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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.08.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-08-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188808308
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880830
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880830
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-08
- Tag1888-08-30
- Monat1888-08
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.08.1888
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Erste Geilage M Leipziger Tageblatt und Anzeiger. 243. Donnerstag den 30. August 1888. 82. Jahrgang. Zwei Frauen. Bon Emil Peschkau. Nachdruck verboten. Al- ich im vergangenen Jahre ein paar Wochen in Amsterdam verbrachte, lernte ich einen Engländer. Mr. George Dale, kennen, dessen seltsame- Geschick mich noch heute in der Erinnerung lies bewegt. Ich wohnte in einem kleinen Hotel in der Nähe de- „Dam", der „Nieuwrn Kerk" gerade gegenüber, und Mr. Dale war mein Nachbar. Seine Er scheinung hatte sofort mein Interesse erregt, und ich bemühte mich, von unserem Wirthe etwas über ihn zu erfahren, er zielte aber damit wenig Erfolg. Der Wirth war ein Vollblnt- Hollänver, und ich hatte damals noch die üble Gewohnheit, hollänvisch zu spreche», weshalb Niemand mich verstand nnd pagner tranken und bisweilen eine Chansonnrtte in allen mög lichen Sprachen der Welt krähten. Wir saßen etwa fünf Minuten in dem bereit- mit einem abscheulichen Qualm erfüllten Raum, al» plötzlich meine Hand von einer andern wie von einer eisernen Klammer umfaßt wurde. Erschrocken sah ich zu meinem Nachbar empor, und schon war ich im Begriffe, auszuspringcn und ihn an die Lust zu führen. Aber ein weiterer Blick belehrte mich, daß Mr. Dale nicht krank war, daß er nur eine furchtbare Ge- müthserschütterung erlitten haben mußte. Er saß aufrecht da und keine Spur von Schwäche war an ihm zu bemerken. Aber fein Gesicht war tovtcublaß, seine Brust bewegte sich stürmisch, seine Hand zitterte aus der meinen und seine Augen waren wie erstarrt nach der linken Seite der Bühne gerichtet. Dort war eben eine Dame eingetreten, dte nun zwischen Jedermann mich für einen Engländer hielt. Erst später, als I anderen Platz genommen hatte. Sie war die einzige in .ch einem guten Ra he folgend überall deutsch sprach, ging I ^ Gesellschaft, die d-cent gekleidet war. und auch sonst stach eS besser. Unser Hotelier rieth lange herum, waS ich denn I ^ gewaltig von ihrer Nachbarschaft ab. Ihre Figur war eigentlich von ihn. wollte und ich unternahm alle möglichen «„d hatte keine auffallende.. Reize. ,hr Gesicht war Versuche, um ihm begreiflich zu machen, daß eS sich um I einer seltsamen zarten Schöubcit nnd der Ausdruck ihrer meinen Nachbar handelte und daß ich gern gewußt hatte. I Züge war ernst, ohne die leiseste Spur von Trivialität. Sie WaS für eine Art Mensch daS sei. Als mir das aber ei.dlich I ^ ^ schwarze Augen und reiches blondcS Haar stoß aelungen war, erfuhr ich nicht mehr als dag der Man» George ^sgelöst über ihre Schulter... Gekleidet war sie in ein eigen- 77ZL7ellck. 