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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.09.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-09-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188809142
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880914
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880914
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-09
- Tag1888-09-14
- Monat1888-09
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.09.1888
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Erscheint täglich früh SV, Uhr. Redaktion und Expedition IohanneSgaffe 8. Sprechstunden der Redaktion: Bormittags 10—12 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. tzttr «>I Aüszabr »inarlandtrr Manuscri»ee »»ch» sich dir «rdacticn nicht »rrbindlich. A«natz«e der sür die nächstfolgende Nu«»er bestimmten Inserate an Wochentagen bis 3 Uhr Nachmittags, an tau»- und Krsttage» früh bis' ,i> Uhr. In den Iitialen für Ins.-Äimalimk: Ltta Klrmm. Universiiäisstroße 1. Lauts Löscht, Katharinenstr. 23 Part, uua Köuigsplatz 7, nur bis '/,L Uhr. Slbonnementtprei» vierteljährlich 4V, Mk. incl. Bringerlodn 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pf. Belegexemplar 10 Ps. Gebühre» für Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gesalzt) ohne PoslbcsSlderunq 60 Mk. Mit Postbcsörderung 70 Mk. Inserate 6gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut uns. Preisverzeichnis. Tabellarischer u Ziffernsatz nach höherm Tarif. Reciainen unter dem Redactio »sstrich die »gripalt. Zeile bOPs., vor den Familien » achrichten die Ogespaltene Zeile 40 Ps. Inserate sind stets an d:e Eppedttio» zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praenumerauilo oder durch Post» Nachnahme. ^ 258. Amtlicher Theil. Lusschrribtwg. Der Verkauf der aus dem Bauplätze für die Central- Markthalle anstehenden Baulichkeiten soll im Wege de» schrift lichen Angebots in acht Loosen ersolgcn. Die Abbruchsbedingungen, sowie der Situationsplan könne» bei unserer Hochbauverwaltung. RalhhauS. H. Ober« gescbvß, Zimuicr Nr. 5, während der Bureaustunden ein gesehen, bez. die ersleren gegen Erlegung von 1 »4l ent nommen werden. Die Angebote sind in verschlossenem Umschlag bi» zum 17. September d. 3.. AdendS 5 Ubr, portofrei an der oben bezeichnet«,, Stelle mit der Aufschrift: „ÄbbruchSarbeiten auf dcm Markthallen-Areal" einzureichen. Die Bieter bleiben bis zum 28. desselben Monats an ihre Offerten gebunden. . Die Auswahl unter den Angeboten, sowie die Ablehnung aller Angebote behalten wir un» vor. Leipzig, den 25. August 1888. Der Nath der Ttadt Leipzig. I». 5288. 53lO. Dr. Tröndlin. Wagner. Alk-Verpachtung. Bon der der Stadtgemeindc Leipzig gehörigen Feldparcelle Nr. 202 deS Flurbuchs sür Probftheidrr sollen 1 Hckt. 17,4 Ar --- 2 Acker 36 IHN. (hinter der Hochbehä.teranlage der Stadtwasserkunst gelegen) auf die seq»S Jahre vom 1. Oktober 1888 bis zum 3tt. September 1884 zum Aeldbau mit Ausschluß jeder anderen Bcnutzungsweise Montag, den 17. dS. Mon., Vormittags 11 Uhr aus dem Rathhause, 1. Etage. Zimmer Nr. 16, an den Meistbietenden verpachtet werden Die BersteigerungS- und BcrpachtungSbedingungen nebst dem betr. Lagcplane liegen in der Expedition unserer Oeko- nomie-Jnspec'tion, Zohannisplatz Nr. 9, zur Einsichtnahme aus. Leipzig, den 4. September 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. I». 5333. vr. Tröndlin. Stvß. verSelgerung. Eonnadend, den 23. September, Bormittags 11 Ithr, sollen im Hofe des hiestgen Posthallerej.Grundstück» (Hospiialstraße Nr. 4—8) mehrere auSgemusterie zweiipännige Gütcr-oslwagen unter den vor der Versteigerung bekannt zu machenden Bedingungen gegen sofortige Bezahlung öffentlich versteigert werden. Leipzig, 12. September 1888. Kaiserliches Postamt 1V. Och me. vtt-eigttungsäilsgebot^ Zum Zwecke der Zwangsvollstreckung soll der der Witlwe Ehristiane Charlotte Hildlsch gcb. Friedlein z» Camsvors gehörige, in der Anlage ^ nachstehend bezeichnete, in der Flur Wenigenjena beiegene Grundbesitz Montag, de» 29. October 1888, Nachmittags von 3 Uhr an im Gasthofc zur Terrasse in Wenigenjena meistbietend ver- steigert werden. Das Unheil über Ertheilung des Zuschlags wird an demselben Tage nach Schluß des Berste,gerungstermins verkündet werden. Die näheren Nachweisungen über den zu versteigernden Grund» besitz und die Verkaussbedingungen liegen an den Wochentagen von S bis 1 Uhr in unserer Gerichisschreiberei zur Einsicht ans. Jena, den 12. September 1888. Grotzherzoglich Lachs. AintSgertcht. (gez.) Obbarius i. V. Veröffentlicht: Bohn als Gcrichtsschreiber. Anlage 4. Nr. Taxe neue k» u qm 101L. — 1 40 Wohnhaus. j — — 21 Nebengebäude, / 26 200 — — 76 Hosranm, 1 95 Wohnhaus, — 11 32 Anlagen, 90 Weg. — 15 57 Artl. u. Wiese, — an der Leite — strt. terminl. 60 -- zwei Villen, neu erbaut, schön und geräumig, in anmuthiger Lage gegen über Jena, — 30k. — 67 d» 22 » Wiese o. d. Leite 960 strt. terminl. 11'/, -4- — Sa. 58950 Bekanntmachung. Die kehle diesjährige Ausgabe der pr Synagoge und deren Filiale findet Freitag. »en 14. Septeniber. Mittag» 12—1 Uhr, n der Genie,ndekanzlei im Svnaqogengebäude, Tr. 1, statt. Die Ge«etndefte«erq»ittungr» sin» »ittznbringen. Ebendaselbst ist das von Herrn Rabbiner Itr. A. M. G«lb- sch«tbt drrauSgegebene Gebetbuch käuflich zu haben. Leipzig, den 12. September 1888. Der Vorstand der Israelitischen Religionsgemeinde zu Leipzig. Nichtamtlicher Theil. > 31 790 Die serbische Scheidungs-Angelegenheit. Die SchcidungSsache de» serbische» KönigkpaareS ist politisch bedeutungsvoll nicht nur sür Serbien selbst, weil sie die Parteioegensätze »m Lande verschärft, sonder» sür da» Brr» dältniß Rußlands zu Deutschland und Oesterreich-Ungarn. Die Polemik, welche sich darüber zwischen der..Norddeutschen Allgemeine» Zeitung" und einer Anzahl russischer Blätter entwickelt hat, zeigt, daß dies« Blätter die Sache Ver Königin Natalie als dir Ihrige betrachten, während die deutsche und bi« österreichisch« Regierung aus Seit« de» König» Milan steht. Di« TesüklSpolitik. welch« die russischen Blätter in diese« Fall« treiben, läßt sich uur au» der Feindschaft gegen Kßttlg Milan erkläre», desiru Sturz der .Erashdanin" geradezu Freitag den 14. September 1888. al» da» Ziel der russischen Politik bezeichnet. Nach diesem Blatte ist da» Schicksal der Königin entschieden, weil Deutsch land und Oesterreich entschlossen seien, den wankenden Thron Milan'S zu stützen. Es ist klar, baß der „Grashdanin" mit dieser Acußerung weit über das Ziel hinauSschießt, denn d>e Ausweisung der Königin Natalie auS Wiesbaden und die Auslieferung deS serbische» TbronsolgerS an seinen Vater ist noch keine Unterstützung dcS Throne» Milan'S. König Milan ist von der deutschen Negierung lediglich in derselben Weis« in Geltendmachung seines RcchlS unterstützt worden, wie daS jeder Privatperson gewährt worden sein würde, wenn sie darum nachgesucht häkle. Wo es sich aber um Gewährung von Rechtsschutz handelt, können Rücksichten der Galanterie nicht als ausschlaggebend anerkannt werden. Abgesehen da von hat aber die Königin von Serbien ihr Mögliche» gethan, um sich durch deulschseindliche» Verhallen die Sympathien Deutschlands zu entfremden, während umgekehrt König Milan seiner sreunbschaslljchen Gesinnung gegen Deulschland auch damals Ausdruck gegeben hal, als sie deutsche Regierung daS dculschseindlichc Gebühren der Königin Natalie in Belgrad amllich zur Sprache gebracht hat. Der gegenwärtige Stand der Scheidungs-Angelegenheit läßt erkenne», daß der Streit sehr lange dauern wird, wen» nicht eine Aussöhnung zu Stande kommt. König Milan hat dieser Sachlage Neckninng getragen, indem er die Vertagung der Sache aus drei Monate beantragt hat. Die Königin hat erklärt, baß sie zur Scheidung niemals ihre Einwilligung geben werde und verlangt, baß sie persönlich vorgeladen werde, um über die Bedingungen der Versöhnung zu »nterhandel». TaS Eoiisistoriui» wird nach Lage der serbischen Gesetzgebung kaum anders verfahren können, als dem Verlangen der Königin statlzugeben und somit steht die Sache beule auf demselben Puncle, auf welchem sie zur Zeit deS Vergleich-Vorschläge» de» Königs Milan stand. Der Unterschied besteht nur darin, daß König Milan nach den Erfahrungen der letzten Monate die serncre Erziehung seines Sohnes schwerlich »och weiter der Königin anvertrauen, sondern die väterliche Gewalt ohne Zuziehung der Königin ausschließlich in der Hand behallcn wird. Natürlich kann jetzt von Abdankung des Königs zu Gunsten seine« SobneS und unter Uebertragung der Negent- scbajt an die Königin nicht mehr die Rede sein, wie sie den Wünschen der aus Seiten der Königin stehenden russischen Presse entsprechen würde; die Königin hat aber noch nicht aus Geltendmachung ihre» politischen Einflusses in Serbin» Verzicht geleistet, wie ihre Anwesenheit in Bukarest bei ihrem Schwager Fürsten Ghcka und ihr Verlangen, zur Beantwor tung der Ehescheidungsklage persönlich in Belgrad zu er scheinen , darlhut. König Milan ist demgegenüber in einer schwierigen Lage und eS ist zweifelhaft, ob er Mittel und Wege siiidcn wird, um die Erfüllung der Wünsche seiner Gemahlin zu vereiteln. Die Interessen des Lautes leiden cfseiibar uuier diesem Zwist außerordenllich, eS ist dadurch eine chronische Krisis entstanden, welche daS Land in zwei feindliche Lager theilt, ei» MilanischeS und ei» Natalisches, und was daS Schlimmste ist, daß sich die Interessen deS König« mit Venen Serbiens, die der Königin mit denen Ruß lands decken. DaS Beste wäre unter diesen Umstände», wenn ei» Bcr- gleich aus der Grundlage zu Stande käme, daß die Königin sich jeglicher Einwirkung ans die politischen Verhältnisse Serbiens enthielte und ihren Wohnsitz im AnSlande, aber »ichl auf der Valkanhalbinsel nähme. Es scheint jedoch, daß die Königin dazu nicht geneigt ist, sonder» die ihr günstige» Umstände in dem Sinne auSzubcuten entschlossen ist, baß sie gerade das, waS im Interesse deS Lande» vermieden werde» muß, eifrig durchzusetzen strebt. Günstig für König Mila» ist. daß er seinen Sohn i» seiner Gewalt hat, und daß ihm Macht gegeben ist, die Machinationen der Königin, soweit sie politische Bedeutung haben, zu durchkreuzen; »ngünstig sür ihn liegt die Sache, weil die Königin de» russische» Einfluß als moralische Stütze hinter sich bat. König Milan hat de» Kamps gegen diesen feindlichen Bund ausgenommen, aber eS ist schwer zu sagen, ob er ibn siegreich bestehen wird, eS wird dc.S davon abhängen, ob die serbische Partei in Serbien die stärkere ist oder die russische. Die Erfahrungen bei de» letzten Ministerwechseln haben leider gezeigt, daß König Milan nicht stark genug ist. um de» ihn feindlichen Parlei- umtrieben die Spitze zu bieten; da» letzte Ministerium hat sich geradezu in den Dienst der Opposition gestellt, obwohl der König alle- ausgcboten hatte, um eine Aussöhnung der Parleigegensätze zu erreiche»,. Es scheint, daß die Zahl der Männer, aus deren Treue König Milan sich unbedingt ver lassen kann, verschwindend klein ist. Serbien ist gegenwärtig der Balkanstaat, welcher sür russische Umtriebe den ergiebigste» Boden darbietet, fast noch ergiebiger alS Bulgarien, wo doch die AuSsichl für de» Prinzen Ferdinand gewiß nicht rosig zu »ennen sind. AuS der Haltung der panslawinischc» russischen Blätter ist zu entnehme», da,; sie die serbische Streitsache zur Verhetzung von Rußland mit Deutschland »nd Oesterreich zu benutzen gewillt sind. Diese Absicht ist von der „Norddeutschen Allgemeine» Zeitung" öffentlich verkünkel Worte» und dar!» beruht die politische Bedeutung dcS in der M>tlwochS»unimer von u»S mit- getheillcn Artikel» dieser Zeitung. Die russische Negierung kann die Kenntniß der Sachlage nicht i» Abrede stellen und muß sich entweder mit den Autsübrungen der „Nowoje Wremja", der „Nowosti" und der „Moskauer Zeitung" ein verstanden erkläre» oder sie al» unzutreffend bekämpfen. Die Sache der Königin Natalie amtlich zur Sache der russischen Regierung zu machen, wird sich View schwerlich entschließen, aber ebensowenig, die Königin zu verleugne». Wen» daS „Journal de St. Püterobourg" die Sache mit Stillschweigen übergeht, so ist dieses Schweigen beredt genug und ebenso weiß man, wie man ein gleiche» Verhalten de« Brüsseler „Nord" auszufaffen hat. ES sind eben Interrffen in Frage, welche »ur vorsichtig geltend gemacht werden können, aber deren Wichtigkeit sür die Entwickelung der Zukunft viel zu schwer ins Gewicht fällt, al- daß sie einfach preisgegeben werde» könnte». Die bulga rische Frage bat sich mehr und mehr zu einer die »leisten B ilkanslaatc» betreffende» Frage erweitert, die russische» Wühlereien haben längst die Grenze Bulgarien» überschritten und die Streitsache de» serbische» König-paare» und die Forderungen der runiänische» Bauern und der rumä nische» Bojarenpartei in den Kreis ihrer Tbätigkeil gezogen. Mit Bulgarien brauchen nicht mehr viele Umstände gemacht zu werden, dort wirkt dir Sachlage sür dir Interessen Ruß land» so günstig, daß da» Land seinem verhängniß Überlasten werdrn kann. In Serbien liegen di« Dinge kaum ander», wenn auch nicht so schlimm, dieses Land hat wenigsten» einen Rückhalt an Oesterreich und kann darauf fußen, weil eS eine gesetzlich anerkannte Regierung besitzt, ein Vorzug, welcher Bulgarien nicht zur Seite steht. Rumänien» Regierung rst. wie die Ereignisse im März n»V April gezeigt haben, auch keineswegs so fest begründet, als es bisher den Anschein hatte, und so läßt sich denn als Gesammlergebiiiß der Entwickelung VeS letzten Halden Jahre« aus der Balkanhalbinsel die -i.hal- fache nicht in Abrede stellen, daß die Aussichten Rußlands günstiger geworben sind und baß die Hoffnung aus eine regel mäßige Entwickelung der Selbstständigkeit und Unabhängigkeit Ver Balkanstaaten im Schwinden begriffe» ist. Leipzig, 14. September. * Der neuerdings so vielfach öffentlich besprochene und unter manchen GesichtSpuncle» nicht ganz unbedenkliche über- mäßige Zlibrang zum juridischen Studium soll, wie die „Allgemeine Zeitung- berichtet, auch in bei» Sein in ar sür Orientalische Sprachen zu Berlin sich fühlbar machen. DaS Dragomanat im auswärtige» Reichödicnst ist nach de» geltenden Bestimmungen eine Carriörc für Juristen, besonders für solche, die wenigstens da« erste Staatsexamen bestände» baben, und die Hoffnung, frühzeitig im Tragomaiiat eine Anstellung zu finde» und durch dieselbe den Eintritt in den Consulardienst zu gewinne», scheint die Blicke unserer der Jurisprudenz beflissenen Jugend der neuen Lehranstalt zu- gewcndcl zu habe». Indessen angesichts der Thatsache, daß die Zahl der ReichSbehördcn — Eonsulate und Ge sandtschaften — in asiatischen und afrikanischen Ländern keineswegs sehr groß und baß daS Personal derselben meistens wenig zahlreich »st. sollte man sich darüber keiner Täuschung hingebe», daß die Zahl der Vacanzen in Folge von Tod. Aus tritt au» dem Dienst oder Versetzung in eine andere Sphäre de» Dienstes naturgemäß immer nur eine geringe sein kann. Während in der Wiener Orientalische» Akademie jeder EöluS vorschriftsmäßig nicht mehr alS süns Mitglieder haben darf, scheint daS Seminar in Berlin einer ähnliche» Bestimmung zu entbehrt». Wie eS heißt, ist man aber in vrn maßgebenden Kreise» keinrSwegS geneigt, einer Aufnahme von Juristen ohne jede Beschränkung ziiznslimmen. Und eine gewisse Beschränkung scheint hier allerdings geboten, damit nicht junge Leute — ohne eine genaue Kcnntniß der betreffen den Earriäre und ihrer Chancen — durch die Ausnahme in eine Specialanstalt zu Hoffnungen angeregt werden, denen in vielen Fällen, wie die Dinge einmal liegen, bittere Ent- täuschung solgen muß. Selbstverständlich beschränkt fick dieses Bedenke» auf di« Ausnahme von Juristen und findet keinerlei Anwendung auf Kaufleute, Techniker, ForschiiiigSreiscnde, Aerzte, Missionäre oder Andere, welche sür besondere Zwecke sich die Kenntniß einer asiatischen Sprache a»cig>,e» wollen. * ES wird nun bestätigt, daß Staalösecretair Iacobi, durch andauernde Krankheit veranlaßt, set» Entlasst»,gSgesuch eingereicht und der Kaiser dasselbe genehmigt hat. * Die Hannoverschen Blätter enthalten folgende Bekanntmachung betreffs deö Wechsels im Ober- Präsidium: „Nachdem Seine Majestät der Kaiser und König Atter- gnädigst geruht habe», mich zum Oberpräsidentcii der Provinz Hannover zu ernennen, habe ich dieses Amt am heutige» Tage angetretcn. Es ist meine Aufgabe und mein fester Entschluß, das mir anvertraute Amt gerecht, unparteiisch, ohne Ansehen der Persv» zu verwatte» und die Interessen der Provinz aus den verschiedenen Gebiete» der Verwaltung nach besten Kräften zu fördern. Dazu bedarf ich nicht allem der bereitwilligen Mitwirkung und Unterstützung der Behörden und Beamten, sondern auch des Vertrauens der Bewohner der Provinz. Ist mir i» meinor bisherigen 2o jährigen Thätigkcil als LandeSdircctor Beides, wie ich mit lebhaftem Danke anerkenne, in erfreulichem Maße zu Theil geworden, so wünsche und erstrebe ich, daß eS mir gelingen möge, auch ln meinem neuen Amte in ähnlicher Weise Mitwirkung und Bertrauen zu erwerbe» und zu bewahren. Hannover, den lt. September 1888. R. von Bennigsen, königlicher Obcrpräsident der Provinz Hannover." * Seitens der großherzoglich hessischen Negie rung ist beim BundeSrath beantragt worden, derselbe möge seine Zustimmung dazu geben, daß die Kranken- und Unfallversicherung der in lanbwirthschaftlichen und sor st wirtbscb östlichen Betrieben beschäftigte» Arbeiter sür das Großherzogthum Hessen am 1. Januar 1889 voll i» Kraft trete. * AuS Hamburg wird der„National-Zeitung" geschrieben: Zu denjenigen Ausgaben, welche einer baldigen Erledigung harren und sich »ach dem vollzogenen Zollanlchlusse in den Vorder grund de- Interesses dränge» werden, gehört die Umbildung b-zw. Neueinrichtung de» hambiirgische» VerwaltungS- dienste». Es ist schon längst die Nothwendigkeit erkannt, daß dem Senat zur Bewältigung seiner stetig wachsenden Arbeitslast Hilsskräste zur Versügung gestellt werden niüffen, und zwar nicht nur vorübergehende, sondern dauernde. Eine hieraus bezügliche Neugestaltung wird sich kaum ander« als durch eine die Verfassung ändernde G'setzeSvorlage bewerkstelligen taffen. In diesem Falle entsteht die Frage, ob, wenn doch einmal an der Sonstitulion ge- rüttelt werden muß, nicht gleich an der richtigen Stelle ein- schneidende Aenderungen zu beantrage» sind Der Hamburgische Senat besteht ans 18 Mitgliedern; die Verfassung bestimmt, daß neun Senatoren rechisgelehrt sem müsse» und von den übrigen neu» sieben dem Kansmannistande anzugehören haben. Es soll hier die bei jeder Wahl eines nickiirechisgelekrien Senators aus- laucheiide Forderung, einen nickitkausmännischen Senator zu wählen, unberührt bleiben. Auch wollen wir nicht die in gewissen Kreisen herrschende Illusion zerstören, daß diese Forderung in der Wahl de» jüngsten Senators eine» Ausdruck gesunden hätte. Unsere Senatoren besitzen die Beamienqualitäi nicht, ihre Stellung ist kein Ami, sondern eine Würde, ihre Einnahmen auS der SlaatScasse tragen nicht de» Charakier des Gehalt-, sondern den der Eilt- schädigung. An dieser Auffassung kan» auch in Zukunit sestgehalien werden, äs kncto sind aber die Senatsmitglieder die Ehess unserer Verwaltung und, was ihre Oualificalionen anlangt, vollständig nach demjenigen Maßstabe zu bemessen, der im Allgemeinen sür die In- Haber Hoher Berwaliu»g«>tellen sestgelegt ist. In Preußen ist der höhere Berwallungsbeamie. wenn es sich nicht um Epecialsächer Handel». Jurist und zwar Verwaliung-iunst, d. h. in der Regel an bei» höheren Verwaltungsdienste, der eine in sich abgeschlossene Laus- babn bildet, hervorgegangen. Es soll nun keineswegs gesagt sein, daß gute „nd bewährte Einrichtungen unsere» großen nionarchiichcn Nach, barstaate« einfach und ohne We ieres ans das kleine republikan sche Hamburg mit allen Detail« übertragen werden könn.n. die Uebernadme de« grundlädllchen Gedanken«, kür die yöhere Verwaltung -'schulte Beamte »» schaffen, erscheint un« jedoch angängig uad »aldwendlg ««gleich- E« Ist keineswegs die Meinung, di, Wahl der Senatoren 82. Jahrgang. zu beseitigen, e« soll aber die Möglichkeit gegeben werden, geschulte Perwaltung«bcamte wählen zu können. Bei der Wahl von recht«- gelehrlcn Senatoren wird bekanntlich in der Regel aus die Ham burger Advocaten und Richter recurrirt. Ob es immer richtig gewesen ist, die in ihrem Fache und im Allgemeinen sicher sehr besäyigten Herren plötzlich an die Spitze großer specieller Berwal- tungen zu stellen, erschein! uns mehr als zweiselhast. Warum müssen ferner sieben Nausleute im Senate sitzen? Wir erblicken in dieser zwingenden Bestimmung der Verfassung lediglich eine Coucession an de» unklaren Gedanken, daß in einer großen Handelsstadt die Ver waltung am besten in den Händen der Kautleute aufgehoben set. Wir meinen aber, daß die Krast unserer Kausderren weit werth- voller ist in bei» Dienst de» Handels und Verkehr» als in der Leitung untergeordneier Zweige des öffentlichen und staatlichen Lebens, die, nachdem die leitenden GesichtSpuncle sestgelegt sind, genau so gut von einem geschulten Subalternbeamten mit einem Gehalt von 4—5000 ^l versehen werden kann. e> « -» * AuS Siebenbürgen, 10. September, schreibt man der „Schlesischen Zeitung": Nachdem vor Kurzem der rumänische Journalist Joan Slavici wegen eine» Artikels in der Hermaiinstädicr „Tribuns" zu einem Jabce Kerker verurtheilt worden ist. ist jetzt wieder der rumänische Schullehrer iu Rcschitza, Slesa» Alb», Wege» eines Artikels in der „Rumänischen Revue" gleichfalls zu einem Jabre Kerker verurtheilt worden. Für diese Processe wurde» die Geschworenengerichte in Klausenburg und Arad delrgirt, von welche» die Regierung sicher ist, daß sie aus Magyaren bestehen und ein veruriheilendeS Votum fällen werden. In gleicher Weise wurde der Redakteur der ,,-astawa" in Neusatz Herr Toimlsch. vor die Jurv in Pest gestellt, wo er natürlich veruriheili wurde. Herr Toniilsch erklärte auch vor Gericht, daß er aus jede Veriheidiaung verzichie und daß er nach Pest sein Gepäck niltgebracht habe, um sich gleich von da nach Walzen in die Strafanstalt zu begeben, da er von vorn- herein wisse, daß leine Verurihcilung gewiß sei. Nach welchen Grundsätzen bei diesen Processen Recht gesprochen wird, mögen Sie daraus entnehmen, daß in der Verhandlung gegen Stefan Albu vor dem Schwurgerichte in Arad der königliche LiaaiSanwall Parecz sei» Plaidoyer mit d n Worten schloß: „Solches Unkraut wie der Angeklagte muß selbst m l Gewalt ausgerolict werden, und ich bitte die Herren Geschworenen, »ich! blos nach dem strengen Rechte, sondern als magyarische Patrioten ihr Uriheil zu sprechen." Diese Vorgänge wenn, ei» grell.» L cht aus das Ver- häliniß zwischen de» Magyaren »»d den N chliiiagyareu. Plan muß leider lagen, daß dieses Vcrhälluiß sich von Tag zu Tag ver schlimmert. Die Maayaren fahren fort, rücksichtslos und yeraus- sordernd au'zulreten. Infolge dessen nimmt die Erbitterung unter de» Nichtmagyaren immrr mehr zu. In dcm Klansenburger magyari schen Journal ..Ellenzrk" veröffentlicht der magyarische Dichter Emil Abranyi ein Gedicht, in welchem er die Kronstüdlcr Sachsen und Rumänen, welche sich von der kürzlich in Kronstadt abgehaltenen Generalversammlung des bekannten, unter dem Name» Euliur- Egylet bestellenden MagyarisiimigsvereinS demonstrativ serngehalien haben, al» bellende Hunde aposirophirt, welche de» Stock verdienen, di» sie mit heraush.ingeiider Zunge den Magyaren z» Fußen kriechen Von solche» Gesiniiunge» sind b>e Belten unter den Magyaren erfüllt. Der echte Magyar denkt über den Nichtmagviren wie der Türke über de» Gnuir. DaS ist eine asiaii che Auffassung, die Mit euro päischen Verhältnissen absolut unvereinbar ist. * DaS Baseler Pvlizeidcpar tcment ist vor einiger Zeit von dem eidgenössischen Justiz- und Polizeikepartement dar»:» angegangen morden. Nachforschungen darüber wallen zu taffen, ob die Mittheilungen der TageSprcss> über de» Schmuggel von in Deulschland verbotenen Druck schriften aus Thalsachen beruhen. Es erging diese Aus- sorberung unler dein Hinweis daraus, baß die schweizerischen Centralbchörden ein Interesse daran haben, zu wissen, ob es wirklich wahr ist, daß solcher Schmuggel ans der Schweiz getrieben wurde oder ob diese Gernchlc aus provocatorische» Anschuldigungen gegen die Schweiz beruhen. — Au» den Er hebungen, welche da» Baseler Polizeideparteiiient hieraus bei der zuständigen badischen UniersuchuugSdehörde machte, ging, wie der Berner „Bund- berichtet, hervor, daß die Ei»- schniuggelnng verbotener Drucksachen nach Deulschland von Zürich und Basel a»S allerdings schwnngliast betrieben wurde und cs wurden dicssalls eine Anzahl Persönlichkeiten genannt, welche dieses Geschäft laut Geständnis; der seiner Zeit in Sielten verhafteten Frauensperson aus Basel besoldeter« maße» besorgten. Beiläufig bemerkt, hatte die erwähnte Frauensperson bei ihrer Verhaftung einige hundert Exemplare socialistischcr Schriften um den Leib gewickelt auf sich getragen. Sämmtlichc hierbei in Betracht kommende Personen sind deutsche Angehörige; dagegen wurden aus ähnliche» Gründen gleichzeitig >» Lörrach zwei schweizerische Arbeiter verhaftet. — Bon dieser AiiSknnsk in Kenntniß gesetzt, ordnete hierauf daS eidgenössische Justiz- und Pvlizeidepartenient ausdrücklich die Vornahme einer Haussuchung und die Einvernahme der betreffenden Personen an. welchem Aufträge daS Baseler Polizeideparlement dieser Tage »ack'gekommcn ist. Hierbei ist zu erwäbne», daß sämiutliche Einvernommene die Thcilnahme an dem Schmuggelgescbäsle des Bestimm testen in Abrede stellten und auch von der Existenz eines solchen Schmuggels nichts zu misten erklärten. Auch der Ehemann der in Stetten vrr- hajtelen Frauensperson behauptete, von dcm Vorgehen seiner Frau nichts gewußt zu haben: vielmehr habe ihm dieselbe ans dem Gcsäiignis'e vvn Lörrach geschrieben, eS sei ihr daS Packet von einem Unbekannten »i Klcinbasel übergeben worben. * Der Held des TagcS in Frankreich ist jetzt Herr Windlhorji. Die Eluscn der Gedanken oder der Gelüste, aus kein sich die VolkSlhümlichkeit ver welsischen Excellenz in Frankreich ausbaul, sind cinsach und verständlich. Deutsch land ist der Verbündete Italiens, und wer dcm Einen etwa» zu Leid tbut, so schließt man hier, trifft auch den Andern. WiNvlborst aber ist ausgesprochener Maßen ei» erbitterter Feind Italiens, und man neigt hier sehr der Ansicht zu, daß er nur deshalb so schroff gegen daS Königreich auftrill, weil er Deutschland uni so empfindlicher treffen möchte. Daher ist Windtlwrst der Mann der französische» Chauvinisten, die, wie sreisinnig sie auch sonst in religiösen Dingen denken mögen, de» Beschluß deS Freiburger Katholikentages aus Wiederherstellung der weltlichen Macht deS Papste» mit Jubel begrüßt haben; daS würde allerdings diese Biedermänner nicht abhaltcn, morgen einen Antrag aus Kündigung de» ConcordatS ebenso z» bejubeln, denn „die anti-klerikale Politik ist kein AnSsuhr-Artikcl". hat Gamdelta einmal gesagt. * Die Provinzialwahlen in Spanien sind allent halben zu Gunsten der Liberalen ausgefallen, nur wenige Conservative und noch weniger Republikaner sind gewählt worden. Am heftigsten war der Kamps in den baSkischen Provinzen, wo die Geistlichkeit, trotz der Ermahnung de» Papstes, sich von dem Wahltrciben gegen die Regierung sernzuhalten. offen und geheim für die carlistischcn Tand? Voten rintrat.
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