Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.09.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-09-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189609069
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18960906
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18960906
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-09
- Tag1896-09-06
- Monat1896-09
- Jahr1896
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.09.1896
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
1. Mage W Lchzign Tageblatt mb Anzeiger Nr. M, Sanntag, 8. September 18V. Amtlicher. Theil. EnqMe über Betriebsweise und Bedeutung des Hausirgewerbes. Im Hinblick auf die gegenwärtig von dein Verein für Social politik veranstalteten Untersuchungen über Betriebsweise und Be deutung des Hausirgewerbes ist es für die Handelskammer von Interesse, diejenigen Geschäftszweige ihres Bezirks kennen zu lernen, welche sich bei dem Absatz ihrer Maaren vorwiegend oder doch zu einem erheblichen Theile des Vertriebs durch Hausirer bediene». Wir ersuchen daher die Angehörige» dieser Geschäftszweige, mög lichst bald, spätestens aber bis Ende September d. I. bei unserer Kanzlei — Neue Börse, Tr. ^,1. — sich anmelden zu wollen. Wir brauchen dabei wohl nicht besonders hcrvorzuhcben, von wie grobem Werthe für alle Betheiligten es mit Rücksicht aus eine etwaige spätere gesetzliche Neuregelung des Hausirgewerbes sein muß, wenn die geplante Enquete in möglichst vollständiger und zu- verlässiger Weise über die Organisation des Hausirhaudels in den verschiedenen Branchen und die Bedeutung des Gewerbebetriebs im Umherziehen für den Absatz gewisser Waarengattungen Auskunft giebt. Wie die Handelskammer selbst den vom Verein für Social politik mit der Vornahme der fraglichen Erhebungen Betrauten bei der Erlangung des zur Erfüllung ihrer Aufgaben erforderlichen Materials behilflich fein wird, so erwartet sie auch von den An- gehörigen der betheiligtcn Geschäftszweige, daß sie dem an sie heran- tretenden Ersuchen um Auskunftsertheilung über alle in Betracht kommenden Verhältnisse in ihrem eigene» Interesse bereitwillig ent sprechen werden. Leipzig, den 13. August 1896. Die Handelskammer. A. Thieme. Vorsitzender. vr. Pohle, S. Erstatteter Anzeige zufolge ist die für den Theilhabcr der hiesige» Firma Zeitz L Schneevoigt Herrn Jacob Friedrich Zeitz am 8. Februar dss. Jahres unter Nr. 264 des Registers 8 hier ausgestellte Gcwerbe-Legitimationsknrte verloren gegangen. Zur Verhütung von Mißbrauch wird diese Karte hiermit für Uttgiltig erklärt. Leipzig, den 3. September 1896. Das Polizeiamt der Stadt Leipzig. IV. 5274. Bretschneider. Zr. Auf Fol. 9451 des Handelsregisters für den Bezirk des unter zeichneten Amtsgerichts ist heute die Firma M. Littaner in Leipzig — Grimmaische Straße Nr. 17 — und als deren Inhaber Herr Moritz Littaner daselbst eingetragen worden. Leipzig, den 4. September 1896. König!. Amtsgericht, Abth. Id. Witter. Auf Fol. 9153 des Handelsregisters für den Bezirk des unter zeichneten Amtsgerichts ist heute eingetragen worden, daß die Firma W. Roscher in Leipzig auf die Malermeister Herren Friedrich Angnst Birkiegt und Heinrich Georg vöning, Beide in Leipzig, übergegangen ist, und diese künftig W. Roscher Nachfolger firmiren. Leipzig, den 4. September 1896. König!. Amtsgericht, Abth. Id. Witter. Konkursverfahren. In dem Konkursverfahren über das Vermögen der offenen Handelsgesellschaft unter der Firma: Lauterbach, Tollcgni L Co. in Leipzig ist zur Abnahme der Schlußrechnung des