öffentlichkeit durch falsche Nachrichten, Silber und Lieder vergiftet und welche bei der politiichen Eroberung de« Lande« vorgebt, al- ob c« gelte, ein neue« Heilmittel oder ein anzupreisea, wenn dieses durch seine noch so grausam hrimgesuchlc Frankreich plötzlich Zufalls und der Reklame seine politische Würde eine- freie» Volke- zum Lpler geistvolle und stolze Naticn im verlaus zum zweiten Male dabin gelangen würde, die Mittelmäßigkeit kür da« Genie und Catilina für Washington zu halten, dann, inetne Herren, glauben sie eS mir, würde da- Mit- leid, aber auch die Verachtung Europas sür diese« große, b>« »>r rinein solchen Grade der Erniedrigung und des Wahnsinn» herao- gcsunlene Volk unendlich sei». Tie Milnairdiclatur, mit der man uns bedrobt, wird aber nicht allen, unser Nirdergang in den Auge» «.bnropa« sei»; Europa ist auch überzeug!, oaß da« neue, klar und dcllilich aus elnrm kriegerischen Drange hirdorgegangenc Plebrscit >i»r durch den Krieg begründet ist und nur durch den Krieg leben kann. Um die Parodie de« Kaiserreiche» aus die Spitze zu «reiben bat man nn« gesagt, Boulanger sei der Friede. Außerhalb de« Speilesaal« de« Herrn Rochesort aber glaubt Niemand daran. Darum tbr, die ihr euer Vaterland liebt, leid auf der Hüll Drr wahre Patriotismus besteht nicht darin, sich mit Täuschungen und Trug bildern z« speisen, sondern darin. d,e Geiahren de« Vaterland«« reiflich abzuwagen und offen darzulegen. Setzi, meine lieben Mit bürger, jenen ichwachen, Lurch falsche Legenden irregeleiteten, durch Träume und Lüge» getäuichle» Geist-rn auseinander, worin diese Gefahr besteh!. Was mich betrifft, >'o werde ick meine Pflicht bi« zum Ende erfüllen. Da ich einer der Ersten war, der aus die Be- fahr hingewiclen, io bin ich der Gegenstand niedrigen Haffe« ge worden; man stell: meinen Namen dciii gegenüber, welche« der KrikgSrus der Meuterei und de« .'lulruhrS geworden ist; die Un sinnigen, die mich zu beschinipsen wähnen, wissen inchl, welche Ehre sie mir anlhun. Ich aber nehme die Ehre, aber auch die Gefahr an. Drn Männern meiner Generation war e« besch edeu, ichrccklichen Schauspielen anziiwobnenl Ich iah in meiner erste» Jugend da von dem Manne de» 2. Decembrr bejchmutztr und »>it Blut besudelte Pflaster von Paris; zwanzig Jahre späler sah ich, nne die Züch ligung n'cht allein d> ' Köple Schuldiger, sondern auch Masse» von Unschuldigen iras. Wäre eS inögl ch, daß w,r die nochmalige Ruck kehr solcher grausame» Lehre duldete»? Nein, den» die Guie» werden e« n chl wollen, sie werben der Lüge die Wahrbril cnl gegenstrllen, sie iverdcu sich vereinigen und erheben, um die Rücklehr de- Täsari-muS, der nur immer scha bliche und blutige Spure» in unserer Beschichte zurückgclassen Hai, zu verhindern. industrielle« Geschält etschen Unglück-sällc aus dem Altar de« Freiheit und seine irtngen, wenn diese von vierzig Jahren Leipzig. 20. April 1888. * Wie man der .Schlesischen Zeitung" au« Berlin schreibt, lduna. Reich Zeitung' bestätigt sich die Meldung, dag zwischen der Kaiser»» Victoria und dem Rclchtzkanzler Besprechungen über Ansprüche de- Schatullgute« an ve» Krontresor statt gesunde» haben. Man will vermntben, daß hierbei namcnllich die durch dir lange und schwere Kru»kb.it de« Kronprinzen jetzigen Kaiser«, verursachten Ausgaben in Frage gekommen seien. Dem Träger der Krone siebt siislungSinäßig da« Reibt zu. für außergewöhnliche Fälle Beträge bi» zu einer gewlffcn ^vhe au« dem Krontresor zu entnehmen. Daß rin solcher ^all vortiegt, ist von allen bethciligten Seiten anerkannt worden und eine Regulirung der Ansprüche an den Krontresor bürst« de-halb keine besonderen Schwierigkeiteu gemacht haben » Schon vor dem Eintritt der die«>äbrigen lieber schwemmungSkatasiropbe an der Nogat waren an einigen Stellen die Befürchtungen ausgrtaucht. al« würde die Erweiterung der B rückcnbauten beiDirschau und Marieuburg, sür welch« bereit« die Reich-mittel im Be trage von 8 Millionen bewilligt sind, die Staatsmittel in Höh« von 6 Millionen vom preußischen Landtage in der sogenannten Seennvairbahnvorlage »och bewilligt werden sollen, einen Stauwall beim Eisgänge der Weichsel und Nogat schaffe« und Ei«stopfungen Hervorrusen. E» ist nur