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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.08.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-08-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188808171
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880817
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880817
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-08
- Tag1888-08-17
- Monat1888-08
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.08.1888
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Zweite Seilage zum Leipziger Tageblatt und Anzeiger. 230. Freitag den 17. August 1888. 82. Jahrgang. Li» Liiisiiig «ach Tunis. voa Ieuutz Norder-Ney. Nachdku» »«»«re». „Eebeu Eie Acht. Eie werden e- erleben. Afrika ist der Erdtheil ter Zukunft! Unsere europäischen Conflicte werden aus seinem Boven au-zrfotbten werden .. .. Die Völker haben etwa» von uns gelernt: da« Gegcntheil zu tbuu, wa« wir thaten. Sie werden nicht mehr die eigenen Städte verbrennen und die eigenen Felder von den Husen der KriegSrosse zertreten lassen. Sie kämpfen aus einem Terrain, daß die Natur schon vorbereitet hat und das Raum gewährt für die Entwickelung ihrer kolossalen Heermassen: die Wüsten. Sie können unbesorgt fein, der europäische Friede wird i» unserem Jahrhundert nicht mehr gestört werden!" Der die« wörtlich sagte, war der selige Tortschokoff. Ich hotte die Ehre, von ibm in Baden-Baden empfangen zu werden, al« allgemein die Rede von einem englisch»russischen Kriege war. Der greise Kanzler sah die Verwickelungen im Orient nur für „Feuerwerk" (kou ä'urtitice) an, dem eia Machtgebot de« Zaren ein Ende setzen könnte, wenn e« nicht m der russischen Politik läge, „die Aufmerksam keit de» Au«lande« von den nihilistischen Umtrieben ab« zuweuden". Ich muh unwillkürlich an diese« Fürsten» wort denken, wenn ich von den verschiedenen Fragen lese, die aufgeworfen werden und sich in Afrika zu einem casus dalli zuznipitzen scheinen. Die Flottenmanöver des Herzogs von Edmgburg gehören hierzu. Prinz Alfred von Groß» britaanien, der künftige Herzog von Sachsen-Coburg-Golha. will augenscheinlich in Tunis und Marokko dem Beispiel seine« Bruder« Connaughl in Alexandrien folgen .... Wir werden in jedem Fall in nächster Zeit mehr von diesen Orten hören. Die Leser werden dckhaib gewiß etwa» Nähere« über dieselben erfahren wollen. Am Weihnachtsabend >884 schiffte ich mich in Marseille ein. um nach Tunis zu fahren. E« war ein kalter Winter« tag, aber die Lust von seltener Reinheit. Die Tbürme der Tochterstadt Karthagos hoben sich klar vom schiesersarbenen Himmel ad. Die von felsigen Höben herniederblickenden Fort«, der Mastenwold der Kauffahrteischiffe und die KriegSdampser auf der Rhede boten ein prachtvolle« Schauspiel dar. denn sie prangten bereit«, deS Koben Feste» der Christenheit wegen, in reichstem Fahnen- und Wimpelschmuck Ein höchst geschäf tige» Treiben herrschte überall. Zeder beeilte sich, mit der Arbeit fertig zu werden, damit der Feiertag m Ruhe er wartet werke» könnte. Die Schiffsglocke läutete zum dritten Male. Die ..Hironvefle" („Schwalbe") lichtete ihre Anker. Sie fuhr langsam und stolz da« Ufer entlang, vorbei an den großen Waarenlagern. den Casernen, Matroscnherbergen, den Bau plätzen. Holz« und Kohlenniederlogen, den Ställen. Gärten, Concertetablissement« und reizenden Billen, die sich läng« de« Meere« hinziehen. Alle waren festlich geschmückt. Eine riesige Trikolore flatterte vom Leuchttburm. Das Licht der Fackeln schien grell daraus. Sir sah ou» wie ein von einer Wunde gerissener Verband. Und wa« ist sie eigentlich jetzt ander«, wenn man die jetzigen Zustände Frankreich« betrachtet? Was ist die dritte Republik, welche dem an einem Krebsschaden leidend« Kaiserreich de« drittcn Napoleon folgte, unter der radikalen Regierung geworden??? E« ist ein widerlicher Anblick! Er währte glücklicherweise nicht lange. Barken heimkehrender Fischer begegneten nn«. Die italienischen Insassen sangen bereit« da« -LunotL, srmctlssimL nottol" („Heilige, allerheiligste Nacht!"), während die Franzos« eine proornyalische Tanzweisc erschallen