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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.09.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-09-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188809172
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880917
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880917
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-09
- Tag1888-09-17
- Monat1888-09
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.09.1888
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5620 Wunder", wie er genannt wurde. An „Verdrehtheit" der Körperexlremitäten dürste c« ihn, wohl Keiner nachmache»; repliliengleich wiegte, schob, drehte und wandte sich der in ein glitzernde« Schuppcncostüm gekleidete Akrobat aus dem in derMantge errichteten Podium, immer neue, immer unglaub haftere Stellungen in seiner gummiartig sich ziehenden und verschiebende» Körpcrerscheinung bietend. Im ersten Theil des Programme« traten zugleich, die Reichhaltigkeit de- Ge botenen vermehrend, die Schwestern Teresita und Emma Guillos als Luslgymnastikerinncn aus; hoch Uber den Gaskronen und den elektrischen Bogenlampen des Circus- baueS, dicht am Mittelpunkt der Kuppelwölbung be gannen sie ihre interessanten turnerischen Künste am Doppel- trapez. WaS ihre Leistungen ganz besonders auSzeichnete, daS war die Geschwindigkeit und Gleichmäßigkeit, mit welcher jede einzelne „Arbeit" der beiden flinke» Kunstleiinncu vo» Statten ging. Schwung. Kniehang und Welle, alles folgte blitzschnell aufeinander, unterbrochen von hübsch combinirien turnerischen Kraststücke». Während am Schluß ihres Auf tretens die eine dieser schwefelgelb costümirtei, Dame» den Deckenlauf vollsührte. indem sie. den Körper nach unten hängen lastend, nur mit den Füßen in Ringen vorwärts und rückwärts lies, sauste die andere an langem Drahtseile von der Galerie herab, über daS Publicum hinweg nach dem AuSgang hinunter, bei welcher Reise aus der Trathseilbahn sie sich nur trr Zähne zum Halt ihres Körpers bediente. Ihre Collegia wählte den geraden Weg eine- Kopfsprung- von der schwindeln- Höhe ins Netz. In der Parterregymnastik erwiesen sich am Sonnabend die Turnerkönige Gebrüder Stephan alS vollendete Meister; ihre Domaine war das dreifache Reck. Vesten Stangen un- efähr Manncslänge von einander entfernt lagen. A» diesem Apparate turnten die Künstler mit erstaunlichem Effect. Es war ganz gleich, ob Hand, ob Fuß die Stange berührte, ge nommen wurde jede- Hinderniß, ja der eine dieser Wundcr- turner setzte sogar die an einer Reckstange begonnene Riesen welle in ununterbrochener Folge an de» anderen Stangen fort, nach denen er sich in rascher Bewegung wcitcrgcschwungen halte. Lauter Beifall bejubelte diese Thaten. Das belebende Element der Clowns that seine volle Schuldigkeit, ihr Humor verband sich aber auch zugleich mit hohem künstlerischen Köunen. denn die Leistung des Clown Little Fred, welcher einen Salto über acht Stühle a»S- sührte, aus denen etwa sechs Herren Platz genommen hatten, nölhigtc Allen Respect ab. Der Clown Pool amüsirte durch seine Späße als Thealcrdirector im .Hamlet", die Clowns Gebrüder Almasio brachten daS Publicum durch ihr Concert aus der Harmonika nicht aus dem Lachen berauS, Wie sic andererseits durch ihr Glockenspiel großen Beifall er weckten und neben anderen HanSwürsten deS Abends stellte sich auch „August" wieder in den Dienst der CircuSkomik. Zum Schluß der in allen ihren Thcilcn künstlerisch durch- esührten, mit jeder Nummer durchschlagenden und von vollem "cisall getragenen Vorstellung wurde von acht Damen und vo» acht Herren eine Quadrille in Rocococostüm geritten. Der Wechsel gelang hierbei vorzüglich, die Windungen liefen in schönen Linien auS, hübsche und unterhaltende Figuren kennzeichneten daS interessante, gut gesteuerte Reiterspiel. da- sowohl beim Passiren de, Ecken, beim Wechsel quer über die Bahn, alS auch bei den Volten zu schönster Geltung kam. Alle- in Allem gesagt, der Circus Corty-Althoff steht, nachdem er jetzt einen neuen Beweis seiner Tbätiakeit er brachte, auf der Höhe der Zeit und ist reichste» Besuche- würdig. Cenlralhalle. »bendlAw Pyramide detspietsweis« war in dies« Weise »eu