natürlich daß nach .em Eintritt der Ueberschwemmung diese Besürch tungen in noch weiteren Kreisen und »och intensiver austreten Dieselben sind aber, wie auch schon der RegicrungSvertreter in der Commission«beratbu»g über die Secundairbahnvorlagr auSsührt«. durchau« unbegründet Die Entwürfe zu beiden Bauten sind durch die berufenen Behörden an Ort und Stelle in der eingehendsten Weise geprüft worden und haben weder bierbei noch in drr Banablbeilung de» Ministerium« der vssenttichen Arbeiten zu Bedeuten Anlaß gegeben. E» er- scheint die« auch um so eher erklärlich, al« die neu grpfanten Brücken i» so geringer Ealsrrnung unterhalb der bestehenden, erbaut werden sollen, al» die« unter den egebenen Verbältniffen angängig ist. D>e neue Brücke bei irschau soll etwa 40 m. diejenige bei Marieuburg etwa 70 m unterbalb der bestehenden ausgrsübrt werden Bedenkt man außerdem, daß die Neubauten mit den gleichen Anord nungen bezüglich der Zahl der Oesfnungen. Pfeiler und Spannweiten yergestellt werden solle», so ist die Entstehung einer Eisstopfung zwischen den Brücke» nicht zu erwarten Ter Neubau in unmittelbarem Anschluß an die vorhandenen Brücken läßt sich veSdalb nicht bewerkstelligen, weil man durch die dabei nöthiaen Funvirung-arbeile» sur die Verlängerung der Brückenpfeiler die Standhaftigkeit der vorhandenen Bau werke gefährde» könnte und ebenso vie dadurch oolbwendio L werdende Beseitigung eine« Theile« der zum Schutze dc» Pfeiler gegen Hochwasser und Ci« in dedentendem Nmsange siergestefflen Steinpackungen mit bedeutenden Kosten unk Schwierigkeiten verknüpft sein würde * Im Abgeordnelenhause ist seiten« de« CentrumS ein Gesetzentwurs eingedrachl worden, belreffenb da« Verbot on Surrogaten bei der Brerbereitung. Derselbe lautet: 8 1. Unter dem Namen Bier oder einer dieses Wort aus nehmenden Brzeichnung, welch- keinen deutlichen Hinweis aus eiwaige Abweichungen von den nachstehenden Borschristen enthält, darf nicht ie'lgehalte» und nicht vertäust werde» ein Getränk: 1) zu dessen Bereitung andere Stoffe verwendet sind al« Gersteninalz oder andere Getreideiorten in natürlichem ober gemalztem Zustande, sowie Wasser, Hopsen und Hese, 2) zu dessen Klärung, außer der >»eg>a ätschen Filtration, andere Mittel veiwendel sind als Haselnußüolz oder Buchenspäne, Hausenblase odrr Gelatine, 3) welches m en», anderen Weise gefärbt ist als durch den natürlichen Farbstoff, welchen da« Malz aus der Darre erhält oder durch Zusatz eines iiu. au« gerostetem Gerstenmalz dcrgestrllleir FärbebiercS; 4l welchem außer den in Nr. 1 und 3 zugelaffencn Stoffe» andere Stoffe, sei rs z»m Zwecke der Haltbarmachung oder zu irgend welchen sonstigen Zwecken «ugeietzt worden sind. — 8 2. Da« Feilbicle» oder Bcr- kausen von Cerealien, welche geschwefelt sind, ist verboten. — tz. 3. Sser den Vorschrisle» der tzss. 1 und 2 vonätzttch zuwiderhandell, wird mit Gesängniß bi- zu ti Monaten und Geldstrascn bis zu löG» odrr einer dieser Strafen bestrast. Ist d,c Handlung aus Fahr lässigkeit begangen, so »ritt Geldstrafe bis zu löO >». oder Hast ein. — 8- « Neben der Strase kan» aas Einziehung der Getränk- bezw Cerealien erkannt werden, ohne Unterschied, ob dieselben den, Beiurtheilten gehören oder n'chl Ist die Bersvlgnng oder Ver- urihciiung einer Person nicht ou-suhrdar, so kann aus die Einziehung selbstständig erkannt werden « « » * Da der Züricher „Socialdemokrar" demnächst einen Aufenthalt <n der Schweiz nicht mehr für behaglich genug erachten und in vie unangenebme Nolhwendigkrit eine« Domicilwechsel« sich versetzt sehen dürste, so scheint man sich bereit« jetzt in den soeialvemekraiischrn Kreisen nach einen» neuen Heim nmzusehe». Einer Brüsseler Meldung de« „Ham burger Correspondent" zufolge soll man hierfür Belgien in» Auge grsaßl habe» Indes!