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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.07.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-07-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188807126
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880712
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880712
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-07
- Tag1888-07-12
- Monat1888-07
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.07.1888
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EUrscheinl tägUck ftüh 6'/, Uhr. Krdariion »r Lr,eötti<» JohauueSgaffe 8. Sprechlkn-en der Uetartio«: vormittag« 10—IS Uhr. Nachmittag« b—6 Uhr. var tle «««,,»» ei»,ki»»d««r »i-nulcrivt, «acht Gch die -tkt»ct>»» »icht «ndiiitUch, N«nah«e »e« für die «ichstfolie»»« Nummer bestimmte» Inserate an Wochentagen bis 3 Uhr Nachmittag«, «tiiLonu- und Festtagen früh bt«'/»SUtzr. 3n den Filialen für 3ns.-Annahme: Otto lttrm«, UuiverMtSstraße 1. LoniS L-sche. kalharinritstr. 23 pan. «. König-Platz 7, nur bis '/,3 Uhr. MMN. TllMlltt Anzeiger. Abonrremeutspret» vierteljährlich 4>/, Mk. incl. Briuaerlohn 5 Mt., durch die Post bezogen 6 Mt. Jede einzelne Numme» stO Pf velrgeiempiar 10 Pi. Gebühre» sür Lrtrabeilaae» (in Tageblatt-Format gesalzt) ohne Postbesürderung 60 Mk. Mit Postbesördernng 70 Mk. Inserate Sgespaltene Petilzeile 20 Pf. GrStzere Schristeu laut uns. PreiSrerzeichnitz. Tadellarischer n. Zisserusatz »ach höher» Tarif. Lerlamen »uter dem Redactionrstrich dl» sgrwalt. geile SO Pf., vor deuFamiliennachrtchteu die Ogejpaltene Zeile 40 Pf. Inserate sind stets an die Nrpeditlo« t> senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prasnume-rnnäo oder durch Post nachnahme. 194. Donnerstag dm 12. Juli 1888. 82. Jahrgang Amtlicher Theil. ' Vekanntmachung, die Beförderung von Schlachtvieh in« hiesigen Stadtbezirk betreffend. Die im Straßenpolizeiregulativ, dritter Abschnitt tz. 65 st. über den BiehtranSport erlassenen Vorschriften erleiden durch die von unS erlassene Vieh- und Schlachthosordnung insofern eine Aeuderung, als Bullen, Ochsen, Kühe, Jungvieh, Kälber und Schweine," welche nach und von dem Vieh- und Schlacht- Hofe, beziehentlich nach dem daselbst befindlichen Bcschauamte oder sonst zum Zwecke der Schlachtung im hiesigen Stadt bezirk tranSportirt werden, nnr auf Huhrwerr befördert werten dürfen. Schafvieh und Ziegen können getrieben werden. Wegen der Beschaffenheit der zur Beförderung zu be nutzenden Fuhrwerke, des Auf- und AbladenS und deS Treibens (soweit letzteres noch gestattet ist) wird aus die Eingangs bezeichneten Vorschriften des Straßenpolizeiregulativs verwiesen. Gegenwärtige Anordnung tritt von und mit dem 1». Juli dS. IS. in Kraft. Zuwiderhandlungen werden, soweit nicht nach allgemeinen Strafgesetzen eine höhere Strafe einzutreten hat. mit Geld strafe bis zu 60oder Hast bis zu 14 Tagen geahndet. Leipzig, den 6. Juli 188«. Der Rath der Stadt Leipzig. 1)r. Georgi. rrcklmntlnachuns. Während deS Baues der Altenburger Straß- hat die Zuführung der Pferde zum Pferdesrhlachthause, sowie überhaupt der Verkehr nach und von demselben aus dem von der äußeren Bayerischen Straße nach der nordwest lichen Ecke deS SctilachthoseS abzweigenden Feldwege zu erfolgen. Leipzig, den 10. Juli 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. Ur. Georgi. Hentschel. Vetauiltmachms. Die Lieferung und da« Verlege» von Granit-Fußweg platten und dergleichen Schwellen in der Passstraße, da» Umlegen einiger Strecken von Granitplatten in der Öuer> straße und die Untermauerung der Schwellen in der Post straße und der Platten in der Querstraße soll an einen Unternehmer verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen sür diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung. NathhauS, 3. Stock werk, Zimmer Nr. 14, aus und können daselbst eingeschen, resp. gegen Entrichtung der Gebühren entnommen werden. Bezügliche Angebole sind versiegelt und mit der Aufschrift „Plattenlcgiing rc. in der Post- und Querstraße" versehen ebendaselbst u»v zwar bi« znm 21. Juli 1888, Nach mittags 5 Uhr, cinzureiche». Der Rath dehäit sich da» Recht vor, sämmtliche An gebote abzulehnen. Leipzig, den 5. Juli 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. lb. 2830. De. Georgi. I)r. Krippendorff. Gtivölbt-Vermiethnng. Da» im Erdaescbos; der Georgenhalle (Brühlseite) be findliche Gewölbe Rr. 3, VaS dritte von der Goethestraße aus gerechnet, soll vom t August dS. IS. an gegen cinhalbjahrliche Kündigung Freitag, den I». Juli dS. IS., Vormittags 1L Uhr aus dem Ratbbause, 1. Etage. Zimmer Nr. 16, an den Meistbietenden anderweil vermiethet werden. Ebendaselbst ans dem großen Saale liegen die Ver micthungS- und VersteigerungSbedingungen, sowie das In ventarium des zu vermiethenden Gewölbe- schon vor dem Termine zur Einstchtnahme auS. Leipzig, den 30. Juni 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. 1». 4172. ür. G eorgi. Krumbiegel. M-Vrrpachtung. Die diesjährigen Ot»s«nntz«ngrn an de» in den nachbezeichneten Districten des Straß'». u»ü Wafferbau-JnspectionsbezirkS Leipzig gelegenen fiscalischcn Straßen, und zwar: im Districte deS AmtsstrabenmkisterS Frhr«an« in Arohdurg» - - « - , Nenbert in Groitzsch, - - » - Hausimann in Varna und - - - - Bibi m «Stha sollen gegen sosortsge baare Bezahlung nach erfolgtem Pacht abschlusse unter de» vorher bei der inltunterzeichueten Bauverwalterei zu erfahrenden Bedingungen verpachtet werde». Schriftliche Pachtgrbote, welche sich aus eiue oder mehrere der betreffenden Straßen und Straßkuunterabthetlungeu erstrecken können müssen genaue Angabe» enthalten: 1) über Namen, Stand und Wohnort de» Bieter«, sowie 2) darüber, aus welche Straßen und welche Straßenunterabthei tuiigen sich daS Pachtgebot bezieht, und sind bis spätestens de« 1«. Aalt dieses Ä«dre« bei der Königliche» Bauverwalterei Borna eiazurecchen. Nähere Auslunst über Ansang und Ende der Straßen und der einzelnen Untrrabtheilungen. sonne über di» Anzabl der anstehenden Obstbäume ertheilen die vorgenannten AmtSstraßrnmeister und die Wärter der einzelnen Straßenabtheilungen. Den Bietern wird spätesten» bi» zum 21. Inli 1888 mitgelheill werden, ob die abgegebenen Gebote angenommen worden sind oder nicht. Königliche Straften- und Wasserban-Inspeeito» NS«i>Itche v««»er»altern Leipzig. am 7. Juli 1888. vor««. Nekanutmachung. Sieben Stück große graue sog. Verlmer vefe« stehen in der Schule zu Lohli« zum verkauf. Kauflustige wolle, sich an Herr» Schuldirektor Lotze eben daselbst wenden. Der Sch«lporsto«P. A«li»S Rudolph, vors. Vekannlinachung. Aus sein Ansuchen ist Herr Lehrer Richard Alfred Aschunke, Ale^anderstraße 34, auS dem von ihm bisher be- leiveten Amte eines ArmenpflegerS im 15. Districte entlasten worbe». Wir sprechen ihm hiermit unseren Dank für die unserem Armenwesen gewährte Mitwirkung aus. Leipzig, den S. Juli 1888. U. 549. DaS Armendireetoriu«. Ludwig.Wolf. Artu». Erstatteter Anzeige zufolge bat die ledige Auguste Anu« Ott« auS Teuchern da» ihr von dem OrtSvorsteher zu HaynSburg am 17. April 1884 ausgestellte Dienstbuch verloren. Wir bitten, da- Buch ini AusfindungSsalle an unS abzuliesern. Leipzig, de» 7. Juli 1888. Ta» Polizeiamt der Stadt Leipzig. I. 3116. Bretschneider. H. SladtliMiothek. Die üblich« Reinigung und Musterung der Stadlbibliothek findet die- Jahr in der Woche vom 23. bis zum 28. Juli statt. Dazu ind alle anSgclieheue» Bücher bi» spätestens zum 2l. Juli zurückzugkden. Während der Reinigung bleibt die Bibliothek ge> chlossen. vr. Wustman». Holz-Auclion. Im Universitäts-Holze bci Liebertwolkwitz solle» Mittwoch, den 18. Juli d. I.» I. von vormittags v Uhr an 3 Raummeter kieferne Brennscheitr, 197 » « Breunknüppel und 27,7 Wellenhundert kieferne» Brcanreisig, II. von vormittags '/,11 Uhr an 260 fichtene Derbstaogcn von 8—12 em Uaterstärke und 6—7 m Länge. 6SöO fichtene Reisstangen von 3—7 ew Uaterstärke und 3—7 w Länge und 100 Wellenhundert fichtenes und kiefernes Brcnnreiflg aueiionsweise verkauft werden. Kauflustige werden ersucht, zu der angegebenen Zeit am Bahnübergang hinter dem Aorsthause der Universitäts-Waldung sich einzufinden. Die geordnete» An- zahlungen sind sofort nach dem Zuschläge zu bewirken. Leipzig, am 10. Juli 1888. UnioersitätS-Rentamt. Gebhardt. ^.erMLeker L62irk8verein I^6ipÄA-8ta6t. kltrnng vouosrstax, «ieu 12. Stall 1888, Tdencks - vkr Iw 8»»I« aer I. llllrxerueiial«. Dageeorävuns: ZVcclii von eeeei volexirteu rum XVI. äeutsciren Xerrtetux in Ilona. 3) Daz-esorcilluoz äes Xerrtetux,. s) Lüiiülirulltr»bestimwuo8ell rur Ztunässoränung:. vr. Xeubert. NrankenivStterin-Stelle. Infolge freiwillige» Abganges der bisherigen Inhaberin ist die Stelle einer Krankenwärterin im hiesigen Stadlkrankenhause zur Erledigung gelangt und soll solche baldmöglichst wieder besetzt werden. Mit derselben ist neben freier Station ein Jahresgehalt von 300 verbunden. Geeignete Bewerberinnen haben ihre Gesuche unter Beifügung der erforderlichen Zeugnisse bis znm 2V. dieses Monat» bei uns einzureichen. Limbach, am 9. Inli 1888. Der Stadt-Rath Hosmann. Weidenhammer. poktlMs-Neubau in Naumburg iSaalej. Die zum Neubau des Postgebäude« in Naumburg (Saale) ersorder. lichen Pftasterarbciten einschlietzlich Lieferung der zugehörigen Materialien sollen im Wege des öffentlichen Angebots ver- düngen werden. Bedingungen, Anschlagsanszug, Zeichnungen und Massenberechnung liegen im Amtszimmer des Postneubaues, Große Fijchstraßc Nr. 18 hierselbst, zur Einsicht aus. Die Angebole sind postsrei, verschlossen und mit der Aufschrift: ..Angebot aus Pflastcrarbeiten" bis zum Montag, den 23. Juli 1888, voriutttagS II Ilhr an obengenanntes Amtszimmer ei», zusenden, woselbst zu dieser Zeit die Eröffnung der Angebote in Gegenwart Lee etwa erschienenen Bieter erfolgen wird. Naumburg a/S., 7. Juli 1888. Der Königliche RegiernngS-vaumeister. Klauwell. Nichtamtlicher Theil. Bayerns Stellung im Reiche. ES sind jetzt zwei Jahre seil der Katastrophe im Starn berger See verflossen, welche dem Leben König Ludwia'S II. ein Ziel setzte. Bon diesem Zeitpunkt ist ein frischeres, regere» Leben in Bayern in Flnß gekommen; die Beziehungen zur Hauptmacht des deutschen Reiches haben sich inniger gestattet, die alte Freundschaft zwischen den Häusern Hohen- zollern und Witteisbach ist aus der platonischen Sphäre in die deS herzlichen persönlichen Verkehrs übertragen worden, Prinzregent Luitpold von Bayern greift überall selbstthäkig ein in die Entwickelung seines Landes, nicht nur soweit e« sich um dessen engere Interessen bandelt, sondern auch zur Förde rung der NeicbSinteressen. Die letzte persönliche Zusammen kunft Kaiser Wilhelm'« I. mit König Ludwig II. fand im Juli deS Jahres 1874, also vor jetzt 14 Jahren statt, wäh rend der ganzen übrigen Zeit biS zum Tode des König- Ludwig H. hat dieser ein zurückgezogene- Leben geführt und sich von allem Verkehr mil der Außenwelt streng abgeschloffen. Er hat darum nicht ausgehört, sür da» Wohl seine« Lande» bedacht zu sein und auch den RcichSangclcgenhcile» seine stete Fürsorge gewidmet, aber rS fehlte an jeder Initiative von Seite de» Throne». Die StaatSgcschäste wurden erledigt, aber nur, um den StaatsorgamSmus im Gange zu er halten, nicht im Geiste harmonischen Zusammenwirkens aller vorhandenen Kräfte, zur Erreichung eine» bestimmten, weit« gesteckte» Ziele». Darin trat ein« sehr bemerkenswerthe Veränderung ein mit dem Regierungsantritt de« Prinzregenten Luitpold. Aeußer- lich machte sich die Veränderung dadurch erkennbar, daß der persönliche Verkedr de- Regenten mit dem Kaiser wieder aus» genommen wurde, und als eine der ersten Wirkungen ver schwand die preußenscindlich« Tendenz in der Hetzpresse, al beren anerkannter Führer der Nedacteur deS „Bayerischen Vaterland", De Sigl, galt. E» kam hinzu, daß die AuS- gleichsverhanblungen zwischen der preußischen Regierung und dem päpstlichen Stuhl auf einen bald zu erwartende» Abschluß hinwiesen und daß der Papst den Zustand der katholische» Kirche in Bayern als einen befriedigenden erklärte. Dadurch war den Wühlereien der ultramoiitaiien Partei gegen Preußen der Boden entzogen, und e« war die Möglichkeit einträchtige» Zusammengehens zwischen Preußen und Bayern nach allen Richtungen hin gegeben. Daß die herzlichen Beziehungen deS Prinzregentcn zum Kaiser in Bayern und im ganzen deutschen Reiche den besten Eindruck machten und aus alle Kräfte im Reiche und im Einzclstaat fördernd einwirkten, hat die Erfahrung gezeigt. Der Antrieb dam ging von der böcbsten Stelle auS, cS be durfte keiner Anregung von außen her, da- bereitwillige Entgegenkommen des Prinzregenten erleichterte den Verkehr mit dem BundeSrath in der glücklichsten Weise, und so wurde daS Einverständiiiß über die Branntweinsteuer, deren Zu standekommen für die beilfame Entwickelung der RcicyS- sinanzen von größter Wichtigkeit war, leicht »nv glatt erreicht. Schon bei dieser Gelegenheit zeigt sich die Uebereinstimmung Bayerns und Württembergs unter einander und mit dem Reiche; der bayerische Finanzministcr v. Niedel und der württembcrgische Bevollmächtigte v. Schmid sprachen sich entschieden günstig sür die Vorlage au«. DaS führt unS zu der erfreulichen Thatsacbe, daß durch den NegieruugSwechsel in Bayern auch weil herzlichere und innigere Beziehungen der süddeulschen Staaten z» einander sich entwickelt haben. Die Wohlfahrt deS deutsche» Reiches beruht aus der Uebcr- einstimmung aller den Bund bildenden Tbeile. An dieser bat cS bisher noch niemals gefehlt, aber cs ist doch etwa» Ändere«, ob die Strahlen, welche die Verbindung der einzelnen Theile mit dem Mittelpunkte Herstellen, allein ihr Lichl verbreiten, oder ob dasselbe »och erhöht wird durch die Leuchtkraft, welche noch von andern Puncten auS- slrahlt. Bayern ist durch seine geographische Lage, durch seinen Flächeninhalt und seine Einwohnerzahl berusen, die Führung der süddeulschen Staaten zu übernehmen, und je besser daS B«rhäll»iß dieser Staaten unter einander ist. desto mehr wird der ganze deutsche Bundesstaat dadurch gewinnen. Denn dc>S Verhältiiiß Preußens zu feinen Bundesgenossen beruht nicht aus dem alkrömischen Grundsatz des „Theile und herrsche", sondern auf der Uebereinstimmung aller Bundesgenosse». Der Reichszweck kommt nicht Preußen zu Gute, sondern er ist ein aemcw.samcr. Je mehr ver ReichSgedank» bei allen deutschen BuM-eSstaaten zur Herrschaft gelangt, um so inniger werden die Beziehungen der einzelnen Bundesstaaten zu ein ander sein. Wenn also etwa Bayern. Württemberg. Baden und Hesien-Darmstadt sich zum Widerstande gegen die führende Macht deS Bundes vereinigen wollten, so würden dadurch die süddeutschen Staaten nicht gewinnen, sondern der BundeSzweck würde nicht mehr erreichbar sein. Die Organisation des deutschen Bundes ist derart, daß sic auf der Uebereinstimmung aller Bundesstaaten unter ein ander beruht, uns deshalb kann das Ganze durch den herz lichen Verkehr der Buudcssürslen mit einander nur gewinnen. Bci der Eröffnung des Reichstages am 25. Juni War Gelegenheit zur Befestigung der Beziehungen der BundeS- sürsten unter einander geboten, sie waren bis aus den Fürsten Neuß ä. L. alle erschiene», um den jungen Kaiser Wilhelm II. zu begrüßen und ihn in seiner Würbe aiizuerkciine», oder sie Hallen sich vertreten laste», wenn sic am Persönlichen Er scheinen verhindert waren, wie der König von Württemberg u»v der Fürst von Walkcck. Der Prinzregent von Bayern will aber nicht nur im besten Einvernehmen mit dem Kaiser von Deutschland leben, sondern auch gute Nachbarschaft mit dem König von Württemberg halten, und deshalb hat er ihm i» Friedrichshase» einen Besuch abgestattet. Leiber läßt die Gesundheit des Königs von Württemberg viel zu wünschen übrig, und daS war auch der Grund, der ihn von der per sönlichen Theilnahme an der ReickStagSeröffnung fern hielt, aber darum sind seineSympathien fürKaiser und Reich nicht ge ringer. Priiizregent Luitpold hat durch seinen Besuch in Friedrichs. Hasen vor dem deutschen Reiche und vor Europa Zeugniß ab gelegt, in welchem Sinne daS Verhältiiiß der deutschen BundeS- sürsten zu einander auszusasten ist. ES ist daS erste Mal seit Begründung deS deutschen Reichs, daß ein ossicicller persön licher Verkehr zwischen den Herrschern von Bayern und Württemberg slallgcsunden hat, VeSbalb erregt die an sich selbstverständliche Tbatsacbe der freundschaftlichen Beziehungen der beiden sücdeulschen Königshäuser mehr Ausmerksamkcit, als ihr sonst zukommcn würde. Jrdcnsalls dient bas per sönliche Austrelen deS Prinzregenten von Bayern dazu, die Harmonie der einzelnen Theile de» deutschen Reiche« unter einander und mit dem Ganzen zu erhöhen, der persönliche Gcbankeilaiistausch der BundeSfürstcn ist sehr erwünscht zur Förderung der NeichSzwccke. der BundeSrath kann davon nur Nutzen ziehen n»d die deutsche Einheit neue Kraft einsaugcn. Deutschland hat nur Gewicht unter den Mächten Europas, seine Stimme kann sich nur vernehmbar machen, wenn eö einig ist, daS haben die Ereignist« der letzten 18 Jahre mit so überzeugender Gewalt dargethan, daß an «ine Lockerung deS EinheilSbandeS, welches die deutschen Verbündeten uni- schlingt, nicht gedacht werden kann. DaS Ausland hat davon noch m neuester Zeit die klarsten Beweise erhalten. Deutsch land ist einig und wird es blechen. * Leipzig, 12. Juli. * Die authentische Darstellung der Krankheit und de« Endes Kaiser Friedrich« liegt in der über 100 Seiten starken Schrift, deren Ausgabe nach der er- theiltrn Genehmigung deS Kaiser- unmittelbar zu erwarte» ist, bereits vor. Wir geben nach der „National-Zeitung" in der ersten und zweiten Beilage dieser Nummer den Inhalt — die wirbligen Aktenstücke wörtlich — wieder. Der Ein druck dieser Millheilungen wird in der ganzen civilisirlen Welt ein gewaltiger sein. So weit menschliches Er messen in einer solchen Angelegenheit reicht, kann das Urtheil nur lauten: Kaiser Friedrich wäre wahrscheinlich gerettet worden. — wenn man den Rath ver deutschen Aerzte im Frülijahr 1887 befolgt hätte; rr ist durch die Mackenzie'sche Behandlung dem sicheren Unter gänge geweiht worden. * Die soeben veröffentlichte amtliche Darstellung der KrankbeitSgeschichte Kaiser Friedrich'- gestaltet sich, so schreibt die „Nat.-Lib.-Eorr.", zu einer wahrhaft ver nichtenden Anklage gegen de« verantwortlichen Arzt 1-r. Mackenzie, der danach von Anfang an als ein höchst unfähiger, leichtfertiger und anmaßender Mann erscheint. Von de« schweren Borwurf, den einstimmigen Urlheilen der hervor ragendsten deutschen Aerzte die Beachtung bei der Behandlung deS bohen Kranke» versagt und damit die Rettung, als sie wahrscheinlich noch möglich gewesen wäre, verhindert zu baden, aus Grund eines bei dieser Sachlage geradezu unbegreislichcn und unverantwortlichen Optimismus, wird sich Herr Mackenzie nicht zu bcsreien vermögen. Was die deutschsrclsinnige Presse monatelang al« „Mackcnziehetze" bezeichne»?, erhält durch diese amtlichen Actenstückc seine volle Rechtfertigung. * Der BundeSrath wird am DounerStag noch rme Plenarsitzung abhalten, in welcher jedoch wichtigere Gegen stände nickt mehr aus der Tagesordnung stehen. AlSdann wird eine längere Vertagung slatlsinden, die bi« in die zweite Hälfte des September dauern dürste. Ilm diese Zeit ist der Zusammentritt deS BunbeSrathS schon wegen deS nahen Ab laufs des sogenannte» kleinen Belagerungszustandes in ver schiedenen Städten geboten. Auch erfordert die Fertigstellung der für den Reichstag bestimmten Arbeiten alsdann daS Wiederziisammeiilreten deS BunbeSrathS. Die Eröffnung der ReichSlagSsesston wird wieder im November zu er warten sein. * Der Reichskanzler Fürst von Bismarck wird in diesen Tagen zu längerem Aufenthalte nach FriedrichSruh übersicdeln. Ihre Durchlaucht die Frau Fürstin verläßt ebenfalls Berlin, »in, wie verlautet, einen mehrwöchentlichen Eurausenthalt in Homburg v. k. H. z» nehme». Eine ähn liche Nachricht erhält die „Kölnische Zeitung" von einer in der Regel gut unterrichteten Stelle. Sie schreibt: Der Reichskanzler Fürst BiSmarck wird sich in Begleitung de» Grasen Rantzau nach FriedrichSruh begeben, wo er aller Wahrscheinlichkeit »ach, ohne seinen Aufenthalt daselbst durch eine Badereise »ach Kisstngen zu unterbrechen, während de« SominerS verweilen wird. Die Abreise erfolgt heute, falls in Anbetracht der nahe bevorstehenden Abreise Sr. Majestät deS Kaisers Fürst BiSmarck in letzter Stunde nicht »och in Berlin zurückgehalten wird. * Die Bewilligung deS Abschiedsgesuches deS Generals v. Eaprivi war, wie auswärtigen Blättern gemeldet wird, durch ein ganz außerordentlich gnädiges eigenhändiges Schreiben deS Kaisers begleitet, in welchem gesagt wiro, daß in Rücksicht aus bevorstehcnve Acndcrungrn dem Gesuch stallgegebcn werde, und unter wärmster Hervor hebung der Verdienste v. Caprivi's um die Hebung der Marme ausgesprochen wird, daß eine so ausgezeichnete Kraft an anderer Stelle nicht entbehrt werden könne. * AuS Berlin wird der .Weserzeituiig" geschrieben: DaS Reichsgericht hat in dem LandeSvcrrathSprvceß Dietz und Genoffen daS Erkeniituiß gesprochen; der Spruch ist trotz der vorliegenden Geständnisse hart auSgcsallen, aber die zehnjährige Zuchthausstrafe, die den Hauptangeklagten ge troffen, entspricht, wie man einräumen muß. allerdings der immer höher steigenden Entrüstung über das schlechterdings nnerliörte Spionagesystem, wie e« unter amtlichem Schutze in Frankreich mit Hilfe gewissenloser Elemente der Grenzlande gegen daS deutsche Reich unbekümmert ui» alle Vorstellungen weiter betrieben wird. Auch der letzte Proceß hat in dieser Hinsicht wieder ein so beweiskräftiges Material erbracht, daß man begreift, wie im politischen Interesse die volle Oessent- lichkeit seiner Verhandlungen, soweit sie nicht geradezu geheime Urkunden betraf, gewünscht und demgemäß seilen« de» Ge- richtSlioseS Verfahren wurde. Die heute verkündeten Strafen treffen unmittelbar zwar nnr die im deutschen Nechts- berelch bcsindlichcn Angeklagten, mittelbar und politisch aber greift ihre Bedeutung über die Grenzen diese« Bereichs hinaus dorthin, wo die eigentlichen Schuldigen zu suchen sind, welche diese Verbrechen bezahlen und immer neue Unglückliche in die landesvcrrälherischen Minen locken. Die Angeklagten Dietz und Appell büßen wie die meisten ihrer Vorgänger im Wesentlichen nur die Schuld ihrer französischen Verführer, die dem Arm der deutschen Justiz nicht erreichbar und taub für die Gebote der internationalen Sittlichkeit sind. ES kann nickt fehlen, daß man auch auS den Ergebnissen dieses letzten LandeSvcrrathSprcccffcS ergie biges Material für de» Nachweis gewinnen wird, daß die Sicherheit Deutschlands die strictesle grundsätzliche Sperrung aller französischen Beziehungen zum RcichSlande gebieterisch verlange, und daß zu diesem Zwecke die sür Elsaß-Lotbringen getroffenen Paßzwangmcißregcl» nicht nur berechtigt, sondern »i ihrer Wirkung noch nicht eimiial genügend seien. Man hat im RcichSlande daS sehr wohl begründete Gefühl, daß die schweren Schädigungen, welche die Paßmaßregeln dort sür Wandel und Verkehr hcrbeigesiihrt habe», als ein Opfer hiiigcnommen werden müssen, daS von der reichsländischen Be völkerung sür die Interesse» der große» Politik deS Reiche- er fordert wird. Nicht gegen die deutschen Grenzlande und ihre Be wohner, sondern gegen de» seindscligen, ränkesüchtigen Nachbar staat sind die deutsche» Zivaiigmaßregeln ergriffe»; so wenig sie zu »ivralischcn Eroberungszwecke» dienen können, so suchen sie ihre Rechtfertigung doch im Stande der Nothwehr, in welchem man auch vor der Gefahr der Selbstverletzung nicht zurück- schrcckt, wenn man dem Triebe der Selbsterhaltung folgt. Daß dies Motiv in der ofsiciösen Presse nickt in seiner Nacktheit ausgesprochen wird, ist durch die Rücksicht auf die internationalen Formen hinreichend erklärt; daß eS aber an vertraulichen Mittheilungen von amtlicher Seile in diesem Sinne im Reichslande nicht fehlt, dafür liegen Beweise vor, und namentlich ist eS. wie man hier weiß, der Statthalter Fürst Hohenlohe selber, der sich zum Vermittler sür jede Erleichterung im Interesse der Elsässer macht, die den Grund zweck der Maßregeln nicht beeinträchtigt. Die Saiten nach Frankreich hinüber sind straff gespannt und sie sollen allen Anzeichen nach »och straffer angezogen werden. Da» ist die Kehrseite der Leipziger LandeSverralhSproeesse, Uber welche der Boulevardwitz in Paris sich aus deutsche Kosten lustig machen zu können glaubte. Schon spricht man von Maß nahmen gegen den sranzösischen Grundbesitz in Elsaß-Loth ringen, die abermals einen Faden, und vielleicht den stärksten, in den Grenzbeziehungrn beider Länder Durchschneiden sollen. Die Franzose» haben seiner Zeit dem russischen Uka», der den Deutschen da« Grundeigenthuin in Rußland entzog, laut zugejubelt; sie habe» damit die „Legalität" dieses HauSrechl» auch in Elsaß-Lothringen von vorn herein sanctionirt. * Unter den VerhandluiigSgegeustände», welche auf der Tagesordnung de» diesjährigen deutsche» Juristen- tage» stehe», ragt durch besondere Wichtigkeit die Frag« hervor, ob die Entmündigung von Gewohnheits trinkern in de« Bürgerlichen Gesetzbuch« zuzulassen lei.
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