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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.05.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-05-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188805179
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880517
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880517
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-05
- Tag1888-05-17
- Monat1888-05
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.05.1888
- Autor
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Erscheint täglich früh «'/, Uhr. Lrdarlioo unö Lrpkditioo Johaane-gasse 8. Sprechstunden der Uedarti«»: vormittag« 10—18 Uhr. Nachmittag« 5—k Uhr. M »»« «lla».d- r»»«g»»dler «.nuscript, »ocht »« »ü Retacti«» »cht »rrsuidlich, Amiatzner »er für die «tchftf«>»e»»r Ru««er »eftimmten Inserate an W«chen»a,en »t« 3 Uhr Nachmittag«, «»kann- und Aestta»en früh bis'/,9Uhr. 3n den Filialen jor 2ns -Annahme Ltta lllem«, Univcrsitätsstraße 1. Lauts Lösche, Kathartnrnstr. 83 pari. u. KäuigSplatz 7, «nr bir'/.S Uhr. tlpWtr und Tagclilatt Anzeiger. Organ fSr Politik. L-calaesckickte. Landels- «nd^GeschSstSverkehr. Abonnementsprsi» ^ vierteljährlich 4»/, Mk iuct. Bringer loh» 5 Mk., durch die Post bezogca 6 Mk. Jede eiu»elne .'lummer 80 Os Belegeremplar 10 Pf. Gebühre» für Extrabeilage» (tn Tageblatt-Format gesalzt) ahne Postbriürdernag 60 Mk. «tt Postbrsördermlg 70 Mk. Inleralr ügespaltene Petitzeile »0 Pi. Größere Schriften laut a»f. Prei-verzetchniß. Tnbrllarffchrr ». Ziffernfatz »och hü denn Tarif. Lerlamen nnter de» Nedartionsftrtch dir «gespalt. geile 50 Pj.,vor denFamtliennachrichte» die ügespotteae Zeile 40 Pf. Inserate si,d stet« an die ExpeSitt» z» feade». — Rabatt wird nicht gegeben, gahltuig prnanumsrnoüo oder dnrch Past- »achnahmr. 1Z8. Amtlicher Theil. Vckannlmachimg. Die Leuchtkraft de« städtische» Lcna.igaseS betrug in der Zeit vom 7. biü mit 13. dieses MvnatS im Argand- vrenner bei 2.5 Millimeter Druck und ISO Liter» stündlichem Consum da» l8,2 suche der Leuchtkraft der deutschen Normalkerze don SO Millimeter Flammenhöhe. Da- spectfische Gewickl stellt sich im Mittel aus 0,439 Leipzig, am 15. Mai 1888. DeS RathS Deputation zn den Gasanstalten. Donnerstag den 17. Mai 1888. 82. Zahrganst Vekanntmachung. Die Lieferung von circa 440 ciiw grobem Kiese und S60 cbm Graupelk.es an den neu hcrgestcllten Fahrweg durch da« Eonnewitzer Holz in der Zeit vom 24. Mai bis zum 7. Juki dS. I». soll an einen ober mehrere Unternehmer in Accorb verdungen werden. Die Bedingungen für diese Lieferung liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung. RathbauS, 2. Etage, Zimmer Nr. 14, auS und können daselbst eingeschen, rcsp. gegen Entrichtung der Gebühren entnommen weiden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift „KieSIteserung" versehen ebendaselbst und zwar bis zu in lS. Mai V. I., Nach mittags S Uhr, einzuieichen. Der Nach behäti sich da« Recht vor, sämmtliche Angebote abzulehnen. Leipzig, den 15. Mai 1888. Der Rath der Ltadt Leipzig. Dr. Kr Id. 1974. 