Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.07.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-07-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188807118
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880711
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880711
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-07
- Tag1888-07-11
- Monat1888-07
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.07.1888
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erscheint rägltch früh 6'/, Uhr. Redaktion unL LrpedUio» JohauueSgaffr 8. SPrrchkun-kn der Nedactiou: vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—6 Udr. Dbr dt« Nb»,ab« e>»,eta»dler Maniiicri»«, «acht fi>H »» viltact,»- »>chl »rrdiattlch. >«»ad«e »er für »tr nLchsts«lge«»» Nummer »estttnuite» Anserate an Wochentagen »iS » Uhr Nachmittags, ankoun- und Aesttagru früh bi»'/,0 Uvr. Ja den /ilialrn für 3ns.-Lnnahmr: Ltt« klemm. llniverfftätSsiraße 1. Louis Lösche, K-tharineustt. 23 part. u. KönigSplatz 7. nur bis '/,Z Uhr. MMr. Tagtblatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr «bonnemKNtSprOt» vierteljährlich <>/, Mk. lacl. Brinaerlohu 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Numme» lO Pt Brlegeremplar 10 Pf. Gebühre» kür Extrabeilage, . (iu Tageblatt. Format gesalzt) '> ahne Postbeslttderuag 60 Mk. mit Postbefördernng 70 Mk. Inserate ögespaltme Petitzeile 20 Größere Schnsten laut uns. PreiSverzeichul. Tabellarischer a. Ziffcrusatz uach höherm Tarij Ukliamen ^ uutrr dem NedactiouSftrlch die Sgespalt. Zeile bOPs., vor deuFamilieuuachrichte» die Kgespaltene Zeile SO Pf. Isseratr si-d stets an die vrpeditto« »» ieudeu. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeniunornnilo oder durch Post, uachnahm'. L aris. ISZ. Mittwoch den 11. Juli 1888. 82. Jahrgang Amtlicher Theil. Vekaniitmalliung. Wir bringen hierdurch zur öffenllicheu Kenntniß, daß die Rathsviener Karl Heinrich Scheller und Hermann Louiö Sperling heute al- städtische HilfsvollstrrcknngSbeamte eingestellt und M Pflicht genommen worben sind. Leipzig, am 10. Juli 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. lä. 12577. 1>r. Georgi. ilauß. Vclianntmachung. Die Leucktkrast des iiadlisive» Lci>cvigase« betrug in der Zeit vom 2. bis ,»it 8. dieses MonatS im Argank» drenner bei 2,5 Millimeter Druck und 150 Litern stUndlichem Consum daS I8.0sache der Leuchikrasl der deutschen Normal kerze von 50 Millimeter Flammenhöhe. DaS Ipecisische Gewickl stellt sich im Mittel auf 0,427. Leipzig, am S, Juli l888. DeS NathS Deputation zu den Gasanstalten In Gemäßheit des tz. 1 der Instruction für die Aus führung von Wasscrrvhcleiluiizen und Wasseranlagen m Privatgrundstucken vom 1. Juli' 1830 machen wir hierdurch bekannt, daß der Bierdruckapparalbauer . Herr Robert Bauer, Sicrnwarteiistraße Nr. 1, »>» kkebernahme solcher Arbeiten bei unS fick angemeldet und den Besitz der hierzu erforderlichen Borrichtungen nach- gewlcsen hat. Leipzig, den 6. Juli 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. X. 3530. 1)r. Georgi. Wolfram. Mlmntuillchung. Während deS Baues der Atlenburger Straße bat die Zuführung der Pferde zum Pferdeschlachthause, sowie überhaupt der Beckehr nach und von demfeibeu aus dem von der äußeren Bayerische» Straße nach der nordwest- lichen Ecke deS Scklacktchoscs abzweigendcn Feldwege zu erfolge». Leipzig, den 10. Jult 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. >»isc I)r. Georgi. Henlschel. Gesunden wurde vor einigen Wochen in einer städtischen Expedition hier ein Betrag von 50 Mark, welcher bi« heute vom Eigcnmuiner nicht reclamirt wurde. Derselbe wird deshalb hierdurch ausgeiordcri, sich rechtzeitig zu melden, ande.nsalls über den Betrag weiter veisilgt werden wirb. Leipzig, den 9. J»!i 1888. TaS PoUzciliMt der Stadt Lcipiig. Brelsch » e > der. M. Aus Antrag der Erben der Frau Johanne Sophie Jrntzsch verwiltwet gewesenen Loose geb. Zügner in Siötteriy soll das zum Nachlaß derselben gehörige, in Siötteiitz an der Kirchstraße unter Nr. 39 gelegene Hausgrrindslück Fol. 24 de« Grnnd. und Hypotheken buche« für Slöticr tz, welche« am 12. Nvvembcr 1887 ortSgeiichilich aus 12 000 Mark gewürdert worden ist. dcu 25. Juli 1888, Vormittags 11 Uhr im Basthos zum Deulsche» Haus in Stötteritz sreiwillig versteigert werden, wa« unter Bezugnahme aus den am Gerichisbret und im Gasthose zum Teutiche» Haus in Stötteritz aushängende» Anschlag hiermit bekannt gemacht wird. Leipz g, den 30. Juni 1888. königliches Amtsgericht, Abth. V. 2. von Elterlein. Israelitische ltcligionsgemeindc zu Leipzig. Die Steuerpflichtigen unserer Gemeinde, welche noch mit Gemeiiidebciträgcii für das lausende Jahr im Rückst.»idc sind, werde» hierdurch an die Entrichtung dieser Beiträge erinnert. Leipzig, den 9. Juli 1888. Der Vorstand der Israelitischen RcligionSgemeinde zu Leipzig. Nichtamtlicher Theil. Frankreich und die Petersburger Laiser- begcguung. * In Frankreich fühlt man offenbar starke Beklemmungen über den bevorstehenden Besuch unseres Kaisers am russischen Hose. DaS russisch-französische Bündniß war seit Jahren in Paris so sehr zum Mittelpunkt aller Berechnungen in der großen europäischen Politik, so sehr zum HofsnungSanker aller auf baldige Revanche speculirenden „Patrioten" geworden, daß jetzt plötzlich eine vollkommene Rath- und Muthlvstgkeit eingeriffen ist. Mit den unwürdigsten und bedicntenhaftcsten Schmeicheleien hatten alle französischen Politiker seit Jahren Rußland umworben und gegen Deutschland aufzuhctzcn ge- ucht, und nun vollzieht sich ein Ereigniß, welches man in Frankreich noch mehr als anderwärts als einen Znscimmcn- ruch der Hoffnungen auf einen russisch-französischen Angriffs bund auszusasscn geneigt ist. Frankreich ist gänzlich isolirt in der Welt, tönt eS im Ton schmerzlicher Entsagung durch die Presse der verschiedensten Parteien, und eS ist darin eine anerkcnncnSwerthe Erkennt- niß der Sachlage enthalten. Man braucht die politische Bedeutung der Fürstcnbegegnung in Petersburg keineswegs zu überschätzen, um doch zugeben zu können, daß sie die beiden Völker; dagegen müsse die russisch-deutsche Annäherung nothwendig daS Mißtrauen Oesterreichs Hervorrufen und einen Bruch deS deutsch-österreichischen Bunde- herbeisührcn. Demzufolge müsse eine französisch-österreichische Allianz daS Ziel der französischen Staatsmänner und Patrioten sein und unter diesem Zeichen müsse dem deutsche» Ucbcrmuth und der russischen Barbarei entgegengctretcn werden. Dieser Gedankenaang liegt jetzt den politischen Betrach tungen zahlreicher französischer Blätter zu Grunde. Für deutsche und auch für österreichische Leser braucht man das Ungereimte und Haltlose solcher Berechnungen nicht nachzu- wclscn, unser Verhältniß zu Oesterreich ruht auf zu fester Grund lage, als daß e« durch solche Windstöße erschüttert werden könnte. Diese Betrachtungen sind nur darum von Interesse, weil sie beweisen, wie daS Gefühl der vollständigen Ver lassenheit in Frankreich immer mehr zunimmt und dazu führt, sich an die nichtigsten und thörichtstcn Hofsnungen anzuktammern. Frankreich findet keine Allianz mehr; die Bedeutung dieser Thalsacke für den Weltfrieden braucht man nicht näher auözuführen. Deutsche und englische LolonialpolMK. AlS Deutschland vor nunmehr vier Jahren die ersten Schritte Ihat, um Eolonien zu gründen und den Ucbersckuß an Kraft, über welche» eS verfügt, fremden Welllheilen nutzbar zu mache» und dadurch zugleich dem deutschen Heimathtande neue Erwerbsquellen zu erschließen, war sofort ein Gegendruck von englischer Seite zu spüren. Ucberall, wo Deutsche mit Ansprüchen auf Grund wohlerworbener Rechte hervortraten, sei eS in Afrika oder in Australien, um ihre Haiivelsunter- nehmungen und Gebietserwerbungen dem Schutze deS deutschen Reiches zu unterstellen, waren stet- die Engländer bei der Hand, ihre Ansprüche aus die betreffenden Länder al» die älteren und besseren darrustcllen und die Deutschen al» Besitz störer zu verdächtigen. DaS energische Vorgehen der deutschen ReickSregierung gegen die englischen Ansprüche auf Angra Pequena belehrte die englische Regierung darüber» daß die Zeit vorüber sei, in welcher England alle« herrenlose Land der Erbe al- sein Eigenthum betrachtete. Aber damit war für Deutschland nur die Bahn gebrochen, ans welcher weiter ge arbeitet werden konnte, eS war vor allen Dingen nöthig. internationale Grundsätze für die Colonialpolitik der Znkunsl auszustelle», welche von den europäischen Mächten als Gesetz geachtet wurden. Diesen Zweck verfolgte die Westafrikanische Coyfercnz in Berlin, welche bestimmt» Formen für die Besitzergreifung herrenloser Gebiete ausstellte und die Bewohner derselben gegen Gewalt schützte. An die Stelle der souverainen Willkür lrat in der Colonialpolitik der Grundsatz der gegenseitigen Vereinbarung zur Sicherstellung der Interessen der bcth iligte» Nationen. Von größter Wichtigkeit für die zukünftige Gestaltung des CvioniatrechtS war die Abgrenzung von Interessensphären, welche je nach den thalsächlichen Besitz- verbälliiisscn vorgenommen wurde. Alle Colonialniächte, welche in W stasrika Colvnicn besaßen, erkannten die Nvlhwendigkeil der völkerrechtlichen Regelung und Begrenzung ihrer Ansprüche an, und so kam denn eine Reihe wichtiger Beschlüsse zu Stande, welche als die Grundlage eine- Colonial- Völkerrechts Geltung erlangten. Für die deutschen Vor schläge war maßgebend, daß begründete Rechte der Colonialmächte aus bestimmte Gebiete vorhanden sein müßten, bevor von Abgrenzung von Interessensphären die Rede sein könne. Waren aber die Vorbedingungen einer solchen Abgrenzung erfüllt, dann wurde als Haupt- gesichtSpunct dir Freiheit festgehaltcn, dem anerkannten Be sitzer einer Colonie oder Schutzherrn die Ausdehnung seines Einflusses aus daS Hinterland vorzubchalte». Aus dieser i» Berlin vereinbarten Grundlage kam eine Reihe von inter nationalen Verträgen zwischen Deutschland und England, Deutschland und Fiankreicb, Deutschland und Portugal zu Stande, und überall, wo solche Verträge geschloffen wurden, war die wohlwollende und treue Einhaltung der Verträge die Voraussetzung. Die deutsche Colonialpolitik ist von Anfang an darauf ge richtet gewesen, bestehende, ebenso wie neu erworbene Reale anderer Nationen gewissenhaft zu achten und ihre Fortent wickelung durch keinerlei Willkür zu stören und zu durch- kreuze». Leiber scheint aus englischer Seite ein gleiche« Streben uicbt vorzuwalten, denn in neuester Zeit sind eng lische Unternehmungen i»S Leben getreten, welche daraus be rechnet scheine», die deutschen Colonialbestrebungen unwirksam zu mache». Fürst BiSmarck hat als leitenden Grundsatz für die deutsche Colonialpolitik aufgestellt, daß die Rcichsrkgiernng immer erst dann deulschcn Colonisten Schutz gewähren würde, wenn diese durch eigene Arbeit und Privatunternehniunge» einen Zustand in überseeischen Gebieten geschaffen hätte», der deS Schutze» Werth und bedürftig erscheine. Die deutsche Celonialpolitik sollte also nur de» Spuren deutscher Coloiiiste» solgc», aber nickt von NegierungSwegen selbstständig in be- st-hente Verhältnisse eingreisen. Demgemäß ist in West- und Ostasrika, in Neu-Guinca, in Kaiser Wilhelms-Land und aus b.»i Bismarck-Arckipel verfahren worden, und daraus haben fick Verträge mit En stand über Abgrenmuz von Interessen sphäre» in Afrika und Australien ergeben. Jetzt macken wir aber die Erfahrung, daß die Engländer aus die deutsche Colonialpolitik rine englische Nutzanwendung machen, die offenbar nicht dem Geiste der geschloffenen Ver träge entspricht. Die selbstständige Thätigkeit von Kaufleutcn kann sich nur auf Gebieten dethätige». welche nicht bereit« e»er bestimmten Interessensphäre zugrhören, und deshalb sind d e Erklärungen, welche der englische UnterstaatSsecretair in der Sitzung deS englischen Unterhauses vom 31. Mai abge geben bat, nicht als den ausgestellten Grundsätzen für du sich in ihrer Verzweiflung ganz Combinattonen. Bereits werden unvermittelt ans andere in angesehenen Pariser Blättern feindselige Preßstimmen gegen Rußland laut; bereit- redet man von einer innigen Annäherung zwischen Rußland und Deutschland und findet plötzlich, zwischen Russen und Fran- »ofen bestehe eine unauSsüllbarr Kluft tu der Verschiedenheit »«> Charakters, der Geschichte, der natürlichen Interessen der ... .... Grundsätzen für die Colonialvolitik der Zukunft, wie sie in Berlin vereinbart worden sind, entsprechend. Herr Ferguffon sagte damals, daß die Errichtung von Handels-Gesellschaften die legitime Form für die Ausdehnung der britischen Evlonialbesitzungen sei. und deshalb müsse englischen Kausleuten. welche ei» ernste« Risico übernehmen wollten, jede mögliche Untersiüynng gewährt werden. Der englischen Ostasrikanischen Gesellschaft sei »och kein Charter gewährt worbe», aber der z» crlheilende Charter werde jedenfalls ebenso weit au-gedehnt werden, wie der der Nigergeselllchast. Der Hinweis aus die Nigergesellsckast ist bezeichnend für die Art und Weise, wie die englische Regierung Colonial- poliiik treibt, denn diese Gesellschaft bat sich Eingriffe in die Handelsbeweguna am Niger erlaubt, weche mit den Beschlüssen der Westasrikamschen Conferenz in Berlin in unlösbarem W derspruch stehen. Der Grundsatz, daß drr Laus der Flüsse ven Handel treibenden europästchenNa^ außer durch die Zollmaßregcln der e A I ^ j^n jener Gegend Kraft gesetzt u»°. °u°"dem st ^ Hinter?and die Ausdehnung threr HandclSher>eYung o I abgcschnitlen. Dasselbe Verfahr , , Ost» gebiet s-in- unheilvoll- Wirkung ubt.soll^etzt auch °ui^^ asrika ausgedehnt ""den. u vie^ ,, g ^iranischen werde d"ch da» Abkommen m.t Deutschland m k-mer Wuse vermindert. Man "siebt auS deutschen Eifersucht die englische Regierung leden Schrill der veu-lck .» Col°ni,°t.°n in'Ostasrika verfolgt und daß sw b°n uht st. da« EiaenlbumSrecbt an Gebieten zu sichern, ous weiM e» nach Lag' der bestehenden Besitz« und HandelSverhällniffe keinen Anspruch hat. Die deutsche Colomsativ» m Oftasnka ist unter den günstigsicn Aussichten begonnen wollen, und n, r -Weiseln nicht daß eS der Thalkrast unserer dort thätizcn Landsleute gelingt wird, die wißM-stiis-" Veranstaltungen der Enalander zu Schanden zu machen. Die deutsche Colonial Politik geht von dem Grundgedanke» ans. daß i-bem Lolon.st auch der Lohn seiner Arbeit gewährt werben muß. für den Nutzen England« ist deutsche Kraft und Intelligenz m Ost asrika nicht ausgewendet worden. Leipzig. 11. Juli 1888. * Wir wiederholen folgende Meldung au- der letzten Nummer, weil sie nicht in die Gcsammtauslaze ausgenommen werden konnte; Die „Derschawa", worauf von Rußland dem Kaiser Wilhelm entgcgerstabrt. wird von zwei russischen Krieg«schifsen begleitet. Sobald d"- Kaiser Wilhelm die „Derschawa" betreten. damp,cn b russische und deutsch- Geschwader nach Krön,ladt, woseldlt die Landung stattsindet und am Lande der kaiserliche Gast mit allen militainschen Ehren empsangen wird. Bon Kron stadt geht noch osficiellem Empfang die Fahrt nach Pelerbof. In Begleitung deS Zaren auf der „Derschawa" wird mit Rücksicht darauf, daß Graf Herbert BiSmarck den Kaiser Wilhelm begleitet, sich auch Gier« befinden. * lieber die Kaiserzusammenkunst spricht sich daS in bekannten Beziehungen stehende „Wiener Fremdenblatt" in folgender Weise au«: »Dem Kaiser Wilhelm ziehen jene feierlichen Worte voran, welche er in seiner Thronrede an alle Böller Europa- gerichtet hat, und au» Vene» der beste Wille, Friede mit Jedermann zu halten, sprach. AlS ein Fürst de» Friedens erschien er, von den BundeSfürstea deS deutschen Reiche» umgeben, vor seinem Volke und vor Europa, und al- solchen wird ibn auch die Osljccsloltille nach dem finnischen Hasen bringen. Schon diese feierlichen Kundgebungen wären geeignet, der ganzen gegen Deutschland und seine Bunbrs- geiioflcn gerichteten Agilation jeden Boden zu entziehen, wenn die Minirarbeit nickt so lange angedanert hätte. Insoweit daS auS der Ferne tönende Wort nicht ausgereicht hat, wird hoffe», lich da» persvnlicke Erscheinen de« Monarchen seinen Ein druck nickt versrhlen. Dieser Ueberzcugung giebt sich auch da« übrige Europa hin. ES erwartet ein Verscheuchen jener Wolke deS Mißtrauen- und deS Unbehagens, die über dem russischen Volke gelagert ist. Es hofft, man werde in Ruß land sodann weit befähigter sein, jene friedlichen und loyalen Ziele zu beurtheilen, welchen allein die Politik Deutschlands und jene seiner Alliirlen gewidmet ist und welchen die Er haltung der Ruhe des ContinentS ausschließlich zu danken ist. Wenn dieses wirklich gelingen sollte, wenn in Rußland einmal dieses stete Mißtrauen gegen die Politik seiner Nachbar» schwindet, wenn man auch dort zur richtigen Veurlheilung jener Grundlagen der europäischen Ordnung gelangen sollte, welche allein eine legale Entwicklung und allmälige Lösung aller internationalen Fragen ermöglichen, dann wird die Reise Kaiser Withetin's II. nach Rußland der Zuversicht in die Erhaltung de» Friedens jene breiter« Bast« gewähren, welche von allen Völkern und auch jenen Ocsterreich-UngarnS mit solcher Sehnsucht erwartet wird. * Die deutsche Flotte hat nun zum ersten Mal, seitdem sie besteht, einen com mandir enden Admiral erhalten, der weder königlicher Prinz, noch auS der Landarmee hervor- gegangen ist (und daher nur den Rang eine« Admiral» als Cbes der Admiralität besaß, wie Stosch und Eaprivi). sondern von unten auf als Seeossicier seine» Weg gemacht hat. Der Kaiser hat den hochverdienten Viceadmiral Grasen v. MonIS zu», Admiral ernannt und ihn zugleich mit der Führung deS Amte- eines Chef» der Admiralität betraut, lieber organi satorische Aenderungen im Bereiche der Admiralität (de- Marineministerium»), wie Trennung de« Obercommandoö von der Verwaltung, verlautet bisher nicht» Bestimmte«. - * Die Londoner Zeitung .World" berichtet: „Die Kaiserin-Mutter Victoria wird wahrscheinlich wcbwatbach oder Reichenhall in, Lause diese- MonatS besuchen, später wird sie sich nach einen, klimatischen Eurorte der S-chweiz wenden. Die Kaiserin leidet seit Monate» an hcstigen neuralgischen Schmerzen und ihr Nervensystem ist ganz erschüttert durch die taus-ndsache» Sorgen und die unausbörliche Beängstigung de» verflossenen Jahre». Die Kaiserin wird im Herbst mit ihren jüngeren Töchtern dcr Königin von England einen Besuch in Schottland abstattcn und hegt gegenwärtig den Wunsch, den Winter in Italien ^ sie Überhaupt auch in Zukunft einen Thcil de« JahreS zu verleben gedenkt." wird fein Reichstags. Mandat demnächst nieverlegen und damit für immer verle Tätigkeit Verzichten. Die Contro- v,» m, Ernennung zum HauSm.n.ster daS Erlöschen werd^! wird dadurch gegenstandslos entschiedene Eintreten der „Nordd. Alla S.a" ! ^ srcundschastl.chen Verhall»,sie« ber'co üi ^ »ationalliberalen Parteien auw montanen LaiidtagSwnhlen wird von den ultra- d!n ^ "'"VN ven extremreactionairen und D?. °>'u'lcb r-.si.,n>g,n Blättern sehr unangenehm empfunden Die Andeutung an d.e Beamtenschaft, welche man in d« Au-laffung de- halbamtlichen Blatte« erblickt» nationalliberale cartelsreuiwliche Candidaten vor cartelscheuen konservativen zu bevorzugen, macht die Gegner der Mittelparteien besorgt »nd schneidet ihnen die Aussicht ab, als ob von hoher Stelle ein rcactionaire«, mit dem UltramontaniSmuS verquickte« Regi ment ersehnt würde. In der Thal wird durch die Kund gebung der „Nordd. AUg. Ztg." offen erklärt, daß Herr v. Rauchhanpt falsch berathen war, als er sich bei Vcrathung de« SchullastengesetzeS Dank von seinem Versuche versprach, da« Cartcl zu sprengen und al» eine überwundene Sache hinznstellen, die nun keinen Zweck mehr habe. Herr v. Rciuchhaupl und sein Mitspieler Herr Windthorst hatten eine Abneigung gegen die Nationalliberalen an Stellen vorausgesetzt, wo eine solche nickt vorhanden ist, wo man überzeugt ist, daß dcr Uebel größte- für unsere Zustände eine ausschlaggebende Stellung deS Ccntrum» wäre. Und eine solche Stellung würbe die Gefolgschaft de« Herrn Windthorst von dem Tage ab erlangen, wo die Nationalliberalen und Conservalivcn auSeinandergebracht würden. Darum die fortgesetzten Versuche gerade der wel» sischcir ultramontanen Blätter, die Conservativen als im Joch dcr Nationalliberalen schmachtend, als gedemüthigt und miß handelt hiiizustellcn. Man weiß eben, daß trotz der Zahl seiner Vertreter da« Centrum so lange unschädlich ist, als Conservative und Nationalliberale rine Mehrheit bilden und mit der Regierung wie untereinander zur Verständigung in den schwebenden Fragen bereit sind. Herrn Winttbvist'S Weizen kann nicht blühen, so lange die verhaßten Millel- arteicn bestehen. Darau- erklärt sich die Wnth seiner Zlälter gegen die letztem, daran» folgt aber auch die Pflicht für alle Politiker und alle Staatsbürger, welche Herrn Windthorst nicht zur Herrschaft in unser» innern Verhält nissen gelangen lassen wollen, in der Richtung de« soge nannten Cartcl- der nationalen Parteien zu verharren und weiter zu wirken. * Zur Cartelfrage schreibt die „Post": Als leitender GrunL>atz sür die bevorstehenden Landtag-Wahlen muß die Rücksicht nickt nur aus da« Zusammenhallcii der nationale» Parteien im Reiche und bei den RkichStagSwahlen überhaupt, sondern auch auf die Sicherung des reale,', Erfolges dieses Zu sammengehen« gelten. Die eine nolhwcndige Schlußfolgerung aus diesem Vordersatz ist die, daß eine Bekämpfung der natio nalen Parteien bei den Landtagswahlen zu vermeiden ist, soweit die« mit der Förderung jenes leitenden Grundsätze« irgend vereinbar ist und daß, wo eine solche nicht zu vermelden ist, sie sich in denjenigen Formen und Schranken hält, welche durch die Waffenbrüderschaft im Reiche geboten sind. Al« zweite Con« sequcnz de-Vordersätze« crgicbt sich dieForderuna, daß die natio nalen Parteien sich nicht mit den Gegnern zur Bekämpfung na- lionaler Canbidaturen verbinden. Die praktische Verwirklichung dieser leitenden Gedanken, sowie die nähere Entwickelung der Grundlinien für die dcr sreiconservativen Partei zusalleude einende Thätigkeit wird der Zeit nach der Ruhepause des Sommer- vorzubcbalten sein. Für jetzt ist e« dringlicher, die Wahlorganisalwn i» ihren Details zu revidiren, die etwaigen Lücke» auSzusüllen und alle Vorbereitungen so zu treffen, daß dieselben im Herbst einem deftigen, mit allen Mitteln rasfinirter Agitation geführten Wahlkampfe gewachsen fei. Daß ein solcher bevorstehl, unterliegt keinem Zweifel. Nicht aber mit einer frühzeitigen und überhasteten Agitation wird man den Erfolg sichern, sondern mit ruhiger, stiller Rüstung, welche e« möglich macht, wenn eS an der Zeit ist, mit voller Kraft zu handeln. Hier liegt augenblicklich dcr Schwerpunkt der Vorbereitung für die Wahlen. Alles Ucbrige, selbst die weitere Erörterung Uber daS gegenseitige Verhalten der Parteien ist verfrüht. * Zu dcr Diskussion über die Cartelfrage betreffs der Wahlen zum preußischen Abgeordiielenhause verdient eine an die .Hamburger Nachrichten" gerichtete Zuschrift „eines hervorragenden ParteimanneS" aus Mitteldeutsch land Beachtung, welche wir hier folgen kaffen: „DaS Gerücht, die Führer dcr nationalliberalen Partei Im preußischen Landtage hätten beschlossen, bei den bevorstehenden Land- iagSwahlen das Carlel mit den Tonserva'.iven nicht zu erneuern, Hai sich zwar nicht bestätigt, wohl aber hätte, wie eS heiß», bei einer Beiprechung jener Partei die Ansicht voigcwallct, daß im Allgemeinen, nur abgesehen von einzelnen Wahlkreisen, wo die Verhältnisse anders lägen, die Partei „selbstständig" Vorgehen solle Man will namentlich in den östlichen Piovliizen de» Conservalivcn womöglich eine Anzahl Sitze, die früher den Nationalliberalen gehört haben, wieder abgc- winncn. Bet der eigenthümlichcn Parteigruppirung im preußischen Abgeortmetcnhause ist ein solcher Entschluß wohl erklärlich. Die Lage ist dort eine wesentlich andere als im Reichstage, indem im Abgeordnetkii- hause einerseits ein erdrückendes Uebergcwicht der conservaiiven Parteien, welche schon jetzt nahezu die absolute Mehrheit bilden, gefürchtet wird, andererseits die Gesahr, daß die negirenden Elemente die Majorität erlangen könnte», viel geringer scheint. Es kommt dazu das schroffe und überhebende Verhalten eines Theil- der dortigen Conservatcheii, die von einer ultra-conicroativen, d. h. reactiona ren Aera träumen, und deren bedenkliche Tendenzen schon im letzten Abgcordnctenhruie, beim Schullaiiengesetze, nur durch dos Gegengewicht eine« gemäßigten Theilcs derselben Partei und das cnergijchc Eintreten der Regierung nicbcrgehalle» werden konnten. Ob es freilich den preußischen Nationalliberalen gelinge» würde, mit ihre» Kräften über die Con- servatiren in den Ostprovinzcii obznsiegen, ob sic nicht in vielen Fäll » genöthigt sein würden, die Unlerstützung der Wetter links stehenden Elemente wenn nicht zu beanspruchen, jo doch anzunchmen, und ob nicht schon dadurch sie selbst weiter links gedrängt werden möchten; ob endlich nicht ihr Berhältniß zur Regierung durch eine solche Wendung leiden könnte, weil» die Regierung sich dadurch genölhigl glaubte, ihre Stütze sortan ausich ießlich in den conservative» Parteien zu suchen — das Alles sind schwerwiegende Fragen, die sich nnr bei einer genanen Kcniitiiiß der specifisch preußischen, ja der localen und provinziell n Berhälmisse genügend beanlworten lassen, und welche gewiß die einsichtigen Führer der dortigen Nationalliberalen sorgiättig e,wägen werden, bevor sie praklisch daran geben, ihre Wahltakük sestzustcllcu. Daß die Deuischsrcisinnigen sich aus eine — absichiliche oder un absichtliche — Annäherung der Nailonalliberalen an sie Hoffnung machen und eine solche in ihrem Interesse mit Freuden begrüße», daS bekunde» die, vielleicht nicht ganz vorsichtiger Weise etwa» zu früh laut gewordenen, srohlockc.iden Somme» der deulschsreislnnigen Presse und die Sireiienlönc, mit denen sic die Nalionallibcralen aus diesen Weg zu locken suchen. Wir hier auß-n „im Reiche" dürfen un« ja oalürüch nicht an maßen. in daS Thun und Lasten unserer Parteigenossin in Preußen einreden zu wollen. Sie werden am besten wissen, wa« ihnen, was de» Interessen ihre- Staate- srommt. Wir denken dabei immer nnr an die möglichen oder wahrscheinlichen Folgen, die das Bor- gehen elneS so bedeutenden und genochogen Theil» unserer Partei für die Angelegenheiten de- Reichs haben möchte. Und da können wir UN« freilich der Besorgniß Nicht erwehren, daß dir anscheinend dort beabsichtigte Wendung, wenn sie in der anaedeuteten Weise wirklich stansände, auf di» Gesamnttstellung der Partei und, wo» wichtiger ist, aus die Interessen de« Reich» leicht »achtheistg rtu- wttken könnte. E n Wahlkampf zwiichea den Nationalstderale» und den Loniervativrn >» de« großen leitenden Staate, Mit de» badet schwerttch auSblelbrudea, ja kaum zu vermeid«»»«» hrstlgeu.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite