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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.05.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-05-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188805319
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880531
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880531
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-05
- Tag1888-05-31
- Monat1888-05
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.05.1888
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G»schOi»t täglich früh «'/, Uhr. Nri«ti»u n»S ErpröM«« Johamwtgaffe 8. LPrechlk»tea irr Leöartisn: vormittags 10—12 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. 0»«h», tz« ftk »ie ^ichfffsl»«,», N»««er 2«Ki»»le, Z»irrst» «, v»che»ta,r, ht« » Uhr Nachmittags, s»V«i«. >«» Archive» früh dt«'/,» Uhr. In drn Filialen fnr 3»s.-Anaah»e: vtt« Ute»«. Uatversitätsftraße 1. La»«« Lösche. Katharturustr. 23 pari. u. Küatgrplatz 7, »ur bis '/,S Uhr. ttii.ngcr.Tagclilaü Anzeiger. Organ für Mit». L-calaeiMte. Kandels- nndGtschäftsmkehr. Fl^omvOMsntOprOiO vierteljährlich 4»/, Mk. i»rl. Briuaerloha 5 Mk., darch die Pvft bezogei. «k. Jede einzelue Romner Ul U' Lelegerenwlar 10 Pi. Gebühre» für Eltrabrilaae» lt» Tageblatt-Format gesalzt) atz»e Postbesdrderuug SO Mk «ft Poftbrsöichenmg 70 Mk. InleraU öaefpaUrm Prtttzeile 20 M. Grötzär vchnftr, laut ans. PrASverzetLrttz. LadrSarischrr ». Zifferasatz nach höhrrm Tarif Ltklimrn »Irr dr» Nrdactiousftrich dir «aespalt Zeile bO Vs., vor dr» y a m il i e a, a ch ri ch t r a die Sgespalttvr Zeile 40 Pf. Juserate siud stets an die ErheöttlsN zr 'enden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zabiang pruavamorundo oder dirch Post mtchnabme. 1S2. DonaerStag dm 31. Mai 1888. 82. Zchrganst Amtlicher Theil. Vekannlmachung. Für die AbserttguugSstrlle I de- AichaweteS Leipzig, für RaumgehallS- und Tarabestimmuna bei Fässern zu mehr al- 50 Liter, in dem Grundstück an der Pleiße Nr. 5, wird di« durch Bekanntmachung vom SO. December 1886 aus die Stunden von 8 bi» 12 Uhr Bormittag« der Werktage festgesetzte Arbeit-zeit dahin abgeändert, daß sie vom 1. Juni l. I. ab auf die Stunden von iö bi- B Uhr Nachmittags der Werktage verlegt wird, so daß diese Absertigungsstelle nur zu dieser Zeit dem Publicum für daö Bringen und Abholen der Fässer geöffnet ist. Leipzig, den IS. Mai 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. '. vr. Georgi. Vrklmntmachllug. Unter Bezugnahme aus unsere Bekanntmachung vom 8 September l887 in Nr. 254 deS »Leipziger Tageblattes* machen wir wiederholt darauf aufmerksam, baß wir neue gute GaSkochherde in verschiedenen Größen und Constructionen an Reflectauten käuflich oder miethweise abgeben. Der Preis dieser GaSkochherde nebst Zubehör stellt sich bei käuflicher llebernahme, ausschließlich der Kosten für die Verbindung mit der Gasleitung und für den event. erforder lichen Gasmesser, je nach der Größe und Construction. auf 50 bis 250 während wir die monatliche Miethe aus 60 bis 275 Pfennige festgesetzt haben. Wollen die Abnehmer