1)r Georgi. krpdff. Bekanntmachung. Die Ausführung 1) der Zimmerarbeite», 2) vec Lchleferdeckerarbeite», 3) der Ulcmpncrarbeite« für da» RetorteuhauS re. bei dem Erneueruugtbau der l. Gasanstalt soll an «iueu Unternehmer in Accord verdungen werden. -— Die Zeichnungen und Bedingungen für diese Arbeiten liegen im Bureau der Gasanstalt II in Connewitz au» und können daselbst eingescben rcsp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind vcrsirgell und mit der Aufschrift: »ä 1: „StrtortenhauS Zimmerarbeiten, uä 2: . ^chieferdeckerarbetteu, »ck 3: . Klempnerarbette« für dir I. Gasanstalt" Versehen in der Nuntiatur beS RalhcS, RathhauS, 1. Etage, und zwar bis zum Donnerstag, den 31. Mai d. A, Nachmittag» 5 Uhr einzurcichen. Der Rath behält sich jede Entschließung und insbesondere da» Recht vor, sämmtliche Offerten abzulehnen. Leipzig, am 15. Mai 1888. DeS RathS dcr Stadt Leipzig Deputation zn den Gasanstalte«. Vekanntmachung. Im Börseiigebäuoe der neuen Vieh» und Schtachthosanlagc sind 6 von dem Börsensaate aus zugängige, zu Geschäfts räumen für Commissiouaire rc. geeignete Zimmer von j. 4,02 in Ticse und ca. 2,70 w Breite zu vermietben. Die Zimmer können wochentäglich besichtigt werden; auch wird Herr Architekt Moritz in den GeschästSstunden an Ort und Stelle etwa gewünschte weitere Auskunft ertheilen. Miethlustige wollen ihre Gesuche unter Angabe der JabreS miethe, welche sie zu zahlen bereit sind, bis zum 25. Mai 1888 Vormittags 11 Uhr bei der Nuntiatur de» Rathhause- abgeben. Wir behalten uns die Auswahl unter de» Bewerbern und Ablehnung sämmtlicker Gesuche vor. Leipzig, de» 11. Mai l888. Der Rath der Ltadt Leipzig. l)r. Georgi. vr. Krpdff. In der Bürger-Bekannimachung i» gestriger Nummer ist irrihüm ich gedruckl: Braun, F.i drich Wilhelm, Bermessung«-I„geaieur »»d Kreissieucrrath, wä.,re»d es heißen muß: „Braun. Friedrich Viüelm, Bermesjuiigs Ingenieur beim König!. Kreisstcuerrath/ Leipzig, deu 16. Mai 1688. Ter Rath dcr Stad» Leipzig. I. A.: Wolfram, R. Sesentliche Sitzung -er Handelskammer Freitag, de» 18. Mai 1888, Nachmittags 6 Uhr, in deren LiizungSsaaie. Neue Börse. Tr. T. I LageSorduuug: 1. Registrande. 8. P.üiuug der Rechnungen für 1887. t. Berichte de- Handelsgeietzqeduiigt-AuSschuffe» über ») d.e Von tage de» Raid«. AuStzehunng d«S Krankeuverfichcruugs 8»angr« auf die Huudluugsgetzülfeu bei-.; d) die Handel« t-igs-Borlage, Abänderung des Markcuschutzgesetzr» betr. c) deSgl., Abänderung der LancnrS-Lrdnuna betr.; ä) da» Gesuch de« Bcrein« Leipziger Lauilente. die Verftcigerun- anderer Waaren «it sotchcn aus Taucurseu betr. ü. Bericht des Bank-, Münz- und Böisen-Aurschuffe» über de» Antrag der II. Bbihrilui g de« BSrsen-Borstande«, den Inter» nationalen Producicnmarkt betr L. Berichte de» Berkehrs-Ausichusse« über ») da« Nundschretbe» de» Hondel-iag» und verschiedene Eingabe», dir Vinrichtung don Kilametcr-llaupans u. I. w. bete.: b) di» Anträge der Kgl. Prcuh ichen E ieadahn-Directioa zu Erfurt. Verbesserung de» RolliuürwcjenS betr.; e) die Zuschrift de« Kaiserliche» Ober-Post-Tirectors, vrzrichnunO »on Räumlichkeiten für das Postamt V betr. Hieraus niibi.affkittliche Sitzuog. Submission. Bei dem uiiterzrichacten Proviant. Amte sollen die diesjührigen Weißarbeiie» im Betrage von 317 ^ 57 an de» Mindeftsorderndeu vergeben werden. Brwerb.-r wo In den bezaglichea Kostenanschlag im Bureau, Schloß Pleißendurg. Thurmhan», 8. Etage, einseh«, nnd ihre Offerten mit Aufschrift: „Eubmisston ans Srtßardette» »elreffrud" AI »»« 19. Mai 1886. vormittag» 10 Uhr, «, vorgenannte« Vureau hott»frei »t»fe»de,. «» ». «nt 1ZS8. Kßnt^tch^ GvaBa»«.»»,. Die AnS«»usterungS« Scheine der im laufenden Jahre in Leipztg'Ttadt gemusterten «ilttatrpsttchttge» Mannschasteu sind cingegangen und liegen aus'unsrrel Quartieramle. Stadlhau». 2. Etage, Zimmer Nr. 107, , Abholcn bereit, waS hierdurch zur Kenntniß der Betheils gebracht wird. Leipzig, am 14- Mai 1888. HA d» X.1A. 4690. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Lamprecht. Nichtamtlicher Tkeil. Vie Lage in Frankreich. DaS französische Parlament hat am Dienstag seine Arbeiten nach einer Pause von drei Wochen wieder ausgenommen und ogleich in der ersten Sitzung einen neuen Beweis dafür geliefert, daß bei der gegenwärtigen Zusammensetzung der Kammer die Gesetzgebung nicht in regelmäßige Bahnen zu lenken ist. Der Mawzoll. dcr zuerst angenommen, dann durch eine Reihe von Einschränkungen unwirksam gemacht wurde» ist schließlich mit einer Mehrheit von 35 Stimmen abaelehnt worden. Maurice benutzte diese Thalsache zu der Bemer kung, daß die Kammer dadurch ausS Neue ihre Ohnmacht und die Nothwendigkeit der Auslösung bezeugt habe. Zwei Anträge, welche in derselben Sitzung gestellt wurden, taffen erkennen, daß die Kammer von den Mitgliedern der äußersten Rechten und Linken nur noch als der Boden benutzt wird, aus welchem die tollsten Experimente angestellt werden können. Der Bonapartist Cuneo v'Ornano beantragte die Einführung der VolkSabstunmung für G'setzeSvortagen, und Fclir Phat verlangte die Enteignung der Werkstätten, welche auf Brr» anlassung der Arbeitgeber geschloffen, und die Uedergabe der Werkstätten an die Arbeiter. Die Dringlichkeit für diesen Antrag wurde zwar obgelehnt, aber den Zweck der Aufreizung dcr Besitzlosen gegen die Besitzenden hat er erfüllt. Boulanger hat auf seiner Rundreise durch daß Norddeparte» ment sein Möglichste» gethan. um sich mit den Arbeitern der Kohlenindustrie auf guten Fuß zu stellen, er hat die Frauen nnd Kinder geküßt, die ihn bewillkommnetcn und ihm Blumen spendeten, und er hat ihnen die verheißungsvollsten, Zu» sichcrungen für dir Zukunft ertheilt. Den Arbeitern gegenüber kehrt er nur den Demokraten hervor, während er sich von den Bonapartisten wählen läßt, welche ihn al» Sturmbock i benutzen geoenken, um die Republik zu vernichten uneo d'Ornano hat der vom General Dubarail an die Vorstände der bonapartistischen ComilS» ertheilten Weisungen genau befolgt. Dcr General sagte, daß man die Berufung an da» Volk Herstellen müsse, um VaS Land vor Denen zu bewahren, die es auSbeuten. Deshalb stellte er den Antrag auf Volksabstimmung über die GcsetzeSvorlagen. Aber General Dubarail empfahl noch einen zweiten Punct und dieser lautet auf Verkündung de» CäsariSmuS. d. h. die Bereinigung der Gewalt in kräftigen Hände», um die Nation vor der Spaltung im Innern und vor ker Bedrohung von außen zu bewahren. Unv doch hat Boulanger aus seiner Rundreise wiederholt Wivcrspruch gegen die Unterstellung er hoben, daß er nach der Diktatur strebe. Boulanger hat seinen Wählern bekanntlich versprochen, daß er dem Treiben der 583 Müßiggänger in der Kammer ein Ende bereiten werde. Er hat nicht gesagt, welche» Mittel er anwenden wolle, um seinen Zweck zu erreichen, aber mit leeren Versprechungen werden sich seine von Leidenschaft be wegten Anhänger nicht abspeisen lassen, er wird etwa» Ihn» müssen, um seine Zusage wahr zu macken. Vor einiger Zeit, als da» Manifest beS Grasen von Paris erschien, erhoben vie Anhänger Boulanger'- Widerspruch gegen die Behauptung, daß der Mann ihrer Wahl nur im Interesse einer Partei wirke, er werde vielmehr durch da» allgemeine Stimmrecht an die Gewalt gelange». Nun ist e» aber ein eigenes Ding mit der Zumuthung von 583 Müßiggängern, durch den Aus- lvsungSbeschluß ihre eigene Unfähigkeit zur Ausübung ihrer Mandate auSzrisprechen, zumal, wenn Präsident unv Regierung sich für die Beibehaltung der Kammer bis zum Ablauf ihres Mandate» entschieden haben. Die Lage ist gegenwärtig so. daß Präsident, Regierung und Parlament auf der einen, Boulanger auf der andern Seite einander kampfbereit gcgenüberstehen, wenigstens müßte cS so sein, wenn Boulangers Reden und Ausrufe ernst zu nehmen wären. Aber eS geht die Sage, daß ein Theil der Minister insgeheim zu den Förderern der Sache Boulanger'S gekört, und ferner ist e» offenkundig, daß von den 583 Müßiggängern in der Kammer ein recht beträchtlicher Theil da» Programm Boulanger'S: Auslösung unv Verfassung« rcvision, als da» seinige anerkennt. Wce wäre eS sonst möglich Vaß die Wahl Boulanger'S schon in zwei Departement« erfolgt ist unv daß er in einer Reihe anvercr Departements erhebliche Dtiinmzahlen eriielt hat? Die Bonapartisten sinv nicht minder für die Auslösung dcr Kammer wie die Intransigenten und viele Radikale. Die einzigen aufrichtigen Gegner VeS General» sinv die Opportunisten und da» linke Centrum, also diejenigen Bestandtheile der Kammer, welche bisher da» Hcst in Hänve» gehabt haben. Aber da- sind die unmoralischen Bereinigungen, gegen welche Boulanger bei dem Banket in Lille geeifert bat, weil sie alle Ministerien unter ihren Einfluß beugen wollen. Mit den RichtSthuer» sind die Anhänger Ferrh's gemeint, und e« ist gewiß sehr beachten», wrrth, daß die Boulangisten niemals „Nieder mit Floquet" oder „Rieder mit Freycmel" oder mit Godlet gerufen haben, um ihre Sympathie für Boulanger den Gegnern gegenüber darzuthun. Wenn Boulanger sein Ziel ohne Gewaltthätigkeiten erreichen will, dann giebt eS nur den einen Weg, daß die Kammer selbst ihre Auflösung beschließt unv daß sich Präsident und Regierung dadurch genöthigl sehen, diesem Beschluß Folge zu geben, obwohl derselbe einen Eingriff in die Lxrcutivgewalt bedeutet In einen, Lande, in welchem die Regierung selbst alle Jahre mehrere Male wechselt und die Dauer der Amtsführung de» StaatSobrrhauPteS cbcusall» von der Laune der Mehrheit adhängt, will da» nicht viel sagen. Der Grund, aus welchem sich die Macht Boulanger'» au baut, ist die Annahme eine» Gegensätze» zwischen den Wählern und ihre» Vertreter». Di« Lbgeordarten habin d«» Er« Wartungen der Wühl« nicht entsprochen, und deShald wüsten st« durch best« gwignet, Abgeordnete «rfrtzk werden. Da für die Auslösung und t- ist aber ein Ent- -n °" m »n Snlndg.da-r« dk» dkweguna fül „„ Ln, Neuwahl der Kammer. Anderer! ^ chuldigungSgrund sür d,- ^tarwng ^ Verfassung«- Händen, und dieser besteht m V« A Kammer einrichtungen. ^n Se"^. ^d^sturzc» als «» .Hinderniß für Geltung kommen und dieser wird ^*4 A ^ volk-wille Gras -SM daß ein Name die Rettung bringen n? °'n» H den Hauptwerth legt, wenn er ^ ol« Ret,er Sran e.M- /!