Verwalters, zur Erhebung von Einwendungen gegen Las Schlnßvcrzeichniß der bei der Vertheilung zu berücksichtigenden Forderungen und zur Beschlußfassung der Gläubiger über die nicht verwcrthbaren Ver« mügensstücke der Schlußtermin auf den :t. Oktober 18ütt, Vormittags 11 Uhr, vor dem Königlichen Amtsgerichte hierjelbst, Zimmer 206, bestimmt. Leipzig, den 5. September 1896. X. 112/95. Nr. 46. Sekr. Beck. Gcrichtsschreiber beim königliche» Amtsgerichte, Abth. II'. Versteigerung. Dienstag, den 8. September 18S6, BormittagS 1v Uhr sollen im VersteigerungSraume des unterzeichnete» Amtsgerichts 1000 Stück Bilderrabmeu-CartoilS, 300 Stück LampenputzercartonS, 5 Ctr. geglühter Eiseudraht, 1 kleine Wiener Bcschneidemaschine, Cylinderdrehmaschineii, 1 Werktasrl mit Stockschcere, Schraubstöcke, 1 Ruudscheere, 1 großer Waarenschrank, 1 EiSschrank, 1 Pianino, I Partie bessere Möbels, 28 Bände Brockhaus' Conversations- lexikou u. v. a. meistbietend gegen sofortige Baarzahlung versteigert werden. Leipzig, ani 5. September 1896. Der Gerichtsvollzieher beim Köttigl. Amtsgerichte. Königliche Kunstakademie »nd Knnst- gcwcrbeschulc z» Leipzig. Beginn der Studien im Wintersemester 1896 97 am I. Oktober u.v. Die Anstalt vermittelt die Ausbildung ihrer Schüler für das Gcsommtgebict der zeichnenden (graphischen) Künste und für das Kunst- gcwerbe sowie für die photomcchanische» Vervielsältiguugs- und Druck- verfahren. Anmeldungen von» 21. bis mit 26. September Nachmittags von 4—5 Uhr erbeten. Regulative kostenfrei. Leipzig, den 1. September 1896. Der Direktor. Prof. vr. Ludw. Nie per, Kgl. Süchs. Geheimer Hosrath. Bekanntmachung. Die letzte diesjährige Ausgabe der Synagogenkarten findet Sonntag, de» V. September, BormittagS 10—12 Uhr, in der Gemeindecanzlei (im Synagogengebäude, eine Treppe hoch) statt. Wir bitten, bei der Empfangnahme der Karten die bisherigen Karten und die diesjährigen Gcmcinvcstencrq»ittn>igcn vorznlcgc». Leipzig, 4. September 1896. Ter Borstand der Israelitischen RcligionSgcmeinde z» Leipzig. Ter Samariter-Verein empfing heute von Herrn königlichen Friedensrichter 8. Mundt Sühne in Sache» A. L. 7- F- Sch- 50 .E - - - M. R. 7- M. O. 10 - . . - F. M. 7. F. Le. 10 - . . - A. A. 7- F- Le. 10 - . . . R. H. 7- I- Sch. 10 - . . . E. R. 7. A. F. 10 - . - « H. W. 7- C. St. 5 - - - - F. F. 7- E. B. 5 - « » » F. Sch. 7- M. Sch. 5-1. Nate. . . - W. St. 7. H. W. 5 - . . - M. W. /- R- I- » - . . . A. B. 7- G- H- 3 - . . . B. R. 7- M. B. 3 - . . . A. H. 7- G. E. 3 - . . . F. Sch. 7- M Sch. 5 - II. Nate. Geschenk von C. Kr. 1 . ' - SO. 1 - Sa. 139 ./L worüber hiermit dankend quittirt wird. Leipzig, den 5. September 1896. Der Borstllud des Samariter-Vereins. H. Fritzsche. Schatzmeister. Bekanntmachung. Die Jagdnutzung in der städtischen Vorderhaide, ca. 375 im Flächeninhalt, soll am Sonnabend, den 2L. September dS.Js., Vormittags 11 Uhr, im Sitzungszimmer des Rathhauscs aus 6 Jahre öffentlich meist bietend verpachtet werden und werden Pachtlicbhaber hierzu er gebens» eingcladen. Bedingungen werden im Termin bekannt gemacht und können auch gegen Erstattung der Schreibgebühren bezogen werden. Bad Schmiedeberg, den 28. August 1896. Bez. Halle. Ter Magistrat. Sparcafscngcldcr hat sofort oder später zu 4 Procent auszuleihen der Stadtrath zu Rotzweitt. Einznreichen Besitzstandsverzeichniß, Brandcaffcn- schein und Grundbuchssolienauszug. Königreich Lachsen. Die vorliegende Nummer enthält an anderer Stelle noch folgende unter diese Rubrik fallende Sonderartikel: Mittheilunqcn auS den Rathsplenarsitzuugen