-» sei keme Auisichl vorhanden, daß jene Adsichl verwirtiichk werde, indem die belgische Re- gierung nicht dulde» wurde, daß der „Socinldemokrat" dort erscheine. Der klerikale „Brüsseler Courier" protestirt denn auch jetzt schon dagegen, daß dem „Soelaldemokrat" vie Aus übung seiner agitatorischen Tbätigkell im Lande gestattet werde. UebrigenS. bemerkt da« Hamburger Blatt seinerseits, schon die Srlbsterhaltung zwinge die Negierung da,», nicht dem schon socialistisch durchwühtten Lande neue umstürzlerisch« Elemente zuzusübre». * Nach der luxemburgischen Verfassung bedarf e« für Ordensniederlassungen der Ermächtigung durch ein Gesetz. Der Regirrung ist r« leider im Traume nicht ein- gesaücn, de» klaren Text de« Grundgesetzes zur Aiwsührnng z» bringen, und e« ist nach und »ach eine Neide von Klöstern bei un» entstanden, die bei Weilen» »ich! alle gemeinnützige Zwecke verfolgen. Al« der Uebelstanb immer größer wurde, drangen die Liberalen aus energische Ausführung ver ver- sassung. Die Nllramontanen aber, die >m Au«legen niemals faul waren, suchte» ihren Besitzstand dadurch zu retten, daß sie der Verfassung einen Sinn unterschoben, wie er ihnen eben in den Kram paßlc. Darnach soll die gesetzliche Ermächtigung nur sür Ordrn«nirderlaffnngen mit juristische» Rechten er- forderlich sein. Der gegenwärtige Slaat«,„inister dachte i» der ersten Zeit seiner Regierung daran, da« keinen Zwrisel zulasiende Grundgesetz zu Ehren zu bringen, und arbeitete einen Ge- Grseyentwurs iu diesem Sinne au«. Der König-Großberzog verweigerte jedoch seine Unterschrift. Der Einstuß de» päpst licken Internuntiu» i»> Haag ist nicht gering »»v war auch in dieser Frage von Erfolg. Ter betreffende Verfassung«, artikrl führt sein rein platonisches Dasein weiter und die Klöster gehen einer schönen Zukunst entgegen. Der Staat«, minister seinerseits scheint die Weigerung de« König« nichi allzulragisch ausgcsaßt zu baben. denn man hat nicht ver nommen, daß er bei dieser Gelegenheit die Cabinel-srage gestellt habe. Dir während de« Cullurkampse« au« Preußen anSgrwirsenen OrdenSgeisilichen kamen zum Theil nach Luxem burg herüber und ab und zu wurde ei» unliebsamer Geist licher a»S den benachbarte» deutschen BiSlhÜmern zu mehr tägigem stille» Klostcrausentballe („Excrcilicn" nennt inai: diefe Strasclausur) von seine», Bischof in« Nedempteri ie». Kloster nach Luxemburg geschickt. Da« war sür manche nicht viel weiter al» vormal» Trier. * Der bekannte russische panklawistische Hetzgcnera! Bogdanowitsch, ver im Februar vorigen Jahre« die Sck'ittl „Die Schlacht bei Navarin" in Pari« berausgegebc» da:: . in der Frankreich» Freundschaft zu Rußland gefeiert wnrdo, und drr später als Verfasser de« berüchtigten Anssatz s in, russischen „Invaliden" galt und au« dem rufsischcn Heere ei l lassen war, ist, wie der „Kölnischen Zeitung" gemeldet wnd. auf Voischlag de« Grase» Tolstoi z»ni Wirklichen Gehe,» n Rath befördert und zum Conseilmilglirdc im insüsll n Ministerium dr« Innern ernannt werde». * Nach der russischen Hauptstadt sind au« Mittrl- as,c» nickt unwichtige Nachrichten über einen Raubzug k Turkmenen gelangt. Der russische Stab in ASkabav war gezwungen, eine starke Ablbeilung der Turkmenen-Miliz aui zubieten, um eine große Ablbeilung von A>i>nud-Turk»ic»en zu verkäste», vie einen „Alainan" oder «claveuraubzug in großem Styl über die persische Grenze unternommen un etwa 30 Perser getödtel batten. Der persische Gouverneur >n Cboraffan batte gleichfalls eine Truppenabtheilung enl senden müssen, uni vie Grenzdevölternng zu schützen. Die vollständige Pacifieation der transkaspischen Turkmenen scheint souach den Russen trotz ihrrr Versicherung nicht gelungen zu sein. * Der in romanisckrn Ländern üblichen Gepflogenheit ge mäß steht Erispi in der liebenswürdigsten Weise jedem ve rickterstattcr über Vie Grundzüge seiner auswärtigen Politik Rede und wird nichi müde, immer wieder zu betonen, daß er kein Feind Frankreich« sei und daß der Dreibund den Frieden und nicht» al« den Frieden bezwecke. Ob er damit in Frank reich viel Gläubig- findet, kann gleickgiltig fein, so lange nicht da« Revanchegelrommol französische Obre» sür die Sprache der Tdatsachen taub macht, so lange sich die Franzosen be wußt bleiben, daß sie sich an dem drntjch-österrrichisch-italie Nischen Waffenwalle zweifellos die Köple einrenncn werden Crispi sülchtet, wie er jüngst einem Berichterstatter de« „Figaro" mitgetbeilt hat, angesichl« diese« Bunde« auch von ZukunslSvictator Boulanger unk seinen schwarzen Ravven nicht. „Ich kenne den General nicht," sagt«
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