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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.05.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-05-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188805245
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880524
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880524
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-05
- Tag1888-05-24
- Monat1888-05
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.05.1888
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3204 „Eine preußische EabinctSordre, die vom April diese» Jahre» datirt und über die Disloealio-i der deutschen Truppe» i, Oft. und Wesipreußen einige neue Verfügungen t-iff», hat einer russisch >n Zeitung zu der Aeußerung Anlaß geboten, eS würde diese Berichte- buug deuilcher Truppen nach der russischen Grenz« in Prtersdnrg schwerlich angen hm berühren. Boa deutscher Seite wurde hieraus diese Bcmeiku ig ausgegriffea und durch die Aufklärung entkräftet, da» die in Hede stehende» Veränderungen der Staudquartiere etniaer Insanterrr- und Lavallerie-Truppentheile wesentlich durch de» t» der preußischen Armee immer mehr zur Geltung kommenden Grundsatz bedingt sind, bi« Truppen in ihren eigentlichen Aushebung«, bezirk z» verlegen, wo« bisher in der Provinz Ostpreußen, namentlich sür die Infanterie, noch nicht ganz erreicht war. Die erwähnte EabinetSordre und die Motive, die sür die Erlassung derselben mnßgcbend waren, gemahnen daran, daß ähnliche Verhältnisse, die in Oesterreich. Ungarn obwalten, auch ähnliche Garnüonverschiebungeu »vlhwci dig machen werden. Buch bei »ns ist d,-S System der Territoriaibezirke im Priucip längst anerkannt. D-'sjelbe war schon seinerzeit in der Knhn'schen Armee - Organs,otton vorgesehen und in der späteren Reorgani- sation de? Grase» Bylandt zur vollen Geltung erhoben worden. Bei den seit dieser Reorganisation durchgesührten Beränderunge» der GariijonSorie c»izelner Nciiinenter ist denn auch stet» daraus Bedacht genommen worden, dem Principe Rechnung zu tragen, daß die einzelne» Truppentheile in Frirdcnszeiten ihre Standquartiere in ihren Er unzunnsbezirken baten sollen. Naturgemäß konnte die Durchführung d esc» PrincipS b i unS nur »ach und nach und lang samer alS in Preußen von Statten gehen. Am we t-sten zurück geblieben in dieser Hinsicht sind bisher die nordöstlichen Pro vinzen , wo der Mangel an den uvtkigen Unterlüniten große Schmierigkeiten bereitet hat. In dem Maße jedoch, in w Ich:,» diesem Mangel an Unterkünften abgeholsen wird — »nd bekannt lich ist in dieser Hinsicht in Galizien in der l tzlen Zeit Vieles geschehen — wird dar Territorial-System auch in jenen Provinzen, in welchen dasselbe bisher nur geringe Fortschritte gemacht hatte, systemniäßig durchg sühn werden müssen und e» werden dem gemäß auch dir galizischen Regimenter, die bisher ihre Stand quartiere noch außerhalb Galizien« hatten, »ach Maßgabe der Bcr- hältiiisie in ihre ErgäuzungSbezirke verlegt werden. Diese Maßregel rrsclkiiit schon dadurch dringend geboten, weil durch die mannig- sachcn milüairUchen Objecte und Jortificationen, die in den letzten Jahren in Galizien errichtet worden, der militairische Dienst an Aus dehnung un> Anstrengung beträchtlich gewachsen ist und Ansprüche stellt, sür welche die in diesem LandeStheilc bisher nicht vermehrte Truppciizahl serner nicht als ausreichend erachtet werden kann. Es Wäre überhaupt eine Anomalie, wenn gerade in jenen» Grenzlande, welches seiner geographischen Lage und Beschaffenheit nach am er- poniricsten ist. die sür die schnelle Entwickelung der Wehrkrasl so vorlheilhostc Beilegung der heiniathlichen Regimenter in ihre Er- gänzungSbezirke nicht durchgeführt würde." Der Artikel erscheint zwar an einer unauffälligen Stelle unter der harmlosen Ucverschrist .MilitairischcS". Bei de» bckaisnlen Beziehungen, welche die »Presse" zu den leitenden Kreisen Oesterreichs unterhält, wird man demselben höhere Bedeutung briincssen und eine baldige AuSsührunA der darin aiiackiindiaten Maßnahmen erwarten müssen. Wie man der „Nationalzeitung" auS Wien schreibt, wäre indessen gefehlt, wenn man dieselben irgendwie mit politischen Verhältnisse» oder Fragen in Verbindung bringen wollte. Man hat eS vielmehr mit einer lediglich internen, rein militairischen Maß nähme zu thun. vom Deutschen privatschullehrerlag. »»d da» Ganze einer gründlichen Reorganisation bedürfe, wobei Manche» seine Bestätig«» sand, «a» bereu» vo» dem ersten Redner erwähnt worden war. Nach Sauahme der vier Thesen de» Herr» Referenten in dem Sinne, daß der Gesammtvorstand eine zur ver- thetluug gelangend« Denkschrift versaßt, welche dieselbe» au»sührltch beleuchiet, sowie daß dem Borstaud die speciellere Redtgirnag der Thesen Vorbehalten bleibt, wurden unter demselben Vorbehalt folgende Anträge de« Herrn Direktor Dornstedt.Berlin ange. uommen: 1) e» soll dahin «wirft «erde», daß dir Privatschnlen al» öffentliche anerkannt werden und diese« auch im Namen zur äußere» Anschauung komme, indem sie kurzweg Schulen im Grgeiiiatz zu staatliche» »nd commuulicheu Schulen genannt werden, 2) e« tolle, im Hinblick aus die Borgängr in Berlin, dahin gewirkt werden, daß dem Leiter einer Privatschule eia Einsluß aus die Wohl seines No.chkolger« in der Leitung der Schule eingeräumt werde, 3) so lange die bisherigen Verhältnisse sortbestehen, dafür bestrebt zu sein, daß die durch Errichtung von städtischen Schule» geschädigten Leiter von und Lehrer an Privaischulen entschädigt werden. Halb 3 Uhr lchloß der Herr Vorsitzende die Versammlung, deren Thrilnehmer ei» animirtes gemeinschaftliches Mittagessen im Weißen Saale zusammen« hielt. Heute srüh halb 8 Uhr finden SrctiouSsitziingen statt. (DreSd. Nachr.) * Dresden, 23 Mai. Der erste Denisch« Privatschullehreriag ln Dresden tagt gestern und l>eutc bei Helbig - an der Elbe. Bcr. treten sind folgende Städte: Allenstein-IohanniSburg, Altenburg Ballenstedt, Berlin, Blasewitz. Braunschweig, Bremen. Danzig, Dlesdcn, Gohlis bei Leipzig, Görlitz. Gumperda, Hainburg, Jena, Kützichciibroda, Leipzig, Lübeck, Magdeburg, Neubrandenburg, Schwedt a. O, Wilsdruff. Bon den auswärtige» Besuchern heben wir hervor: Direclor Debbc-Bremea, vr Meyer-Lübeck, Vr Pfeiffer Jena, Dir. Reimann-Lübeck, vr.Rohd-Magdrburg, Dir. vr. Schaffner Gumperda, Dir. Bortli-Leipzig, Dir. Dorastedt-Brrlin, Vorsteherin Frl. Lange Berlin u. A. Daß die Dresdner Privatschullehrerschai» in der Mehrzahl vorhanden ist, lieg! in der Nalur der Sache. Am 2. Psiiigstseiertag Abends 8 Uhr sand bei Helbig « im Weißen Saale die Borversammluag stalt. Dir. Bochow-DreSden eröffne«« dieselbe im Austrage d-.S Dresdner Pi ivatichullehrervereinS und hieß die Erschienene» im Namen des Vereins herzlich . Willkommen zum ersten Privatschullehrertage In Dresden" und wars einen kurzen Rückblick auf die Borgeschichie des Lehreriage«. Da- Zustandekomme» desselben habe oft mit Beiorgniß erjüll«, denn die Anmeldungen seien anfänglich nur sparsam eingegange». Heute seien 2l Städte mit ca. lütt Vor- Ircter» crichienen. Dil Tage der Beisainmliiug werden in Allen daS Bewußtsein uä ren, daß die Privatichulea Deutschlands gemeinsame Inleresski, vklsolgen, und daß eS Pflicht eines Jeden sei, dieselben auch inulhig zu vertrete». Daruni heiße er die Versammlung noch mals herzlich .Willkommen!" Hieraus wurde Dir. Barth-Leipzig zum Vorsitzenden einstimmig gewählt, welcher die Wahl mit Dank aKnimmt und die feste Ueberzengung ausspricht: „Unsere Sach« wird, sie muß gelingen." Für die Hauptversammlung wird ebeiisall- Dir. Barth-Leipzig zum ^Vorsitzende» erwählt, Debbe-Bremen und Bochow-Dresden za dessen Stellvertretern und Brückner zum Schriftführer, woraus man in die Berathung »nd Festsetzung der Tagesordnung sür die Hauptversammlung einlrat, welche wie folgt festgesetzt wurde: Dienstag von halb 8 Uhr an „Außerordentliche Generaivcrsanimliing deö Allgemeine« Deutschen Privatschullehrer Verein«". Um ll Udr beginnt die Hauptversammlung und hält Direktor Debde - Bremen einen Vortrag über: ,Licht- »ad Schattenseiten d,S PrivatschulwelenS" und hieraus Direktor Dornstedt- Berlin ein Referat über: „Die Lage deS Privat- lchnIwescnS im Anschluß an die ..Denkschrift über Berliner Privat schulen". Hieran schließt sich eine Debatte über beide Borträge. Die Section-sitzunge» am Mittwoch begannen früh halb 8 Uhr; um N Uhr wird eine zw sie Hauptversammlung abgebalten, in welcher nur die Resultate und Resolutionen der einzelnen Sektionen bekannt gegeben werden. Es finden zwei Section-sitzungen statt Für die Sectio» tür die Mädchenschulen übernimmt vr. Rohd Magdeburg de» Vorsitz, und werden i» der Sectio» Borirügr halten: Frl Lange-Berlin, Frl. StephasiuS und Dir Hader I and-Dresden. Für die Scclion für Knabenschulen übernimm! Dir. Pfeils er-Jena den Vorsitz Verträge werde» sür dieselbe am folgenden Tage bekannt gegeben werden. Nachdem nun noch der Beriaiunilung von Herrn Brückner Mittheilungen über den Besuch der köiiigl. Sammlungen, z» welchen die Tbe laehiiier. auß zum Grün » Gewölbe »nd der Münzsammlung, freien Ei-ttr tt haben, sowie über das Festmahl und de» Anssliig mit Dimvsicliis nach Wachwitz gemacht warben, wurde die Porversammlnng geschlossen und «in allgemeines, fröhliches Beisammensein eröffnet AuS der gestrige» Ha»plver!a»»»l»i>g, dir sich init Internen Angelegenheiten beschäftigte, ist hervorzulieden, daß der zeitherige Leiter deS preußischen Schulwesen«, Herr Geh. Regierniigsraih vr. Weise, zum Ehrenmitglied ernannt »nd das Eintrittsgeld sür Vereiiisiuilqlieder aus 2 .4 herabgesetzt worden ist. In feffelnder und anregender Weise sprach alsdann im Beisein der Herren Eon siftorialrath 2: perintendent v. DibeliuS, Geh. Tchulraih Kockel Schulratv Eichenberg, Ltadtratd Kuhn und vieler Schulfreunde Herr Direclor De bbe über da« angegebene Thema. Als Lichffeitrn wurde» bezeichnet: 1) d e erhebende Geichichte des Priralichiilwcseiis, welche hervorragende und verdienstvolle Männer wie Pestalozzi ans- ziiweiscn habe. 2i die bessere Gelegenheit, z» individualisiien, 3) engere Verbindung miii dem Elternhaus, zu welchem die Privatschnle von vornherein eine andere Sicklung eiiinebme, -t) größere Freiheit der Eniwickcluiig. 5) wichtige Bedeutung der Privatichule sür de» Staat. Als Schattenseiten führte Herr Redner an: gerina-ie Achtung den Lehrern an Staat?- odrr Gemeind sei ule» gegenüber, geringerer Schutz seitens h.s Staats, M ßl rauch öfters der Privatschnlen durch palitlche oder relig Sie Parteien, die Gefahr, eine Versuebsanftalt zu w-ttden der läufigere Lehrerwechsel und der Mangel an größerer Stetigkeit, lo daß der Fortbestand der Schule mit dem Tod oder dem Riickirttt de- Leiters gesätndet erscheint. Am Schluffe seiner mit groß in Intkl ije vectolgten Rede stellte der Herr Vortragende folgende Thei>» aus: der Geiammivorstand solle dafür be'vrgt lein und Schlitte ibun, l) daß der Staat wie sür die Lehrer an d übrigen Schulen auch sür die Lehrer an de» Privaischulen, da sie ebenso w e e steck eine staatliche Thätigke» ver chl ii, durch Pen» sionsberechiiriing sorge, 2) daß der Staat bei ceffiontriinaen von neuen Schulen die Bedürinißsrage in Eiwagung zi be. um nicht Schulen üb r die eriorderliche Ancahl hinaus enliienen zu lassen, 3) Laß k n Lebrein an Privalichiilen dielelbeu M liiaftdicnstberech. tignngen und Bcirciuiige» zn statt n kommen, wie de» übrigen Lehrern, 4) daß die Privaischulen, we >>: den in ist » dentschen s Staaten bereit« jetzt geichiedt, unter Ueftlbe Au sicht de« Staate« gestellt werden, wie die st att chen u >d comiiiuiilichen Schulen. Hieran hielt Herr Direclor Do, n stedt-B-rli > e-neu 'ehr inter- esianten Vortrag ü'er die gegeniräriige Lage des Berliner Privallchul- wesen«: Redner behaiip! te. daß Grund zu Kteg-n voebanden sei Sachsen. — AuS Dresden meide» die .Dresdener Nachrichten": Wiederum verbreitete sich DicnSlaq Nachmittag dad Gerücht von einem im Innern der Sladl begangenen Mord. Nack den hierüber eingezogene» Erkundigungen an Ort uud Stelle liegen diesem Gerücht folgende Vorgänge zu Grunde. Der im Souterrain deS Hauses Lüllichauslraße 14 tvohnhasle 67jäl,rige Gärtner Lippsch war von Mitbewohnern deS Hauses wohl noch vorgestern Vor,nittag, seitdem aber nicht mehr be merkt worden, und Niemandem war eS auch gelungen, trotz wiederholten Klopfens an der Thür seiner Wohnung Eintritt in dieselbe oder ein Lebenszeichen voll ihm selbst zn erhalten. Ans diese Verdächtigen Wahrnehmungen hin ist nun gestern Mittag vo» behördlicher Seite die Wohnung geöffnet worden und hat man hierbei den Genannte» in seiner Schlaskniuncr entseelt vorgefunden. Derselbe war vollständig bekleide!, batte die ArbeilSschürze noch um und zeigte am Schädel eine klaff-,ite Wunde, die von einem spitzen Instrumente herzurühren scheint, owie eine» Stich durch den Hals. Gestern gegen Abend er- olgte die Aushebung der Leiche durch die königliche Staats anwaltschaft und die Criminalpolizei. ö. Pirna, 22. Mai. Der seit langcn Zeilen mit dem Pfingstfest verbundene Wan der drang hat einen reiche» Getdsegen nach unserem Elbbezirk gebracht. Die Thalsache, daß z. V. am ersten Feiertag vom Böhmischen Bahnhose in Dresden auö neben den zahlreichen fahrplanmäßigen Ver bindungen noch 32 Extraziige abgelassen werden mußten, läßt überzeugend erkenne», welche Massen nach den Stalionen der Sächsische» Schweiz befördert werde» »inßten. Es handelt ich hierbei aber nur um Diejenige», welche den Bahnweg benutzte», während anßerdcin Loch auch Tausende die schmucke» Fahrzeuge der sächsisch böhmischen DanipsschifjsahrtS-Gescll chast benutzte». Wie fröhlich und so echt pfingstsrcudig »alte man überall die Fahrt angetreten; wie gewaltig war aber dann in den Abendstunden ver Schrecken, als die schon eit Mittag drohenden Gewitter zur Entladung kamen und nun- mehr ei» EinmcichungS-Proceß der fatalsten Art vorgcnominen wurde. Es gab theilwcise Sccnen, bei denen der Egoismus i» einer schlimmsten Fori» zur Geltung kam. da lilmitten der herrschenden Aufregung und Verwirrung eben jeder Einzelne aste Kräfte einsetzte, um so bald alS möglich unter Dach und Fach zu kommen. WaS an Belten disponibel war, wurde be- etzt. Biele mußten aber auch wohl oder übel mit dem Cai» piren aus SophaS oder in »och viel unbequemerer Verfassung vorlicb nehmen. WaS dabei an Kleidern, Hüten rc ruinirt wurde, repriisentirt ein stattliches Capital; „nt deS Geschickes und des WctterS Mächten ist aber nun einmal kein ewiger Bund zu siechten. ^Wie unerquicklich die Lage Derjenigen war, die sich wäbrcnd deS i» Strömen niedergehende» NegcnS an Bord der Dampfschiffe befanden und aller Mühe» nngeachkek keine» CaMenplatz erobern konnte», bedarf sicher keiner wci teren AuSeinanberletzung. — Der gestrige zweite Feiertag war in Folge der eiiigelrelenen Temperatur-Eriiiedrigung nicht ge eignet, die eingewcichten Menschenkinder schnell wieder aus- zntrccknen' die Situation besserte sich Vau» aber Nachmittags, da man sich zu dieser Zeit wieder am Psi»gstso»nc»schein erfreuen konnte. Für die Großartigkeit deS VetkchrS spricht dabei u. A. noch die vo» der Bastei kommende Meldung, daß dortselbst am erste» Feiertage über 3300 und am zweiten Feiertag über 1800 Postkarten mit der Abbildung dieses welt- »erühintcn AnSsichtSpiuiclcS nach allen Windrichlungen zur Versendung gelangten. — Der Stadtgeuieinderath zu Meißen gewährte in seiner letzten Sitzung Herrn Bürgermeister Schiss» er in Anerkennung seiner bisherigen erfolgreichen AmtSlhätigkeit eine Zulage vo» 000 .Xk und wählte ihn zugleich ans Lebens- zeit. Durch «ine Deputation wurde kein Genannten dieser Beschluß mitgrlheilt. — In dem znin Erbgcricht-g»ke in HerzogSwalde bei WilSdrust gehörigen Gasthosc brach am vergangenen Sonn abend srüh 3 Uhr Feuer auS, wodurch derselbe nebst dein zu diesem Gute gehörigen Wohn- und WirthschaslSgebände und der Scheune vollständig zerstört wurde. Hierbei kamen l Kuh, 2 Schweine. 20 Paar Tauben und eine Anzahl Hühner mit um. Die Entstehung des BrandeS wird in einer mangelhafte» FeurruiigSanlage gesucht. Treuen. 18. Mai. Bor ciniaen Tagen waren unter Aussicht deS Waltwärtcrö Gerisch mehrere A>beiter deS Ritter gutes Wcißcnsand mit Wiescnabrälttiien bescbäsligt, darunter auch der zwölfjährige Schulknabe Lorenz So »im er. Hierbei fand Soinmer zwei kleine schwache Mctallhiilsen, von Venen er eine einem seiner Kameraden gab. Während de» VesperS schüttele er auS der zurückbehaltenen Melallhlllsc die Hälfte deS Inhalts in die Hand seines Kameraden und ver suchte mit einer Nadel die übrige Füllung anszustechen. Dabei czplodirte die Hülse und riß dein Knaben drei Finger der linken Hand znni Theil ganz weg, verletzte auch beide Hände sv»st noch schwer Darüber erschrocken, hat der andere Knabe seine Halse in rin Dornengcstrüpp geworfen, wo sie aber nicht gesunden werden konnte. ES wurde daher daS Gestrüpp in Brand gesetzt, woraus dann auch bald die Ent ladung der sortgeworfcnen Patrone erfolgte. Ob die Patro ncn verloren oder absichtlich gelegt waren, hat noch nicht auf geklärt werden können. Dein Anscheine nach sind die Hülsen mit Tyncunit gestillt gewesen. Eatnsvors bei Zwickau, 2l. Mai. Am erste» Feiertag Vormittag ertrank in einem der PlutS nahegelegenen Teiche der lk jäörige Fortbildungsschliler Berndl beim Baven. DeS Schwimmens unkundig, war derselbe in eine Untiefe ge- ralhen unk versank vor den Augen seines Bruders und dreier anderer Gefährten, ohne daß eS weder diese», noch etlichen hinzugeruseiien Männern gelang, den Unglücklichen dem nassen Grabe zu entreigen Nachdem man gestern den Teich mittelst KlosseS und Slangen erfolglos adzesucht, gelang eS erst heute, de» Leichnam zu finden. * Crimmitschau, 22. Mai. Auch hier war der Psingst-Verkehr aus dem Bahnhofe ein außerordentlich reger und brachte den Beamte» anstrengende Arbeit. Ver kauft wurde» Scnnabcnd, Sonntag und Montag inSgesammt 315t Billei-, sür welche eine Einnahme von 5L24.7S er zielt wurde (>887: 25.25 -- 40kt,75 -cck, 188«: 2ll7 — 4114 85 .< 1885: 2540 ----- 5102,40 .4); gegen voriges Jahr ergabt sich also ei» Mchrverkaus von K20 Bittet- im Betrage von 803 .4 — Jugendlicher Uebermnth und Leichtsinn bätt« am t. Feiertag leicht eine jähe Unterbrechung ver Pfingst- sreude bcrbcigrfilbrt, indem ans unserem Sahn tri che r,a« dort befindliche Gondel umschlug und hierdurch dir Insassen. 8 Personen, säinnilltch in da» Wasser fielen. Schnelle Hilf« war zur Hand, so daß die Betroffenen, »utrr denen sich 4 Damen und ein 5jäbrige» Mädchen befanden, »ft dem bloßen Schreck davonkamen. — Am Sonnabend vor Pfingsten stürzte in den beuachdartrn Lutte« rin bei eine», Billenbau beschäftigter Schmiedegeselle 2 Stock hoch herab und mußte «ach hier überführt werden. — In der 3. Stunde der Nacht zum letzten Sonnabend brach in der dem Müller Friedrich Agsten gehörigen Ober mühle in BerthelSdorf bei Hainichen aus noch unerklärliche Weise Feuer au-, welche» trotz der Thätigkeit mehrerer alsbald zur Hilfeleistung herbeigeeilten Spritze» und Löschnlannschaslen die Mahl- und Schneidemühle, dar Wohnhaus, die Seilen- und Stall-Gebäude, sowie die Scheune und Wagenschuppei, einäscherte. Mit Ausnahme eine- Ferkels konnte säulmtliche- Bieh gerettet werden, dagegen siel fast alles Mobiliar, sowie die Wäsche und Kleidung der Calaniitosen den Flammen zur Beute. — lieber verschiedene UnglückSsällc meldet da- .Born. Tagebl."; Am 2l. Mai Vormittag» halte der Knecht des Gutsbesitzer» Schlichter in Großbardan da« Unglück, i» der Sedeune vom Gebälke herabznstürze», wodurch derselbe lebensgefährlich verletzt wurde. An seinem Auskommen wird gezweifen. — Em recht bedauerlicher UnglückSsall ereignete ich in den frühesten Morgenstunden deö ersten Psingslfeicr- tageS in Negis. Einige Männer aus Lehndors bei Allcu- bnrg waren in daö hiesige Eichhol; gekommen, um hier die Krähennester auSzunchnicii. Einer von ihnen hatte taS Un- stück, in einer Höhe von 50 Ellen herniitcrzustürzen, wobei er ich einen offenen Unterschenkelbrnch zuzog. Nachdem der Verunglückte von Herr» vr. mc«I. Hake mit einem Noth- verbande versehen worden war, wurde derselbe mittelst Wagens in taS Krankenhaus zu Altenburg übergcsiihrt. Ter Verunglückte ist ein junger Mann auS Altenburg Name»- Ernst Kunze, der Elnährer seiner betagten Mutter und zweie: uucrwachscnen Schwester». — Zwischen Borna und Froblurg, im Zcdtlitzer Grunde, Halle am ersten Psiiigstseiertag ein junger Kaufmann a»S Gablenz bei Chemniö, welcher mittelst Zweirav »ach Lcipig fahren wollte, da-Unglück, daß seine Maschine infolge AnsabrenS an einen Stein uinkippte »nd er selbst so heftig zu Boden geschleudert wurde, daß er nicht un bedeutende äußere Verletzungen und an'cheincnd auch eine Ge hirnerschütterung ei litt. Der Verunglückte wurde nach dem hiesigen Militairlazarctli gebracht, dort verbunden und kehrte mit dem nächsten Bahnzuge in seine Heimalh zurück. Vermischles. Frankfurt a. M.. 22. Mai. Der 7. deutsche Lchrertag, welcher von über 1200 Theilnehmern besucht ist, wurde ii» Na»>en des CuttnöministerS von dem Ne- gierungs- nnd Schnlralh v. Frikc» (Wiesbaden) und Namen- der Sladl vo» dem Oberbürgermeister Miguel begrüßt. Die Versamnilnng sandte ein BegrüßungStelegramm ai. Sc. Ma jestät den Kaiser. Tic These», betreffend die Forderung einer allgemeinen Volksschule, wurden »ul großer Majorität an- geiiomme». Pferde und Fahren in London. * In ki iiicr anderen Stadt der Welt ist der Verkehr vo» Pferden und Wage» aus de» Straß,n so groß wie in London. DieseS Lcbc» und Treib-:» vollz eltt sich — so führt eine Londoner Eorre- spondrnz der „kölnischen ZcilNiii," aus — in Iinistcrhastcr Ordnung, ohne die iilindcste Störung und Verzögerung. Anders als sonst in einupi,iichei> .Hanpniödten bildet der Winter sür London die lobte Saison. Es sind daher in dieser Jahreszeit nicht so viel gute Pferde uud Kiitichcn in London zn sch », w.e in den Monate» Mai, Juni n id Juli; nichts desto weniger tict I sich deS Gute» und Schönen genug, um das Herz eine« hippologischen Fachmannes in Aufregung zu bringen. Vor allem erstaunt der auftiierksamc Beobachicr über das Tempo, in dem alle Gesährte sich auf der Straße bewege», die Gängigkeit der PicrLe und die ausgezeichnete Fahrorduung. Man sieht »cbc» dem schwerste» Karrenganl und Vrauervscrte auch lehr viel leichte Pscrdc da, wa sie a», Platze sind, ui» ein leichtes Wägelchen sort- zubcwegcn, aber niau sicht fast nie ei» struppirlcs Pferd, wie so vi-k'ach aus dcm Festlnnde. Tie Pferde sind ohne Ausnahme vor- tr-ss ich g Hallen; in ihrem glänzenden .Hnac spiegelt sich die Liebe ni d die -ivigfalt ab. ,»>t denen ihr Herr sie behandelt; Mähne und Schweis sind ooriress-ich gepflegt; aus den Husbcschlag ist besondere Sorgfalt re wandt; nur werden die Schweife in einer Weise kurz geballen, daß man glauben sollte, in England gebe es gar keiue Fliege» oder die Pferde seien dort unempfindlich gegen diese kleinen Quälgeister. Gleiche Sorgsalt wird aui G schirre und Wagen ver wandt Die ei stern sind auch bei dein geivö! nlichsteu Karren sauber, gläurend. geschmcidig im Lcdee, n cnials gesl ckc und Lcdee, n cnials gesl ckc und meist mit blanken Beschläge» aller Art v rzieri, die. stets sorgfältig geputzt, das ganz- Fah zeug u»g mein ziere». Tie meisten Pferde, besonders aucli Omniduspserdk, gehe» ohnc HinIerzcug, ja, selbst oft ohne Kamm- deckel, nur m l Knnnuct uud Strängen, so leicht wie möglich. Die Hansoin Pferde mache» hiervon eine An nahme. Mil Aussatzzügel fährt jus! Niemand: diese sieht man nur bei den großen, schweren Staats qu Page», in denen dann die Pscrde auch reicheres Geschirr Hab ». Tie Wagen sind ebenfalls in vortrrsslichcm Zustande, sowohl die Luxuewagen als auch die Geschäfiswagen. Tabs, Omnibusse u. s. w. Man sieht wenig alte, abgenutzte Wagen; alle find aus fallend srisch lackiit oder arg,strichen und stets reinlich und sauber. Die Fahrzeuge, die sich aus den Londoner Straßen bewegen, sind natürlich vou der verschicdeiisteu Art, je nachdem der praktische Engländer sie zu seinem Gebrauche benutze» will, und ebenso ist. wir chv» oben euvähiit. die Auswahl der Pferde. Einen besonder- guten Eindruck machen die Omnibuspserde, die von einer Stärke, vo» liner Gängigkeit, überhaupt vo» einer Qualität sind, daß sie oft al» beste Earlvssiers verwandt werden kännieu. Mau muß diese Pscrde, stark vo» Knochen, tief, kurzbeinig und breit, den schweien Omn buS, der zu gewissen Zeilen, wcn» die Leute zur Lity gehen oder von dort kommen, mit 26 Personen geiüstt ist, die steilen Straß n, z. B. bei Ludgalchill, Piecadilly, St. JameSstreet u. a. m i» ihrem gewöhnlichen Tempo haben hinaussahren sehen, und man wird ihnen gerechte Bewunderung zollen. Wie das ganze Land hügelig, so ist auch London auf Hügeln gebaul und die Sic gung in de» Slraßeu oft eine recht bedeutende Dadci sind die Haupiftcaße» säst alle mit Holz gepflastert, daS be sonders bei einem ersten Regen sehr glatt und aiistrengend wird und ans dem die Pferde schwer feste» Fuß fasten können, ohne auS- zuglene». Und doch sieht man im Allgemeinen wenig Pseedc stürzen. Geschieht c« einmal, so springe» soiort lv, ja 15 vorübergehende Leute herbei, leisten hilfreiche Hand und bekunde» dadurch ihr In teresse a» Pferden und Wagen. Diese Omni i-Spierde müsse» dncch- schnitilich alle sehr gut und edel gezogen sein, sonst würden sie da- uichl leiste» könne», was man vo» ihnen veilangt, doch solle» sie sich ziemlich schnell abnutzcn, WaS bei den Leistungen, dem kurzen Lall- mache» und dcm schweren Anziehen ja auch leicht denkbar ist; sedensall» werden sie aber so srüh ersetzt und ergänzt, daß man niemals eia matte«, leistui gsunsähiges Pferd siebt. I» Le» L-,bS nnd Haas»»,-, l.tzlere zweiiädcrige Fahrzeuge, nach ihrem Erfinder Hansom so ge nannt, bei denen der Kutscter ganz hoch hinten, gleichsam aus dem Bedicnlensitz sitzt, für einen Deuische» ein ungewohnter Anblick — sieht man sehr viele leicht. P'erde, sehr edel, gewiß viel Vollblut, die sich in einem auß-rordenllich schnellen Tempo bewegen, ost im Galopp oder Drcischlag mil wunderbarer Geschicklichkeit sich durch da- Etraßgengewirr windend. Buch in de» kleinen zwei- und vier rädrigen Wagelcdcn, in denen die Geschäftsleute ihre Waaren bei den Sunde» hrrumsahren, sicht man ganz Uiochclnbare, kleine, leichte Pferdchen, die aber trotzdem Außciordcnlliches leiste», gutes Gang werk habe« uud sehr gut ihrem Zweck entsprechen. Ganz klein» Ponies thun praktische Dienst«, unbedeutend«, geringe Pscrde, die wirklich zu keinem andern Zweck verwandt werde» können, nutzt ma» hier auS. Hier zeigt sich wieder der praktische Engländer, der daS gleichsam Wertblosc doch zweckentsprechend verwendet. Trotzdem alle diele Fahrzeuge mit außerordentlicher Schn-lligkeit aus den Streßen fahren, so kommt selbst an den belebtesten Orten seilen eine llnord »ung vor. In England wird streng daraus gehalten, daß die Fahr »enge rinander link» ausbiegen; die» wird mit riner peinlichen Sorg kalt beobachtet, »nd eS scheint mir auch prafttsch-r, je länger man e» steht- Such scheint da« Fadren oder da« Talent dazu wirklich dem Engländer in Fleisch und Blut übergegangen zu sein, dei n abgesehen davon, daß Jeder, der di« Zügel in der Hand hat, auch wirklich auknerftam aus da« achtet, wa« um ihn Vergeht und beion- der» wa» vor ihm hergeh«, so hat er auch eine besondere Ga: e, aus da» etnzoqeben, wo« der ibm entgegen Kommend« beabsichtigt, io daß sich kadurch Alle« glatt ohne Snsabren nnd Aufenthalt voll »letzt. Der Wageiverkehr »o gewissen Zeiten in der Lity ist geradezu! EontingenU stellen phänomenal. Man HSr« i» de, seltenste, Fällen Schimp'en »:er werd.n. Wer zu qcr Unwille, äußern, den» et» trder steh« rin. daß anch er sich der Oed- nung säge» m^. wen» di« Sache übrrh-npl <" Floß bleiben soll. »«der die Hanlom» bade ich schon oben ein Wort gesagt. Sie sind: «««er eftefffflimig; da» Pferd muß lehr ,»> »nd sorgfältig ein-' aispanut sc n, um ein richtige« Gleichgcwicht zu erzielen: dann g-*t der Wege» aber ungemein leicht und e« ist eine Lust, damit zu fahr.» Das Einsteige» ist i hr b quem, da der Wage» sehr niedrig hängt; ma» hat ft ine» Bock mit Kutscher vor sich, sondern siebt ganz frei nach vo n; die Besprechung mit de», Kutscher geschieht durch eine in der T.cke angebrachte Klappe. Cabs und Haiffoins t> ben zwar ihre Tax-»; ihre Führer erklären jedoch in de» wenigsten Fällen, Geld wechsclu zu können, sind ab:r sonst überaus ausnicrl- sam und geiällia, so daß man doch gern mit ihnen fährt. Eine g n; besondere Erscheinung sind die Omuibuskulscher und die ö.on- ducieurc der Omnibusse. Die ersterca besonders erinnern noch s:r an ein Büd allenglischen Leben« und ma» muß sie aus ihrem Bock Ih-onen sehen, mit dem breite», glatt rasirtei, G ost clwae g-iö:h.l durch reichlichen Genuß von Brand» nnd Wh sley mit und ohne Wasser, den hohen, schwarze» Eylinder ans d-m Kops, a emals ohne elegante roihbraune Fahrhandschiih-', wie sie, stets die Pferde am Zügel, ihr Geführt durch die Masse zu lcilc» wisse,,, hier und da das Publicum zum Einsteigen ausfordernd, dori einem vorülersahrendeu Evlle .en ciuen Gruß oder einen schlechten Witz zurusend. Die Eonducicure machen ebenfalls meist einen sehr wohl» crzo/«ei, E »druck; sic sind gewandt und orientieren daS Publicum iüsl-.ch und zuvorkoinmend über den Bestimmungsort des Omnibus. Geg » Tamc» besonders sind diese Eonducicure sehr aufmerksam, w e anch sonst fahrende H>rrcn säst immer Platz mache» und Damen ihn Plätze im Inner» des Wagens einräume». Eine Uebersüllung deS Omnibus wird niemals gelitten. Eine andere ausfällige Er scheinung sind die vierspännigen staxe-coaclias, die, besonders während der Soinmerniouaie, dock, auch b,S in de» Herbst hin,in, von. Lrndsn nach den beliebteste» Vororte», ja, selbst weiter nach entfernter l.-gcuden Städten, wie St. Albans, Ehelnisford, Brigblo» u a. m. fahren. Ma» sieht dieselben häusi, ans alt-enguschen Kopf rstich-u abgebildet. Tie haben sich in dicsec Weise bis heule noch erhalten, auch i» derselbe» Form, »nd ersetzen häufig die Post. Ii weudig, vor» beim Kuischer, Hütten, besonder- aber oben aus dcm Teck sind Sitze, so daß ein solcher Wagen eine Menge Personen fassen kann. Di-s- EoachcS sind immer mit vier vorzüglichen Pferden bespannt, werden fast ausschließlich von dcm Eigenthümer selbst kittschirt, machen einen sehr elegante» Eindruck uud ein gutes Stück der alten Zeit spiegelt sich wicderum in ihnen ab. Aber eS heimelt an »nd be kundet eine gewisse Fröhlichkeit, wenn man die EocicheS durch die Straße» von London im schäissteu Trabe fahren sieht, während der Giooin, hinten sitzend, lustige Weisen aus einem langen blanken Harn oder elmr Trompete bläst und daS Publieuin b uachrichligt» dem Vier spänner Platz zu machen; eS ist wirklich ein Vergnüge», in dieser Weile atißerbalb London- durch die lachende Landschaft zu fahre». ,hr ergötzlich ist die Grandezza, mit der der Lcnftr einer solchen Coach aus de» Bock steigt, sich die Zügel g de» läßt und ebenso sein Ankomnien an einem Rastorte, wo er dann de» Groom die Zügel zuwirst, diesem und andern Leute» die Wartung und Sorge sür die Pferde überlassend. Nie würde e- Vorkommen, daß der Lenftr einer Ceach die Pferde selbst ausschirrte oder auch nur einen Finger zum Aiisp.uneit derselben rührte. Die Piätze außcrhilb des Wagens sind besonders gesucht und die Plätze neben dem fahrenden Gcnttcma» Ehrenplätze. Ein wunderliches Bild aus aller Zeit sind weiter die Staatscarrossen, in alten vorsündfliilhlichcn altmodisch n O-Federu hängend, die sich i» dem gehaltenste» Tempo in Rotten Row im Hydepark zur seasov bewegen und deren Kuischer aus dem Bock, sow e die Diener io Kniehosen mit Schuhen und Strümpfe», das Haar gepudert, sich ihrer Würde bewußt sind. Oft bewegt sich ei» solcher Wagen ohne alle Insassen, aber eS ist Sille und gehört zum gute» To«, seinen Wagen zn gewissen Zeiten »ach dem Hyde- park zn schicken. Wenige, aber vorzügliche Tandems habe ich ge sehen, von denen namentlich einer mit zwei Füchsen voreinander bespannt durch daS Gangwerk der Pferde uud durch das G-schick deS sa'-rcitden Gentleman aussttl. Ts besteht in London ein Llub zur Pflege dieses SpoitzweigeS, ebenso wie eS einen Llub vo» G.iitlemei, g-ebt, in dem die Mitglieder vierspännig sahrcn. In Letzterem ist seinerzeit der deutsche Botschafter, Gras Münster, stets ei» hervor- ragrndcs Mitglied gewesen, dem sowohl wegen seines Fahrlalenls, als auch seines stets in Hannover gezogenen Biergespauns oft die Siegcspalme zu Theil wurde. Sehr imponirt auch die Gängigkeit der Lastpferde, die, vo» außerordentlicher Knochenstärke, sich doch leicht und schnell sortzubewegen wissen. Eine ganz eigenthümliche Sorte Pferde sind die Rappen, nttt de» n man die Leichenwagen und Trauerkutschen bespannt sieht. Es sind Rappen von glänzender Farbe, hochbeinig, ohne Gariliese, schmal i» den Rippen, ohne Widerrist, jedoch mit viel Aufsatz und meist mit Knie Action ; sie werden einzig »nd allein zu diesem Zwecke VerwcuLrt, denn sie haben sonst gar keine Leistungssähigkeit» sind übrigen« auch nicht in England gezogen, sonder» kommeu a»S der holländischen Provinz Trent und de» anttegeud n Thrilen der preußischen Provinz Hannover, wo sich die Risse sehr constaul erhält. Ich möchte noch einer aussalleuden Erscheinung Erwähnung thun, die einem nicht daran gewöhnten Auge weh Ihn«, nämlich daß der Engländer das größere Pierd immer links aiispiiniit, was sehr aus fällig ist. WaS der Giuud dafür ist, habe ich noch nicht erfahre» können, doch finde ich »njere Anspannung in dieser Beziehung besser, bei der man das größere Pferd zur Hand entspannt. 'Noch will ich gleich bemerke», daß der Anzug oller Kuticktr und Grooms aus dem Bock oder Bedieiitensitz immer tadellos ist, Geschmack zeigt und das Bestreben, auch in dieser Beziehung daS Fahrzeug zu ziere». Ja säst allen großen Straßen Londons sind an gewissen Stellen steinerne Tröge angebracht, in denen Wasser zum Tränken der Pserde stets ab- und zuslicßt. Diese Tränken werden sehr viel benutzt, und sind gewöhnlich a» diesrn Orlen kleine hölzerne Bude» ausgestellt. Dieselben findet man auch ost bet den vorgeschriebe««» Halteplätzen der Labs und HandsomS; dort hält dann ein Wirth, meist ein siühcrer Droschkenkutscher, sür seine Kameraden Getränke und Er- srijchungen bereit. Ja diesen Holzbuden wird übrigen» bei weitem mehr The« und Kaffee verabreicht als geistige Getränke; sie tragen sehr zur Erwärmung und zur Erfrischung der Kuischer bei. Ich komme nun zu dem Reitsport, den man in London, be sonder« im Hydepark. an schönen Tagen zu beobachte» Gelegenheit hat. Man erblickt »nn allerdings die verschiedenartigsten Bilder dort; doch ist da- Ganze überaus interessant. Man sieht viele vor treffliche Pserde, besonders starke knvter. von denen m> n aiiiietzme» muß, daß sie fähig sind, dte schwersten Jagden in Lciceslershire ohne Anstrengung zu überwinden; man sieht edle, sehr hoch gezogene Pserde, die. sowohl im Gebäude all auch im Temperament mit Schwierigkeiten behaftet, sich der leichten Hand einer Lady willig jügen; man sieht weiter ab und zu rincn Berber oder ein derartiges exotische- Thier, klein, kuhiessig, mit langcn Fesseln, mit Borliebe von einem älteren Osficier (natü-lch in Livii) gesteuert, der ihn wohl aus einem seiner stttaucsischci« oder derartigen Feldzüge mltgebracht hat; da ist weiter der kleine, kurzbeinige Lob, mil gutem Rücken, breiten Nieren» fähig, Gewicht »u tragen, der einen Litymann schleppt, der aui diese Weise sich be strebt, seiner sonst sitzenden Leb-n-weise dar Gleichgewicht zu Hallen. PouicS von der kleinste» Sorte, meist von Kindern benutzt, wie man den» in England nicht der Ansicht zn huldigen scheint, daß srühze tigeS Reiten Kindern unzuträglich sei. Jedenfalls siebt mau hier Kinder im frühesten Alter vo» kaum 8 bis 10 Jahre» alle Tage tm Hydepark mit dcm Vater oder einem älteren, erfahrenen Groom spaziere» retten. Ganz besonder- find mehr kleine Mädchen zu s.lstn alS Knaben, was ich mir nur dadurch erklären kann, daß die Knabe» in diesem Alter mehr in der Schule sind. Aber doch sieht man auch mindestens ebensoviel Damen alt Herren zu Pferde. Der Anzug der erster«» ist tadellos und »aterscheidet sich von dem srüh rer Jal rc durch ein sehr gn« fitzende«, kurzes, enge« Reilkleid, während man früher längere faltige Reitklcider trug. Die Damen in England mache» zu Pserde säst ohne Ausnahme einen sehr guten Eindruck; sic reiten vortrefflich; da« ganze Bild ist sehr angenehm, »eil sie ouf dem Pserve gewissermaßen zu Hause zu sein scheinen. Der Anzug der Herren und ihre Erscheinung zu Pserde ist nicht immer derart!, hervorragend, wie bei dem zarten Geschlecht, doch liegt dies in den zu verichiedenrn Elementen, die man in einer Stadt wie Londcn oft mit einem Pscrde kämpfen siebt, wenn ich mich des Ausdrucks bedienen darf. Trotz alles Talents und trotz aller Liebe zum Pierd: sieht man hier nicht so viel wirklich gut gerittene oder duichgeritlcue Pserde, wie z. B. in Deutschland, und die Arbeit Im Halse und an den Gamaschen deS Pferdes sowie eine gediegene Biegung in de» Hanken, d. i. im Sprunggelenk, die unerläßlich »um G horsam ciues Pferdes, vermißt mau recht ost. ErgStzlich ist zu sehen, wie c »e ganze Familie, zuweilen aus 6 bis 8 KSpsen bestehend, sich zu Pserde einher bewegt. Da ist denn gewöhnlich der Btter mit Zwei oder drei erwachsenen Töchtern, auch wohl einem erwachsenen Sobnc und jüngere» Geschwister» verschiedenste» Altera. Daß de, n auch bei einer solchen Eavalcade die verschiedensten Arten von Einlu^rn, vulgo Pierd genannt, haben zu Hilfe genommen weiden müssen, ist sklbftvcrsländ.ich: derartige Varianten tragen viel zum Vergnüge» Anderer bei. Auch der Anzug der die Herrschaften l «gleitende» Groom« ist, wie ihre Haltung, vorzüglich, doch sind d eielbe» ost r-ch« mäßig beritte» nud scheinen ganz besonders die roarer ihr stell,», um aus diese Weise möglichst verwand! zu zu grwiss u Stunden der »«mnn, d. h. in den Mo naten Mai. Juni und Juli, de» Nett- und Fabriport im Hydepark beobachtet, wird ein Bild finde», welch - jedem, der sich sür Pserde iiite tisict, c ne angenehme Unterhaltung sei» wird.
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