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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.09.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-09-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188809172
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880917
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880917
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-09
- Tag1888-09-17
- Monat1888-09
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.09.1888
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Utdaetiou und Lrprditioa JohanneSgasse 8. Sprechstunden der Kedaction: Vormittag» 10—IS Uhr. Nachmittag» 5—6 Uhr. gUe die IMUkgad« ein-esandttr Vianulcrivt» »acht sich düHcdactioa nicht vertindiich. Annah«« »er für Ne «ä»f»f«»>e>»e Nummer beftt««te» Inserate an Wochentagen bis 8 Uhr Nachmittag», au Lona- und Arfttagen früh »t»'t,ü Uhr. Zn den Filialen für Ins.-Annahme: Otto Slemn», UniversitSt-straße 1. Lauts Lösche, Katharineustr. 23 Part. uitt> KöaigSplatz 7, nur bis '/,8'llhr. ciWM.TagMM Anzeiger. Abonnement-preis vierteljährlich 4»/, Mk. incl. Bcmgerlotm 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pf Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilagen (ln Tageblalt-Format gesalzt) ohne Postbesüiderung 60 Mk. mit Postbesvrderuug 70 Mk. Inserate gespaltene Petitzeile LS Pf. Größere Schriften laut uns. Preisverzeichnis!. Tabellarischer u Ztfserusotz nach HSHermTarif. Ueclamen unter dem Redactio usstrich die Igespalt. ZeilebOPs.,vor den Aamilieunachrichten die ügespaltene Zeile 40 Ps. Inserate sind stets an die Expedttta» zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prueuuwsrauilo oder durch Post« Nachnahme. LSI. Montag dm 17. September 1888. 82. Jahrgang. Amtlicher Thetl. Bekanntmachung, das Meldewesen betr. Mit Rücksicht auf den bevorstehenden Beginn der MtchaeliSmefse bringt da- Unterzeichnete Polizeiamt die nachstehenden Bestimmungen deS Melderegulativs mit dem Bemerken in Erinnerung, daß die Vernachlässigung dieser Vorschriften Geldstrafe b>S zu 50 -ck! oder entsprechende Haft „ach sich zieht. Zugleich wird bekannt gegeben, daß die Expeditionen der II. Abtbeilung des Meldeamtes (Rcichssiraße 3, I.) während der Vorwoche der Messe Vormittags von 7 b>S 12 Uhr und Nachmittags von 2 bis 7 Uhr, sowie an den Meß- sonntagen Vormittags von S bis 12 Uhr dem Publicum geöffnet sind. Hierbei nehmen wir Veranlassung, auch auf die weiteren Bestimmungen VeS MelderegulalivS unter dem Hinzusügen zu verweisen, daß die zuständigen Bezirk-Meldestellen an den Wochentagen Vormittags von 8 di» 1 Uhr und Nachmittags von 4 bis 7 Uhr, sowie an den Sonntagen von '/,t l dis 12 Ubr zur Entgegennahme der Meldungen hiesiger Vinwohner zugängig sind. Leipzig, am 14. September 1883. DaS Polizeiamt der Stadt Leipzig. Bretschneider. Daegncr» S. AnSzug au» dem Melderegulativ der Stadt Leipzig vom 10. October 1883. 8- 11. Jeder in einem Gasthose oder in einem mit HerdergS- bercchtigting versehenen ähnlichen Etablissement einkehrende und über Nacht bleibende Fremde ist vom Gastwirtb oder Quartiergeber und zwar, falls er vor 8 Uhr Nachmittags ankommt, noch am Tage der Ankunft, andernfalls aber am folgende« Morgen st'älestens bis 1» Uhr beim Meldeamt des Polizeiamt-, Abth. II, ichristlich mittelst de- vorgeschriebenen und für jeden Fremden besonders auezusüllenden Formulars anzumeldcn. Befinden sich in Begleitung de- Fremden Familienmitglieder, Dienerschaft oder sonstige Personen, so sind dieselben aus dem nämlichen Zettel mit zu verzeichnen. Zugleich mit diesen täglichen Anmeldungen ist auch die Abmeldung der inzwischen abgcreisten derartigen Fremden zu bewirken. 8 13. Die in Prtvathänser» absteigenden Fremden, sogenannte Besuchsfre«de, sind, sobald sic länger als 8 Tage hier verweilen, spätesten- am 4. Lage, von erfolgter Ankunst an, vom Quartienvirth beim Meldeamt, Abth. II, oder der betreffenden PollzeibezirkSwache mündlich oder schriftlich mitielst des vorgeschriebenen Formular« anzunielden. Bei den etwa in Privathäusern Quartier nehmende» Mcissrcinden jedoch hat diese Anmeldung in jedem Falle, auch wenn sie nur eine Nacht hier bleiben, und zwar binnen 24 Stunden von der Ankunft an, beim Meldeamt, Abth. N, zu geschehen. In gleicher Weise ist die Abmeldung binnen 3 Tagen, bei Meh- srcinde» binnen 24 Stunden von erfolgter Abreise de» Fremden oder etwa erfolgter Wohnung-Veränderung an zu bewirken. 8- 14. Beabsichtigt ein Fremder länger als drei Tage hier zu verweilen, so bedarf er dazu eines kür die Zeit des Aufenthaltes vom Meldeamt. Abth. II, ausgestellten Meldescheine». Nach Ablauf der aus dem Meldeschein bemerkten Giltigkeitsdaner ist, dasern der Fremde noch weiter hier verweilen will, beim Meldeamt um Verlängerung des Scheines nachznsuchen. Tie Liwrticrwirltie sind dafür, daß dieser Bestimmung allenb halben nachgegangen werde, mitverantwortlich. dckanntmllchung. Nachdem beschlossen beziehentlich in Aussicht genommen worden ist. vom 1. October 1888 an in den örtlichen Bezirken der unten verzeichnet«! dem Krankenversicherungsverband für Leipzig und Unigegenv angehörenden Gemeinden und selbst ständigen Gitter den KrankenversicherungSzwang aus die Gebilscn und Lehrlinge im Handel und in den Apotheken (einschließlich der Personen weiblichen Geschlechts), crstere soweit ihr Jahreseinkommen 2000 nicht übersteigt, zu erstrecke» und dieselben der (gemeinsamen) Orlskrankciicasse für Leipzig und Umgegend zuznweisen, so wird Solches »ach tz. 16 letzter Absatz des Gesetzes vom 15. Juni 1883 mit dem Bemerken zur öffentlichen Kcnntniß gebracht, daß etwaige Acußerungen hierüber bis zum 21 dieses MonatS bei dem Unterzeichneten Nalhe als der nach dem Vertrage vom 18. November 1881 für den gemcinsamen Kranke» Versicherung-Verband aus dem Gebiete de» Orlskrankencassem Wesens bestellten Aufsichtsbehörde anzubringen sind. Leipzig, am 15. September >888. Der Rath der Stadt Leipzig. (Lrankcuvcrsicbcrungoanrt.l Dr. Schmiv. Herzog. Landgemeinden: Abtnaundorf Neustadt Anger-Crottendorf Neutzsch Bülstitz-Ehrenberg Oetzsch mit Raschwitz Connewitz Paunsdorf Plagwitz Dölitz Eutritzsch Gautzsch Probstheida Reudnitz Goblis Schönau Großffchocher Schöiieseld Kleinzschocher Schleußig Leutzsch Sellerhausen Lindenall Stötteritz Lösnig Clünz Thonberg Möckern Mölkau Bolkmarsdors Mockau Wahren Ncureudnitz Wiudors Neuschönesesd Neusellerhausen Zweinaundorf G«t«be,irke: Abtnaundorf Meusdorf Barneck Möckern Dölitz Paunsdorf Gautzsch Schönau Großzschocher SchSneseld Kleinzschocher Stötteritz oberen Z, Lauer Stötteritz unteren/* Leutzsch Wahren Lindenau Lö-nig. Zweinaundorf Städtische Sparcase beleiht Werthpapiere unter günstige« Bedingungen. Leipzig, den 14. Januar 1888. Die Spareasse« Deputation. Manntmachuug. Der macadamisirte Tbcil der Dorotheenstraße öll mit einer neuen Knacklage versehen werden und beginnen die diesbezüglichen Arbeiten Montag, den 17. diese- Monat-. Bon diesem Tage ad wird die bezeichnete Straße aus die Dauer der Arbeiten für den Fährverkehr gesperrt. Leipzig, den 14. September 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. IX. 7334. 1)r. Trönvlin. Hennig. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 17. September. Dem Oberpräsidenten Grasen zu Eulenburg als Ehren präsidenten des 25. CongresseS für innere Mission ist, wie bereits kurz erwähnt, nachstehendes Telegramm zugegangen: „Das Huldigungstelegramm des 25. CongresseS für innere Mission ist in Folge der Allerhöchsten Reisen erst heute in dw Hände Sr. Majestät deS Kaisers und Königs ge langt. Allerhöchstdieselben nehmen an den Bestrebungen der inneren Mission den innigsten Antheil und freuen Sich über die ersprießliche Mitarbeit derselben an der Ausbreitung des Evangeliums von Christo unter dem deutschen Volke unv die bisherigen Erfolge aus dem Felde christlicher Liebe und Barmherzigkeit. Se. Majestät hoffen zu Gott, daß auch die Verhandlungen deS diesjährigen CongresseS der evangelischen Kirche und dem Batcrlande zum Segen gereichen mögen. Im Allerhöchsten Aufträge beehre ich mich, Euerer Excellenz hiervon Kenntniß zu geben. gez. v. LucanuS." * Wie au» den Meldungen von München und Wien erhellt, dürste der Aufenthalt Seiner Majestät de» Kaiser» io München aus zwei Tage, in Wien aus sechs Tage berechnet sein, wovon vier aus die Jagden in den teierischen Bergen entfallen. Vor der Abreise, am 25. und 26., wird der Kaiser noch, wie schon gemeldet, in Detmold, vorher am IS. und 20. in HubcrtuSstock zur Jagd sein. Einen Glanzpunkt der Reise wird Rom und Neapel bilden, und in den Vorbereitungen zu den Festlichkeiten zu Ehren des Kaiser- giebt sich ein Symptom der politischen Wichtigkeit der Reise nach dem Quirinal wie nach dem Batican kund, nach dem, waS uns daS politische Italien sein kann und wa» wir ihm. noch dein, waS uns das geistliche Rom gewesen ist in der Herstellung des kirchlichen Friedens. Die Kunde von dem Besuche deS Kaisers hat in Nom zu allererst die eine große Wirkung gehabt, daß man mit Wegräunien alter Mauerreste, Abbrechen von Gebäuden, um Licht und Lust und neu« Bahn zu gewinnen. Arbeiten, die, lange verschöbe», zum Streit punkt zwischen Munioipium und FiscuS geworden Ware», flugs begonnen bat, um dem jungen Kaiser daS neue Nom ohne Trümmcrreste der alten nievcrgerissencn Thcile im schönste» Kleide zu zeigen. Wie sich an daS Capitol in seiner heutigen Gestalt die Erinnerung an den Besuch Kaiser Karl'S V. in Nom geknüpft findet, dem zu Ehre» Papst Paul III. durch Michel Ängelo den Capilolplatz so schuf, wie wir ihn heute noch sehen, so wird sich auch in Zukunft in mancher Neuerung, die für den jetzigen Besuch ausgesührt wird, die Erinnerung an den Besuch Kaiser Wilhelm's II. lebendig erhalten. Was schon längst geplant war, soll jetzt zur AuSsübrung kommen: die drei Paläste, der der Senatoren, der Conser- vatoren und das capitolinische Museum, sollen durch einen PorticuS verbunden werden. Außer den Festen im Quirinal spricht man auch von einer gastlichen Erweisung von Seite des Papstes. Es war in römischen Zeitungen von einem Frühstück die Rede; aber ein solche- von Seite deS Papstes fremden Souveraincn gegenüber, namentlich einem so großen wie unserem Kaiser, hat immer seine Schwierigkeiten wegen der Etikette. Nach altem päpstlichen Eercmoniell.daS in der religiösen Stellung deS Pontifex seine Bedeutung hat, darf der Papst mit Niemandem zu Tische sitzen. Er speist stets allein, und vor Jahren, als er (wie die „Post" bemerkt) die Königin von Sachsen zu Gast gebeten batte, war zwischen seinem Tasche und dem, an welchem die Königin saß. ein Zwischenraum. Ueberbaupt ist cS eine große Seltenheit, daß der Papst in Gesellschaft speist. In neuerer Zeit war eS daS eine Mal bei seinem Jubiläum, wo er in den an die Sakristei von Sl. Peter anstoßenden Sälen mit den Cardinälcn und den Chorherren der PeterSkirche ein Mahl ernnabm. Würden sich also einer derartigen festlichen Gelegenheit Schwierigkeiten nach dieser Richtung hin varbieten, so kann der Papst dem Kaiser eine andere Festlichkeit veranstalten, wie sie in der Welt wohl nirgends mehr möglich ist, als eben in den Räumen deS Vatikans, nämlich eine Beleuchtung derSäle desStaluen- MuscumS. Es mag jetzt schon darauf hingewiesen werde», mit welcher Sublilität bei dem Kaiserbesuche in Rom den schwierigen, vielleicht anderwärts al» in Rom in seinem wahren Wesen schwer zu erkennenden Verhältnisse zwischen Quirinal und Vatikan Rechnung getragen werden muß, um nach keiner Seite hin eine Empfindlichkeit auskommen zu lassen. * Am gestrigen Sonntag waren e» 14 Jahre her, daß die vom ÄundeSrathe ernannte Commission zur Aus arbeitung eine« deutschen bürgerlichen Gesetz buches unter dem Vorsitz de» Präsidenten des ReichSvber- Handelsgerichts Pape zum ersten Male in Berlin zu sammentrat, um ihre Geschäftsordnung festzustellen und die weiteren Arbeiten zu vertheilen. Eine lange Zeit angespanntester Tbätigkeil und rastloser Arbeit ist seit dem 16. September 1874 verflossen, und jene Commission hat ihre großartige Ausgabe soweit gelöst, daß die Herstellung de» bürgerlichen Gesetzbuches für daS deutsche Reich ihren End. stadien entgegenqesührt ist. Leider war «S demjenigen, unter dessen Vorsitz die Arbeiten eingeleitet und aus« Thatkräftigste gefördert wurden, nicht vergönnt, den letzten Abschluß seiner und seiner College» vierzehnjährigen Bemühungen zu erleben, der Tod setzte seinem Wirken, da» er in de» Dienst dieser großen Sache gestellt, ein Ziel, aber in seinem Geiste wird da» Wert» vollendet werden. Solche Arbeiten, die. wie da» bürgerliche Reichgefetzbuch, Mark steine in der gesammlen Culturentwickelung eine» Volke» bedeuten, brauchen zu ihrem Entstehen Zeiträume, die im Verhältniß zur Dauer de» einzelnen Menschenleben» ge waltig genannt werden müssen, ihre Vollendung darf und kann nicht von einer einzelnen Person abhängen. So ist eS schon in der zweiten Hälfte deS vorigen Jahrhunderts mit dem preußischen Landrechte der Fall gewesen, aber obgleich verschiedene Personen daran gearbeitet, cS ist doch in einem einheitlichen Geiste durchgefübrt worden. Andere Zeiten, andere Verhältnisse! DaS deutsche bürgerliche Gesetzbuch durch läuft und muß den Zeitverhältnissen entsprechend bei feiner Herstellung andere Stadien durchlaufen als daS preußische Landrecht, aber wie dieses, so wird jene», wenn auch ein nach menschlichen Begriffen langer Zeitraum zwischen Anfang und Ende verstießt, und wenn auch der eifrigsten und thätigften Mitarbeiter einer von seiner irdischen Thätigkeit abberufen ist. schließlich doch vollendet werde» und kommenden Ge schlechtern Zeugniß davon oblegen, daß die deutschen Stämme schon bald nach ihrer Wiedervereinigung daran gearbeitet haben, sich rin einheitliche» Civilrecht zu geben und damit auch der Zersplitterung und Zerspaltung auf diesem Gebiete ein Ende zu setzen. * Der „Reichs- und Staats-Anzeiger" veröffentlicht die Dienstentlassung des StaatssecrctairS, Wirklichen Geheimen Nalhs I)r. Jacobi unter Erhebung in den erblichen Adel- stand und die Ernennung des ReichstagSabgcordneteii^Frei- hcrrn v. Maltzahn zum StaatSsecretair des ReichS-Sckatz- amtS unter Beilegung deS Charakters als Wirklicher Geheimer Rath mit dein Prädikat Excellenz. * Dem unter der Leitung deS Directors Wiehern und deS PastorS a. D. Röhricht stehenden Pensionat dcö Rauhen HauseS zu Horn bei Hamburg ist provi sorisch gestattet Worten, unter gewissen Bedingungen Zeugnisse über die wissenschaftliche Befähigung für den ein- lähng - freiwilligen Militairdienst auszustellen. Gleichzeitig ist der Berechtigung rückwirkende Kraft zu Gunsten derjenigen Schüler verliehen, welche im Fxbruar d. I. die betreffenden Prüfungen in der Anstalt bestanden haben. » z* * O » V,. » * Zur Lage in Bulgarien schreibt man der „Politischen Correspondenz" au« Konstantinopel, 11. September: Ein lürkisches Sprichwort, das nicht sehr schmeichelhaft für die Türken klingt, behauptet: „Wohin immer der Fuß eines Türken tritt, wächst kein GraS." Indirect wird die» durch den große» Auf schwung bestätigt, welchen Bulgarien zu nehmen vermochte, seitdrm die Herrschast der Pascha- dort ausgehört hat. Seine Fortschritte in national-ökonomischer Hinsicht werden hier mit Neid betrachtet. Daß die SchatzbonS für den Ankauf der Varna-Ruftschuk-Linie pari tri inniprocentiger Verzinsung emittiri werden konnten, hat hier rin kaum zu beschreibendes Erstaunen herum gerufen. Man zieht Vergleiche mit dem türkische» Credit. di« uaiurlicy »icht zu Gunsten des letztere» laute», «ad macht leiaem Unmuihe über die diesige Finanzwirihschaft Luft, die sich i» allen nur möglichen Wirren befindet. In der That hat Bulgarien, welches mit so großen Schwierig keiten zu ringen hat, einigen Grund, stolz auf den Stand seiner Finanzen z» sein. Trotzdem die Herrschaft deS Prinzen Fer dinand nicht anerkannt ist, sind der bulgarischen Regierung den noch in der letzte» Zeit niedrere Anträge in Bezug aus den Abschluß einer Anleihe gemacht worden, welche dieselbe — iocreililiils üielu — abgewiesen hat, weil ihre Bedingungen nicht entsprechend besimden wurden Uttd weil die Steuern so gut emgche», daß der regelmäßige Gang der Slaalsmaschine auch ohne sremde finanzielle Hilfe unbedingt gesichert erscheint. Die diesjährige Ernte ist eine ganz ansnahniswcise günstige, und dies trägt zu dem finanziellen Stolze Bulgariens, wie er sich in der oberwähnlen, verbürgten That« ache aussplicht, glcichsalls bei. Die bulgarische Regierung fühlt sich ivgar finanziell genug kräftig, eine baldige Eröffnung der Arbeiten zur Herstellung von Häsen in Varna und Burgas in Aussicht nehmen zu können. Diese Angelegenheit ist so weil gediehen, daS ehestens ein Aufruf erlassen werde» soll, um die Bewerber um die Hebe» nähme dieser Arbeite» zur Einsendung ihrer Bedingungen einzu laden. Diese Häsen sollen denn auch mit starken Befestigungen ver sehen werden. Sehr viel geschieht auch in Bulgarien für die Sssentllche Erziehung. Dem Schulwesen wirs jeder mögliche Vorschub geleistet. Ebenso sind junge Leute aus Staatskosten in Cadelten- ichulen nach Italien, nach Belgien und Spanien geschickt worden, wobei es vielleicht Erwähnung verdient, daß die an MilitairsLule» in Oesterreich-Ungarn und Deutschland gerichleten Anfragen wegen etwaiger Ausnahme bulgarischer Zöglinge verneinend gelaulet halten. Mehrere junge Leute solle» nun auch in die englische Marine geschickt werde», uni sich dort heranznbilden. Von der Eröffnung des inlcrnationalcn Eisenbahnverkehrs verspricht man sich cbe.isalls günstigen Einfluß ans die Zukunft des Landes, aus seine cullurelle »ns industrielle Enlwickelung. In dieser Beziehung wurde insbesondere eine Herabsetzung der heutige» hohe» Frachtsätze sehr wohlthäiig wirke», da sie sich vielfach hemmend erweisen und insbesondere die Ausfuhr von Gcireide aus Ostrumelie» fast unmöglich machen. Die bulgarisch- Regierung wünscht schon aus diesem Grunde eine sceiindschaftliche Verstanoigung mit der Betriebsgesellschait der Orienibahnen, aus deren Zustandekommen denn a»ch Aussicht vorhanden ist. Andererseits macht man aber in bulgarischen Kreisen kein Hehl, daß man in dieser Frage, wegen ihrer Hoden Bedeulung für das LandeSwohl, gebotenen Falles mit aller Rücksichtslosigkeit vorzugehcn entschlossen ist. Aus diesem Gesichtspunkte spricht ma» in bulgarische» Kreisen von einer even tuellen Beschlagnahme der ganzen Linie von Bcllova bis zur türkischen Grenze (Mustapha Pascha). Vorläufig ist dies aber wohl nicht mehr als die üoucs violeoae, die man zu benölhigen glaubt, um die Betriebsgesellschaft mürber als bisher zu machen. Das wohlverstandene Interesse weist alle Theile zu sehr aus Eintracht und billiges Uedercinkommen an» als daß letzteres nicht erzielt werden sollte. * Der „Allgemeinen Zeitung" wird auS Brüssel, 11. September, geschrieben: Unter den fürstlichen Persönlichkeiten, welche soeben der glänzenden Hochzeitsseier des Herzogs von Aosta mit der Prinzessin Lätitia Bonaparle beiwohnten, fehlt der Name des Prinzen Victor Napoleon. Die bonapartislischen Blätter suchen diese Thatsache iodlznschweigen, uni de» Skandal, welchen die Familie Bonaparte wieder einmal bietet, nicht in die Oeffentlichkeit gelangen zu lassen. Indessen bilden die Verhandlungen, welche durch Monate hindurch zwischen Rom, Monralieri und Brüssel wegen der Theilnahme deS Prinzen Victor Napoleon an der Turiner Hochzeitsseier geführt wurden, eine so interessante Illustration zu dem Streite zwischen dem allen Jerome und seinem widerspLnstigen Sohne, daß wir dieselben unsern L-iern nicht vorenthalien wollen. Gleich nach der Verlobung de- Prinzen AmadeuS mit der einzigen Tochter des Prinzen Napoleon wurde im Quii inal die Frage in Erwägung gezogen, aus welche Weise die auS Anlaß der Hochzeit unvermeidlich scheinende Begegnung zwischen den beiden navoleoaischen Prinzen herbeigesührt werdea könnte. König Humber», welcher den starrsinnigen Charakter seiner napoleonüchen Verwandten kannte und irgend einen öffentlichen Scandal befürchtete, übernahm au» eigenem Antriebe die Vermute- lang zwischen Baker »nd Sohn. Prinz Napoleon richtete aus Prangin« einen Brief an den König von Italien, worin er in seiner gewohnten trockenen Manier erklärte, er werde der Hochzeit seiner Tochter nur daun beiwohnen, wenn ihm sein Rang als alleinige« Oberhaupt de« Haust« Bonaparte zngrflchert würde. In seiner Eigenschaft al« Oberhaupt de« HauseS Bonaparte versügte er gleich zeitig, daß an den Prinzen Victor Napoleon, den älteren Bruder der Braut, nicht einmal eine Einladung zur Hochzeit gerichtet werde, bevor der Prinz nicht reumüthig und ohne Vorbehalt in« väterliche aus zurückkehre. König Humbert sah ein, daß er von seinem chwager irgend ein Zugestäudniß nicht zu erwarten bade, und wendete sich deshalb an de» Prinzen Victor Napoleon, welchen er zur Nach giebigkeil mahnte, damit der Hochzeitstag der Prinzessin Lätitia «ich: aller Welt den Unfrieden im Hause Bonaparte offenbare. Gleichzeilig richtete die Mutter des jungen Prätendenten, diePrinzessin Lloiilde, einen Aries a» ihren Sohn, worin sie ihm dieNothwendigkeit der Unterwerfung unter den väterliche» Willen nahe legte. Diese Bemühungen erwiese» ich jedoch als vergeblich. Prinz Victor Napoleon erwiderte in 'inem anrsührlicben Schreiben an König Humbert, baß er bereit ei, die Auiorität seines Vaters in allen Familiendingen a»zu- erkennen, aber niemals geneigt sein werde, die politischen Grundsätze de- Prinzen zu »heilen. Er sei vom Schicksale dazu berufen worden, die kaiserliche Fahne, welche mit dcni Prinzen Louis Napoleon zu Boden fiel und die Prinz Napoleon liegen ließ, auszuheben und zum Siege zu führen. Von dieser Mission werde er sich durch keinerlei Familienrücksichten abbringen lassen. Damit waren die Verhandlungen zu End- und die Thatsache. daß Vater und Sohn elbst am Hochzeitstage der Prinzessin Lätitia unversöhnt blieben, nicht weiter zu vermeiden. Prinz Victor Napoleon hat sich durch eia Fernbleiben von den Turiner Festlichkeiten wahrscheinlich den Zorn der italienischen Königssamilie zugezogeu. Dafür aber gewinnt er in noch höherem Grade als bisher das Vertrauen der Kaiserin Eugenik, nach deren Wunsch er immer handelt und aus deren Mitteln er seine Hoshaliung bestreitet. Kaiserin Eugeaie ist geradezu entzückt über die Gegnerschaft des Prinzen zu feinem Vater, dem sie die Rolle des evluot tsrribls zur Zeit de« Lmterirn- hoses noch immer nicht vergessen hat. * Im Hhve-Park zu London haben die Kundgebungen der Arbeitslosen wieder begonnncn, und die „Social- demokratische Föderation" rüstet sich, dieselben im kommenden Herbste nickt nur in London, sondern auch in zahlreichen Provinzstäbten in möglichst au-giebiger Weise als socialistsscheS AqilationSmittel zu benutzen. Da die Toryregierung ent schlossen scheint, diesen Ausbrüchen der Unzufriedenheit mit allem Nachdruck entgegenzntreten, so wird eS voraussichtlich wieder zu bedauerlichen Vorgängen kommen, an denen der letzte Winter so reich war. Von wirthschastlichen ÄorbeugungS- maßregeln verlautet nichts, und doch waren eS gerade die TorieS, welche die ersten Londoner Kundgebungen der Be schäftigungslosen veranlaßlen, um damit dem Cabiiirt Gladstone gegenüber die Nothwendigkcit von Schutzzöllen darzuthu». Damals kam cS zu den Straßenunruben im Wcstenv, der Plünderung von Bäckerläden u. s. w. Die Socialisten hatten sich der Bewegung bemächtigt, die den TorieS schnell über die Köpfe wuchs. * lieber den Stanley-Zug und die deutsche Emin« Befreiungs-Expedition meldet die Münchner „Allge meine Zeitung" au- Brüssel, 18. September: Auf Grund einer Information von einer Seite, welche mit der Borgeschichte der Stanley'schen Expedition nnd den seitherigen Vor gängen in Mittelafrika sehr wohl vertrant ist, bin ich in der Lage, Ihnen die Wahrheit über den Stanley'schen Zog mitzuthcilen. Ueberall hat man bereit« den ursprünglichen Glauben, als ob Henry Stanley an- rein menschlichen Rücksichten auSgezogen wäre, aas- gegeben, und erblickt in dem Zuge de« berühmten Reisenden nur noch irgend einen politischen Zweck. So ist e« auch. Als Stanley im Dccembcr 1886 ans New-B»rk in London und Brüssel ankam, vermittelte er einen Vertrag zwischen der Regierung de« Congo- siaaies und dem Engländer Mackinnon, dem Vcrlreter einer briti schen Asrika-Gesellschaft, wonach Stanley mit Hisse seiner beiden Auftraggeber einen doppelten Auftrag zu ersüllen halte. Zunächst sollte er die Gegend zwischen dem oberen Ahruwimi-FIuffe und Wadelai, besonder« da« Mabode-Land, für den Congostaat anncctiren. Dann aber sollte er in Wadelai zu Emin Pascha stoßen, und den- selben bewegen, mit der Aequatorialprovinz, die er verwaltet, in den Dienst der englischen Mackinnon.Gesellschaft zu treten. Der Vertrag ivurde am 26. December 1886 in Brüssel von dem Könige der Belgier und Herrn Mackinnon unterzeichnet. Um die Concurrenten Englands über die wahren Ziele der Stanley-Expedition zu täuschen, nahm die von Mackinnon begründete Gesellschaft den humanen Namen Lmin ka»ol>n Relief 6ompan^ (Emin Pascha Besreiungsgesellschasl) an. Erst anderthalb Jahre später, als man jenseit des Canals annehmen zu können glaubte, daß Stanley sein Ziel erreichte, trat Mackinnon plötzlich als Präsident der neu ge gründeten britischen Ostasrika.Gesellschaft aus und gab dadurch zu erkennen, daß Stanley hauptsächlich dieser Gesellschaft diente. Mein Gewährsmann fügte hinzu, daß die Hu wiederholten Malen auf- gctanchicn Meldungen über den Tod Stanley'- wahrscheinlich aus die britische Ostasrika-Gescllschaft selbst zurückgesührt werden müssen, welche dadurch die Ausmcrksamkeit Europas von dem vernntthlichen Erfolge der Stanley'schen Expedition ablenken wollte. Daß weder Hr. Mackinnon, noch seine Gesellschaft, noch der Congo-Staat über haupt jemals an die Befreiung Emin Pascha's gedacht baden, bc- wefft am besten die Angst, welche sie seit dem Augenblicke äußern, da von einer mächtigen deutschen Expedition nach Wadelai die Rede ist. Wenn cS Hrn. Mackinnon mit der Befreiung Emins Ernst wäre, müßte er ja die Veranstaltung einer neuen Exvcditio» mit Freuden begrüßen. Statt dessen dars man sich daraus gesaßt mache», daß die Engländer der deutschen Expedition Schwierigkeiten i» den Weg lege» und jedenfalls trachten werden, den Deutschen znvorzu- kommen. Wollen daher die Deutschen rechtzeitig in Mittelasuka eiittreffen, bevor noch die Annexion der Aequatorialprovinz seitens der britischen Ostasrika-Gesellschast erfolgt ist, so ihut die höchste Eile dringend nolb. * Tie Ermordung des Major« Barttelot erfolgte am 10. Juli. Seine Mörder sind nickt Neger, sondern Araber. ES liegt ein Verrath Tippu-Tipp's vor. Die Laisermanöver. * Von den Kaisermanvvern wird de» Weiteren gemeldet: * Müncheberg, 14. September. Ein feindliches Westcorps (markirier Feind unter Beseht des Obersten Blecken v. Schmeling) hatte den Auftrag, der Westarmce» welche zum Schutz der Reichs- Hauptstadt aus Fürstenwalde-Küpenick im Vorgehen begriffen war, den Spreeübergang bei Fürstenwalde offen zu holten, während das Gardecorps nebst zwei Tavalleriedivisionen (unter Beseht des Kaisers daS Ostcorvs bildend) den Auftrag hatte, dem Feinde so lange den Ucbergang über die Spree zu verwehren, blS alle Theile der Ostarmee bei Frankfurt die Oder überschritten hätten und die Haupikräste derselben herangekommen seien. Auf die Meldung der diesseitigen Lavallerie, daß starke feindliche Lavalleriecolonnen im Marsch von Schönselde aus EggerSdors begriffen seien und Kolonnen aller Waffen aus GöhlSdors und Tempelberg marschirten, entschloß sich der Lommandirende de» Ostcorps, sofort in der Richtung aus die Straße Küstrin-Münchebera vorzugehen, den Feind anzugreisen und aus Beerselde zurückzuwerfen. Tie 1. Garde-Jnsanterieoivision mit der CorpSaitillerie nahm ihren Vormarsch aus dem Wege von Marxdorf nach Behlendorf. die 2. Garde-Jnsanieriedivisioi» von Liehen aus Heinersdorf, während die Kavallerie die Deckung der rechten Flanke zu übernehmen und den selndlichen Tavalleriemafle« bei Egger«dorf entgegenzutreien batte. Die Chaussee von HeinerSdors nach Müncheberg führt aus einem Höhenrücken entlang und das Terrain fällt aus beide» Seiten ab, so daß die sich entwickelnde»
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