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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.11.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-11-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188811234
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18881123
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18881123
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-11
- Tag1888-11-23
- Monat1888-11
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.11.1888
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7tt» lich und unleugbar der Grundsatz des Geschäft- dem scheinbar so berechtigten Neuleaux'jche» „billig und schlecht" ganz entschieden ein „gediegen und doch billig" entgegensetzt. Bei diesen kleineren echten Bronzen handelt eS sich durch. gehends uni schöne, tadellose Wiedergaben plastischer, von hervor ragenden Bilddauern modellirter und in ersten Gießereien aus- »elührter Kunstwerke. Wie prächtig wirken die Bronzebüstchen des Dann-cker'schen „Schiller", des „Goethe" nach O Gladenbeck, deS „Beethoven" und des „Mozart" nach Professor Hagen. Nicht mider reizvollen Schmuck gewähren zahlreiche Bronze-Sia- tnittcken, wie der Otto Geyer'sche „Amor mit der Schildkröte" und der Uhlniann'sche „mit der Ve lchenvase". Schneidig im Entwurf und von entzückender Wirkung sind die Felix Goerliiig'schen „Bade- typen a»Z T/ouville", eia „Männlein" und ein „Fräulein", die sich beide mit unnachahmlicher Pariser „Oommc-it-taulie' >» ihrem Badccostume bewegen. Auch die beiden Eberlein'schen Sache», das ..Blumenmädchen" und die „Blumenspenderin". sind graziöse Pracht- stückchen. Wirklich voetisch empsunden ist Carl Schlüter's „caprischcS Mädchen", ein allerliebstes Gcnrestückchen der kleine „Dndklsack- pseiscr" von Kabelt und ein wundervolles Frauenbild die „Eva" von Schweinitz, wahrhaftige Meisterstücke sind das „Mädchen mit Schmetterling" und das „mit der Taube" von Professor E> ck?, so wie die „Pkryue vor den Richtern" (natürlich ohne die Richter), von Prosessor LegaS. Auch eine tadellose Miuiaiurwicdergabe der Venus von Melos schließt sich hier an. Ganz eigenartig sein empsunden und doch von ungemein dekorativem Wurfe sind die Schöpfungen von Varillot, ein allerliebstes kleines Bronze- Volk, so seien eine Vanherme liebkosende „Nymphe", ebenso die fledermausflügelige „Psyche mit der Panpfeise" und die schmetter. lingsflügelige „mit der phrygischc» Doppelflöte", eine Anzahl volksthümlich gewordener, trefflich verkörperter Gestalten aus deut schen Dichtungen, wie ein „Rattenfänger", ein „Trompeter von Säckingen", ein „wilder Jäger" und ein „Wilhelm Tell", ferner ein stattlicher, malerijcher „Landsknecht", mit langer Partisane Wacbe haltend, ein munter eoncertirendcr „Pufferaro" und ein Gaben heischender „Savoyardenknabe mit Aeffchen'. Auch von Krasst sind ein Paar ähnliche Typen, ein kleiner „MauSsalleujunge" und ein „Schusterbube", äußerst nett behandelt worden. Zur Abwechselung begegnet man dann wieder einer ans ihr Lolrerbttl gestreckte» „Messalina", reizenden nackte» Putten mit Dopvelslüte und Hand- »rdnimel von Jsslaas, zwei flott modcllirten, aiitiklsirenden Barock» figürchen ans hübschem Barocksuß. „Tag" und „Nacht" alleqoriyrcno» terncr als unvtrglcichlichem Schmuck eines Salontisch^s einer ebenfalls barock gebastenen, von zierlicher korinthischer Marmor säule »nt Bronzecapitäl getragenen „Diana". Zwei reizende Nivpesbronzcn »ach llllmann sind eine kleine roienspeubcude „Psyche" und das Gegenstück dazu ein briesübrrbringendeS „Ainorchen", beide von einer Schönheit der Patinirnng, wie sie Barbrdirnne selbst nicht brss-r erzeugt. Prächtig sind auch ein „Bacchant" von G. Roth, eine Trmkicha.e i» der Rechten und eine traub-nichwere Rrbe über dle Schulter, sowie ein paar elegante s'-anzösisMe Rococoiypru: „Marquis" und „Marquise" von Schicvclkainp. Hieran ichlicßci, sich noch verschiedene hübsche Renn- und RuLersporlsigürchen von trefflicher Erfindung. Ein Stück, was sich dauernd in Gunst erhält, ist da; schöne, mit einer Pniisigur bekrönte Bronzeschreibzeug nach Benvenuio Eellini. Hierbei möge zugleich noch aus einige neuere Sache» der Art hm- gewiese» sein: cm Schreibzeug mit zierlicher, von eine,» Pults ge- haltener Rococo-Vasc alS Tintenfaß, und ein von Amoretten ge« lragcnes, in weißem Poiz-llan mit reicher Nococo-Bronzemontirung, ebenso von reizenden Pulten getragene Leuchterch?» und eine von Bronzc-Puttcn getrogene Base aus dem modisch königsblauen, reich decorirtcu Porzellan, eine große, von bronzenem Paiusk und Amor getragene