vom 26. und 29. August 1896 (Amtlicher Bericht). — Verband Deutscher Handlungsgebülfe» Kreisveccin Leipzig (Mitgliederversammlung). — Gemeinnütziger Verein „Vorwärts" in Gohlis (Monatsversammlung). — Leipziger Thicr- jchutz-Verein. — Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentlichen Dienste. — Kunst-Vercin. — Knnst-Gewerbe»Museum. — Unter richtswesen. — Leipziger Tageskalcnder 1896. — Verein für die Pflege der Krieger-Grabstütten und Denkmäler. * Leipzig, 5. September. Die Mitglieder der national liberalen Partei werden in einem Inserat der heutigen Nummer von Herrn vr. Gensel nochmals auf den in Berlin vom 3. bis 5. Oktober d. 2. abzuhaltenden Delegirten- tag der Partei aufmerksam gemacht. Bei der Wichtigkeit der zur Beratbung stehenden Gegenstände ist dringend zu wünschen, daß wenigstens die Mehrzahl der ReichSlagswahl- kreise durch Delegirte vertreten sei. lieber alle auf die Angelegenheit bezügliche Fragen ist Herr vr. Gensel gern bereit, Auskunft zu ertheilen. -g- Leipzig, 5. September. Herr Geh. NegierungS- ratb AmtShauptmann vr. Platzmaun übernimmt nach be endigtem Urlaub vom Montag an wieder die Leitung der Geschäfte der königlichen Amtshauptmannschaft. -g- Leipzig, 5. September. Wie wir erfahren, hat der Rath in seiner heutigen Plenarsitzung mit der Berathnng dcS städtischen Haushaltplancs für 1897 begonnen. In de» nächsten Sitzungen werden die Berathungen fort gesetzt, damit der HauShallplau für 1897 in möglichst kurzer Zeit fertigaestellt wird. — Die Tischlerarbeiten für die Casernen in Möckern sind heute in 12 Loosen vergeben worden; ebenso sind die Zimmerer-, Eisen-, Schmiede- und Klcmpnerarbeiten für das Körnermagaziu der neuen Caserne- mentS zur Vergebung gelangt. -g- Leipzig, 5. September. Es dürste für unsere Leser von besonderem Interesse sein, daß der Entwurf des in Gegenwart Ihrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin gestern .eingeweihten Kaiser Wilhelm-Denkmals in BreSlau von Herrn Stadtbaudirector Professor Licht Hierselbst in Gemeinschaft mit Herrn Bildhauer Behrens in Breslau anögearbeitet wurde. lieber die Schönheit des Denkmals äußern sich die Berichte in Worten hoher Aner kennung. Herr Bildhauer BehrcnS hat sich übrigens auch in Leipzig einen Ruf erworben durch die Schöpfung der Figuren auf unserem städtische» Museum. — Billiger Sonntag ist heute in der dauernden Ge- werbeauüstellung, also das Eintrittsgeld ein besonders mäßiges. Zur praktischen Vorführung gelangen heute Eartoiinagcnmaschinen, ferner findet wieder die Erläuterung verschiedener thcilü gewerblich-technischer, theils besonders für Damen interessanter hanswirthschaftlicher Neuheiten statt, z. B. Drahtglas, Fabrikapothete, verstellbares Blumenbrett, Spick messer rc. Die gesammte Vorführung findet wie üblich im Lescsaal der Ausstellung statt und geht derselben ein kurzer Vortrag voraus. — Der Verein für Innere Mission richtet in der heutigen Nummer an seine Freunde und Mitglieder eine dop pelte Bitte. Zunächst ersucht er sie, die im letzten Quartal berichte beiliegenden Karten ausgefüllt mit dem Namen eines neugewonnenen Mitgliedes an die Direktion gelangen zu lassen, sodann bittet er von Neuem, sür daö von ihm unter haltene Bethlehemstift in Lausigk. Eine größere Anzahl Kinder harrt noch der Aufnahme in diese Heilstätte — aber auch der dazu nölhigen Pflcgekostcn. Vielleicht sind Freunde des Vereins und der Kinder bereit, noch eine Gabe für den guten Zweck zu spenden. — Der hiesige Evangelische Arbeiter-Verein wird am heutige» Sonntag im Schützcnhofe sein Sommerfest obhallen. Nach dem reichhaltigen Programm (Gartenconcert, Spiele sür Jung und Alt, Preisvertheilung, Ball rc.) dürste die Festlichkeit eine ganz besonders exquisite werden. Die Ansprachen habe» übernommen Herr Lithograph und Vorsitzender dcS Gesamnitvcrcins, Kreutziger, sowie Herr Pastor O. Schultze über „Alte Ziele in neuer Beleuchtung", Herr Diakonus Richter, sowie Herr Buchhalter Mette aus L.