später einen gemietheten GaSkoch- l erd käuflich erwerben, so kommt die Hälfte der gezahlten Mietben in Anrechnung. Die Besichtigung der GaSkochherde kann wochentäqlich während der GeschästSstunden im AuSstellungSlocale der Gas anstalt am Nicolaikirchbose erfolgen. Daselbst, wie auch in unserer Geschäftsstelle Ritterstraße Nr. 6, werden Auskünfte ertheilt und Aufträge entgegengeuommen. Leipzig, den 26. Mai 1888. DeS RntheS der Stadt Leipzig Depatatto« den Gasanstalten. Ausschreibung. Der Anstrich sämmtlicher Straßen- und Hoffronte» de» LethhauSgehäudeS soll vergeben werden. Bedingungen und Unterlagen hierzu können im Rath-bau- amtr, Rathhau», 2 Obergeschoß. Zimmer Nr. 5. gegen Er leguny von 0,50 entnommen werden. Die Gebote sind versiegelt mit der Aufschrift „Abpntz deS LeihhauSgebändeS" bi» zum 2. Juni xr. Abends 5 Uhr an obcnoezeichneter Stelle eiuzureichen. ES bleibt die Auswahl unter den Bewerbern, sowie die Ablehnung sämmtlicher Angebote Vorbehalten. Leipzig, den 23. Mai 1888. DeS Raths der Stadt Leipzig Id. 2088 Baudeputattoa. Bekanntmachung. Die Herstellung der Trottoirs aus dem Neumarkte soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiesbau-Verivaltung, RathhauS, 2. Etage, Zimmer Nr. 14, auS und können daselbst eingcsehen, refp. gegen Entrichtung der Gebühren entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift „Trottoirs auf de« Reumarkte" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 5. Juni d. I., Nachmittags 5 Uhr einzureichea. Der Äath behält sich vaS Recht vor, sttmmtliche Un> geböte abzulehnen. Leipzig, den 28. Mai >888. DeS RathS der Stadt Letpzt- Id 2170 Stra-enba«>Deputatto». Bekanntmachung. Der aus dem neuen Dieh- und Sehlaehthofe zu gewinnende Dtiuger. besten Abfuhr ausschließlich aus der Eisenbahn zu erfolgen hat, soll von Anfang Juli diese» Jahre» ab aus fünf Jahre a» einen geeigneten Unternehmer vergeben werden. Die Bedingungen über die Vergebung und AngebotS- sormulare liegen in dem Schlachthosbaubureau an der Kaiserin- Augusta-Straße au» und können daselbst eingesebe» resp. gegen Entrichtung einer Gebühr von 30 pro Exemplar entnommen werde». Ebendaselbst wird unser Architekt Herr Moritz in den GeschästSstunden etwa gewünschte weitere Aus kunft ertheilen. Die Angebote sind bi« zum IS. Juni diese- Jahre« Bor mittag» 11 Uhr bei der Nuntiatur de» hiesigen RathhauseS abzugeben. Wir behalten un« die Au-wahl unter den Bewerbern sowie die Ablehnung sämmtlicher Angebot« vor. Leipzig, am 22 Mai 1888. Der Rath der Stadt Leipzig In. 3>71. Georgi. Vr. Krippendorff Lram-, Nah- und viehmarkt zu lir-ertmolkVitz «lttwuch. »eu «. Juni 1888. Abgaben »erdea nicht erhoben. Ter Gemrinderattz. Dhck. Submission. Die Lieferung eine« eisernen, zweiflügelige» Lhores zur -insohrt in das Amisgebäud« zu Gohlis soll au den Mlndestsordernbe» der geben werden Vlanket« sind im Gemeiadeamte — 1, Etage vauawt — (woselbst auch di» Zeichnungen »nd Bedingungen eingesehen werde» können z» erheben »ad mit der Auischrisi „Thorlieserung" versehe» dt« zu» 8. J««i ds«. A» »beodaielbft versieget! eiuzureichen. Answahl »Mer de, Bewerbern behtit sich der Gememderath vor Gohlis, am 29. Mai 1888 Ter Gs»«»H«raltz. * v«»>»r. Kräh, Bekanntmachung. Die aus da» Winterhalbjahr 1888/89 für das KSntgllche Amts gericht hier zu liefernde» ca. 4500 Etr. gute schlockensreie Pechstückkohle, ea. 1000 - böhmische Braunkohle, beste Qualität, ca. 3000 Kg. Petroleum, ind unter den bei der Unterzeichneten Lasteastelle einzusrhendcn Br dinguugea zu vergeben. Angebote sind bi» zum is. Ju«t »s». z» christlich anher eiuzureichen. «„»wähl unter den Offerent«» bleibt Vorbehalten. Leipzig, den SS. Mai 1888. Hauptsportelcaffeuvermaltuiig des Königliche« Amtsgericht» daselbst. Zimmer 100. Bekanntmachung. In unserer Verwahrung befindet sich rin kleiner vierrädriger blaugestrichener Handwagen, an dessen Deichsel sich als Griff et» beweglicher eiserner Ring befindet. Der Wagen, der von einem unbekannte» jungen Menschen in der Windmühlenstraße zurückgelaffea worden ist, rührt anschetnend von einem Diebstähle her. Der Eigenthümer de- gedachten Wagen» wird daher hierdurch veranlaßt, sich behufs Empfangnahme seine» Wagen« onvergäglich In unserer Lriminalabiheilunq zu melde«. Leipzig, de» 28. Mai 1888 Tas Poltzeiamt der Ltabt Leipzig. Xo. 1251 I». Bretschneider. Bekanntmachung. Die diesjährigen öffentlichen unentgeltlichen I«ps«»ge« »erde» tu »er »eit vom 4. Ma, bi» «tt 1». J«,t 1888 a« jede« Freitage, Nachmittag« »on '/.S bis '/,S Uhr, t» Tchlahkeller-Restaurant durch den Impsarzt Herrn vr. w«d. Kohl vorgenomme». welchem je 8 Tage darauf (Frettug«, Nachmittag» '/,S Ittzr) der Impfling rdendaselbst »argeftrit werde» »uh Nach dem Jmpsgesetz« vom 8. «peil 1874 haben sich der Impfung zu unterziehen: ». alle t« Jahre 1887 geborenen Kinder, sowie Pie, welche i« de« früheren Jahren impfpffichttg Ware», aber erst ein- oder zweimal erfolglos geimpft «Per krankheitshalber ungrimpst geblieben bez. »o« der Impfung ausgeschlossrn worden sino: b. a>e im Jabre 187« geborenen »ögltug- . hieffger Echulrn, sowie die, welche in den Jahren »874 und 187k geboren, aber 1886 und Ik»d. rrfalgla» ge impft o»er krgnthett»halber nngeimpst gebltebe« sin». Unter Hinweis aus die in tz- 14 de» angezogenen Gesetze« ange« drohten Strascu haben Eltern, Pflegeeltern und Bormünder sich streng darnach zu richten bez. die von der Inipsung etwa beseelenden vrivatärztlichen Zeugnisse bez. Jmpsscheine in der Jmps^xpedition, Ratdhau«, 1. Etage, Zimmer Nr. 10, vorznlegen. Reudnitz, am 84. April 1888 Ter Gemrlndroorstanb. Größel. Submission. Die Lieferung von S Stück Jalousien soll im Wege der Sud Mission vergeben werden. Die Blankets sind im hiesigen Gemeinde amte — 1. Etage, Bauanit — zu erheben und mit der Ausschrisi „Jalousiealieserung" versetzen bi» zum 8. Juni ds. I». ebendaselbst versiegelt einzureichen. Die Auswahl unter den Bewerbern bleibt Vorbehalten. GohttS, am 29. Mai 1888. Ter Vieuieindrrath. Singer. Kräh. ^erMieker Lerirksverein I^eipriA- 8trictt. 8itrnng vonoerutag, d«u L l. Aul, ^denäs 7 Bkr, iw 8»ul« «lvr 1. Vllrgorovüole. Tagisoorällaog: 1> kieo-istranäe. 2) Xntra^ »n «len ^srrtetnx in Leeres uuk dis k«vi«iov de» Arunbenoumeu^ssetre». 3) Ltuvdesorduuw;: Lerteeeeirsel, Lonrilieo, ^vtründitrullgon, kollüllnüron. vr. Avndert. Nichtamtlicher Theil. Deutschland und Frankreich. TiSza's Rede im ungarischen Reichstage hat besonders deshalb in Frankreich so schwer verwundet, weil sie einen unwiderleglichen Beweis der Festigkeit deS deutsch-österrelchischeu Bündnisses darstellt. In Frankreich pochte man bisher viel zu sehr aus die Sympathien der Ungarn für die Franzosen und zog daran- unberechtigte Schlüsse aus die Wirksamkeit de» Bündnisse» zwischen Deutschland und Oesterreich-Ungarn Diese Täuschung ist durch die Erklärungen Tisza'S etwa ir derselben Weise zerstört worden, wie der Jrrthum, in welchem Napoleon HI. über da» Derhältniß der süddeutschen Slaalen zu Preußen im Jahre 1870 besangen war, durch die Kriegs erklärung Bayern» in seiner ganzen Nichtigkeit enthüllt wurde. Der Dreibund ist weit fester und stärker, als die Franzosen bis zum heutigen Tage geglaubt habe», jetzt kommt ihnen die Grundlosigkeit ihrer geheimen Hoffnungen mehr und mehr rum Bewußtsein, und daS setzt sie natürlich in große Erregung. Die volle Solidarität der Regierung Oester reich» und Ungarn« im Puncte de» Bündnisse» mit Deutsch- land konnte kaum bester dargethan werden al- durch die Wirkung, welche TiSza'S Rede in Wien hervor gebracht hat. Die Erklärung erfolgte ohne vorherige Verständigung mit ven maßgebenden Persönlichkeiten in Wie», sie war em Ausfluß de» Geiste«, in welchem man da» Bündniß im ganzen Bereiche der vsterreichisch-ungarischen Monarchie aufsaßt. Es kommt noch hinzu, daß sich i» Wien und Pest an die Revolution, zu deren Eentennarseier die Pariser Welt> auSstellung bestimmt ist, geschichtliche Erinnerungen knüpfen welche sehr zu Uogunsten dieser Feier sprechen. Die Oester> reicher gedenken dabei der blutüberströmten Gestalt der Tochter Maria Theresia'» und an die blutigen Kriege, welche die Revolution zur Folge Halle. Da« ist kein geschichtliche» Er» eigniß, für Welche» sich monarchisch regierte Staaten begeistern können, am wenigsten solche, welch: unter den, Mutigen Pariser TerroriSmu« so schwer gelitten haben wie Oesterreich. Des halb jitmml auch da» Wiener „Frcmdenblatl" TiSza rückhaltlos zu und sagt, daß sriueAntwort gar nicht apder» erwartet »erd« kmit., wnm einmal -ne üal-ag- ^^I^wmsdarau» »»«iiellnng off<lN>^ g-steN' wnr - >^^ ^ ^,d,n,enn»e. "N" ?-m Ä-h-n--i«ii° -i"-- «-"---i"-«- von Elsaß-Lothringen Mit der A f A .. ^ZkltauSsteNung ist L,L! L' Man hat sich in Deutschland überzeugt, f , ind und daß sie eher v°zu s«'gn-t sind. de. Hatz Fra,,lce.a, r.Ä'^-7°i^ der Politik des freundlichen Entgegenkommen« und der rück- LL' DniLÄ?.i. d"--U- LN. empsinL? w-ed-n me». Frankreich Gegenmaßrcgeln ergreift, welche aus ^"Zurück- ialtuna der deutschen SsaalSangehöriaen vom Beff'ck d-« französischen Gebiet« berechnet sind. Frankreich soll endlich zum Bewußtsein der Tbalfache gebracht werden, daß Elsaß- ,'olhringen einen Tbeil Deutschland« bildet. Die .Nordd. Allgem. Ztg.' erhebt ferner gegen Frank- reichS bisherige Regierungen den schweren, aber durchaus be- gründeten Borwurfl daß sie auch bei friedlicher Gesinnung eher in der Förderung al» in der Beschwicht,gumr de» nativ- „alen Haste« das Mittel zur eigenen Kräftigung fiikdeii konnten. ES ist also ein Hinderniß vorhanden. weiches den Frieden zwischen Deutschland und Frankreich nicht zum anerkannten regelmäßigen Zustande werden läßt, sondern ihn nur al« Nöthbebels betrachtet, bi» zu dem Tage, an welchem der Rachekrieg enlbrennen wird. ES besteht überhaupt ein Zw>e- palt in der Gesammtauffastung der europäischen Berhättnistc zwischen Deutschland und Frankreich, welcher der Gestaltung eines dauernden Friede»» unüberwindliche Hinderniste be reitet. Deutschland betrachtet die gegenwärtige» Besitz- Verhältnisse in Europa alS endgiltiae. »ährend Frankreich hnen nur vorläufige G«ltu»g zuäestehl. Frankreich war bi» zum Jahre t870 an die Borstenniig gewöhnt, daß Europa seinen, Einfluß unterworsei, sei. c» beansp-uchte die Herrschaft über die romanischen »nd germanische» Völker- iämme, erst an der russische» Grenze hörte sein Machtbereich auf, wenn auch unter der Bedingung, daß Frankreich in den orientalischen Angelegenheiten da» SchicbSrichteranit übte. Diese Form des sogenannten europäischen Gleichgewichts bat mit dem Jahre 1870 aufgehvrt. Deutschland hat sich von der beanspruchten Bormlindschast Frankreichs sreigemacht, Italien und Oesterreich-Ungarn sind später einem Bunde bci- gctreten, welcher auch durch die Oberhoheit Frankreichs über die Völker romanischer Raste einen dicken Strich gemacht hat, und Rußland hat den Pariser Vertrag vo» 1856 schon im Jahre 1870 zerrisse». Dadurch hat die Karte Europas eine gänzlich veränderte Gestatt erkalte». Frankreich ist aus seine natürliche Grenze beschränkt worden und hat den bestimmen den Einfluß in Europa eingebüßt. DaS ist eine Veränderung, die sich nicht ohne schwere Kämpfe vollzieht, und in diesen Kämpfen befinden wir unS mitten inne. Der Widerstand Frankreichs gegen die gegenwärtige Gestalt der europäischen Verhältnisse entbehrt aber der Grundlage der Macht, und diese allein entscheidet im menschlichen Leben wie im Leben der Völker, wenn auch dem Grundsätze „Macht geht vor Recht* vom moralische» Slandpunct auS niemals Geltung zugestanden werden kann. Frankreich kann sich aus die Jinmoralität dieses Grund satzes am wenigsten berufen, weil c« ihm flelS gehuldigt hat, so lange ihm die Schwäche seiner Nachbarn die 'Macht in die Hände gab. Deutschland hat seine Macht noch niemals dem Auslände gegenüber mißbraucht, eö hat im Gegentheil gegen Zrankreich einen hohen Grad vo» Mäßigung gezeigt. Diese Mäßigung ging so weit, daß selbst die Emsührung deS Paß zwanges gegen offenbare Friedensstörer von diesem schon als etwas Unerträgliches ausgefaßt wird Clemenceau hat bereit» vorbereitende Schritte bei Floguet gethan, um der Verbindung zwischen Frankreich und dem Orient eine Richtung zu gebe», welche die Berührung deS deutschen Gebiete« veriiieikct. um dadurch dem Paßzwange zu entgehen. Eine neue Bahn ist nicht über Nacht herzustcllen, und außerdem ist der Paßzwang nicht gegen harmlose Reisende gemeint, sondern die Franzosen, welche Elsaß-Lothringen als geeignete Grundlage für Hetzereien betrachte», um den Frieden zu gefährde», sollen in der Ent faltung ihrer Thäligkeil gehemmt werden. Die Verordnung der Regierung von Elfaß-Lothrinqen hat ihren Zweck voll ständig erreicht, ebenso wie die Erklärung TiSza'S im unga- rischen «bgeordnetenhause. Beide Schritt« sind au» der ge- meinsamen Wurzel der Solidarität der Interessen de« sried- lich gesinnten Theile« von Europa gegen die Friedensstörer emporgekeimt. « * * * Der vorstehend erwähnte Artikel der „Norddeutschen « .^'Uung" über die Paßvcrordnungci, in Elsaß.Lothringen hat folgenden Wortlaut- man "" sr°„iö,iid>en Grenze würde U.?,, ä-a.» B-d'u»mg besäen, wen» „,a„ sir <>lz Rrpres- ^ - s« e« in Amicouri. e- in Beltort. anlrhen wollte. Die letzteren und viele ühnliche sind sür nur*m°der°Emen'ck> ^"""""Regierung nicht unmittelbar, sondern Bedeutlina D? " Sympiomeu der Situation, mdirect, von Ätttt ^bkkra^ ^n>lch w.e die BerNärkuogen b- ten knln .^ ^'"'^ l'-d -ich' °n Einzel, »eiten '»upseu, sondern ela Eraeboiß unierer Politik btldr». Die deutsche Pollttk wenUa Reichslande insbesondere muß uoth- ^ronlol.^^ Rackerwerb de» EI,oß dadurch !a,I> brübr^k deziehungen dieses Landes zu Deuis^ mB't'rhungcn zu Frankreich. Dit Wnkuna der,eiben ^olae"k!-"«^ und qcwinnl ciu, iNttruattoiialc Schärse IN Nde 'B?.^.7n°7„ 7,- d" --»"deuischeu «elüh.e des iftioi, ml d!m Ä... ^ «c°°°chekr.eges zur Weder,ewmm.nq «wölkeiu-a «gitatiou unter der A«i«>ae und Mittel aller Au. Uni» dy» Aar^.gn. ist di. sLdttche -atmug der sr-nzöfischea B.. Völkern», gegen »"« seU 17 Jahren nicht »nr anverminderl geblieben, sondern hat an Schärfe gewonnen, wie die Borgänge in Belsort darthnn. Die Hoffnung, daß sich eine seanzüstsche Regierung schließlich stark genug fühlen werde, »m diesem sür den Frieden beider Bälker beunruhigenden Treiben eutgegenzuwirkr», hat sich bisher »ich« bewährt. Aach bei friedlicher Gesinnung haben die bisherigen Re-sicrungeii eher in der Förderung al» in der Beschwichtigung de« nativ- oalen Hasses Mittel zur eigenen Kräftigung finden können. Die Stimmung der französischen Bevölkerung in den Provinzen bleibt sorlwährend ans einer Höbt des Nattonalhaffeü gegen »ns, welche den Deutschen nicht gestattet, ohne Bedrohung von Leib und Leben, irgendwo in Frankreich zu erscheinen, und die Initiative einzelner Gassenjungen reicht hin, »m Ausbrüche dieser bedrohlichen «tiininmig hrrvorzuruse». In derselbe» hat die Zurückhaltung der deutschen Politik ebenso wenig wie da« Entgegenkommen derselben in großen und kleinen politischen Fragen eine Aendcrung herdeizusühren vermocht. In den Kriegen 1813—15 hat Frankreich verhältnißmäßig mehr Schaden gelitten „nd ist gewaltthStiger de- handelt worden al» in dem von 1870. Nichtsdestoweniger wird man schon 10 Jahre nach dem zweiten Pariser Frieden — 1825 — in den sranzüsischea Annalen vergebens nach einer Spor von ädn- lichem Haß gegen die Nachbarn, von einer ähnlichen Rachsucht für verlorene Schlachten wie Leipzig und Waterloo luchen, wie sich heut zu Tage in den Spalten aller sranzöiischen Blätter und, dem ent- sprechend, in der Haltung der Bevölkerung der Provinzen Frank- reich« kenntlich macht. Die Ersolglosigkeit der bisherigen Zurück haltung und Borsich« Deutschland«, die daran geknüpfte Hoffnung«, loflgkeit, eine Aeuderung in der Gesinnung der Franzosen zu erreichen, erreg» ln Deutschland keine kriegerischen Pläne nnd Stimmungen. Wir «reiben die Achtung vor der Unabhängigkeit unserer Nachbarn dt« zur volle» Duldsamkeit auch de» »ugerechtt-ftcn Hasse» gegen uns. Wir wünschen keine» Krieg, wir wünschen nur entferntere Beziehungen zu Frmiirelch, »nd da wir an unsere Nachbarschaft gebunden sind, so müssen wir un» damit begnügen, tm Berkehr mit Frankreich zurückhaltender zu werden und ihn aus der Grenze, wo er zur Agitation der Bevölkerung des Dentsch-Elsaß benutzt wird, mehr al« bisher eiuzuschränken Wir wünschen, daß die Franzose» enthaltsamer werden in ihrem Bcrkehr mit dem Elsaß, und werden kein Bedauern empfinde», wenn Frankreich in Folge dessen Maßregeln ergreift, welche i» analoger Weise aus die Enihal- in»g unserer deutsche» Landsleute vom Besuch de» französische n Territoriums hiuwirkc». Diese» Streben ist frei von Feindskligleit; es ist »ur eines der international berechtigte» Mittel, welche wir anwenden, »m den historische» Prvccß der Regermanisirung dieser deutschen Reichslande und ihrer Loslüsung aus der Berdindung mit Frankreich zu besürdern. Die internattonalen Frictionen, welche der bisherige Berkehr der Franzosen im Elsaß ermöglicht und sördert, siud iür die Dauer und die Beseitigung des Friedens gesährltcher. al» eine schärfere Betonung der Grenze und ihrer trennenden Wir kung sein kann. Deshalb glaub:» wir, daß die Reickisregieiui'g dem Frieden einen Dienst erweist, wenn sie Frankreich i» dem Bestreben entgegcnkomml. den Grenzverkehr genau zu coniroliren und der Leb- Hastigkeit desselben die Schranken zu gedcn, durch ivelche potitisch Frictionen nach Möglichkeit ausgeschlossen werden. Leipzig, 31. Mai 1888 Heute Donnerstag findet eine Plenarsitzung de» BundcSraths statt * Durch verschiedene Zeitungen geht die Nachricht, daß mehreren Mitglieder» der freisinnigen Partei OrdenSauSzelchnuilge» zugcdacht seien. Dabei werde, die Namen Virchow, Mommscn, Häusl und von Staussciibcrg genannt. Die ofsiciöse» „Berliner Politische» Nachrichten* sind in der Lage, dieses Gerückt, soweit dasselbe die drei letzt genannten Herren betrifft, als unrichtig bezeichnen zu können Weder in der Form eines Wunsche», noch auch in der eines Vorschlages ist die Decorirung der Herren Mommsen, Hänel und v. Stauffenberg jemals von irgend einer Seite in An regung gebracht worden Herr Proscssor Virchow hat bc kannttlch den Rothen Aoter-Orven 2. El. mit dem Stern erhalten, eS würde indessen unzutreffend sein, dieser Aus zeichnung irgend eine politische Bedeutung beizuiiicsscn. Be kanntlich ist Herr Virchow alS wissenschastlichc Große so be deutend und alS Politiker so unbedeutend, daß seine letztere Eigenschaft gar nicht in Betracht komme» kann. * Unter der Ueberschrist „Schachzüge beö Kanzlers" veröffentlicht die Wiener „Deuts che Zeitung" vom 27. d. M. den nachstehenden Artikel: „Was sür den kleine» AlltagSvcrkehr der Mensche» gilt, hat auch für das Vcrhällittß zwischen den großen Slaaten und Völkern seine Bedeutung: Nachgiebigkeit und Milde sind recht löbliche Tugenden, „doch gesünder sind bei Zeiten — gold'ne Rücksichtslosigkeiten". Der Großmeister der modernen Staatskunst hat offenbar den Entschluß geiaht, gegenüber den Feinden des Reiche« die Richtigkeit dieses Satzes zu erproben. Er ließ ihnen Jahre lang die weitest- gehende, zarteste Rücksicht zu Theil werden, aber je langmüthiger er vorging, desto kühner und uugeberdiger ward ihr Benehmen Nun will er — nach allen Anzeichen zu schließen — imt einer andere» Erziehungsmethode beginnen, und die ersten Versuche dieser Art gestalten sich in der That sehr überraschend. Jedenfalls ein seltsames Schauspiel, das sich da in Ost und West abspielt. Mit einem scharfen Streiche triff» der Reichskanzler all' die tauscndsachen BerkehrS- und Berschwörungssädea, welche sich zwischen Frankreich und Llsaß-Lothringen hin- und herspmae» Mil einem einzigen Federzuqe richtete er eine Mauer um die Rcichslande aus, die sür die Sendlinge der französisch«» Rachepartei ziemlich schwer zu übersteigen sein wird. Und was sagt man in Paris dazu? Keine großmäuligen Drohungen, kein iheatralischer Autsch, ei; man ist stumm und betreten, denn man suhlt, daß die Deutichen im Noth- fall diesmal Ernst machen würden; man erninen sich vielleicht auch an den Thronbesteigiingscrlaß Kaiser Friedrich'«, i» welchen« es hieß: „Wir sind entichlossen. die Rechie des Reiches über diese deulschcii Gebiete zu loahren . . ."" Wir bemerke» uoch, daß die „Norddeutsche Allge meine Zeitung" den vorstehende» Artikel wiedergiebt. * Zu den deutsch-belgischen Beziehungen bemerkt die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" ossicivs: Ein Theil unserer Presse nimmt seit einiger Zeit den An gelegenheiten Belgiens gegenüber eine Haltung ein, welche nicht nur aus lhalsächlichen Unrichtigkeiten berukt, sonoern auch mit unseren polnischen Beziehungen zu dem Nachbarland« in tiuem bedauerlichen Gegensätze steht. Diese Haltung fand vor Kurzem wieder Au-druck in Bemerkungen der „Neue» Preußischen Zeitung", sowie in den Brüsseler Loriespondcnzen eines Münchener Blattes, die in tendenziös unfreundlicher Weise das Ergebniß des Submission--BersahrenS sür die Erb- und Mauerarbeiten an den MaaSbesesttgungen besprechen. — Bekanntlich hotte bei jener Gelegenheit ein belgisch-sranzösischeS Consorlium «m so niedrige« Angebot gemacht — dasselbe blieb um mehrere Millionen hinter dem Regie,ungSanschlage zurück —, daß ihm die Erlauguug de« Zuschlages vo» vornherein gesicheri war. Politische Motive zu Gunsten Frankreichs können deshalb dabei gar leine Rolle gesvielt habe». Trotzdem weisen die Eingangs dezeichneten Ztiluugeu in «wem uderraichcnd au-sallendcn Tone aut di: eigen- chuinliche Auffassung hin, ivelchc die belgische Regierung von ih,ec Reuftglttüt zu haben scheine, indem sie da» Gehetmniß der zu«
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