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Thierzucht. 39 bolge deffen müffen die Beftrebungen der Züchter diefer Thierart in den verfehle- denen Ländern mehr gleichmafsige fein und können höchftens nur in unterge ordneten Dingen von einander abweichen. Diefe Uebereinftimmung zeigte üch auch in der englifchen, deutfchen und Öfterreichifchen Abtheilung, wo wir durchwegs Angehörige der fich durch frühe Entwicklungs-Maftfähigkeit auszeichnenden englifchen Racen finden, die damit die Züchter diefer Länder für das Befte be zeichnen. Man könnte darnach auch leicht zu dem Glauben verleitet werden, dafs in Deutfchland und Oefterreich nur die englifchen Kunftracen Pflege finden. Damit würde man fich aber fehr irren ; trotz aller ihrer Vorzüge konnten fie fich bisher vielerorts noch nicht die gebührende Anerkennung erwerben. Nicht wenig trägt dazu zwar der Umftand bei, dafs das Wirkfamwerden ihrer ausgezeichneten Eigenfchaften an die Erfüllung gewiffer Bedingungen geknüpft ift, was häufig nicht berückfichtigt wird und darum zu einem unrichtigen Urtheile führt. Sorgfalt in der Haltung und reichliche Fütterung dürfen dem englifchen Schweine nicht verfagt werden, fobald feine Zucht vortheilhaft fich gehalten foll und wo das Eine oder das Andere die Verhältniffe nicht erlauben, dort wird man nur gut thun, von ihm abzufehen oder höchftens in einer Blutmifchung das Mögliche zu erreichen fuchen. Unter den englifchen Racen gilt heute in Deutfchland im Allge meinen die fchwarze oder fcheckige Berkfhire-Race, wovon auch die Ausheilung zahlreich befchickt war, dank ihrer Abhärtung für die geeignetfte, gepflegt zu werden, während in Oefterreich den jedenfalls empfindlicheren weifsen Racen der Vorzug gegeben wird. Wenn es auch fchon als Fortfehritt anzufehen ift, dafs man fich um die Zu- eignung fremdländifcher Vorzüge beftrebt, fo läfst fich doch Tagen, dafs bisher die Summe des Aufwandes züchterifcher Intelligenz und Thatkraft für Förderung der Schweinezucht am Continente, abgefehenvon einigen wenigen Anläufen, noch eine geringe ift. F i f c h e. Die Zucht oder der Fang derfelben bildet fehr häufig einen Erwerbszweig von grofser Ausdehnung und hoher Bedeutung. Seine Betriebsweife ift aber in den einzelnen Ländern eine fehr verfchiedenartige, je nachdem der Menfch fich feine einftmalige Ernte felbft vorzubereiten gezwungen ift, oder die Natur in ihrer Freigebigkeit dafür forgt. Die künftliche Fifchzucht, die planmäfsige Teichwirth fchaft oder geordnete Flufsfifcherei ftehen fo der See- oder Meerfifcherei gegen über und theilen fich abwechfelnd mit letzterer in die gegenfeitige Ueberlegenheit. Wenn zwar auch in der Ausftellung kein getreues Abbild von der eigentlichen Sachlage in diefer Beziehung in den verfchiedenen Ländern geboten wurde, fo konnten wir doch dafelbft fehr viel Werthvolles fehenund erfahren. Ein Land, in dem die Fifcherei die höchfte Bedeutung hat und wo in ein zelnen Gegenden, wie an und um den nördlichen Polarkreis, diefelbe fogar die einzige Nahrungsquelle bildet, ift Norwegen. Neben grofser Landfee- und beachtenswerther Flufsfifcherei hat es fehl* ausgedehnte See- oder Meerfifcherei und trug diefer Thatfache in der Errichtung eines eigenen Fifchereipavillons Rech nung, in welchem es Modelle, Geräthfchaften, Fifche in Spiritus, dann in ander weitig confervirtem Zuftande etc. ausftellte. Wen die Sache näher intereffirt, der lafle fich an eine ad hoc veröffentlichte Schrift * verweifen, wo er fich hierüber genauer unterrichten kann; dafelbft finden die einzelnen Fifchereien, von denen die Dorfch- und Winterhäring-Fifcherei die bedeutendften find, eingehende Be- fprechung und die Vertriebsweife der Produdfe wird gründlich erörtert. Hier möge es nur geftattet fein, die Zahlen mitzutheilen, welche die Ausfuhr der wichtigften Fifchprodutfte Norwegens im Jahre 1872 angeben: * Die Fifcherei-Induftrie Norwegens von H. B. — Bergen I873. J. D. Beyers Bogdrykkeri.