-Gohlis. Bei dem billigen Enlröe von 20 dürste diese Veranstaltung dem Evangelischen Arbeiter-Vereine vicle Gäste und Freunde zufüyreu, gutes Wetter vorausgesetzt. — Die Ostgruppe deS evangelischen Arbeitervereins hält Dienstag, den 8. Septbr., Abends '/,9 Uhr in den Reichshallen zu VolkniarSdors ihre nächste Versammlung ab. In derselben soll hauptsächlich über den oin 4. Oktober stattfindendea Volksunter haltungsabend berathen werden. — Der Christliche Verein jnnger Männer in Leipzig will jungen Männer» aller Stände, insbesondere solchen, die von auswärts kommen und keinen Familienanschluß haben, eine christ liche Heimstätte bieten, sie durch Vertiefung in Gottes Wort, durch Unterrichtskurse, Turn- und Gesangsstunden, durch Rede- Übungen und literarische Besprechungen fördern und ihnen Gelegenheit zu gutem geselligen Verkehr bieten. Zum Besuch des Vereins Leipzig, Johannisplatz 3, bedarf eS keinerlei Ein- führung; jeder iunge Mann darf im Verein vier Wochen lang verkehren, ohne jede Verpflichtung Mitglied zu werden. Zum Besten dieses Vereins findet vom 15. btS 17. Oktober eine große Verloosung von nützlichen Haus- und Wirth- schastsgegenständen statt. Der erste Hauptgewinn ist eine Wohn- und Schlasziinniereinrichtung im Werthe von 2000 Der zweite Hauptgewinn: Ein Blüthner-Flügel im Werthe von 1500 Der dritte panptgcwinu: Eine Saloneinrichtung im Werthe von 1000 ./L Der vierte Hauptgewinn: Eine Kücheneinrichtuug im Werthe von 500 Verlvost werden 5000 Gewinne im Werihe von 25000 ./il DaS LooS kostet 1 und find in den durch Plakat kenntlichen Verkaufsstellen zu haben. Gegen Einsendung des Betrages (auch Briefmarken) oder gegen Nachnahme werden Loose durch das Gencral-Dcbit: Louis Lösche. Kgl. Lotterie-Collection in Leipzig, versandt. In Anbetracht des guten Zweckes wird eine recht reqc Bcthciliguug erhofft. Die Lotterie ist vom König!. Sächs. Ministerium genehmigt. — Am heutigen Sonntag, den 6. September, veranstaltet der Schrebervere in der Nordostvorstadt — Neustadl Neuschönefcld-BolkmarSdorf — seine diesjährige Garten bauausstellung. Zur Ausstellung kommen Gartenerzeug- nissc verschiedener Art (Blumen, Früchte und Gemüse), aber nur solche, die in Gärten von Vereinsmitgliedern gezogen sind. Wenn schon die Ausstellungen der Vorjahre wegen ihrer Reichhaltigkeit die Beachtung aller Gartenfreunde fanden, so dürfte dies diesmal um so mehr der Fall sein, als die im Frühjahr einer größeren Anzahl Schulkinder zur Pflege übergebenen Topfpflanzen mit ausgestellt sein werden. Gleichzeitig sei darauf ausmerksam gemacht, das; mit der Ausstellung eine Prämiirung der ausgestellten Gartenerzengnisse, die fachmännischer Beurtheilung unter liegen, verbunden ist. — Der Turngau des Leipziger Schlachtfeldes veran staltet heute Sonntag in der Goldenen Krone in Connewitz ein Volks thnmUches Wettturnen unter seinen Turngenossen, welchem eine rege Betheiligung nicht blos der Turner, sondern auch weiter Volkskrcise recht sehr zu wünschen ist. Die G. Curth'jche Capelle führt die Eoncertmusik aus. Nach Beendigung des Wett turnens werden sich die flotten Turner und ihre Freunde in dem