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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.09.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-09-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188809119
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880911
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880911
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-09
- Tag1888-09-11
- Monat1888-09
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.09.1888
- Autor
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Erscheint täglich früh SV, Uhr. Ledartion und Expedition JohanaeSgasse 8. Sprechstunden der Kedartion: Vormittags 10—18 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. Für di« Rück.,ade etngesandtev Itkanulcrivt« macht ftch die Redaclian nicht verdindtich. Annahme »er für die nächstfolgend« Nummer bestimmten Inserate an Wochentagen bis 3 Uhr Nachmittag«, an Sonn- und Festtagen früh bis '/,S Uhr. Irr den Filialen für Ins.-Äunahme: Ltt« Klemm, UniversitStSstrabe 1. Louis Lösche. Kathartneustr. 88 Part, und König-Platz 7, nur bis '/,3 Uhr. UchMerIllgtbliltt Anzeiger. ^ 255. Dienstag den 11. September 1888. Abonnement-preis vierteljährlich 4>/, Mk. lvcl. Bringerlohu 5 Mk., Lurch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 80 Pf. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilage» (iu Tageblatt-Format gesalzt) ohne Postbesörderung 60 Mk. Mit Postbesörderung 70 Mk. Inserate 6gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut uns. Preisverzeichnis. Tabellarischer u.Ziffernsatz nach HSHermTarij. Keclamen unter dem RedactionSstrich die -gespalt. Zeile bOPs., vor den Familieunachrichten die 6gespaltene Zeile 40 Ps. Inserate sind stet» an die Expedition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeuumerauäo oder durch Post nachnahme. 82. Jahrgang. Amtlicher Theil. Städtische Spiittllffe beleiht Werthpapiere unter günstigen Bedingungen. Leipzig, den 14. Januar 1889. Die Sparcaffe« Deputation. ^ ^.E^Eung. Mit nächster Wocke soll die ASphaltirung der Aodlenstraste «ud zwar von der Bayerischen Straße auö nach der Sophien straße fortschreitend, beginnen. In Folge besten wird die genannte Straße van Äkkittwvch, den 12. d. ÄktS. ab streckenweise, dein Fortgange der Arbeiten entsprechend, für alle» irubefuyton Fährverkehr gesperrt. Wir macken hierbei daraus ausmerksam, daß während der Dauer der fraglichen Arbeiten das nach der Körnerstraße führende Thor deS Balmbois für den Verkehr geöffnet ist. Leipzig, am 10. September 1888. IX 7178. Der 2tath der Ltadt Leipzig. I)r. Tröndlin. Hcnnig. Vrtrlinntmachung. Wegen vorzunehmenker Pflasterungsarbeiten wird der Bayerische Platz von feiner Kreuzung mit der aus der Ankunft-Halle deS Bayerischen Bahnhofs führenden Personcn-Abfahrts-Straße ab bis an den Windmühlenweg von Dienstag, den II. dieses MonatS ab, aus die Dauer der Arbeiten für allen unbefugten Fähr verkehr gesperrt. Die Zufahrt zu dem abgcspcrrten Theil der Carolinen straße und zum Dösener Weg Kat während dieser Zeit von der Johannes-Allee durch den Windmühlenweg zu erfolgen. Die nach Ver Ankunftshalle des Bayerischen Bahnhofs fahrenden Droschken dürfen für die Dauer dieser Sperrung das nach dem Bayerischen Platze zu gelegene Thor zur Ein fahrt benutzen. Leipzig, den 10. September 1888. Der Nath der Stadt Leipzh IX. 7185. I)r. Tröndlin. Hennig. Dckanntmch«»- Nachdem die neuen Wege tu» Connewitzer Holze dem Publicum zur Benutzung übergeben worden sind, machen wir zur Vermeidung früher wiederholt vorgekommener Unzu träglichkeilen hierdurch öffentlich bekannt, daß das Reiten aus den Fußwegen im Connewitzer Holze verboten ist. Jede etwa früher an Einzelne ertheilte Erlaubniß zum Reiten auf de» Fußwegen daselbst oder außerhalb der Wege im Holze wird hiermit ausdrücklich zurückgezogen. Leipzig, den 7. September 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. Id. 3446. 1)r. Tröndlin. Hennig. Manntlnachimg^ Die Leuchtkraft deS städtischen Leuchtgase- betrug in der Zeit vom 27. August biü 2. September d.J. imÄrgand- brenner bei 2,5 Millimeter Druck und 150 Litern stündlichem Consum das 17.6 fache der Leuchtkraft der deutschen Normal kerze von 50 Millimeler Flammenhöhe. Das spccisische Gewicht stellt sich im Mittel aus 0,426. Leipzig, am 10. September 1838. DeS RathS Deputation zu den Gasanstalten Vckaililtmachung. Die Ausführung 1) der Zimmerarbeiten, 2) der Lchiescrdeckerarbeiten, 3) der Klempnerarbeiten für a da- RetortenhauS und für den Kohlenscbuppen, d. das Reinigung«- und Regenerirgcbäude, sowie siir das ThccrvorrathSbasstn bei dem Erweiterungsbau der II. Gasanstalt sollen im Accorv verdungen werden. Die Zeichnungen und Bedingungen für diese Arbeiten liegen im Bureau der Gasanstalt II in Connewitz aus und können daselbst eingeseben resp. entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: all 1) Zimmerarbeiten, aä 2) Scbieserdeckerarbelte», aä 3) Klempnerarbetter» für die II. Gasanstalt versehen in der Nuntiatur de- RalhcS, RathhauS, 1. Etage, und zwar bis zum Montag, den 17. September d. I., Rachmittag» S Uhr einzureichen. Der Rath behält sich jede Entschließung und insbesondere das Recht vor, sämmlliche Angebote abzulehnen. Leipzig, am 8. September 1888. DeS RathS der Stadt Leipzig Deputation zu den Ga-anstalteu. ^Prödüctenbörse zu Leipzig. Zur Vornahme der Wahl von 3 Mitgliedern in den nach 88- 7 und 18 der Börsen-Ordnung belnisj Umlegung der Jahre-- beitrage für 1888 zu bestellenden EchätzNNgS-AuSschntz werden die Besucher der Produktenbörse von den seitens der 8. Abtheilung des Börsenvorstandes in diesen Ausschuß abgeordaeten Unter zeichneten aus Tie,«Stag, den 18. Leptemder 1888, Rach«. 1 Uhr zu einer im Anschluß an die gewöhnliche Börseaversaminluug im Vorstands-(Notirungs-) Zimmer stallfindeadeu Versammlung hier mit emgeladen. Rur der Besitz einer beim Eintritt vorzuzeigendeu Halbjahr-- Karte berechtigt zur Theiluadme. Firme», welch« mehrere Vertreter an die Börse entsende», können ihr Wahlrecht our durch Einen derselbe» auSübea. Nähere- ergübt der bezüglich« Börsea-Aoschlag. Leipzig, de» 10. September 1888. A. Schmidt. Georg Schrord«r. Lo»t« Steinbrecht. vleyl» Bdrsen-Secretatr. Vlrbstalils-Vekanntmachung. Gestohlen wurden laut vier erstatteter Ameise: 1) eine Bockleiter mit 7 Sprossen (beide Schecrea durch Schrauben mit Muttergewinde verbunden) au- dem Hosraum in Nr. 15 der Eutritzfcher Slraße, am 10. v. M. Nachmittag-; 8) eine goldene Lanikil-Rc»i«ntoir-Ubr (Halb-Savonnett) mit defektem UhrglaS, geriester Rückseite goldener und langgliederiger Uhr- kettr mit Knebel und Quaste, auS einer Wohnung in Nr. 26 der Kälharinenstraße, vom 31. v. M. bis 1. d. M.; 3) ein braunlederne- Portemonnaie mit Klappe und gelbem Schlößchen, darin über 80 in einer Doppel- und cinfachen Krone, div. Nickel- und Kupfermünze. 2 Uhrschlüssel und ein Notizzettel, „Schmidt in Reudnitz" beschrieben, Ecke ter West, und Franksurler Siraße, am 2. d. M. mittelst Tnschendirbstahlü: 4) eine silberne Eylinderitlrr mit Goldrand und Sekunde, außen ..k. 8ob.", innen „Kanonier Franz Schröder d. 5. Batterie Thür. Feld-Art.-Reg. Nr. 19" gravirt, aus dem Zifferblatt mit der Firma „Theodor Lehmann, Gera", eine silberne öylindernhr mit Gold rand und Sekunde, geriester Rückseite mit Schildchen, innen „644" eingekritzelt. nebst anbängender blonder Haarkette mit schwarz email- lirtem Goldschieber und goldenem Hake», daran eine Mültjc mit Abbildung des Leipziger Siegesbenkmals, endlich ein Paar neue Hose» von schwarzem, roth- und braungesprisseltem Stoff mit Leder slege». aus einer Wohnung in Nr. 35 der Dnsourstraßc, am 3. d. M.; 5) ein 4rädriger kleiner Kasten-Wagen, blau gestrichen, mit dem Namen „Schirmer" weiß beschrieben, aus dem Hosraum in Ne. 1 der Hospitalstraße, am 3. dis. Mts.; 6) ein kleines ichwarzlederncs Portemonnaie mit weißem Bügel und Knöpfcheiiverschluß, darin 34 ./t 20 -ä. 2 10- ^ Bries- »narkr», einige abgebrochene Zählte, ein Notizzettrl, vor den Annahme-Schaltern des Postamts 3 am Bayerischen Bahnhose, am 5. di'S. MlS.; 7) ein großes Mikroskop mit Zubehör, Stativs IV Xo. 10271, Objektive aa Xo. 701, Objectivs 0. Xo. >341, Odjective 0.6162, Objektivs k. Xo. 2586, in einem polirten Mahagonie-Lchränkchen mit Nickelhenkcl, aus einem Zimmer in Nc. 33 der Thalstraße, vom 5. bis 11. vor. Mts.; 8) 2 Svarcasscubücher der hiesigen Sparkasse, Nr. 95,220 über 1470 Mark und Nr 114424 über 830 Mark Einlage, aus einem Arbeitszimmer in Nr. 2 der PcterSstraße, von Mitte Mai bis Mitte Jul, dss. Js. 9) eine hellgraue dicke Stoffhose mit Stegknöpsen, ein braune«, schwarzcarrirtes MannS-Jacket mit einer Reihe schwarzer Stein nußknöpje und schwarzem WollatlaSsotter, ein dunkelblauer klein carrirter MannSrock mit schwarzem Wollatla-sulter, einer Reihe schwarzübersponnenen knöpfen und defektem Futter und eioe gelb lich gksprisselte Stoffhose aus einem Zimmer in Nr. 12 der Kat ha- rinenstroße am 8. d. M.; 10) ein Gommerüvertieher von braunem glatte» Stoff, mit einer Reihe schwarzer Hornknöpfr, schwarzem Futter und Stoff- Henkel, auS einem Saale s» Nr. 17 der Wintrrgarteustraße air 9. d. M. Etwaige Wahrnehmung?» über de» Verblieb der gestohlene» Gegenstände oder den Thäter sind ungesäumt bet unserer Lriminal- ilbtkeilung zur Anzeige zu brinaeu. Leipzig» am 10. September 1888. Taa Poltzeiamt der Stadt Leipzig. Bretschneider. K. Gefunden^ wurde vor einigen Tagen eine Reichsbanknote über 100 in einem öffentlichen Gebäude hier. Der betreffende Eigenthümer wird hierdurch ausgesordert, sich an Unterzeichneter Amtsstelle, gehörig legitimirt, rechtzeitig zu melden, ^ da andernfalls über den Betrog weiter verfügt werden wird. Leipzig, am 20. August 1888. Las Pol^ciamt der Stadt Leipzig 1 Nr. 2221 In. tretschneider. M. Zwangsversteigerung. Im Wege der Zwangsvollstreckung sollen die im Grundhuche von Eilenburg Band XII, Blatt 432 und Bond XV. Blatt 529 aus den Namen des Lekonomen Franz August Börckel in Eilenburg eingetragenen, in Eilenburg und in den Fluren Eilenburg, Eilcu- burg-Kültzschau und Sprotta belegenen Grundstücke: I. Besitzung in Eilenburg, Kültzschauerstraße 21, Gebäudestcuer- rolle 30, Grundsteuermuiterrolle II, 362 und walzendes Grundstück, zusammen 73 ar 50 gm, verzeichnet Band XII, Blatt 432 des Grundbuchs; II. Besitzung in Eilenburg, Kültzschauerstraße 4, Gebäudesteue» rolle 14, Grundsteuermuiterrolle II. 362 und walzende Grund stücke von zusammen 45 da 89 ar 10 gm, verzeichnet Band XV, Blatt 529 des Grundbuchs, am 11. Lctober 1888, Vormittags 10 Uhr vor dem Unterzeichneten Gericht — an Gerichtsstelle — Zimmer Nr. 4 versteigert werden. Tie Grundstücke sind mit 797,43 ^ Reinertrag und einer Fläche von 46,6260 da. zur Grundsteuer, mit 536 >il Niitzimgswerth zur Gebäudesteucr veranlagt. Auszüge au- der Sleuerrolle, beglaubigte Abschriften der Grundbuchblätter, etwaige Abschätzungen und aiidere die Grundstücke betreffende Nachweijunqen, sowie besondere Kauf- bedinqungen können in der GcrichtSschreiberei Zimmer Nr. 11 cm- gesehen werden. Das Urtheil über die Ertheilung des Zuschlags wird am 17. Oktober 1888, Vormittag- 10 Uhr au GerichlSstelle Zimmer Nr. 3 verkündet werden. Eilenburg, den 13. Juli 1888. KSuigliche« ««tSgericht. Nichtamtlicher Thetü Frankreichs Mißerfolge. Wenn der unaufhörliche Ministerwechsel in Frankreich überhaupt einen Sinn haben soll, so kann eS nur der sein, daß die nachfolgende Negierung besser ist als die vorher- > gehende. Man pflegt einen tüchtigen und bewährten Mann verständiger Weise nicht auS seiner Stellung zu verdrängen, wenn man nicht die Aussicht hat, ihn durch eine» besseren zu ersetzen. Nach solchen Erwägungen verfährt aber die ^ französische Volksvertretung nicht, sie erwägt überhaupt nicht, sie handelt vielmehr nach Len Ergebungen de- Augenblick-» nach Laune und leiter auS noch schlimmeren, selbstsüchtigen Beweggründen, sie will ihren Anlheil an der Aemterverlhei- lung haben und stürzt deshalb seit längerer Zeit regelmäßig alle halbe Jahre die Regierung. Man sollte da- in einen, Lande, in welchem der Haß gegen den Sieger von 1870 systematisch rege erhalten wird, in welchem jährlich Unsummen für Militairzwecke verausgabt werden, um die französische Armee zur furchtbarsten in der ganzen Welt zu machen, nicht für möglich halten, und dennoch liegen die Thatsacheu offen I vor Aller Augen da, so daß e„, Zweifel daran a»S- gefchlosten ist. Solcher Tborheit gegenüber hat Boulanger leichte- Spiel. ! er braucht nur sei» Programm der BerfassungSrevisio» und Kammcrauslösung mit Festigkeit durchzusühreu, um der Zu- ! stimmung einer großen Zahl von Leuten sicher zu sein, w die gegenwärtigen Zustände als unhaltbar erkannt haben und eine Aendcrung herbeiwünschen. DaS einzige Mittel, der von Boulanger geführten Bewegung die Spitze abzubrechen und selbst zur Kammerauslösung und VersasiungSrevision zu schreite», erscheint der Regierung zu mißlich und gefährlich, und deshalb beguügk sie sich mit halben Maßregeln, die erfahrungsgemäß in aufgeregten Zeiten stet- die verkehrtesten sind. Leuten gegenüber fortwährend Eintracht predigen, an deren Streit sucht seit achtzehn Jahren jeder Versuch, lebensfähige Zu stände zu schaffen» scheitert» ist ebenso vergebliche Mühe» wie Thoren Verstand einflößen zu wollen, und deshalb ist die Politik» welche die französische Regierung seit dem letzten Präsivcnteuwechsel befolgt, unzweifelhaft falsch und unzweck mäßig. Die Frucht der Floguet'schcu RegierungSweiSheil tritt jetzt in einem Entwurf zur Revision der Verfassung hervor, tvelcher die Rechte deS Senats beschränkt, aber im Ganzen und Großen diese Körperschaft, so wie sie ist, bestehen läßt, und um die Aufregung allgemeiner Wahlen zu vermeide», die Erneuerung der Kammer immer nur zu einem Driltcl vorschlägt. Vorläufig mag da- nur ein Fühler sein, welchen die Regierung ausstreckt, aber an ihm ist der Geist zu erkenne», iu welchem sie ihre Aufgabe erfaßt, sie schreckt vor durch greifende» Reformen zurück aus Besorgniß, daß die daraus entstehende Bewegung ihr über den Kops wachsen könnte, und giebt doch damit nur denen, welche eine durchgreifende Aendcrung der bestellenden Zustände alS daS einzige Mittel zur Gesundung der kranken Verhältnisse betrachten, Waffen Erreichuna ihres Ziele- in die Hände. Ein Ministerium, welches angesichts der heutigen Bedeutung der boulaugistischen Bewegung und deS mouarchislischcn ZugeS im französischen Volke solche Reformen in Vorschlag bringt, entzieht sich dadurch selbst den Boden unter den Füßen. Die Freunde werden durch die Halbheit der Maßregeln enttäuscht und die Gegner, welche die Wiederherstellung der Monarchie Wünschen, durch den Angriff aus den Senat gereizt. Da wäre es sicher bester, nichts zu thun, als sich aus solche Weise die Lage selbst zu verschlimmern. Ein Rückblick aus die Thäligkeit des Ministeriums Floguet zeigt, daß eS ini Innern wenigstens im Stande war, die durch eine gefährliche Streikbewegung bedrohte Stube wieder herzustellen, dafür aber den Parteien unausgesetzt Stoff zur Fortsetzung ihrer Streitigkeiten geliefert und die Hoffnungen der Monarchisten neu belebt hat. Ter Wahlersolg Boulangcr'S lieferte den Beweis, daß die Negierung trotz aller Rundreisen U»d Rede» des Präsidenten und der Muttster in der Bevölke- »ung ohne allen Rückhalt ist. Statt nun aber au-dieser Thatsache etwa- zu lernen und sich zu einer wirklich radikalen Maßregel zu entschließen, zieht die Negierung an dem alten Strang weiterund fügt zu den bisherigen Fehlern neue hinzu durch Ver öffentlichung von Reformpläncn, die uothwendig da- Gcgentheil dessen bewirken müssen, wozu sie bestimmt sind. Weit schlimmer ist eS aber mit der auswärtigen Politik des Ministeriums Floguet bestellt. DaS gemeinsame Merkmal aller Schrille auf diesem Gebiete ist die Unfähigkeit, mit großen, Geräusch Begonnenes entsprechend zu Ende zu führen. Um mit dem weniger Geräuschvollen zu beginne», hat die deutschfeindliche Politik der Regierung nur die Folge, daß daS Mißvcrhält »iß zwischen Wollen und Vermögen in der Handlung- weise der Regierung nur um so klarer hervortritt. Für die Mißhandlung deutscher Studenten in Bclfort ist die unerläß liche Genugthuung bisher nicht gemährt. Die Negierung steckt aber alle Angriffe, welche deswegen von deutscher Seite gegen sie gerichtet werden, ruhig ein. Nicht minder unpolitisch ist das Streben, den Fall Garnier als That eines Wahn sinnigen darzustsllen, während es doch offenkundig ist. daß er nur die Frucht der systematscheu Hetzereien der deutsch feindlichen Presse ist. Durch solche offenbare Verdrehungen de- Sachverhalte- schadet sich die französische Regierung in der öffentlichen Meinung Europas unberechenbar und bringt sich schließlich um allen Credit. Von größerer Bedeutung ist der Streitfall mit Italien wegen MassauahS. Hier ist eine Angelegenheit, die Frank reich so gut wie gar nicht berührt, mit einem Eifer behandelt worden, der nur erklärlich wäre, wenn Frankreich die Absicht hatte, daraus einen Kriegsfall zu machen. DaS sagt auch die ministerielle ..Risorma" Frankreich geradezu ins Gesicht, und Goblet muß sich gefalle» lassen, daß Frankreich vor Europa als zu schwach dargestellt wird, um gegen eine von ihm selbst als Herausforderung bezcichiiele Handlungsweise einer auswärtigen Macht gebührend Vorzugehe». Die moralische Einbuße, welche Frankreich dadurch erleidet, ist um so größer, als die Besetzung MassauahS durch Italien keineswegs eine über jeden Vorwurf erhabene Handlung ist, die Crispi sogar selbst bekämpft bat, als er noch nicht Minister war. Zum größten Mißgeschick für da» Ministerium Floguet stellt sich nun auch noch hcrau-. daß die Rechnung für Tonkm mit einem Fehlbeträge von 30 Millionen für da- vergangene Jahr abschließt. Solchen erdrückenden Mißerfolgen gegenüber kann sich da- Ministerium Floguet unbedingt nicht halte» wenn die Kammerstrien zu Ende sind und der volle Nedc< schwoll der Feinde und Neider sich über die Regierung ergießen wird. Eine Galgenfrist von einigen Wochen bleibt Floguet und seinen College» »och, aber eS ist kaum anzunehmcii daß sie von ihnen beiiutzt werden wird, um eine neue Lage zu schassen. Carnot ist kein Freund von radikalen Schritten, sonst würde er eS seine erste Negierung-Handlung haben sein lasten, die Kammer aufzulöscn und Neuwahlen anzuordiien, statt diesen Krebsschaden an seiner Präsivenl- scbast fressen zu lasten, bis eS Boulanger oder irgend einem Ersatzmann gelungen ist, die Art an die Wurzeln der republi kanische» Staatssvri» zu legen. Wenn die Vertreter der Republik vor Schritten zurückschrcckle», welche die Grundlage des französischen StaatSwesenS vom 4. September 1870 ,n Frage zu stellen geeignet sind, dann wäre Grevy noch Präsi dent der Republik und Vas Ministerium Ferry hätte die Niederlage von Lanqson überdauert. Seil dem Sturze Grevy's und Sem Ordensskandal Caffarcl-Wilson-Limousin, endlich nach dem dreisachen Wahlsiege Boulanger'- ist in Frankreich alles in- Wanken aeralhen und man wird sich aus neue grundstürzende Ereignisse gefaßt halten müssen. * Leipzig, 11. September. * Wie bekannt, wird in Berlin Erzherzog Albrech. von Oesterreich zur Theilnahme an den Manövern de- Garde- und de- S. ArmeecorpS erwartet. Die „Kölnische Zeitung" widmet dem Gaste de« Kaiser« die folgenden Zeile»: Von alle» fremden Fürstlichkeiten, die zu den prosten Herbst- man-vrra de« Garde- und de« 3. «riueecorv- ericheinen. nimmt mililairiicherseitS der Erzherzog Albrecht von Oester reich, der berühmte Feldmarschall und Generaliaspector deS öfter- reichlich-ungarischen HeereS, der am 12. September Abends in Berlin «„treffen wird, ganz besonderes Interesse i» Anspruch. Er ist am 3. August 181? als Sohn de- Erzherzog« Karl, des Siegers von Aspern, des großen MilitairschrisistellerS und Lehrmeisters des öslerreichffchen Heere«, geboren. 20 Jahre alt, trat er als zweiter Oberst des Insanterie-RegimentS Nr. 13 ln den activen Dienst, dem er sonach nun schon 51 Jahre ongehört. Bereits 1845 wurde er commandirender General in Nieder- und Oberöstcrreich und Salz burg, und in dieser Stellung legte er bereits die Grundlage zu der großen Liebe und Verehrung, die ihm der österreichische Soldat ent gegenbringt: er war rastlos in der Fürsorge für seine Untergebene», ihrer iheorelischen »nd praküschen Ausbildung widmete er seine größie Sorgsalt, insbesondere gab er auch eigene Leitfäden für den praktischen Vorposten-, Lager- und Felddienst heraus. Im Jahre 1848 legte ec lein Eommanda nieder, trat als Freiwilliger in die Armee in Italien ei» und erhielt im folgenden Jahre daS Connnando einer Truppen- division in dieser Armee, in welcher Sicklung er sich bei wiederholte» Gelegenheiten sowohl wegen seines persönlichen MutheS. iciner cnt- 'chlossencn Haltung, wie wegen seiner durchdachle» Truppensührung die wärmste Anerkennung Radetzky's erwarb. Das Geseiht von St. Lucia, der linier de» schwierigsten Verhältnissen vollzogene Uebergang über den Ticino bei Pavia, die Einnahme von Moriara, bei der er sich mit einer Division gegen eme Uebermacht von mehr als 16000Mann tapfer und erfolgreich hielt, die Schlacht von Navara gaben ihm reiche Gelegenheit, sein militairischeS Talen! und seinen großen Muth zu beweisen. Nach Beendigung dcs Feldzuges wurde der Erzherzog commandirender General in Prag; im Winter 1849/50 finden wir ihn als Gouverneur von Mainz, in welcher BundeSsestung sich da- mals Prinzen deS österreichischen und des preußischen Herrscher hauses in bestimmte» Zeiträumen im Gouverneurposlen avlösten; sväter wurde er Militair- und Eivilgouverneur von Ungarn, 1860 Eomniandeur dcs 8. Corps in Vicenza und erhielt 1866, in zwischen zum Feldmarschall befördert, das Lommando der Südarmce, mit welcher er, „ein würdiger Svh» seines Vaters", de» Sieg von Lustozza errang. Seit dem Jahre 1869 ist er Gencralinspector der Armee. Auch die preußische Armee rechnet eS sich zum Stolze an, ihn zu den Ihrige» zählen zu dürfen; seit langem ist er Chef deS 2. ostpreußischen Grcnadier-Regimenls Nr. 3, und ebenso ist er Ches deS bayerische» Chevauxleger-Regiments Nr. 5. Daß ein Feldherr mit solch glorreicher Vergangenheit noch heute den größten Einfluß auf die Entwicklung des österre>chisch-ungarischen Heerwesens ausübl. ist selbstverständlich. Ec wird vam Kaiser Franz Joseph mit Abhaltung oder Besichtigung säst aller größeren Trtipprnübniigcn betraut. Wir Deutsche haben besonderen Grund, uns seiner An wesenheit bei den jetzige» Kaisermaiiüvern zu sreuen; denn wir wissen, daß der Erzkerzog-Fcldmarschall ein warmer Anhänger des deutschen Bündnisses und ein großer Verehrer deS deutschen HeereS ist. Der Empfang, der ihm in Berlin zu theil werden wird, wird denn auch dem eine- ruhmgekrönten Feldherrn würdig sein. Der Kaiser hat za seinem Ehrendienst besohlen den Geuerallieutenant v. Hüntsch, den Elit»Maod«ur der Tavalleridivijw» de« IS. Armee- corpS, bi« vor Kurzem »och Direktor de« Allgemeinen Kriegs- dcpartementS, und den Major v. Bülow vom Großen Generalstab. Die Begleitung des Erzherzogs wird bestehen aus dem Obersthos- ineister General der Cavallcrie Freiherr» Piret de Bihain, Inhaber dcs Dragoner-RcgimenIS Nr. 9, dem Oberst im Generalstabscorps Schönaich, der dem Erzherzog als Stabschef zugelhciit ist und der bis zum vorigen Jahre Generalslabschef des 5. Corps in Preßburg war, de» beiden FlügcladjiNanlen Oberstlicutcnant Fischer-Colbric vom GeneralstabScorps, Major Szmrecsanyi de Szmreczany vom 11. Husaren-Regiment und dem Leibarzt Or. von Hübl. * Mit Bezug aus die neuesten- in der italienischen und französischen Presse wieder lebhaft ventilirte Fratze eines Gegenbesuches deS Kaisers Franz Joses in R o m geht der „National-Zeitung" aus Wien ein Schreiben von einer Seite zu, aus der man über den Sachverhalt jeden falls unterrichtet ist. In demselben heißt cs: „Eine irrig» Melkung eines italienischen Blattes, welches von einem an- eblich principiell beschlossenen Besuche deS Kaisers Franz loses in Rom wissen wollte — die übrigens bereits durck ein ihr von einem anderen in Beziehungen zur italienischen Regierung stehenden Blatte crtheilteö Dementi widerlegt worden —, hat ausgereicht, um einen Theil der italienischen und nach ihr auch der französischen Presse zu veranlassen, sich wieder lebhaft mit der Eve»tualität einer Reise des Kaisers von Oesterreich nach Rom zu befasse». Tie Art, wie dies seitens der italienischen und französischen Blätter geschieht, zeigt deutlich, daß es sich darum bandelt, diese Frage wieder der publicistischcn Diskussion zuzusühren und hierdurch Ver legenheiten hcrvvrzurusen. Letzterer Zweck kann aber un möglich erreicht werden; denn wie ich Ihnen aus das Be stimmteste mittheileil kann, hat diese Angelegenheit schon vor langer Zeit den Gegenstand freundschaftlicher Besprechungen zwischen den hiesigen und italienischen Staatsmännern ge bildet, welche Besprechungen damasS zu dem Resultate geführt haben, daß diese Angelegenheit seither beiderseits in bestem Einvernehmen als abgethan betrachtet wird. Man ersteht hieraus, waö davon zu halten ist, wenn einzelne Blätter neuestens diese« Thema wieder hervorzuholen und zu ver- werthen suchen." * Ter „Kölnischen Zeitung" wird auS Stockholm ge schrieben : „Stockholms Dagblad", unser in Beziehungen zum Hofe stehen- des bedeutendstes schwedisches Blatt, läßt sich von seinem Peters burger Eorrespondenten unterm 3l. August folgendes schreiben: „Ich bin beute im Stande, Ihnen eine Miithcilung machen zu künneii, welche möglicher Weise Aussehen auch über die Grenzen Schwedens hinaus erregen dürste, weil sie den Schlüssel zu der bedeutungs- volle» Rede liefert, die der deutsche Kaiser kürzlich in Frankfurt hielt und deren Ursache man bisher nicht hat ausfindig machen können. Die Lösung ist in diesen Tagen van einer besonders hoch- gestellten, zum russischen Hose gehörenden Dame geliefert worden. Anfang dieser Woche trafen in T.. wo die vorgedachte Dame ihre Sommcrresidenz hat, deutsche Zeitungen — die „Kölnische Zeitung" — ein, in welchen — gewissermaßen insvirirt — ange- deutet wurde, daß die Rede des Kaisers durch Bestrebungen ver anlaßt sei, welche von Personen ausgingen, die sich ihrer verwandt schaftlichen Verbindungen zu gunsten welsischer oder dänischer Aspirationen bediene» wollten. Als diese Aeußerung vor der hier in Rede stehenden Person verlesen wurde, ries diese mit großer Lebhaftigkeit ans: „So ist doch etwas allgemeiner bekannt geworden in betreff einer kleinen höchst eigenthümlichcn Episode während dcs hiesigen Besuches des deutschen Kaisers! Ich werde Ihnen (dem durchaus zuverlässigen Gewährsmann Ihres Eorrespondenten) jetzt berichten, wie cs sich damit verhält... Die schleSwigsche Frage ist m» keinem einzigen Worte während der sechs Festtage in P-terhof erwähnt worden, weder in Unterredungen zwischen den beiden Kaisern, noch in solche» zwischen deren Staatsmännern; als aber gerade die hohen Herrschaften an Bord de« Hohcnzollern im Begriff waren, von den kaiserlichen Gästen Abschied zu nehmen, war eS eine hoch stehende Person, welche mit ausgesuchter weiblicher Feinheit und Ver bindlichkeit eine Andeutung bezüglich dieser Frage machte. Der Kauer von Deutschland war im höchsten Grade erstaunt, „ganz der- blüfft". und blieb die Antwort schuldig. Durch die Rede in Frank- furt bat er seine Schuld liquidirt. M ia Gewährsmann, eine — ich wiederhole eS nochmals — vollständig zuverlässige Persönlichkeit, welch« da- nabegrenzte Vertrauen der fraglichen Dame genießt, sagt, daß die Episode säst wortgetreu, wie sie hier von mir wieder.
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