Muschel aus ungarischer Fayence, darunter sich ein paar versilberte Bionzetäubchen schnäbeln. Geschmackvolle Schmuckstücke für Wandbord, Kamin u. s. w. sind nach ein bronzemontiltcr Schlitten ans ungarischer Fayence, an dem Bronzepulten als Lenker und Fackelträger rhr Wesen treiben, ein von Viitteiigeleiillei» Bronzelöivengespann gezogenes großes, brouze- montirleS Füllhorn aus künigsblaucc Majvlica, in reichstem Barock gehalten, eine lange geschwellte venetianisch: Gondel in Goldbronze, deren Gondoliere am Sleuer nach vorn zui» Ausweichen rusi, serner ein mil Blumengewinden und Teppichbedaiiq gejchinückles Bronzeschiff, aus beiten Seiten durch Vergoldung und Versilberung reich belebte Kartuschen mit Medaillons tragend, aus denen man die Allegorien von Handel und Wissenschaft sieht. Zum Schluß dieser ersten Wanderung durch die Lorck-Oehl- man »'scheu Räume sei eine- Prachtstückes ersten Ranges gedacht, einer großen königsblauen Porzellanvase, a» der als Henkelansätze die geflügelten Brouzcbüste» eines SaiyrS und einer Nymphe heraus- treten, während die Vorderseite ein von Amoretten gehaltenes Blumengewinde trägt, in ebenfalls durch theilweise Vergoldung und Versilberung belebter Bronze. Aböls Wciske. Verein für die Geschichte Leipzigs. * Bei der letzten Mittwoch ini Holcl „Stadt Hamburg" statt- gesundenen Abendversommluiig des Vereins jür die Gejchichtc Leipzigs» welcher auch zahlreiche Gäste beiwohnicn, wurde zu nächst von dem Vorsitzenden, Herr» Archwbirector und Stadl bibliothekar I)r. Wllstmanu, mitgetheilt, da» nächstens im städti schen Muicuin mehrere alte Gemälde zur Ausstellung kommen, zu denen gehörig, die Ende vorigen Jahrhunderts beim Renovations baue der Nicolaikirche dieser entnommen, bis 1815 bei Seile gelegt blieben und wieder hervorgezogen wurden um theilweise einen Platz in den Räumen der Stadtbibliothek und dann im städtischen Museum zu erhalten. Ferner wurde der Versammlung bekannt gegeben, daß di: diesjährige Generalversammlung des Vereins aus Mittwoch den 5. Deccnibcr festgestekt ist und mit ihr sich ei» Abend- esse» verbindet, zu welchem auch Gäste Zulritl haben. Endlich gedachte der Vorsitzende auch der Versteigerung der niiiiiismatischcil Sammlung aus dem Engelhardt'sche» Nachlasse, welche nächstens in Dresden siatlfinccn wird und insbesondere auch kostbare Prägstöcke in Bezug aus Leipzig enthält, darunter den „Portugaleser" von 1547, eine große Go.(scheide mit Beziehungen aus die damals vergeblich unter nommene Belagerung ver Stadt durch den Kurfürsten Johann Friedrich. Wie weit dle Möglichkeit vorhanden sein dürste, von den für Leivzsg so werilwollen Stücken Erwerbungen zu erzielen, steht vorläufig dahin, (lieber die Engelhardt'sche Münzsammlung findet man Näheres im „Leipziger Tageblatt" vom 17. Oktober 1888.) Es wurde hierauf Herrn vr. Friedrich Seifert, Lehrer ander hiesigen RalhSircischule, das Wort zui» Bortrage über eine der hervor- rngeiidsteii Erscheinungen in der Kirchengeschichte Leipzigs, den ersten Eupermtcndenie» der Stadt nach Einsührung der Reformation, Vr. Johann Pscsfinger, ertheilt. Dem Vortrage lag die Schrift riber Johann Psesfinger zu Grunde, welche, der Feder des Herrn vr. Seifert entsprossen, vor Kurzem im 4. Hefte der Beitrüge zur sächsischen Kirchengeschichte (Verlag von Ambrosiur Barih in Leipzig, 1883) erschien. Wir bedauern, daß Zeit und zur Verfügung gestellter Raum uns nur gestatten, das eingehend und spannend vorgejührte Lebensbild eines der bedeutendsten Geistlichen der Resoriiiationszeit und speciell Leipzigs in kurzen Zügen wieder- geben zu können. Johann Psesfinger wurde am 2? Deceniber 1493 zu Wasserburg, einem bayerischen Städtchen am Inn, geboren und kam im 6. Lebensjahre nach Annabecq, ini jächsischcii Erzgebirge, wo er am der damals berühmten Schule seine Ausbildung erhielt. Er wendete sich dem geistlichen Stande zu vnd wurde, ehe er ins Kloster ging, in der Schule zum Unter- richt der Jugend verwendet. Nachdem er in Salzburg. Relchenhall, Saatfeld und anderen Orten seine segensreiche Wirksamkeit entfaltet, kam cr 1521 nach Pasjau, wo er der Ketzerei ongeklagt, sich durch die Flucht i» Sicherheit bringen mußte. Er wendete sich nach Wittenberg, wo den« gelehrten und sreidenkenden Priester bald die Freundschaft Luthcr'S, Melanchthon'S und anderer Koryphäen der kirchlichen Bewegung z» Theil wurde, di: ihm 1527 das Pfarramt in Sonncwalde verschafften, wo er Elisabeth Kühlstem, Tochter einer oiigesthenen Familie, die jetzt noch blüht, z» seiner Ehewirthin er kor. Von Scnncivolde siedelte Psesfinger noch Eiche, unsern Leipzig, über, daS aus kursürstlichei» Gebielßgelcgen von vielen Leipzigern, indem in Leipzig die Reformation »och keinen Eingang gesunden, zur Abhaltung deS heiligen Abendmahls und Anhörung proiestaa- rischrr Predigten besucht wurde. Wie cs scheint, suhlte sich Psesfinger ols Psarrhcrr zu Eiche nicht sicher, denn er zog es vor, das Piarranit »n Belgcrn anzunehmen, von welcher Stadl man ihm den Beinamen „Belgruuvs" gab. Nach dem Ableben Herzog Georg des Bärtigen wurde Psesfinger aus Empfehlung Luther's und anderer Wittenberger Freunde nach Leipzig als erster Superintendent berufen, wo er am Pfingstdiciisloge l539 in der Nicolaikirche die erste kvaiiqelische Predigt dielt. Redner sührte nunmehr ein Bild der langjährigen Anits- thätigkeit dcs allverehrten Mannes in Leipzig vor, die reich an Sorgen nnd Mühen, aber auch an Ehren war. Während seines 33 jäbrigen Aufenthaltes in Leipzig Hai Psesfinger ols Oderhirt, lest im Klauben und voller Liebe auch in den Zeiten des Krieges, der Unruhen und Streitigkeiten zu seiner ihm anverlraulen Gemeinde geftaaoea. Er starb am 1. Januar 1573 im 79. Lebensjahre und dem öä. seiues griftiichei Amtes und wurde im Ehor der Nikolai- kirck« begraben. Sein Denkstein, den ihm sein rioziger überlebender Sohn Paul und sein Sckiwiegerion, der nochmalige Superintendent Saimuth, daselbst errichten ließen, ging mit der famosen Aus räumung und Umgestaltung der Nicolaikirche, zur Zeit de» Bürger meister Müller und vaudireetor Daiilhe. verloren. Damit schloß der Vortrag de« Herrn vr. Seifert, dem lebhafte Dankesäußerungen zu Tdeil wurden. Ei» der Stadtbibliothek ge- börigcS altes Portrait Psessingcr's vergegenwärtigte de» qejeierlcn Man». Nach anschließender Debatte, namentlich auch über das vormalige Anlonieillostec Eiche, wo Psesfinger zuerst als Aeckündiger der neuen Lehre in der Leipziger Pflege ciuslrat,; endigte der Vor tragsabend. O. Msr. Leipziger Lehrerinnen-Verein. * Die letzte Versammlung fand ini Saale der Theatergastwirth- ichast statt. Nach Begrüßung der Versammlung durch dle Vor sitzende sprach Irl. Steinbruck, Echulroisteherin, über einen Gegenstand, der schon seit längerer Z it das allgemeine Interesse lebhaft beschäftigt und auch seitens der Presse verdiente Beachtung gesunden bar. Im October 1887 richteten mehrere Berliner Dame» und Fr. Lüper-Houffelle ein-Petition an bas preußische Unterrichts- niinisteriuni, i» weicher dargcieit wurde, daß der Unirrricbt in den obere» Elasten der höheren Mädchenschule mehr in die Hände von Lehrerinnen gelegt werden müsse, allerdings nicht von solche», welche nach den bisherigen Norme» gebildet sind, sondern von an besondere», neu zu gründenden AnNaltcn gebildete» Oberlehreriniien. Zn ein gehender Begründung dieser Pctition veröffentlichte Frl. Helene Lange. Seiiiiliarvorstchciin in Berlin, eine Bcgleilschrfft, welche ebenfalls dem UnterrichtSministeri»!» eingereicht wiirde. In derselben unterwirst die Verfasserin die höhere Mädchenschule der Gegenwart einer eingehenden und in viele» Stückr» absülligen Kritik. Statt zu bilden und zu erziehen, überbürd:! sie »ick Stoff, mit positiven Thatjache» und fertigen Urtbeiien, die. ohne eigenes Denken ge wonnen, dem Gedächtnis; bald wieder enijchwiiiden und nur da« dü»krlhisle Gesühl des „Gehabthabens" und die Gewohnheit, über Alles abzniprechea, zurücklassc». Der Grund des UebclS liegt darin, daß «ach dem sür die öffentliche höbcre Mädchenschule alS maßgebend ausgestellten Princip (Weimaraner Denkschrift) die Frau nicht :»n ihrer ielbst willen, sondern uni des Mannes willen gebildet w-rden soll. TicseAnschauunaberuhtabcraufcinemverbängnißvollriiJrrthiim. AlS Mensch bat die Frau das Recht, um ihrer ielbst willen erzogen, zu einer geistig und sittlich selbstständigen Persönlichkeit herangebildet zu werde». Ihr ist die hochwichtige Ausgabe gestellt, aiS Mutter oder Lehrerin die werdende Menschheit zu erziehen. Ans diesen ver- oiitwortlingSrollcn Berus kann aber die weibliche Jugend nicht nur durch Männcr vorbereitet werden. Dafür bedars cZ auch in der Schule unbedingt deS weibliche» Einflusses, besonders ans oer Ober stufe; und zwar gehöre» die in erster Linie ethischen Fächer, Re ligion, Deutsch, Geschichte, wie auch die Elaste», und Schulleitung in Fraueuhand. Zum Schluß weist die Versassenn ,n eindringlichen Worte» daraus hi», wie sie nicht nur uni der Lehrerinnen null „ diese ihre Forderungen stelle, sondern um der weiblichen Jugend Wille», von der das Wohl der kommenden Generation und also des Laterlanscs Heil abhänge. Darum sei cs Pflicht des Staates, dieieni uiiobwcisbaren Vebürsniß durch Gründung von Bckdniigs- onstriltrn sür Lehrerinnen zu entsprechen. Alle sür dtese» Zweck gespendeten Gcldopser würden i» einer Füll: idealer Gitter dem Vaterlande reiche Früchle tragen. Nach d esem Berichte über den Inhalt der Pftition »nd der Beglcftschnjt machte Referentm noch einige Mftth.-ilungen über die Ergebnisse derselben. In der Press: haben diese Bestrebungen große Beachtung uno va» vielen Seiten Anerkennung und Zustimmung gcfnllvcn. Selbflverständüch bat eS auch ruckst an Widerspruch ge'ehlt. Eine sehr abfällige Kritik wurde durch Herrn Direktor Sonliner, Braunschwcia. g'üot. Ju seiner Schrift: „Die höhere Mädchenschule und ibre Ge ineriune.i" erklärt er die Anklagen der Beglcitschrist zum Tdeil sür nnbegrittidct, zum Theil will er die Mängel der Mädchenerstebung nicht der Schule zur Last gelegt wissen. Zum Schluß saßt er seine Ansicht in These» zu sammen, aus denen hcrvorgehi: l) daß er über Ziel und Ausgabe der Mädchenschule das von H. Lange bekämpfte Princip aufrecht erhält, 2) daß er jür die Obersluje der Mabchenichule de» inänii- lichen Einfluß sür den wirbligeren hält. Herr Oberregiernngsrakh Schneider-Berlin stellt in seiner Schrift: „Bttdungsziel — Bildungs- Wege unserer Töchter" der Mädchenschule nur die Ausgabe, ihre Zöglinge sür das Wirken in HauZ »nd Familie vorzubereiten und dazu genügen ihm unsere Schulen vollkommen. (Möchte doch der Herr Oberregierungsrath den 2 Millionen allcinst.bender deullcher Frauen Unterkunft in „HauS und Familie" besorgen. Anmerkung der Berichicrstatterili.) Die Hochschule ist ihm ein Schreckgespenst, und ihrer bedarf es durchaus nicht, um die Lehrerin zur „Gehilfin deS Lehrers" tüchtig zu mache». Von einem völlig andere» Stanvpnnct beuriheilt Lothar Werner in seiner Schrift: „Wer kann es wenden?" Petition und Begleitichrist. Er warnt vor der Hochschule, fürchtend, sie werde die Frau der Familie entfremden: »war will er wiffenichastliche Lehrerinnen m den Oberclaffe» wirken sehen, meint aber, daß tüchtige Lehrerinnen sich mit der Zeit durch eigene Kraft die nötlnge Bildung cilieigne» können. Von allen Männern, welche die Dcqleitschrist be sprochen babca, beurtheilt Hermann Oeser» Tireclor eines Müdcheniiistitttts in Karlsruhe, sie ani günstigsten. Er wünscht den Frauen die Hochschule, damit sie, die durch Bildungs Mangel hervorgerusenen Schwächen abstreisenü, das werden könne», wo;» sie bestimmt sind: „Bilder reiner, reicher, edler Weiblichkeit." Während Sommer sich zu persönlichen Schmähungen gegen die Beciasserin Hinreißen läßt, ertheilt Oeser ihr daS Lob, daß sie klug, verständig und vornehmen Sinnes sei. Zum Schluß erfreute Reserenln, die Versammung durch die Nachricht, daß die Petition, obgleich osficiell vom Unterrichts ministerium abgclehnt, doch Icho» einen alle Erwartung über- treffendcn Erfolg gehabt habe. Am Bictoria-Lyceum in Berlin sind am 15. Oktober Fortbildungskurse sür Lehrerinnen eröffnet worden, welche in zwei Fächern, nämlich in Geschichte und Deutsch, eine der akademischen annähernd gleichwerlhige Vorbildung sür den Unterricht in den Oberclasseu höherer Mädchenschulen bieten. Nach dreijährigem Studium werden die Resultate desselben durch eine in Gegenwart eines Neg-erungscominiffars stalifindende Prüfung sestgcstellt und durch ei» Diplom beglaubigt. Ihrer Freude über diese erste Frucht der Petition Ausdruck gebend, wie« Reserentin als aus ein er- niiilhigeiides Symptom auch daraus hi», wie dieie Angelegenheit jetzt in weitesten Kreisen die Geister bewege und schloß mit der Mahnung an die Berussgenossinnen, den Urheberinnen der Bewegung durch rühriges Streben de» Zoll ihres Dankes darzubringen. Nachdem die Vorsitzende der Rednern, sür den so viel Erfreuliches bietenden und anregenden Vortrag den Tank der Versammlung ausgesprochen hatte, berichtete sie über de» vom Vorstand auS- ger» beiteten Entwurf zu einer Stellenvermittelung durch und sür Lehrerinnen. Tie Nothwendiekeit einer solchen ergiebt sich auS den traurigen Erfahrungen, welche Stellesuchende mit Ageniur-Geschästcn ge- macht habe». Es liegt hier unzweijelhast ein Nothstand vor. dem obzuhclsen sich schon mehrere Lehrerinnen-Vereine zur Ausgabe ge macht haben. Die Vereine in Dresden, Berlin und Franksurt a. M., in Wien, Paris und London habe» eine Stellenvermittelung eingerichtet. Aber sie können den Anforderungen nicht genügen, welche die allgemeine Noth an die Hilse der BernsSgenossinne» stellt. Ter schönsten Ersolge kann sich der Verein deutscher Lehrerinnen in England rühmen. Im Jahre 187? besetzte er 27, 5 Jahre später 233 Stellen, und das Dnrchschnittsgehalt stieg in dieser Zeit säst um das Doppelte. Deutlicher kann der Engländer kaum die Achtung aussprechen, die das Streben dieses BereinS ihm einflößi. n Deutschland sind allerdings die Verhältnisse weniger günstig, m Allgemeinen überwicgt die Zahl der Sicllcluchenden, in manchen Gegenden ist aber auch das Gegenlhcil der Fall. Diese Unterschiede würden dulch regen Austausch der Gesuche einigermaßen auSgeglich:» werden können. Daher ist schon mehrfach der Gedanke ausgetancht, eine Ver- bindung aller bestehenden Vereine herzustellcn. Da galt eS drn» zunächst, der gemeinsamen Arbeit auch eine einheitliche Grundlage zu schaffen. Ein von mehreren Lehrerinnen entworfenes Statut wurde vom Vorstand des Leipziger Vereins überarbeui und dann in der „Lehrerin" vom 15. October veröffentlicht. Zugleich erging an alle Vereine und Berussgenossinnen die Aufforderung, sich über den Enlwurs zu äußern, eventuell Verbesserungen in Vorschlag zu bringen. Nach erfolgter Vereinbarung über gemeinsame Statuten wird zunächst die Einrichtung einer Vereinsagentur in Leipzig und schließlich die Herstellung eines leichten und schnellen Verkehrs der einzelnen Agenturen unter einander ins Auge zu fassen lein. Als venrouenSwerth allerkannte Ageniur-Grschäfte können der Verbin. düng beitreten, auch wird die Mitwirkung von geeigneten Privat- Personen sehr willkommen selu. Schließlich ermächtigte der Verein aus Antrag der Vorsitzenden den Vorstand: l) eine Stellenvermittelung sür Lehrerinne» in Leipzig zu errichten, 2) zu dem Zwecke mit andern Vereinen, Agenturen «nd Privatpersonen in Verbindung za trete». De» Schluß de- Abends bildete rin geselliger Beisammensein der Mitglieder de- BereinS. ——L. >V. Nachtrag. * Leipzig. 22. November. Mittelst Schnellzug» der Bayerischen Babn «rasen heute Morgen 3 Uhr 45 Minuten der Herzog von Aosta nebst Gemahlin mit Gefolge von München kommend hier ein und setzten alsbald unter Benutzung der Verbindungsbahn mit der Berlin-Anbalter Bahn die Weiterreise nach Berlin svrt. ^ Leipzig. 22. November. Aus der Berlin-Anhalter " hn kam in vergangener Nacht mit dem Schnellzug 11 Uhr 14 Minuten das OssiciercorpS des Leib- Gardebusaren-RegimentS aus Potsdam, sowie Ossi» eiere anderer Cavallciie-Negimcnler. im Ganzen 3ü Ossiciere, I-ier an, welche im Holet Hausse Quartier nahmen. Dieselben fuhren beule Bormiltag 9 llhr 10 Minnlen aus der Bayerischen Bah» weiter »ach Waldenburg, um an den Beifetzungüseierlichkciten des verstorbenen Erb prinzen von Schönburg-Waldenburg Theil zu nehmen. * Leipzig, 22. November. Bei dem lebhaften Interesse, welches die gesammte Bürgerschaft an dem übereinstimmenden Beschluß beider städtischer Collcgien binsichltich der Erwerbung vvn „Scbwägerichen's Garten" hat. erscheinen folgende kurze Bemerkungen ain Platze. Die Erwerbung dcö ehemaligen botanische,> Gartens hat von Anfang an für die Stavt- geincinoe die Nolhwciidigkeil der Erwerbung von Sclnväge- richen's Garten >n sich geschloffen, da ohne Besitz deS letzteren die große 30 Meter breite Earl Tanchintzslraße. die schönste Straße Leipzig« nicht in der beabsichtigten Weite angelegt nno kurcdgcsiidrt werden konnte. Weiter hangt daS Groppler'sche Areal (Schwägerichen'S Garten) mit sehr reerlb- vcllen Tbeiten städtische» Areals zusammen, die so lange nicht vcrwerthbar sind, als eine Parcellirung in Gemeinschast mit städtischem Areal slattgesunven hat. ES handelt sich um Fortsübrung der „Ferdinand Nbode-", der „Simson-", der „Grassi-" und der „Wilbelm Scysferth - Straße". Weiter werden auch dann erst die Blöcke, die sftr Bebauung mit Billen bestimmt sind, erschlossen nnd in Lirccke Verbindung mit der Stadt gebracht sein. In vieljacbcr Beziehung bandelt es sich, wie auch in der gestrigen Plenarsitzung der Herren Stavlverorvnete» betont wurde, um die wichtigsten Interessen der Sladtgemcinde, die unbedingt dazu fuhren mnßre», Schwägcrichcn's Garten, für welche» bekanntlich 2>/r Millionen Mark gesoidert und verivilligt worden sind, zu erwerben. Wenn die projectntten großen Straßenzüge dnrchgcsührt und di» betreffenden Monumentalbauten vollendet sein werde», o wird dies zweifellos ein Slavttbeit von einer Schönheit werden, wie ihn nur die größten Städte ailfzutveisen haben. DaS Gesammtareal von Sckwägerichen'S Garten beziffert sich ans 39,070 Quadratmeter, das bebauungSsählge davon aus 25,870 und das Slrcßenarcat aus 13,194 Quadratmeter. — Man schreibt uns aus dem Bureau deS Stadt theaters: Die gesammte Watlenstein-Trilogie gelangt an: künftigen Sonntag im Alten Theater in einer Nachmittags- und einer Abendvorstellung zur Ausführung, und zwar ist die Anordnung so getroffen. daß am "Nach mittage — Vi>3 llhr beginnend —Waltenslein's Lager und neueinstudirt „Die Piceolomini" als vollsthiun- tiche Vorstellung zu ermäßigten Preisen in Scene gebe», währe d am Abend das ebenfalls ncucinstudirte Trauerspiel „Watlcnstci n'S Tod" gegeben wird. Es sei noch bemerkt, daß der Vorverkauf am Sonnabend von l—3 Uhr stattiindet und daß bei Entnahme von Billets für die ganze Trilogie, also sür Nachmittags- und Abendaussühruug, die Vormerk gebühr in Wegfall kommt. — Carola-Theater. Noch zweimal werden die Münchner, bevor sie in diesem Jahre ganz von uns scheiden, aus der Carola-Buhne anstreten — am Sonn abend und Sonntag. In einem Stücke, in dem wir hier sie noch nicht erblickten, werden sic sich verabschieden, in Ludwig Anzengrubcr's Volksstücke „Der Pfarrer von Kirchscld", daS die ihm innewohnende Wirkung jungst noch im „Deutschen Theater" in Berlin erprobte. — Im Krystall-Palast bleibt auch heute daS Pano rama zu ermäßigtem EnilritlSgetV ununtcrbrochcn b,S zehn llhr Abends geöffnet. ---- DaS hiesige katholische Casino feiert am Montag, den 26. November, Abends in den Sälen deS Hotel de Po- logne sei» l9. Stiftungsfest mil Concert und darauf fol gendem Ball. H Leipzig, 22. November. In einer lklempnerwerkffatt der Wmdinühlenslraße betraf gestern Vormittag einen fünfzig jährigen Kupferschmied auS Anger der lln fall, mit dem Kopse an einen Ofenschirm anzustoßea und sich über dem linken Auge zwei offene Verwundungen zuzuziehen. Zum Glück erwiesen sich die Verletzungen als nicht gefährlich, sie mußten aber in der nächsten Bezirkswache verbunden werden. — Deiiscibcn Nachmittag wurde in der Plagwitzcr Straße ein Wagenpserv plötzlich scheu. Es sprang von der Straße aus den Fußweg hinüber, gerade aus einen GaScandelabcr tos und brach denselben um. konnte ober hierbei glücklicherweise sestgehalkcn werden. — In der Dresdner Straße verlor zur selben Zeit ein mit Kleiensäcksn beladener Lastwagen eines FuhrwerksbesitzerS auS Neusellerhausen ein Hinterrad und brach zusammen, gerade als sich der Wagen aus dem Pferde- bahngleise befand. Es wurde dadurch eine Störung deS Betriebes herbeigefiihrt und mußten die Paffagiere der Pserde- bahnwage» umsteigen, bis daS Hinderniß durch llmladcn beseitigt worden war. — In einer hiesigen Herberge wurde gestern Abend ein Fabrikarbeiter auS Könnern polizei lich ciiigehaltcn, welcher daselbst unter fremdem Namen sich ausbiclt und gefälschte Legilimationspapiere bei sich führte. Er kam aus dem Naschmarkt zur Hast. — In einer Destilla tion am PelerSsteinweg mußte denselben Abend die Polizei gegen einen Handarbeiter aus Knautnaundorf gewaltsam Vorgehen, weil derselbe groben Skandal verübte und daS Local nicht verlassen wollte. Seiner Festnahme widerseyte sich aber ver Excedent aus daS Heftigste, indem er den betreffenden Schutzmann packte und zu Boden schleuderte. Er wurde aber trotzdem überwältigt, nach dem Naschmarkt gebracht und dort eingesteckt. — AuS einem Grundstück am Grimmaffchen Stcinweg wurde heute Morgen gegen >/,7 Uhr Feuer gemeldet. Es waren daselbst im Trockenraume einer Hut fabrik, in erster Etage des Seitengebäude«, eine Partie Stroh, fertige Hüte und Hutsormcn, sowie andere Utensilien in Brand geratben. Zum Glück war schnelle Hilse bei der Hand, so daß es bald gelang. daS Feuer wieder zu löschen und die drohende Weiterverbreitung zu verhindern; doch hatte der Brand, dessen EnlstehungSursache zur Zeit noch nicht ermittelt ist, nicht unbedeutenden Schaben ungerichtet. Die Feuerwehr war zur Stelle. — Ein HandlungScommiS auS Eolinar, welcher sich in verschiedenen hiesigen Schlafstelle» eiligem.ethel, wurde polizeilich verkostet, weil er i» mehreren Fällen seine Wirtbsleute betrogen und aus falsche Vor- sptegelnngcii hin sich Darlehen von denselben verschafft halte, desgleichen cm Hausdiener auS GicrSdors Wege» Ent wendung einer Uhr anS seiner früheren Wolmnng und ein Tapezierer ans Tvrgau, dem zur Last fällt, in einer hiesigen Nestanralio» eine» Ucberzieher, sowie einen Kasten mil Wasche sich diebischer Weise aiigceignet zu haben. Ncndnitz, 22. November. Am Dienstag fand der be liebte MarünSschinanü in den „Drei Lilien" statt. Für gute Ausrichtung sorgte die bewährte Küche, deren Vortreff lichkeit sich auch diesmal zeigte. Daneben erfreuten ernste und heilere Reden und Lieder die Tbeilnehmer und schufen eine prächtige Stimmung. Ein Ball nach aufgehobener Tafel schloß den Schmaus, der auch dieses Jahr atS eine echte Familienfeier sich gestaltete. * Anger-Crottenvorf, 22. November. AuS Anlaß der bevorstehenden Einverleibung bat sich auch sür unseren Ort die Ausstellung einer Ucbersicht über daS Vermögen der hiesigen Schule nothwendig gemacht. Dieselbe zeigt einen sehr günstigen Bestand, denn den gesammle» Activea in Höhe von 256 878 88 -s (ungerechnet die Legate und Stiftungen) stehen nur Passiven in Höhe von 136 l5l --t 2 ^ gegenüber. Da» Reinvermögen beläuft sich also aus l20 727 ^>k 86 Der betreffende V«rmögen-ber,cht ist dem Schul« ai'.Sschnfle de« Nathes der Stadt Leipzig bereit» eingesandt worden. -----Schöueseld, 22. November. Herr Gasiwirth Blan kenburg auS Neuschöiikscto bat seit einigen Tagen daS bei unserem Orte gelegene Restaurant zum „Par thensck'löß- chen" übernommen. Seine langjährige Erfahrung und sein weithin bekannter Ruf als Wirth dürsten genügen, um dem schön gelegenen Locale einen fleißigen Besuch zu sichern. * Gohlis, 22. November. In der gestrigen Sitzung deS GcmeinderatheS wurde die niit der kreishauptmann- schasttiche» Entscheidung übereinstimmende Entscheidung des königl. Ministeriums, betreffend die Auslegung dcs tz. 6. dritten Nachtrags unserer Ortsbauordnmig. zur Kenntniß des Collegiums gebracht und ist somit der sog. Hvspara grapb vollständig durchlöchert, so daß in Gohlis nunmehr eine dichtere Bebauung, atö nach der Bauordnung bisher zulässig war. gestattet ist — Bei der knnstigen Einverleibung von Gohlis ist diesseits im Bauwesen der Vorbehalt gemacht worden, daß unsere Bauordnung, die in vieler Hinsicht eine sehr strenge ist. nicht weiterbesteben bleibt, sondern daß nach der Cinverleibung die Leipziger Bauordnung in Anwendung kommt. — Die BahnhosSanlage in Gohlis betreffend, ist mitzuthcilen, baß Nitzscbe's Erben sür das von ihnen zu beanspruchende Areat einen sehr bedeutenden Kauf preis fordern, weil mit der Anlage der Bebauungsplan von Nitzschc'S Areal gestört werde. ES sollen nun, wozu der Gemeinderath gestern seine Zustimmung gab, Ermittelungen angcslellt werden, ob die Bahnhossanlage mit Umgehung deS Niyschc 'schon Areals möglich zu macken ist. — Die U berwölbung der Nietzschke ist den« Mlndestsordcrnden, Herrn Baumeister Schlieder, übertragen worden und stellen sich die Kosten der AuSsührnng ans 6875 ^ * Lin denn». 22. November. Für die bevorstehenden GemeinderatbS wählen baden die verschiedenen Abthci- lungcn bereits ibre Candidakcn ernannt. Erfreulicherweise trat dabei die Parteisrage vollständig in den Hlnterqrund; mau bat nur Männcr auigcstcllt. welche Zeit und Befähigung zu dem Amte eines Genieindevertreters baben. — Herr Hcile- mann, Mitglied des hiesigen Gemcindercithcs, ist von der AmtS- hanptmannschast zu einer Dtsciplinarstrase von 50 ^ verurlbeilt worden» weil er in einem Flugblatle, da« hier verbreitet worden war, unwahre Thalsachen behauptet hatte. Die Sache ksnn auch noch ein Nachspiel vor dem StaatS- anwalte haben, da die Amtshauptmannschast in dem Flug- blcittc eine Beleidigung des GcmeinbevorstandcS erblickte und dasselbe an die Staatsanwaltschaft abgab. — Rötha. 22. November. Unsere gestrige Mittbeilung muffen wir heute dahin berichtigen, daß glücklicher Weise der Dampfkessel nicht explovirt ist, eS ist nur in Folge nicht genügenden FrstschraubcnS dcS Teckels dieser abgehoben und vom Faß geschleudert worden. — AuS Dresden schreibt der dortige „Anzeiger": Zur Vorbereitung der Jubelseier der 800jähr>gen Herr- chaft des sächsische» KönigöbauseS wird am 2. De- ccmbrr eine Versammlung hicrsclbst slattsindeu, zu welcher von den Präsidenten und einigen andere» Mitgliedern beider Kammern deS Landtags zahlreiche Einladungen ergangen sind. Unerwartet der von dieser Versammlung über die Tlwilnabnie deS Landes an der Feier zn fassenden Beschlüsse baben bezüglich ver aus diesem Anlaß in Dresden zu treffenden festlichen Veranstaltungen Vorberalhungen bereits stattgcsunven. Hierbei ist alS nothwendig erkannt worden, den eisten Tag des Jubiläums den Beglückwünschungen »nv Festlichkeiten am königlichen Hose vorzubchalten. Am zweiten Tage soll die Enthüllung deS König-Jobann-Dcnk- malS siattsiiidcn, dieser aber unter Zugrundelegung Ver Ge schichte Sachsen« und seines Fürste,ibauje« ein Fcstzug in histo rischen Trachten vorangehen, zu besten Planung und Leitung die Dresdner Kiliistgeiioffenschait sich erboten bat. Hiernächft ist sür denselben Tag ein Abendsest mit Beleuchtung und Feuerwerk an der Elbe uutcrbalb und beziehentlich gegenüber der Briihl'schcn Terrasse in Aussicht genommen. 's Dresden, 22. November. Zu den Dresdner Stadt- Verordneten-Ergänzungswahlen. Obwohl uns nur wenige Tage von de» Wahlen trennen, so herrscht doch augenblicklich noch ein: säst unhcimliche Stille in der Wablbewegunq. Noch nicht ein einziger W.rhlvorschlag oder sonst rin daraus abzietenüeS Lebens- zeichcn ist bis jetzt in die Leffentlichk,it gedrungen, ausgenommen eine Erklärung deS WahlccmuSS des conservativen Vereins, i» welcher von vornherein jedes Eingehen aus eine öffcolliche ZeitungS- volemik abgclehnt wird. Man hofft damit den widerlichen, persön lichen Mahlhehercien, wie wir sie leider im vorigen Jahre erleben mussten, die Spitz: abznbrechen. Wenn sich indessen die Wahl- beweaung äußerlich noch incht bemerkbar gemacht hat, so sind doch bereits in aller Stille Comproinibverhandliingen zwischen den einzelnen Vereinen ungebahnt worden. So viel wir jetzt schon mit Sicherheit in Erfahrung bringen konnte», wird auch diesmal der Wahlausschuß deS konservativen Vereins mit jenen Vereinen jli- sainmeiigeheii, di; in gleicher Gesinnung mit dein konservativen Verein von dein Bestreben erfüllt sind, bei der bevorstehenden Siadlverordnetcnwaht die btwährlen Kräfte dieses Collegiums diesem zu erhalten und, soweit die Verhältnisse dies erheischen, Männer neu in Vorschlag zu bringen, die durch ihr bisheriges Wirken die Gewähr dafür bieten, daß sie auch im Stadt- verordneteiliaal das Wobt der Landeshauptstadt sördcrn werben. Dem Vernehnicn nach werden sich auch i» diesem Jahre der Deutsche Rcichsverei», der Allgemeine Handwerkervcrein, der Vezirksoereia der Secvorstadt, der Bürgervercin der Pirnaische» Vorstadt und der Verein gegen Unwesen im Handel und Gewerbe mit dem conser- vativen Verein zur Ausstellung einer geineinschofilichen Candidaten- liste verbinden. Möglicherweise dürste sich diesem Bündnisse auch der christlich-iociate Berein anjchlicßcn, während der s. g. Deutsche Rrsormverci» diesmal seine eigenen Bahnen wandeln wird. Daß der Allgemeine Hausbesitzerverein mit seinen Getreuen vom vorigen Jahre (dem Hansbesitzerverein der OpVellvorstadt und den Bürgcr- vereine» der Wilsdruffer-, Oppell- »nd Antonvorstadt) mit einer selbstständigen Candidaienliste in die Wahlbewegung eintrcten wird, unterliegt keinem Zwcisel. Ob der inzwischen in seiner Mitglieder- zahl erheblich gewachsene Allgemeine Miethbewohnervercin ober mit eigenen Wablvorschlägen becvortreten, oder gegen einige Zugeständ nisse mit anderen Vereinen Zusammengehen wird, ist noch nicht ent schiede»; nichts mehr aber würde überrasche», wenn das Unglaub liche sich bewahrheiten sollte» daß dieser Verein sich ins Schlepptau des HauSbesitzervcreins nehmen losten will. Gerichtsverhandlungen. Königliche» Landgericht. II. Strafkammer. Der Lumpensammler Hermann August Fiedler auS Eilenburg. wegen Diebstahls mehrfach bestraft, batte sich am 20. September dieses Jahres wiederum eines Diebstahls ichuldig gemacht, und zwar eine Partie Mitall auS einem Grundstück der hiesigen Sebastian Bachstrabe emwendet. In die Unlersuchung war auch der »och nicht der Schule eniwachsene Sohn des Angeklagten, ein infolge mangelnder Erziehung sittlich heruntcrgekommcncr Junge, wegen Beih lfe zu», Dieb stahl verwickelt. doch erkannte das Gericht hinsichtlich Fied l er 'sgim. auf Freisprechung von der erhobenen Anklage, während Fiedler eeo unter Ausschluß mildernder Umstände zu 2 Jahren Zucht haus und 5 Jahren Verlust der Ehrenrechte verurtheilt, auch Stellung unter Polizeiaufsicht sür zulässig erachte! wurde. Der Gerichtshof bestand aus den Herren LandgerichtS-Director Sieber (Präsid.), LandgerichtS-Rälhen Wals, Metsch, Barth »nd von Sommerlatt: die Anklage sührte Herr St->a»?a»w»t"'4>»''e Assessor vr. Groß. V. Straskammer. Das bekannte Liedchen „Fischerin, dn Kleine", scheu alle möglichen Varianten hat durchmachen müssen, »vor auch jüngst wieder mit entsprechenden Illustrationen als .Meßscherz" in den Handel gebracht und von Lolporteuren als licrotiver Artikel gern ausgenommen worden. Die Eriminalpolizei hat in der Tendenz dieses Bildes eia SittlichkeitSvergahe» erblickt und bei dem hiesige» Buchhändler G. eine größere Arealst solcher Bilder coiifiscict. Außerdem kam der genannte Buchhändler wegen des Ver gehen» gegen Z. 184 des R.-Str.-Ges.-B. unter Anklage und wurde am 25. September d. I. vom hiesigen königl. Schöffengericht zu SO ^ Geldstrose. eveut. 10 Tagen Gesängniß und Tragung der Kosten de« Verjähren» verurtheilt. DaS Bericht Hot«, de, Charakter dieser Bilder für »nftttltch erklärt »d de» Schild*
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