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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.05.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-05-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188805230
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880523
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880523
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-05
- Tag1888-05-23
- Monat1888-05
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.05.1888
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»l« Beamte» anzustellen. Die Letzte«» würdn» dann nicht nn- mittelbar», sondern mittelbare Reich»d»amten sein, wie etwa die Beamten io Elsaß-Lothringen. Zu diesem Behuse wird, wie verlautet, eine kaiserliche Verordnung au-gearbeitct, welche die Bestimmungen de» Reich-beamtengesctze» auch aus diese Beamten in den genannten Schutzgebiete» anwendet. — Wie weiter gemeldet wird, hat nunmehr der AussicktSralh der Tüdwestasrikanischen Gesellschaft die Ermächtigung zur Anstellung eine» Arzte» sllr da» Schutzgebiet «rlhcilt. — Der Commissar de» Au-wärliqen Amte» hat den Erlaß einer Verordnung in Aussicht gestellt, welcher die Regelung «er Grundeigenthum-verhältnisse in dem genannten Schutzgebiet bezweckt. Line solche Verordnung hat sich im Hinblick aus die kaiserliche Verordnung, betreffend da» Berg regal». al» erforderlich erwiesen. Die vorerwähnten gcsetz- geoenschen Acte sind beide in Vorbereitung begriffen und dürsten in Bälde zum Abschluß gelangt sein. Militärisches. * lieber die bevorstehenden russischen Truppen» Manöver wird gemeldet: Gemäß d» Anordnung sllr die diesjährigen Eommerübnng-n werde» in allen Milttairbezirkeu Bereinigungen voa Truppen zu gemetasame» Uebuaae» in 1b oerlchiedenen Lagern statlfiuden. Selbst, ständige Uebunge» gräßerer Reitermassen finden an 1s Punkten deS eueo- päischen Rußland« statt, imd zwar im Militärbezirk St. Petcr^urg sll Wilna (4). Warschau (4). Odessa und Charkow (je 2) und Möl kau sl). Auch fiaden tu diesem Jahre in allen Kolakenhceren drei wöchig« Uebonqra der R gimenter zweiten (Kriegs.) AusgebolS statt. Die grob«» -aisermauöver im Südwcstca Rußland- sind in der Orbke nicht miterwähat; dagegen sünsiägige graste Herbl'tiibungen i» der Gegead voa St. Petersburg, ap denen 67 Bataillone, 14 adrone» mit 124 Beschützen theilnehnien. und solche bei der »> Jwangorod (Militärbezirk Warst,»») ia der Stärke von 63 aillonen, 74 Schwadronen mit 174 Beschütze». In der O.dre wird besonders dervorgehobe», daß während der Lagerübungen au-- schliestlich die kriegsmäßige Ausbildung der Truppen im Auge zn be- halte» sei. Alle- andere sei verlorene Zeit. Die Fußtruppea sollen varzug-- weise i» der Abwehr großer Reitermassen geübt und letztere soweit irgend inä.'.lich in den verschiedenen Lagern zeuweliq unter gemeinsamer Führung vereinigt werden. ES wird uierbei bemerkt, daF du- in den Militairbezirken Moskau und Kasan schwer durlbziisührcn >ein würde mangels genügender Rerterei. Die Fußtrupsen sollen außer» dem l» Rachlgefechten und in Angriff und Berthe d gu»g von F-ld- werkea üben. Die Reiterei soll namentlich die BervoUkon»n.>ung in de» Angriffen aus die Fußtruppeu im Auge haben, sich auch im Schwimmen — wa« bisher im Allgemeinen in der ru'sifchen Arme« nicht üblich war — and im Ucversetzen über Flüsse üben. Be- zeichueud ist. daß diese» Jahr die Uebongeu der Reiterei im Schieße» wie tm sonstigen Infauteriedienste nicht besonder« hervor» aedobea find. Für die Artillerie ist die Zahl der scharfen Geschosse für die Schießübungen vermehrt worden. Sie soll beim Gefechts schießen hauptiächlrch da- Feuer größerer vereinigter Battceie» im Auge haben. Auch die schnelle Zurücklegung größerer Entsernungen soll Beqenftand der Hebungen sein. Um die Truppen m der Leitung ürS LrotnS zu üben, sollen au den großen Hcrbstübunqen krieg«- müßig bespannte Trainnbthcilungen theilnehmen, wa- bisher noch nicht der Fall war. Ausana September, nach Beendigung der Hrrbstübungru» ersolgt die Entlassung de« ältesten Mannschaft-- : : irgange«. Altes Theater. Leipzig, 22. Mai. Wer dir Geschichte de» deutschen Lustspiel« schreibt, der wird bei dem Erscheinen von Freylag'S „.Journalisten" mit demselben Behagen, mit derselben warmen Liebe verweilen, wie bei der „Minna von Barnbelm" Lcssiag'». Man kann Laube, der sich gerade in der Bcurtheilung von Bühnenstücken so oft geirrt und MindcrwerthigeS aus den Schild gehoben hat. Recht geben, wenn er diese» Lustspiel al» LaS Bedeutendste der Neuzeit hinstclll. In diesen „Journalisten" vereinigt sich Alle», wa- der Aesthekiker vom „Lustspiel" ver langen kann. Sorgsame, lebensvolle Charaktcrzeichnung, wahre Motivirung der Handlung, ein geistreicher, witziger Dialog und danrben auch eine glückliche Komik, die drastisch gefärbt ist. ohne au» dem Rahmen be» eigentlichen Lustspiel- heraus- zuirrten. Wir denke» dabei an die köstlichen P rpenbnnk-Scenen. Sobald der Schauspieler in ihnen nicht übertreibt, bleibt d. S Stück trotz diese» sattfarbigen Genrebildes durchaus „schwank- und poffenrein". Dazu kommt da» immer acluell d.eibend« Interesse de- Wahlkampfe». Die Lüftung der surchtbarrn RebactionSgebeimnisse. bis herab zur großen See- schlange, — e- ist kein Wunder, wenn diese- Stück, wie alle« Echte der Nachwelt unverlvren bleibt. Frcytag hatte einen glücklichen Griff damit gethan, und e» wäre die Frage, ob er nitt eine», zweiten Lustspiel, von dem ja seit Jahren periodisch gefabelt wird, gleiche Erfolg« errungen hätte. In der gestrigen Vorstellung im Alten Hause spielte Herr Friedrich Mitterwurzer den Konrad Bolz, jenen liebens würdigsten aller Rebactcure, in welchem der Journalismus eine wahre Apotheose- feiert. Herr Mitterwurzer deckte die Gestalt vollkommen, und reihte sich damit dem Bolz Son- tag'» und Sonnenthal'S, die wir zuletzt in dieser Rolle sahen, ebenbürtig an. Der kecke, unüberwindliche Humor, mit dem der Dichter diese LieblingSsigur seine» Stücke» ausgerüstet hat. wurde von Herrn Mitterwurzer in feinsinniger Weise wieder- gegebcn, und in allen Scenen trat dieser Bolz mit seinem glück lichen, elastischen Temperament gewinnend in den Vordergrund. Die Ironie ohne Bitterkeit, die in diesem Helden der Fever zuweilen ausblitzt, tras Mitterwurzer ebenso ausgezeichnet, wie die Melancholie, die ih» bei der Erinnerung an die goldene Jugendzeit überschleicht. ES war daS die Melancholie, die augenblick-weise die.Minder der Welt" überschleicht, wenn sie ler „alten Burschenherrlichkeit" oder der grünen Linde vor ihrem Baterhause gedenken. Ein salyrischer Gedankenblitz scheucht sie wieder fort, wie einen Vogel, der sich verflogen hat. Mitterwurzer hat den Grundlon der Rolle meisterlich getroffen: da» .gute Herz", da» dem Manne am sausenden Webstuhl der Zeit nicht verloren gegangen ist, und da« er nur scheinbar zuwellen verleugnen will, süblle man in alle» Auf tritten wohlthucnd hindurch. Vortrefflich waren die Scenen mit Piepenbrink und mit der Adelheid Runeck auSgrarbeitet. Auch im .Allerheiligsten-, in der Redaktion der „Union", gefiel der Darsteller durch da» heitere, weltgewandte Auf treten. ES war eine Leistung, der man seine vollste Zu stimmung erlheilen konnte. In der Rolle der Adelheid Runeck. eine der liebens würdigsten Frauengestalten, welche die deutsche Lusispielliteratur auszuweisen bat. zastirte Frl. Elisabeth Greve auS Würz burg. Frl. Greve ist eine anmuthigc Erscheinung mit einem sein geschnittenen Gesicht, und einem sympathischen Organ. Der Rolle der Adelheid war sie freilich noch nicht gewachsen. Dazu gehört ein srelrrr» Spiel und eine gewandtere Eon- versation, al- die junge Dame vorläufig ihr eigen nennt. Al» wirksam ist schon von srühcrher der Bellmau» de» Herr» Hänsele» und da» Ehepaar Piepenbrink de» Herrn Mütter und der Frau Baumeister bekannt, obwohl letztere un» für den Charakter de» Freytag'schen Lustspiel- etwa» zu stark aufzutragrn scheinen. Der Oberst de» Herrn Treutler hat zu wenig militairifche Haltung. Auch die Jda der Frl. Politz war zu fardlo«. Im Uevrigen ist wohl eine neue Besetzung nicht riogetrete». Hermann Pilz. MulUr. Neues Theater. Leipzig, 22. Mai. Die Sommerzeit beginnt und bringt unserem Theater jene unruhige alljährlich wieder« tehrmd« Periode zurück, in welcher unsere in die Ferien gehenden Sänger durch fremde gastirenve Künstler ersetzt werden müssen, eia Nothbehrls. den jeder Verständige gern durch Theaterserien beseitigt sähe. Hoffentlich wird diese brennende Frag« tm Interesse unserer Kunst und unserer Künstler bald einmal zu allseitiger Befriedigung beantwortet. Der erste Gdst. der für den verreisten Herrn Perron eintretr» sollte, wgf Herr Arthur Voigt au« Weimar. Die Stellung de» Sänger» war die schwerste, denn unser gewohnter Lothario singt gerade diese Partie ganz herrlich, za unübertrefflich, auch ein berühmter Gast hätte un« diese Tbatsache nicht ver gessen machen können. Herr Voigt schloß sich schauspielerisch und namentlich sogar rein äuge,lick» genau der Auffassung de» Herrn Perron an, gesanglich bot er Tüchtige», nur war seine Tongebung nicht aus die gewaltigen Raume unsere- Thcater» berechnet und offenbar im Hinblick aus kleinere Raumverhälluiss« zugeschnitlen. Herr Voigt hätte diel energischer au» sich herausgehen müssen. Doch war da- Ge botene de- freundlichen Beijall- würdig, die Stimme klingt nobel und erinnert lebhaft an unseren früheren Bassisten Herrn Jost, der sich später in Dresden so sehr in die Gunst de« Publicum» hiaeingesungen hatte. Sehr anzuerkenne» ist die intelligente Art. mit der sich Herr Voigt unserem Ensemble einsügte, so daß man kaum merkte, daß er uns eia Fremder sei. Fräul. Nothauser'» Mignon erregt immer tiefere- Interesse, welche» die wahrhaft köstlich-wundervoll einheitliche Leistung vollauf verdient. Frau Baumanu'S Gesang zeigte wiekcr blitzende und blendende Vorzüge, die jede- Bedenken darüber, daß man die Philine schauspielerisch sich ander- denken müsse, verstummen machten. Mit hohem Lobe ist auch der Herren Hedmonbt und Grengg zu gedenken, während der LaerteS de- Herrn Goldberg jugendlicher, elastischer und der Baro» Friedrich de» Herrn Marion eleganter ausgefaßt sein müßte. Dein Ballet gcdührl eine auSzeichnenve Anerkennung, ebenso dem Chor, der sehr frisch und rein sang. DaS Orchester aber war über alle» Lob erhaben, wer spielt der braven Schaar beispielsweise die Ouverlure und ba» reizende Zwischenspiel vor dem 2. Acte in gleicher Feinheit und Süßigkeit nach? Leiter deS Ganzen war Herr Capellmeister Nikisch. Der Beifall war oft stürmisch und folgte namentlich den Arien der grau Baumann und de» Fräulein Rothauser auch Herr Hevmondl wurde mehrmals gcrusen. Für Fräulein Rolhauser'S feinsten, künstlerische» Tact spricht c«, baß sie sich durch den großen ihrem ersten Liede folgenden Beifall nicht au» der Rolle bringen ließ und kein Zeichen de- DankeS machte, weiches die Illusion zerstört hätte. M. Krause. * Albert Lortzing'S bekannte reizende Oper ,^ver Wildschütz", welche einige Jahre hindurch an unserem Stadtlheater nicht mehr zur Ausführung kam, wird gegen wärtig neu einstudirt. Die erste Wiederaussührung de» „Wildschütz" findet bereit» am kommenden Sonntag statt. * Die Dresdner Opernschule Götze-Kotzeboe hat Inblrec« lm Kroll'jche» Theater eine» schönen Erfolg gehabt: die reizenke junge Amerikanerin Miß Howe sang Belliai'S „Nachtwandlerin" al« ersten theatralischen Versuch und erzielte vorlressliche Wirkung. Nimmt die Persönlichkeit der Debütantin ron vorn berein da- Unheil der Zuschauer gelangen, so kamen bei ihrer gesanglichen Leistung die Hörer auch nicht zu kurz. Der Sopra» ist von einer, besonder- in der Höhe schönen Klangfarbe, and seine Wirkung wird durch ent sprechende gesangliche Bildung, die namentlich der Kopsstimme zu Gute gekommen ist, wesentlich unterstützt. Der „V L."sagt: „Wenn wir erwägen, daß Miß Hvwc zum ersten Male die Bühne betrat, so werdeu wir ihre Leistung rl« eine jedr belsallSwürdige bezeichnen und von der EniwickluagSsähIgkeit thrrS Talente» riue hohe Meinung hegen müssen." --— A l t e n b u r a, 22. Mal. voa dem vom hier lebenden Dichter Hugo Kegel (pseudonym: Hartwig Köhler) verfaßtet, und vom Professor G rabeu-Hossma n n IN Potsdam eompovirte» Liede „Kaiser Wilhelm'« letzter Traum" ist die erste Auflage be- reit- vergriffen vnd wird gegenwärtig schon die zweite Auslage vorbereitet, welche blauen Kurzem erscheinen soll. —r- Alteaburg, 22. Mai. Der hiesige Männergesaag- verein steht vor der Feier seine- 25jährige:« Jubiläum-. Dasselbe wird in der ersten Woche im Oktober ftattfiadcn und drei Tage wäbren. Während dieser Zeit werdeu geistliche und weltliche Mustkausjührungen mit anderen Festlichkeiten obwechsela. Zn seinen Ehrenmitgliedern gebären auch einige in Leipzig wohnende Lom- ponisteu, sowie der hier lebende Hoicapelkmeister vr. Stade. Ge gründet wurde der Berein durch de» Gymaasialcanlor Albert, welcher den Bcreln auch bi- vor einige» Jahren leitete. An seine Stelle ist dann Lehrer Ko HI Hund getreten. -ü- Lützen, 22. Mai. Die Thomaner, unsere lieben Bäste. haben sich durch da- gestrige Kirchencvncert ein neue» Lorbeerblatt erworben zu dem unverwelklichen Nuhmeskranze, mit welchem dieser hochgeseierte Alumaenchor der altehrwürdigea Thomaner seit mehr denn 1'/, Jahrhundert geschmückt ist. Die Erwartungen in unfern musikliebenden Kreisen waren einer iolcheii Sängerschaar g-genüber naturgemäß sehr hoch gelpannt, wurde» ober durch da« Beboiene weit üderrroffen, und wir bedauern alle Diejenigen, welche diese herzerhebendea Stunden, dle da- gestrige Concert gewährte, nicht genießen konnten. Da- nennt man Siimmung, hervorgebracht durch Austastung, Tonbilduna, Schattiruag. TextauSivrache. Stimmen- schmelz u. s. w.I Kein unbestimmter Einsatz, kein unbefugte- Herror. treten irgend eine- Tone- mochie sich bemerkbar. Alle- doi sich unter der sichern vnd geschickien Directum dr« jungen, talentvollen Präsecien, Herrn Laube, ia der denkbar größten Vollkommenheit, so daß die theilweis« außkrordentlich schwierigen Lhäre die ihnen eigene großartige Wirkung voll und ganz erzielten und aus die zaylreichea Härer einen geradezu überwältigenden Eindruck machten. Hotte man in der Kirche die Gesänge seldstverständlich schweigend ausgenommen, so gaben die Lonceribesucher. de« Dankgesüdl- voll, auß rhalb de- Gotte-Hause- ihren Beifall offen kund, vnv man hörte von allen Seiten: „Ta« war wundervoll und und-schrecklich schön!" Wahrhnltig, Leipzig ist mit Recht stolz auf sein Bach'iche» Ber- mächiniß, den Thomanerchor, welcher aus solche künstlerische Höhe unserer Zeit gestellt worden ist voa dem jetzigen TbomaS-Lanior, dem hochverdienten Herrn Professor De. Wilhelm Ruft, der sich auch al« der bedeutendste jetzt lebende Bachteaner und Bachforscher ein bleibende- Denkmal geletzt Hot. Unsere Anerkennung wollen wir auch unserem tüchtigen Organisten, Herrn Gregor, nicht vor- enthaften für die verstäntnißoollc Wiedergabe der beiden Bach'ichen Orgclsätzr. Gestern Arend Hallen sich die Gastgeber und Gäste, sowie sonstige Freund« und Gönner de- Thomanerchor- im „Bürgergarten" zu einer sr-hlichen, harmlosen Uaterdaliuug ver sammelt. in welcher manch schönr» Lied gesungen wurde. Heute Abend '/,8 Uhr findet im großen Saale dr- „Rocken Löwen' hier da- weltliche Eoncert statt, da- nach dem Woblgelingen der gestrigen Ausführung sich sicher de- zahlreichsten Besuche-, wie der beifälligsten Aufnahme zu erfreuen hat. * Aus Konstantiuopek wird der „Kölnischen Zeitung" berichtet: „Der Sultan hat seinen freundschaftlichen Gefühlen für Deutschland einen neuen Ausdruck leihen wollen, indem er die Ber- anstaltung eineSConcerte» besohl, da», unter seinem hoben Schutz« stehend, in seinem vollen Erträgnisse dea deutschen Ueberschwemmten zu Gute kommen sollte. Nach jorgsältigeu Vorbereitungen hat da» Eoncert gestern Abend stattgesunden. Die weiten und ia edler vor- uehmheit gehaltenen Festräume der deutsch«» Botschaft waren voa einer erlesenen Hörerschaft dicht gefüllt. An der Spitze derselbru brsanden sich al« Vertreter de» Sultan« dess-n Obrr-Leremonien- Meister Munir Pascha und der Han-minister Agop Pascha, welche im Namen ihre» Herrn dessen Freud« über da» reiche Erträgniß (über 35000 Frauken) ou-drückten, an welchem der Sultan selbst mit 500 Psund (11 500 Franken) beiheiligt ist. Neben diese» Würdenträgarn waren erschienen der Minister de» AaSivärliaen Said Palcha mit zwei Unierstaatssecretairen, der Unterricht-minister Müaii Pischa und viele höhere Beamte. Der rotde Fez und di« reiche Uniform der zahlreich vertretenen hohen »-manischen Osficiere brachten lebhaftere Farbentäue in da- Bild der Zuhörerschaft. die i» Folge der noch nicht beendeten denilchru Landestrauer eine» dunkeln Grnndtoa zeigte. Do» diplomatische Low« war vollzählig zur Stelle, nnr Her» v. Nelidow fehlte, da er infolge einr« »ugesährlichra Hnndebtffr« da« Zimmer zu hüten genöthigt ist. Au- den Reihen der ,Fer»ti1-en Gesellschaft" leuchtete manche griechisch« und „lrvaatinische" Schönheit hervor, deren reiche, träumerische Züge und anscheinend unergründlich tiefe Augen da» Entzücken der Maler bilden. Daß dir dentlche Gesellschaft in hervorragender Weis» vertretra war. ist selbstverständlich. Da« leddaitrste Interesse der Hörer wandte sich brn Leistungen de» kaiserliche, Prmatarchefter» zn. dessen Mit» Wirkung al» eia ganz besondere« Zeichen de« Wohlwollen» angesehen werden muß. Die au- etwa 66 Musikern unter Leitung de» spanischen Maestro d'Aroudo sieheade Laprll« fesselte nicht »,r da« Ohr durch ihre künstlerische Leistung, sondern nicht minder da- Aage durch drn Glanz dr« in Silber und Farben strahlenden «ilitair» onznge-. Auch die übrigen Mitwkrkenden (die Gattin de» englischen Drogomau- Martnitsch, della Tudda Beq, der deutsche Mannerchor, di« Brüder Brasst«. Herr Neefs, der Schnldirecwr vr. Lang. Herr Paul Longe »nd der Ktndrrchor ber deutschen Schake) baten treff liche künstlerische Gaben, di« vielsach wiederholt werden mußten. Erft nach M'llernncht entließen Herr und Frau v. Radowitz die Gäste, denen sie. umeistützt von dea Mitgliedern der Botschaft, in ge- wiuaeudster Weise die Ehren