prachtvoll dccorirten und neuhergerichteten Räumen gemächlich zu- sammenfinden und an den vom Wirth, Herrn C. Schultze, getroffenen Arrangements theiluehmen. — Im Circus Krembser fanden sich unlängst in früher Morgenstunde etwa 7 Officiere und circa 30 Unter- ofsiciere und Gefreite eines sächsischen Reiterregiments ein, um einer Probe deü Schulreiters James Fillis beiwohnen zu können. Fillis dehnte diese Probe nicht nur sehr lange aus, sondern gestaltete sie auch möglichst vielseitig und lehr reich. Nach Beendigung derselben hielt er ein kleines Collcg über seine Reit- resp. Dressurmethode. Es ist das wohl das beste Zeichen der Bedeutung, die man in sachverständigen Kreisen dem berühmten Schulreiter beimißl. — Gestern waren der Director Pros. vr. Scholtze, und die Lehrer nebst den höheren Classen der Realschule zu Plauen i. V. hier anwesend und besichtigten auch das Historische Museum der Völkerschlacht und der Zeit Napoleons I. im Gasthaus Napoleonstein. Interessant sind die ausliegendcn Fremdenbücher, welche die steigende Frequenz aus aller Herren Ländern Nachweisen. Neu angckoiniiicn sind Uniformen der sächsischen Garde-Grenadiere, Baschkiren-Lanzen und Tscherkessk» - Bogen mit Pfeil, eine seltene Napolconsbüste sowie andere interessante Sehenswürdigkeiten. -sp Durch den Sturz von einer Treppe seiner Behausung zog sich der Dachdecker Max Kl. in Thonberg eine erhebliche Kops- wunde und eine schwere innere Verletzung zu, so daß mau ihn nach dem Krankenhaus« St. Jacob transportiren mußte. — Beim Futterschütteu wurde dcr Arbeiter Friedrich Kr. von einen: Pferde gegen die Krippe gedrückt und ihm hierbei eine so bedeutendc Quetschung dcr linken Hand zugesügt, daß er sich nach dem Krankenhanje St. Jacob begebe» mußte. Ferrttlrtsir. Als die Sternschnuppen fielen. Nachdruck verkoken. Die Sommernacht war angebrochen und hatte nach einem beißen Augusttage die sonneudurchglühte Erde mit erquickender Kühlung umhüllt. Doch ob auch draußen ein linderes Lüftchen zu wehen begann, in den engen Wohnungen der Menschen herrschte noch drückende Schwüle, und mancher Müde scheute sich, sein Nachtlager aufzusuchen, auö Furcht, vor Wärme dort den ersehnten Schlummer nicht finden zu können. Erging eS Wohl so auch jenem einsamen Manne, der in einem schmale» Gemach sich jetzt von seinem Schreibtische erhob und mit einem tiefen Seufzer an das offene Fenster trat? Wie träumend betrachtete er eine Zeit lang den Sternenhimmel, bis endlich das jähe Auflauchen und Wieder verschwinden jener weiße», ins Gelb oder Bläuliche schim mernden Lichtpuncte dort droben ihn mehr und mehr zu fesseln begann. „Die Sternschnuppen fallen heute in beson ders großer Anzahl", dachte der Einsame, und dabei fiel ihm unwillkürlich jener alte Volksglaube ein, daß jeder Wunsch in Erfüllung gehen müsse, den man beim Anblicke einer nieder eilenden Sternschnuppe denkt oder ausspricht. Ach, auch sein Herz hegte Wünsche, innige, warme, und als jetzt der nächste Lichtpunkt sein Auge traf, dachte er halb unbewußt: „O, mochte doch ein günstiger Stern über meinem Werke walten!" ... DaS neue Werk des Dichters, dort lag eS auf dem Schreibtische, eben erst beendet; der Verfasser hatte sein Bestes, Eigenstes hineingelegt, eS war während der letzten Monate sein treuester, oft einziger Freund gewesen, der ihm über Mangel und Entbehrungen, über körperliche und seelische Erschlaffung liebevoll hinweggeholfen hatte. Morgen aber sollte der Dichter das Kind seines Herzens, seiner Phantasie hinauSsenden in die Fremde; dort, das wußte er, würde