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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.11.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-11-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188811225
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18881122
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18881122
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-11
- Tag1888-11-22
- Monat1888-11
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.11.1888
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lios «rum köitnkc aükh der Credit von IS Millionen reducirt vrrde». Die Wcit'erberalhung wird alSvann aus Donnerstag »erlagt. (Wiederholt.) * Der StaatSsecretair de- Kriege-, Stanhope, erklärte am Dienstag im englischen Unterhause, c» seien egyplische Gruppen von der Grenze zurückgezogen, um die Garnison von Suakim zu verstärken; eS konnten daher 500 englische Sol daten zeitweilig nach Assuan gehe», um im Notbsalle bei der Lerthecdiqung der Grenze die srüheren Truppen zu unter- .stützen. ES sei nicht beabsichtigt, britische Truppen nach Suakim zu senden. Ferner «heilte Skanhope mit. eS seien mehrere tüchtige deutsche Arbeiter auS Solingen herangezoge» worden, um englische Arbeiter in der Sclimieduilg von Hieb und Stoßwaffen zu unterrichten. Die Kcnntniß dieses Fackcö sei in England säst ganz ausgestorbe». Die deutsche» Arbeiter würden bald in ihre Heimath zurückkebren. — Im Verlause der Debatte dcS Oberhauses erklärte Lord Salisbury weiter, daß die Negierung sich nur an die mit seinem (Salisbury s) Namen Unterzeichnete Mitteilung des Aus wärtigen Amtes an die deutsche Negierung gebunden erachte; er glaube nicht, daß daS deutsche Reich Operationen zu Lande beabsichtige; zur Theilnabme an solchen sei England jevensallS nickt verpflichtet. Die Blokadc sei gegen di« rebellischen ara bischen Sclavcnbändler gerichtet. Frankreich erkenne die Legalität dieser Position an; eine separate Action der Admirale der dabei betbeiliqten Mächte sei erwünscht und handcltcn 'die Admirale bereits auch dementsprechend. (Wiederholt.) * Die „Morning Post", ein Lord Salisbury nahe stehendes Blatt, schreibt, ankniipscnd an daS Eintreffen der .Kaiserin Friedrich in England, über dir Beziehungen Deutschlands und England-: „Nichts hat sich ereignet, waS im Geringsten de» Gedanken rechtfertigen kann, daß deutscher Einfluß weniger als früher für die Änsrechtbaltuug VeS Friedens arbeitet. Bon dem ersten Augenblick der Thron besteigung Kaiser Wilbelm'S II. wiesen wir darauf hin, daß gegenüber einer wesentlich militairiscben Nation ei» neues Haupt deS deutschen HeereS auch der militairischen Aussprache nicht entrathen könne. Und wen» die Worte eines jungen und feurigen Herrschers nicht aus denselben Klang gestimmt sein können, wie die eines Beterancn, der noch gegen den ersten Napoleon focht, so bat daS niemals uns der Meinung zugewendet. Kaiser Wilhelm H. denke im Enlscrntesten daran, die überlieferte Politik deS deutschen Reiches zu verlassen. Die Ereignisse baden gezeigt, daß diejenigen, welche diese Ansicht nicht theilten und in einer Mischung von Drohung unv Schmeichelei sich ergingen, vollständig aus dem Irrwege waren. Der Ton, in welchem die letzte Correspondcnz deS Auswärtigen Amtes abgesaßt war. leitet zu dem Glauben, daß die Beziehungen Englands und Deutschlands niemals bester waren, als sie jetzt sind. So lange diese dauern, giebt es keine bessere» Bürgschaften für vir Fortdauer de» Weltfriedens." Aus dem Sundesrathe. * Der BundeSrat h erthcilte i» der am IS. d. M. unter dem Vorsitze dcS Bicepräsivente» des StaalSininisteriumS, StaatssccrctairS deS Innern v. Bötticher, abgehallcnen Plenar sitzung den Entwürfen eines Gesetzes über die Feststellung deS ReichShauSbaltSetatS für 1889/90 und eines Gesetzes wegen Aufnahme einer Anleihe für Zwecke der Verwaltungen deS Reichsheere», der Marine und der Ncichöciseiibahnen die Zu> stimmung und genehmigte die EtatSentwürse der Marinever waltung, deS Auswärtigen Amte», dcS NeichSamteS VeS Innern und über die Reicböschulv zum NeichShauShaltSetat für 1889/90 und den Entwurf zum Besoldung«- und PensiouS- Etat der NeickSbankbeamten mit Aiisnabmc der Mitglieder deS ReichSbank-DircctoriumS für 1889. Von Seiten der Aus schüsse für Handel und Verkehr und für Zustizwcfen wurde Über den vom Reichstage in der Session von 1887 infolge von Anträgen der Abgeordneten Hitze und Lobre» beschlossenen Gesetzentwurf, betreffend Abänderungen und Ergänzungen der Gewerbeordnung vom 1. Juli 1883 (Arbeiterschutzgesetzgebuiig), sowie über die gleichzeitig vom Reichstage angenommenen beiden Resolutionen» betreffend die Beschränkung der Kinder arbeit außerhalb der Fabriken und die Veranstaltung einer Euquete wegen deS sogenannten NormalarbeitStageS. Bericht erstattet. ES wurde beschlossen, dem Gesetzentwurf nickt zuzustimmen und den erwähnten Resolutionen eine Folge nicht zu geben. Ebenfalls wurde die Zustimmung versagt dem vom Reichstage aus den Antrag der Abgeordneten Niebl, Ackermann und Gen. beschlossenen Entwurf eines Gesetzes wegen Abänderung der Gewerbeordnung (tz. lOOo), dem vom Reichstag in Folge von Anlrägen der Abgeordneten vr. Lieber und Hitze beschlossenen Entwurf eines Gesetzes wegen Ab änderung der Gewerbeordnung (SonnlagSarbcit) und den Beschluß deS Reichstags über die Petition eines verabschiedeten MilitairarzteS um Gewährung einer Invalidenpension. Auch einer Eingabe wegen Ausübung der Heilkunst im Umherziehen beschloß die Versammlung keine Folge zu geben. Dem An träge einer gemeinnützigen Ballgesellschaft, betreffend die Herabsetzung des Nennwcrthcö ihrer Acticn, wurde die Gc- nebinigiing ertheilt. Wegen Berufung von zwei weiteren Mitgliedern deS ReichS-VersichcrlingSanitS, sowie vpn je zwei Stellvertretern dieser Mitglieder auS den im tz. 49 des Ge seke» vom 5. Mai 1886 bczeichncten Personen wurde be schlossen, die erforderlichen Pcrsonalvorschläge emzubolen. Die Vorlage, betreffend die Statistik der Branntweinbrenne reien und der Branntiveinbesteucrlinq, wurde de» Ausschüssen für Zoll- und Slcuerwesen und für Handel und Verkehr zur Vorbcrathunz übergeben. Zur parlamentarischen Lage. KVL. Berlin, 20. November. Am 22. d. M. tritt der Reichstag ausS Ncue zusammen und zwar zu einer Tagung, die an Wichtigkeit der ihr obliegenden Ausgaben einen her vorragenden Platz einuehiucn wird. Zn, Vordergrund stehen, vorausgesetzt, Laß nicht etwa ein neue» Socialistcngesetz vor gelegt wird, nickt gerade Angelegenheiten von besonders aus rezenver Beschaffenheit. Die beiden großen Gesetzentwürfe über die AtterSversichernng unv die Reform de- Rechts der Erwerbs- »nd WirlhschastSgenossenschasten sind in ihren Einzelheiten so schwieriger technischer Natur, daß nach einer allgemeinen Aussprache über die Grundzüge langwierige, mühevolle Arbeiten in Commissionen nöthig sein werken, bis die Gesetze zu Stande kommen. Wir hoffen namentlich, daß dies mit dem großen socialpolitischen Gesetz, welches die Nesormgesetzgebung aus diesem Gebiet krönen soll, gelingt. Der Reichstag hat eine sehr große Mehrheit, be stehend aus den Eoiiiarvativeu, den Nationalllbrralcn und dem Eentriiiii, welche wiederholt daS ernstliche Streben bewiesen hat, die positive Sccialrcsorm mit allen Anstrengungen und allen Opfern zu fördern. Mau darf das Vertrauen haben, daß sie auch gegenüber jenem großen Gesetz sich bewähren und mit den Negierungen zn einer Verständigung gelangen wird. Je mehr dieser Reichstag gezwungen war. im Interesse der militairischen und finanziellen Befestigung des Reichs dem Volke schwere Opfer auszuerlegen, um so näher liegt auch die Pflicht rüstigen Fortschritte»» aus der Bahn einer humanen arbeilersreundlicben Reformgrsetzgebung. Die Anerkennung der Segnungen dieser Gesetzgebung wird sich schließlich doch durch de» noch vielfach vorhandenen Übeln Willen nicht vushaltcn lassen und zur Herstellung und Sicke rung dcS socialen Friedens beitragen. Im klebrigen läßt sich der dem Reichstag zusaller.de GelckästSkreiS noch wenig über sehen. Zunächst wird die R-ichtvertrctung sich mit der Etatbcrakyung zu beschäftigen haben, weiche wobl in diesem Jahr zu manchen interessanten unv auch lebhaften Erörte rungen Anlaß bieten dürste. Wir erinnern nur an die c-lonialpolNischei, Anliegen, die ja gegenwärtig die allgemeine Lusmerksamkeil ganz besonder» aus sich ziehen müssen, sowie « d>, vorausflchtlich wieder «mstretendr» militairischen Forderungen, welche Anlaß zur Beleuchtung der europäischen Lage geben könne». Möge die Arbeit deS Reichstages auch in dieser Session eine segensreiche und sruchlbare sein! Mariue. * Kiel, 20. November. Ter Kreuzer .Schwalbe" hat in vergangener Nackt die Reise nach Zanzibar angetrele». Kiet. 20. Noveinber. Indienststellung tcs AvisoS ostasrikanischen Küste verfügt. Wie verlautet, ist die schleunige „Blitz" sürEdie Blokade der Schulgeschwader. Slosch - (Flaggschiff), * Berlin. 20. November. DaS bestehend auS 2. Ni Kreuzersrcgatlen „Charlotte". „Gneisenau" und ..Mottle", Gejchivaterchej Eonlrc-Adniiral Hollmann, ist am 19. November er. in Fiume cuigelross'n und beabsichligt, am 23. t. MtS. wieded in See zu gehen. Gras Holl * Fiume, 20. November. Der Gouverneur Zichy erwiderte den Besuch deS Contr.'-Admirals mann an Bord des „Stosck" und wurde mit den üblichen Salutschüssen cmpsangen. Später erwiderten der Bürger meister und die »lilitairische» Eomiiiandaiiten die Besuche d.S deutschen Geschwaterchess. Alle wi'.iden mit gewinnender Zuvorkommenheit begrüßt. Dir hiesige deutsche Colonie überreichte dem Contreadmiral ein prachtvolles Albuin mit den schönsten Aust bien von der Ningebung von Fiume. Heut: Abend giebt der Gouverneur ein Ealadiucr. Mlitlmisches. * Wie verlautet, ist die Einrichtung zweier weiterer Militair-Briestauhenskationen in Aussicht genommen, durch welche das geplante Brieftaube»»?!) an den Grenzen zum Abschluß gelang.'» würde. Tw hierzu »olbwenvige Summe soll bercils im Etat pro 1889/90 in Ansatz ge bracht sein. ' Einem soeben erich-neue" sranzöiischcn Merke: „v'-tätillerie ' actuello en b'raiics er ü I'L:>.mxer" (Paris 1889) cnlminn» die ..Post" einige Einzelheiten, die vou größrem Interesse sein dürsten. Danach hat die Feld-Artillerie n> ihrer Munitions-Auerüstung fast nur Shrapncls (die sogenannte» olniz ä niitraille). außerdci» wenige Kartätschen. Bei de» schweren Feldgeschützen (90 mm) wird die Melinit-Granale als zur Ausrnstung gehörig erwähnt, ohne daß die geringste Einzelheit beigciügt wäre. Unseres WifienS ist über die Einsübrung von Melinit-Grmialcn bei der Feld- Artillerie bisher nicht» in die O.ssentiicbkcit gedrungen, es würde damit c»e im klebrige» fehlende Mittung g-g-n wid-rstands. fähige Fiele wird r ermöglicht und zwar in eine»! Grade, wie ihn keine andere Feld-Artillerie besitz!, abgesehen von den öfter berührten > Mängeln des Melinits im klebrigen. — Das gegenwärtige Shrapnel, obus ä mitrailio genannt (nn Gegensatz zn de,» ausgeichiedeiien cidus ä dalles, daS viel unvollkouiniencr war), wurde vor längerer Feit von uns eingehend geschildert. Wir wiederholen nur, daß die seitliche Hülle des Geschosses au) Stahl gefertigt ist, um eine» vergrößerten inneren Raum zn erhalten, die Spitz', in welcher sich die Svrengladung befindet, wie gewöänlich ans Guß: sei» besteht. Die Füllung combinirt die Eonstructionsverläilnisse der Ringgranate mit derjenigen des Shrapnel-. Der Funder hat di- dopp-lte Wirkung, ähnlich wie die nach der »rnlich besprochen'» osfieiellen Wiffenlchre sür einen Tlicil unserer Mörser >md kurzen Kanonen eiiigesükrten Funder. Die Shrapncls der schwere» Feldgeschütze wiegen 8.17, diejenigen der leichten und der Gebirgs.Ge'chutz: 6.28 liig. — Der Preis eines schweren FeltgrschützrohrcS wird im obcu citir- ten Werke ans 3850, derjenige eines lc chlen aus 3400, eines Ge- birgSgeschützrohrcS aus 1700 Francs angcgebeu. Der UcbersM ans die Aftika-Neisenden Lliuilllmn und Meiser. * Bon dcm österreichischen Afrika-Reisenden Or. Oskar Bau man», der bek-»»tlich mit dem deutschen Asrika-Rciscndeu I)r. HanS Meyer von Zanzibar auS eine Expedition ins Innere dcS ostasrikanischen Küsten landes uiilernoniinen halte, sind am 19. d. M. in Wien zwei an seine Eltern gerichtete Briese eiliqetrosfen, in deren zweitem Vr. Banmanii den verräthersschen Uebersall schildert, durch welchen er und vr. Meyer in der Näh: deS Küsten- orlcS Pangani in Lebensgefahr und Gesaugensche.st gerictbc», auS der sie erst durch die Vermittlung eines Indiers befr:it worden sind. Beide Briese vr. Banmann'S sind der „Neuen Frei-n Presse" von dessen Vater sreundlichst zur Verfügung gestellt worden, und wir lassen den Wortlaut derselbe» nach stehend folgen: Masinde (UsamLara), 29. Scplember 1888. Es ist mir gelungen» mit meinem Gefährten vr. Haus Meyer das Bcrgland von Ujambara aus völlig »euer, vou Weiße» nie begangencr Route zu durchguereu. Das Gebirge er hebt sich bis zu 2000 Metern und ist Iheils mit dichtem Urwalde bedeckt, thcils grasiges Campiuenlaud. Wir ciiideckteu einige größere Thaliiiuldcn. in welchen die Dörfer der Emgel orenen verstreut liegen. Manche Ortschaften, die von feindliche,, Nachbarn bedroht werden, sind jedoch hoch allstem Berakimine aus steilen Felieu errichtet und mit starken Balkenzäuncn befestigt. Die Eingeborenen, Len, Stamme der Waschamba ungehörig. einpfiiigcii uns sreundlich und bereiteten unserem Durchzuge keine Hindernisse. Dagegen halten wir mit große» Terrainschwierigkcitcu zu kämpfen, da die schlechien Bcrzpfade für die Träger nur schwer gangbar waren. Ich konnte eine brauchbare Karte des durchreisten Gebietes verstellen, .während es Meyer gelang, eine Anzahl Photographien auszunehmcn. Am 20. September in Mbar amu, am Nordende von Usam- baro, anqelangi, stiegen wir in die Ebene hinab und verfolgten durch die höchst trostlose, wasserarme Njcka-Steppe unseren Weg nach Gandja im Pare-Gebirge. Wir hoffte», dorr unsere Hauptkarawane (140 Mann), die de» Pangani-Fluß entlang gezogen war. zu treffen. Leider war dies nicht der Fall; die Leute waren, wie wir hörten, in Masiiide, dem Wohnsitze des Ujambara-Künigs Scmbodja, zurück gehalten worden. Wir zogen nun »i starken Märschen durch meist wüslcnähnliches Gebiet noch diesem Orte. Aus dieser Reite enl- liesen vou unseren 60 Leute» nicht weniger als 54, darunter Privaldiener und alle Soldaten. Wir konnten jedoch Eingeborene veranlassen, unsere Lasten bis Masinde zn tragen. Dokisclbst landen wir, daß sämmtliche 140 Leute entlausen wäre». Ihre Lasten hatte Sembodja in Verwahrung genommeu und stellte sie uuS unversehrt zurück. Eia Brief deS obgesetzlcn Dali von Pan- gaui war mit Veranlassung sür die Dejerttou der Zanzibar,»». Sembodja, der sich io der ganzen Angelegenheit sehr gut bciiommen Hot, erklärte sich sofort bereit, uns für mehrere Tagreisen der Küste zu mit Träger» zu versehen. Wir wollen jedoch vorerst die Er forschung von Usambara vollenden und mit Leuten Sembodja's eine mehrtägige Gcbirgstour machen. Nach deren Vollendung wollen wir mit unserem Privatgepäck und eingeborene» Trägern nach der Küste zurücklehrcn und eme neue Karawane anw.rben. Zanzibar, 24. Lctobcr 1883. Wie auS meinem letzte» Schreiben hervorging, wurden wir in Sembodja's Dorf Masinde von unseren sänmillich:» Trägern (200) verlassen. Obwohl wir nur mehr sünf Mann bei uns hatten, wollten wir doch unbedingt die Erforschung des Usaiubara-Gebirges abschließen. W:r zogen nach den» hochgelegenen Hauplorte desselben, uga. und durch den prächtigen, völlig unbekannten Wcidedistrict Kwambugu »ach Mlolo, wo wir den sür uns jo wichtigen An schluß an unsere srühere Route erreichten. Mit topographischem und sonstigem wisseuschastlichen MalcruU kehrten wir nach Masinde zurück. Dortselbst fanden wir Sembodja's Benehmca sehr geändert, er benahm sich äußerst anmaßend und unfreundlich und erklärte un», keinen eiuzigen Träger geben zu können. Als Grund führte er an. abermals einen Brief des Vali (Gouverneur) von Paagaui be kommen zu haben, der ihm diesbezüglich Besehle brachte. Hier sei erwähnt, daß Sembodja zn den Cüess gehört, mit welchen die Agenten der Deutiche» ostasrikanischen Gesellschaft Schutz vertrüge abgeschlossen haben wollen. Sembodja, dem wir dies vorhielten, fand unsere Beh.iuvluug einfach lächerlich, gar keiner Aniwort werth. und erklärte, ein getreuer Unterlhan de« Sultans vou Zauzibar zu sei», dessen Flagge er bet jeder Gelegen- heil führte. Ich will gleich vorousschicken. daß Sembodja's Angabe, an» gegenüber uur Besehle de« Sultan« «»«zusührei». riae völlig un richtige war. Un« war nämlich im Inner» ganz «obekouut ge blieben, daß im ganze» Küstengebiete von Waag» bi« Mozambique der Aufruhr tobte. Derselbe war thell« durch de» Regier»»g«wechsei dt» Urberna die Dcut'che ossasrikanische Gesellschatt veranlaßt worden. In Pan- gani hatte ein kütner arabischer Bandensührer. Auschiri bi» Sali in, die Macht a» sich gerissen, die Enroväer in Pongau, selbst und aus den deutschen Plantagen Lewa und Mbueui ausgeplündert und vertrieben. Dieser Mann, dem gegenüber der Euliau völlig machtlos war und ist, hatte nun wochenlang planmäßig daran ge arbeitet, unsere Expedition zum Scheitern zu dringe» und uns selbst in seine Hände zn bekommen. Er halte Sembodja veranlaßt, unsere Träger zur Flucht zu bringen; er gab ihm weiter den Auftrag, uns keine Träger zu geäen. Wir, die wir von diesen Vo-gängcn gar keine Ahnung hatten, mußten nun unsere ganze Ausrüstung, zwcihu.iLert Lasten, zurück- lassen und das Allei iiölhi.zst', sowie Inllrumenle und Sammlungen aus unsere liins Esel packen. Ja Gcwalimärschcn eilten wir der Küste zu. Im Torsi Tara wo »da erfuhren wir, daß summt. Iich: Weiße LaS Pangani-Gebiet verlassen Kälten, und janden einen anscheinend sehr freundlichen uno gut ansiekende» allen Suahili, der sich bereit erklärte. u»S sicher nach der Küste zu geleiten. Unweit der verlassenen deutschen Tabakssarm Lewa «rasen wir mit einer Bunde von etwa 30 bewaffneten Negern zu sammen, die zweiselloS pestohlene europäische Kleid Iruzen und völlig den Eindruck von Räubern machten. Sie »Härten sich als Soldaten des Lali und benahmen sich sehr freundlich und »nvorkaniniend. Aus der vcrlasjeiien Farm Lewa steht der Tabak prachtvoll, und Jedein muß taS Herz bluten, daß diele vrächiigc »rstc Ernte nun so elend verkommen muß. Zn Pongue ain Paiigaii!- stnß, etwa süns Stunden von der Küste, hoffrcn wir ein Boot unseres indischen Agenten Sewn Hadschi zn finden. Doch war dies nicht der Fall, und dis „Val -Soldaten" forderten uns sreundlich aus, nach einer nahen Sckiumba (Farm) zu kommen, wo reichlich: Nahrung und ein Boot sür u»S bereit seien. Da wir keinen anderen Aus weg sahen, so solgten wir ihnen auch wirklich nach der Mundo- Echamla. wo »ns ein gutes Essen gebracht wurde und Alle» sich höchst liebenswürdig zeigte, so daß wir bercils zu glauben ansingea. die Leute seien uns wirklich vom Vali (Gouverneur) cnlgcgengcichickt worden. Besonder» ein Mann, der vier Jahre mit Stanleti am Eonao gewesen und mit dem ich m-ch in der Eongosprachc und dem in West-Afrika gangbaren Neger Englisch verständigen konnte, be stürkie uns in dieser Meinung. Als w.r daun, ziemlich beruhigt, nach der Mahlzeit aus das Boot warteten und der Mond eben ausging, gab plötzlich der A» sührcr den Leute» ein Zeichen, und wir sühlleu uns von hinten ergriffe». An Widerstand war nicht zu d:nk«», da wohl zehn Leute über Jede» ro» uns herfielen. Ti: Räuber schlugen sich iörmlich um unser Ligeulhin». Die Kleider wurden uuS vom Leibe gerissen, ich erhielt Faust schlage ins Ge sich! und Keule»hiebe aus den Hinterkops, so daß ich von Blut überströmt war. Dann wurden uns schwere Halsringe angelegl und durch eine mächtige Kelle verbunden. Außerdem de kam ich ein Fußeisen und Men er wurde mit Stricken a» den Armen gesrffclt. Dan» brachte man unS in Len dunklen Raum einer Hülle. Die ganze Nacht und den nächste» Tag mußten wir, belastet mit Ketten und in völliger Ungewißheit über unser Schicksal, daselbst zubriiigen. Eine einzige gutniü'.hige Negerin brachte uns Nahrung. Endlich am Morgen dcS zweiten Tages, noch vor Tagesanbruch, hörten wir Lärm, und eme Schaar schwer bewrffneier, finster blickender Araber trat ia den schwach beleuchtete» Raum unseres Gesängnisses. Ich muß gestehen, daß ich mein Ende nicht mehr fern glaubte, und erst als ich einen Indier unter de» Lernen be incrkkc. gewann ich meine Fassung wieder. Denn diese schlauen Geschäfts-'«»!- betheilige» sich grundsätzlich nie an G-waliidalen. Tc.i lbe theilte uns Mit, daß wir in de» Hände» des Arabers Vlischiri bi» Salim leien und verlangt: von Dr. Meyer, der ja die Kasteit unicrer Expedition trägt, ein Löseg-ld von 10 000 Rupien, die er ihm gegen 25 Prorei t Zmien sofort leihen wollte. Im Falle der Nmitaniiahm- sollten wir sofort ermordet werden. An dem Ernst der Sache war wohl nicht zu zwciseln, und so dbeb Or. Mrviw nichts vorig, als c ncn Bon jür die verlangte 2 um nie zu unterzeichnen. Gleich darauf erschien Buichiri, ein schon greiser, vnlcrietzirr Mann mit durchdringendem Blicke, löste unicre Fesseln und hieß uns nach arabischer Art als seine Gäste willkommen. Auch ließ er uns einige unserer Koffer zurückstellen, ditz jedoch io gut wie leer wäre». LaS Schmei zlichste sür uns war d:r Verlust in einergenauen Ausnahmen des Usambara-Gebirges, ferner säst aller Sammlungen und Instrumente. Da diese Gegenstände sür Neger jedoch ganz werthios sind, so haben wir gegründete Hoffnung, daß c-s den, schlauen Indier, de» wir damit bcaufiraglen, gelingen werde. Manches wieder eiiizulöien. Am Nachm »tag desselben Tage« brachte man uns nach Pangani, wo der Aufruhr wild tobt. Alles in Wessen stauet und Araber und Negerlruppea imt wüstem Glsch-.ci durch d-e Sllraßen ziehen. Nach einigen angstvollen Stunden >in Hanse Anschin's, wo die emnörerisch-n Araber eine stürmische Be raii.uug abb>cl!cn. ciilkamcii wir in das Haus des JndierS Abdel Kcrim. Dort besuchte uns auch dcr Vali, und am nächsten Morgen wurden wie dcm Abgesandten des Sultans Seid Ha in cd bi» Moli am cd vorgesiellk. Beide suchten ihre großen Verdienste um unsere Bej-ciung ins rechte Licht z» stellen, haben aber in Wirklichkeit nichts säe uns gctiian. Zahlreiche Briese des deutschen und öistkr-.eichi!ch!N Consuls i» Zanzibar sonne dev Sultans regiernng an unS wurden natürlich von Buichiri ausgcsangen. Unsere Somali-Diener, die bei dem Uebersalle sortgclause.i waren, sandin wir liier wieder. Völlig sicher suhlten '.vir uns jedoch erst an Bord des Sultandainpsers „Barowa", dcr im Hofen von Pangani lag »no dessen Lcuijcher Cap-tain Elion und seine liebenswürdige Gattin uns. da wir ausgevlündert und sehr erschöpft an Bord kamen, die hrrzlichste Ausnahme gewährten. In Pangani batte ich ein Schreiben des Vertreters des öster reichische» Conlulats in Zanzibar, Herrn O'Swald, gesunde», in welchem derselbe mir niittbeilte, daß ein Aries des Sultans an de» Häiipiling Sembodja in meinem Interesse abgegangen sei. Obwohl derselbe von Buichiri auiqesangen wurde und nur keinen Nutzen brach!«, bin ich Herrn O'Lwaiv doch sehr zu Tank vcrvsl chtel. In Zanzibar glücklich ongelangt, landen wir die Berichte des Capitains der „Barawa" völlig bcsläliqt. Alle Stationen der Ost afri kanischen Gesellschaft sind ouigelvst, nur in Bagamojo und Dar-er-Salam haben sich di: Europäer verschanzt und halten sich durch den Schutz eines Kricgajchiffes gesichert. Alle andere» Deutschen sliich'cten sich nur mit große» Schwierigkeiten und meist nur mit Verlust ihres sämmtlich-n Eigcntdnms. Von Stanley fehlen hier alle Nachrichten, doch soll ei» Aufruhr an den Seen Jnner- Asrikas loben. Vr. Oskar Bauinann. Zanzibar, 23. Octoücr 1883. Schon vor dcm Eintreffen der voranstcl,enden beiden Briese haben die Eltern I)r. Baumann's ein Telegramm erhalten, worin derselb: meldete, daß er und vr. Meyer am 3. d. mit einem sranzösischen Dampfer von Zanzibar aus die Heimreise nach Europa angetrete» staben, so daß seine Ankunft in Wien in den ersten Tagen des D-cember zu erwarten «st. Sachsen. > t» Zoizldcir, thell« durch * Leipzig, 21. November. Er wird Denjenigen, welche sich für da« in der Eieouienstraße hier gelegene, am 1. Juli b. I. erössuele Homöopathische Krankenhaus inter- essiren, zur G«„ugth»ung gereichen, zu hören, daß die Zahl der daselbst H lse suchenden Kranken in zwar langsamem, aber doch stetigem Wachsen begriffen ist. Namentlich sind die Zimmer zweiter Classe säst stets besetzt gewesen, und die Vcr Wallung hat bei der starken Nachsrage gerade nach dieser Elaste daraus Bedacht nehmen müssen, die Zahl Vieser Zimmer allmälig zu vergrößern. Wenn dieses Krankenhaus, wie jedes i cuc Unternehmen, in seinen Anfängen auch mit mancherlei Schwierigkeiten zu kämvsen bat, so «st doch gegründete Aussicht vorhanden, daß e» gedeihen unv den von den Gründern beabsichtigten Zweck erfüllen wird. Zu diesen Hoffnungen berechtigt namentlich die umsichtige Verwaltung von Seiten der bewährten Schwestern au- dem Diakonissen hause zu Bielefeld, sowie die auS ganz Deutschland von zahlreichen Anbängern der Homöopathie für den Betriebsfonds garanlirtcn Jahresbeiträge. Letzterer wird allerdings noch einer kleinen Ausbesserung bedürfen, und die Verwaltung des KrankenstauscS wird deshalb, wie wir hören, mit einer öffent lichen Bitte an die bemittelten Bewohner Leipzig», die bisher noch nickt sür dieses gemeinnützige Werk in Anspruch ge nommen worden sind, herantrcten, wie auch Jene, welche die Bewohner diese» Krankenhauses mit der entsprechende» Lectüre versehen wollen, um Zuwendung von guten Büchern ersuchen, denn eine belletristische Bibliothek setzlt dem Spital jetzt noch. — Man wird sich erinnern, daß bei Anlage der neuen Streckt de« Fluthcanal«, welcher de» Schleuß,ger Weg , , , durckschaeidet, HLu«liche Gerätbschaitin «»«gegraben /hm» de« gollregtn«« «. dnrch * wurden. di« »hu« Zweisel von den Ureinwohner» de« Laude« hersiammten. Wir wissen, daß diese in genannter Gegend eine Ansiedelung batten, die Lausig! hieß und noch zu Ende deS 13. Jahrhunderts als Dorf vorhanden war. Mulh- maßlich haben die Fundgegcnstänbe den Bewohnern dieser Ansiedelung cmgehört. Unter de» Gegenständen befand sich auch eine wohlerhaltene Sichel aus Bronze. Bemerkenswert!- ist nun, daß dieser Tage ein kleiner Wetzstein aufgesundc» wurde, wie er zur Schärfung der Sensen und Sicheln dient, an dem noch Spuren dcr Benutzung sichtbar sind. Er be steht auS grauem Thonschieser. ist l2cm lang, von 1>/, bis 2cm breit und 4mm stark unv hat am Griff dieselbe Form wie die gedacht« Bronzesichel. - Wir erkalte» folgende Zuschrift: An die verchrliche Redaclion deS „Leipziger Tageblattes" in Leipzig. Nach einem in der heutigen Nummer Ihres geschätzten Blattes enthalten:» Artikel ans Connewitz könnte es scheinen, als ob hier in Bezug ans die, welche sich selbst das Lebe» genommen habe», bestimm! sei: „Die Selbstmörder sind in de» abgelegensten Winkel des Friedhofs zu beerdigen." Es heißt aber i>» der Gottesacker- und Begräbniß-Ordnung sür die Gemeinde Connewitz vom 1. Mai 1883 unter 6, 8. 6 wörtlich: .. .„Selbst. Mörder, welche in nacvweiSbar unzurechnungSsähigem Zustande sich das Leben genommen haben, dürfen nach jeder von ihren Angehörige» gesoroeric» Begrübnißart begraben werden. Bei der Beerdigung irev.nilicher Selbstmörder aber aus dem Begräbnißvlatz 2 fällt jede Feierlichkeit weg; jedoch ist der Pfarrer auch bei dies:» Beerdigungen zugegen und i» der sür den einzelne» Fall geeignelen Weise thälig." Tie Zweckmäßigkeit dieser Bestimmungen in neuerdings von sehr verschiedenen Seiten ongesochten worden. Im hiesigen Kirchcn- vvrstande aber, der hier zugleich die Gotlcsackerverwalluag sühn, haben Abänderungs-Vorschläge zur Zeit nicht die erforderliche Sttnimeiimehrhelt gesunden. Das ist der Stand dcr Sache, von dem ich Si: gefälligst Kcnntniß zu nehmen bitte. Connewitz, am 20. November 1838. Hochachtungsvoll M. Hasse, L. Wir bemerken zu dem Vorstehenden. daß wir bercils in dcr gestrigen Nummer des BlaltcS (326 vom 21. v. M.) den betrcsfenven, von Herrn Pastor Hasse citirlcn Paragraphen der Gottesacker- unv Begräbniß-Ordnung sür die Gemeinde Eonnewitz wörtlich wiedcrgegebcn Hatzen. Die Redaclion dcS „Leipziger TagcblaltcS". * VolkmarSvors, 21. Ncvember. In seiner gestrigen Sitzung beschloß unser Ecnieindcratb, daß daS bisher be standene Melvewcsen nach dem ZeNelsystem umgewandeit werde. — Die GemeindcrathSwablen sür die Angesessene!', und die klnangesessenen finden am kommenden 12. und 13. Tcce»>bcr hicrselbst statt» uns liegen die Listen vom 22. November c>» 1-1 Tage lang auS. — Lctztvcrgangencn Soiinicig hat sich hier rin 15 jähriger Schrislsetzerlebrliug erhängt. — Gestern wurde in der Commove einer Dicnsi- magd hicrselbst der Leichnam eines neugeborenen Kindes gesund:». Von diesem Thatbestande ist der königl. Staats anwaltschaft Mittbeilnng gemacht worbe» und wird die an- gestcllte Untersuchung zu ergeben haben, ob hier ein Verbrechen vorlicgt oder nicht. ** BorSdorf. 21. November. Tie große hier unmittel bar an dcr Bahn belegcne Schneidemühlencmlage von Bäßler L Bomnitz, wohl eine der umfangreichsten i» ganz Deutsch land, ist nun soweit gediehen, daß am letzten Sonnabend da» Richtfest vollzogen werten konnte, wobei die Arbeiter ans das Beste vom Bauherrn, Herrn Gnüchtel. bewirtbel wurden. Die Ingenieure, Architekten und Baumeister, sowie daS Beamteu- pcrsonal dcS Herrn Gnüchtel unv mehrere eingeladene Herren begingen den Richtschmaus in solennster Weise in Leipzig. Die ganz- Schneidemühlenanlage, welche sür das WachSthuin uilsereS OrteS von großer Bedeutung ist, dürfte zu Ostern in Betrieb gesetzt werden. Ebcmnitz, 20. November. Bei den heut« stattgesundenen E r g ä » z u ii g ö w a b l e >, zum Stadlverordneten- colleginm gaben von 7425 Stimmberechtigten 3600 ihre Stimmen ab. und zwar im ersten Wahlbezirk von 425l Stimmberechtigten 2137 und im zweiten Wahlbezirk von 3174 Stimmberechtigten 1463 Wähler. Bei den gleichen Wahlen im Vorjahre wurden von 7138 Stimmberechtigte» (4083 im ersten und 3055 im zweiten Wahlbezirk) 2520 Stimmen (1490 im ersten und 1030 Stimmen im zweiten Wahlbezirke) abgegeben. — lieber die Leichenfeier snr den verstorbenen Erb prinzen Victor von Sckönburq-Waldenburg be- richlst die Berliner „Post" vom Dienstag: Di: Leichcnseier sür den verstorbenen Erbprinzen Victor von Schönburq-Waldcnburg fand gestern Mittag 1 Uhr im Trauerklmic in Potsdam statt. Der mit Blumen und Palme > und mit den Insignien der iiiilitairischen Charge deS Verstorbenen ganz überdeckte Sarg stand in dcr offene» Ttmr des nach einer Tr-ppenesttade gehenden Garlcnsalous. An der Seite desselben standen Posten d:S Leib-Gardehusaren-RegimentS. Uin die nach dem Garten gehende Freitreppe reihte sich die Trauerverjammluag, di: im Garten Aufstellung genommen hatte. Se. Majestät der Kaiser hatte zu seiner Vertretung den Flügel-Adjutanten Oberst- Lieutenant Frlirn. v. Bissing entsandt. An der Treppe stand die tieslraucriide Mutter, Fürstin zu Schö iburg-Waldenburg, begleitet von Frau von Quelseld und den Prinzen Sigismund und Friedrich von Schönburg-Waldenburg, sowie dem Vetter des verstorbenen Erb prinzen, dem im Leib-Gardedusaren-Negiment stehenden Prinzen Heinrich von Schönburg-Waldcndurg. An der Spitze des Osficicr- corps des Leib-Gardeliusoren-Regiments war der lCommandeur Oberst-Lieutenant von Goitberg erschienen. Die übrige Trauerver- sammlung, unter ihr Seine königliche Hoheit Prinz Friedrich Leopold, bestand aus Osficicren der Garnisonen Potsdam und Berlin. Weiter im Garte» waren die Mannschaften der Schwadron deS Dahin- geschiedenen zu Fuß ausgestellt, dann die zwei Schwadronen zu Pferde, welche die Leichen-Parade machten. Die Feier begann mit dem vom Trompetercorps geblasenen „JesuS meine Zuvcrsich:", dann sprach Larnisonprediger v. Rogge, oben am Sorge stehend, über die Texttvorte: „Selig sind, die reine« Herzens find, denn sie werden Gott schauen." Als die Leiche eingesegnet war, wurde der Sarg die Gartentreppe herab von Mann schaften dcS Regiments getragen. Beim Erscheinen des Sarges gal» daS Trompetercorps die Honneurs, oben auf der Treppe er schien, lies in Trauer, die Wittwe, um mit einem letzten Blicke den Ausgang des dahingeschiedeuen Gemahls zu begleiten. Dann setzte sich der Leichenconduct ia Bewegung. Voran die Leichenparade, dann die Dienerschaft deS HauscS, der Regiments-Adjutant v. Chelius, die Orden des Verstorbenen tragend, der von vier schwarz behaoaeneu Pserdea gezogene Leichenwagen mit der Last und Pracht seiner Kränze; die Palmen wurden vou den Mannschaften, die den Leichenwagen begleiteten, getragen. Hinter dem Leichenwagen wurde daS Leibpferd geführt. Dann folgten die männlichen Mitglieder der Fürstlich Schöoburg-Waldenburger Familie, in ihrer Mitte der Vertreter des Kaiser«; diesen schloß sich die übrige Trauerverfammlung an, die Mannschaften der Schwadron des dahmgeschiedenen Erbvrinzen zu Fuß schlossen das Trauergeleitc. Co bewegte sich der Zug durch die Behlertstraßc, Neue Köaigstraßc, Berliner Thor, am Schlosse vorbei noch dem Bahnhose, wo der Sarg ia den bereit gehaltenen Wagen gehoben wurde, um nach Schloß Waldenburg und von da in die Familiengruft über führt zu werden. Die Beisetzung wird am Donnerstag staltfinden und daS Osficiercorps des Leid-Gardchusaren-RegimeutS zum größte.i Theile dabei vertreten sei». * Crimmitschau, 20. November. Da» hiesige Stabt- verorvnetencollegiuni trat in seiner letzten Sitzung in die Beralhung de» HanShaltplaneS sür da» Iabr 1889 ein und wurde in dieser Sitzung die Summe von 1900 -«k ans geworfen zinn Bau einer Pleißennsermauer ans dem Nrn- markl. Nach Ausführung dieser Mauer würde allerdings dieser Platz, aus welchem IahrmarktSzeiten der Leipziger Rcs>- platz im Kleinen zu sehen ist. bedeutend an Schönheit und Werth gewinnen. — Zur Untersuchung der Schweine sind jetzt infolge der hohen Ministerialversügung sür den Bezirk der hiesigen Stadt acht Trichine »schau er verpflichtet. — Die hier bestehende Bäckcrinnung ist einem Beschlüsse deS sämmtliche hiesige Innungen umsassenden Ausschusses bci- gelreten, wonach sür die Lehrlinge dieser Innungen eine Fack - nnd Fortbildungsschule errichtet werden soll. Fachunterricht rrtbeilt wöchentlich regelmäßig ihren Lehrlingen und Gehilfen die Barbier- und Friseur-Innung bereit« seit längerer Zeit. — Gestern wurde aus einem hiesigen Zimmeeplatzei« 17jädriger Lehrling tödtlich verletzt» iadem derselbe beim Nvladen von
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