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Mehl- und Mehlfabricate. 21 Mafchinen und Oefen zur Teigwaaren-Fabrication. Die h y draulifche M a c c a r o n i p r e ff e der Mafchinenfabrik in St. Georgen in der Schweiz verdient ihrer vorzüglichen Conftruclion und Aus führung wegen eine nähere Befprechung: Es ift bekannt, dafs diefe Preffen auf demfelben Grundprincipe wie die Thonröhren- oder Bleiröhren-Preffen beruhen. Die Teigmaffe wird in einen Cylinder gebracht, in deffen Boden ein Model eingefetzt ift, welcher Durchbre chungen in jener Querfclinittsform zeigt, welche der zu erzeugenden Nudel zukom men foll. Bringt man unter der Aufsenfläche des Modells ein rotirendes Meffer an, fo werden die ausgetriebenen Teigcylinderchen fogleich in dünne Blättchen gefchnitten, welche Blättchen die Form der Durchgangsöffnungen zeigen, diefen entfprechend alfo Sternchen, Kreuzchen, Buchftaben etc. darftellen können. Es kann als drückendes Organ ebenfowohl eine Schraube als eine liydrau- lifche Preffe verwendet werden; die Anwendung von letzterer ift aber rationeller, weil ohne grofse Reibungsverlufte durch vielfache Ueberfetzungen der erforder liche grofse Druck von 1700 bis 2400 Pfund per Quadratzoll (welcher bei feiner Schnittwaare des feileren Teiges wegen bis 3600 Pfund fteigen kann) fich lier- ftellen läfst. Figur 7 a, Tafel II, zeigt eine Durchfchnittsfkizze diefer Mafchine, in welcher A den hydraulifchen Druckcylinder, B den hydraulifchen Cylinder zum Heben der Prefskolben, c, c die beiden Teigcylinder, D, D die Teigprefs-Kolben, m die unten im Teigcylinder eingefetzten Model und E das Quer-Schneidwerk bezeich net, welches in Figur 7 b gröfser dargeftellt ift. Wir erfehen aus diefer Figur, dafs an einer verticalen Welle a die Meffer s, s fitzen, welche fich dicht unter dem Model im Kreife drehen, die rotirende Bewegung der Meffer, deren Gefchwindig- keit fich durch Stufenfeheiben und ein Rädervorgelege abändern läfst, wird vom Riemen r und den Rädern/, q vermittelt. Der untere Theil der Teigcylinder C ift von einer Hülfe F umfchloffen, welche zwifchen C einen Zwifchenraum 0 läfst, in welchen Dampf eingeleitet wird, durch welchen die Model, fowie die Teigmaffe warm erhalten werden. Durch diefe Erwärmung trocknen die ausgeprefsten Paftawaaren fchnell und kleben beim Legen auf die Trockenhürden nicht anein-, ander. Befördert wird diefes rafche, oberflächliche Trocknen noch durch feitlich aufgeftellte Windflügel. Es bedarf wohL kaum der Erwähnung, dafs beim Preffen das Waffer des Hebecylinders B und anderfeits beim Heben das Waffer des Prefscylinders A in ein Refervoir frei entweichen kann. Ausführliche Zeichnungen diefer Mafchine finden fich in Uhland’s praktifchem Mafchinenconftrudteur, Jahrgang 1873, Nro. 12. Nachdem die Model von oben ein und ausgehoben werden und die Teig cylinder überhaupt zugänglich fein müffen, fo find die Prefsftempel fo eingerichtet, dafs fie — nach Ausziehen eines Stiftes in einem Charnier beweglich find und aufgeklappt werden können. * Die St. Georger Mafchine lcoftet mit zwei Teig- cylindern 55°° Francs, ein Model aus Kanonenmetall 55 Francs, ein folcher für Buchftaben 100 Francs. Die Leiftung der Mafchine beträgt in zwölf Arbeitsftunden 8 bis 10 Centner. Dauer des Niederganges 10 Minuten, des Aufganges 1 Minute. Höhe der Mafchine 17 Fufs, Breite 3 Fufs, Länge 5 Fufs, Gewicht 108 Centner. Kraftbedarf bis 2 Pferde. * Für die Hand des Arbeiters ganz ungefährlich ift jene Conftruction, welche Franz Schmid an einer für die Paftawaaren-Fabrik von Eduard Fifcher von Röslerftamm in Wien gebau ten Prefse anbrachte, bei welcher der Prefsftempel an einer horizontal drehbaren Platte feftfitzt, und hiedurch zur Seite gebracht wird, ohne feine verticale Lage zu ändern, ohne alfo nieder fallen und hiedurch den Arbeiter belchädigen zu können.