erwiese» hatten." * Das Wiener Looservotori um, welche» mit den Zöglingen der Opern, und Schauspielschule am 26., 28., 30. Mai und 5. Jnai Tiieaier-Borstelliingeu veranstaltet, schließt damit die Reihe der öffentliche» Productiv»«» im lausenden Schuljahre 1887/88. Die Lpernichole bringt unter Leliung de- Direktor« Hrllme-berger und unter Mitwirkung de- LonservatoriumS-Orchefter- zur Aufführung: am 26. Scenen au- „Freischütz" und „O'vheu«": ierner gelangen Borlvieie und Duette au- der lyrisch-dromatiichen Oper „Drüna" (Mannscript voa Hann- Schmitt) zur rrstmaligen Aufführung; om 30. Scenen ous „Lucia". „Traviata", «Weiße Dame", „Robett", „Hugenotte»" oad „Norma . * Ja Wien ist eine junge Eopraaiftin Frl. Reil ausgetoucht, deren Erziehung ganz ia der Dlille sich vollzogt» (sie ist eine Waise) und d'e plötzlich voa sich reden macht. Dl« Sluume soll aagewöhulich schön seia. * All- Prag wird der „Neuen Freien Presse" berichtet: Bei der jüngst im Neuen Deutschen Theater au« Anlaß der Ent- hüllung teS Maria-Tberesia-Denkmals in Wienllveranstaltetea Fest vorstellung gelaugte die dreiactiqe Oper „Sataaeila" voa E. N Rezniczek znr ersten Ausführung. Der Componist,welcher da- Textbuch nach einem vorhandenen EpoS bearbeitete, ist ein Sohn de- kürzlich in Graz verstorbenenpeasionirtea FML-Joseph Frei herrn v. Rezniczek. Er hat sich bereit« im Borjahre mit seinem Erstling-weike. der breiartigen Oper „Die Jungirau von Orleans", aut der Prager deutschen Lande-bühne ans- Bortbeil- hasteste eiagejührt. Die neue Over bedeutet einen großen künstle rischen Forlschritt de» talentvollen und üb-rau- strebsamen Musiker-. Sie ist reich an m-lodischer Erfindung, und die Musik zeigt an vielen Stellen sehr tutereffante Züge. Mit bedeutendem Geschick und großer Gewandtheit ist dir Instrumentation durchgesührt. Do» sehr zahlreich erschienene Publicum nahm da» Werk, nm dessen Aus führung sich Fräulein Rosen oad Herr Walluöser in erster Ncihc verdient gemacht hatten, sehr beställig auf. Der Componist wurde durch zahlreiche Hervorrase «ad durch Ueberreichung eine» mächtigen Kranze« ausgezeichnet. * In Graz starb am 10. d. M. der strlerischc Musiker Dom- organift Ludwig Karl Sehdler, der Componist de- L cdeS „Hoch vom Dachstein", tm Alt-r von 78 Jahren. Als Orgelspieler hat sich Srhdler einen so au-nezeichnctea Ruf erwerben, daß er für einen der b.deutendstcn in Oesterreich galt. Zugleich war er al- LeinpoM im Liede und in Kirchensachea, als Schriftsteller in seinem Fache mit Erfolg Ihätig. —^ Literatur. 2) Ernst Weigand'» Nadler-Anfangsschule, bei den allerersten Begriffen beginnende Anschauung-Methode. 1888. Qu.-Fol. XU, und 41 rc. Verlag: Ernst Kern, Mainz. Der Ber- sasscr geht von einem allerdings wunden Puuct unserer modernen Notenschrift auS. Er sucht nämlich die Schwierigkeiten, welche die besonder- infolge der neueren Musikrichtnna (Chopin. Wagner) aus- gebildete Chromatik mit ihrer Fülle von Versetzungszeichen der An schaulichkeit und unmittelbaren Klongvorstellung bereitet, mit einem Schlage zu beseitigen. Rcsormvcrsuche müssen hier möglich sein, wenn sie auch schwerlich aut dem Wege, den Herr Weigand einge schlagen hat, zu einem allseitig befriedigenden Ziel führen können. Denn daß die vom Verfasser ausgestellte .vernnttelnd« Nrn-Notation-, welche übrigens große Aehnlichkeit mit der im Aukang de« IS. Jahr hunderts zuerst benutzten weißen Mcusuralnoteuschrift besitzt, an- mehreren Gründen nicht lebensfähig ist, leuchtet ein. Wie lange soll in Zukunft ein Rotenschreiber bei der Abschrift einer größeren Partitur zubrinaen, wenn er vernrtheilt wird, die Copie in der „Reu-Notation" anznscrtigen? Wie unübersichtlich soll ferner z. B. eine Wagner'sche Partitur mit ihren oft 30 und mehr Systemen aus einer Seite sich gestalten, oder wie gewaltig muß da- Format »er- größer» werden, damit die Noten die Deutlichkeit erlangen, welche für den Dirigenten unbedingt oothwendig ist? Wenn aber diese allerdings rein äußerlicken Gründe dem Ber- faffer nicht gewichtig genug erscheinen sollten, so weiß ich doch nicht, wie er sich graro einen inneren Grund vcrt'.,eckigen will, welcher seiner Neuerung aus da» Entschiedenste entgegensteht. Da nämlich die Neu-Notation so beschaffen ist, daß die hohlen Nolenköpfe (voa auadratischer Gestalt) in ihrer oberen Hälfte aus- gefüllt: die einfache Erhöhung, tu ihrer unteren dagegen: die einsache Erniedrigung bezeichnen (analog der Klangerhühung und Vertiefung), für die Doppelcrhöhuag oder Erniedrigung dagegen der nächste betreffende Stammtoa verwendet wird, so sicht man so fort. daß der Verfasser, von der temperirtea Stimmung deS ClavicrS ausgehend, der reinen Stimmung, in welcher allein doch der Com- ponist zu denken vermag, nicht im grringstrn Rechnung trägt. Der Accord b'i, ni, 6i»i, z. B. würde, m der Neu-Notation geschrieben, heißen ll, Xi» v, wobei somit dem Auge und also auch dem Be- wußtseia statt eine» Grundakkorde» mit erhöhter Quinte ein Sexta- accord erscheirt. ES ist wahr, daß alle Erkenntuiß auf Erfahrung bastren muß; ebenso wahr ist e« aber, daß bloße sinnliche Anschauung, sofern sie immer individuell beschränkt seia wird, zur Einseitigkeit führt. Wenn also, aus den vorliegende» Fall angewendet, durch die Beseitigung der Bcrsctzungszeicken dem Auge ein einfacheres Noteubild sich dar- bictet, so wirb doq zugleich damit in vielen Fällen aller musikalischen Logik so sehr Hohn gesprochen, daß da- BcrsctzunaSunweseu al- ein viel kleinere- Uebel erscheint gegenüber den größeren Nachthetlen, welche an- einer Verallgemeinerung der Princlpien der „Auschaunng-- Methode" erwachsen. Ak. Ausstellung der Loncurrenz-Arbeiten deutscher Maler» und Lackirergehtlfeu zu Leipzig. Leipzig, 21. Mai. Gestern vormittag wurde die obige Aus stellung im JnnungShauS zur »Bauhütte- durch den Vorsitzenden de- Verein- .Malkasten-, Herrn Schumann, eröffnet. Im Namen de- gcsammten Verein« begrüßte zunächst Herr Schumann die an wesenden College» und Gälte in herzlichster Weise und wie- vorerst darauf hin. daß da- derzeitige Unternehmen einen Beweis de» Wollen« und Können» der deutschen Malergehilsenschaft liefern solle und hoffentlich auch werde. Zugleich bat Redner auch, die auSaestkllten Objecte nicht etwa einer allzu scharfen Kritik zu unter werten, sondern empsahl dieselben einer möglichst milden Be- urtheilung, da hier der gute Wille an da« Können al» Maß- stab angelegt werden müsse. Die Ausstellung verfolge den Zweck, all« College» in dir mannigfaltigen Arten de» Beruf-gewerbe» voll ständig einzuarbeiten und jedem Einzelnen Gelegenheit zu bieten, dir verschiedenen Geschmacksrichtungen und Arbeit-Manieren genau kennen und verstehen zu lernen, woraus Bielen insofern ein Bor theil erwachse, al» sie dadurch befähigt würden, eventuell in jedem Ziveige de« BerusSgewrrkS Zufriedenstellende« leisten zu können. In unserer Zeit müsse icder Lollege den besten Willen haben, sich immer mehr zu vervollkommnen, um allen technischen und künstlerischen Anforderungen gerecht werden zu können. Jedenfall» befriedigt da» erzielte Resultat der Betheiligung an dem Unternehmen vollständig und berechtige dieser erste Erfolg zu der Hoffnung, in allen größeren Orten unseres Vaterlandes ähnliche Ausstellungen in» Leben gerufen zu sehe». Redner sprach ini Namen de» Verein» den Herren Fach männern, welch« da- Prci-richteramt bereitwilligst übernommen hatten, tm Namen der College» seinen wärmsten Dank im voran» au», ebenso allen den Herren, welch« durch ihre rege Vetheiliguug »nd fleißige Arbeit zur Förderung de» Werke» brigetraaen, und schloß mit dem Wunsche, daß all« Anwesenden die Ausstellung mit voller Befriedigung verlassen möchten und ein guter Erfolg da- mühsame Werk krönen möge, durch welchen die Kollegen sicher zu weiterem Streben nach noch höherem Ziele angespornt »erden würden. Nunmehr erklärt« Herr Schumann die AuSstelmng sür eröffnet und reicher Beifall lohnte den Redner. E» folgte al-daun ein Runbgang durch den Saal, io welchem di« Concnrrenz-Arbeitrn sehr geschmack voll placirt waren. Als hervorragend« Leistungen sind zu erwähnen: Entwurf zu einem Sveisez immer (Decke, Konten und Tapeten, prLckstige Farben,usammenstellung) von einem College» au» Frankfurt a. M.'. vier verschiedene Eniwürsr zu Speisezimmern, besonder« schöne Eichenholz, und Rußbaum - Imitationen, vorzügliche» Lolort, zwet von dieslgrn und zwei von Hamburger Lollrgea. Al» beste Leistung in diesem Genre kann unzweifelhaft «ia Spriseziminer.Entwurf eine» hiesigen Maler- gelte». Diese» in matten Farbe» gehallen« Werk bietet eia Bild schönster Harmonie und künstlerischen Geschmack»; die Skizze eine» Speise- zimmer» au» Döbeln kann den Verhältnissen diese« kleinere» Platze» entsprechend immerhin »gut- genannt werdeu: eine ebensolche au» Brauaschweig zeichnet sich durch vornehme Geschmacksrichtung au». Ferner finden zwei Entwürfe zn Schlafzimmern (rine- hiesigr» und eine» Förster College») lebhafte «uerkrnuung. Beide sind sehr schöne Nußbauin-JmUatio»«» (Decke) mN besonders farbenreichen Kanten und Tapeten. Drei Skizze, z» «ohnzimmern a»S Leipz'g. Braonschweig »nd Berlin zrtchnen sich durch hübsch« FrieS- stimmnag uud gnt» FarbealSue au». Ferner verdiene» noch vier prächtig« Entwürfe p, vtzeis».Salon« (drei an» Lhemnitz, einer von hier) hervorgehoden z» «erde». Bel diese. Ob- jectra sollen besonder- die reiche» Farbeuftimmnuge» in» Soge, wie überhaupt deren künstleniche Au-sührung Nicht- zu wünschen übrig läßt. Erwähnenlwerth ist noch die reichhaltig» Colletttoa voa Maler-lltenfilien, wrlch« die hiesige Firma Graeßer aa-gestellt dar. sowie die Doppelrückleiter de» Herr» Gustav Woithe voa hier (brutsche» Reichs-Patent Nr. 42 224), wetch« Letztere von maß. gebender Sette al» vorzug-weise praktische Erfindung anerkann, wordrn und jedem College» zu empfehle» ist. Die gestellten und in befriedigen der Weise gelüsten Ausgabe» waren Folgend«: 4) Für Maler: „Rach zugcsaaolen Tapeten eine entsprechende Farben, abtönuag als Deckenardeit, nach der om Orte übliche» Arbett-weise zu liefern-; L) sür Lackirer^ »Rach denselben Tapete, ein« dem- ob in t» . , arbeite». Für Wohn- und Schlasjimmer sind di« Drckrnarbeitea ia Leim- oder Tempara-Farbeu. für Speisezimmer in Oel- oder WachSsarbe» au», geführt worden. Die eingelaufenr» Arbeite» nehme» 1—3 qm Raum ein, und geben diejenigen, welche mit dem erste, oder »weite» Preise prämiirt werden, ta den Besitz de« Verein« über. Zwecks unpar. teiischer Beurtheilung sind ans Grund der Berein-bestimmiiii sämuttllch« Arbeiten anonym eingesandt worden and dcSdalb nur mit einem Zeichen versehen. Zugleich liegen den rrsp. Objecten Briefe mit dea betreffenden Zeichen der Arbeit bei. welch« erst nach erfolgter Prämiirung geöffnet werden, nm die betreffenden Aus steller zu ermitteln. Di« Preise liegen auch au» und bestehe» in ,Professor Ewald'» farbigen Dekorationen", „Ho'z- und Marmor- schule des Professors van dem Burg ta Rotterdam", Initialen zur Schriftmalern von Pohlisck- rc. Zum Schluß müssen wir noch bemerken, daß bet der Eröffnung der Ausstellung dtt Herren Proseffor zur Strassen, Obermeister Haadwerck, Obermeister Frickr unter andere» Fachmännern zn- gegen waren. Entscheidungen des Reichsgerichts. (Nachdruck verboten.) L. Leipzig, 22. Mat. (verboteneRachbtldnng.) Einest», tercffaate Erläuterung de- tz S, 2 de» Gesetze«, betreffend da« Ur- heberrecht an Werken der bildenden Künste vom S. Januar 1876, gab in seiner letzten Sitzung der 2. Strafsenat de« Reich«, geeicht» in einem Urtheile gegen zwet Berliner Fabrikanten. Der erwähnte Paragraph besagt, daß al- verbotene Nachbildung nicht anzuschcn ist die Nachbildung eine« Werke» der zeichnende» oder malenden Kuust durch die plastische Kunst und umgekehrt. Die Angeklagten hotten nach einem sroazvsischea Gemälde, für wel che» eine deutsche Kunsthandlung da- ReprodnctioaSrecht besitzt, sogenannte Litdophaniea, Lichtbilder ta Form van Lampen- schirmen auS Papiermoffe aagesentgt, ohne sich die Erlnubniß dazu auSgewirkt zu haben. Sie holte» geglaubt» aas Grund des A. 16, 2 der Einholung der Erlnubniß überhobcn zu sein, «eil diese Lichtbilder nicht Bilder im eigentlichea Sinne de» Worte« sind, sondern weil die einzelnen Linien derselben, die Bertheilung von Licht und Schatten rc. durch schwächere und stärkere Formation der Bilkfläche dargestellt werden, also gew ffermaßeu ein körperliche« Bild, rin plastische« Kunstwerk vorlag. DaS gegen di« Fabrikanten eiugeleilete Strasversahrea endete mit der Freisprechung der An- geklagten, weil da- Gericht mit den Sageklogir» der Ansicht war, daß die Lichtbilder als Werke der plastischen Kunst an- zusebea selen. Aus die vom Staatsanwalt und dem Nebenkläger erhobene Neoisiou hob nun da« Reichsgericht da- Urthetl auf oad ver- wie- die Sache in die erste Instanz zurück. Aus der Begründung de- UrtheilS ist Folgende- hervorzuheben: Do» Reichsgericht hat sich dahin eulschiedeu, daß die Lithopdanien al» Werke der bildenden Künste nicht anzusehea sind. Die Lichibildec find nicht wie KSrp.r zu behandeln, sondern wie wirkliche Bilder. Denn während man Werke der plastischen Kunst von verschiedenen Seiten ou- betrachhn koan, voa vorn, Hinte» uud der Seite, kauu man die LIchtbiloer. wenn ander- die vom Antor gewollte Wirkung erzielt werdeu soll, nur voa vorn onseheu, so daß da- durchfalleude Licht die Forma tionen der Bildfläch« al« Zeichnung erscheinen läßt. Wenn aber der Beschauer in dieser Weise versädrt, so ha» er nicht den Eindruck eine- Werke» der plastischen Kunst, sondern nur den einer Zeichnung oder «ine» Gemälde», uud nur aus de» Eindruck, die Er scheinuug kommt e- hier an. Wie dieser Eindruck, über- Haupt die künstlerische Wirkung hervorgerufen wird, ist gleich- giftig. Kupferstiche und Holzichnitte sind unbestritten zeichnende Künste, aber wenn man die Mittel der Herstellung alt an-schlog- gebend bei der Bearih.ilung der Eigenart dieser Kunstgattungea aa- sehea wollte, so müßte man z. B. den Kupserftlch zu de» plastische» Künsten rechnen, denu der Kupferstecher zeichnet nicht, sondern er fertigt ein Basrelief an. Selbst wen» mau die Lichtbilder al< Ver quickung der zeichnende» und malenden Kunst einerseits uud der plastischen andererseits ansehen wollte, so würde doch die Ausnahme- beftimmung de- 8- 6, 2 nicht angewendet werden können, da dieselbe nicht Platz greift, wo überhaupt nur Zweifel über die Kunstart bestehe». I«. Leipzig, 22 Mai. (Au» der Schule.) In Hambnrg besteht eia Schnlregulativ, wonach ta den Lolt-schulen die Lehrer körperliche Züchtigungen der Schüler nur nach Einholung besonderer Erlanbiiiß und in Anwesenheit de- Haupllehrer« vornehmen dürfen. Der L.hrer Peter Heinrich voll batte eine» Tage» im vorigen Jahre geglaubt, von dieser Bestimmung abseken zu können, und einen Knaben losort geprügelt, al- er iha dieser Strafe sür würdig erochtetr. Der Knabe hatte eineu Ber» wiederholt statt etne» andern gelesen, und der Lehrer, etwa» reizbar veranlagt, war darüber sehr ärgerlich geworden, auch hatte er au« drn Miese» der übrigen Schüler herau-zuleseu geglaubt, daß sie sich über dir Widerspenstigkeit de« brtrcstendra Knaben besonder» srente» und gegen seine, de« Lehrer«, Autorität zu revoltire» genetgt seien. Um un» seine Aulocilät zu wahren and ein Exempel zu ftatuire», hatte er sofort die Züchtigung vorgenonttnea, wobei er, seiner späteren Angabe »ach, de- Glauben- war, daß seine Vorgesetzte» tu seiner Lage vielleicht ebenso gehandelt haben würden. Da« Landgericht Hamburg ver- urtheilte ihn ober nichtsdestoweniger wegen Amtsvergehen-zu Strafe. Aus seine Revision hob da« Reichsgericht da- Urthetl aus. indessen kam da- Landgericht in der abermaligen Verhandlung zu demselben Ergebnß wie ia der ersten. — Der Angeklagte halte jetzt nochmal- Revision verlangt und sich aus seine» Irrthum be ruß» , wonach er sich berechtig» glaubte, gegen da» Reglement za verstoßen, aber da» Reichsgericht (3. Strasieua«) verwarf am 17. Mai die Revisioo, da ia dem loudgrrichtlicheu Urtheile der bäs« Wille de» Angeklagten ohne Recht-irrlhnm sestgeftellt sei. Die Srduineu im Zoologische« Garte«. n. Wie bei allen Völkern, unter denen der J»la« Au«. breitunA gewonnen, so ist auch bei den Beduinen die Stellung der Frau eine niedrige, und so wenia die Frauen Anlheil an den Mahlreiten der Männer haben, ebensowenig genießen sie Anlheil an den höheren Ju teressen de» Leben«. Die Zeiten sind dahin, wo einzelnen Frauen so gewaltigen Einfluß aus ihre Herren und Gebieter auSzuirben und eine so wichtige Rolle zu spiele» verstanden, wie in jenen alttestamentalen Tagen, wo di« Hirtenvölker Syrien». Palästina« und Mesopotamien» theilweis« begauurn seßhafter zu werdeu und Städte zu bauen. Ehe» au» Neigung werden heutzutage nicht allzu häufig geschlossen, der Beduine siebt zunächst auf kräftigeo Bau und ausdauernde Arbeit-fähigkeit, dann erst auf Anmuth und Schönheit. Der Braulkaus ist allgemein uud zwar ist die Tochter eine- ärmeren Beouinen schon um zwei d>< drei Ziegen er- bälilich, während sür die Tochter eine» Scheich» der Liebhaber schon ein Kameel bezahlen muß. Eine Woche lang gehen all abendliche Tänze der Jugrndgenoffen der Brautleute der Hoch reit voran, wobei ein innen befindlicher Mann den Krei» der Tanzenden zu durchbrechen sucht. Da« Einholeu der Braut begleiten Pantomimen, die an den Brautraub erinnern, und bei einigen Stämmen verlangt e» di« Sitte, daß da»Mädchen in die Berge entweicht uud sich dort von ihre» Bräutigam suchen und bolen läßt. Da» Dasein der Frauen ist im großen Ganzen ein sehr isolirte«. Wenn daS »omadisirrnd« Leben auch eine so strenge Abschließung. wie e» bei den Frone» der stävtedewohnenden Mudamedaner üblick ist, nickt gestattet, so gilt e« doch »ls unschicklich, daß die Frauen sich vor de» Männer» «ehr al» absolut nothwendig blicken taffen «nd namenllich wird die» Gebot der Zurückhaltung Frrmdeu gegenüber aus da» Strengste befolgt. Wenn d,e Vorstellung, at« sei die Frau nicht» alt ein bloße« Werkzeug, rin Lasllhier. auch ein« stark übertrieben« ist. so wird ihr doch viel Arbeit ausgebürde» «td alte» i» folge dessen di« Frauen schnell. WWMWM»
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