- Pleb.sc,tS zum Ausdruck gebracht hat; baraus ra,," sich der Gras von Pari» nicht berufen, wenn er im Namen der Legitimität seiner Ansprüche aus den Tbron Frankre ch die Berufung aus denselben beantragt. Boulanger befindet sich mitten in der Bewegung, welche die W'ederherstell"^ Monarchie bezweckt. E. hal sich nich- rum H' rscher Fra„ . reich» aufgeworfen, sondern lediglich den Wünschen 8°^ A leistet, welche d.e öffentliche Meinung von vem Tage an kund gegeben hat, an welchem er vom Ob-rrommando der -iruppe» m Tunis an die Spitze de» KriegSinii.istermmS berufen wurk.. Als Krieg-minister hat er seine diktatorischen Neigungen ver- rathen, und gerade diese haben ihm den Beifall der Menge verschafft und ihn aus de» Platz gestellt, welchen er heut-«"' nimmt Boulanger ist der Mittelpunkt, um welchen pch die „st Frankreich» dreht; e» kommt blo» Vorauf an dax ihm da« Glück nicht den Rücken wendet, seine AuSsich.en sinv gut. * d G * Au» Lille. l3. Mai. wird dcr „Allgemeinen Zeitung" über die Kundgebungen für Boulanger gemeldet: Wer die Volkstuiidgebangru. welchr den Äenerol Bou> langer von seiner «nkunst bi» zu seiner Abreile in Lille vor schritt »u Schritt begleiteten, mit eigenen Augen gesehen Hai, tann moiil nicht mehr daran jwe.seln, daß Boulanger der Mann der Zu kunft <» Frankreich ist. Alte osfirlellen BelchSaignngen und Dar. stellungen werden an der Thatsoche nicht» ändern, daß der redrselige General nun einmal der Abgott de» Volke« oder wenigsten» der groben Mehrheit desselben ist. Da« hat sich deutlich an den beide» Tagen de» 18. und 13. Mai in Lille gezeigt. Die Verwaltung der Stadt liegt ganz i» den Händen der Opportunisten, und Herr GSrv Legcaab. einer der opvortunlstischen Partei,ührrr im Depar tement du Nord ist Maire von Lille. Dcr Präsect ist ebensall» al» ein schneidiger Anhänger der opportunistische« Partei bekannt. Präseetnr und Mairie haben nun alle» Mögliche ausgeboteu, mn die ietienS der Boulangisten geplanten kundgeduugc» durch Gegenmaniscstalionei, wellzumachen. Die Studenten der hiesigen Faculiät und di- Beamten der Mairie und der Präseclur waren insgeiammt aosgeboten wo.de», um Boulanger aus seinem e auSzupjeisen. Trotzdem Hai sich der Einzug de» dr»v' göuöral ... Nlle ganz unbestrenbar zu einem gewaltigen Triumphzug gestalte!. Nicht weniger al» 30000 bi» 4000.) Menschen empfingen den per- meintlichen Retter de» Vaterlandes mtl so übcrtäubendem Jubel- geschrei, daß die 300 Z,scher beschämt abztchen mußie». Der Einzug Boulanger'S vom Bahnhof in das „Grand Holet de Lille" glich dem Triumphzug eine» siegreichen FrlLh.'rra, und auch da» meliere Be nehmen Boulanger'S Halle die größte Achnlichkcit mit demjenigen, welche» einst der Prinz-Präsident Louis Napoleon Bonaparle in derselben Stadt L lle an den Tag legte. Sr erschien auf dem Balcou und zeigte sich dcr Menge, indem er theatralische Posen anuohm. Dan» hielt er „offenen Empiang" ganz w>« Lou>» Napoleon, d. h. er ließ da» Bolt vor sich >m Salon de« Hole!» dcsiliren. Weißgekleidete Mädchen überrrichiei, hm Bouquei» aus Nelkrn und Rosen, und selbst der Ru „Vire I'Lmpeieur" schlte nicht, auSgestoßen von denselben Vonapar. listen, welche einst i» derselbe» 'Weise den zweiten