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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.11.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-11-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188811098
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18881109
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18881109
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-11
- Tag1888-11-09
- Monat1888-11
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.11.1888
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Grsckeint täglich früh 6'/. Uhr. Lrdarlisn «nt Lrprdttio» Iohonne-gaffe 8. Sprrchssunden der Nedarlion. vormittag» 10—1« Uhr. Nachmittags 5—k Uhr. 9>n »u Nit««»»« «i«,»t,n»»n »»nalrrch«, »»« sich da N^»M«» »icht »«rd>»»Uch. Anna»«» «er für dir n-chfts«>«end» Nummer brfttmmten Inserate n» Wochriitagen dt« 8 Uhr Nachmittag«» «n Sann- und Festtage» früh dt»'/,« Uhr. Ja den Filialen siir 2ns.-Ännah«e: vtt« Klemm. UniversstälSstraße 1. L.ui» Lösche. Kathattnenstr. 38 pait. u»k> KöutgSplatz 7, nur bis '/,L Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. Abonnement-prei» vierteljährlich 4»/, Mk incl. Brtngerloh» 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pf Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extradeilaar» (m Tageblatl-fformat gesaltli ohne Poftvesürdernng SO Mk. mlt Postbesürderung 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzelle 80 Pt. Sräßere Schristru laut uns. Pretsderteichntn. Tadellarischer ruZlssenisatz nach Höhen» Dans. Krrlamea unter dem Nedact>oa«-rich dir »grlpalt. Zeile 50 Ps., vor den Familiennachricht»» die Lgeipallene Zeile 40 Pf. Inserate sind fiel« an die Srpe»1t1«N »» senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prnauuurerarul-, oder durch Post- Nachnahme. 3l4. Freitag den 9. November 1888. 82. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vkkamlimaihuilg. Unter Bezugnahme aus die Verordnung de» Königlichen Ministerium» de» Inner» zu Drc-ven vom 24. Oktober 1884 sorvern wir die ven Husbeschlag in hiesiger Stadt au»iibenden Schmiede, welche sich einer der in tz. 1 der zur Ausführung de» Gesetze» vom 16. April 1884, vie gewcrb»mSßige Aus übung de» Husbeschlag» betreffend, unter dem 17. April desselben Jahre» erlassenen Beiordnung gedachten Prüfung seit l. Dcccmber vorigen Jahre» unterworfen haben, aus, bi» zum 20. laufenden Monat» ander anzuzeigen, ob sie ai» geprüslr Husbeichlagmeister Diplome erhallen baden, oder vo» der landsiänbischen Com mission in der Oberlausitz prämiirt worden sind, damit Name und Wohnort öffentlich bekannt gemacht werden können. D>e betreffenden Unterlagen sind im Sladlhause, Obst» markt Nr. 3, 2. Eloge, Zuuiner Nr. IIS, emzurtichen. Leipzig, den 3. November 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. VI. 2673. Itr Georgi. Fröhlich. VrkMlNMliltilllig. die Aufnahme sepulptlichtiaer Kinder t> dte Vereinigte ^retscynie betr. Diejenigen Ellern, welche um Ausnahme ihrer Ostern 1889 schulpflichtig mordenden Kinder in die Freischule nach- zusucken gesonnen sind, haben ihre Gesuche von jetzt ad b«S svätestens den 17. diese» Monat» in der Sch ul- Expcdilivn, Alte Waage, Kalharinenstr. l, l. Etage, Zimmer Nr 4, Vormittag» von 9 bi» 12 Uhr und Nachmittag» von 3 bi» 6 Ukr persönlich anzubringen und die ihnen vorzu legenden Fragen vollständig und der Wahrheit gemäß zu beantworten, auch gleichzeitig ein Zeugniß über da» Atter de anzumeidenden Kindes und den Impfschein vorzutegen Leipzig, am 3. November 1888. Der SehulauSsebuH der Stadt Leipzig. Walter. Lchnert. Vrkauutmachuilg. Verloren gegangen sind die Arbttl-ducher 1) de» am 14. März 1870 zu Glauchau geborenen Mechanikergehilsen Max Alwin Schubert, im Jahre 1884 u Glauchau au-Festellt; 2) de» am Ü7. Januar 1863 hier geborenen Arbeit», burschen Carl Gustav Ströhler, hier im Jahre 1886 unter Nr. 1376 ausgestellt; 3) der am 30. Augnst 1869 zu Zwickau geborenen Anna Louise Illing, hier im Jahre 1884 unter Rr. 4»7 aus gestellt; 4) de» am 14. August 1870 zu Giebichensiein geborene« Former» Friedrich Wilhelm August Tauer, im Jayr« 1884 zu Giebichensiein ausgestellt; 5) de» am 27. Dec mber 1872 hier geborenen Lauf burschen Ferdinand Robert Schmidt, hier uu Jahr« 1887 unter Nr. 1610 ausgeiltellt; 6) de» am 24. Drcember 1868 zu Bovpard geborenen Schueidergesellen Jacoss Lamberti, im Jahre 1883 zu Boppard ouSgestelll; 7) de» am 23. April 1872 zu Annaberg geborenen Lauf burschen Carl Guido Fleischer, hier im Jahre l886 unter Nr. 519 au-gestelll; 8) de» am 2 December 1873 zu Mockrehna geborenen Handarbeiter» Friedrich Hermann Behren», hier im Jahre l888 unter Nr. 904 ausgestoiit; 9) de» am 3. October 1870 zu Halle a. S. geborene» Malergebilfen Richard Bcchmann, >m Jahre 1885 zu Eksurt ausgestellt; 10) de» am 22. Januar 1870 zu Gautzsch geboreuen Handarbeiter» Hermann Richard Spillner, hier im Jahre 1884 unter Nr. 1498 au-gesiellt, und 11) de» am 4. September 1868 zu Eichenbarleben geboren-n Schueidergesellen Friedrich Franz Vttemanu, im Jahre 1882 zu Eicbenbarleben ausgestellt. Wir bitten diele Arbeitsbücher >m MisfinkungSsalle anher, Obstmarkt 3, 2. Etage, Zimmer Nr. 115 (Stabthaa«) ad» zutiesern. Leipzig, am 1. November 1888. Der Rath der Stndt Leipzig. VI. 2653. Vr Georg,. Wallich. Vckranntmailsung. Die NuSsühruiig der an P. walgrunostücken onzulegenden Bei-, Fallrohr» und Nebeufchimßen soll aus die Dauer der Jahre 188» und 1890 an einen oder mehrere Unternehmer in Accorb vergeben werden. Dir Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Ties bauverwaltung, NalhbauS, 2. Obergeschoß. Zimmer Nr. 14, au» und können daselbst cingesehcn, oder gegen Entrichtung der Gebühren entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift Herstellung von Privatschleußrn in de« Jahren 18814 und S8110 versehen cbendaietdst und zwar bi« zum 12. November b». I» Nachmittag» 5 Uhr ei»zureich n. Der Ralh behält sich da» Recht vor, sämmtliche Angebote abzulehneu. Leipzig, den 1. November 1888. De» Rath» der Stadt Leipzig Ih. 4403. D>e Lieferung der zu den Ergänzungen und Reparaturen städtischer Schleußen während de» Jahres 1889 erforderlich werdenden Baumaterialien soll an mehrere Unternehmer in Aecord vergeben werden. Die Bedingungen für dies« Lieferung liegen i» unserer Tiesbau-Berwaliung, RathhauS. 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 14, au» und können daselbst eingefehen oder gegen Ent richtung der Gebühren entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift Lieferung von SehleuHenbanmatertalten verleben ebendaselbst und zwar bi» zum 12. November d. I. Nachmittag» 5 Uhr, einzureiche,,. Der Rath behält sich da» Recht vor, sämmtliche Angebote abzulehneu. Leipzig, den t. November 1888. De» Ratb» der Stadt Leipzig U> 4404 Strasrcnbau-Deputation. Pkkanntlns.1mg. Nachdem von uns heute der Mechaniker Herr Karl Bürg« Heinrich Grahl bier, Wiesenstrabe 24, als gewerbsmäßiger Trichinenschauer in Pflicht genommen worden ist, so bringen wir solche« hiermit zur öffentlichen Kenntmß. Leipzig, am 30. Oktober 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. vm. 2071. Dl. Georgi. Ilr. Kretzschmar,Ass Prkalintmchllll-. In der Nacht zum vorige» Monat» ist eia hier »ohnhaster langer Man» bei tt> lrqendeit einer Schlägerei auf dem Marktplätze in welche er verw ck I' worden war, um eine werthvolle Gradgtteu- NNdcl, bcstedend au« einem qiolie» Tiamnnten und etwa 1b denselben umgebcatcu kill» u Diamanten, gekommen. Sollte Jemand über den Verblieb der Nadel, vor deren Ankau gewarnt wnd, eine 'Auskunft zu geben im Stande sein, so wird der selbe eciukd!, >ii i, g launii in unserer Crnniaalablheilung zu melden und daraus i.ingew ien. daß der Berlusttrügec aus Wiedererlangung der Nadel eine Bclo nm iq von iUnnelerT A»rk auSgeletzt hat. Leipzig, am 6 November 1888. 3057 I». Das Polizeiamt der Ltadt LetOztg Bretschaelder.K. In der 3 Eloge de» «u der Kurzen Straße bier gelegenen Nathhausk« ist eine gut voraerichlcte Wotmung, bestellend au« sechs veizdaren Zimm-ra mil ZubeiSr, am 1. April 1889 für 900 ^l 'ährlichen Mieihzin« zu veimietben. Das Nohere ist auf dem chrmeindeamte, Zimmer Nr. 6, zu erfragen. Plagwitz, den 5. November 1888. Der «emeintzedarpa«». O. rich-rlu». Verkausslocal. Da» recht» au der Durchfahrt zwilchen de» HindersttätSgrnud- tücken Ärlmmailche Strohe Kr. 30 und 32 - Fürftenhan« und Mauncianlnn — bestndtiche kleine verkaufslocal soll im Wege öffentlicher Liritation vom 1. April 188S au auf siins Jahre anderweit venmetvet werden. Zu diesem Zwecke werden Mietkiliebhober geladen, nächsten Montag, den 12. November «. I, vormittag« 10 Uhr im UniversitätS-Rentamte, wo die Llcilakionrbedingungea vorher eingesehen werden können, zu erscheinen und ihre Gi-boie abzugeben Die Auswahl unter den Licstanieo und die Entschstehung überhaupt bleibt Vorbehalte». Leipzig, am 7. November 1888. Universitäts-Rentamt Gedüardt. Vtklmnllnlichllng. Der 2. Termin der «emeindersKttikonimenstener ist fällig uad bei Vermeidung voa Zwangsmitteln längste»« am IS. November dieses Jahre» an hiesige Steuer-Einnahme zu bezahlen. Reudnitz, am 29. Ocwbrr 1888. Der Gemelndevarstand. Äröhel. Nichtamtlicher Theil. Die Revision der srauMscheu Verfassung. Au» Pari« kommt die wichtige Nachricht, daß der Aus schuß für die VersasiungSrevision die Berufung einer consti- luirenden Versammlung zur Vornahme der DersasfungSrevsiou beschlossen hat. Dieser Beschluß entspricht den Wünschen Boulanger'S und Clemenceau'S und wird von de» Monar chisten beifällig begrüßt werden, obwohl sie den Antrag Fioquet's am 15. Oktober zurückgewiese» habe». Floquet wollte eine BerfasiuiigSrevision durch die Vereinigung der Kammer mit dem Senat, in derselben Weise wie am 3. December vorigen Jahres die Präsidentenwahl geschehen ist. aus daß die Sache olme große Beunruhigung vor sich geben könne. Damit ist aber allen den Partnen nicht gedient, welche aus Umsturz der bestellenden Verhältnisse sinnen, und darum bat sich Clemcncean al» Führer der äußersten Linken ebenso für die Berufung einer constituirenber. Versammlung ausgesprochen, wie Boulanger al» Mitglied de» Rev,sio.i«auSsch»sseS. Diese Frage war von Anfang an die bedenkkichste für die Gegner der PersassuogSrevision, und daß sie in der Tbat große Ge fahren birgt, läßt sich schon daraus erkennen, daß die Forde rung nach Berufung einer constituirendcn Versammlung schon wiederholt bei den Präsidentenwahlen gestellt worbe» ist. ruietzt bei der Wiederwahl Grevy'S. Be» der Wahl Carnot'» bemühle sich der Abgeordnete Michcliu vergeblich, den Antrag aus VerfassnngSrevision einziibrmgen, der Präsident Leroyer ließ den Anlrag nicht zu und demgemäß unterblieb die Er örterung desselben. Seitdem hat sich die Lag« wesentlich Verändert; die Frage der VcrsassuiigSrkv.sion ist sortdaucrnb aus der politischen Tagesordnung geblieben, bi» Floque! endlich selbst den Antrag aus Revision stellte und einen Beschluß erzielte, welcher den Antrag nicht nur aiinabm. sondern ihn auch für dringlich erklärte. Ter RevisionsauSschuß hal seitdem zwei Beschlüsse gesoßt, einen, welcher die Revision für nolhwentig erklärt, den andern, welcher die Einberufung einer coust.lnirenrcn Versammlung zur Vornabme der Revision aussplickt, Durch diese beiden Beschlüsse ist freilich »och kein? Entscheidung herbeiqesührt, der Schwerpunkt derselben liegt vielmehr in den Verhandlungen von Kammer und Senat, aber e» ist der Apfel der Zwietracht unter die Parteien geschleudert und ein Antrieb zur Entfesselung der politische» Leidenschaften ge gebe», wie er von Boulangisten, Monarchisten und Iniran> sigenlcn seit langer Zeit herdeigewünschl worden ist Die Opportunisten sind niemals darüber in Zweifel ge wesen, daß der Antrag Floquet'», die BerlassungSrevisiv» für dringlich zu erkläre», dir Parteileideaschasle» errege» und zu übereilten Entschlüssen führen werde, sie sahen voran», daß die Prätendenten ihr« Zeit für grfomwrn erachten und danach handeln würden. E» ist in der Tbat so gekommen, da» Ministerium Floquet hat zwar noch die Regierung«gewalt in Hände», aber die Mäßigung, welche bisher in der Voltt- vertretung herrschte, hat ihr Ende erreicht, und Boulanger, gegen welchen der Antrag Floquet'» vorzugsweise gerichtet war, gewinnt täglich mehr Boten bei den Wählern. Wenn der Antrag de» Revisionsausschusses, eine constikuirende Ber- samntlung zur Vornahme der VersassungSrevisio» zu wählen, di« Mehrheit erhält, so ist dieser Beschluß gleichbedeutend mit der Auflösung der Kammer, bann sind die Neuwahlen un- vermeidltch, welche Boulanger seit seinem Erschein»» in der Kawwer s» eifrig gefordert bat. und den Ränken der Präten denten ,st Thür und Thor geöffnet. E» ist natürlich sicher, daß die Regiering alle» ansbietrn wird, die Annahme te» AuSschußantrage« in der Kammer zu verhindern, aber es ist nicht wahrscheinlich, daß sie mit ihre» Beuiühunqe» Erfolg haben wird, weil die äußerste Linke sich mil der Rechten und d n Voulaugiften in dem Wunsche, eine constituirenve Versammlung ins Leben zu rusen, begegnen. Die Listenwahl ist dem Zustandekommen einer dem llnisturz dienenden Mehrheit günstig, und weil sie e» ist, habe» gerade diejenigen Männer i» Frankreich, welche nach der böchstcn Gcmall strebten, wie Gambekta »nd Ferry, auf ihre Einführung hin- aewirkt. Durch die Listenwahl sind 180 Anbanger der Monarchie in die Kaniincr gekommen, und die Listenwahl ist auch den bluitneben der Veraiistaller der VersasiungSrevision günstig. Der Kamps um die böchste Gewalt hat zwar in Frankreich seit dem Sturze beS KaiserlhumS »och nicht gerubi, schon im Mai 1873 waren die Anhänger der Monarchie stark genug, um Mac Mabon aus den Präsidenten«»!)! zu bringen, aber ein so starker Welllewerb wie gegenwärtig ist noch nicht da gewesen. Unter den Republikanern sind eS Ferry, Frcy- cynet, Carnot und Elemenceau imv wahrscheinlich noch eine größere Anzahl verschämterer Caiikidatcn. wie Leon Sah und JuleS Simon, welche sich aus den Präsidenlenstubl Rechnung machen; vo» de» Anhängern der Monarchie sind zu nennen der Gras von Paris, der Herzog von Aumale, die Prinzen Jerome und Vwtor Napoleon und endlich Boulanger, der die Diktatur auch lediglich als UebergaiigSstiife zur Kaiserwli rde betrachtet. Daneben kommen nock die Communisten und Anarchisten in Rechnung, denen Männer wie Nocbesort, Jeossroy und andere weniger hervorragende Persönlichkeiten al» Führer dienen. Carnot will die Neuwabl-N so lange wie möglich, wenn Itgrnv tknulich, bi» nach der AnSstellnng binausschieben, aber di: Ungeduld der Revisionisten und Befürworter der Kammer» aufiösMgwerden ihm schwerlich so laiige Zeit lassen. lieber- haupl scheinen Carnot und Floquet sich der Gefahren nicht bewußt zu sein, weiche ihr unpolitischer Kamps gegen die Forderung der Neuwahl der Kammer hervorgeruse» hak. Der geeignetste Zeilpuncl zu Neuwahlen war der »ach dem AinlSanlkiN Floquet'S, nachdem die Unmöglichkeit, ein Miiiistrriui» von der Farblosigkeit dcS CabliielS Tirard am Ruder zu erhallen, erwiesen war. Die Kammer hat unter Carnok nur ein Scheindasein geführt, der Schwer punkt der Entwickelung lag seil 3. December 1887 stet» anß rbalb der Kammer und den größten En fluß auf die Geschicke Frankreichs hal Boulanger auSgeübl. Auch die Beschlüsse des RevisionSauSschusseS sind hauptsächlich nnler seinem Einfluß gefaßt worden, und wenn sich jetzt zwischen denz Grasen vo» Paris und dem Herzog von Aumale ein Stress seinetwegen entspviineu hat. so ist das ein erneuter B.weiS für sei» moralische« Gewicht. Boulanger hat mit Recht die Forderungen noch Ver- sassungSrevision und Auslösung der Kammer stets zusammen gestellt: Flcqnet glaubte de» Streit durch Zustimmung zu der erste» Forderung au» der Welt geschafft zu haben, aber er bat nur die AustösungSfrage dadurch m Fluß gebracht. Der Antrag Floquet'S bei Wiederzusammciitritl der Kammer» am 15. October hat die Lage nicht vereinfacht, svndern nür die Bewegung zum Sturz der Republik beschleunigt Floquet batte gar teure Veranlassung, Vie Revision der Verfassung al« dringlich erklären zu lassen, dringlich war sie nur sllr die Prätendenten, welche damit de» Ctcm in« Rollen bringen wollten. Jetzt wirb Floquet zu spät erkennen, daß er seine Stellung als Ministerpräsident aus Kosten der Existenz der Republik verlängert hat. Wenn die Kammer sich stir die Berufung einer conslitnirenven Versammlung zum Zweck der VersasiungSrevision entscheidet, da»» hal die Stunde nicht nur für Floquet »nd Carnot, sondern für die Republik überhaupt geschlagen Wer au« dem dann solaende» Kampf al» Sieger hcrvorgebe» wird, mag zweiselbost sein, aber daß der Fortbestand der Republik dann ernsttich i» Frage gestellt ist, steht fest. * * Leipzig, 9. November. * Am TonnerSIag fand eine Plenarsitzung des Bundesraths statt. Aus der Tagesordnung derselben bejanden sich, abgesehen von den Berichte» der Ausschüsse über einzelne Specialckals und der Uebersicht über die Reichs auSgaden und Einnahmen für da« Elalsjahr 1887/88, nur kleinere Gegenstände. * Der Vicepiäsident de« preußische» EtaatSminisieriumS. SlaatSsecritair re« ReichSamIS de« Innern, v. Boeltjcher, ist am Mittwoch Nachmittag zui» Reichskanzler Fürsten BiSmarck nach FrievrichSruh gereist. Man dürste nicht sehlgche», wenn man annimint, daß e» sich dabei um Fragen handelt, welche Vie Eröffnung beS deutschen Reichs tages betreffe», sowie um Vie Herbeiführung der Ent scheidung über die an den letzteren einzubringenden Vorlagen. Die Rückkehr de» Herrn von Boetticher nach Berlin erfolgte gestern. * Gras Hatzseldt, der kaiserliche Botschafter, bat Namen» der deutschen Regierung ein Schreiben an Sir Edward Watkin gerichtet, worin der Dankbarkeit de» deutschen Volke- Ausdruck gegeb-n wird für die Schritte, weiche Sir Edward qetban in der Aiiöbesscruiig und Ren« vation de» in Folkeston e errichteten Monument» zum An denken an die Osficiere und Mannschaften, welche durch den Untergang de» deutschen Panzerschiffe» „Der große Kur fürst" ihr Leben verloren. * Im Einvernehmen mit den Vorständen der betbeiligten Berussgenvssenschasten hat da» Re>ch»-Vers,cheru»g-amt fest gesetzt, daß. wen» der Unternehmer einer Regiebau- arbrit dir zum Bau erforderlichen Steine ans seinem Grund stücke selbst brechen läßt, ohne im Uedrigen einen Sleinbruch »u betreiben, die Arbeiter, welche bei vem Brechen der Steine beschäftigt werden, bei den Versicherungsanstalten der Ban« gewerS-BerufSgenossenschaften bezw. der Tiefbau - Berus»- genossenschaft versichert sind. * Freiherr von Roggenbach wurde am Dienitag in erlin in der Gefscken-Asfaire al« Zeuge vernommen. * Die Wahl de» ersten der drei LandtagSabgeordneten der Stadl Breslau hat drei Abstimmungen erfordert; erst um 9»/, Uhr Abends konnte amtlich verkündet werden, daß der Zrciconservative unter den Eaudidaten der vereinigten nationalen Parteien, Commerzienrath Leopold Schneller, mil 521 Stimmen gewählt, und daß der Candidat der Deutsch- reisinnigrn, Rechtsanwalt Traeqer, mit 489 Stimmen unter egen sei. An der dritten Abstimmung nabm weitaus dir Mehrzahl der zum Centrum sich ballenden Wahlmänner nicht Tbeil. da ihnen von keiner der beiden anderen Seiten da» eine Mandat, welche» sie von den drei in Bre»lau zu ver gebenden als Preis für ihre Mitwirkung verlangten, zu- gestanden wurde. Tie vereinigten nationalen Parteien hatten Von vornherein darüber keinen Zweifel gelassen, daß sie nicht gewillt seien, dem Cenlrum ein Mandat zu Ubeiliesern; lieber wollten die vereinigten Parteien in Ehren unterliegen. Schließlich lehnte auch die deutschsreisinnige Partei ab, aus da» angeborene Geschäft einzugrben, und so war die Bahn ür die vereinigte» nationalen Parteien frei. Dir Wahl- männer derselben nahmen dir Verkündigung de« Siege» ihre« Candidaten Schockier mit brausenden Hochrusen aus diesen aus. Schocller'S Wahl war Abend» 9 Uhr, die Wahl de» Conservaliven von Jyen plitz IV« Uhr früh, und die de» Nattonalilberalen Tschocke gar erst gegen 5 Uhr früh beendet. Nach den früheren Auslassungen der BreSlauer Blätter ist die BreSlauer Wahl auch al» gegen da» Juben- thum gerichtet anzuschen. * Daß die Deutschsreisinnigen ihre Mandate den Ultramontanen verdanken, ist man schon gewöhnt. Eine neue Spielart deutscksreisinni^cr Abgeordneter ist aber jetzt die» eilige, welche durchs direkte polnische Unterstützung uu Landtage sitzt. E» sind die« Herr Schmied» in Posen, zu dessen Guussen die Polen eine gerade genügende Anrahl Wahlmänner abcommandirt haben, und ei» neue» Mitglied, Amtsrichter Neuk-rch in Könitz, der mit einem Collegen vom Eeiitrum auf Grund eine» deulschsreisinnig - ultramontan- wlnischcn Compromisse« in da» AbgcorvnetenbauS gekommen ist. Daß jetzt da« freisinnige deutsche Bürgerthum auch noch der polnischen Stützen bedarf, um ein paar Mandate zu retten, ist hart. Da» ist wohl der polnische Dank für den Widerstand, den die Veutschsreisinnige Partei den Maßregeln zur Stärkung de» Deutschtbum» in den Ostproviuzen ent gegengesetzt hat! * lieber ven zum Bürgermeister von Kiel gewählten Danziger Laudratb Fuß wird der .Nationalzeitung- auS Kiel von einem hervorragenden Mitgliede der nationallibrralen Partei geschrieben: >.H">r Fuß hat niemals zur deutsch.freisinnige» Partei gehört und er bat die» auch in Kiel vor der Wahl erklärt. E» haben bei der Bürgermeisterwahl im Juli diese» Jahre» mindesten» zwei Drittel der diesigen Nationaltibcralcn jür Herrn Fuß gestimmt, ebenso säst die ganze Universitär. Ferner haben leitende coaservative Männer sür ihn gestimmt. Allerdings wollie ei» Theil der hiesigen Nationalliberalea eine bestimmte andere Persön- lichkeit zum Bürgermeister haben. So ist c» gekommen, daß die »alwnalliberale „Nordoslseezeilung" in dieser Angelegenheit eine Hallnng eiiigenoinmen hat, mit welcher die meisten Parteigenossen nicht einverstanden sind. Sie bat zuerst die Nachricht gebracht, Herr Fuß gehöre der freisinnige» Partei an. Da» ist, wie gesagt, durchaus unzutreffend." * Der Hamburger Senat erließ (wie bereit» gestern in einem Töcilc unserer Auslage gemeldet) folgende Bekannt machung. Se. Maj-stät der Kaiser haben geruht, dem Scnale ein Allerhöchstes Schreiben zugehen zu lassen, welche» lautet: „Nach der Rückkehr in Meine Residenz liegt eS Mir am H?rzen, Meine» Dank sür die zahlreichen erhebenden Beweise treuer Anhänglichkeit a» Kaiser und Reich, welchen Ich während Meines Anseiilhalte» in der alten berühmten Hansastadt aus Schrill und Tritt begegnete, m bleibender Form schristlich zn wiederholen. Die begeisterte Ausnahme, welche Ich in Ihrem blühenb:n, mächtig ausssrebenden Gemeinwesen gesunden, bat Meinem Herzen wohlgethan »nd Mir die freudige Gewißheit bereitet, daß der bewährte vaterländische Geist Hamburg» in alter Kraft sortlebt. Da» große Werk, dessen Zustandekommen Ich beiwchnte, legt von diesem Geiste eine neue Prcbe ab und beweist, daß Hamburg jederzeit bereit ist, mit Anspannung aller KrLste sür die Interessen und die Wohlsabrt de» gemeinsamen Vaterlandes werkthätig einziitreteii. Ich bitte Sie, sur die Mir bereitete unvergeßliche Ausnahme Meinen kaiserlichen Dank entgegeiizunebmen und den Ausdruck desselben zur Kenntniß Ihrer Mitbürger zu bringen. Marmorpalai», den 1. November 1888. gez. Wilhelm." * AmllicheS Wahlresultal der ReichStagsersaywahl ii» 3. Wahlkreise de» Wahlbezirk» Mittelfranken: Im Ganzen wurden abgegeben l2 637 Stimmen, davon erhielt Adoli Krvber, Holzbändlcr in München (VolkSpartei), 7124 Stimmen, und Frhr. Mar v. Lerchenseld, Gutsbesitzer in Heinersreuth (RcichSpartei) 5513 Stimmen. Der Elftere ist mithin gewählt. * Neuester Meldung zusvlge ist der Amerikaner Woodeoök in Fawiiiknangelegenbeilcn von Nizza nachLondv» gereist. De», ..Stuttgarter Tageblatt" wird au« N zza geschrieben, die Frage, ob Woovcock au« eignem Antriebe sernbleiben oder aus Wunsch des König» nach Nizza zuiiickkebrcu wekde, sei eine offene, werde sich aber »och vor der Rückkehr de» Minister» Mit Inacht entscheiden. * I» Altkirch i Elf. und io der Umgegend sind am Dienstag bei der Einstellung der Recruten grobe Au»schreilu ngen vorqekommeii. In Altkirch versackte eine »ach Hunderten zählende Voikömenge sich beim Abmarsch der Recrulen vo» der Koruhalle nach dein Baluihes unter wüstem Sckreien und Brüllen »uter die geordn-ttn Züge zu mischen. Ai» da» begleitende Militair dir» nicht erlaubte, drängte da» Volk gewaltsam ei» und aus der Menge er« folgten Sleinwürfe gegen die Soldaten Ta» Militair lud schließlich die G> wehre und ging gegen die Macke» vor. Erst bann wurde die Ordnung wieder hergestellt. Ein Unglück ist zwar nicht vorgekommen, wäre aber unvermeidbar gewesen, wenn nach dem Laden aus der Menge noch die geringste Reizung erfolgt wäre. Weit ernster al» in Altkirch selbst: war-n die AnSichreitunge» in Illfurl, einer Bahnstation auf der Strecke Altkirch Mülhausen. Als ver Zug mit den Re« crulea hier aakao^ drängte die Volksmenge wild und schreiend
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