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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.07.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-07-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188807255
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880725
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880725
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-07
- Tag1888-07-25
- Monat1888-07
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.07.1888
- Autor
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Nr-artioo und Lrpkdition Johaanesgasse 8. Sprrchkundkn der Hedartion: «ornuttags 10—12 Uhr. Nachmittags b—6 Uhr. tziir tie kiua,«de emattaadler Maaul tl« Rctaclwn »ich» vniuidiu crist« macht ftch dltch. Aanahme d», für »ie nSchfts-lgeuffe Nummer bestimmten Inserate an WiArntagra b»s 2 Uhr Nachmittags, uii tLonn- und Festtagen früh bis'/.S UHr. 3» den Filialen für 3ns.-Ännahme: vtt» stiem«. NniversitätSstraße 1. Louis Lösche. Kathariaenstr. 28 pari. u. KünigSplatz 7. »nr Uhr. Anzeiger. Lrgan für Politik. Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. -N LV7. Abonnement-prets vierteljährlich 4'/, Mk. tack. Briagerloha 5 Mk.. durch die brzogeu Ü Mk. Jede einzelne Nummer 40 Pf Belegeremplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilagen lin Tageblatt-Format gefalzt) ohne Postbesördernng 00 Mk. mit Poslbejürderung 70 Mk. 3nlerate Lgespaltene Petitzeile 20 Ps. Größere Schriften laut uns. Preisvcrzeichniß. Tabellarischer ». Ziffernsatz nach höher« Tarif Ntklamrn unter dem RedactlonSstrlch die 4gelpalt. 8eüe 50 Pf..vor deaFa milien Nachrichten die Kgespaltene Zeile 40 Ps. Inserate sind stets an die Expedition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prnvnumoruaüo oder durch Post- Nachnahme. Mittwoch em 25. Juli 1888. 82. Jahrgang. ti »> Amtlicher Theil.) DaS 10. Stück des diesjährigen Gesetz- und Ver ordnungsblattes für das Königreich Lachsen ist bei uns eingegangen und wird bis zum tt. August d. I. auf dem RalhhauSsaale zur Einsichtnahme öffentlich auS- hängen. Dasselbe enthält: Nr. 40. Bekanntmachung, die Errichtung «ine* Königlichen AichamteS in Dresden betreffend; vom 1. Zuli 1888. 9!r. 4t. Bekanntmachung, die Begründung und Abgrenzung deö katholischenPsarrbezirks zu Sebnitz betreffend; vom 1. Juli l888. Nr. 42. Berordnung. die Ausbildung und Prüfung für den höheren technischen SlaalSdienst un Bausache betreffend; vom l. Zuli l888. Nr. 43. Verordnung, die praktische Ausbildung der Tech niker für de» Staatsdienst im Baufachc betreffend; vom 1. Zuli l888. Nr. 44. Berordnung, die Krankirung der an die Organe der Berusögcnofsenschaslen, sowie an die Vor- stande von Krankencasseii zu richtenden Post sendungen betreffend; vom 8. Zuni 1888. Leipzig, den 23. Zuli 1888. Der Nath der Ltadt Leipzig. Kcumbiegel. Wegen Herstellung einer Wasfcrrobrabzweigung wird die Klosteraafse von Mittwoch, den 2a. dsS. MtS. ab auf die Dauer der etwa 4 Tage in Anspruch nehmenden Arbeiten für den durchgehenden Fährverkehr ge sperrt. Leipzig, den 23. Zuli 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. IX. 5497. I)r. Georgi. Hennig. Dr. Gevrgi. Mainitinachung. Die Königliche Kreishauplmaiinicdasl zu Leipzig hat laut Berordnung vom 10. laufencen MonalS auf Grund der Bor schristen in Art. I tz 100 t Ziffer 1, tz 100 g und ß 10» t» des Reichs-Gesetzes, belr. die Abänderung der Gewerbe-Ord nung vom 6. Zuli 1887, bestimmt, daß für den Bezirk der b.esigen Bäckerinnung, welcher die hiesige Stadt, sowie die ,Ortschaften Breitenjeld, Scehausen, Klein- und Groß- WiederitzsL, Lindentkal, Pvrtitz, Plösen, Ncutzsch, Eienden, Mockau, Abtnaundorf, Eutritzsch, Möckern, Wahren, Stabmclu, Thonberg. Ncureudnitz, Reuduiy, Ncusellerhausen, Seller hausen, Anger, Eroltcndors, Neustadt, Ncuschvneseld, Voik- n'.arsoors, Ailschöneseid, Stünz, Mölkau. PaunSdors, Zwei naundorf. Slötleritz, Holzhausen, Zuckclbaufen, Probsthaida, Dösen, Markklecberg. Oetzsch, Dölitz, Raschwitz, Connewitz dösuig, Gautzsch, Sctsieußig, Knautkleeberg, Windoif, Klciw und GrvN-ZsctwLer, Piagwitz, Schönau, Lindenau, Leutzsch, Barneck, Vvhl>tz-Ei rcnberg und Gohtts umfaßt, vom I.Oclober laufenden ZahreS ab Arbeitgeber, welche, obwohl sie daS in der Znnung vertretene Gewerbe betreiben, derselben nicht an- gehöeen und deren Gesellen zu den Kosten der von der Znnung für daS HerbcrgSwesen und den Nachweis für Gesellenarbcit gctroffenenen beziehungsweise unternommenen Einrichtungen (§ 97- der Gewerbe-Ordnung) in derselben Weife und nach dcinselbcn Maßslabe beizutragcn verpflichtet sind, wie die ZnnnngSmitgliever und deren Gesellen. Doch sind von dieser BenragSpflicht aus Grund H 100 m des erwähnten Gesetzes befreit 1) Arbeitgeber, deren Betriebe zu den Fabriken zu zählen sind und deren Arbeiter; 2) Arbeitgeber, welche Mitglieder einer anderen Innung sind oder aus Grund beS tz 100 k zu den Kosten von gleich artige» Einrichtungen einer anderen Znnung beizutragen haben, und deren Gesellen; 3) Gewerbtreibcnde, welche in ihrem Gewerbe regelmäßig weder Gesellen noch Lehrlinge beschästigen, auch kan» jür Arbeitgeber oder Gesellen, welchen durch die Lage ihrer Arbeitsstätte oder durch sonstige Umstände die Benutzung jener Einrichtungen unvcrhällnißmäßig erschwert wirb, die Befreiung von der Beitragöleistung zu den Kosten derselben ausgesprochen werden und sind hieraus gerichtete Anträge unter Angabe der Begründung derselben schriftlich oder mündlich bei der Unterzeichneten Aufsichtsbehörde im Stadt Hause. Obstmarkt 3, Stock 2, Zimmer 115, anzubringen. Beschwerden über Gewährung oder Versagung dieser Be sceiung entscheidet die höhere Verwaltungsbehörde unter An schluß deö Rechtswegs cndgiltig. Leipzig, den 2t. Zuli 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. VI. 1527. Dr. Georgi. Fröhlich. Bekanntmachung. Die Entschädigung für die in der Zeit vom 2 . kt. biS »nit LJ Juli dieses Zahres allhier an der Arndt-, Brandvorwerk«, Brau, Dufour-, Elisen strafte, am Flostplatz, an der Grassi-, Harkort» Qohen, Kaiser Wilhelm-, Koch-, Körner-, Lützow-, Mahlmanu, Moltke-, Schenkendorfstraste. am schleuniger Wege, an der Sidoniea», Simson- straftc, am Südplatz, an der Süd- und Zeitzer Strafte eiygnarti-rt gewesenen Truppen vom Königlichen 8. Infanterie-Regiment Nr. 107 kann in den nächsten Tagen bei unserem Ouartieramte, Stadthaus, 2. Etage, Zimmer Nr. 107, erhoben werden. Der den Quarticrzettel Borweisende gilt zur Empfang nähme berechtigt. Leipzig, am 2t. Juli 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. ,i. Lami X/LI. 6533. Do. Georgi üamprecht. Bekanntmachung. Die Leuchtkraft deS slävlischen Leuchtgases betrug in der Zeit vom Ltt bis mit 22. dieses MonatS im Argand- brenner bei 2,5 Millimeter Druck und 150 Litern stündlichem Consum das 17,9 fache der Leuchlkrast der deutschen Normal kerze von 50 Millimeter Flammenhöhe. DaS specifische Gewicht stellt sich im Mittel auf 0,427. Leipl'g. am 24 Zuli «888. De- Raths Deputation zu den Gasanstalten Bekanntmachung. Die Lieferung des Bedaris an Kartoffeln und Mohrrüben bei den, «ariiifon-Lazarrt» Leipzig — August 1888 b,S Juni 1889 — soll an de» Mindesiiordernden vergeben werden. Unternehmer wollen die Bedingungen hier einsehen und unter schreiben und dann Angebote v-rsiegelt mit der Aulfchrii, „Kartoffel ,c.- Lieferung bis 28. Jul, er. Vormittags 10 Uhr portosrei anher einjenden. Leipzig, am SO. Juli 1888 Königliches Garnison-Lazareth. Bekanntmachung, die katholische Kirchenanlage betreffend. Zur Deckung deS Bedarfs für die römisch-katholischen i firchen der Erblande ist für daS lausende Jahr nach Maß- abc der vom Königlichen Ministerinm deS EultuS und öfscnl- ichen UnterricktS erlassenen Bekanntmachung vom 2. vorigen MonatS eine Parochialanlagc in Höhe von L« Pfennigen von jeder Mark deS normal- mäftigen StaatS-EinkommrnstruersatzeS am LS Juli dieses IahrcS M erheben. Die hierzu beitragspflichtigen katholischen Glaubensgenossen werden hierdurch ausgesorderl, ihre dicSsallsigc ZahluugSpsticht Irinnen drei Wochen, vom 15. dieses MonatS ab ge rechnet, bei unserer Sladt-Steuereinnahme, Obstmarkt Nr. 3, Erdgeschoß, zu erfüllen, widrigenfalls nach Ablaus dieser Frist gegen die Säumigen daS vorgeschriebene Beitreibungsvcrfayren eingeleitet werden wird. Leipzig, am 12. Zuli 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. Dr. Georgi. Koch. Gesucht wird der am 14. März 1853 i» Glauchau geborene Kellner Gustav Elemenö IggerS, weicher zur Fürsorge für seine hier in städtischer Wagenpflege befindlichen Kinder anzuhalten ist. Leipzig, am 21. Z»li 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. (Armenamt.) X. R. 1/1841.)Ludwig-Wolf. Erstatteter Anzeige zusolge hat die ledige Elise Pauline Jda Oettel ihr von der Unterzeichnete» Behörde am 7. Mai 1886 uulcr Nr. 226 ausgestelltes Dienstbuch iu hiesiger Stadt verloren. Im Ausfindungssave bitte» wir daS Buch au uns abzvlicsern. Leipzig, am 20. Juli 1888. Las Polizciamt der Stadt Leipzi>. 3950. ^ Jvnck, Pol.-Rath. H^ GesiMs-Iocilt. Im Grundstück der Juristenfaculiät bei der Uniocrsiiüt, Oollexiuio sturiäicum, wird die 1. Etage an der Petersstraße, gegenwärtig zu Gelchäflszwecken benutzt, am 1. April 1889 mieihsrei und könnte bereits vom 1. Oktober d. I. an überlasse» werden. Mietbliebhaber werden ersucht, mit dem Unterzeichneten Reutamte in Vernehmen zu ireien. Leipzig, am 21. Juli 1888. Universitäts-Rentamt. Gebhardt. M-Verpachlung. Die diesjährigen Obstnutzunge» an den fiscalischeu Straßen in den Districlen der Annsstraßeiimeister Stephan in GohliS, Marienstraße 22, Mast »I RcndniN, Kronprinzstraße 15, II., LinSncr in Leipzig, Sidonienstraße 29, III., und Psau in Connclvitz. Neudorsgasse 5, sollen gegen sosortige baarr Bezahlung nach erfolgtem Pacht- abschlnsse unter den vorher bei der »liluntcrzeichneten Bauverwaltcrei zu erfahrende» Bedingungen verpachiet werden. Schriftliche Pachtgcboie, welche sich aus eine oder mehrere der betreffenden Straßen- und Straßenunterabthetlungea erstrecken tonnen, müssen genaue Angaben enthalten: 1) über Namen, Stand und Wohnort des Bieters, sowie 2) darüber, aus welche Straßen und welche Straßenunler- ablheilungen sich das Pachlgebot bezieht, und sind spätestens den «. August dieses Jahres bei der Königlichen Bauverwalierei Leipzig einzureichen. Nähere Auskunft über Anfang und Ende der Straßen und der einzelnen Unterabtheilungen, sowie über die Anzahl der anstehenden Obstbäume erihcilea die vorgenannten Amtsstraßenmeister und die Siraßcnwärier. Ausgeschlossen von der Verpachtung bleibt die Nutzung von 5 Birnbäumen aus Abth. 1 der Delitzschcr Straße und von 3 dergl. aus Abtb. 4 der Coburgcr Straße. Die Bieter sind bis zum 10. August dieses Jahres an ihre Ge bote gebunden und sind diejenige» Angebote, welche bis dahin nicht beantwortet sein werden, als adgelehnt zu betrachten. Leipzig, am 20. Juli 1888. stgl. Strotzen- und stgl. Vauvcrwaltrrei. Wasserbau-Inspektion. Bekanntmachung. Boa der Gemeinde Lindenau ist die Beschlcußuiig einiger Straßen tracte in Aussicht genommen und zwar a. Bernhardstraße bis Kreuzung Lützner- und Zsckiochersche Straße mit Wölbsckleuße 3. Elaste und von da bis Kreuzung Zichochersche- und Felsenkellersiraße in Weite von 60—90 cm, d. Chaussecgrabrn von den 3 Linden biS zum Grundstücke des Herrn Fleischer Reichel mit Thonröhce» von 30 vm Weite und v. Tract Kreuzung Sophien- und Felsenkellersiraße bis Kreuzung Feljenkeller- und Zschochersche Straße mit Thonröhrcn von 40 am Weite. Indem wir diese Arbeiten hiermit au-schreiben, ersuchen wir Unternehmer, Kostenanschläge >m Gemeindeamt, 1. Obergeschoß, in Empsang zu nehmen und bis zum 7. August 1888, Mittags 12 tthr, auSgesüllt und nut der Bezeichnung „Schleußenbaulen" versehen, wieder einzureichen. Vorbehalten wird die Auswahl unter den Bewerbern, die Trennung der Arbeiten und die Ablehnung sämmilicher eingehenden Offerten. Lindenau, den 23. Juli 1888. Ler Gemriuderath. Llueck. Pclmiliiinwchiiiig. Die Quartier-Entichadigung für die vom 3. bis 14. dss. MonatS hier einquartiert gewesenen Unterosficiere und Mannschasten kann in der Zeit vom 22. Juli bis 15. August dieses IahrcS gegen Rückgabe des Ouartirr-BtllelS im Geineindeantte, Par Icrrezimmer Nr. 1, während der gewöhn.ichen Laffenzcit (9—1, 3 bi» 5 Uhr) erhoben werden. Gohlis, am 21. Jul, 1888. Ler Gemeindevorstand- Singer. Brgk. Nichtamtlicher Theil. Deutschland und England. Seit dem Regierungsantritt Kaiser Wiihclm's II. hat sich allmälig eine Entfremdung zwischen Deutschland und Eng land herausgebilvet, welche bei verschicbenen Anlässen zur Erscheinung getreten ist. Wir versagen eS uns, aus die Gründe dieser Entfremdung näher einzugehen, und halten uns lediglich an die Thalsacbe. DaS Hauptmomcnt, welches für die Beurtbeilung der politischen Bedeutung dieser Thal- fache in- Gewicht fällt, ist die Annäherung zwischen Deulscb- ianb und Rußland, welche durch die Kaiserbegegnung stall- gesunden hat. Die englische Negierung hält die Wieder herstellung der allen freundschaftlichen Beziehungen zwischen Deuschland und Rußland nicht den Interessen Englands ent sprechend, und ihr Organ, der „Standard", äußert sich tiber die Politischen Folgen der Begegnung in einer Weise, Weiche die Beklemmungen der englischen Regierung deutlich genug erkennen läßt. Der „Standard"" äußert eine Ansicht über die Begegnung, mit der er wahrscheinlich ganz allein dasieht: Fürst Bismarck sei voller Besorgnisse, Frankreich bleibe Deutschlands offener, Rußland Deutschlands geheimer Tod feind, daS Bünbniß beider Feinde sei nur rine Frage der Zeit, beide seien jetzt »och nicht stark genug. Soweit könnte inan die Meinungsäußerung deS „Standard" noch als eine unbefangene, rein gegenständliche geilen lasten, aber der Zweck der Aeußerung wirb erst in dem Schluß erkennbar, weichen der „Slandard" daraus zieht, und dieser sagt, daß Deutsch land mil der russischen Freundschaft zugleich die aller seiner bisherigen Verbündeten verlieren würde. Zu diesen Ver bündeten scheint der »Standard" nicht nur Oesterreich-Ungarn und Italien, sondern auch England zu rechnen, und weil die englische Regierung sich bewußt ist, welchen Werth die Freund schaft Deutschlands bei AuSbruch eines Streites zwischen England und Rußland für England hat, so sieht sie in einer Gruppirung der Mächte, welche Rußland auf Deulschlauds Seile ruft, einen für England verderblichen Umschwung der Lage. England scheint die Beziehungen zwischen Deutschland und Rußland niemals richtig erkannt zu haben, wenn eS die gegenwärtige Lage als bedrohlich für England aussaßt. Deutschland und Rußland können mit einander stehen wie sie wollen, so ist die Rückwirkung ihres gegenseitigen Verhältnisses ans England nur sehr gering. England giebt sich immer den Anschein, als ob es der Freund BulqarienS wäre, und doch hat die englische Regierunc herzlich wenig oder geradezu nichlS gcthan, um der Politi! Rußlands gegen Bulgarien Einhalt zu gebieten. Worte, hinter denen nickt eine bedeutende Trupvenmacht steht, um sic zu verwirklichen, sind heute bekanntlich ganz bedeutungslos, und auf mehr als Worte hat sich die englische Politik den europäischen Großmächten gegenüber seit langer Zeit nicht erstreckt. England hat nichts gclhan, um die Regierung deö Fürsten Alexander gegen Rußland zu stütze», und die Ausrecht haltung der Vereinigung von Nord- und Südbulgarien ist auch nicht Englands Werk. Wenn Rußland die Rückgängig machung energisch betriebe» hätte, würbe sich England ebenso gefügt haben, wie es sich jeder energischen Forderung Rußlands seit langer Zeil gefügt hat. England zählt nicht als gleich berechtigt in der Reihe der europäischen Großmächte. eS ist in der Hauptsache die Macht der Gewohnheit, welche ihm noch äußerlich daS gleiche Recht zugesteht wie den übrigen Mächten. England hat die Politik der Selbstsucht zur Richtschnur gewählt, es erscheint überall da, wo eS mit leichter Mühe etwas zu gewinnen giebt, sobald aber die Möglichkeit entsteht, daß England für seine Worte mit der Thal eintretcn müßte, dann zieht cö sich sofort scheu zurück. Eine solche Macht ist nicht bündnißsähig, und das siebt die englische Regierung selbst ein, sonst würde sie sich nicht im Parlament stets eifrig dagegen verwahren, irgend welche Verpflichtungen anderen Mächten gegenüber eingegangen zu sein. England hat immer der Auffassung Vorschub geleistet, als ob sein moralisches Gewicht im Ralhe der Völker groß genug sei, um auch ohne entsprechende Militairmacht und ohne sich nach irgend einer Seite hin zu binden, seine Zwecke erreichen zu können, aber die Erfahrung lehrt seit langer Zeit, daß es sich darin täuscht, daß die übrigen europäischeu Mächte wirklich aus Englands Worte gar kein Gewicht legen und daß die europäische Politik im Ganzen und Großen ohne England gemacht wird. Daß Eng. land bei Allem äußerlich zu Nathe gezogen werden muß, was die Lage der Dinge auf der Balkanhalbinsel betrifft, hat nur darin seinen Grund, daß England den Berliner Frieden vom 13. Juli 1878 mitunterzeichnet hat. Damals schien eS, als ob England auch im Stande sei, seine Forderungen mit den Waffen in der Hand geltend zu machen, seitdem haben »vir aber gesehen, daß England iinmcr nur gegen Schwache Muth zeigt, sich dagegen scheu zurückzicht, sobald'starke Gegner aus dem Schauplatz erscheinen. England hat auf etwaige Abmachungen, die jetzt in Rußland erfolgt sind oder sein könnten, nicht den mindesten Einfluß, und deshalb ist die Erklärung deS halbamtlichen .Standard"", daß Deutschland durch 'rcundschaftliche Verbindung mit Rußland alle seine Bundesgenossen verliere» würde, ein ganz lächerlicher Aus spruch, dem es an jeglicher Begründung fehlt. Der „Standard"' hat freilich ein Bündniß zwischen Deutschland und Rußland im Sinne, da- seine Spitze gegen die Politik Oesterreich-llngarnö und Italiens richtet, ein solches Bündniß ist aber ein Unding, an dessen Verwirklichung weder der „Standard", noch die binlcr ihm stehende englische Negierung glaubt. Die Böswilligkeit deS HetzartikclS deö „Standard" ist so ofsenkunvig, daß sie sich selbst angiebt. Durch solche Politik der kleinen Mittel und Winkelzüge wird England seine Stellung unter den europäischen Großmächlcn nicht verbessern, und besonders leidet das Verhällniß Deutsch lands zu England dadurch aus dem Gebiet der Colonial- Politik. Die Steine, welche Tculschland durch die Niger- Company und die englische Oslasrikanische Gesellschaft i» den Weg gerollt werde», sind ebenso unzwciselhaste Zeugnisse für enalische Mißgunst gegen deutsche Erfolge als die Ableh nung tcS Eap-Parlame»ts, die Euclave an der Walsischbai kein dentschen Scbutzgebict in Cübivesiasrika einzuverlciben. Man erkennt aus allen solchen Züge», wie lleinlich und eng herzig die englische Politik ist, daß sie jedes Schwunges und jedes höheren Gesichtspunktes entbehrt. Drulsckland hal von jeher aus die Ctammverwaudtschast der englischen Bevölkerung mit der deutschen, auf die nahen Beziehungen der bcioerseitiaen Dynastien die größte Rücksicht enommen und sich stets bemüht, daS freundschaftliche Ver« Mlniß mit England aufrecht zu erhalten, aber wir haben bei allen wichtigen Wendepunkten der internationalen Lage die Erfahrung gemacht, daß England nicht auf deutscher Seite sieht. Zm Jahre 1870 war eS England, welches sich die größte Mühe gab, Teutschlaiiv deS BarbariSmuS zu ver dächtigen, weil e« zur Beschießung von Paris schritt; als Deutschland im Jahre 1884 die erste Colonie in Afrika und in der Südsce erwarb, war eS England, welches ihm mit allen möglichen Schwierigkeiten und Hindernissen in den Weg trat. Heute ist -S die Kaiserbegegnung, welche England unbcguem ist und seine Kreise stört, und deshalb sucht eS am politischen Himmel Wolken, die dort nicht vorhanden sind. Wir brauchen un« über diese Bestrebungen Englands nicht zu beunruhige», sie sind gleichgilkig, »veil wirkungslos, aber eS »st doch gut, im gegebenen Falle die nichts rvenigcr als freund schaftlichen Gesinnungen Englands gegen Deulschland vor der Welk scstzustellcn. England suhlt seine Schwäche in militairischer Beziehung und sucht sie dinier keineswegs entschuldbaren Winkelzügen zu verbergen. Europa möge wisse», wie mau dieses Gcbahreu Englands in Deutschland verurthcilt. * Leipzig, 25. Juli. * Dem Magistrat von Potsdam ist folgende- Dank schreiben zugrgangcn: Dem Magisträl und den Stadtverordneten der Residenzstadt Potsdam sage ich Meinen herzlichen Dank für die Theil- nahme, welche Sie Mir bei dem Tode Sr. Majestät deS Kaiser« Friedrich, Meines theuren Schwiegervaters, ausge sprochen haben. Die Sladt Potsdam, welcher der Hochselige Kaiser seit langen Jahre» »nit großer Vorliebe zugelhan rvar, wird sein Hinscheidcn besonders schwer empsunben haben. Bei dem Schweren und Ernsten, waS Gott in diesem Jahre über daö Königshaus und Unser Volk verhängt hat, ist die überall kundgegcbene Treu« und Anhänglichkeit den» Kaiser und Mir ein tröstendes Bewußtsein gewesen. Wir hoffen zu Golt, daß Er UnS und Unserem Volke auch die Trübsal zum Segen gereichen lassen werde. Potsdam, 20. Zuli 1883. aez. Victoria Kaiserin und Königin. * Tie bereits erwähnte Auslassung der .Norddeutschen Allgemeinen Zeitung", die Gerüchte über die „Ab rüstung" betrcfsend, hat folgenden Wortlaut: Wir find in der französischen Presse bereits vielen kindischen Ansichten begegnet über die angeblichen Beweggründe, welche für die Kaiserreife nach St. Petersburg maßgebend gttvesen sein sollen. Hevle finden wir in der „AntoritS" einen „Oalliauws H. en Itunüis" liberschriebeuea Artikel, der denselben Gegeustanü behandelt und al? Probe des umfangreichen, ähnlichen in Frankreich sabricirten Geschreibsels gelte» kan». Nach dem ursprünglichen Plane des Reichskanzlers, schreibt die „AutoriiS", habe Kaiser Wilhelm den russische» Kaiser womöglich zu einer genieinsamen Aclion gegen Frankreich bestimmen solle» mit dem Zweck, es zur Entlassung des größten Theils »einer Armee zu zwingen und ihm uur die Beibehaltung der Colonialtruppe» uns der Gendarmerie zu gestatten. Bei reisiicher Ueberlegung sei der Kanzler jedoch von dieser Idee, als zu radikal, zurückgckommen und habe beschlossen, den Kaiser von Rußland sür die Jbee einer theil- meisen Abrüstung lämmtlicher europäischer Großmächte zu ge- Winnen. Der sranzösiichen Republik sollien dabei besonders schwere Bedingungen auserlegt werden, vor Allem ein endgiltiger feierlicher Verzicht aus Eisaß-Lothringen, Auslösung der Patrioien- liga und der patriotische» llmon, ferner Auslieferung aller Elsaß- Lothringer, die sich der Wehrpflicht entziehen und endlich eine ganze Reihe von Grenzmaßregeln. — Sobald die Zustimmung Alexander'» III. zu diesen Vorschlägen, die im Principe bereits vor Antritt der Reise zugcsagi worden mären, endgiltig erfolgt sein würde, sollle sich Gras Bismarck unmittelbar, selbst ohne Aufenthalt in Berlin, nach Paris begeben, um der französischen Regierung die Entschließung der vereinigten Mächte kund zu thun. Al« Gewähr für die Nichtigkeit dieser erstaunliche» Nachrichten, welche in Paris die grüble Beunruhigung hervorgerusen haben und selbst eine bezügliche Interpellation in der Kammer erwarten ließen, führt die „Autorii«"" die Frankfurter Zeitung"" an. Die „Autorität und Un abhängigkeit"' jenes Blattes genügt der französischen Zeitung, um jeden Zweifel darüber z» heben, daß Fürst Bismarck in der Thai den i» aller Form gegen Frankreich gerichteten Plan einer allgemeinen Abrüstung gefaßt babe und daß man in Berlin mit Sicherheit daraus rechne, die Kaiserreise werde, in dieser Richtung wenigstens, rine erfolgreiche sein. Die „AutoriiS", die sich nach dem Vortrag aller dieser Albern heiten den Rückzug decken will, ei klärt schließlich, die umlausende» Gerüchte seien möglicherweise unbegründet oder übertrieben; sie be- nutzt aber diesen Anlaß zu der Erklärung, daß sie keinen Augenblick an den schlimmsten Absichten des Fürsten Bismarck und seines Herr» in Bezug aus Frankreich zweifle. In jedem Falle lägen sehr beun ruhigende Symptome und schwere Bedrohungen vor, wie sie dies Alles übrigens beim Regierungsantritt Kaiser Wilhelm'S bercNS vorciilsgesehc» habe. Einem deutsche» Leserpublikum könnten so kindische und alberne poliiiiche Elucudratioacn wie die vorstehenden gar nicht geboten werden; der Gedanke, daß Deuticbland sich wegen Abrüstung in Paris bemühen sollte, ist ein so insipider, daß er wirklich nur aus Kinder in der Politik berechnet sein kann. Daß dieser Unsinn aus die „Frankfurter Zeitung" znrückgesührt wird, ist ein Beweis mehr dafür, daß er nicht aus dculsche Lcscr berechnet ist. Die „AulorilS"' nennt die „Frankfurter Zeitung" „uns keuiUo nllemanile, gui tait anloritö «Icms I« mouil« ciSmoeratigiis (l'Xllvmaxns". Die „AutoritS" bat Quellen genug, um über die „Franksurter Zeitung" gut unterrichtet zu sein, und der Irrthum, den sie begeht, ist zweisclloS ein freiwilliger. Dir Demokratie, bei welcher das Sonnemann'sche Blatt Autorität hat, ist keine deutsche, sondern eine internationale, und wir proiestircn dagegen, daß die „Gazelle de Fcancsort" uns als ein deutsches Blatt entgegen- gehalten werde. * Wir lesen in der „Kölnischen Zeitung": Da die „Schlesiiche Zeitung" die Rücksichten bei Seite geschoben hat, die bisher die Veröffentlichung verhindert hatten, so sehen auch wir keinen Grund mehr, ein Geheimniß zu bewahren, bas bisher streng gehütet worden ist. Dasselbe betrifft den eigenthümlichcu Empfang, den der besondere Abgesandte unseres Kaisers bei An- zeige der Thronbesteigung am englischen Hose gesunden hat. Als solcher war derjenige Generaladjulant auserlesen worden, der dem Kaiser Friedrich seit langen Jahren als Chef des Stabes der vierlea Armec-Jnlpeciion besonders nahe gestanden balle und der von idm zuni diensttimenden Generaladjutanten ernannt worden war, der Generalmajor v. Wintcrseld. Als er und sein Begleiter. Premier lieutenant v. Jaeobi vom 1. Garde-Regiment z. F„ sich zur Audienz meldeten, wucde ihnen mitgetdeitt, daß die Königin die Herren nicht in ihrer Dienstkleidung, sondern im schwarzenGesellschastsanzng« zu empsangcn wünsche. Ein solcher iiiußie zunächst in aller Eile be schafft werden; dann jand ein Empiaug statt, wie er formloser und knapper «ich! sein konnte, und damit war die Sache zu Ende und j V' Hs
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