Kaiser der Fron zosen begrüßten. Die Bahnhosstraße vor dem Hotel war vom Sonn abend Abend bi» Sonntag frug von einer ungeheuren Mensche», menge erfüllt, welche selbst die Nacht mit den unau«grsetzte» Rusen „Vivo Lovlaugsr!" verbrachte. Wo immer der General sich zeigte, war er der Gegenstand der begeistertsten , Sehr bezeichnend ist die Thaisache, daß e» der . .. den General Boulanger in dieser Weise bejnbelte, gar ^ichl in den 4>e ,en und Ovationen olksmeuge, welche naer tn dieser Weise bejubelte, ga Sinn kam, auch „Viva l» KSpubliaae! ' zu rusra. An die Re publik scheint bet den lärmenden Demonstrationen Niemand ge. dacht zu haben. DaS kann nn» nicht wundern. Denn der BoulangiSmu« bedeutet überhaupt da« Wiedcrerwach.-n de» monarchische» Gedanken« und wird auch hauptjächlich von den Bonapartisten cultivin. DaS Hot sich gestern unwiderleglich gezcigi. Alle republikanischen Blätter de» Departement« du Nord, sowohl die radikalen als die opportunistischen, haben die Bevölkerung zum Au» pieijcii Boulanger'S ausgesordert. Rur da» bouapartistische Blatt „L< TSpsche" und der aleichsall» imperialistisch gesinnte „Nouvelliste' begrüßten die Ankunft de» General« mit begeisterten Artikeln. Tie Bcgrübu»g«rede in Lille hielt Herr Boittiaux, der Führer der Bonapartisten im Rorb-Departement. DaS beweist un« also ganz genau, wessen Schützling Boulanger ist. Wa» aber al» da» ernsteste Symptom sür da- Emporkomme» Boulanger'S angesehen wcrbrn muß, ist die Thaisache, daß die Masten ihm unbewußte» und blinde» «ertrauen eiitgegenbringen. „Er hat noch nicht» oetbon." — so gestehen sich die Massen selbst ,n„aber wir habe« «ertrauen zu ihm. Gegen eine solche v-lk»ftrömung läßt sich nicht an. tämpseu, und «< darf wohl nach de» Ereignissen voa L>lle gesagt werden, daß jeder Ta, deu General der ersehatr» «acht näher bringt L Leipzig. 17. Mai 1888. « DundeSrathe ist seiten« de« Stellvertreter» de» Reich-kanzler« der Antrag unterbreitet worden, beschließen wollen, daß dir Bunde-regierungen um den Erlaß alei ttftmiger Vorschriften zur Regelung de, Versendung von und Munition-gegenständen der Mtlltqjr. und Marmeverwaltung auf Land- und Wasser wÜäa Maßgabe eine- preußischerseit« ausgestellten E„,- ftien* V ' V«r!eodung«vorschr>ft zu ersuchen vür den Tran«port aus Eisenbahnen ist dieser Gegen- 2« ^ MilitairtranSportordnungen vom 26. Januar 1887 uod vom l l. Februar 1888 für da« Reich«. und Transport aus Landwegen wetti^? 7"^'" "°<b ^ Ertaste, anver- w« ligrr vorschr ften. Dabe, sst e, in Anbetracht dessen, daß dulvertran-porle der Militairverwaltung der- aß"«'Uh«", wünsch«..»«,h „,Lin„n. und sonstiger Diese Mitthei- nur » Dien«tag Nachmittag« t Uhr fand unter dem Vorsitz dkS viccpräsidenten de« Staatsministerium« Minister« de« Innern von Puttkamer eine Sitzung de« preußischen StaalSmiaistrrium« statt. > Die die „Aug-buraer Abendzeitung" vernimmt, ist die Uebertragung der IV. Armce-Jnspection an den Frld- marscball Grasen Blumrnthat dem Prinz-Regente» von Bayern in einem eigenhändigen längeren Briese de« Kaiser- Friedrich mitgethcilt worden. » Durch sortschrittlicheBlätter geht eine Mittheilung, wonach dieser Tage in Posen ein»Conserenz national- liberaler Abgeordnete« zur Besprechung der Wahl oraanisation. der Gründung einer Zeitung politischen Angelegenheiten stattaefundrn Hab«. Diese Mil lung ist vollständig au« der Lust gegriffen. Sie kann durch die Reise einiger Abgeordneten »n da« AosicdlungSgebiet veranlaßt worden sein. Wahlbesprechungen a. dergl. aber haben sich an dies« Reise nicht aogeknüpst. » * « * AuS Wien. 18. Mai, wird der „Kölnischen Zeitung" geschrieben: Während sich Men zar Marta-Theresia-Feier rüste«. a»dc» gestern Abend seltsame Kundgebungen sürFrauv. Schönerer tait. Frau v. Schönerer gegen Maria Theresia l Der Gedanke wäre von so ungeheuerlicher Albernheit, daß man da» Zusammentresftn der aalisemittschea Hetze mit der Vorfeier de« großen dynastischen Feste- wohl al» rin zufällige» betrachten darf- Wie schon gemeldet, war die „stumme" Kundgebuna durch Rnndschreibeu vordere»« worden, aber e« gehörte keine besondere Voraussicht dazu, z» ahnen, daß e» zu lärmendea Sirnßcnaustritteu kommen müsse. >l» Abend« die Nntiicinilensiihrer, Studenten in Wich», Turner, einige Damen sogar mt Blumensträußen bewaffnet (einzeln« sollen Kornblumen gehabt baden), in etwa 150 Wagen bei Schönerer vorsuhren, sam melten sich allmälig Dausende von Menschen an, die unablässig Hochrufe auf Schönerer auSbrachlen, da» „Deutsche Lied" und die „Wacht am Rhein" sangen. AI» Schönerer mit seiner Gattin aus dem Balcon erschien nnd diese feierlichst umarmte, war de- Jubels kein Ende. Nach der Balcousrene verlies sich die Menge unter Hoch rusen, von der Sicherheit-wache saast gedrängt. So weit könnte man die ganze Sach» noch humortftisch nehmen, doch saadeu daun seiten» der noch verschiedenen Seiten abziehendeu Trupp» grobe AuSlchieüungeo statt. Lin Trupp zog zu», benachbarlen Maria- Tderesia-Denkmal und sang dort „Die Wacht am Rhein", ebenso vor dem Burgthor. vor der Oper, wo gerade die Griieralprobe zur Maria-Thercsia-Fcstvorstelluug stattfand. Auch durch die innere Stadt marsch.rten Trupp» unter dem tactmäßigcn Rni „Hoch Schvaererl" nab brüllten vor dem Kricg-.iiiiiisteriui» am Hoi „Die Wacht am Rhein". Später gegen 11 Uhr Nachts zogen etwa vierzig Sludeutea durch den Sakzqrie» und riesen: „Nieder »iü den JudenI" Bei dem TasS MSiropole am Franz-Josess-Qnai höhnten sie die dort sitzenden semitischen Gäste, woraus diese eiiun Ausfall machte» und eia» Prüg lei entstand. Während de« ganze. Abend« wurden durch die zahlreich >» Berciischast gestellte Siche.- heüswache drei Bursche», ein Realschüler, ein Handlung-beflissen.r und ein Gdldarbciierqehilse, verhaftet. Die „Neue Freie Presse" meldn noch, „in einem Hoswagen, welcher durch die lärmende Menge aus gehalten wurde, bade sich Kronprinz Rudolf befunden, derselbe habe den Wagen verlassen und sich zu Fuß in die Hosburq begeben": auch habe ma» verschiedene Hosmagen mit „Hoch Schönerer!" und „Die Wacht ani Rhein" angebrüllt. Nach heutigen Erkundigungen scheint sich der antisemitische Anschlag aus den Kronprinzeu daraus zu beschränken, daß diejer, als er die Ringstraße durch eine große Menschenansammlung versperrt iah, derselben auswich. Immerhin ist der ganze Vorgang ärgerlich und gerade vom deutschen Stand punkt au- durchaus verdammenswerlh. — Die antisemitische» Couleurstudenten erlaubte» sich auch am Donnerstag in der Univcrsiläi eine geschmacklose Kundgebung. Es wurde nämlich im Arcadenhos ein Marmor-Reliesbildniß de« verstorbenen Iustizmmisters und Proscssor» Glaser, welches dessen Wütwe durch Zumbusch aus ihre kosten anferligca ließ, durch Rector und Senat feierlich enthüllt. Sobald während der Rede des Rectors die Hülle de» Verewigten, der ein gelauster Jude war, fiel, marschirten einige zwanzig Louleur- studenten i» demonstrativem Hundetrab von dannen. * Die Zusammenkunft VeS König« Milan mit seiner Gemahlin Natalie in Wien beweist, daß eine Einigung zwischen de» Gatten nicht zu erzielen ist. trotzdem Gras Kalnoky sich eifrig dafür bemüht haben soll. Als der Zwist zwischen dem Könige und der Königin seinen Hvhepnncl er reichte. soll eS nur den persönlichen Be»uühungen de» Kaisers Franz Joseph gelungen sein, eine öffentliche Scheidung zu Verbindern, welche König Milan verlangte. Es wurde da mals. wie der „Standard" behauptet, ein moäun vivoncii sür fünf Jahre getroffen, allein die Königin habe diese Abmachung nun brechen wollen, indem sie die Erlaubniß verlangte, in irgend einer Stadt in Serbien leben zu dürfen, ak>er der König will nickt« davon wissen, doch scheint er auch diesmal insofern nachgcgebcn zu haben, als er nickt aus der Scheidung besieht, welche von der Ekupschtina ausgesprochen werben müßte. Es giebt Präcedenzfälte hierfür in dcr serbischen Ge schichte. Die Ehe von Milan'» Vorgänger auf dem Throne, des Fürste» Michael mit dcr Gräfin Julie von Huuyadi. wurde auf diese Weise gelöst und der Gründer de- Hause» Obreno witsch, Fürst Mtlosch. verbannte seine Gemahlin, Ljubitza auf vier Jahre. Die Verrätherei der Letzteren war der Anlag daß dieObrenowitsche verjagt wurden und dieKarageorgewili.b e zur Regierung gelangten. Ljubitza war ebenfalls eine energiftt e Dame, welche auf ihren Gemahl eifersüchtig war und »nt den Führern der Radikalen, Wutschitsch und Petronjewilsw, in Verbindung trat, um den Fürsten Milosch nbzusctze» u»d ihren Sohn auf den Tbron zu bringen. Nur spielten damals keine auswärtigen Einflüsse hinein, während Königin Natal e im Eiuverständniß mit Rußland nach dcr Regentschaft sür ihren Soh» gestrebt haben soll. Di« Königin soll eine große Partei in Serbien hinter sich haben. ' * AuS Brüssel wird dem .Reuter'schen Bureau" unter», 11. d. gemeldet: .Die neuesten Nachrichten vom oberen Congo, namentlich au- dem in der Obhut de« Majors Barttelol von der Stan ley'sch en Expedition zurück- gelassenen Lager in Uambunga, werden hier als de- ruhigend angesehen. Der Umstand, daß Mr. Jameson, einer der Gebilfen de» Major», in der Lage war. von Damdunga nach Kasongo, unweit Nyangoue, wo Tippu-Tib gö-semväriig weilt, zu reisen, um die Entsendung der zweiten Karawane, welche der arabische Häuptling nach Wadelai senden soll, zu betreiben, wird at» Anzeichen dafür betrachtet, daß >u der Region von Stanley-FallS die Sicherheit wiederhergestellt ist und die Araber in diesem District sich der Autorität Tipp». Tib » unterworfen haben, da sonst letzterer al» Gouverneur der Wasserfälle seinen Posten nicht verlassen haben würde, um sich nach Kasongo zu begeben Mr War», ein anderer Gehilfe de» Major» Barttelot, welcher die von Va» - bunga an da« Eomtt« der Emin-Entsotzexveditio» Depesch« nach p„ Küste bracht«, hält siw aeaenwirtia tn Vonia ans, wo er neue Träger wirbt, mil denen aesandle oärt
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