ließ«. Die Entfernung vom Ufer wurde größer. Glockengeläut« tönte plötzlich herüber: e« ries die Gläubig« zur Mitternachtsmette. Der Horizont erhellte sich gleichzeitig, und ich sah bei einer Biegung de« Sck»fseS nochmals den hohen Thurm von „Rotrv-Oumv äo tu Oarllo-. Die« ist ein vielgepriesener Wallfahrtsort, dessen Guadenbild schon Tausenden bangend zagender Seelen Hoffnung und Trost einflößte. Er liegt auf einem Fel-Vorsprung, der tief in« Meer hineinragt. Kleine buotsarbige Flammen zogen sich um da« Dach und die Thurmfpitzen. Die bildeten den Gruß: „Oloriu tu «cootsts voo" und: ^vs, blunL, stsUa wuris". Die Gegenstände am Strande wurden nun immer undeut licher. Eine weite W-sserwüste umgab da« Schiff. Dem lärmend begonnenen Tage folgte die tiefste Stille der Nacht. Der Mistral pfiff nur unheimlich im Tauwerk. Die Wellen schlug« klatschend über die Gallione zusammen. Einzelne Wasservögel kreist« über den Fluthen. Ich trat in die Kajüte. Die Hälfte der Reisegesellschaft hatte sich der See krankheit wegen zurückgezogen. Nur wenige Tapfere hielten au». Ein englischer Missionar erzählte einem deutschen Amt«brnder, der den Hals in die weiße Binde gewickelt, den Kopf mit einem Cylinderbut bedeckt, unbeweglich basaß. Er lebnisse au- den fernen Ländern. Der Engländer war be reit» ein „Rigbt Reverend" (Hochchrwürden), wie da« an einer golden« Kette bängende Kreuz anzeigte. Der Deutsche trat seine erste Reise nach dem Süden an. Er war sehr unruhig innerlich, denn ibn erwartete nicht nur im Innern Afrikas «in ganz fremder Wirkungskreis, sondern die BaSler Missions- gesellschaft hatte auch bestimmt, daß er, um die Pfarrei zu erlangen, die Wittwe seine« Vorgänger« beirathen müsse. Er hakte nur da» zehn Jahre alte Bild seiner „Zukünftigen" gesehen, sonst wußte er nicht« weiter von ihr. Ein Zesuitenpäter in Kniehosen, seidenen Strümpfen und Schnallenschuhen ruhte auf einem Sopha. Er war ein junger Mann von seltener Schönheit, ein wahrer AntiaouSkops. Klugheit fprach au« sein« Märchenaugen; aber ein gewisser ironischer Zug lag um den sringeschnitteuen Mund, al- er die beiden anderen Geistlich« betrachtete. Es war darin deutlich die Ueber- zeuguog auSgedrückt: die würd« ewig Diener sein, während er bald herrschen würde. Wie sein Blick dabei aus die Rubin« au seiner link« Hand fiel, war e«, al» sähe er schon den Purpur vor sich . . . Mehrere Verlogne« hing« an der llhrkette, u. A. eiu Siegel mit einem hochfürstlich« Mappe». Der Träger besaß i» der Welt da« Recht auf di« Anrede „Durchlaucht". Er war nicht nur zum demüthig« Priesierdienst in die Gesellschaft Jesu getreten, sondern als Heerführer der «celsvt» willtLns. Er begab sich auch jetzt in mehr politischem Aufträge zum Cardinal Lavigürie nach Algier und Tuni«. — Ein Hauptmann der reitenden Jäger la» zum fünft« Mal« eine Pariser Zeitung vom Tage vorher in der eingebildeten Hoffnung, etwas Neue« zu finden. — Eia« junge, auffallend gekleidete Person saß ,n eine, Ecke und krachte Zuckernüsse. Sie hörte dabei mit halbem Ohr dir Betheuerungen eine« jung« Semiten an, eine« österreichischen HoudlungSreismden, der gewiß später in seiner Heimath erzählt«, die Eroberung der ersten Prima donna der Welt gemacht zu haben. — Eine große starke Dame, mit männlich« Zügen und Bewegung«, diSputirte mit einig« älteren Herr« von jüdischem Typu« über die vortheile der algierisch« Eisenbabnactim gegenüber den Suezeancilvapieren. Sie ließ sich „Gräfin" anreden. Einige Schlauköpfe meint«, sie halte sich den Titrt selbst verliehen und spare dem Stubenmädchen, von dem sie sich wie eine Königin bedienen ließ, eine traurige Ueberraschuaq auf. Sir würde da« Sckiff, ohne eia« Pfennig Trinkgeld zu geben, verlass«. Diese Voraussage traf ein. — Eine echte klein- russisch« Prinzessin rauchke der schaukelnden Bewegung de» Schisse« zum Trotz eine Cigarette nach der andern. Sir blätterte dabei in eine« französisch« Roman. — Eia« von ihrem Gatt« geschieden, Ungarin war aus der „Erholung«, reise". Sie quälte mit ihren Launen den sie begleitenden Freund, einen italienischen Künstler, der e» sicher im Ge heim« bereute, sie nicht aus ihrer Pußta gelaff« zu haben. Mehrere Gelehrte, verschiedenen Nationalitäten angehörig, stritt« Über wiffenschastliche Fragen. Ein Militairarzt. ein alter Zuaven-Oberst. ein Weinhändler und eine Beamten- wiltwe. deren Tochter an «inen Consul in Tunis verherrathet war. spielten Karten. — Zwei Damen in Trauer weint« leis« vor sich und sprachen ,m Flüsterton. Sie fuhr« zum Begräbniß de« einzigen Sohne» resp. Bruder«, eine« boff- nungSvollen Lancierlieutenants. — Drei Kameraden desselben begleiteten sie. Einer schien viel Interesse für die Schwester de« verstorbenen Freundes zu haben, welche ihm auch ihrer seits mit Freundlichkeit «tgegenkam. Die anderen Beiden plaudert« in leichter Wachlstubenweise, wobei sie oft dm Zweck ihrer Reise vergaßen. Sie versprachen sich von der selben nur manche« pikante Abenteuer. Der nächste Tag brachte keine Veränderung. Erst gegen Abend schimmerte ein schmaler grüner Streifen am Horizont: die Insel Miuorra. Die Stadt Mahon sah hinter OrangenwSldch« hervor. Die niedrigen weiß« Häuser mit den lustigen Veranden macht« einen höchst anmuthigrn Eindruck. Eine reiche Vegetation dehnte sich bis zum User au«. Schlingpflanzen bedeckten sogar die Rampe der LandungSbrücke. Einige ZwischendcckSvaffagiere verließen da« Schiff. Postsachen wurden abgegeben und zur Weiterbeförderung aus genommen. Dann ging eS fort noch Tunis. E» war eine unvergleichlich schöne Nachtfahrt. Da« mondbeleuchtete Meer glich mit seinen aushüpfend-» Goldwvgen einer unzählbaren Schaar von Sirenen und Nix«, die ihre Klagen durch die Lüste flüsterten. DaS Meer leuch len macht ein« ge waltigen Eindruck. Diese brandenden, feurigen Wog« sind ein ganze- Musikdrama, eine Symphonie mit elektrischen BeleuchtungSarabeSk«. Erst leise, im zarten Adagio, dann mächtig anschwellenv zu stolzen Rhythmen, brechen sic plötzlich schroff ab oder verhallen in ersterbendem Grollen. ES scheint bald mehr nur ein akustisches Spiel, bald bricht eS lo». Schlag aus Schlag, wie mit der tragischen Wucht de« Schick sals! Und dazwischen schallt eS fchaurigwild, wie eine fremde Tonmischung, die alle Nerv« ausregt und die Sinne fesselt, die man in keinem Concertsaal vernimmt: wie doSAsvetn. die arabische Teufelsmelodie, der einzige klang, dessen sich der bimmelverwiesene böse Geist erinnern darf, weil er durch die Musik die Menschen am sichersten verderben wollte. Die allgewaltige Natur übertrifst aber Alle«, selbst Höllenkünste. Sie übt «ine wahrhaft orgiastische Wirkung au«. „Lri» cli vio, entrumi iu corpo! .. (GotteSlust erfülle mich ganz!) Dieser Dante'sche Ber« kommt Einem dabei von selbst in den Sinn. Gegen 3 Uhr Morgen- legte der Dampfer vor La Gouletlc an. Die Schönheit de« Golfes von Tunis ist sprich wörtlich. Die Maulbrerhaine und die Hügel von Karthago waren aber in einen gelblichen Nebel gehüllt. Man gewahrte nur beim Schein der LeuchtthurmSsackeln, wie einen riesigen Sarkophag. daS steinerne Amphitheater beb alten Piratcn- sladt und daneben die beiden Eastelle. Eine Schaluppe, von mehreren halbnackten Arabern bedient, erschien bald mit den Beamt« de» Bey. Sie nahm die Reisenden mit ihrem Gepäck auf und führte sie sicher in den Hafen. Da« „Grand-Hotel" von Tunis ist eme ganz französische Einrichtung. Der Balcon meines Zimmer» führte auf die elegante Avenue de la Marine. Eine Platanenallee durch schneidet dieselbe. Vollkommen europäische Häuser begrenz« sie zu beiden Seiten. Eine Pserdebahnlinie fährt mitten durch. Ich fand micki etwa« enttäuscht. Ich halte von der alten Hauptstadt der Beni-HasS und Hossenidcn mehr „Local- sarbe" erwartet. Ich verwechselte eben, wie so viele Euro päer. die Araber mit den Türken und glaubte eine dieser orientalischen Städte anzutreffen, in denen die Gesichter nie ihren Ernst verlieren, wo da« Lachen unbekannt ist, die Bewegungen feierlich sind und Alle da« ewige Schweigen zu erlernen schein«. Ich hörte stattdessen von früh bi» spät da» ohrenzerreißendste Geschrei. Englische Pservebahnkutschrr und maltesische Droschken- sührer stritten sich um die Praxis. Zerlumpte Stiefelputzer boten ihre Dienste den Vorübergehenden an. Zusammen rottung« bildet« sich um die Stände der Gemüse- und Obst händlerinnen. Manche feurig blickende Catalonierin war damnter. einige prächtige „Carmm"-Modelle. Sie lockten die Käufer durch den Klang der Castagnetten. Weiter ad zankt« sich ein paar Inden. Sie warfen sich die gröbsten Beleidigungen an den Kops, aber die Menge lachte. Sie wußte, daß man von der Sorte sagen kann: „Heute schlägt sich, morgen verträgt sich!" Aus dem freien Platze standen Hobe, kräftige Gestalten von verwilderten Gesicht«zügen, eine» rothen Sh.i'vl. in dem ein langes Messer blitzt, um den nur mit einer zerrissenen Vlouse bekleideten Oberkörper gewunden, breilkrämpige Hüte aus dem wirren Haar. Die» warm Sicilianer, welche auf ein« Bauunternehmer warteten, der sie beschäftigen sollte. „CH-lbiaS" (kurze Faltenrücke) vom schönsten Roth, „Bour- nousse" (Mäntel) in himmelblauer, gelber, olivegrüaer und weißer Farbe, unter denen nackte braune Beine und dattel- jarbige Gesichter hervorsahen, mischten sich aus den breit« TrottoirS mit den Europäern und den Jüdinnen. Dieselben trug« dülensörmige Häubchen an» Goldstoff mit Perlen und Flittern ge stickt. Sandalen an den Füßen, deren Zeh« Ringe schmück«. Ihre Kleider sind bunt, auS dünnen Seidenstoffen, die. da ohne jede« Untergewand getragen, eng aus der Haut liegen und die reich« Körpersormcn der Trägerinnen genau abzeichnen. Sie sind außerdem so kurz, daß die goldenen Spangen, welche die Waden umschließen, sichtbar sind. Einige Mohamedane- rinn« wag« sich schlichte« dazwischen. Sie sind dermaßen in schwarzwollene Tücher einaehüllt, daß man nicht» al» die gelben Leverstieselchen. die farvlg seidenen Handschuhe und eia Paar brennender Aug« sehen kann. Dir Sprachenver wirrung gesellt sich zur Verschiedenartigkeit der Costüme. Man glaubt oft einem Carueval beizuwoynen, e» ist aber ein sehr geschäftiger Fasching! Die europäisch« Läden haben mit der Concurrrnz der „Souls" (einheimisch« Bazare) zu kämpfen. Diese liegen in finster«, gewölbten Straßen und bestehen nur aus einem Erdgeschoß, dessen Vordevwanb weg» gcriffen ist, um den Eintritt zu erleichtern. Teppiche, Kleider zeuge. Stickereien und Spitzen wurden versteigert. Die ondercn Geqcnslänve hatten jrste Preise. E« war ein uner träglicher Lärm. Da« Ueberbiel« und Feilschen nahm kein Ende, dazu die verschied«« Gerüche! Ich kam wir wie erlöst vor, al« ich hier fort konnte. Ich ging nun durch «in Labyrinth enger Straß«. Die Häuser hatten hohe Mauern. Wilde Rosen und Gardenien blickten über einige hinfort. Die Gaff« waren so schmal, daß man mit auSgestreckten Arm« beide gegenüberliegende Häuser berühren konnte. Die scharf herau-geboriten. vergitterten Fenster macht« sie »och enger. Große eisenbeschlagene Thore führten in da« Innere; manche zeigt« kunstvolle Schnitzereien und Malerei«. Tiefste Ruhe herrschte hier. E» sind die« die Wohnung« der Muselmänner. Da« .Ghetto" liegt nicht weit davon. Die Häuser sind alt, mit geflickten, schmutzig« Mauern und niedrigen, bald eiogesalleu« Dächern. „MoucharabiS" (vergitterte, balcon» artige Fenster) sind in jedem Stockwerk. Zwei oder drei hübsche Mädchen in grell blauen, rola oder grünen ärmel lose», ausgeschnitten« Gewändern blick« von jevem herab. Ihre Aug« glänzen wie Brillanten. Ihre Haare find mit Bändern und Perl« durchflochKn und häng« in langen, schwer« Zöpfen über den gelblichen Hal«. Die zarte Farbe de« Gesicht« tritt durch die hochroth gefärbten Lippen noch mehr hervor. Viele schimmernde Ketten fallen auf ihr« Bus« und winden sich um die fett« Arme. Die Frau« werden hier nach dem Gewicht gekauft. Die eisernen Stäbe sind darum auch nicht als Schutzvorrichtung anzusehen, sondern bedeuten in all«Sprach«, dieinTuni« gesprochen werden:„Man geht nicht durch die Fenster, aber die Thür öffnet sich leicht". Die VenuS callipyga hat selbst in ven reichsten Häusern Zutritt. „Da« Leben ,st sonst zu langweilig!" lautet die Entschuldigung. Ich folgte einer vreiten Straße und befand mich bald in der Avenue Bab-el-Kabbra. Ein langer Zug Karr« ver sperrte mir Weg. Neger, eine Rose hinter da« linke Ohr gesteckt» sührt« die Maulthiere. Eine Reihe Kamele, schwer beladen, folgte ihnen. (Luonoks (Treiber), aus einer Art römisch« Wagen stehend, trieben mittelst Peitschenhieb« eine Herde Ziegen vor sich hin. Die wilden Geschöpfe rannt« vie Vorübergehenden an. welche laute Schreie auSstieß«. Eine dicht geschlossene Säusle, die von acht stämmigen Negern ge tragen wurde, bildete den Schluß. Die« war «in HocbzeitS- zng gewesen. (Schluß folgt.) ükder Unfallversicherung bei laudwirthschastttchen Getrieben. * lieber diese« Thema hielt Herr Reglern»g«rath vr. Rumpelt- DreSdeu inderÄeueralversammluiigdeSlandwirthschast- lichen KreisvereinS Leipzig, welch- am 3. Juni d. I. in Osch atz abgehalien wurde, ein« länger« Vortrag. Derselbe ist j-tzt in den Diitlheiluugea de« genau >t« KreisvereinS wörtlich zum Abdruck gelangt. Da zur Zeit der Inhalt diese« Vortrages nur in aller Kürze wiedscgegeb« war, ist eS wohl gestattet, bei der Wichtig, keit de» gebotene» Material» nach dem Berichte noch eiamal aus dies« Gegenstaad zurü«k»ukomm«. — Mit der aus StaatSgesetz be» ruhende» obligatorischen Arbeiterversicherung Hab« wir uu« aus eia neue«, bisher uubetreteues uad uoersorjchteS Gebiet staatlicher THLiigkeit begeben, aus welchem uu« auch die Erfahrung« anderer Nation« kein« Anhalt gewähr«, da hier gerade da« deutsche Reich den ersten kühnen uad großartig« Versuch unternommen. Nach mebriach« Anläufe», von 1881 au, gelang t« «blich die Unsall- versicheruog der land- und soritwirihschastlich« Arbeiter in einem besonder« Gesetze — vom b. Mai 1886 — zu rege!,. Den viel gestaltig« Verhältnissen der Laad- und Forstwirihschast, sowie den verschiedenartigen BerwaltungSetnrichinngen in den einzeln« Thetl« Rechnung tragend, behielt bat ReichSqesetz vielmehr der Laude«« geietzgebuag die Befugnis, vor, gewisse Einzelheit« selbstständig uad logar abweichend voa deu reichSqesetzlch« Bestimmungen za ordnen. DaS Auslüdcungsgesetz sür Sochjeo wurde am 22. März 1888 erlass«. — Das deutsche Reich ist zu Zwecken der Unfallversicherung ia 48 laad- wirlhichafiüche BerusSgenvsjcaichast« — die sächsische ist die 23. — eiugelheilt. Die nun folgend« Bemerkungen gelt« lediglich ia unserem engeren Vaterland Sachs«. — Die Versicherung tritt aus Grund des Gesetze« voa selbst eia. Sie ist nicht iu die Wahl oder daS Belieben der Arbeitgeber oder Arbeitnehmer gestellt. Sie kann auch n cht durch Betheiliguag bei einer freiwillig« Lasse oder sonstigen Anstalt ersetzt werden. Die Versicherung ergreift sämint- liche land- und sorstwirthschastliche Betriebe. Auch der kleine laad- wirthschastliche Nebeabetrieb deS Fleischer«, de« SebänkwirihS aus dem Torfe, oder de« Fabrikarbeiter-, der eiaeu Scheffel Feld besitzt oder gepachtet hat» ist versicherung-pflichtig. Die mit einem laut», wirthschaftlich« Betrieb verbunden« iaduftriell« Nebeubetrieb« werden verschiede» behandelt. (Gesetz vom 6. Juli 1384 uad Gesetz vom 28. Mai 1886.) Alle ia d« tn genaaat« Gesetzen erwähnt« Betriebe», sei «S daaerad, sei r« vorüber- gehend, beschäftigten Personen stad gegen die Folg« voa Betriebsunfällen versichert: also »tcht blot der eigentliche Arbeiter, sondern auch da- landwirthschaflllche Gesinde, die BetrtebSbeamt« mit nicht mehr als 2000 ^ll JahreSoerdieust — endlich aber auch die Familieaangehärigea des BetriebSonIeruehmrr«. einschließlich seiner Ehesran und der Betrieb-uuteraehmrr selbst. Gerade der Umstand, daß auch der größte und reichste Unternehmer versichert sein wird» bietet aoch den besonder« Boriheil, daß damit der Be« weis gcliesert wird, daß die Uufalleatschäd'guag kein Almosen, keine Armenuaterstützung bilder. sondern eiu Recht, das auS der Arbeit entspringt. — Unsallenlschädigung wird nur gewährt, wenn der UnsaU mit dem Betriebe im Zusammenhänge steht. Nur für deu Unfall, den der Verletzte vorsätzlich herbeigesührt hat. wird keine Entschädigung gewährt. Im Uebrig« bestimmt sich die letztere, je aachoem der Unfall eiae Tödtoag oder »ur eiae Ver letzung deS Betroffen« veranlaßt hat. Im Falle der Tödtaag wird zunächst Ersatz für di« Beerdigungskosten (miadesteaS 30 außer- dem aber vom Todestage an eiae jährliche Reute an die Hinter- b iebeuen. die Wittwe. die Kinder, eventuell auch die Eltern de« Gelüsteten gewährt. Die Wittwe erhält 20 Proc., jede« vaterlose Kind bi« zum 1b. Lebensjahre IS Proc.» da« Vater- and mutterlose Kind 20 Proc. des Jahresarbeit-Verdienste«. Alle zusammen aber keineusalls mehr als 60 Proc. Bei Verletzung tritt die Unfall versicherung erst nach Ablaut von 13 Wochea «ia. Der Verletzte erhält dana außer den Koste» de« weiteren Heilverfahrens aus die Dauer der Erwerbsunfähigkeit eine jährliche Reute» die bi« za 66'/, Proc. ansteig« kann. Bei einemJahreSverdlenst von 450^beträgt bei Tädinng die Rentejährlich zusammen höchstens 270 ^l, bei Verletzung aber jährlich bis zu 300 -4l — Der JahreSarbeitSverdieust, nach welchem sich die Rente bemißt, wird sür die Arbeiter jedes einzelnen OrteS von der KreiShanptmanaschast festgesetzt. Um die nöibigeu Orgaae und Geldmittel sür die Durchsührang dieser Uasallo-rsiche- ruag zu gewinn«, werden die Betrieb-Unternehmer zu Berufs- graosseuschajten — die sächsische sührt d« Namen: „Laad- uad sorstwinhschaftliche BerusSgcuossenschast für das KSaigreich Sachs«" — vereinigt, die demgemäß als die Träger der Versicherung be zeichnet werden. Der Sitz der sächsischen Genossenschaft ist in DreSdeu. Organe der Benosseuschaft sind die Genossenschaft«»«, sammluug, der GenoffeaschastSvorstand und die Vertrauensmänner. Die GeaosseulchasiSverjommlaag besteht auS 26 Vertretern der Geaoffeoschastlmitglieder überhaupt und zwei besonderen ver- trete« der Gärtuereibetriebe. Der GenoffeaschastSvorstand ist da- eigeatliche Execnttvorgan. Al« locale Organe der Geaoss«- schostrverwaltnng wirk« die BertrauroSmäauer — sie siad so recht die Aageu und Ohr« der Genoffenschaft —, welche sür jede Ge meinde and jede» GuiSbezirt voa der Gemeindevertretung, bez. der GutShcrrschast gewählt werden. Die Versicherungsbeiträge werden voa deu Unternehme« rrhobea noch dem Maßftabe der Grundsteuer- etaheit«, welche aas de» voa thaea bewirthschaftetea Graubftück« liege». Al« Unterlag« für die Ausschreibung uud Erhebung der Beiträge di«« da« Uaternehmer-Berzeichniß and dir Heberolle. Bei Beschaffung der aöthig« Geldmittel kommt da« Umlagevcrsohren i» Anwendung. Um möglichen Gesadreu vorzubeug«, ist die An sammlung e.ue-Reservefonds zunächst bi« zum doppelt« JahrrSbedors vorgeschricbca. Zur Bildung desselben sind bei deu ersten drei Um legung« je 100 Proc., bei dm solgeadea 3 Umlegung« je bO Proc. uud bei den dorovfsolgendm Umleguug« je 25 Proc. der Einschä digungsbeträge mit diesen zu erheb«. Für daS erste Geschäftsjahr ist die Ansammlung e ne« eile«« BetriebSsondS in Aussicht ge nommen worden, zu welchem sür je 10 Steuereinheit« 3 ^ beige- trag« werden lallen. Ereignet sich nun ein Betriebsunfall, welcher eme Arbeitsunfähigkeit von mehr al» drei Lage» oder den Tod de« Verletzt« nach sich ziebt, so hat der Uuternehmer Auzeige zu er- statte». Nach der amtlich« Untersuch»«« Hai dann der Benoffm- schostSvorstand die Entsibädiguag ftpzuftellea ,nd hierüber schriftlich« Bescheid »n ertheilen. Gegen den Bescheid ist innerhalb 4 Wochea nach dessen Zustellung Berufung an da« Schiedsgericht zulässig, DaS Schiedsgericht — Sitz in DreSdeu — entscheidet regel mäßig aus Grund öffentlicher und mündlicher Berbaadlung mit den Parteien. Die höchste Spruch« und AussichtSbehäcd« sür die laad- und forstwirtbschaftliche Unsallversicherang im KSaigreich Sachsen ist da« LaiideSversicherungSawt. Nur in einig« AusnahmesSllen tritt die Zuständigkeit de« ReichSversicherungSamte« ein. — In Kraft ge. rrrt« sind bi« jetzt in Sachsen nur die organisatorischen Beftim- mungen. Der Tag, an welchem der materielle Tbeit der beiden Gesetz« in Kraft tritt, wird aus Anirag der sächsischen Staat», regienmg mit Zustimmung de« BuadeSraihet durch kaiserliche Ber. vrdnung festgesetzt werden. Vorläufig ist hierjür der 1. Jaauar 1883 in Bassich! genommen, nachdem vorher am 1. Octobrr 1388 die a-setzlich« Krankenversicherung der laad» and sorstwirihschoftliche» Arbeiter tu Kraft getreteu sei» wird. Der fraglich« Termin hat alSdana die Bedeutung, daß all« vom 1, Iaunar nächst« Jahre» o» sich ereignenden Betriebsunfälle in der Laad- und Forstwirthschast nach Maßgabe der beiprocheu« Gesetze behandelt werden. " Literatur. Der zwritr Jahrgang der beliebtes Damenzeituug „Die» V1«tt gehört der Hau«frau!" geht seiner Vollendung «lgrg«: mit dem l. Oktober beginnt der 3. Jahrgang. Wir haben die viel seitigste, billigste und beste aller Han«froueazeituag« bereit« öfter empwhlen, und zwar au» voller Ueberzeugvng. Jede Hausfrau versündigt sich gegen ihr« Geldbeutel, wenn sie aus „Die- Blatt gehört der Haussraut" nicht abonnirt; e« giebt kein« praktischeren Berather im Gebiet« de» Hautwesea« al« diese Zeitschrift, uad Ge- legenhei«. nutzbringende Ersparnisse einzusühr«, bietet jede Nummer derselbe». Vielleicht wollen unsere Leserinnen, welche andere Ha»S- sraueuzettnng« halt«, einmal einen Wechsel vornehme«: sie mögen, um sich zu überzeugen, daß dal Bessere de« Gutes Feind ist, vom Verleger, Friedrich Schirmer in Berlin IV., Schwerinstr. 5. sich «ine Probenummer von „Die- Blatt gehör« der LauSsraul" gratis kommen last« und werden daun sicher »asec Uriheil bestätigen. G-aß ist di« Wirkung, die ei» gnte«, pcakniche- Familieudlat» auf da» geistige uud ökonomisch» Gedeihen der Familie autübt. Zn dies« Famtlleublättera gehört austreittg da« „Schweizerische Famtlieu-Wochrublatt." Die neueste, '.aleternm sehr reich- haltige Nummer enthält: „Die Bedeutung oe. zufällige» Einflüsse tn der Erziehung", eine pädagogische, tief in e,»1 SemülhSleben ein- gretsrndc Abhandlung voa A. Schapve. — „üajer Heim uad Hau«", eine interessante Schilderung der hänSIicheu Eiarichtuug sonst und jetzt von Th. Ebner. — „Geld io Kiadeohuu»", em energisches Mahawort an alle Eltern. — Nr. 1 der mit großer Eochkeautniß versaßt« „Graphologisch« Briese" von A. Zlmmerll. — „Morgen- sluud hat Gold im Mund", eiae lehrreiche Srzählang sür die Jugend von I. Labhardt - Hildebrandt. — „Frau Drudel« Hüadleia", eiae geistvolle, famose Humoreske voa Bros. I. Mähly. — „Da« Leben kein Traum", eine gemüthvolle Erzählung von M. Gerner. — Gedichte. Literatur, Spcechiaal» Räthsel, ärztlicher Briefkasten. — Al« Beilage erscheint alle l4 Tage die .Kochschule", el» nützlicher Ruthaeber sür olle Geschäfte der Haushaltung, der Gesunühc»«- und Kinderpflege, eine praktische Anleitung für unser« Hausfrauen uad Töchter. Verlag von Schröter L Meyer, Zürich. Abonne- meatspceul: Vierteljährlich 1,50 Fr., t» Deutschland bei der Post 1.70 Kl Mittheilungen überObst- nndGartenbau. herauSgegebeu vom LaudeS-Obstbau-veret». Etwa» über vie Vte-tL-rtge Beere«» m»d Obst ernte. iNachdruck verböte».) Di« Bcereuerale ist im Allgemein« eiae »echt ante zu nennen. Die verschied«« Bccrcasort« in Gart« uad Wald halt« reich aagesetzt und war« zu vollkommener Ausbildung gelangt; jedoch wurde der Zuckergehalt durch den laug audaurrnd« Regen meist etwa» beeinträchtigt. DaS Pflücken der Beer« bei Nässe ist der Haltbarkeit derselben sehr uachkheiltg, wa- sich besoudert bet den zum Verkauf gebracht« Heidelbeere» vielfach durch der« Bitterkeit bemerkbar machte. Himbeereu komm« ia riuer Größe uad ge- saad« Ausbildung vor, wie man solch« seit viel« Jahr« nicht geseheu hat. Stachelbeere» siad meist etwas dickschalig, wo« aber daS leichte Ausplatz« derselbe» bei uasscr Witterung verbinden. Am wenigst« uachihcilig scheiat die oudaurrude Nässe für die IohauaiSbecr« gewcsen zu sein. Io Bezug aus Preißelbeer« ist auch eiue gute Ernte in Aussicht. — Die Beereuweiu-Fabrikaut« hott« uud haben jetzt aoch Gelegenheit, große Mast« der verschiedenen Beereusort« zu billig« Preise» auszukaus« uud wir habeo die Hoffauug, die prächtig«, wohlschmeckeud« Beeren- weine uu« uoch billiger al« bisher zum erquickend« Genuss« der- schaffen zu köuueu. Wie steht e« »ua weiter mit der Obsterute? lm Allgemein« steh« die AuSsichi« etwa« besser al« ia den ver- . oss«« zwei letzten Jahre», doch dürs« wir durchschnittlich »och uicht aus eiue Mitteierute hoffen. Zwar schteaeu Nachlsrüste in diesem Frühjahr den Blülhea uicht geschadet zu hoben, doch die kalte ougüufttge Witterung während der Blüthezrtt, die daraus folgende trockeue uud zum Theil heiße Periode uud maachrrlci andere Umstände haben dafür schädlich gewirkt. Am geriugsten wird die Lpselerate ouSsallru. welche doch gerade sür Handel und Ber- werthung die wichtigsten Früchte sind. Der vorige Sommer war sehr trocken, die Apfelbäume verlor« mrift zu früh ihr Laub, daher mag e« wohl komm«, daß sie tu diesem Jahre uur spärlich Blüth« zriglea. Die w«tg« Biüth« litte» durch ungünstige Witterung uud wurden dana auch uoch voa Insert« heimgesucht, vou Wicklerraupen und Spselblütb«steche«, welche die vorauSzuseheude Mißernte vervollständig«. Birnen blüht« durchweg reichlich und sie werden bei nn« unter ollen Obstsorten noch den besten Ertrag liefern, obwohl die vielen Blüth« doch verhültniß- mäßig nur wenig Früchte übrig lgelass«. Da die Kirschen strich- weise säst gar keine» Ertrag gegeben, so ist im Ganzen chie Ernte nur sehr mittelmäßig zu ueuneo. In uuserm Erzgebirge ia Höhe voa 400 w und darüber ist jetzt Anfang August erst die völlige Reisezeit der gewöhnlich« Sorten eiagetretea. Leider springen sie infolge de» unauihörlicheu Reg«» häufig aas .lass« fick nicht lauge ausbewahr«, so-oeru faul« und schimmeln bald. Pflaumen und ZWetschen trag« strichweise sehr reich. Aprikosen uad Pfirsiche dlühteu merkwürdiger Weise ia diesem Jahre auffallend sspät und setzten sehr weaig an. Ganz dasselbe wird auch auS dem jüdwest- liche» Deutschlaud berichtet. Wahrscheinlich ist die Ursache iu dem streng« und ungewöhnlich taagdauerud« Winter zu suchen, ll. Pr. Vertilg«»« de- Rofenpikze» auf gsrellandrosen -arch Ealzwaffer. Welcher Rosrutiebhabcr Hölle uicht schau durch d« Rosenrvst oder den Mehlthau, wie die KrankheitSrrscheinong in Folge dcs weißen UeberzugeS, womit Blätter und Knospen einiger Rosen- fort« während der Monate Juli aad August versehen sind, genannt wird, gelitten, denn seine Lieblinge sang« darnach ou zu vcr- kümmern und die Knospen komm« nicht zum Aufblühen. Durch Schwefeln, Kalke» uad Spritzen mit ammoniakhaltiger und Kupser- vitriollösung ist zwar erreicht worden, daß die älteren Blätter ge- fand blieben; junge Trieb« aber, an denen obige Stoffe schwerer basten, und die Knospen, besonder« deren Stiele fall« ober ost dem Pilze zum Ops'r. Ja Möller'- deulscher Gärlnrrzeftuag giebt nun eia Holsteiner Gärtner als eia unfehlbares Mittel gegen den Roseapilz das Bespritzen mit Salzwasser au uud bemertt dazu, daß er tu seiner Roseaschule stark durch d« Pilz zu leiden gehabt habe, während Rosengrapp«. unmittelbar a, der Ost see gelegen, pitzfrei geblieben. Er sei deshalb aus deu Ge- daukra gekommen, seine befallen« Ros« mit dem Wasser der Ostsee zu überspritzen. Am nächst« Tage Hab« ollerdtug« seine Ros« eiu« traurig« Anblick gewährt, indem die Roseublätter wie trockenes Buchenlaub aiiSsahen. doch eS währte uicht lauge» so der- schwand da- trockene Laub und die Roi« bekam« eiu gftuude« uad üppiges Ausscheu wieder. DaS Salz befördert vermöge seines starken Chlorgehaltes die Bildung de- Lhlorophyll« iu hohem Grad« und >ie Bclaubnnz einer Pflanze wird iu Folge dessen wesentlich qetrungener, wie man sich durch die ganze Erscheinung der Vegetation ans salzhaltigem Boden aus den erst« Blick über zeugen kann. Rost und Mehlthau ober Hab« thotfächllch nur Zutritt zu dünnem schwächlich« Laube, also vorzugsweise zu dem der Hhbridrosen, während die dickblätterigen Theerofen verschont bleiben. Also ist künsilitix Kräftigung der Blätter durch Kochsalz die Lösung zur Frage über die Bekämpsung de« RoseupilzeS. Da nun nicht Seewasser überall zur Hand ist. so kann man sich das I Salzwaffer Herstellen, wenn man 20 x Kochsalz in eiarm Liter > Wasser auflöst. Uni den Feind gänzlich lo« za werde«, ist eS uöthig. daß da« Bespritzen m'hrere Jablc hindurch wiederholt wird. Der verdienstvolle Rosist Wilhelm Gillemont verfährt nach derselben Quelle bei Bckämpiung gedachter Schmarotzer aus einer größeren Fläche, indem er diese zur Winterszeit mir Salz bestreut und dem Regen und Schnee daS Weitere überläßt. Gewiß eia einfache« und billige« Mittel, weil man dazu da« billigere Liebsa'z beuuv« kaun. DaS Bespritzen der bciallen« Pflanz« muß natürlich sorgfältig ge- scheh«, damit uicht zuviel der Lö>ung an den Stämmen herunter läuft.
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