kalte zersetzende Kritik das Innere und Aeußere seines Lieblings rücksichtslos prüfen, und vielleicht gerade DaS, was ihm selbst daran daS Liebste gewesen war, am meisten verketzern und in den Staub ziehen. Der Einsame trat unwillkürlich vom Fenster zurück an den Schreibtisch und breitete wie schützend die Hände über das dort liegende Manuscript. DaS aber schien plötzlich lebendig zu werden und ihm zuzurufen: „Sorge Dich nicht um mich! Was man mir draußen raubt, das wirst Du, das werden Deine künftigen Schöpfungen doppelt gewinnen, wenn Du Dir nur selber treu bleibst." — Diese Worte klangen überzeugend; der sie vernommen hatte, schaute wieder zum Sternenhimmel empor. Wohl schwieg das Sebnen nach An erkennung und äußerem Erfolg noch nicht ganz in dem Herzen des Mannes — vielleicht waren daran die neckischen Stern schnuppen schuld! Aber wie diese von ihren großen stetigeren Brüdern überstrahlt wurden, so war auch das Innere deS Dichters von der freudigen Gewißheit durchleuchtet, daß er, selbst wenn Enttäuschungen seiner harren sollten, dennoch unentwegt weiter schaffen, für seine einmal gefaßten Ideale unbeirrt weiter kämpfen werde. Einsamer Dichter, viel lerntest Du beim Glanze der Sonnenlichter! Geh nun schlafen, Du darfst cs getrost! Zu derselben Zeit erhob sich des Försters Töchterlein von seinem Lager; es konnte nicht schlafen und meinte schier er sticken zu müssen in dem dumpfen Raume. Nasch war ein leichtes Morgengewand übergcworfen und mit behutsam huschendem Schritt das Gärtchen erreicht. Hier athmete die Ruhelose tief auf, die milde Nachtluft kühlte ihre heißen Wangen und Schläfe, das Weh des Herzens, das ihr den Schlaf von den Augen gescheucht hatte, löste sich in leisem Weinen. Diese Thranen galten dem ferne» Geliebten, der heute um ihre Hand angebalten hatte, von dem Vater aber, der sein Kind einem wohlhabenden Forstmanue vermähleu wollte, mit Hohn und Zorn zurückgewiesen worden war. „Lieber Gott, gieb mir meinen Ego«, schütze mich vor dem ungeliebten Manne!" flehte sie, den thränendeu Blick zum Himmel aufschlagend. Da fiel eine Sternschnuppe. „Egon, bleib mir treu", wünschte blitzschnell das Märchen, und, war es Gottvertrauen, war es Aberglaube oder eine Mifchnng von beiden: das gequälte Herz begann ruhiger zu schlagen. Eine Zeit lang noch ließ die Jungfrau Lust und Sternenhimmel auf sich wirken, dann ging sie zur Ruhe und träumte von Liebe und Sternen. Am anderen Morgen er- wachte sie mit der Ueberzeuaung, daß Beide klar und ewig wohl im Stande seien, die Nacht endlich zu durchbreche». Dieser Glaube bestimmte das Mädchen, sanft, aber entschiede» um seine Liebe zu kämpfen, zu kämpfen mit einem Vater, der sich in der Wahl des rechten Mittels, sei» Kind zu be glücken, nur vergriffen batte. Sternennacht, das Förstertöchterlein kann mit deinem Er gebnisse zufrieden sein! Nicht so die Magd im Forsthause! Sie hatte vor Schlafengehen dem Spiele der Sternschnuppen auch eine Weile zugcschaut und sich einmal überS Andere ein Zauberkraut oder LiebeStränklein gewünscht, womit sie ihren ungetreuen Schatz wieder an sich ziehe» könnte. Sternschnuppen, fürwahr, 'S ist grausam von Euch, ihr nichts dergleichen verrathen zu haben! Oder wie, hätte die Verschmähte wohl klüger gethau, für sich und ihre» Hansel von Euch beständigeren Sinn und verträglichere Herzen zu erbitten? Anvertraut habt Ihr keinem Irdischen etwas darüber, aber glauben wird's Mancher. Noch an anderen Orten ward in jener Nacht gewünscht, wiewohl nicht gerade überall mit Bezug aus die Stern schnuppen. In dem geräumigen Gemach eines eleganten Hauses saß ein anderer Einsamer, nicht Knabe mehr und noch nicht Mann, er war über seinen Büchern eingeschlafen und träumte von Griechen und Römern, mit denen er sich hrrumschlug. Er mochte sich dabei heftig bewegt haben, die Lampe auf dem Tische klirrte, der Schläfer fuhr auf und sah nicht lebendige Feinde, ach, mit Lenen hätte "'S freudig ausgenommen, sondern todte Bücher vor sich. Dies wandelte seinen schlaftrunkenen in einen zornigen Blick, und auS seinem Munde brach eS hervor: O, ich wünsche alle diese Schwarten sammt allen Schulmeistern zum Teufel! ! Es war ein gottloser Wunsch; die Sternschnuppen würden mit seiner Erfüllung Manchem einen schlimmen Streich ge spielt haben: dem Gymnasiasten freilich war sein Verlangen, wenngleich es sich nicht gegen die unschuldigen Lehrer und Bücher hätte richten sollen, nicht allzusehr zu verargen; mit viel Kraft in den Gliedern und wenig im Hirn bäumte er sich nur gegen ein Etwas auf, daS seiner Natur im Innersten zuwider war, das sei» Leben in verfehlte Bahnen zu lenken drohte. ES sind nicht die unberechtigtesten Wünsche, die nach Befreiung von einer Last, der wir unverschuldeter Ursachen wegen nicht gewachsen sind. Weit unnatürlicher erschien den Sternschnuppen dagegen das Verhalten eines Mannes, ter jetzt eben, ohne einen Blick auf die prangende Natur ringsum zu werfen, im offenen Wagen durch die stille Nacht Lahiusuhr. Der Thcilnahmlose kehrte von einem Svininerfest, daS eine befreundete Familie veranstaltet und mit allem Luxus auSgestattet hatte, in sein reizend gelegenes Landhaus zurück; sein Gesicht zeigte einen düsteren Zug, in seinem Herzen wohnte das schlimmste, was überhaupt in einem Menschcnherzeu Platz greisen kann: Wcltüberdruß, Selbstverachtung. Diese Dämonen waren herbeigczogen worden durch ein Leben endloser Genüsse, die Waffen der Arbeit und der Entsagung hatten sie nie zu verscheuchen gesucht, und so bildeten sie jetzt in dem Dasein deS Unglücklichen eine Macht, die ihm die Stunden des Tages, die Ruhe der Nacht vergällte. Er besaß Vielerlei, was die meisten Sterblichen vergebens ersehnen, Neichthum, Ehre, Schönheit, aber diese Güter, weil er sie als etwas Selbstverständliches betrachtete, weil er sie nicht mit Anderen z» theilen verstand, waren ihm, wie Alles in dieser Welt, eine unerträgliche Last. Jetzt entstieg der arme Reiche dem Wagen. Indessen blitzten immer neue Sternschnuppen auf, um im nächsten Augenblick wieder in der Nacht zu verschwinden. Ob sic den früh aus froher Gesellschaft Heimgekchrten zum Wünschen reizen wollten? Ach, der hatte diese natürlichste aller Thätigkeiteu der Menschenseele fast völlig verlernt; was hätte er auch begehren sollen! Die lieblichsten Nichtig keiten der Erde lockten ihn nicht mehr, ihre hohen Ziele kannte er nicht, oder wenn er sic doch kannte, besaß er nicht Willensstärke genug, sie zu erstreben. Zuweilen nur, wenn er sich recht überflüssig und übersättigt fühlte, empfand er Sehnsucht nach dein Tode. Auch jetzt, beim Eintritte in sein schönes, aber ödes HauS, wollte sie in ihm ausstcigen, doch riß er seine Gedanken gewaltsam los von jenem dunkeln Bilde, das seiner eigentlichen, in Glanz und Schwelgerei ver weichlichten Natur gänzlich zuwider war. Menschen, denen es an Kraft gebricht, mit sich selbst und dem Leben zu ringen, scheuen sich in der Regel auch, ihren Geist ernstlich der Todes stunde zuzuwenden. Der Besitzer deS Landhauses leerte noch mehrere Gläser- starken Weines, die Fähigkeit deS Denkens begann ihm all mählich zu