'einen ^u.Uch geschürztes rotheS Gewand, das nur ihr- schönen « »7*7 c» > seinem ehrsamen Spießbürgergesicht einen I Arme unbedeckt ließ. Ausdruck deS Bedauerns gab und mit einem seiner kurzen, ' " dicke» Finger auf die Stirne deutete. DaS war nicht viel, und daS Meiste davon hatte ich längst errathen. Mr. Dale konnte keiner anderen Nation angehören als der englischen — das sagten mir seine Züge, seine Gestalt, seine Kleidung, seine Bewegungen. Und daß auch irgend etwas Düsteres auf ihm lastete, entnahm ich der mürrisch-gleichgiltigen Art, mit der er an den Bewohnern deS HauseS vorbeiging, ohne einen Gruß recht zu erwidern, und Nach einer Weile stand sie aus und sang mit einer sehr kleinen, aber nicht unangenehmen Altstimme ein kurzes eng lisches Lied. Auch mit diesem Vortrage nnterschicd sie sich von ihren Colleginne» ganz wesentlich. Sie sang das Lied ganz mechanisch, ohne besonderen Ausdruck, ohne Temperamcnt und ohne irgend eine der beliebten Gebenden. Ihre Augen sahen dabei ziemlich glcichgiltig über daS Publicum hinweg und nur zuletzt bemerkte ich, daß sie aus meinem Nachbar weilten. Dabei vcrrictb sic indeß keinerlei Bewegung, so dem tief melancholischen Blick s-üi-r schö.,°.., braunen Angen. ^ch wachg^r°«.er V«d^t M-d7 chi^id. D--s-Augen waren übrigens nicht das Einzige. waS an ihm "«IS sie geödet hatte, stand Mr. Dal- auf und verließ, stark gebräuntes Gesicht »Ilt dem dichten, I ohne in den kargen Beifall ciiizustimmc», den die Sängerin b onöen Schnurrbart war in seiner ernsten Männlichkeit säst I f^d, den Saal. Ich folgte ihm und ich sah, daß sein Schritt schon zu nennen, und s-,ne hohe, n,uskulo,e Gestalt war zwar I „jcht so sicher war ivie sonst. Besorgt faßte ich ihn unter und litt durch ^n müden, nachlässigen Gang, I Arm und er wies mich nicht zurück, ließ sich vielmehr 77,*7* manches Auge au> ihn. Mr. Dale I huldig durch daS Gedränge des NeS ziehen und drückte mir "" ,7k ""'77 ^'EA"?^unsunddreißig I darm dankend die Hand, als wir endlich auS dem Gewühlc Jahre alt sein konnte, eu, Mann .n der Blulhe des Leben«. h„c>us aus den Rokin gelangt war. >csund und kräftig »nd offenbar nicht ohne Mittel er» Der Mond war indessen aufgcgaugen und warf silberne ührt- ia ein M.ß.ggangerlebcn und alle se,^ «ns da« dunkle Master der Gracht. Als ich Mr. gegenstände wäre., von I-n-r kostspieligen Art, w.e man sie Dale ins Gesicht sah. bemerkte ich. daß er Thräncn in den nur bei reisenden Lords findet. Und trctzdem dieser unsäglich I Augen hatte müde Blick der Augen, dieses schwern.üthige m-nscheus-indlich- Dale", fragte ick bestürzt, „waS haben Sie? 7 gc.hkimnißvolle Etwas, daS Mynheer va» G. I Üeber seine mächiige Gestalt floß eS jetzt wie ein Fiebcr- als Spleen bezeichnete und das mir doch weil mehr zu sein I scheuer und mit einem tiefen Seufzer preßte er seine Hände schien. Mr. Dale war nicht gelangweilt, er war nicht Gesicht ^ o , v verrückt er litt sicher an einem schweren Kummer DaS war Nach einer Weile, als ich schwieg, ließ er die Hände n,-.ne Me.nu.ig von .hm, und eS war keine Woche vergangen, nieder sinken und sah mich an ^ als ich sie bestätigt sah. ^ ^ I -Öch bin nicht wahnsinnig — ich träume nicht — sagen Eine zufällige Begegnung aus dem Dampsboote brachte I Ei- mir. daß ich nicht träume'" ^ mich ihm näher und war vielleicht auch die Ursache der ^r. Dale Sie haben eine Frau gesehen, di- Si- chnicrzlichcu Katastrophe seines LebcnS. Ich hatte einen I « u > v » chönen Tag zu einem Besuch der Insel Marken benutzt und ^ _ jch kenne sie nicht - ich bin ihr nie lehrte dann über Monickendam und Brock im Waterland s hxgx^net. Sic täuschen sich, mein Herr. Aber ich danke Ihnen. Bitte, lasten Sie mich jetzt allein — ich muß »och Lust haben — ich muß allein sein!" Er resthle mir dw Hand und ich drückte sie herzlich. Ein mir »och auf den . Vas Herz war mir selbst schwer geworben und in trübe Gedanken versunken trat ich den Heimweg an. In den nächsten Tagen bekam ich Mr. Dale nicht zu Ge sichte — nur einmal sah ich ihn in der Amstelstraat a» mir vorübcrfahre». Neben ihm saß eine Dame in der Droschke, die so dicht verschleiert war, daß man ihre Züge nicht cr- sein. Nach dem Bericht der Herr vr. Alexander Meyer seine zurück. Von Brock auS, daS mir mit seinen buntlackirten Däusern und seinen glänzenden Kuhställe», die man^nur in sauberen Holzschuhen betreten darf, immer unvergeßlich sein! ^ ..... ... ... fuhr 7 Dorfe Het n,c.rmcS Wort der Theiluabme schwebte ..... »on, oe» D?n.pstchiff'besti!g, s?h iL Mr Da?- v^or min j L'.ppen. aber ich sprach eS nicht, aus. DaS Herz war mir Ich grüßte ihn und er erwiderte meinen Gruß freundlicher als sonst. Dann nahm ich in seiner Nähe Platz und fragte ihn in englischer Sprache, wie eS ihm in Purmerend I gefallen habe. Ein müdes Lächeln glitt über sein Gesicht. »Ich reise nicht, damit mir etwa« gefallen soll", er-1 kön,',w Widerte er. „Ich schlage meine Zeit todt. Es ist mir» Dann vergingen wieder einige Tage, ohne daß ich Mr einerlei, was ich sehe. »Dale sah. Ich war freilich selbst wenig zu Hause, da ich den „Sollte Mynheer van G. doch recht haben? dachte ich.» Nest meiner Zeit »och eifrig zu Ausflügen i» die Umgebung s war Nicki die Svracke e.neS Leidenden - das war j benutzte, aber eS siel mir doch auf, baß sich auch am Abend und am Morgen unsere Wege niemals kreuzten. Sollte die Dame in der Droschke die ernste blonde Schön beit aus der „Alhambra" gewesen sei» und sollte sie Mr Dale's gesaminlc Zeit in Anspruch nehmen? Ich machte nur allerlei Gedanke», ohne zu ahnen, daß ^ ich von der Wahrheit weit entfernt war. Ich habe Mr. Dale nie mehr gesehen. Als ich eines ! Abends von Haarlem znriickkehrte, fand ich ans meinem Tische Staatsmann zu erkennen Bosnischen Zeitung" knüpfte Erklärung an die letzte antisemitische Kundgebung der „Kreuz- eilung" an. Diese hat zwar Herrn vr. Förster als die Ver- örperung de- „Radau-AntisemitenthumS" zurückgcwiesrn. Sie wird sich also wahrscheinlich auch dagegen verwahren, daß ie mit ihren antisemitischen Sprüchen der Bewerbung des ^errn vr. Förster habe dienen wollen, denn sie hat sich a „in Anbetracht der besonderen Verhältnisse" im 6. Zerliner Wahlkreis für den freiconservativen als de» Bewerber der Ordnungsparteien erklärt. Aber die hiermit übernommene Verpflichtung scheint sich, »ach ihrer Ansicht, auch mit der Abgabe einer platonischen Erklärung zu Gunsten deS -Herrn Direktor Holtz erschöpft zu haben; jedenfalls stand re nicht im Wege, während dieser ganzen Zeit der Wahl vorbereitung mit ausgesuchten Mitteln der Beredtsamkeit den Antisemitismus als eine wirthschasllich nothwendige, den nationalen Interessen wohlthätige und von allerhöchster Stelle gern gesehene Maßregel zu predigen. Zuletzt gelangte das Blatt sogar dahin, von dem gegenwärtigen, „des MulhcS und der staatsmänmschcn Einsicht ermangelnden", an den künf tigen „inneren Staatsmann" zu appellire», der die christ lichen Deutschen zu dem Kampf gegen ihre israelitischen Mit bürger versammeln nnd sichren werde. Au diese Kundgebung eines unheilbaren ExaltadoS anknllpfcnd, bemerkte nun Herr vr. Alex. Meyer: „Die freisinnige Partei gehe gegen den Fürsten BiSmarck nicht so feindselig vor, wenn sie auch der Meinung sei, daß diejenigen sich an dem großen Staatsmann versündigten, welche glaubten, ihm in allen Dinge» unbesehen Recht geben und aus die eigene Kritik ver zichten zu müssen. Die freisinnige Partei kämpse für den alten Bismarck gegen den neuen, sie rufe nicht: „Fort mit Bismarck!" sondern: „Her mit dem alten Bismarck ". Nu» stelle man sich einmal aus diese» deutschsreisinnigen Standpunct und nehme die ganz wstlkiirliche Unterstellung an, daß der Liberalismus mit dem „neuen Bismarck" nichts gemein haben könne. Wie standen aber die Vertreter des dculschsreisinnig liberale» Gedankens mit dem „allen"? Die Antwort ist in der Geschichte des Parteiwesens von 1867—1881 klar enthalten. Der Fortschritt lehnte jede Eomproniißpolitik ab. Wenn die gemäßigte liberale, also die u a tio »a lliber a le Partei an der Gesetzgebung im große» Stile ihren praktischen Antheil sich durch Verständigung mit der Regierung zu wahren, wenn sic den liberalen Forderungen einen entscheidenden Einfluß aus die Ausgestaltung unseres gesammtc» VersassungS- und RechtSIebeuS zu erhalten wußte, so hieß eS aus jener Seite: Moloch weinte, Moloch erhielt sei» Opfer. Die ehemals nationalliberalen Politiker der heutigen deutschsreisinnigen Partei, bei denen jetzt die Sehnsucht nach den Fleisch töpsen deS ersten Jahrzehnts der deutschen Gesetzgebung anslebt, haben aber in Wort und Sckrisl dutzendmal zu erkennen gegeben, daß ihre nach links hin gerichteten Schritte von 1880 und 1881, Secession und Fusion, als eine nachträgliche Anerkennung jenes Urlheils über politischen Götzendienst zu verstehen seien. HIc>a culpa, moa maxima culpa! klang eS durch die späteren Reden, wo ihre frühere Zugehörigkeit zur nationalliberalen Partei nicht mit Still schweigen übergangen werden konnte. Beim Socialisiengesctz mußten sie erleben, daß ihnen von Partei wegen ei» Rückfall in den alten Götzendienst zwar noch ein allerletztes Mal ge stattet wurde, jedoch nur unter der stricte» Bedingung: dann nie wieder, bei Vermeidung der Aberkennung deS „entschieden" liberalen Charakters. Jetzt aber möchten sie den fragte, während ihm daS Blut über daS Gesicht lies, sciuen herbeieilcnde» Rittmeister: „Was soll ich de»» aber nun mit dem Helme machen?" Sowohl Mucke wie Heikler wurden später für ihre Tapferkeit mit dem eisernen Kreuze und der Medaille zu», sächsische» Kriegs-HSt. He»irichS-)Orden decorirt, Eduard Heidler kehrte nach den erhaltenen schweren Ver wundungen als Invalid in daS Vaterland zurück und lebte längere Zeit iu seiner Vaterstadt Neichenbach. Die Kopf wunden bereiteten ihm, noch als sie bereits abgeheilt waren, arge Schmerze» nnd längere Jahre hindurch pflegte die Wunde regelmäßig während der heißen Jahresz-it wieder aufzubreche». Erst gegen Ende der 70 er Jahre verschwanden diese unangenehmen Erscheinungen und Heidler konnte dem- msolge erst als Briessvrlirer und dann als Briefträger An- tellung finden, welchen immerhin ziemlich anstrengende» Dienst er »ock heute versieht. Seit etwa 10 Jahre» fühlt sich Heidler wieder völlig gesund und wohl, lebt iu Leipzig und erzählt oft im Freundeskreise und im Kreise seiner zahlreichen Familie von den Erlebnisse» einer unvergeßlichen Zeit. — Dem Inkrafttreten des Gesetzes, die Trichinenschau betreffend, welches bereits am I. September stattsindcn soll, wird sich, >vie das „Rochlitzer Wochenblatt" vermnlhet, höchst wahrscheinlich ein nicht zu beseitigendes Hinderuiß in den Weg stellen, nämlich der Mangel an geprüften Trichincnschauern. Zum überwiegend größten Theile haben, mit Ausnahme der ganz kleinen Gemeinden, die meisten davon abgesehen, sich zu Verbänden zu vereinen und einen gemeinschaftlichen Trichinenschauer für mehrere Ort schaften anzustellen. Mau nimmt allgemein an, daß sich dadurch unliebsame Verzögerungen eiustelleu werden. Fast jeder nur einigermaßen »ambaste Ort will seinen eigenen Trickineuschauer haben. Wird nun auch mit Ausbildung aller Derjenigen, welche sich zu dem gedachten Amte gemeldet, so schnell wie es sich mit der Wichtigkeit dieses Amtes nur vereinen läßt. vorgegaugeu, so dürfte eS doch ganz unmöglich sein, diese Riesenarbeit bis zum Eröffnungstage zu bewältigen. Außerdem baben die AuS- gebildeten eine Prüfung bei der königlichen Veterinär Com mission zu bestellen, ehe ihre Verpflichtung zulässig ist, und es bleibt doch sehr zweifelhaft, ob Alte diese Prüfung bestehen werden, so daß sich voraussichtlich eine Verlängerung der fest gesetztenFrist bis zum Inkrafttreten bcs bercgteu Gesetzes als nicht vermeidbar Herausstellen wird. Noch wollen wir erwähnen, daß eS durchaus irrtbümlich ist — wie so vielfach angenommen wird — es dürfe für die Untersuchung eines Schweines weniger wie eine Mark gezahlt werden. wenn der Trichinenschaucr sich mit einem kleineren Preise begnügt, oder gar selbst einen niedrigeren Satz fordert. Der Satz ist gesetzlich als Mindest betrag sestgrstellt, und jedes Handeln und Feilschen unnütz, weil gesetzlich unbedingt unzulässig. Meerane, 27. August. In Bestätigung der gestrigen Mittheilung aus Schönbeide schreibt das hiesige „Wochen blatt" : „Rasch tritt der Tod den Menschen an." In geradezu erschütternder Weise hat sich dieses Dichlerwvrl am Sonnabend an einem in allen Kreisen wohlbekannten Bürger unserer Stadt bewahrheitet. Der Plüschsabrikant Herr F. W. Franke subr an jenem Tage srüb »i Geschästsangelegenheiten gesund und guter Dinge nach Schönhcide und batte beim Abschied seiner Frau gegenüber ausgesprochen, daß er am Abend bestimmt zurück sein werde. da er der Uebung deS „Sänger- Vereins", besten reges Mitglied er seit Jahren war, auf keinen Fall fcrnbleiben wolle. Auf dem Wege von Schön - Heide hinunter »ach dem Bahnhöfe, den er m Gesellschaft Das war nicht die Sprache eines Leidenden Spleen. „Sie sind viel auf Reifen?" fragte ich, um daS Gespräch flüssig zu erhalte». „Ja. Ich war in Ostindien, in Japan, in Amerika Auch in Australien. Früher habe ich geglaubt, die Welt ist groß, aber sie ist sehr, sehr klein. Es kommt Alle- nur aus die Augen an, mit denen man sieht. Ich habe in der Nähe von London, am Ufer der Themse, unter grünen Buchen und Weiden, ein kleines Häuschen, daß mir einst I Karte, auf deren Rückseite er mir mittheilte, daß er groß, unendlich groß erschien. Sie kommen von Brock, I abgereist sei und daß eS ihm sehr leid Ihne, m,ck nickt """ . ...... I wehr gesprochen zu haben. Am folgenden Abend besuchte ich Um ihn nicht scheu zu machen ging ich auf semen Plötzlich nieder die Alhambra. Das B,Id deS melancholischen Eng- Verandnten Ton ein und antwortete gleichgiitig: ! länderS wollte nicht aus meiner Seele und der Noma», der war aus Marken und bin dann über Monickendam I verknüpfte, beschäftigte beständig meine .. ^ ^ L >„ 1 Phantasie. Endlich entschloß ich mich, »och einmal in die Er nickte langsam mit dem Kopse und sah dann, als Ipcz NeS zu tauchen und nach der englischen . Chan- weilten seine Gedanken ganz wo anvers mit halbgeschlost-n-n ^ ^ß zwei Stunden vor den, schleckten Schatten batte »ch aus I der „Alhambra", aber die ernste, kühle Miß mit de» sein Gesuht gesenkt und sein Athem ging schwer. Antwort I zch^^i, Augen und den flachsblonden Haare» wollte nicht ^ c - c k ! erscheinen. Auf ihrem Platz saß eine „Wienerin", die in Erst als daS Schifs .n die -zroß- W.lhelmsschleuß- cinsuhr Beziehung ihr Gegenthcil war .... und nun still hielt, bis das Wtistcr abgeflosten war, erwachte I Em halbes Jahr ivar vergangen, ich war längst in die er aus seinem Sinnen D,e Sonne ging ebcu hinter den Hoi,„a,h zurückgekehrt. An Mr Dale dachte ich nicht mehr, grünen Wipfeln von Tolhuis unter und ein blutrothcr Glanz! wäre wohl ganz meiner Erinnerung entschwunden, ich wg aus den Wellen des ?). Die Tlpirme und Giebel von ^alle nie mehr von ihm gehört, wenn ich nicht täglich, um Amsterdam hooen sich in der abendlichen Beleuchtung scharf! ,„oj„o Sprachkenntniste nickt einzubüßen, eine englische Zeitung »n" dem hellblauen Himmel. I studirte. Wie vom Schlage getroffen saß ich eines TagcS da. wusterte »Ilch -inen Augenblick vom Kops bis I nachyk,,, ich unter den TageSneuigkeitcn in wenigen Zeilen den zu Fuß und dann sagte er während er sich auS seiner nach- Roman Mr. Dale'S gelesen batte. DaS also war eS! Und lässigen Stellung cmporraffke: I h^iftst ich erst die liefe Erregung, die in jener Nacht über " e Abeick machen? I gekommen war, nun begriff ich sein räthsclhasleS Wesen ..Zunächst denke ,ch daran, be, KraSnapolSk, zu dimr-n. und «„!> b,e Tbräucn, di- in seinen Augen standen, dann Will ich »,,r e.nn.al den „NeS" ansehen. Ich schwärme Die Potiz der „Pall Mall Gaz tte" Hab- ich mir aus- nicht für die>e Art Genüsse, aber man kann doch nicht in I bewahrt und sie mag den Schluß der Geschichte George Dale's Amsterdam gewesen sein, ohne diese Specialitäl gesehen zu bilde». Sie lautet wie folgt: r - -r ^ > I „Gestern bat Mr. George Dale, wohnhaft 25 Bolton „Wenn ich Sie nicht langweile, können wir den Abend RcadS. St. JohnS Wood, bllV., seinem Leben durch einen zusammen verbringe» , enmderte er. > Revolverschuß ein Ende gemacht. Eheliches Unglück wird als Ich freute »„ch. e.n Wohchefallen so weit errungen zu z^sache deS Selbstmordes bezeichnet. Mr. Dale war in erster «ahmen bei KrasnapolSkl glücklich verheirathet und der Tod seiner heißgeliebten unser Mittagessen , setzten unS dann noch -ine Stunde in I jh« so schmerzlich, daß er keine Rübe mehr fand «ine« der Casös der Kalverstraat wo w,r ziemlich einsilbig «„t: unstät durch die Welt zog Ans diesen Wanderungen. -AkW? beobachteten, unv machten unS I y^ißt in Holland, lernte er eine Sängerin kennen, die s MN - d" zärtlich geliebten Tobten ganz wunderbar ähnlich sah. sch'uuh'ge ,n der sich ! Das machte einen so tiefen Eindruck auf ihn, daß er die ^^cro znsammendrangt, was lockeren Sitten I Dame heirathete, und nun — ein halbe- Jahr nach der huldigt. Man erkennt den alS ruhig und ernst geltenden I Hockest — hat er sich erschossen. MrS. Dale ist vorgestern Holländer nicht mehr, wenn man in dieses wusle Treiben I ^ch einer heftigen Scene au- dem Hause ihres Gatten ver- geräth, und die Verwunderung steigt noch, wenn man e'ireS I der zahlreichen CassS chantantS betritt, wie sic fast in jedem I Hau- de« NeS zu finden sind. I Wir hatten uns in eine- der besseren dieser Locale be-1 IbUgr. aeben, aber auch. waS hier producirt wurde, ging weit über! bllX!. Berlin, 28. August. Während Herr Eugen DaS hinaus, waS man bei un- von einem Casö chantant er» «Richter am Montag vom Parteitag der Deutschfrei wartet. Von irgend welchen „Vorträgen", ..Kunstleistungen" I sinnigen in dem Regierungsbezirke Wiesbaden nach u. dergl. war überhaupt nicht die Rede. Keine Kautschuk-1 Berlin zurückkchrtc, sprach der Abg. vr. Alex. Meyer im Männer und keine „Professoren der Magie", keine Komiker I 6. Berliner Reich-tagSwahlkrei-, um den freisinnigen und kein Hercules, kein Bauchredner und keine Trapczkünstlerin I Wählern daselbst „ein Bild von der inneren politischen Lage" — nicht- al» rin Halbrund voll von Damen in den gewagtesten I zu entwerfen. Dessen Mittelpunkt dürfte io der Bemerkung Costumen, die Scher,reden niil dem Publicum tauschten, Cham-1 de- Redners über die Stellung seiner Partei zu dem leiteuden NI , I kiueö andcrn Herr» plaudernd zuriickleqtc, brach er plötzlich B.Smarck wieder haben! DaS heiß, dock nichts -"'der-S. ->lS j.„ Gespräch todt zusammen. Ein Schlaqansall hat i von ehedem ver-1 . .. . .. , 't,,' dem Leben des 57 jährigen gesunden ManneS ein zähes Ende bereitet. Die Jdcntität seiner Persönlichkeit wurde auf tele graphische Anfrage des dortigen OrtövorstandeS durch ein in der Tasche befindliches Lottcrieloos festgefiellt. Eine Wittwe und acht Kinder betrauern den Tod des Gatten und VaterS, Meerane verliert einen wackeren, mit Leib und Seele reichs- ebcn jene Entschiedenheit des Widerstandes nrtheilen, die man nachträglich als den allein corrccle» Aus druck liberaler Gesinnung anerkannte. Ein verdächtiges Zeug- niß von der inneren Harmonie in der deulschsrcisiunigcn Fractio». Was uns aber zumeist interessirt, liegt aus der anderen Se.te. Es erscheint undenkbar daß die Rückkehr der «ach I de», „alten Bwmarck" sehnsüchtigen Par amentar,-r zur E,,re erweisen wird, ein begeistertes Mitglied, dem da« Comprom.tzpoi.I.k snr diese letztere von Nutzen s-.n wurde, ^'icksal leider nickt vergönnt hat das Ehrenfest deS Verein», Nach ihrer ganze» kritisch-zersetzenden Veranlagung wurde» . welches er sich so sehr aclreu ru erleben diese Herren das liberale deutsche Bürgerthum dann nur 'v"a)cs er pcy ,o ,eyr gefreur, zu erleben. abermals in tiefe Verwirrung, mithin den Liberalismus selbst I ^brichsgrun bei Zwickau, 27. August. Vom in eine schwere, seinem Einfluß aus den Gang der Dinge I ^^^r begünstigt, sererte am gestrigen Sonntag der nachtheiligsts Krisis stürzen, wie sie cs, Dank ihrer Splitter-1 hiesige Arbeiterverein ui dem vom Besitzer, Herrn Oekonomie- suckt, im Jahre ,880 zu Wege gebracht halten. Aber wir rat ) Kraft aus W.eseuburg freundlich,, überlassene,, K.esrich nehmen das Bekenntnis; dcö Herr» Vr. A. Meyer zni» „alten I ^ide. am sogenannten Raubschloß — über dessen Vorhanden Bismarck" atS ein unzweideutiges Wahrzeichen dafür, daß I die kürzlich veröffentlichte Chronik deS Schlosses Wiesen, wir die Wähler dieses bcuischsrcisiiinigen FractionstheileS ! ^*"8 und seiner Besitzer wohlberechtigi^ Zweifel hegt — da» nach ihrer Gesinnung und ihrem lebhaften Wunsche sehr "''ll^nndigte Wald,cst. AuS allen Gegenden der Windrose zutreffend beurlheille»', al« wir vor Kurzem eS bestritten, daß waren christlich Gesinnte den, Ruse de« Vereine folgend, zu in jene» Schichte» eine grundsätzliche Neigung zu systematischer I ^""^w^'.!.^"^>geslrömt. Nach schlichte», herzlichen Worten Opposition nach Richter'scher Art vorhanden sei. Einiger-1 Begrüßung seitens unseres OrlSpsarrers und dem Ein- maßen überraschend ist dabei nur, daß der Sehnsuchtsruf nach I ^ ,"^b»i Gott m der Hoh sei Ehr" Wie den» alte» Bismarck — und damit also der Wunsch, von der I s.c>stor Hahnemann aus Lausanne am schonen Gen,er Nichter'sche» Opposition wieder lvszukominei» — gerade in! einer freisinnigen Wählelversammlung der alt fortschritt liche» „Hochburg" Berlin zuerst so vernehmlich zum Aus druck gelangte. ce, der schon im VvrinittagsgvtteSdienste seine Zuhörer durch eine treffliche Predigt begeistert, hin aus die Schön heit unv hohe Majestät des Waldes, in dessen tief- schwarzem Dunkel die Freude durch solche Feste wie da» heutige wohl gepflegt werden könne, die nicht, wie so viele Vergnügungen,' den Kopf schwer, die Tasche leer machen, sondern die den Sinn erleichtern, Herz und Äemüth erfüllen mit neuer Schaffensfreudigkeit. Auch Herr Oberlehrer Böhme a»S Zwickau, ein lieber Gast. pricS in beredten Worten den Lachsen. * Leipzig. 29. August. Das Herbst-Radwett- sahren, welches der Leipziger Bicycle-Cl »b veran staltet, findet, wie wir höre»,'Sonntag, de» 9. September, I Wald, den der Deutsche liebt seil uralten Zeiten, den er vcr- stalt und wird auS folgenden Nummern bestehe»: Großes I thcidigt bis auss Blut; der aber auch aus den Deutschen Dreiradfahren 5000 m. Hauptfahrcn für hohe Zweirädcr I nirgend« so anziehend und erquickend wirkt alS im eigenen 10 000 m. Fahren für SicherheilSzweiräder 2000 m. Gau-l Vaterland-. Abwechselnd gingen voran oder folgten nach verbands-Dreiradfahre» mit Vorgabe 2000 w. Fahren für I Gesänge hiesiger Schulkinder und der Mitglieder de» hiesigen hohe Zweirädcr mit Vorgabe 4000 m. Drciradsahren mit l Gesangverein« „Concordia" und deS Wllkau-Niedcrhaßla'uer Vorgabe 3000 m. EnuuiiterungSsahre» für hohe Zweirädcr I „Arbeitervereins", sowie Declamationcn einzelner Mitglieder. 2000 m. Dvppelsitzdreiradsahrcn mit Vorgabe 3000 m. I Nur ungern trennten sich die Versammelten, gedenkend der * Leipzig, 29. August. Einer unserer besten Leipziger I schönen Stunden, die sie inmitten de» herrlich grünen Walde« Drciradtourcnsahrer (im vorigen Jahre mit der I verlebt, wohl wünschend, daß wieder einmal ein ähnliches goldenen Medaille präiniirt) hat abermals aus seinem deutschen I Fest »löge gefeiert werden. Dreirad eine glänzende Leistung vollbracht. Er fuhr mit! ----Freiberg, 28. August. Die Garnison unserer Verschiiiähung aller Bahngelegenheiten ab hier über Dresden I Bergstadt rückt von morgen früh an ab in die Cantonnements. nach Prag und Wien durch Steiermark und das Salzkammergut I Das t. königl. sächsische Jäger Bataillon Nr. 12 marschirt über Herrcnchimscc nach München und Nürnberg, Bayreuth «morgen srüh'5 Uhr von hier nach Dresden, von wo cs am war ein deutsches Fabrikat von Seidel L Naumann in Dresden, I Freiberg garnisonirendeii 2. Abtheilung deS königl. Feldartillerie- bczogen von deren hiesigem Vertreter Herrn F. Rowald, I Regiments Nr. 28 marschirt morgen früh zunächst die Petersstraßc 6. Dieselbe bewährte sich bei dieser oft 18. Batterie nach Nossen und folgen die übrigen drei hiesigen schwieriges Gebirgsterrain aufweisenden Reise auss Glänzendste I Batterien bis zum Sonnabend ' staffelwcise nach. Während und langte ohne irgend einen Schaden erlitten zu haben, I der Cantonnementszeit soll der Umbau der hiesigen Jäger- wieder hier an. I Caserne, deren flaches Dach mit einem große verwendbare — Wir haben schon früher über die Tapferkeit des Reiters I Räumlichkeiten bietenden schrägen Dachstuyl überbaut wird. Mucke in dem Reitergefccht bei Buzanz^ „ am 27. August I vollendet werden. 1870 berichtet. Bon einem anderen sächsischen Reiter,! Cranzahl bei Annabcrg, 27. August. Schwere« - - - - - - ' M der jetzt in Leipzig lebt, meldet daS „Reichenbacher Wochen-1 Unglück. Heute Mittag kurz vor 12 Uhr verunglückte der blatt" Folgende«: „Der andere sächsische Reiter» welcher bei I an der hiesigen Eisenbahnbrücke arbeitende Zimmermana Buzanzy sich durch Tapferkeit hervorragend auSzeichnete, war ! LouiS Schiefer. Derselbe war im Begriffe, von der Brücke rin Vogtländer Namen» Heidler und flammte au» Reichen-1 gefallene Sachen wiederzuholen. Al- er unten angekommen bach. Ihm wurde am 27. August im Kamps- mit süns I war. siel von der genannten Brücke eine ca. 20 Pfd. schwere Chasseurs der Helm zerhauen, er bekam im Handgemenge I eiserne Nagelzange dem Bedauernswerthen mit solcher Wucht zwei Hieb« von je 4 Zoll Länge über den Kops und einen I aus den Kops, daß dieser gänzlich zerschmettert wurde, da« Hieb über die Hand, tvbtete aber seinerseits zwei Chasseur»,! Gehirn zu Tage trat und der Arme augenblicklich todt war. während die anderen drei die Flucht vor ihm ergriffen. Dann I Der Verunglückte wird al» ein sebr arbeitsamer und fleißiger erst stieg er vom Merd«. hob den zerhauenen Helm aus und ' Mensch geschildert. Er bintertäßt eine Wittwe und 8 Kiader.
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