mch «nch das jüngste Mitgltdd der «nipp» läßt sich ml seinen Lekftuuge» durchaus nicht in de» Hintergrund dränge». Zum Schluß traten noch die GroteSque-Pautomiwisten Will« nnd Caro auf, deren »oller Spuk da» Publicum in de- ständiger Heiterkeit erhält. Aus die eigenen Gliednraßen nehmen die beiden Herren wahrlich keine Rücksicht und die wuuderlichsten Verrenkungen und Verdrehungen lasten zu der Meinung kommen, daß die Pantomimislen, um einen volkSihümlichrn Ausdruck zn brauchen, keine» ganzen Knochen im Leibe mehr haben müßten. Die beiden letzterwähnten Künstlcrgruppen fanden gleichfalls reichsten Bestall. Man ersieht aus dieser Schilderung, daß bei der Wahl der Künstler auch dem Humor sein gebührender Theil eingeräumt worden ist. ES loird aber »och eine neue Nunimer dem Programm ein verleibt werden, di« gestern wegen Ausbleibens der Effecten der Künstler, der Equilibristen Star und Miß Lhlia, auSiallen mußte. ES ergiebt sich also, daß sür eine reiche Fülle von künft- lerischen Produktionen Sorge getragen worden ist. Von Seilen des Herrn EariuS ist aber auch nach der wirthschastlichen Seite hin Alles gethan worden, um dem Publicum de» Aufenthalt zu einem angenehmen zu machen. Etablissement Trirtschter. Die Meßvorstellungea in dem anniuthigen, künstlerisch reich aasgestattete» Saale des „Etablissement Trietschier" habe» seit Jahren den Nus behauptet, daß sie zu de» beliebtesten Unter haltungen und Vergnügungen des einheimischen wie deS fremde» Publikums gehören. Dies bezeugten auch wieder die am letzten Sonnabend statigesilndeac» Probevorstellungea, bei welchen oer Saal kaum ausreichte, um den Besuch aufzunehmen. Tie Leitung der Vorstellungen hat wiederum der Virtuose Herr Bol km er, der nicht allein durch entsprechende Arrangements, sonder» auch durch leine musikalische» Borträge sich längst ehrende Anerkennung zu sichern verstand, übernommen. Von dem austretcudrn Künstler- personal nennen wir zuerst da» reizende Kleeblatt, welche» sowohl durch Anniuth wie auch durch Begaiung und elegante Toilette sich >m Fluge Aller Herzen gewann. Tie Walzer- >«d Liedersängeri» Frl. Mary Steinow, die Liedersängerin Frl. Hedwig Braselly und die Costnnisoubrette Frl. Clara Anthony, sie rangen gegen einander ui» de» Preis der Liebenswürdigkeit und Sangeskunst vergeblich, denn Jeder von ihnen wurde gleicher stürmischer Beifall zu Theil. Ferner traten aus sanglichem Gebiete die Jux-Duettisten Gebrüder Herrn selb auf, deren Zwillings- ähnlichleit eben so srappaut erschien wie ihre Borträge. Der japa- nesische Equilibrist Mr. Kakuta Dakzcro dürste daS Menschen möglichste in seinem Fache bieten. Seine Balaacirküiiste. die Schirm- Production mit den scstgebaniiten Scheiben, Kugeln, Würfeln und Aehnlichcm waren einzig und ließen selbst in den hübschen Zügen seines weiblichen Pagen einen Schein der Bewunderung ausleuchten. Mit nicht endenwollendem Beifall wurde daSThöütre Fantoche, mit singendem Pudel, dargestelll durch Frl. Hanse» und Herrn W i e- necke ausgenomine». Man »»iß der Ausführung dieser Nummer selbst beiwohnen, um zu begreifen, warum das Publicum in die größte Heiter keit versetzt wurde. Auch als Virtuose ans deni Okarin, der Harmonika und einen, Phanlasic-Instrunicnte enlhnsiasmirte Herr Wienecke sei» Publicum. — Tie sämmtlich von Beifallsstürmen und Dacaporusen begleiteten Vorträge und Vorstellungen endeten erst spät und allermals war der Beweis erbracht, daß die Meßvorstellungen bei Trietschter zu den besten gehören und man überhaupt hier in jeder Beziehung sehr gut ausgehoben ist. O. Mir. Stadtgatten. * Leipzig, 16. September. Eine derartige Mcnschensülle, wie sie sich gestern Abend über deu große», in prächtiger elektrischer Beleuchtung strahlenden Saal der Lentralhalle nebst seinen Galerien verbreitete, ist eine wiederkehrende Erscheinung bei jeder Generalprobe im genannten Etablissement, da» vor nunmehr schon Jahrzehnten überhaupt da- erste war, welches mit dieser Ein richtung voranging. An jedem dieser Abende soll dem Publicum Gelegenheit geboten werden, sich davon ein Bild zu machen, was die Lentralhalle während der Messe bictcn wird. Nun, »ach dem Aus fall der diesmaligen Generalprobe glauben wir die Behauptung «usstellen zu dürsen, daß Herr EariuS, unterstützt allerdings dnr . seine reiche» und jahrelangen Erfahrungen, der Messe ohne jegliche Besorgniß entgegenschen darf, den» eine solche Künstlerschaar, wie sie gestern sich dem Publicum darstellte, hat das Zeug dazu, per manent volle Häuser oder, wie wir hier sagen wollen, volle Säle zu schaffen ES ist eine sehr gute Idee, von Zeit zu Zeit auch aus solche Kräfte wieder zurückzugreisen, die schon früher einmal in Leipzig waren und die beim Scheide» den einhelligen Wunsch deS PublicumS »ach „Wiedersehen" mit aus den Weg nahmen. Dies zeigte sich, als gestern das Kärutyuer Damenterzett „Alpenvei lchen" den Reigen der Vorstellungen eröffnet«. Die Damen tu ihrer aller liebsten Tracht fanden sofort die freundlichste Ausnahme und ihre, von wohlklingende» Stimmen zu Gehör gebrachten Lieder den reichsten Beifall. Vorher hatte die verstärkte Capelle unter abwechselnder Dir-ctio» der Herren Tapellmeister Matthies und Kurth die Vorstellung durch einige cxaet vorgetragcne Nummern eingcleitet. Etwa« hier völlig Neues sind turnerische lhrercitien an einem aus einer hohen Stuhlpyramide angebrachten Reck. Der Reck turner Herr W. Ködley baut da aus einem an und sür sich schon hohen Podium ein halbes Dutzend Stühle auf und nun erst wird das Reck befestigt. Nicht ohne einiges Bangen verfolgt man diese Vorbereitungen und die so ziemlich nahe der Decke auSgcsührten Bewegungen deS Künstlers, der indessen mit einer bewuadcruswerthen Ruhe und Eleganz „arbeitet", zeigen, daß jedes Mißglücken der einen oder anderen Vorführung absolut ausgeschlossen ist. Das Publicum wurde zu stürmischem Beifall hingerissen. Mit einer lustigen Nummer, von den musikalischen LlownS Gebr. Zansretta ausgesührt, schloß der erste Theil des Pro- gramms. Die beiden Llowns ähneln in einigen Darstellungen College», die bereits hier auftratcn; allein Vieles ist doch neu und da- Bekannt« verstehen die Gebr. Zansretta so originell zu gestalte», daß ihr tolles Treiben ungemein dumoristisch wirkt. Die» gilt be sonders von der Tanzscene, bei welcher einer lebensgroßen Puppe Übel milgespielt wird, die aber endlich als leibhaftiger Clown den Andere» die erlittenen Mißhandlungen prompt heimzahlt. Bei der ganzen Sache ist natürlich eine Täuschung im Spiel, allein dieselbe Wird jo rasch und geschickt vollzogen, daß der Effect keine Beein trächtigung erleidet. Im zweiten Theil tritt eine Gruppe von Mandolinen- Loncertisten, die Familie Armanini, aus, deren Mitglieder ohne Ausnahme die Mandoline in einer so virtuosen Weise beherrschen, daß der Zuhörerschaft ei» wahrer musikalischer Kunstgenuß in de» Worte-vollster Bedeutung bereitet wird. Präcision und seine Nüaneirung lasse» auch nicht da- Geringste zu wünschen übrig und aus Ver langen wurde noch das melodiöse neapolitanische Volkslied „Santa Lucia" vorgetragen und damit zugleich die gesangliche Leistungs- sähigkeit der Künstler gezeigt. Der Erfolg war sür die letzlcren ein schmeicheU aster. Vo» lautem Beisall begleitet erschien Herr Karl Maxstadt aus der Bühne. Dieser Gesangshnniorist steht hier in so gutem Andenken, daß seine Wiederkehr ihm eine gerechtfertigte Ovation rinbrachte. Vor Allem erfüllt eS uns mit Freuden, davon bericht.» zu können, daß Maxstadt in der Zeit seiner Abwesenheit von hier aut seinem Repertoir Alte- anSgemerzt und die Lücke» mit Neu- heit«» au-gestattet hat, die einen jolchen Erfolg errangen, daß da- Begehren »ach Zugabe kein Ende nehmen wollte. Das Publicum ist Herrn EariuS sür da« Engagement Maxstadt's gewiß »ur dankbar. Mit dem Auftreten der Mitsuta-Truppe, bestehend au- drei Japanesen, erreichte der zweite Theil des Programms seinen Abschluß. Der Typus der Künstler ist scharf ausgeprägt und da» Talent in der Balancierknnst ein vollendetes und zugleich wohnt dem Fußbalancenr eine eminente Kraft inne, da er seine Bewegungen außer dem Gewicht der Geräthschasten noch unter der Last seiner erwachsenen College» auszusübren hat. Mit fabelhafter Sicherheit dringt die Gruppe die schwierigsten Kunststücke fertig und besonders die Schlußgruppe, in welcher ein Fäff,rausbau mit einem daraus- fitzenden Jopaaelcu zu Falle gebracht wird. Die Zuschauer brachten auch dieser Gruppe den verdienten reichen Beifall Lar. Di« Akrobaten Hugaston Brother's, welche den letzten Theil eröffaeten, erinnern an eine seiner Zeit in der Cenlralhalle mit so außerordentlichem Beisall anfqetreiene andere Gruppe, »ur «it dem Unterschiede, daß die Huguston's verschiedene neue Dar- sielluugen geben, bei denen eine bewundernngSwürdige Sicherheit, Gepaart mit Eleganz, zu Tage tritt. Der Zusammenbruch der * Leipzig, 16. September. Es ist immer sehr schwierig in Sachen des Vergnügens dem Publicum etwas Neues zu bieten und die Direktoren unse>er Bariätsbühuen siud oft genug in Heller Bcr. zweislung, was sie dem Publicum, dessen Gaumen immer neue und möglichst pikante Genüße verlangt, vorsetzen sollen. Da ober die Nachfrage nach Neuem stärker ist, als das Angebot, so thun die Directoren ganz recht, wen» sie sich a» Altbewährtes halten, glück lich kann aber ihre Hand genannt werden, wenn sic Neue- mit Alt- bewährtem zu verbinden wissen. Eine solch glückliche Hand hat ohne Zweifel Herr Schmidt, der Inhaber des Stadtgartens, ge- habt, alS er sein Meß-Ensemble zuiammeustellte. Als Stern des Abend- ist aber diesmal nicht eine weibliche Grüße z» bezeichnen, sondern ein Herr, und zwar Herr Vero, welcher sich die Eigenschaft eines Malabaristcn uiid Jongleurs beigelegt hat. Seine Künste, aus welche wir „och spater eingehend zurüctkommev, sind wirklich aiisgez-ichner, vieles neu. die Ausführung elegant und sicher, io daß der lebhaste Beisall sehr berechtigt war. Neben ihm leuchtete Frl. Martha Völker, eine junge Dame, die uns Leipzigern sich noch vor kurzer Zeit als Kind vorstelllc und welche schon damals AuSgezeichnclcS aus dem Drahtseil und im Violinjpiel leistete. Sie hat sich wesend lieh vervollkommnet. Ihr Auftreten ist mit dem Herauswachscn aus de» Kinderschuhen ein sicheres und anmutliigercs geworden, so nimmt sie die Zuschauer und Zuhörer nicht allein durch ihre Kunst, sondern auch durch ihre Person gefangen. Interessant ist auch der musikalische Holzhauer, Herr Olsen, welcher sich in humo ristischer Weise als Violinspieler, „Ocarinisi" und Trompeter bewährt. Die übrigen Mitwirkendeu widme» sich ausjchücß lich der Sangrskunst. Die Conlra - Altistin Fräul. Rubeau Kägt ihre Lieder mit warmer Empfindung und guter Stimme vor, ^räul. Alexandra und Fräul. Thompjen vertreten das lustige Icmcnt und ihre» Lippen entquellen in unerschöpsiicher Fülle Couplets und Walzer, während Fräul. Banquot ei» recht schneidiger Komiker ist. Herr Legari ist ein unverwüstlicher Tanz Humor»!. Erwähnen wir hierzu »och das gut geleitete volle Orchester, so sieht man, daß der Stadtgarten auch diesmal eine reiche Abwechselung bietet und der Besuch desselben angelegeullich em pföhle» werde» kann. Dramatische Soiree Hermann Motte's im Laale der I. Bürgerschule. Der aus Nordamerika, New-Aork, stammende, in Leipzig von einem längeren früher» Ausenthalie her wohlbckannte Recitator und Declamator Herr Hermann Riolte erfreute uns am Sonnabend, 1b. d„ Abends 8 Uhr im Saale der Ersten Bürgerschule durch eine reckt ausgiebige vielartige Probe seiner Knust. Herrn Riottc'S Stimmorgan erwies sich als zu gewaltig sür de» zu beherrschenden Raum. Vielleicht ist auch die seitliche Ausstellung des RednertisckcS (unter Direktor vr. Karl Vogcl's Bild) im Saale statt an der Fensterseite von hinderlichem Einflüsse gewesen. Herrn Riottc'S äußere Erschciuung ist eine au sich schon Interesse erweckende, vortheilhastc; sie kommt ihm bei der Recitation vou Werken, namentlich der tragischen Muse bcdeulsamst zu Gute. Daß der Vortragende cs für näthig hielt, seine Recitationen durch lebhafte Gestienlation zu begleiten, hat mir weniger zugesagt. Diese heftigen Bewegungen gehören nur aus die Bühne. DaS Programm wies süiis Dicktungc» und Dichtungsiheile aus. Es begann mit der große» Jorumscene aus Shakespeare's „Julius Cäsar'. Herr Riolle trug die demagogische Brandrede Marc AiilonS und daS Durcheinander der Volkssiimmen mit großer Bravour vor, eS war eine Mcistcrleistung. Im schroffen Gegensätze zu dieser auf geregten und aufregenden Volksscenc stand der nächste Vortrag Goeihe's Erlkönig. Der Recitator entwickelte hierbei einen lyrischen Schmelz, indem er die Worte des Kindes in angenehm singender Art zu Gehör brachte. Eine weiter« tüchtige Leistung war die alle Schwierigkeiten überwindende, glänzende Declamatio» von Rudolf von Gottschall' s „Salomo de CauS" ein düsteres Seelengemälde. das im Zrrenhause seinen Abschluß erhält. Des Dichters herrliche Schöpfung kam dabei zur schönsten tragische» Wirkung. Aus Schiller's „Test" holte Herr Riolte die große Apsclschußsceue gewählt. Auch hier entwickelte er sei» »»gemein modulutionssähige Stimme zur Widergabe verschiedener Rollen. Im Einzelne» konnte man hier und da mit de-Declamalors Ausfassung nicht ganz einverstanden sei«. Den Beschluß bildete Bürger'» „Blümchen Wunderhold", da- einen gar zn naiven Ton anschlägt mich Io gewaltig erschütternden Affecten, wie sie die vor hergehenden Dichtungen zum Ausdruck brachten. Dem Künstler gebührt sür seine Vorführung.'» als Gcsammt- ergelniß nur Anerkennung und Dank. DaS Publicum ließ e- denn auch an erkennbaren Zeichen beiderlei Art mit Recht nicht fehlen. vr. Karl «histliag. Sachsen. * Leipzig, l6. September. Während die Social» demokraten in Leipzig ziemlich still geworden sind, ent fallen sie in den Vororten eine um so größere Thätigkeit. Versammlungen, in welchen Über die Alter-- und Invalidra- versicheruiig gesprochen wird, wechseln ab mit solchen, in denen die Einverleibungssrage behandelt und den Zuhörern die Er Werbung de« Leipziger Bürgerrecht«, wenn es so weit ist, dringend an- .Herz gelegt wird. So fand gestern im Gasthof z» Plagwitz eine öffentlich« Arbriterversaminlung statt, in Welcher Herr Rekacleur Snst aus Chem» tz in gewohnter !Leise die Socialresorm der Regierung schlecht machte und in Neureudaitz sprach der bekannte Herr Freuzel an« Lindenau über die communale Frage, einen Vortrag, den er >eute in Schöneselb wiederholt. Rechne» wir hinzu »och die viele» kleinen beruflichen und Kra»ke>icaffe»versam»iiu»gen. hat man ein Bild der lebhafte» Agitation der Social- demokraten! — Wir verfehlen nicht, alle Hausbesitzer und G rund- tücks-Adui i»istratore» aus die im Anzcigenlhcil der vorliegende» Nummer ersichtliche Bekanntmachung des hiesigen Allgemeinen HauSbesitzer-BereinS ausmcrksani zu machen, welche die Vortheile für die VereinSmitglieder betrifft und die Aufforderung zur Abgabe von Beitrittserklärungen zu der vom Verein zu begründenden Hastpslichtversiche- ungS-Genossenschafl enthält. — Am heutigen Tage begeht Herr Wilhelm Roßberg aus BolkmarSdorf sein fuiisuiidzwanzigjährigeS Berussjubtläu», als Markthclser im Dienste der hiesige» Firma Gebr. Sala. — Die Leipziger Düngere xport - Gesellschaft übernimmt, nachdem sie neuerdings die Anlage weiterer Saniinclgruben cviicessivnirt erhallen und im klebrigen ihr Belriebsiiiaterial bedeutend vermehrt hat, von jetzt ab, cinei» vielseitig an sic gerichteten Ersuchen entsprechend, auch die Griibenentleeruilg in den Vororten Leipzigs. Für die Gemeinde Neustadt ist der Gesellschaft bereits die auS- 'ckließliche Berechtigung zuerkannl worden. Der Geschäfts betrieb der Gesellschaft wird aber nicht allein auf diesen Ort, onbcrn auch auf Gohlis. Eutritzsch, Reudnitz. Neurcudnitz, Volkniarsdors, Nenschönefeld, Neusellerhausen, Anger Crotten dors, Thonberg, Connewitz, Plagwitz und Linkcnau aus gedehnt werden, sobald sie aus einen größeren Kundenkreis aus diesen Kreisen rechnen kann, llin bei der Einverleibung der Vororte in den Stadtbezirk und bei der obligatorischen Einsübrnng der Grubcnenllecrung mittelst pneumatischer Apparate in diesen neuen Stadttheilcn vollständig gerüstet sein, sollen in nächster Zeit »och weitere Baulichkeiten in Angriff genommen worden. Zur Zeit verfügt die Gesell- chast über eine größere Sainmelgrube und eine fünfte ist im Vau begriffen. DaS Absatzgebiet bat sich mehr und mehr erweitert und namentlich auch die Ausdehnung des Dünger- cxports »iittelst der Eisenbahn hierzu beigetragen. H Leipzig, 16. Seplember. Mit der Thüringer Bahn traf gestern Mittag 12 Uhr 40 Min. ein Militair-Extrazug mit 350 Mann Reservisten vom Jnsanterie-Regiinenl Nr. l7 in Mülhausen i. E. und vom Dragoner-Regiment Nr. 14 in Colinar hier ein; die Mannschaften, welche von Oisicieren geführt wurde», fuhren weiter nach ihrer Hei- math Schlesien. Weiter fuhren mit dem Personcnzug I Uhr 40 Mi». Mittag« unter Führung 1 Osficicrs 150 Mann Reservisten vom 47. Infanterie-Regiment in ihre Hcimalh, die Rheinprovinz. — Der Extrazug, welcher gestern Abend gegen 7 Uhr von Reichenbach nach München abgclasscn wurde, war mit 416 Personen besetzt, von hier aus bctheiligtcn ich 68 Personen. — Mit der Dresdner Bahn fuhren heute ruh gegen r/,6 Uhr die Werkstätten-Arbeiler deS Bayerischen und Dr esdner Bahuhose«, ca. 2000 Mann, in zwei Extrazügen nach Dresden; dieselben kehren heute Nacht gegen 1 Uhr wieder hierher zurück. — Vergangene Nacht 2 Uhr wurde ans der Wiescnstraße Großseuer gemeldet. Es brannte dort im Hinterhause in einer Zucker- waarensabrik in der ersten Etage nnd Iheilte sich da- Feuer auch der oberen Etage mit, so daß nicht unbedeutender Schaden angcrichtet wurde. Die EntstehungSursachc des BrandeS. den die Feuerwehr bald beseitigte, steht zur Zeit uock nicht fest. — In der Mollkestraße stürzte gestern ein einspänniges Geschirr beim Umlenken die Straßcnböschnng hinab, wodurch der Wagen stark beschädigt wurde; daS Pferd -erlitt nur leichte Hautverletzungen. — Beim Verladen eiserner Eggen verwundete sich gestern ein Gülerbodenarbeitcr der Thüringer Bah» die rechte Hand so erheblich, daß er ins Krankenhaus gebracht werden mußte. — Im Preußergäßchen gerieth vergangene Nacht ein HandlungscommiS mit einer Wirthschasterin in Streit, wobei derselbe einen Stockdegen zog und das Frauenzimmer damit ii» Gesicht, wenn auch nicht erheblich, verletzte; der Commis wurde nach dem Naschmarkt sistirt. — Bel einer Schlägerei in der Querstraße wurde vergangene Nackt ein HanvlungS- conimis Lurch einen Stockhieb am Kopse erheblich verletzt, so daß ihm auf der Polizeiwache ein Nothverband angelegt werden mußte. * Reudnitz, 16. September. Bekanntlich hatte unsere Gemeinde darum nachgejuchl, schon am 1. Januar 1889 zu Leipzig einbezirkt zu werden; jetzt hat nun, wie wir erfahren, der Rath der Stadl Leipzig diesem Wunsche zugestimmt, sodaß die Einverleibung von Reudnitz an diesem Zeitpunkte ersolgen wird. * Neureudnitz, 16. September. Im Saale der hiesigen Tonhalle fand am gestrigen Abend eine öffentliche Ein wohner-Versammlung statt, welche »ur schwach besucht war. Auf der Tagesordnung stand: Der Anschluß an Leipzig und die Stellung der arbeitenden Bevölkerung vazu. — Der Referent, Herr Gcmklnderath Frenzel-Lindei'Hu, führte den Anwesenden zunächst die ihnen auS dem Ansä^nß an Leipzig erwachsenden Vortheile vor Augen und erläuterte, daß jeder Einwohner, welcher 2 Jahre in einem der anzuschtießenken Vororte Leipzigs ständig gewohnt habe, das Stimm-, bez. Wahlrecht erlange» könne. Zur klebrigen forderte der Herr Referent die Anwesenden auf, daß Jever bestrebt sein solle, daS Bürger-, bez. Stimm- und Wahlrecht sür Leipzig mög lichst bald zu erlange». * Schönefeld, 17. September. Im „Sächsischen Hos" hier findet heute, Montag, Concert der Capelle LeS IV6. Jnsailterie-Reginient« stall. Mit der Ei» sührung der Gasbeleuchtung im genannten Orte hat auch der Mirth des obengenannten, sehr hübsch gelegenen Etablissements. Herr Otto, diese Einrichtung sofort beuutzt, um sein Locat mit Gasbeleuchtung zu versehen. Wurzen, t5. September. Gestern gegen Abend brannte die z»m Rittergutc Mühlbach gehörige Brennerei total nieder Die im Keller lagernden SpirituSvvrräthe blieben jedoch unversehrt, da da« Gewölbe Stand hielt. v. Pirna, 15. Seplember. Nach den bis jetzt getrofsenen Dispositionen soll daS Soinmerhoslager zu Pillnitz nächsten Mittwoch aufgehoben werten. In Folge der nordischen Reise war der Aufenthalt dorlselbsi in diesem Jahre nur ein kurzer; zuletzt hatte das KönigSpaar dann aber »och die Freude, die Ansstatluiigc» der Gemächer nebst Len Nluanlagen in dem wirklich prächtige» Schloßgarten, der botanische Raritäten in Hülle und Fülle bietet, ganz besonders bewuu bert zu sehen durch liebe Gäste, worunter in erster Linie die sich sür Alles lcbbast intercssirende GroßhcrzoginAlice von Tos cana zu nennen ist. Ter hohen Frau hat eS an unsere» Elbe strande ganz außerordentlich gefallen. — Ihre königl. Hoheit die Prinzessin Matthilde fand nach den in Hosterwitz eingetrofsenen Meldungen bei den fürstlich Hohenzollern'schen Herrschaften in Schloß Cigmaringe» die herzlichste Ausnahme. AuS dem Sigmaringcr Läntchen geht die Reise dann nach den Usern de« schönen Gardasee- nach der Besitzung der Frau Herzogin von Genua. — Am 27. und 28. d. M. vereinen sich in unserer Elbestadt die sächsischen Real sch ul männer zu ihrer 14. Hauptversammlung, deren Programm u. A. einen Bortrag res Oberlehrer- Vr. Gühne-Dresde» „Heber die Geschichte de- kaufmännischen Rechnen-" Larbictet. Außerdem sind sür die SectionSsitzungen Besprechungen in der wichtigen, bekanntlich aber die verschiedensten Special aufichten m sich schließenden .Lehrbücher-Fraqe" in Aussicht genommen. Der Direktor unserer Pirnaer Realschuie mit Progymnafi«»,» vr. Muth. fungirt als Schriftführer de« sächsische» Realschulaiänner - Verein«. — Während der e nigniigspunck der GebirgSvereinler am morgend» Sonntag die romantisch gelegene Schweizerniükle ist. dortselbst die 1t. ortentlichc Generalversammlung des Bereis slaNsindcl, lenken zahlreiche Radfahrer ihre blinkendenStahlro, nach dem sreundlichen Kreiscka, wo sich infolge dessen ebcnscch ein lebhaftes Treiben entwickelt. Speciell i» unserem Pin» findet der Radfahrsport sortgesctzl eine größere AnSdebnun^ während seltsamer Weise sür den Wassersport trotz der Vvibnl fließenden Elbe keine Stimmung zu erzeugen ist. Verschiede«,! Ausrufe bezüglich Begründung eines RubervereinS sind tyl jetzt absolut nutzlos geblieben. — In dem Fremdenbuch,» uiiserer Herberge zur Heimath prangt nunmehr .25 000", da diese Frequentanten-Zahl mit gestern Al erreicht wurde. Die Herberge besteht seil fünf Jahren untl sind somit die seinerzeit gehegten Erwartungen reichlich i«l Erfüllung gegangen. — Bo» einem seltsamen „Erntefest ! berichtet man dem hiesigen „Anzeigcr". Arrangirt war dassclb«! für die Kranken der Heilanstalt Sonn enstein, welche! aus der mit der letzteren verbundenen Meierei beschäftig,! sind. Die armen Menschen vergaßen auf einige Stunden! alles Ervenleid und waren so fröhlich, alS eS bei ihnen j überhaupt möglich ist. ch Dresden, 15. September. Dem Exportvereinl snr das Königreich Sachsen ist vom königl. Ministerium I deS Innern neuerdings sür seine Sammlung ausländischer^ Waarenmuster eine 132 Nummern enthaltende Mustersamm lung der in Japan gebräuchlichen Strohstechtarten überwiesen! worden, welche durch Vermittelung des kaiserl. deutschen Generalconstilates zn Yokohama von der zuständige» japa nischen Behörde erbeten worden ist. Es ist dies eine höchst wcrthvolle Sammlung von außerordentlicher Vollständigkeit, welche einen derjenigen japanischen Industriezweige vorsührt, besten Erzengniste bis jetzt in Europa noch wenig bekannt! sind oder doch nicht die verdiente Beachtung gesunde» habe». Die Strohflechterei hat sich in den letzten Jahren in ztapan erheblich entwickelt, und sangen die einheimischen Strohwaaren bereits an, mit den auS Europa eingcsührten Geflechten in bedrohliche Concurrenz zu trete». Tie japanischen Stroh- eflcchte werden hauptsächlich für die Fabrikation von Svmnior- üten in einer Länge von 180 Shaku (ca. 54 m) pro Stück crgestcllt, und varftrc» die Preise der im Exportvcrcin aus gestellten Muster von 80 bis 230 .4t das Stück. Die Muster sind in einem Holzkasten ausgemacht, Vesten Außen seiten durch ein überaus kunstvolles, sehr sauber gearbeitetes Strohnivsaik verziert sind, daS eine Scene auS dem Leben des berühmten japanischen Kriegers Okubo Aikozaycmon dar stellt, wie er sich, alS er infolge seiner Wunden weder gehen noch reiten konnte, in einem Waschkübel nach dem Schloß deS Shogun, des früheren weltlichen Kaisers, ziehen ließ, weil den Mitglieder» des niederen Adels, dem er angchörlc, durch ein verschärftes Militairverbot der Gebrauch von Sänften untersagt war. Diese interessante Mustersammlung dürfte vielleicht unserer sächsischen Strohflecht-Jndustrie einige förderliche Anregung geben. V ermisch tes. — Berlin, 15. September. Der Großfürst Nicolaus von Rußland traf, begleitet von den Generalmajoren Orlow und Skalon, dem General-Lieutenant v. Lewizki, dem Oberst Solohnp und dem Hosstallmeister Audrejew, gestern Abend 8i/, kkbr in Mrlin ein, um den Manöver» bei Müncheberg beizuwvhnen. Bei seiner Ankunft Hierselbst wurde derselbe von dem Prinzen Heinrich aus Bahnhof Friedrichstraße empfangen, woselbst auch die Herren der rns fischen Botschaft (der Botschafter selbst ist gegenwärtig nicht m Berlin), der Gouverneur, der Comuianbant und der Polizeipräsident re. zur Empsangöbcgrüßung anwcsend wäre». Am heutigen Vormittag begab sich der Großfürst zu den Manövern mit den andern Fürstlichkeiten nach Müncheberg. Nach Schluß der Manöver kehrte der Großfürst mit seiner Begleitung wieder nach Berlin und in die russische Botschaft zurück, wo derselbe sür die Tauer seines Besuches am hiesigen Hofe Wohnung genommen hat. - Berlin, 15. September. Am l3. Octoler d. IS. feiert Herr Pros. Vr. L. Herrig sei» fünszigjährige« Lehrer- und Dienstjnbilänm. AuS der großen Zahl seiner dankbare» Hörer und Schüler hat sich ein Ausschuß gebildet, um diesen Tag festlich zu begehen. Nähere Auskunft ertheilt im Namen des Ausschusses vr. Fr. Bischofs, Gymnasial lehrer, Berlin R., Reinickendorfer Straße 2, 111. - Berlin, 15. September. Ter Umbau deS CircnS Renz, bei dem Hunderte von Arbeitern beschäftigt sind, schreitet rüstig vor. Eine neue Einrichtung des CucuS, eine Bühne, wird auf der Seite, die nach dem Schifsöauerdcmim zu gelegen ist, errichtet. Schon jetzt läßt sich erkenne», Laß der neue Circus von ansehnlicher Größe sein wird, so daß er zwischen 5- bis 7000 Personen fasten kann. Wie verlautet, soll der Bau Ende Januar beendet sein. - Colberg. 11. September. Nach 4 Uhr heute Nach mittag rief daS Sturmgeläute der Hafenglocke die Münder Bewohner, sowie die Badegäste, deren immer noch bei der Wärme deS Scewassers von 12 b>S 14 Grad eine ganze Zahl hier ist, nach dem Hasen. ES bot sich den Anwesenken ein mark- und nervenerschütternder Anblick dar. Bei zwar trübem Wetter, aber leichter Brise hatten sich ver schiedene Fisch erböte am Morgen aus die See begcbe». Gegen Mittag wurde der Wind heftiger und cnlwickelle sich zum Sturm. Die See wurde heftig aufgeregt; zugleich la .rcie sich ein Licker Nebel über dieselbe. Schon seit Mittag schauten die Lcotscn und Angehörigen bang »ach den Fischer» auS. Endlich nach 3 Uhr sah man einzelne Boote, mit den Wellen kämpsend, sich dem Hasen nähern. Bald wurden sic von den Welle» hoch emporgehobe», bald verschwanden sie in der Ticse hinter den Wellen, so daß man vou de» Molen auS da« Schlimmste befürchtete. Hilfe konnte auch seitens der Leolsen nicht gebracht werbe», da cs unmöglich war. den Hasen zu passiren, und wohl Niemand von den Tausenden der zitternden Zuschauer glaubte an die Möglichkeit, daß die Boote die gerade zwischen den beiden Molenköpfcn gewaltige Brandung überwinden und de» Hasen erreichen könnten. Da leistete denn in die aufgeregte See gespritztes Ocl wieder fast Unglaubliches. Die Wellen wurden doch so weit ruhiger, baß die Boote, wenn auch mit größter Gefahr und nach schwerem Kampfe, unter dem Jubel der erregten Angehörige» und der linabsehbareii Menschenmenge den Hafen glücklich erreichten. ---Yokohama, 7. August. Weitere Einzelheiten über den Ausbruch deS Vulkans Bandaisan bestätige» die srüheren Nachrichten über de» Umsang bcr Katastrophe. Die ossicielle Tovlcnliste giebt 595 Verunglückte, darunter 349 Männer und 246 Frauen an, 54 sind außerdem lcbensgesähr- lich verwundet, 194 Häuser zerstört worden. Die drei unter dem gemeinsamen Namen Hibaramara bekannten Dörfer ählen allein 250 Todte und 4l zerstörte Häuser. Nur 5 Per- onen blieben hier am Leben. Das umliegende Land ist schlimmer verheert worden, atS zuerst angenommen wurde; innerhalb >/, Stunde seil oem AnSbruch waren 14 Quadrat meilen unter Trümmern, Schmutz, Asche, osl haushoch, ver graben, die Hälfte de» BaudaibrrgS war herabgestürzt und nach allen Richtungen in großen und kleinen Blöcken umher- geschleudert, und ein Morastsee bedeckte meilenweit da- Land diS zur Höhe von 10 Fuß an einzelnen Stelle». Lava ist nickt gesunden worden, dagegen wurde eine dünne Schicht heißer, seiner, grauer Asche über die Trümmer gestreut. 27 000 Acres Waldung sind zerstört, 400 Acre» Saatfelder verschüttet und 8000 Acres Reisfelder drohen der durch Ver lust der Wasservorräthe entstandenen Dürre zum Opfer z« fallen. 800 Personen sind obdachlos und 1600 verarmt. (Wiederholt.)
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