schwinden, der erträglichste Zustand seines zer störten Daseins umfing ihn. Ihr Sterne dort oben, wahrlich, eS mag hart für Euch sein, dergleichen Jammer schweigend mit anschaneu zu müssen, doch freilich, Eure allscbendeu Augen erblicken auch manch anziehend freundliches Bild in den Wohnungen der Menschen, das, wäret Ihr des Neides fähig, Euch dieses Gesühl woh abringen könnte. Aber Ihr neidet die armen Sterblichen nicht; freundlich strahlet Ihr in jener Sommernacht auch ans Einen hernieder, den der verflossene Tag an daS Ziel seiner Wünsche gestellt hatte. Er hatte sich schon einmal angekleidet auf daS Bett ge worfen, jetzt war er wieder aufgesprungen und durchmaß mit großen Schritten den kleinen Raum. Im Nebenzimmer chicn mau den Klang seiner Tritte gehört zu haben, denn nicht lange, so trat eine, vor der Zeit gealterte Frau herein, und sagte, die Hand leicht auf die Schulter deS Wandernden legend, „Du wachst noch immer, Kind? Sprich, hat Dick' das Glück krank gemacht?" „Ein Wunder wär'S nicht", klang es freudig zurück, „Ach Mutter, Mutter! die Zeit deS Ringens, Darbens, Bangens ist vorüber! Ich habe ein Amt! Ich ann Dir einen sonnigen Lebensabend bereiten, kann die Ge liebte cinsühren in das eigene Heim, ich kann und will in meinem neuen Berufe Gutes für die Menscheit wirken! Wo ist der Sterbliche, der glücklicher ist als ich?" Die Mutter wußte keinen, aber sie legte doch, Einhalt gc bietend, den Finger auf den Mund, als ob sie sagen wollte: Juble nicht zu srüb! Und als jetzt das Kind ihrer Sorge, ihrer Hoffnung sie innig an sich zog, flehte sie still um Dane-, seines Glückes. Da löste sich eine Sternschnuppe vom Himmel und sank hellleuchtend hernieder, die Mutter nahm sie für eine günstige Vorbedeutung, der Sohn sah sie nich:, sein Blick war zu sehr noch nach innen, zu sehr in die lichlc Zukunft gerichtet. Die Sternschnuppen zürnten darum dcm Freudetrunkenen nicht, im Vorüberfliegen aber sagte eine zu einem glänzenden Sterne in Worten, die deutlich eine große Strecke deS Universums durchtönten: „Sind sie nicht seltsam, die Menschenkinder, mit ihren Wünschen, mit ihrem Wahn, daß wir, die wir doch selbst streng vorzezeichnete Bahnen vollenden müssen, im Stande sein sollen, ihre Geschicke zu beeinflussen?" „Seltsam", versetzte der Anzeredete, „Seltsam nennst Tu darum die Menschheit? Ich möchte sie glücklich preisen, wenn sie noch zu wünschen, noch aufwärts zu schauen ver mag!" Die kleine Sternschnuppe aber beharrte: „Was frommt den Sterblichen ein Sehnen, das sich fast nie oder doch nur selten ganz erfüllt? Was ein Aufblick nach oben, der sie vom Erdenstaube nicht lösen kann?" „Der Eric wird durch Beides zu ernstem Wollen, zu freudigem Streben nach selbstgesteckten guten Zielen begeistert; Du hast die Prol-c an dem einsamen Dichter, dem liebenden Forstkinde dort unten. Wahrhaft arm ist nur der Mensch, der wunschlos, willenlos, pflichtlos seine Tage durchmißt! Wie eS unsere Bestimmung ist, zu leuchten und zu strahlen, so ist es die dcr Erdgeborene», sich zu sehnen und um daS Ersehnte zu kämpfen." So sprach der Stern, gestützt auf Jahrtausende alte Beobachtung des Menschengeschlecht-; die Sternschnuppe schien überzeugt zu sein, wenigstens erhob sie keinen weiteren Einwand. Tie Sommernacht ging zu Ende, der neue Tag stieg empor; die Menschen aber, wie der Stern eS gesagt hatte, begehrten und kämpften weiter und sogen auS ihren Wünschen sowohl Kraft zu verkehrter als auch zu nützlicher, segen spendender That. Anna Pötsch.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder