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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.05.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-05-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188805187
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880518
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880518
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-05
- Tag1888-05-18
- Monat1888-05
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.05.1888
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Zweite Beilage zum Leipziger Tageblatt und Anzeiger. ^ 1L». Freitag dm 18. Mai 1888. 82. Jahrgang. Prinz Heinrich von Preußen. Nachdruck »rrdetr». * vor einem Jahre, an seinem neunzigste» GcbultStage, verkündet« Kaiser Wilhelm in Gegenwart einer langen Reihe Von Fürstlichkeiten, wie sie ähnlich kaum zusammen gesehen »ordrn ist. die Verlobung seine» Enkel» Heinrich mit der Prinzessin Irene don Hessen. E» ist ihm von der Vorsehung nicht vergönnt worden, auch der Vermählung beizuwohnen. Dem Prinzen Heinrich und seinem Lebenswege wandte der verstorbene Kaiser stet» ein ganz besonderes Interesse zu. Der Gedanke der Eltern, ihren zweiten Sohn in die Marine «»treten zu lasten, war auch der de« Kaiser«, er sah im Prinzen Heinrich den Nachfolger de» Prinzen Adalbert, den künftigen Admiral der deutschen Flotte, die bestimmt war. die Gleichstellung Deutschland» mit den anderen Mächten auch zur See zu erringe». Die Traditionen de» Hobenzollernschen Hause» hatten dasselbe da» Meer nicht au» dem Auge verlieren lasten, seit der Adlerblick de» Großen Kurfürsten zuerst in einer werdenden Welt di« Ziele erkannte, welche seinen Nachfolgern erst erreichbar werden sollten; aber die Ungunst der Zeiten gestattet« keine Zersplitterung der Kraft und fast zweihundert Jahr« hat e» gedauert, ehe ein preußischer Pnnz an die Spitze einer vorläufig nur preußischen Flotte trat. Diese Erinnerungen hat zurrst unser heutiger Kaiser wieder auf genommen. Man kann sagen, dem Prinzen Heinrich war schon Vor seiner Geburt der künftige Beruf zugevacht, von Vater »ud Mutter. Nachdem 1859 Prinz Wilhelm geboren, sollte der nächste Sohn von Kindheit an für den Berus de» Pr uzen Adalbert erzogen werden. Zu jener Zeit, im Jahre 1860, «achten die Prüder der Kronprinzessin, der Prinz von Wale» und der Herzog von Evinburg, Reisen, wie vor ihnen ein Prinz von Geblüt schwerlich je zu unternehmen gewagt. Der Thronfolger wurde im Alter von neunzehn Jahren nach Amerika geschickt. Prinz Alfred mochte mit sechzehn Jahren sine Tour nach dem Eap al» Midshipma». Da» machte aus die Engländer daheim und in den Colonien einen tiefen Eindruck, aber auch in Potsdam. „Da- Wunderbarste von allem, wa» wir sahen — rief der Gouverneur Sir George Greh au» — war der Anblick einer Anzahl kräftiger bar füßiger Jungen, die bei Taqc-anbruch beim Waschen de» Deck» halsen, unter ihnen, Allen voran an Thäligkeit und Energie, der Sohn der Königin von England." „Der Besuch de» Prinzen Alfred — bemerkte der Attorney-General der Colonie — hat die Weiten de« OceanS aufgehoben und unsere Empfindungen dem alten Mutterlande wieder so nahe ge bracht, daß wir seine Klippen wirderzusehen glauben." Der Kronprinzessin von Preußen ging in der Seele die Ahnung auf, auch sie könnt« einst einen Sohn in dir Welt senden und di« Empfindungen der Deutschen tu der Ferne dem Mutter lande wieder nahe bringen. Prinz Heinrich wurde am 14. August 1862 zu Potsdam geboren. Der kaiserlichen Marine gehört er schon seit 1872 au. Am 14. August jene» Jahre», seinem zehnten Geburt», tage, wurde der Prinz vom Kaiser zum Seconde-Lieutenanl im 1. Garde-Regiment zu Fuß und zum Unter-Lieutenant zur See ernannt. Prinz Heinrich ist, Wir sein Bruder Wilhelm, unter den Augen de» preußischen Volke» erzogen; sic waren die ersten preußischen Prinzen, die sich neben dem Sohn de» schlichten Bürger« auf" die Schulbank setzten, um zu bethätigen, daß sie ln dem Weltkampse um Wissen und Tüchtigkeit aus jede» Lortheil verzichten, den ihnen ihre Geburt verlieh. Sie traten km Herbst 1874 in die öffentliche Schule zu Kassel «in. Prinz Wilhelm besuchte da» Gymnasium und bestand zu Anfang 1877 da» Examen zur Reife für dir Universität, worauf er in Bonn zwei Jahre stuvirte. Prinz Heinrich, der erst noch Privatunterricht in Kassel genossen, dann die Realschule bis Sekunda besucht hatte, wurde von den Eltern »ach Kiel be gleitet, wo seine Einführung in die Marine staltsanv. Bei derselben sprach der Chef der Admiralität, StaatSiuinister von Stosch, folgende Worte: „Se. königliche Hoheit Prinz Heinrich von Preußen ist da» erste Glied unsere» hohen Herrscherhauses, welche- seine militairischc Laufbahn in der Marine beginnt. E» gewährt mithin da» lebendige Zeugniß. daß unser hoher Kriegsherr die Marine der sieggekröuten und bewährten Armee ebenbürtig an die Seite zu setzen wünscht und daß auch wir eine starke Waffe für den großen Lauf de« Hause« Hobenzollern werden sollen. Ist die Armee in der Hand unsere» Fürsten da« Mittel der Einigung unsere» Vaterlandes geworden, so dürfen wir hoffen, allen Deutschen wie sie zu Millionen über die Erde zerstreut sind, die Pro ducte jener Einigung, die deutsche Kraft, lebendig und be lebend kund zu geben. Große Ziele werden un» damit ge steckt, aber auch große Pflichten auferlegt, und damit unserer Entwickelung die schönste Zukunft gezeigt." Hiera» knüpfte der Ehes der Admiralität den Dank der Marine an den Kron prinzen, welcher derselben seine» Sohn zugesübrt habe. Der Kronprinz erwiderte: Er übergebe den Soyn der jungen Marine mit dem vertrauen, daß derselbe zu ihrer Förverung beitragen und den Ruhm, den die Armee stet« erworben Wenn die Forderung an ihn heranträte, auch auf die Marine zu übertragen helfen würde. Im Jayre daraus trat der Prinz die erste große Seereise »n. Im Oktober 1878 kamen die Elter» wieder nach Kiel, »o die Eorvelte „Prinz Adalbert" vor Anker lag. An Bord empfahl der Kronprinz seinen Sohn der Obhut de» Capilain« Zu einer Verantwortlichen Stellung, die er einst in der deut schen Marine einnehmcn solle, habe ihn der Kaiser erwählt, und die Reise, die jetzt beginne, habe den Zweck, ihn zu einem tüchtigen, sich selbst vertrauenden Scemanne zu bilden. Der Later fügte die Hoffnung hinzu, daß sein Sohn da» vertrauen, welche» ihm dargebracht, im vollen Maße recht fertigen werde. „Bedenke stet«", ermahnte er ihn, „daß e» bei den Prinzen unsere« Hause» althergebrachter Brauch, gehorchen zu lernen, um später nach erlangter Beruf«tüchtigkeit befehlen iu können. Erweise Deinen Vorgesetzten Achtung und Ge horsam, liege treu und fleißig Deinen Pflichten ob und halte gute Kameradschaft mit D«lueu Alter«- und Studiengeuosse»" Mit dem Segen der Eltern zog der Sohn in dir Fern«. Zwei harte Schicksaleschläge trafen fast unmittelbar darau die kronprinzliche Familie. Im Dccember 1878 starb in Darmstadt die Großherzogin Alice, die Schwester der Krön Prinzessin von Preußen. Die Diphtheriti» raffle sie fort, nachdem sie ein Kind an derselben Krankheit verloren hatte. Der Großherzog, welcher von dem gleichen Ansalle noch nicht völlig wiederhergestellt war, blickte mit den Kindern dem .'eicbcnzuge von einem Fenster de» Schlosse» au- nach. Diese Kinder waren die Prinzessinnen Victoria, Elisabeth und Irene, nebst zwei jüngeren Prinzen. Irene war damals 12 Jahre alt. Sie hat den herbsten Schmerz, der em Kind treffen kann, im empfindlichsten Alter kennen gelernt. Kurz daraus starb der jüngere Bruder de» Prinzen Heinrich, Prinz Waldemar, ebenfalls an der Diphtheriti«. Die Mutter in ihrem untröstlichen Schmerze zittert« jetzt mehr al« zuvor für da» Leben ihre» „Heinz". Eie bat den Kaiser» ihr die Heimkehr de» Sohne» ru ge- tatten. Bewegt hörte er sie an und sprach: Vor Antritt der Reise hätte er die Gefahren nicht verhehlt, in di« der rinz geralhen könnte. E« wäre ihm Pflicht gewesen, die kutter aus dir lange Trennung zu verweisen. Doch hätte ie auf ihrem Entschlüsse verharrt, daß der Sohn die Reise antreten sollte; und nun, fügte er hinzu, da er ihr alle» vorhergrsagt, könnte er ihr den Wunsch nicht erfüllen, die Heimkehr de» Sohne» nicht gestatten. Der Prinz sei im Dienst, zu jener Uebu»g«reise beordert, und dieselbe müßte beendet werden. Al» Mensch und al» Großvater de« Prinzen schmerze e« ihm tief, daß er al- Kaiser die Bitte verweigern müßte. Im September 1880 kehrte der Prinz au» den ostasiatische« Gewässern zurück. In Kiel wurde er von den Eltern er wartet. E» gab nach mehrjähriger Trennung eine Freude de» Wiedersehen«, die jeder Beschreibung spottet. Am zweiten Tage, nachdem der Prinz die Corvetle verlassen, die ihn glück lich durch die entferntesten Meere der Erde getragen, bestand er die erste Seeofficiersprüfung. E» folgte nun noch ein ein jähriger wissenschaftlicher CursuS aus der Marineschule, mit welchem dann die gesammte AnSbilkungsperiode adschloß. Eine zweite Reise füllte die Jahre 1882 di» 1884 au«. Die Anerkennung des kaiserlichenHcrrn ernannte ihn zum Lieutenant, später zum Eorvetten-Capitain und Führer der zweiten Compagnie der ersten Matrosen-Division. Al» der Prinz von seiner zweiten Reise zurückkehrte, gab e» bald darauf zwei Hochzeiten in Darmstadt. Prinzessin Victoria von Hessen beiralhete den Prinzen Ludwig von Battenberg und ihre Schwester Elisabeth den Großfürsten Sergius von Rußland. Prinz Heinrich Lohnte der Vermählung de» ersteren Paare» bei. Dort reiste in ihm der Entschluß, die Prinzessin Irene einst al» Gattin hrimzusühren. Am neunzigsten Geburtstage Kaiser Wilhelm« wurde die Verlobung verkündet. Da» Glück der Verlobten hat durch die Krankbeit de» Vater» de» Prinzen eine schwere Trübung erfahren. Möge der freudige Strahl guter Hoffnung, der den VermählungStag beleuchtet, dem jungen Paare Glück für ihr Leben bedeuten. Heil und Segen diesem Bunde! Vermischtes. — Berlin, 18. Mai. Um die Beziehungen zwischen den mit der königlichen technischen Hochschule ver bundenen Anstalten, der mechanisch-technischen ver» suchS-Anstalt und der Pr üsungSstation für Bau materialien, sowie der mit der königlichen Bergakademie verbundenen chemisch-technischen Versuchsanstalt in zweckmäßiger Weise zu vermitteln und die Einheit in der Tbätigkeit derselben ausrecht zu erhalten, ist bekanntlich eine au» Vertretern de« Ministerium» für Handel und Gewerbe, de» Ministerium« für die öffentlichen Arbeiten und de« CultuSministcrium« bestehende Commrssion eingesetzt, welche für den Zusammenhang in der Thäligkeit der Anstalten Sorge zu tragen, die Versuchsarbeiten einer jede» und die dabei zu verfolgenden wissenschaftlichen und technischen Zwecke zu überwachen, die aus Grund dieser lieber- wachuna erforderlich scheinenden Anordnungen bezüglich der Handhabung der Versuchsarbeiten und der Geschäfte zu treffen und diejenigen Aufträge, welche von Staatsbehörden an die Versuchsstellen gehen, denselben zu vermitteln brzw. die PrüsungSresullate de» Behörden zuzustcllen hat. Wie wir nun au» einem vom Handelsministerium verschiedenen wirlh- schastlichen Bereinigungen zugestellten Erlaß Uber die Vor schriften für die Benutzung der technische» Versuchsanstalten ersehen, wird diese Commission, um die Tbätigkeit der An stalten in lebendiger Beziehung mit dem praktischen Leben zu erhalten, von Zeit zu Zeit eine Conserenz vo» Sachverständigen au« den Kreisen der Industriellen und Techniker beruse» und in Gemeinschaft mit denselben bcrathen, in wie weit die An stalten nach ihren bisherigen Leistungen den gestellten Ausgaben genügen oder welche Wege zur vollständigen Lösung der letzteren rinzuschlagen sind. — Nach dem statistischen Jahrbuch e de« deutschen i-raelitischen Gemeindebunde« aiebt die .Schlesische Zeitung* einen Auszug, worau« hervorgcbt, daß in der Zähl- Periode 188V—85 die jüdische Bevölkerung Preußen» um einige Brnchtheile an Procenten abgciiominen Hai. Am 1. December 1885 wurden im preußische» Staate 366 543 Juden gezählt, da« sind 1.29 Proc. der Gesammtbevölkerung, während 1889 die -83 790 Juden 1.33 Proc. der gejammten Bevölkerung auSmachtcn. Währenv die ort-anwesende Be völkerung Preußens überhaupt vom 1. Dccember 1880 bis eben dahin >885 um 1 039 359 Köpfe oder 3,81 Proc. stieg, trat bei der jüdische» Bevölkerung nur eine Zunahme von 2753 Personen oder 0,76 Proc. ein. Die Vermehrung fällt «»»schließlich aus de» Stadtkreis Berlin mit 10 406, die Pro vinzen Sachsen, Schleswig - Holstein, Hannover, Westfale», Hesse»-Nassau und Rheinland mit zusammen 4545 Kopse»; alle übrigen Provinzen de» Staates haben (wohl zumeist in Folge der Ausweisungen ausländischer Juden) eine Abnabme zu verzeichnen, darunter Schlesien eine solche von 1201 Personen oder 2.09 Procent. Auch in der Pro vinz Posen, wo der Procentsatz der Mischen Bevölkerung be deutend höher ist al« in Schlesien (1885 2.96 Proc., 1880 3,32 Proc), ist eine beträchtliche Avnahine eingetreten. Während 1880 in dem genannten LandeStheile 58 609 Personen jüdischen Bekenntnisse» ermittelt wurden, betrug die Zahl derselben 1885 nur 50 888, wa« einer Verminderung um 10,15 Proc. ent spricht. Städle, welche mehr al- 10 000 Einwohner jüdischen Glauben- hatten, waren im preußischen Staate nur 3 vor-»Farben: Roth, Blau und Weiß. Rothe oder blau« Anker aus weißem Fond oder eine umgkk.'hcte Farbensolge des Muster« beleben di- Streifen. — Als Garnitur der Waschkleider dient l» erster Linie di> sich m > dem Stoff leibst bietende Bordüre und em beliebig au», zudehuendcr Schleiftnvutz auS Bänder» in der zum Kleid« passenden Farbe. Einsachere Stressen und Pleinmuster gestatten de» reicheren Ausputz nul w ißer oder rrrufarbener Spachtelstickerei, die, kräftiger al» Spitzensloffe, eine bevorzugte Verwendung finden. An den leichteren ä jour-Stoffe» in Batist- und Gazcgcweben, welche, dem benschenden Geschmack salzend, säst nur in Ltreiftumustern sabricirt werben, giebt man den trichteren Tüllftickercie» den Vorzug. Einmy Heine. Ette»»« Dolet. Ei» französische« Lharaktrrbtld au« dem 16. Jahrhundert. * Der Pariser vemeinberath wird nächsten« dem im August 1546 nach achtsehnmonatiger Besang, ilkiM in der Concwrgerie aus dein Scheiterhaufen geendeten berühmten sran- Mich» Buchdrucker, Dichter, Redner und Humanisten Ltirnne Dolet ein Denkmal in Gestalt einer Statue auf dem Maubert- Platze setzen lasten. Dasselbe ist entworfen von den Herren Guilbert und Blondel, und seine Enthüllung ist für den 3. August, de» Sterbrtag, tu Aussicht genommen. Die Geschichte Dolet't ist höchst lehrreich und chaiakierifirt da» Lebe» und die Ansichten der Fron- zoten i» jener Zeit überaus lebhaft. Es dürste daher den Lesern nicht unwillkommen sein, hier in Kürze das Wichtigste und In teressanteste daraus mitzuthetle». Dolet zeigte schon in früher Jugend großes Interesse sür dl« Typographie. Mit Energie und Ausdauer gab er sich dem von ihm freiwillig erwählte» Berus hin. Nach überstandener Lehrzeit begann er ansängltch in Pari», später In Padua zu studiren, um dem französischen Gesandte» z» Venedig, Lauzcac, als Secretoir beigegebe» zu werden. Spuler begab er sich nach Toulouse, um die Rechte zu studiren. Vier unablüisig sich dem Studium bingebend, dabei literarisch thätig, die Einen mit Lob überhäufend, die Anderen ohne Maß angrelscnd »nd zerfleischend, immer anareiftnd, immer angegriffen; von den Eine» aus da» Arußeste geliebt, von den Anderen bis zur Wuth gehaßt; gelehrter als seine Zeitgenossen; Übrigen- stolz, verachtend. raäiiüMlig und unruhig. Kein Wunder, daß ihm immer zahlreichere Gegner entstände»; sie unterließen auch kein Mittel, sich ihre« durch unssassendeo Wissen gefährlichen Toncurrenten zu entledigen. Dolet wurde in» Gssängniß geworfen, au» dem ihn Bischof PtnnS später wieder befreite. Doch seine Feinde ruhten nicht, stellten ihm nach dem Leben, indem sie Mörder mietheten und versolgtcn th» mit schmutzigen, beleidigenden Flugschristen. Auch ließ man aus c nein Scharsntbiklkarren ein Schwein durch die Straßen Toulon» führen, dem cin Zettel mit dem Namen Dolet angehängt wurde. Durch Parlanieiii-besehl wurde ihm die Stadl verwiesen und ihm verboten, sic jemals wieder zu betreten. — Dolet verließ Toulon und bemühte ji-t, nun um das Privilegium, sein berühmte» Werk, die Tvmmen- tarc zur lateinischen Sprache, drucken lassen zu dürft». ES gelang ihm auch, dasselbe nach vielen und langwierigen Berhand- lungcil zu er halte«. . Er ging nach Lyon, um Sebastian Gryve, dessen wisscuschostlich: und typographische Kenntnisse ihm genau be» könnt waren, diese uugehuire Arbeit z» übergeben, «ine Arbeit, welcher er 16 Jahre seines Lebens geopsert hatte. Doch da» Werk wurde beim Erscheinen der Gegenstand neuer Angriffe. ES ent- sesjelte einen heftigen Streit zwischen Licrreniancrn und Anti- lingen auS irgendeinem Gruudc verh-.ht geweirn zu seln. und und der Maler Compaing laßt« den Entschluß, ihn »» »ödlcn. Dolet erfuhr dies und traf Vorsichtsmaßregeln. E» gelang ihm, Hand«», Berlin mit 61 355, BreSlau mit 17 655 und Frankfurt a. M. mit 15 554; kann folgen Pose» mit 8719, Köln mit 5309, Königsberg i. Pr. mit 4155, Hannover mil 3627, Danzig mit 2837, Stettin mit 2501, Beuthen O/S mit 2290 jüdischen Einwohnern. Nach dein statistischen Jahrbuch verthcilte sich die gesammte jüdische Bevölkerung oe» preußische» Staates 1887 aus 1282 Synagogen; davon siele» IN ans Schlesien und 126 aus Pose». Die meisten Synagogriiqeineinden zählten die Regierungsbezirke Kassel mit >68 und Wiesbaden mit 97, die wenigsten Stralsund und Hohenzollrrn mit je », Merseburg mit 4 und Erfurt mit 7. --- München, 13. Mai. In der hiesigen berühmten Glasmalerei von Karl de BouchL sind augenblicklich vier Kirchenfenster in Arbeit, welche Kaiser Wilhelm und Kaiser Friedrich al» rin Geschenk für Potsdam bestellt haben. Dir vortrefflich gelungenen Werke werden bald ganz vollendet sein und sollen, ohne ausgestellt zu werden, sogleich nach Norddeulschland abgehen. ----- Prag, 14. Mai. Am 17. Mai werden 40 Jahre abgelaufen sein seit dem Tage, an dem Herr Iosehh Walter in die Redaktion der „Bohemia" eingetrcten ist, der er seither ununterbrochen seit vielen Jahren alS Leiter angehöikt«. Er stand mit seinem Namen zwar nicht i»> Vordergründe der politischen und nationalen Bewegung in Böhme», wohl aber mit seinem selbstlosen Wirken. Die ganze deutsch-österreichische Journalistik und auch die gegne rische, soweit sie nicht durch Fanatismus von edleren Ge sinnungen abgeschlossen ist, verehrt in ihm da» Muster eincS ehrenwerthcn Publicisten. ----- Kopenhagen, 14. Mai. Die Eröffnung der gr oßen nordischen Ausstellung wird am 18. dss. im Beisein de» Königs, der Königin und der übrigen königlichen Familie statt- finben. DaS deutsche AuSstcllungScomit» besteht a»S den Herren: Geh. OberregierungSrath K. LüverS al» Vorsitzender, Dircctor der UnterrichiSanstalt im königlich preußischen Kunst gewerbemuseum Ernst Ewald- Direckor de« königlich sächsische» Kunstgewerbemuseums Pros Grass in Dresden; Erster Dircctor im königlich prcußl'cheu Kunstgewerbemuseum zu Berlin C- Grunow; Direckor im großherzoglich badischen Kunstgewerbemuseum Pros. Götz in Karlsruhe; Direclor des bayerische» Kunstgewerbemuseums Prof. v. Cramer in Nürn berg und Direktor der bayerische» Kunstgewerbeschule Pros. E. Lange in München; Commerzienralh Lneg in Düsseldorf; Architekt und Lehrer beim königlich preußischen Kunstgewerbe museum in Berlin Prof. Schiss; königlich preußischer Le- galionSralh in Kopenhagen vi. «lübel und Architekt Ihne in Berlin. — Petersburg, t3. Mai. Dem .Daily Chronicle* zu folge hat sich in einet» Erziehungs-Institute sür Waisen zu Gatschina ei» .sehr unatigcnehmer" Zwischen fall ereignet. Zni» Direktor de» Instituts war nämlich jüngst "cneral Zeeben ernannt, allein derselbe scheint de» Zög so beschlossen sie. ihn gründlich durchzuprügeln, waS denn auch geschehen sei. Die Polizei habe cinschrctlcn müssen, da die Zöglinge nihilistischer Bestrebungen verdächtig seien. --» Zn Mexiko ist in vergangener Wock« wieder ein Eisenbahnzug auSgeraubt worden. Die Räuber hatten MaSken vor dem Gesicht und bestiegen den Zug bei Argua- zarca» Der Zugführer und der Heizer wurden ermo.det. Der Erlös dcS RaubcS war nur sehr gering und belief sich aus 139 Dollar. Die Behörden haben den Räubern scsort Nachsehen lassen und mehrere Personen, darunter zwei mexi konische Zollbeamten, sind aus Verdacht hin in Hast genommen worden. — Ermuthigend. „Glaubst Du wirklich, daß ick mir die Liebe diese« reinen, unenlweihtcn, jungfräulichen Herzen» erringen werde? — „Nun warum denn nicht? Weshalb sollte Dir nicht glücken, wa» schon so vielen vor Dir gelungen ist!" --- Die Mode. Die allgemeine Einfachheit in der Form der Toilette bietet augenblicklich so wenig Gelegenheit zu Extravaganzen, daß sich die allzeit rege Phantasie unserer Modisten aus die ge- tvagiesten Farbenzusammensiellungen verlegen muß, um Originelle» zu schaffe», und dabei verhilsl sie in der That mancher scheinbar aiispruchsloseu Nuance »u den glänzendsten Erfolgen Al« die am meisten variirte Farbe ist ein helle» Grün zu bezeichnen, da« in dem Ton und der Form knospender Linde»- und junger Lpheublätier, mit einem Dutzend brauner befrackter Maikäser aus den Stiele» und Blättern, als Houptschwuck dient. Die Kleiderstoffe werden in dem gedämpften Myrten- oder Schlnngengrü» bevorzugt und mit einem andersartigen kupsersarbigcn Gewebe im Streifenmuster verbunden. Ein Gelb mit grünlichen Reflexen hat sich unter einem die Zola'jche Schule kennzeichnenden sranzösischen Namen eingesührt, bei dessen Wahl der vielgerühmte sein« Ton unserer Nachbarn jenseits de» Rheins arg Schiffbrnch gelitten hat und den zu wiederholen der Anstand verbietet Trotz der sür krästige Irische Farben so geeigneten Zeit finden die grauen Stoffe eine lebhafte Nachfrage, um mit changirten und zugleich gestreuten Seidcngeweben i» contrastircnden Farben zu Promenadenloilelten verwendet zu werden Die sehr verschiedenartig gemusterten Bordurenkteidcr bringen außer den bereits erwähnten Dessins neuerdings, und zwar i» den bessere» Geweben» ein Genre zur Geltung, das gar zu sehr den Verzierungen an den veralteten Aaqrnpotstern gleicht, um au! den Vorzug, als Kltidervrrzieruiig zu gelten, Anspruch erbeben zu dürft». Daß auch di« Waschkleider von der vortheilhaslen Verzierung ausschmückender Bordüren prositiren würden, lag wohl zu nahe, ui» jetzt bei ihrem Erscheinen davon überrascht zu werden. Sehr hübsch wirken dunkelblaue Zephyrgeweb« mit ecrusarbener Bordüre, zu gleichen, in beiden Farben vertikal gestreiften Unterkleidern, oder inan arrangirt diese letzteren mit Ueberkletdern auS ecrnfaibenem Stoff mit blauer Bordüre. Die Lerschicdenartiakeil dieser leichten Eommerioftetten wird durch reichen Wechsel in Farben und Mustern wesentlich unter stützt. So wenig wir selbst an de» Erfolg der etwas vmlaulen Earreaux-Delsin« glaube», so läßt sich doch da» Bestechende ihrer Farben, durch coatrastirende kräftige Linie» belebt, acht bestreite». Di« Zusammenstellung von Dunkelblau mit Kuvserfarde und Weiß, sowie Blau mit Ecru, von rothe» Linien durchkreuzt, vermittelt die hübschesten Resultate, zumal durch dir Mitwirkung des einsarblgen Glosse« die Unruhe der sich verwirrenden Larreaux günstig beeinflußt wird. Ein krästiaere«, dicllortige-, aber dabei sehr weiche« Gewebe ist unter dem Namen baumwollener Flanell eingesührt und dürste mit seinen lebhafte, Hellen Streifenmuster» besonder« sür Morgenkleider oder Kindertoiletten zu empfehlen sein. Für den Ansenlhalt an der See werden wirklich« Flanelle l» breitgeftreisten Mustern bevorzugt bleiben und zwar in den sür diesen Zweck obligatorisch gewordenen den Maler umzubrüigen, der ihm den Tod bereiten wollte. Er verließ Lyon, da« seine« Bleibens nicht mehr war. Im Jahre 1537 wurde ihm durch Franz I. völlige Begnadigung z» The». In wie großer Gunst Dolet bei dem Könige stand, beweist, daß ihm derselbe jolgcndeS Privilegium ectheilte: „Zehn Jahre lang alle von Dolet geschriebene» uud üoerietzien Bücher und andere Werke ma- dcrner und antiftr Schriftsteller, nachdem er sie gehörig und ge- dührend durchgesehe», verbessert, mit Illustrationen oder Anmerkungen verse!)en, sei es in Form von Interpretationen, Scholien oder andere» Erläuterungen, in lateinischer, gliechischcr, italienischer wie in sranzösischrr Sprache drucken und drucken lassen zu dürft»." Dolet glaubt« i» größter Sicherheit nach Lyon znrückkehren zu könne». Doch trotz des SckutzcS, den ihm Franz I. gewährte, ward er gleich »ach seiner Ankunft dort in« Gesängniß geworfen. Hieraus wurde er erst bestell, nachdem er mehrere Gesuche i» Versen und Prosa an den Cardinal Dourno» gerichtet hatte. Dolet machte nun van dem Privilegium, welche« ihn, der König ertheilt batte, Gebrauch. In einem offenen Briese sagt er: „Ich werde mit allen meine» Kräfte» die literarilchen Neichthiimer vermehren, und ich bi» entichlosse», die geheiligte» Manen der Alte» durch gewissenhaften Druck ibrer Werke an mich zu knüpft» und meine Arbeit und meinen Kuuststeiß zugleich den Schriften der Zeitgenossen ziizuwenden. Aber wie ich die Meister werke bcw lllommnen werde, so werde ich die jchlecht » Schriften seile, und niedriger Scribler, welche die Schande ihres Jahrhundert- sind, mit Verachtung zurückweiftn." — Im Jahre 15Ü9 begann Dolet zu drucken. Ohne Rast widmete er sich der Sorge sür seine Druckerei. Seine Bücher tragen als Zeichen ein Beil oder eine Art Axt ohne Stiel, von einer Hand in de» Wolken gehalten und gegen einen knorrige» Baumstamm gerichtet, mit einer Aufschrift, welche aus den französischen Büchern in Ueberjetzung lautet: „Bewahre mich, Herr, vor den Berleumdungen der Menschen"; aus den lateinischen: „Härter ist der erprobte» als der unbekannten Tugend Stellung." Da entbrannte der Streit der L>c«ronio«er von Neuem und zwar heftiger als zuvor. Eine Schmähschrift von SabinuS suchte ihn ver- haßt zu machen und zu reize». Dolet antwortete aus dieselbe mit großer Bitterkeit. Doch seine Feinde ruhte» nicht. Sie griffen ihn im Dunkeln an. »nd zwar unter dem Vorwände, daß er von der Ketzerei angesteckte Bücher drucke. Das hals. Dolet wurde 1542 als Gesäuge,rer nach der Tonciergerte in Pari« gebracht, au« welcher er erst nach sunszehnmouatiger Haft durch vaS Einschreiten des B ichois Duchatel befreit wurde. Dennoch wurden 13 von Dolet gevruckie Werke, worunter mehrere von ihm verfaßte, verurtheilr »nd verbrannt. Stark in ieiueni Gewisse» und der Gesahreu spottend, kehrte er nach Lyon zurück. Anfang« Januar 1544 wurde er aufs Neue verhaftet, unter der Anklage, gesetzlich verbotene Bücher verbreitet zu habe». Er behauptet« seine Unschuld und im Vertrauen aus seine Begnadigung kehrte er heimlich zu seiner Familie zurück. Aber der Haß, den er sich zugczoqen, war nicht eingeschlaseu. Seine Handlungen wurden beobachtet und seine Schriften durchsacht. A» die Heber- letzung eines Platon'jchen Dialogs letzte man den Hebel an. Mau denuucirte eine Wendung, wo Dolet, um den Gedanken Platva« schärfer auszudrücke», übersetzt hatte: „Nach dem Tode wirst Du gai nicht« sein", statt: „Nach dem Tod« wirst Du nicht sein!" Do rt wurde verhaftet und wieder in die Touciergerie gebracht. — A» 4. November 1544 trat die theologische Facnftät von Paris zu sammen und erklärte die Ucbersetzuag „Nach dem Tode w rft D» gar nicht- sein!" sür ketzerisch, -sie ward der Eensur uateibre iei welche sie für schlecht und gegen den Sinn Plato»'« erklärte. Aut diese Entscheidung hin wurde Dolet später sür schuldig und ülxr wiese» erklärt, ein rückfälliger Gottesleugner z» sein. Am 3. August 1546 bestieg er da« Schafft», auf dem er unter heißem Gebet u»d in Gegenwart einer »ngeheuren Menscheumeuge den Flammen- tod erlitt. vrü»»2« sr«ol»1vir«vt,r iTsuüstrsn: Okttir de8oaäei-8 empkvtüe EAvIeAVILlLSltsIiAutV in vmküngsn UNIÜ ZaquvIRvs.
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